10 Bleihaltige Wildwestromane Dezember 2022 - Heinz Squarra - E-Book

10 Bleihaltige Wildwestromane Dezember 2022 E-Book

Squarra Heinz

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Western: (999XE) Farley und die Rancherin (Alfred Bekker) Das Gesetz eines wilden Landes (Heinz Squarra) Wells Fargo Transport 1344 (Glenn Stirling) Der Trapper und die Poker-Lady (Heinz Squarra) Schicksalsritt (Heinz Squarra) Sklavenfeuer (Uwe Erichsen) Kämpferblut (Uwe Erichsen) Carringo und die Todesgrenze Rio Grande (Heinz Squarra) Carringo und die Schatzsucher (Heinz Squarra) Carringo und der Todesmönch (Heinz Squarra) Captain Graham soll dafür sorgen, dass ausgebrochene Apachen in ihr Reservat zurückkehren. Stattdessen macht er sich auf die Suche, um die Indianer zu vernichten, entgegen dem Befehl seines Vorgesetzten. Leutnant John Cooper, der die Verlobte des Captains zu ihm begleiten soll, kann sich gegenüber dem verblendeten West-Point-Offizier nicht durchsetzen. Und der bringt auch noch die Frau in tödliche Gefahr.

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Alfred Bekker, Glenn Stirling, Heinz Squarra, Uwe Erichsen

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Inhaltsverzeichnis

10 Bleihaltige Wildwestromane Dezember 2022

Copyright

FARLEY UND DIE RANCHERIN

Das Gesetz eines wilden Landes

Wells Fargo Transport 1344

Der Trapper und die Poker-Lady

Schicksalsritt

SKLAVENFEUER

KÄMPFERBLUT

Carringo und die Todesgrenze Rio Grande

Carringo und die Schatzsucher

Carringo und der Todesmönch

10 Bleihaltige Wildwestromane Dezember 2022

Alfred Bekker, Glenn Stirling, Heinz Squarra, Uwe Erichsen

Dieser Band enthält folgende Western:

Farley und die Rancherin (Alfred Bekker)

Das Gesetz eines wilden Landes (Heinz Squarra)

Wells Fargo Transport 1344 (Glenn Stirling)

Der Trapper und die Poker-Lady (Heinz Squarra)

Schicksalsritt (Heinz Squarra)

Sklavenfeuer (Uwe Erichsen)

Kämpferblut (Uwe Erichsen)

Carringo und die Todesgrenze Rio Grande (Heinz Squarra)

Carringo und die Schatzsucher (Heinz Squarra)

Carringo und der Todesmönch (Heinz Squarra)

Captain Graham soll dafür sorgen, dass ausgebrochene Apachen in ihr Reservat zurückkehren. Stattdessen macht er sich auf die Suche, um die Indianer zu vernichten, entgegen dem Befehl seines Vorgesetzten. Leutnant John Cooper, der die Verlobte des Captains zu ihm begleiten soll, kann sich gegenüber dem verblendeten West-Point-Offizier nicht durchsetzen. Und der bringt auch noch die Frau in tödliche Gefahr.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /

COVER EDWARD MARTIN

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

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Alles rund um Belletristik!

FARLEY UND DIE RANCHERIN

von Alfred Bekker

Western-Roman

Der Umfang dieses Buchs entspricht 80 Taschenbuchseiten.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author / Cover: Steve Mayer

© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

1

"Wie geht es mit deiner Wunde, Bud?"

"Halb so wild. Der Doc hat gute Arbeit geleistet!"

Sie standen zusammen an der Saloontheke, aber der Whisky mochte ihnen nicht so richtig schmecken.

Bud, der kleinere von beiden, betastete vorsichtig seine Schulter. Eine Schussverletzung, aber die Kugel steckte nicht mehr im Fleisch.

"Sollen wir wirklich zum Richter gehen, Cody?"

Cody war ein hochgewachsener Halbindianer mit dunklem Teint. Er legte die Stirn in Falten und machte aus seinen Augen schmale Schlitze.

"Wir haben es bis hier her nach Tucson geschafft! Jetzt werden wir auch noch letzten Schritt hinter uns bringen!"

"Clayburn hat uns sicher jemanden auf den Hals geschickt!"

"Bud! Wir haben beide gewusst, worauf wir uns eingelassen haben, als wir bei Clayburn ausgestiegen sind! Ein Mann wie der, lässt so etwas nicht durchgehen! Uns bleibt keine andere Wahl, als ihn ans Messer zu liefern, schon in unserem eigenen Interesse..."

"Okay..."

Sie ließen ihre Gläser halbvoll auf dem Tresen stehen und gingen hinaus, durch die Schwingtüren.

Auf der Main Street herrschte zu dieser Stunde nur mäßiger Verkehr.

"Cody!"

Bud war plötzlich erbleicht. Cody runzelte die Stirn, wollte erst etwas sagen, aber dann sah er, was Bud so erschreckt hatte.

Auf der anderen Straßenseite lehnte ein Mann an einem der Pfeiler, die die Veranda von 'Bo Samson's Drugstore' hielten.

"Mein Gott!", stöhnte Bud.

Er schluckte.

Beide standen sie für einen Moment wie angewurzelt da.

Sie erkannten den Mann sofort.

