Zwischen Repression und Selbstorganisation: die Ruhrpolen - Bettina Reuhl - E-Book

Zwischen Repression und Selbstorganisation: die Ruhrpolen E-Book

Bettina Reuhl

0,0
15,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2003
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte Europas - Neuzeit, Absolutismus, Industrialisierung, Note: 2,0, Freie Universität Berlin (Friedrich-Meinecke Institut), Veranstaltung: Migration, zur Geschichte der Einwanderung nach Deutschland, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Geschichte der Polen im Ruhrgebiet ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Statt dessen ist die Annahme eines „ethnisch homogenen Deutschlands“1 während des Kaiserreichs weit verbreitet. Die Spuren der polnischen Migranten und ihres Lebens sind heute kaum mehr sichtbar. Deshalb auf einen erfolgreichen Integrationsprozess zu schließen, ist allerdings nicht angebracht. Vielmehr wurde die polnische Minderheit und ihre mit der Zeit entstehenden Organisationen beobachtet und sogar bekämpft. Die Gründe für die Unterdrückung lagen größtenteils außerhalb des Ruhrgebiets, nämlich in den Ostprovinzen2. Die Methoden und Maßnahmen im Westen reflektierten die Germanisierungspolitik der Administration im Osten. Polen sahen sich aufgrund ihrer Herkunft dem Generalverdacht ausgesetzt, die kaiserliche Nation zu gefährden. In dieser Hausarbeit wird der Entwicklungsweg der Polen im Ruhrgebiet nachvollzogen und Faktoren ihrer (Nicht-) Integration aufgezeigt. Zunächst werden in Teil 2 die Gründe der Migration behandelt, die primär in der Überbevölkerung in den Ostprovinzen und der Anziehungskraft der Industrialisierung im Ruhrgebiet lagen. Die Lebensbedingungen der Polen im Ruhrgebiet werden ebenso dargestellt. Teil 3 zeigt die generelle Linie der Polenpolitik im Deutschen Kaiserreich. Sie war in den Ostprovinzen durch die konsequente Germanisierungspolitik der Regierung gekennzeichnet, um polnische Bestrebungen nach einer eigenen Nation zu verhindern. Besondere Aufmerksamkeit fand die Bekämpfung der polnischen Sprache als einigender Ausdruck der Kultur. Auch im Ruhrgebiet wurde das Polnische von den Deutschen nicht akzeptiert und bekämpft, deutsche Verordnungen wurden beispielsweise nicht übersetzt und öffentliche polnischsprachige Versammlungen verboten. Um grundlegende Bedürfnisse, zum Beispiel nach Seelsorge und Gemeinschaft, zu erfüllen, gründeten die Polen eigene Vereine, Medien und eine Gewerkschaft. Die polnischen Organisationen fanden starken Zuspruch bei den Zugewanderten. Sie gerieten aber durch die Verbote und die politische Entwicklung vor dem Ersten Weltkrieg zusehends unter Druck. [...] 1 Krampen, Nele: Minderheitem im kollektiven Gedächtnis – Vom Vergessen und Erinnern der historischen polnischen Minderheit in Deutschland, in: Pallaske, Christoph: Die Migration von Polen nach Deutschland – Zu Geschichte und Gegenwart eines europäischen Migrationssystems, Baden-Baden 2001, S. 77. 2 Dazu gehören: Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Posen, Schlesien.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung.
2. Hintergründe der Wanderung und Ansiedlung
2.1. Die Situation in den Ostprovinzen
2.2. Der Aufstieg des Ruhrgebietes
2.3. Der Zuzugsprozess
2.4. Lebens- und Wohnbedingungen
3. Repression und Selbstorganisation.
3.1. Die Polenpolitik des Kaiserreichs.
3.2. Mögliche Integrationsinstitutionen
3.2.1. Gewerkschaften
3.2.2. Kirche.
3.3. Anfänge der Selbstorganisation
3.3.1. Presse
3.4. Entwicklung der Polenpolitik im Westen.
4. Entwicklungen bis zum Ersten Weltkrieg
4.1. Die Lebenssituation der Polen
4.2. Zunehmende Organisation.
4.3. Staatliche Repression
4.3.1. Ein Beispiel: Die Sokółbewegung
4.4. Der Erste Weltkrieg.
5. Weimarer Republik.
5.1. Gründung Polens und Rückwanderung.
5.2. Ruhrbesetzung und Abwanderung nach Frankreich
5.3. Weitere Tendenzen.
6. Fazit
7. Literaturliste

