Zweimal das Glück der Berge: Heimat-Roman Doppelband - Alfred Bekker - E-Book

Zweimal das Glück der Berge: Heimat-Roman Doppelband E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

2 Alfred Bekker Heimat-Romane: Die Brüder vom Krainacher- Hof/ Der Wildschütz und die Jägerstochter (349) Max Krainacher ist ein junger Jäger, dem in letzter Zeit ein ziemlich dreister Wilderer viel zu schaffen macht. Sein älterer Bruder Toni wird dereinst den Hof des Vaters erben. Früher waren die Krainacher-Söhne ein Herz und eine Seele, aber seit sie beide ein Auge auf Marianne, die Tochter des Bernmayer-Bauern, geworfen haben, sind aus ihnen erbitterte Feinde geworden, was besonders ihren Vater, den Krainacher-Bauern, sehr schmerzt. Die Bauern hoffen, dass Marianne und Toni ein Paar werden, damit beide Höfe einst zusammengelegt werden können - aber die junge Frau hat ihrerseits nur Augen für Max. Im Frühjahr soll geheiratet werden. Toni ist allerdings nicht gewillt, sich so einfach damit abzufinden. Durch ein paar dumme Zufälle und die Intrige der Bernmayer-Bäuerin kommt Misstrauen und Eifersucht zwischen die Liebenden.Es kommt zu einigen Verwicklungen und Toni gerät in den Verdacht, der Wilderer zu sein. Im Angesicht der Berge treffen die feindlichen Brüder aufeinander... Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

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Zweimal das Glück der Berge: Heimat-Roman Doppelband

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Inhaltsverzeichnis

Zweimal das Glück der Berge: Heimat-Roman Doppelband

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Die Brüder vom Krainacher Hof

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Der Wildschütz und die Jägerstochter

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Zweimal das Glück der Berge: Heimat-Roman Doppelband

von Alfred Bekker

2 Alfred Bekker Heimat-Romane: Die Brüder vom Krainacher- Hof/ Der Wildschütz und die Jägerstochter

Max Krainacher ist ein junger Jäger, dem in letzter Zeit ein ziemlich dreister Wilderer viel zu schaffen macht. Sein älterer Bruder Toni wird dereinst den Hof des Vaters erben.

Früher waren die Krainacher-Söhne ein Herz und eine Seele, aber seit sie beide ein Auge auf Marianne, die Tochter des Bernmayer-Bauern, geworfen haben, sind aus ihnen erbitterte Feinde geworden, was besonders ihren Vater, den Krainacher-Bauern, sehr schmerzt.

Die Bauern hoffen, dass Marianne und Toni ein Paar werden, damit beide Höfe einst zusammengelegt werden können - aber die junge Frau hat ihrerseits nur Augen für Max. Im Frühjahr soll geheiratet werden. Toni ist allerdings nicht gewillt, sich so einfach damit abzufinden.

Durch ein paar dumme Zufälle und die Intrige der Bernmayer-Bäuerin kommt Misstrauen und Eifersucht zwischen die Liebenden.Es kommt zu einigen Verwicklungen und Toni gerät in den Verdacht, der Wilderer zu sein.

Im Angesicht der Berge treffen die feindlichen Brüder aufeinander...

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

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Die Brüder vom Krainacher Hof

von Alfred Bekker

von Alfred Bekker

––––––––

MAX KRAINACHER IST ein junger Jäger, dem in letzter Zeit ein ziemlich dreister Wilderer viel zu schaffen macht. Sein älterer Bruder Toni wird dereinst den Hof des Vaters erben.

Früher waren die Krainacher-Söhne ein Herz und eine Seele, aber seit sie beide ein Auge auf Marianne, die Tochter des Bernmayer-Bauern, geworfen haben, sind aus ihnen erbitterte Feinde geworden, was besonders ihren Vater, den Krainacher-Bauern, sehr schmerzt.

Die Bauern hoffen, dass Marianne und Toni ein Paar werden, damit beide Höfe einst zusammengelegt werden können - aber die junge Frau hat ihrerseits nur Augen für Max. Im Frühjahr soll geheiratet werden. Toni ist allerdings nicht gewillt, sich so einfach damit abzufinden.

Durch ein paar dumme Zufälle und die Intrige der Bernmayer-Bäuerin kommt Misstrauen und Eifersucht zwischen die Liebenden.Es kommt zu einigen Verwicklungen und Toni gerät in den Verdacht, der Wilderer zu sein.

Im Angesicht der Berge treffen die feindlichen Brüder aufeinander...