Seine Hand war in der Nähe des Revolvers, sein Blick war völlig teilnahmslos. Zwei kalte blaue Augen lagen über einer kühn hervorspringenden Nase.

Als er den Kopf etwas zur Seite wandte, wurde sichtbar, dass ihm die obere Hälfte eines Ohres fehlte.

Er hatte Bud und Cody längst bemerkt und trat jetzt etwas nach vorn.

Sein Mund war in diesem Augenblick nicht mehr, als ein schmaler Strich. In seinen Zügen stand Verachtung.

Was dann geschah ging blitzschnell vor sich. Der Mann mit dem halben Ohr riss mit unwahrscheinlicher Schnelligkeit den Revolver heraus und feuerte.

Bud und Cody versuchten ebenfalls noch, nach ihren Waffen zu greifen, aber es war bereits zu spät.

Gegen einen solchen Gegner hatten sie nicht den Hauch einer Chance.

Er brauchte genau zwei Patronen, um sie beide ins Jenseits zu schicken. Bud bekam eine Kugel direkt zwischen die Augen.

Rücklings schlug er in den Staub der Straße.

Als er starb war seine Rechte gerade noch bis zum Revolvergriff gekommen, der an der Seite aus dem Holster ragte.

Er hatte nicht einmal mehr schreien können, so schnell war es gegangen.

Cody erwischte es nur den Bruchteil einer Sekunde später.

Er war kein langsamer Revolverschütze und so hatte er seine Waffe bereits im Anschlag, als er in in der Herzgegend getroffen wurde.

Er wurde nach hinten gerissen, versuchte noch verzweifelt, seinen Colt abzudrücken, aber es war bereits zu spät. Die Finger versagten ihm den Dienst.

Auf den Sidewalks liefen jetzt Leute zusammen. Einige waren von den Schüssen aus den Häusern gelockt worden.

Die meisten von ihnen sahen nichts weiter, als zwei Leichen im Sand und einen Reiter, dem die obere Hälfte des linken Ohres fehlte und der es sehr eilig zu haben schien.

In vollem Galopp preschte er davon.

2

Der Richter war ein kleiner, dicklicher Mann, dem die Haare bis auf einen grauweißen Kranz am Hinterkopf bereits gänzlich ausgegangen waren.

Als Marshal Rick Farley das spartanisch eingerichtete Amtszimmer betrat, saß er hinter seinem derben, unaufgeräumten, von Papieren übersäten Schreibtisch.

"Morgen, Farley!"

"Tag, Richter!"

Er blickte kurz auf, als Farley eingetreten war, bot ihm aber keinen Platz an.

Stattdessen legte er ein Schriftstück auf den Tisch.

"Hier!"

"Was ist das?"

"Ein Haftbefehl. Ausgestellt auf den Namen Arnie Rogers."

"Nie gehört!", bekannte Farley lakonisch.

Der Richter lachte rau.

"Das wundert mich mich nicht! Er ist unter diesem Namen geboren worden, aber das heißt nicht, dass er ihn jetzt noch trägt!"

"Verstehe..."

"Um ehrlich zu sein, wenn ich in der Haut dieses Mannes stecken und seinem Gewerbe nachgehen würde, dann würde mir auch einen anderen Namen zulegen!"

"Gibt es einen Steckbrief?"

"Einen Augenblick!"

Der Richter zog eine Schublade auf und legte ihn auf den Tisch.

"Der Mann ist leicht zu erkennen. Bei einer Messerstecherei hat er ein halbes Ohr eingebüßt. Schätze, es gibt nicht allzuviele, auf die ein solches Kennzeichen zutrifft..."

"Nein, das ist wohl wahr!"

"Nehmen Sie sich vor diesem Kerl in Acht, Farley! Er ist verdammt gefährlich! Ein Killer, der verdammt schnell mit dem Eisen ist! Für ein paar Dollar stellt er seinen Colt in den Dienst eines jeden, der dafür bezahlt!"

"Klingt nicht gerade sympathisch!"

"Vor ein paar Tagen war er hier in Tucson und hat zwei Männer auf offener Straße erschossen. Kein Mensch weiß, weshalb. War vermutlich eine Auftragsarbeit..."

"Haben Sie eine Ahnung, wer dahinter steckt?"

"Nein."

Farley nahm die Papiere an sich und steckte sie in die Innentasche seiner Jacke.

"Wo soll ich ihn suchen?"

"Ein Mann wie Rogers fällt auf. Zuletzt soll er im Südwesten gesehen worden sein." Der Richter wandte sich zu der Karte in seinem Rücken und deutete auf einen bestimmten Punkt. "Hier!"

3

Rick Farley hatte einen harten Ritt hinter sich, als er in dem kleinen Nest Santa Ana eintraf.

Die Dämmerung war kurz zuvor hereingebrochen und auf der einzigen Straße war um diese Zeit einiger Betrieb. Cowboys von umliegenden Ranches und Farmarbeiter strömten zu dem einzigen Saloon.

Rick Farley war den ganzen Tag über geritten. Er hatte sich nach Rogers, dem Mann mit dem halben Ohr umgehört, aber bisher ohne viel Erfolg.

Aber Farley war kein Mann, der schnell aufgab. Jemand, der ein so auffälliges Erkennungsmerkmal wie Rogers hatte, musste früher oder später aufzufinden sein.