Page 1

Page 2

Freie Universität Berlin

Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte Fachbereich Wirtschaftswissenschaft Sommersemester 2002

Hauptseminar 10053 Migration. Zur Geschichte der Einwanderung nach Deutschland

Zwischen Repression

und Selbstorganisation

Zur Geschichte der Polen im Ruhrgebiet

Eingereicht von:

Bettina Reuhl

Page 4

1. Einleitung

Die Geschichte der Polen im Ruhrgebiet ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Statt dessen ist die Annahme eines „ethnisch homogenen Deutschlands“1während des Kaiserreichs weit verbreitet. Die Spuren der polnischen Migranten und ihres Lebens sind heute kaum mehr sichtbar. Deshalb auf einen erfolgreichen Integrationsprozess zu schließen, ist allerdings nicht angebracht. Vielmehr wurde die polnische Minderheit und ihre mit der Zeit entstehenden Organisationen beobachtet und sogar bekämpft.

Die Gründe für die Unterdrückung lagen größtenteils außerhalb des Ruhrgebiets, nämlich in den Ostprovinzen2. Die Methoden und Maßnahmen im Westen reflektierten die Germanisierungspolitik der Administration im Osten. Polen sahen sich aufgrund ihrer Herkunft dem Generalverdacht ausgesetzt, die kaiserliche Nation zu gefährden. In dieser Hausarbeit wird der Entwicklungsweg der Polen im Ruhrgebiet nachvollzogen und Faktoren ihrer (Nicht-) Integration aufgezeigt. Zunächst werden in Teil 2 die Gründe der Migration behandelt, die primär in der Überbevölkerung in den Ostprovinzen und der Anziehungskraft der Industrialisierung im Ruhrgebiet lagen. Die Lebensbedingungen der Polen im Ruhrgebiet werden ebenso dargestellt.

Teil 3 zeigt die generelle Linie der Polenpolitik im Deutschen Kaiserreich. Sie war in den Ostprovinzen durch die konsequente Germanisierungspolitik der Regierung gekennzeichnet, um polnische Bestrebungen nach einer eigenen Nation zu verhindern. Besondere Aufmerksamkeit fand die Bekämpfung der polnischen Sprache als einigender Ausdruck der Kultur. Auch im Ruhrgebiet wurde das Polnische von den Deutschen nicht akzeptiert und bekämpft, deutsche Verordnungen wurden beispielsweise nicht übersetzt und öffentliche polnischsprachige Versammlungen verboten. Um grundlegende Bedürfnisse, zum Beispiel nach Seel-sorge und Gemeinschaft, zu erfüllen, gründeten die Polen eigene Vereine, Medien und eine Gewerkschaft.

Die polnischen Organisationen fanden starken Zuspruch bei den Zugewanderten. Sie gerieten aber durch die Verbote und die politische Entwicklung vor dem Ersten Weltkrieg zusehends unter Druck. Die implizierte oder tatsächliche nationale Orientierung diente dabei zur Begrün-

1Krampen,Nele: Minderheitem im kollektiven Gedächtnis - Vom Vergessen und Erinnern der historischen polnischen Minderheit in Deutschland, in: Pallaske, Christoph: Die Migration von Polen nach Deutschland - Zu Geschichte und Gegenwart eines europäischen Migrationssystems, Baden-Baden 2001, S. 77.

2Dazu gehören: Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Posen, Schlesien.