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© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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1

Ein Schuss donnerte durch den Hochwald und hallte an den steilen Berghängen mehrfach wider.

Max zuckte unwillkürlich zusammen, nahm die eigene Flinte vom Rücken und fragte sich, aus welcher Richtung der Schuss wohl gekommen sein mochte.

Bei dem lauten Widerhall war das nämlich gar nicht so einfach zu bestimmen.

Der Krainacher-Max war ein schneidiger Jägersmann von gerade einmal 25 Lenzen. Er war dunkelblond und hatte strahlend blaue Augen, deren Blick er in diesem Augenblick wachsam über die Hänge streifen ließ.

Er war schon eine ganze Weile hinter einem Wildschütz her, der hier oben im Hochwald und an den Hängen seit einiger Zeit sein Unwesen trieb. Aber bis jetzt fehlte dem jungen Jäger leider jede Spur.

Innerlich kochte er, wusste aber, dass er jetzt versuchen musste, kühlen Kopf zu bewahren.

Dann sah Max den Wilderer auf einer Lichtung an einem der Hänge. Der Wildschütz schien gerade dabei zu sein, sich und seine Beute in Sicherheit zu bringen.

Der Mann hatte sich ein Stück Wild über die Schultern gelegt. Max konnte auf die Entfernung nicht genau erkennen, was es war.

In der Rechten hielt der Wildschütz sein Gewehr und auf dem Kopf einen dunkelroten Hut, das war deutlich zu sehen. Aber vom Gesicht des Mannes konnte der Krainacher-Max nichts erkennen.

Zu dumm!

Und dann verschwand der Wildschütz im nächsten Moment mitsamt seiner Beute im Wald.

Mei, jetzt oder nie!, ging es dem Jäger durch den Kopf, der überhaupt nicht daran dachte, schon aufzugeben.

Mit etwas Glück konnte er den Kerl noch erwischen! Schließlich hatte der Wilderer eine schwere Last zu tragen und war dementsprechend langsam.

Max zögerte nicht lange und spurtete los, um zu jenem Hang zu erreichen, an dem er den Wildschütz gesehen hatte.

Max Krainacher war ein guter Läufer und vor allem kannte er sich hier oben im Hochwald aus. Sein Revier war ihm so vertraut, wie seine Westentasche; in diesem Punkt konnte niemand an ihn heranreichen.

Erst, als Max wenig später die Lichtung erreicht hatte, auf der der Wildschütz sich unvorsichtigerweise hatte sehen lassen, gönnte der Jäger sich eine kurze Verschnaufpause.

Er sah sich nach Spuren um, fand etwas Tierblut und eine Stelle, an der das Gras niedergedrückt war. Aber er fand auch noch etwas anderes. Ein Taschenmesser mit einem kunstvoll bemalten Perlmuttgriff, auf dem ein röhrender Hirsch zu sehen war.

Der Jäger bückte sich und hob das Messer auf, um es einzustecken. Vielleicht würde es ihm ja helfen, den Übeltäter zu überführen!

Dann lief Max in jene Richtung, in die er den Wildschütz hatte entschwinden sehen. Auf dem feuchten Waldboden fand er nun sogar Fußspuren, die gut und gerne von dem Kerl stammen konnten.

Sie führten weiter hinauf und je weiter Max ihnen folgte, desto härter wurde der Boden, so dass es schließlich keine Spuren mehr gab.

Weit kann er net sein mit seiner schweren Last!, dachte der Jäger zuversichtlich.

Ganz gewiss war er dem Wildschütz dicht auf den Fersen!

Max suchte das ganze Gebiet gründlich ab. Jeden Unterschlupf, den er kannte und auch der alten Berghütte, in der seit dem Tod des alten Greindl niemand mehr wohnte, stattete er einen Besuch ab.

Ohne Erfolg.

Er stieg auch hinauf zu den Felsen, obwohl es recht unwahrscheinlich war, dass der Wilddieb mitsamt seiner Beute hier hinauf gestiegen war.

Zwar gab es hier oben genügend gute Verstecke, aber es hätte schon ein ausnehmend guter Kletterer sein müssen, der es geschafft hätte, mit einem Stück Wild auf dem Rücken hier hinaufzukommen.

Langsam wurde die Sonne milchig und der Jäger wusste, dass er auch diesmal den Kampf gegen seinen Widersacher verloren geben musste, wollte er den Abstieg nicht in der Dunkelheit hinter sich bringen müssen.