Farley lenkte sein Pferd zielstrebig auf das Büro des Stadt-Sheriffs zu, dass ganz am Ende der namenlosen Straße lag, die genauer betrachtet eigentlich nichts weiter war, als eine Lücke zwischen den beiden Häuserzeilen, die Santa Ana mehr oder weniger ausmachten.

Vor dem Büro machte er sein Pferd mit einer nachlässigem Handbewegung fest. Nachdem er kurz geklopft hatte, betrat er dann das Büro.

"Ah, Sie sind's, Farley! Ich dachte es hätte wieder Streit am Spieltisch gegeben..."

Sheriff Simpson saß hinter seinem Schreibtisch und hatte die Füße hochgelegt.

Um den Kopf trug er einen Verband.

Farley nickte ihm freundlich zu und nahm den Hut ab.

"Tag, Simpson! Wie geht's?"

"Ah, es hat hier schon ruhigere Zeiten gegeben."

"Sie sind verletzt..."

"Nur ein Streifschuss, Farley! Ich habe verdammtes Glück gehabt!" Er zuckte mit den Schultern. "Ein Streit im Saloon. Das ist nun einmal das Risiko, das man übernimmt, wenn man sich so einen Stern an die Brust heftet!"

"Ja, mag schon sein..."

Simpson runzelte etwas die Stirn.

"Sie sind dienstlich hier, nicht wahr?"

Farley holte den Steckbrief aus der Tasche, faltete ihn auseinander und legte ihn auf den Tisch.

"Ist dieser Mann in den letzten Tagen in Santa Ana gewesen? Seine Name ist Rogers. Vielleicht nennt er sich aber auch anders."

"Nun, das Bild ist nicht besonders gut..."

"Sehen auf das Ohr. Auf das linke..."

Simpson erstarrte.

"Ja, der ist hier gewesen. Ich habe ihn mehr oder weniger höflich gebeten, aus der Stadt zu verschwinden. Gestern Morgen ist er in südwestliche Richtung davongeritten... War ein übler Bursche. Er war kaum eine Nacht in Santa Ana - und hat zwei Menschen getötet!"

"Was sagen Sie da?"

Simpson zuckte mit den Schultern. Sein Gesicht war traurig.

"Es war beim Kartenspielen. Jemand hatte den Verdacht, dass der Mann, den Sie suchen falsch spielte..."

"Und?"

"Wenn es so war, dann hast er es so geschickt gemacht, dass ihm niemand etwas beweisen konnte. Jedenfalls hat er den jungen Crawford immer wieder gereizt, ihm seinen ganzen Wochenlohn abgenommen und sich dann noch über ihn lustig gemacht. Schließlich hatte dieses Halbohr ihn soweit, dass er zum Revolver griff. Crawfords Bruder wollte eingreifen und bekam ebenfalls eine Kugel ab."

"Schlimme Geschichte..."

"Dieser Mann ist ein Killer! Ich konnte leider nichts gegen ihn unternehmen, schließlich hatten die Crawfords zuerst zu den Eisen gegriffen! Wären Sie nur etwas früher gekommen, Farley!"

"Er hat einen Vorsprung, den ich noch aufholen kann!"

"Im Grunde war es Mord!", meinte Simpson. "Diese Bauerntölpel hatten doch nicht den Hauch einer Chance gegen einen Mann wie diesen Rogers! Er hat sie gereizt, bis sie explodierten und ihm ins offene Messer liefen..."

Farley setzte den Hut wieder auf.

"Ich werde mich mal wieder auf die Socken machen", meinte er dann.

"Wollen Sie nicht in Santa Ana übernachten?"

"Hatte ich eigentlich vor. Ich bin den ganzen Tag geritten. Aber dann wird der Vorsprung zu groß, den Rogers hat."

"Sie können bei mir übernachten! Ein Hotel haben wir in Santa Ana nicht mehr, seit Braddock dichtgemacht hat!"

Aber Farley schüttelte energisch den Kopf.

"Nein, danke."

Simpson machte eine bedauernde Geste und erhob sich nun von seinem Platz, um Farley zur Tür zu begleiten.

"Ich wünsche Ihnen viel Glück, Marshal!"

"Danke, Simpson! Ich werde es sicher brauchen!"

Farley schwang sich in den Sattel, gab seinem Pferd die Sporen ritt in scharfem Galopp in die graue Dämmerung hinein.

4

Es war noch früh am Tag.

Dennoch brannte die Sonne bereits heiß und unbarmherzig auf das karge, zerklüftete Land herab.

Der Boden war trocken und aufgesprungen.

Irgendwo etwas weiter südlich musste die mexikanische Grenze sein, aber niemand hätte sagen können, wo genau das eigentlich war.

Rick Farley schob sich den Hut in den Nacken und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.

Bei einem Felsen sah er etwas Rauch aufsteigen.

Er machte die Augen schmal und blinzelte.

Farley lenkte sein Pferd langsam auf eine Gruppe von Männern zu, die rund um ein abgebrannte Lagerfeuer herumstanden.

Es waren vier. Zwei von ihnen hielten Blechtassen mit heißem Kaffee in der Hand.

Ein paar Gesprächsfetzen drangen zu Farley hinüber, aber als sie ihn dann herankommen sahen, verstummten sie ziemlich abrupt und blickten auf.