Aber irgendwann, das schwor er sich grimmig, würde er denjenigen schon fassen, der hier unerlaubterweise im Hochwald auf Jagd ging!

Es war nur eine Frage der Zeit.

2

Auf seinem Heimweg schaute Max noch kurz beim Bernmayer-Hof vorbei.

Vor der Haustür saß der Sepp, der hier seit ein paar Jahren Großknecht war. Er hockte auf der Bank und streckte die Beine von sich. Nach einem anstrengenden Tag gönnte er sich jetzt offenbar die wohlverdiente Ruhe. In seinem Mundwinkel hatte er ein Pfeifchen, das er jetzt herausnahm, als er den Jäger herankommen sah.

"Servus, Sepp!", grüßte Max freundlich und blies dabei ein paar Rauchschwaden aus dem Mund

"Servus, Grünrock!", gab der Sepp mit einem schalkhaften Lächeln zurück. "Na, warst wieder auf der Jagd nach deinem Wildschütz, dem vermaledeiten?"

Max nahm die Flinte vom Rücken, stützte sie auf dem Boden ab und nickte dann. Er hatte dem Sepp von den Schwierigkeiten erzählt, die er im Moment mit einem Wilderer hatte.

"Ganz nah bin ich ihm heut' gewesen, dem Hund!", berichtete er aufgebracht.

"Aber er ist dir dennoch wieder entwischt, net wahr?", stellte der Großknecht fest.

Max hob mit einer hilflosen Geste die Schultern und seufzte dann hörbar.

"Mei, einmal werd' ich ihn schon erwischen, den Kerl!", kündigte er an. "Darauf kannst du Gift nehmen!" Dann beugte sich der Jäger etwas vor und erkundigte sich in gedämpfterem Tonfall: "Ist die Marianne zu Hause? Ich würd' gern ein Wörtl mit ihr reden!"

Der Sepp lachte heiser.

"Hab mir schon gedacht, dass du net nur herkommst, um mir was von deinem Wildschütz zu erzählen - so sehr er dich auch immer ärgern mag!"

Max wurde ungeduldig.

"Nun sag schon, Sepp!", forderte er. "Ist sie da, die Marianne?"

"Ja, sie ist im Haus." Der Sepp machte ein recht nachdenkliches Gesicht und Max Krainacher wusste nur zu gut, was dem Großknecht so im Kopf herumspuken mochte. Der Sepp erhob sich von seiner Bank und raunte dann: "Du hast Glück! Der Bauer und die Bäuerin sind ins Dorf gefahren!"

Max zuckte die Achseln.

"Du weißt, ich hab mit dem Bauer und Bäuerin keinen Hader, Sepp!"

"Das net...", meinte der Sepp gedehnt. "Aber dir ist doch auch schon aufgefallen, dass der Bauer es net so gern sieht, wenn du dich mit seiner Marianne triffst. Neulich hattet ihr zwei deswegen doch noch einen regelrechten Streit miteinander! Wirst dich sicher noch daran erinnern!"

Max seufzte.

"Ja, ich weiß... Aber das ist ja schon eine ganze Weile her."

"Net mehr als eine Woche, denk ich", gab der Sepp da schmunzelnd zurück.

Max zuckte die Schultern. "Brauchst dem Bauern ja net gerad' zu sagen, dass ich hier war!"

"Natürlich net", versicherte der Sepp. "Kannst dich auf mich verlassen, Max! Das ist doch eine Selbstverständlichkeit! Schließlich waren wir ja schon in Schule gute Freunde, net wahr?"

Max gab dem Sepp einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter.

"Ich dank' dir, Sepp!"

"Nix zu danken!"

"Bist ein echter Freund, Sepp!"

Der Großknecht nickte und wirkte jetzt etwas nachdenklich.

"Schon recht, Max. Aber versuch auch mal den Bauern zu verstehen! Der würd's halt lieber sehen, wenn dein Bruder, der Toni, die Marianne heiraten tät! Das ist doch auch net so schwer zu begreifen, oder? Die Marianne erbt dereinst den Bernmayer-Hof und euren Hof, den bekommt dein älterer Bruder, net du!"

Max seufzte.

"Ja, ich weiß wohl, Sepp!"

"Einen schön großen Hof wird das geben, wenn es wirklich dazu kommt", meinte der Großknecht fast schwärmerisch. "Da wäre ich gerne Bauer, das kannst du mir glauben! Der größte Hof im ganzen Hochtal wär das - und noch weit darüber hinaus!"

Max wusste, dass er schlechte Karten hatte, wenn es darum ging, den Bernmayer-Bauern davon überzeugen, dass er der richtige Mann für die Marianne war. Er war nun mal nur einfacher Jäger und kein Hoferbe. Damit musste er sich abfinden.

Aber sollte er deswegen vielleicht aufgeben, was die Marianne anging?

Nein, dazu war er nicht bereit! Dazu hatte er sie einfach zu gern.

Plötzlich ging dann die Tür auf und ein blitzsauberes Dirndl trat heraus; das war die Marianne. Das Haar fiel ihr lang über die Schultern und ihr Kleid passte ihr, als hätte es jemand für sie maßgeschneidert. Gertenschlank war sie, und in ihrem feingeschnittenen Gesicht hatte sie zwei warme, dunkle Augen.

"Max!", rief sie und ein strahlendes Lächeln ging über ihr Gesicht.

"Ja", meinte der Sepp augenzwinkernd. "Ich glaub', ich hab' auch noch das eine oder andere zu tun."

Und damit erhob sich der Großknecht und ging davon. Er spürte ganz genau, wann er er fehl am Platz war. Und so ein Augenblick war jetzt.

"Ich dachte, ich schau auf dem Rückweg vom Hochwald nochmal bei dir vorbei, Marianne!"

"Mei, das ist eine schöne Überraschung", freute sich das Dirndl.

Max verlor nicht viel Worte, sondern kam gleich zu seinem Anliegen.

"Hast schon mit deinem Vater gesprochen?", fragte er. "Darüber, das wir vielleicht im nächsten Frühjahr heiraten wollen?"

"Hör mal, Max...", begann sie zögernd.

Marianne seufzte schwer und Max Krainacher ahnte die Antwort bereits, noch bevor das Dirndl endlich seinen Mund aufmachte.

Marianne fasste ihn sacht am Arm und wollte, dass Max sich mit ihr zusammen auf die Bank setzte, aber Max wollte sich nicht setzen.

Erst wollte der junge Grünrock nämlich wissen, wie die Dinge nun standen. Lange genug hatte er jetzt gewartet, so fand er. Ungeduld stieg in ihm hoch und er fühlte, wie sich alles in ihm zusammenkrampfte.

"Du hast ihm noch nix gesagt, net wahr?", murmelte der Max dann und Marianne senkte den Kopf. "Was ist? Willst mich net mehr oder hast es gar net ernst gemeint, als wir zusammen den Entschluss gefasst haben? Weißt noch? Droben beim Heustadel war's!"

"Natürlich weiß ich es noch", gab die Marianne seufzend zurück. Wie hätte sie das auch vergessen können!

"Na, und?", fragte Max.

"Und es ist auch net so, dass ich dich net mehr will!", versicherte Marianne.

"Und warum hast du dann noch net mit deinem Vater gesprochen? Hättest es doch längst tun können! Außerdem bist du doch großjährig und auf seine Zustimmung gar net mehr angewiesen..."

"Das net... Aber ich will mich auch net mit ihm deswegen entzweien!"

Nun setzte sich Max doch zu Marianne auf die Bank. Er nahm ihre Hand sie legte den Kopf an seine Schulter.

"Ich hab halt noch net den nötigen Mut gehabt, um es zur Sprache zu bringen, Max."

"Das ist alles?"

"Ich schwör's dir, Max! Das ist einzige Grund!"

"Und wann wirst den nötigen Mut haben?"

"Bald. Heute Abend, wenn der Vater aus dem Dorf zurückkommt könnte eine günstige Gelegenheit sein!"

Der junge Jäger nickte leicht. "Aber lass mich net mehr zu lang warten, hörst du?"

Marianne verschloss dem Jäger mit einem Busserl den Mund und daraufhin war er auch sichtlich besänftigt.

"Mei", murmelte er. "Ich weiß ja, dass die Sach' nicht zum besten steht mit uns! Ich bin halt nur ein einfacher Jäger, aber du..."

"Was bin ich?"

"Eine Hoferbin! Genau wie mein Bruder, der Tony! Und ein Hof kommt halt gern zum anderen, net wahr? Jedenfalls sehen das die Alten so! Und der Toni wohl auch, sonst tät er sich net so um dich bemühen, Marianne!"

Marianne stemmte ihre schlanken Arme in die Hüften und schüttelte ganz energisch den Kopf.

"Ich hab' ihn immer abblitzen lassen, den feinen Toni! Auch wenn es mein Vater lieber gesehen hätt', wenn ich mich deinem Bruder netter gezeigt hätte!"