Farley kam rasch näher. Er sah das Misstrauen in den Augen seiner Gegenüber.

Sie musterten ihn eingehend und wirkten fast etwas feindselig. Einer von ihnen war offenbar Mexikaner. Er trug einen riesigen Sombrero und Patronengurte um die Schultern.

Die drei anderen waren Gringos, wie Farley selbst.

"Buenos dias, Señor!", rief der Mexikaner herüber.

In einer Entfernung von etwas mehr als einem Dutzend Schritt zügelte Farley sein Pferd und nickte den Männern zu.

"Tag, Gentlemen!"

Die Kerle grunzten etwas Unverständliches.

"Ein heißer Tag heute, was?", meinte ein hochgewachsener Blondschopf mit einem fast flachsfarbenen Bart.

Farley nickte.

"Kann man wohl sagen!"

Er blickte von einem zum anderen und studierte eingehend die Gesichter. Aber keiner von denen hatte auch nur entfernte Ähnlichkeit mit dem Mann, den Farley suchte.

"Ein Kaffee?", fragte der Blondschopf.

Farley nickte.

"Danke!", sagte er. "Da sage ich nicht nein!"

Er war fast die ganze Nacht geritten. Eine Tasse Kaffee war jetzt durchaus nach seinem Geschmack.

Farley ließ sich aus dem Sattel gleiten und machte sein Pferd an einem halbverdorrten Strauch fest. Dann trat er zu den Männern ans Lagerfeuer.

Der Blondschopf schenkte ihm Kaffee in einen Blechnapf ein und reichte Farley das dampfende Gebräu.

"Besten Dank!"

"Wie haben Sie uns gefunden, Mister...?"

Farley sagte ihnen seinen Namen nicht. Sie brauchten ihn nicht zu wissen. Bevor er trank, knöpfte er sich seine Jacke zu, was einige der Kerle die Stirn in Falten legen ließ.

"Ich habe Ihr Lagerfeuer gesehen, Gents!"

"Ah, ja... verstehe."

"Der Kaffee ist wirklich gut. Nach so einer Nacht im Sattel braucht man etwas, dass einen wieder zum Leben erwachen lässt..."

Die Männer zeigten ein müdes Lächeln. Farley spürte deutlich, dass sie ihm nicht trauten. Er ihnen allerdings ebenso wenig.

"Was machen Sie hier draußen, Mister?", erkundigte sich der Blondschopf mit einem gewissen Unterton in der Stimme, der Farley sofort aufhorchen ließ.

"Si, Señor!", mischte sich der Mexikaner ein. "Das würde mich auch interessieren!" Er zuckte mit den Schultern.

"Schließlich ist dies nicht gerade eine freundliche Gegend, nicht wahr, Amigo?"

"Ich bin auf der Durchreise", erklärte Farley. "Und Sie?"

Die Männer lachten rau.

"Wir auch!", meinte der Blondschopf.

"Was Sie nicht sagen..."

"Fragt sich nur, wohin Sie auf der Durchreise sind, Amigo!", meldete sich nun wieder der Mexikaner.

Farley zögerte einen Moment.

Dann meinte er: "Das weiß ich noch nicht so recht..."

Der Blondschopf zeigte ein dünnes Lächeln.

"Das sollte man aber wissen, Mister! Finden Sie nicht auch?"

Farley zuckte mit den Schultern.

"Vielleicht können Sie mir helfen, Gentlemen..."

Die Männer grinsten frech.

"Machen wir gerne, Amigo!", rief der Mexikaner.

Der Blondschopf nickte.

"Also, raus damit!"

"Ich suche einen Mann!", erklärte Farley. "Er heißt Arnie Rogers, aber es ist gut möglich, dass er längst einen anderen Namen angenommen hat..."

"Arnie Rogers?" Der Blondschopf verzog das Gesicht. "Kennt Ihr einen Mann, der Arnie Rogers heißt?"

"Nein!"

"Ich auch nicht!"

"Nie gehört!"

Der Blondschopf zuckte mit den Schultern.

"Sie sehen ja, von uns kennt niemand einen Kerl mit diesem Namen!"

"Das wundert mich nicht", erwiderte Farley. "Wie gesagt, er wechselt gerne den Namen."

Der Blondschopf runzelte die Stirn.

"Hat er Grund dazu?"

"Natürlich. Er hat Schwierigkeiten mit dem Gesetz."

Ein Ruck ging durch die Männer.

Es war Farley nicht entgangen. Er fühlte, dass er vorsichtig sein musste. Andererseits konnte er von diesen Männern vielleicht etwas erfahren, dass ihm auf seiner Suche nach Arnie Rogers weiterhalf...

Der Mexikaner nahm seine Tasse in die Linke, während die Rechte fast unmerklich hinab zur Hüfte griff, wo er seinen Revolver am Gürtel hängen hatte...

Der Blondschopf trat jetzt an Farley heran und baute sich breitbeinig vor ihm auf.

"Was wollen Sie eigentlich von diesem Mann... Arnie...wie hieß er noch?"

"Rogers." Farley nahm einen kräftigen Schluck Kaffee, bevor er weitersprach. "Ich bin ein alter Freund von ihm."

"Ach, ja?