"Ja, ich weiß", nickte der Max. "Bis auf einmal, net wahr?"

"Und das ist doch schon arg lang her, findest du net? Wenn ich mich recht besinn', war das bevor wir zwei uns näher gekommen sind...", stellte die Marianne klar.

"Ja, das schon...", gab der Jäger kleinlaut zu.

"Und deshalb bist immer noch eifersüchtig auf den Toni?"

Auf ihrem hübschen Gesicht erschien ein liebenswürdiges Lächeln, dass dem Krainacher-Max durch und durch ging. "Zu deiner Eifersucht gibt es net den geringsten Grund, Max! Net den geringsten, hörst?"

"Wirklich?"

"Wirklich", bestätigte sie. "Der Toni hat bei mir keine Chance, da kann er sich bemühen, wie er will! Ich mag halt nur dich und daran wird sich auch nix ändern!"

"Mei, ich könnt' mir keine bessere Frau denken, als dich, Marianne!"

"Und ich mir keinen besseren Mann!"

3

"Bist heute aber recht spät, Max", sagte die Krainacher-Bäuerin, als ihr jüngerer Sohn an diesem Abend heimkehrte. "Draußen ist es doch schon recht dunkel!"

"Ist offenbar viel zu tun, droben im Hochwald!", versetzte der Toni schneidend, noch bevor Max selbst etwas dazu hätte sagen können.

Er saß zusammen mit dem Vater am Tisch. Beide waren mit dem Abendbrot schon fast fertig.

"Genau so ist es!", erwiderte Max, nicht weniger schneidend als sein Bruder.

Indessen stellte die Krainacher-Bäuerin Max einen Teller hin und füllte ihm auf.

"Wirst großen Hunger haben, nehme ich an!"

"Sicher!", nickte Max, tat seine Flinte und seine Jagdtasche bei Seite und setzte sich zu den anderen an den Tisch.

"Was macht dein Wildschütz, Max?", hörte er den Krainacher-Bauern indessen fragen.

"Mei, ich war ihm heut' so nah auf den Fersen wie noch nie! Auf frischer Tat hab ich ihn ertappen können, aber er ist mir dennoch am Ende durch die Lappen gegangen!"

"So ein Pech", meinte der Bauer. "Und dabei bist doch schon so lange hinter ihm her!"

"Eines Tages krieg ich ihn schon noch! Kannst dich drauf verlassen!"

Jetzt mischte sich auch der Toni ein. "Vielleicht liegt's ja auch daran, wo du den Kerl suchst, dass du ihn net findest!", versetzte er spitz.

Max wandte sich zu ihm herum und fragte gereizt: "Was meinst damit, Toni?"

Toni zuckte die Schultern.

"Net mehr, als ich gesagt hab'!"

"Heraus damit! Was unterstellst du mir!", rief der Jäger erregt.

Der Toni hob bedeutungsvoll die Schultern.

"Nun, Max! Auf dem Bernmayer-Hof tät ich den Wildschütz net zuerst suchen!"

Die beiden Brüder funkelten sich böse an, aber der Krainacher-Bauer schritt jetzt ein und schlug mit der geballten Faust ärgerlich auf den Tisch.

"Schluss jetzt!", rief er.

"Es ist doch wahr", erwiderte Toni.

Aber der Krainacher ließ sich nicht beirren. "Mag es sein, wie es will!", meinte er. "Ich will net, dass ihr die Luft in diesem Haus mit eurem unseligen Streit verpestet!"

Kein Wort fiel mehr.

Auch die Bäuerin sagte nichts, aber ihrem Gesicht war deutlich anzusehen, dass sie in dieser Sache haargenau so dachte, wie ihr Mann.

Nach einer gewissen Pause sagte dann der Krainacher-Bauer: "Ihr seid wie Katz und Hund zueinander! Und das net erst seit heute! Und dabei habt ihr euch früher so gut verstanden, wie man es sonst nur suchen konnte!"

Jetzt wurde auch der Toni wütend und ließ die flache Hand auf den Tisch herniedersausen, dass es nur so krachte und die Krainacherin empört den Kopf schütteln musste.

"Ich sag' doch nur, wie's ist!", behauptete der Toni aufgebracht. Dann wandte er den Kopf und sah zu Max hinüber.

Sein Blick war dabei ganz grimmig geworden. "Es ist doch wahr, oder etwa net? Frag ihn doch mal, Vater, warum er wirklich so spät heimkommt! Ich wette, er war noch auf einem Umweg zum Bernmayer-Hof!"

"Und wenn's so wär!", erwiderte Max schroff.