"Ja. Er hat übrigens ein besonderes Kennzeichen."

"Welches?"

"Bei einem Messerkampf hat er die Hälfte seines linken Ohres verloren... Naja, vielleicht trägt er lange Haare und..."

Farley sah die Anspannung bei seinen Gegenübern. Sie kannten Rogers, er sah es in ihren Gesichtern. Vermutlich hatte er sich ihnen gegenüber anders genannt, aber es konnte kaum ein Zweifel daran bestehen, dass sie wussten, um wen es sich handelte...

Farley blieb ruhig.

"Sie sind ihm begegnet, nicht wahr?", meinte Farley. "Sagen Sie mir wo!"

Die Augen des Blondschopfs wurden eng. Er sah kurz zu den drei anderen Männern, dann brummte er: "Ich kenne den Mann, von dem Sie sprechen." Seine Hand ging jetzt ebenfalls zur Hüfte. "Er nennt sich Mortimer."

"Spielt keine Rolle..."

"Mag schon sein. Ich glaube aber nicht, dass Sie ein Freund von ihm sind!"

"Was spricht dagegen?"

Der Blondschopf wirkte angespannt.

"So etwas habe ich im Gefühl. Ich denke, dass Sie lügen..."

Plötzlich packte er Farley beim Jackenkragen.

Farley wich blitzschnell zurück, aber sein Gegenüber hatte kräftig zugepackt. Die Knöpfe sprangen auf, die Jacke ging etwas zur Seite.

Etwas metallisch Glänzendes kam zum Vorschein.

"Dios! Ein Marshal!", rief der Mexikaner.

"Habe ich es mir doch gedacht!", zischte der Blondschopf.

"Daher also die verdammte Fragerei!" Sein Mund wurde zu einem schmalen Strich. "Ein Freund von Billy Mortimer wollen Sie sein? Das ich nicht lache!"

Farleys Blick ging von einem zum anderen. Der Blondschopf wich ein paar Schritte zurück und dann hing alles für Sekundenbruchteile in der Schwebe.

Farley ahnte im Voraus, was geschehen würde.

Der Mexikaner war der Erste, der sein Eisen herausriss und feuerte.

Aber Farley war schneller.

Blitzartig hatte er seinen Colt aus dem Holster gezogen und noch annähernd im selben Moment die Waffe abgefeuert. Es war ein guter Schuss.

Der Mexikaner bekam eine Kugel mitten in die Brust. Sein Oberkörper wurde nach hinten gerissen, der Schuss, der sich aus seinem Revolver löste, ging in den blauen, wolkenlosen Himmel.

Farley warf sich sofort zu Boden.

Noch im Fallen feuerte er ein zweites und drittes Mal, während dort, wo er sich noch vor wenigen Sekundenbruchteilen befunden hatte, das Blei aus den Waffen der anderen niederregnete.

Einer der Kerle sank getroffen zu Boden. Er schrie und hielt sich die Schulter, aber er lebte noch.

Farley rollte sich ab, kam dann schnell wieder hoch und rettete sich mit einem Hechtsprung hinter einen etwa hüfthohen, glatten Felsen. Die Kugeln prasselten gleich darauf in seine Richtung.

Manche der Geschosse prallten vom massiven Gestein ab und wurden zu tückischen Querschlägern.

Diese Männer hatten irgendetwas mit Rogers - oder Mortimer, wie er sich jetzt wohl nannte - zu tun. Welches Motiv konnten sie sonst haben, ihn - Farley - umbringen zu wollen?

Rogers war ein käuflicher Killer, dem ein Menschenleben kaum soviel wert war, wie er in einer Pokerpartie zu verspielen pflegte.

In Tucson hatte Rogers zwei Männer umgebracht. Keiner wusste weshalb, aber es gab genug Zeugen.

Irgendjemand hatte dafür bezahlt. Möglicherweise arbeiteten Rogers und diese Wölfe im Augenblick für den selben Auftraggeber...

Als der Geschosshagel etwas nachließ, wagte Farley sich kurz aus seiner Deckung heraus.

Aber das war ein Fehler.

Noch bevor er einen Schuss abgeben konnte, spürte er im linken Arm plötzlich einen Schmerz. Der Blondschopf hatte ihn erwischt!

Farley feuerte noch einen schlecht gezielten Schuss ab, bevor er schleunigst wieder den Kopf einzog und sich hinter dem Felsen verbarg.

Der Ärmel seiner Jacke hatte sich an einer Stelle rot verfärbt. Ein kleines Loch war zu sehen. Schwer zu sagen, ob es nur ein Streifschuss war, oder ob die Kugel noch im Fleisch steckte!

Farley hörte das Wiehern der Pferde.

Und dann Schritte.

Da kam jemand heran!

Farley tauchte hinter seiner Deckung hervor und sah den Blondschopf bei den Pferden. Dieser schoss augenblicklich auf den Marshal, aber er traf nicht. Die Kugeln gingen dicht über Farleys Kopf.

Eine riss ihm den Hut herunter.

Farley feuerte zurück, aber der Blondschopf war bereits wieder hinter seiner Deckung verschwunden.

Die Kugel, die Farley ihm hinterher sandte ging ins Nichts.

5

Farley harrte in seiner Deckung aus und nutzte die Gelegenheit, seinen Revolver nachzuladen. Zu seinem Pferd konnte er nicht. Wenn er dorthin lief, kam er direkt durch die Schussbahn des Blondschopfs.

Und das konnte nur tödlich für ihn enden.

Er musste also erst einmal abwarten.

Eine Patrone nach der anderen schob er in die Revolvertrommel und klappte sie dann zu.

Dann vernahm er Schritte von hin hinten.

Einer der Wölfe musste einen Bogen geschlagen haben und arbeitete sich jetzt von der anderen Seite heran.

Die unzähligen Felsbrocken, die hier wie ausgestreut lagen boten ihm dabei ideale Deckung.

Ein Schuss donnerte und traf dicht neben Farley auf den Stein. Farley feuerte zurück, aber sein Gegner war sofort wieder verschwunden.

Er musste schleunigst aus dieser Lage verschwinden, das war jetzt für Farley keine Frage mehr. Hier war er im Augenblick wie auf dem Präsentierteller.

Er schnellte also hoch, feuerte noch einmal und rannte dann in geduckter Haltung vorwärts, um sich hinter den nächsten Felsen zu retten.

Dann spürte er, wie er im Rücken getroffen wurde. Es war an der rechten Seite. Er spürte einen grausamen Schmerz, der seinen ganzen Körper zu durchfluten schien...

Farley taumelte, stolperte noch einige Schritte vorwärts und kam dann hart zu Boden.

Er wollte sich herumdrehen, aber da waren sie bereits über ihm. Einer trat ihm mit dem Stiefel auf das Handgelenk, so dass er die Waffe losließ.

Er sah auf und blickte in die Revolvermündungen seiner Gegner.

Sein Colt wurde mit einem Fußtritt ein paar Meter weit weggekickt. Einer der Wölfe spannte den Hahn seiner Waffe, hob sie etwas und zielte auf Farleys Kopf.

"Lass das, Parry!", zischte der Blondschopf.

"Aber warum? Er hat Delgado auf dem Gewissen!"

"Halt's Maul, Parry. Delgado war doch nur ein dreckiger Mexikaner!"

Der Mann, der Parry hieß, schien die Welt nicht mehr zu verstehen.

"Er war einer von uns!"

"Und wenn schon!"

Parrys unrasiertes Gesicht wurde zu einer finsteren Maske.

Er sah auf den am Boden liegenden Farley herab. Seine Augen funkelten bösartig.

"Dreckskerl!", zischte er und verpasste Farley einen brutalen Tritt in die verletzte Seite.

Farley stöhnte auf.

"Er wird sterben", erklärte dann der Blondschopf. "Schon deshalb, weil er offensichtlich zuviel weiß."

"Dann sind wir uns ja einig!", versetzte Parry schneidend.

Der Blondschopf nickte.

"Aber vorher will ich von ihm wissen, wie er auf unsere Spur gekommen ist!"

"Vielleicht ist er ja wirklich nur hinter Mortimer her...", meldete sich jetzt der Dritte.

Der Blondschopf zuckte mit den Schultern.

"Das wird sich erweisen, Männer. Aber wenn die schon einen Marshal hinter Mortimer herschicken, heißt das, dass wir alle in Gefahr sein können..." Er grinste zynisch. "Es gibt Methoden, die Wahrheit herauszufinden, Marshal!", wandte er sich dann an Farley. "Es liegt an Ihnen, wie leicht Ihr Tod wird, Mister!"

Die Behandlung, die Farley jetzt zu Teil wurde, war alles andere als freundlich.

Er bekam noch einen Tritt in die Seite, diesmal von dem Blondschopf.

Sie durchsuchten ihn eingehend, fanden den Steckbrief und den Haftbefehl. Den Inhalt seiner Geldbörse teilten sie kurzerhand untereinander auf.

Der Blondschopf sah nachdenklich auf den Steckbrief. Er schien nicht viel damit anfangen zu können.

Schließlich reichte er ihn an Parry weiter.

"Hier!", meinte. "Du kannst doch lesen, oder?"

"Es geht. Bin vielleicht etwas aus der Übung."

"Sag uns, was da drauf steht!"

Es dauerte eine Weile, dann meinte Parry: "Unser Freund Mortimer - oder Rogers - scheint ein bunter Hund zu sein! Wird in drei Staaten wegen mehrfachen Mordes gesucht! Wenn ihr mich fragt: Es war nicht besonders klug vom Boss, so einen anzuheuern!"

Der Blondschopf zuckte mit den Schultern.

"Er wusste es wohl nicht. Außerdem - weshalb sollen wir uns den Kopf vom Boss zerbrechen?"

"Auch wieder wahr..."

Parry zerknüllte den Steckbrief und warf ihn in den Staub.

Der Blondschopf wandte sich wieder an Farley.

"Wir kommen nicht recht weiter, Mister!", stellte er fest.

"Sie scheinen mir etwas zu halsstarrig zu sein!"

Er zog sein langes Bowie-Messer heraus, dass er am Gürtel hängen hatte.

Um seine Lippen spielte ein zynisches Lächeln.

"Sie waren hinter einem Mann her, dem ein Stück vom Ohr fehlt, nicht wahr? Wir wollen doch mal sehen, wie Ihnen so etwas steht, Marshal..."