Indessen ballte Toni die Hände zu Fäusten, stand auf und ging dann wutschnaubend zur Tür, die er nur einen Augenblick später wuchtig hinter sich zuschlug. Draußen hörte man ihn lauthals fluchen.

Max atmete tief durch und der Krainacher-Bauer tauschte inzwischen einen etwas längeren Blick mit seiner Frau, die ihm wohl bedeutet hatte, noch etwas energischer einzuschreiten.

Nach einer längeren Pause sagte der Krainacher-Bauer schließlich zu seinem Sohn: "Hör zu, Bub. Wir müssen miteinander reden. So geht das mit euch Zweien net weiter!"

Max versuchte, sich zu rechtfertigen. "Ich hab versucht, Frieden zu halten, aber..."

"Nun red ich, Max!", fuhr der Bauer dazwischen. "Ich weiß genau, wann der Händel zwischen euch beiden angefangen hat und du weißt es auch!"

"Ich?" Max schüttelte den Kopf. "Ich weiß net, was du meinst, Vater!"

"Es hat angefangen, seit du versuchst, dem Toni sein Madel auszuspannen?"

Jetzt war der Max wie vor den Kopf gestoßen und schaute ziemlich ungläubig drein.

"Was tu ich? Dem Toni sein Madel abspenstig machen?"

Der Krainacher-Bauer sah ziemlich ernst drein.

"So ist es!", erklärte er.

"Sprichst vielleicht von der Bernmayer-Marianne?"

Der Bauer nickte.

"Ganz recht, das tu ich! Der Toni bemüht sich schon lange um das Madel, falls du das net gewusst haben solltest - was ich kaum glauben kann! Und nun versuchst du ihm dazwischenzufunken. Geht man so um zwischen Brüdern?"

Max schüttelte entschieden den Kopf.

"Vater, die Sach' ist ganz anders!"

"Ach!", machte der Vater.

"Die Marianne ist keinesfalls das Madel vom Toni!", erklärte Max aufgebracht. "Sie will von ihm gar nix wissen, nur der Toni glaubt ihr das net!"

"Weil du ihr den Kopf verdreht hast, vielleicht!"

Max schon den Teller von sich. Ihm war nun gründlich der Appetit vergangen.

Er hob verzweifelt die Schultern und erwiderte: "Glaubst du vielleicht, die Marianne ist so leicht zu beeinflussen, dass sie durch ein Augenzwinkern gleich zu einem willenlosen Geschöpf wird?"

"Bloß durch ein Augenzwinkern vielleicht net..."

"Verlass dich drauf, Vater! Die Marianne weiß schon recht genau, was sie will - und natürlich auch, was sie net will, hörst du?"

Max war schon drauf und dran, ebenso wie sein Bruder einfach aufzustehen und hinauszulaufen, aber der Krainacher-Bauer hielt seinen Sohn am Arm.

"Wart noch einen Moment, Max!", forderte er in versöhnlicherem Tonfall.

"Was gibt's noch?", murrte der Max.

"Ich will dir doch nix Böses, Max! Das musst du mir schon abnehmen!"

"Aber du glaubst mir net!", versetzte der junge Grünrock etwas schroffer, als er es eigentlich gewollt hatte. Er schüttelte leicht den Kopf dabei.

Doch der Vater widersprach.

"Nein, so ist das net, Max", erklärte er. "Mag ja sein, das es stimmt, was du gesagt hast, und die Marianne im Moment nix vom Toni wissen will, weil du ihr im Kopf herumspukst! Aber man muss doch auch mit den Füßen auf der Erde bleiben, oder net?"

Max runzelte die Stirn.

"Was meinst du damit, Vater?"

"Na, überleg' halt einmal! Die Marianne ist die Erbin des Bernmayer-Hofs!"

Max nickte schwer und seufzte hörbar dabei.

"Das ist mir nur allzu sehr bewusst", erklärte er und setzte dann hinzu: "Leider! Denn wenn die Marianne keinen Hof erben tät, wäre vieles einfacher! Dann hätten ihre Eltern nix dagegen, dass sie einen Grünen zum Mann nimmt - und du hättest wahrscheinlich auch nix an der Sach auszusetzen!"

Der Krainacher atmete tief durch.

"So, heiraten wollt Ihr also", murmelte er gedehnt.

"Ja", bestätigte Max entschieden."Nächstes Jahr im Frühjahr."