6

Farley schluckte, als er die scharfe Klinge auf sich zuschnellen sah. Das blanke Metall spiegelte das grelle Sonnenlicht.

An Armen und Beinen wurde er mit eisernem Griff niedergehalten. Er konnte nichts tun, sich nicht bewegen.

Keine Chance zu irgendeiner Art von Gegenwehr.

"Mach's schön langsam", raunte Parry. "Er hat's verdient, der Bastard!"

Der Blondschopf bleckte die hellen Zähne und erinnerte in diesem Moment an einen Wolf, der darauf wartete, die Fänge in den Hals seiner Beute schlagen zu können.

Mit einer Hand packte er Farleys Kopf am Kinn und drückte ihn zur Seite, während die andere das Messer hielt.

Der Marshal spürte das kalte Metall, das nun bereits seine Haut ritzte...

Dann donnerte ein Schuss und hallte zwischen den Felsen wider!

Plötzlich ging ein Ruck durch den Körper des Blondschopfs.

Seine Augen, aus denen nicht der Hauch irgendeines Mitgefühls sprach, erstarrten. Mitten auf seiner Stirn war ein roter Punkt zu sehen, der rasch größer wurde.

Er sackte leblos in sich zusammen.

Die beiden anderen ließen Farley augenblicklich los und griffen zu den Waffen.

Aber sie kamen nicht mehr zum Schießen.

Ein Kugelhagel prasselte auf sie nieder. Parry drückte seine Waffe noch einmal ab, bevor er von den Geschossen förmlich durchsiebt wurde, der andere kam nicht mehr dazu.

Farley befreite sich von dem toten Blondschopf und blickte sich um. Er hörte Schritte und dann sah er ein paar Männer herankommen.

"Sind Sie in Ordnung, Mister?"

"Es geht...", hauchte er. Seine Stimme klang entsetzlich schwach, wie er fand. Die Wunde an der Schulter war halb so schlimm, aber hinten an der Seite schmerzte es höllisch.

Er fühlte sich elend.

Die Männer waren gekleidet wie Cowboys.

Sie kamen näher und dann sah einer von ihnen den Blechstern an Farleys Brust.

"Ein Marshal!", rief er. "Er ist ein Marshal!"

"Es hat ihn übel erwischt!"

"Er braucht dringend einen Doc!"

Farley wollte sich erheben, aber es schwindelte ihm. Und dann wurde es dunkel vor seinen Augen.

7

Als Farley erwachte, fand er sich in einem Bett wieder. Er blinzelte etwas und blickte sich um.

"Hey, er kommt wieder zu sich!", hörte er jemanden sagen.

Er versuchte sich aufzurichten, hatte aber ziemliche Schwierigkeiten dabei.

Schließlich sank er zurück.

"Nicht so eilig, Marshal!", meinte eine tiefe Bassstimme.

Ein Mann einem buschigen Schnurrbart und kräftigen Augenbrauen trat zu ihm heran. Sein Gesicht wirkte auf Farley sympathisch.

"Sie haben verdammtes Glück gehabt!", meinte der Schnauzbart. "Das waren üble Kerle..."

"Ich danke Ihnen. Sie sind gerade noch rechtzeitig dazwischengegangen", murmelte Farley.

"Keine Ursache. Mein Name ist übrigens Wainright. Ich bin hier der Vormann! Und wer sind Sie?"

"Farley. Rick Farley. Wo bin ich hier?"

"In der Cowboy-Baracke der Barrington-Ranch, ein paar Meilen nördlich von San Pablo."

Farley betastete vorsichtig seine Wunden. Jemand hatte sie ziemlich fachmännisch verbunden.

"Wir haben hier keinen Doc", erklärte Wainright. "In San Pablo gibt es keinen - und der in Santa Ana ist vor einigen Monaten bei einer Schießerei uns Leben gekommen."

"Aber..."

Wainright lachte, als das Unverständnis in Farleys Augen sah.

"Hier!" Er deutete auf den Mann, der hinter ihm stand. Es war großer Bär mit einem schwarzen Vollbart, der sicher ein ziemlich kräftiges Pferd brauchte, wollte man vermeiden, dass es nach wenigen Meilen zu Schanden geritten war.

"Das ist Harper!", fuhr Wainright dann fort. "Er hat sich eigentlich auf Pferde und Rinder spezialisiert, aber wenn's drauf ankommt, dann verarztet er auch Menschen! Harper hat Ihnen die Kugeln herausgeholt!"

Farley versuchte anerkennend zu nicken.

"Alle Achtung!"

"Ich mache das nicht zum ersten Mal", erwiderte Harper.

Plötzlich war Farley sehr ernst.

"Ich bin hinter einem Mann her!", sagte er. "Das ist ein gefährlicher Killer! Ich muss weiter, sonst wird sein Vorsprung zu groß!"

Farley versuchte erneut, sich aufzurichten. Er setzte die Füße aus dem Bett.

"Lassen Sie das besser!", meinte Harper. "Reiten Sie morgen weiter - oder wann immer Sie soweit wiederhergestellt sind, dass Sie sich ohne Probleme auf einem Pferderücken halten können!"

Und Wainright nickte.

"Harper hat Recht. Es hat keinen Zweck!"

Dann nahm der Vormann ein zerknittertes Stück Papier aus seiner Jackentasche, faltete es auseinander und hielt es Farley unter die Nase.