"Und? Willst dann dein Grünröckl an den Nagel hängen und Bauer auf dem Bernmayer-Hof werden? Haben wir dich dafür vielleicht auf die Schule geschickt? Außerdem war's doch immer dein Herzenswunsch, einmal als Grüner im Hochwald herumzustreifen! Das willst du einfach so aufgeben? Oder soll die Marianne vielleicht auf ihren Hof verzichten deinetwegen! Du weißt, der Bernmayer-Hof hat außer ihr keinen Erben, der ihn zusammenhalten würde!"

Max blickte seinen Vater entgeistert an.

"Darüber haben wir noch gar net gesprochen, die Marianne und ich."

Der Krainacher-Bauer nickte leicht und lächelte dabei nachsichtig.

"Das hab ich mir halb gedacht", bekannte er. "Aber so etwas will überlegt sein! Das Herz ist schnell bereit, sich in irgendetwas Hals über Kopf hineinzustürzen, aber der Verstand will ab und zu auch ein bisserl gefragt sein. Lass dir das mal durch den Kopf gehen, Bub!"

Max saß einen Augenblick nachdenklich da, dann zuckte er mit den Schultern und meinte: "Warum sollte ich net der Marianne zu liebe Bauer werden können? Ich glaub, das Opfer würde ich schon bringen!"

"Den geliebten Beruf aufgeben?", vergewisserte sich der Krainacher-Bauer und schüttelte ungläubig den Kopf. Das konnte doch unmöglich wahr sein!

"Ja, freilich!", bestätigte Max.

"Das kann das Madel net von dir verlangen!", empörte sich der Bauer sofort.

Max blieb ruhig und schien sehr genau zu wissen, was er sagte.

"Das verlangt ja auch niemand von mir", berichtigte der Jäger dann seinen Vater. "Aber wenn's nötig wäre, würde ich's tun! Soll ich vielleicht von der Marianne erwarten, den Hof aufzugeben?" Max schüttelte den Kopf und fuhr dann entschlossen fort: "Nein, Vater, das ist für uns zwei, die Marianne und mich, kein Hinderungsgrund!"

Jetzt erhob der Krainacher-Bauer sich und legte seine Hand auf die Schulter seines Jüngeren.

"Bis zum Frühjahr ist es ja noch ein ganzes Stück hin", meinte er. "Und bis dahin seid ihr euch beide vielleicht auch ein bisserl mehr im Klaren, wie es werden soll."

"Du willst es mir mit aller Macht ausreden, net wahr, Vater?"

"Nein, Max", versuchte der Bauer seinen Sohn wieder etwas zu beruhigen.

"Das wird dir auch net gelingen!", erwiderte dieser in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er zu allem entschlossen war.

Der Bauer spürte das. Und so gab er dann zur Antwort: "Für's erste reicht es mir, wenn du mit deinem Bruder Frieden hältst, solang ihr beide hier unter einem Dach lebt. Hast mich verstanden?"

Max nickte.

"Ich will mich bemühen. Aber das mit der Marianne lass ich mir net ausreden, selbst wenn alle Welt darauf spekuliert, dass zwei große Höfe zu einem ganz großen zusammengelegt werden!"

"Ich geb ja gerne zu, dass das net schlecht wär, würden wir aus dem Krainacher- und dem Bernmayer-Hof dereinst einen einzigen machen. Und wenn es so käme, hätte weder ich noch die Bäuerin etwas dagegen. Das Wirtschaften ist auch für die Großen net einfacher geworden..."

"Wusst ich's doch!", rief Max.

"Aber es ist net die Hauptsach! Und wenn es sich anders ergibt, dann ist es auch gut und ich tät mich net dagegenstemmen!"

Max erhob sich nun auch und blickte seinem Vater direkt in die Augen.

"Ist das ein Wort?", fragte er dann nach kurzer Pause.

Der Krainacher nickte.

"Das ist mein Wort!"

Nun meldete sich die Bäuerin zu Wort und meinte: "Aber mit deinem Bruder solltest du dich trotzdem net entzweien. Ganz gleich, wie es auch kommt!"

"Wenn die Marianne sich wirklich entschieden hat, muss der Toni das wohl oder übel akzeptieren", meinte der Krainacher dann. "Aber falls sie sich doch noch anders entscheidet, gilt dasselbe für dich, Max! Bis zum Frühjahr ist noch eine lange Zeit. Da kann viel passieren."

Max atmete tief durch.

Ja, da hatte der Vater recht. Bis zum Frühjahr konnte noch alles Mögliche geschehen...

4

Der Bernmayer-Bauer und seine Frau kamen erst aus dem Dorf zurück, als es schon lange dunkel war. Der Bauer war noch auf ein Glas ins Wirtshaus gegangen und die Bäuerin hatte auf einen Sprung bei ihrer Schwester vorbeigeschaut, die die Frau des örtlichen Lehrers war.

Die Marianne hatte immer wieder aus dem Fenster geschaut, um nachzuschauen, ob ihre Eltern denn nicht endlich heim kämen.

Sie fieberte dem geradezu entgegen, denn sie hatte sich fest vorgenommen, ihnen heute von den Heiratsplänen zu erzählen, die sie und der Krainacher-Max hegten.

Sie hatte sich auch schon in ihrem Innern zurechtgelegt, wie sie am günstigsten beginnen könnte, denn ihr war klar, dass weder der Bauer noch die Bäuerin sonderlich begeistert von dem sein würden, was sie vorhatte.

Aber sie hatte es sich nun mal in den Kopf gesetzt und dickköpfig war sie schon als kleines Mädchen gewesen. Daran hatte sich bis auf den heutigen Tag nichts geändert. Wenn sie etwas wirklich wollte, dann wusste sie es am Ende auch durchzusetzen.

Am heutigen Abend sollte die Sache über die Bühne gehen.

Noch länger konnte sie es nicht aufschieben, das konnte sie dem Max einfach nicht antun.

Marianne saß gedankenverloren in der Stube und in ihrem Innern sah sie den Max vor sich.

Ein fescher Bursche war er. Und gut sah er aus, in seinem grünen Rock, den er so voller Stolz trug. Er war wirklich mit ganzer Seele Jäger. Für ihn war der Beruf nicht nur Broterwerb, sondern Berufung - und das gab es ja nicht allzu oft.

Wahrscheinlich werd' ich ihn net dazu überreden können, hier dereinst auf dem Bernmayer-Hof Bauer zu sein!, überlegte sie. Und selbst wenn sie es schaffte, was bei ihrer Beharrlichkeit so abwegig nun auch wieder nicht war, so würde der Krainacher-Max doch vermutlich nicht glücklich dabei werden.

Vielleicht würde er das Opfer ja sogar bringen!, dachte die Marianne bei sich. Aber es wär' gar net gut, wenn ich's annehmen tät!

Sie zuckte mit den Schultern.

Ich werde auch als Jägersfrau mit ihm glücklich werden!, war sie überzeugt. Hauptsach', wir zwei haben einander! Das ist das Wichtigste!

In diesem Augenblick hörte Marianne etwas an der Tür. Die Eltern kamen heim!

Sie sprang auf, aber da war der Vater schon in die Stube gekommen und begrüßte sie.

"Servus, Marianne! Bist denn noch net müd?", fragte der Vater. Aber sie schüttelte den Kopf.

"Nein, bin ich noch net."

Jetzt meldete sich entschuldigend die Mutter zu Wort. "Es hat heute halt etwas länger gedauert, weil ich deinen Vater net hab aus dem Wirtshaus loseisen können!", meinte sie mit leichtem Vorwurf in der Stimme.

Der Bernmayer lächelte und schien insgesamt recht gut gelaunt zu sein. Die rote Nase verriet, dass er wohl dem Wein recht fleißig zugesprochen haben musste.

"Mei, stell dir vor, Marianne, wen ich im Wirtshaus getroffen hab!"

Marianne blickte auf.

"Wen?", erkundigte sich das Dirndl und überlegte gleichzeitig dabei, wie sie am günstigsten ihre eigene Sache voranbringen konnte.

"Den jungen Krainacher! Den Toni, meine ich, der manchmal schon auftritt, als er wär' er der Bauer, und net sein Vater!"

"Ach den!"

"Ein feiner Bursche ist das!", fuhr der Bernmayer fort und auch seine Frau war dieser Ansicht.

"Ja, der Toni das ist ein tüchtiger Bauer!", bestätigte die Bernmayerin lauthals.

"Er bemüht sich ja schon länger um dich", begann der Vater dann. "Ich will dich ja net bereden, aber willst dir net mal durch den Kopf gehen lassen, ob das net der rechte Mann für dich sein könnt?"

"Vater!", seufzte die Marianne. Nun waren sie also auf die Sache zu sprechen gekommen, aber auf ganz andere Art, als es in ihrem Sinne gewesen wäre. "Der Toni soll sich keine Hoffnung machen." Sie zuckte die Schultern und fuhr dann fort: "Er ist ein netter Kerl, aber nicht nett genug, um mit ihm was Ernsthaftes anzufangen, gell?"