Es war der Steckbrief von Rogers - oder Mortimer, wie er sich inzwischen zu nennen schien.

"Ist das der Kerl, hinter dem Sie her sind?"

"Ja."

"Ein Mann mit einem halben Ohr... So einen habe ich schon einmal hier in der Gegend gesehen. Auf der Main Street von San Pablo. Aber das ist schon ein paar Wochen her... Was ist das für ein Kerl?"

"Ein Killer", murmelte Farley. "Ein Mann, der für ein paar Dollars einen Menschen umbringt. Zuletzt waren es zwei Männer in Tucson."

Wainright lachte.

"In Tucson mag so einer etwas besonderes sein, aber hier draußen, in der Wildnis ist das anders! Hier sammelt sich solches Gesindel, weil diese Halunken genau wissen, dass der lange Arm des Gesetzes nur selten bis hier her reicht. Der Sheriff von San Pablo wagt sich doch kaum mehr als eine Meile über die Stadtgrenzen hinaus..."

"Haben Sie eine Idee, wer hier in der Gegend einen Mann wie dieses Halbohr anheuern würde, um in Tucson zwei Männer zu erschießen?", fragte Farley.

Wainright machte ein nachdenkliches Gesicht.

"Ich fürchte, da kann ich Ihnen nicht helfen!", meinte er.

"Aber wenn ich etwas höre, dann sage ich es Ihnen!"

"Besser, er schläft jetzt etwas!", meinte Harper an Wainright gewandt. "Er hat es bestimmt nötig."

Der Vormann nickte.

"Nachher werden wir Sie unserem Boss vorstellen!"

Farley nickte.

"Meinetwegen."

Auf den Gesichtern der Männer von der Barrington-Ranch zeigte sich hintergründiges Schmunzeln.

Später sollte Farley noch begreifen, was das zu bedeuten hatte...

8

Rick Farley hatte ein frisches Hemd an, als er in die Wohnstube des Ranchhauses trat.

Einer der Cowboys hatte es ihm überlassen. Farleys eigenes Hemd hatte den Großteil des Blutes aufnehmen müssen, das aus seinen beiden Wunden ausgetreten war. Die Löcher von den Einschüssen waren halb so schlimm, aber mit diesen riesigen Blutflecken konnte er nicht herumlaufen.

Die Jacke hatte weniger abbekommen war noch zu gebrauchen, aber das Hemd war nicht mehr zu retten gewesen.

Ein bisschen Würde musste er als Marshal schließlich schon noch verkörpern...

Farley sah eine junge Frau mit hochgestecktem, rostbraunem Haar. Sie lächelte freundlich, als er eintrat.

"Guten Tag, Ma'am!"

"Gut Tag, Sir! Sie sind Mr. Farley, nicht wahr? Der Marshal, den Wainright und die anderen vor diesen Bestien gerettet haben..."

"Ja, das ist wahr..."

"Kommen Sie, ich habe Kaffee aufgesetzt! Trinken Sie eine Tasse mit mir! Und vor allen Dingen: Setzen Sie sich endlich!"

"Ich danke Ihnen."

Farley nahm in einem der klobigen Sessel Platz, wobei fragte, wie diese Möbelstücke es je geschafft haben konnten, bis hier her in diese Wildnis gebracht zu werden!

"Mein Name ist Laura Barrington", sagte sie, während sie aufstand, um den Kaffee zu holen.

Wenig später saßen Sie sich gegenüber.

"Der Vormann hat mir gesagt, dass der Boss mich sprechen will."

Sie nickte.

"Ja, das stimmt."

"Verzeihen Sie meine Neugier, aber sind Sie seine Frau oder seine Tochter, Ma'am?"

Sie lachte herzhaft und zeigte dabei zwei Reihen makelloser Zähne. Dann schüttelte sie den Kopf, um ihn schließlich kokett nach hinten zu werfen.

"Ich bin der Boss, Mr. Farley."

Farley machte große Augen und verschluckte sich fast an seinem Kaffee.

"Sie?"

"Ja. Ich hoffe, dass stört Sie nicht."

"Nein, tut es nicht. Es ist nur so..."

"Ich weiß, es ist ungewöhnlich, dass eine Frau auf einer Ranch hier draußen das Regiment führt."

"Kann man wohl sagen!"

Sie zuckte mit den Schultern.

"Ich habe es mir nicht ausgesucht."

"Das müssen Sie mir erklären!"

"Da gibt es nicht viel zu erklären. Als mein Vater starb, vererbte er mir die Ranch. Und seither habe ich sie so gut ich konnte am Leben erhalten! Wainright ist ein hervorragender Vormann. Ich kann ihm vertrauen und das ist das Wichtigste. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich es nicht geschafft!" Sie lächelte. "Ich hatte nämlich nicht die geringste Ahnung von Rinderzucht, als ich sozusagen ins kalte Wasser geworfen wurde! Aber jetzt kann ich schwimmen!"

Farley nickte leicht.

"Alle Achtung!", meinte er. "Jeder weiß, dass es hier draußen ganz schön hart werden kann..."

"Ja, manchmal gibt es Ärger mit den Apachen und dann geht einem plötzlich die halbe Herde an irgendeiner Seuche ein... Aber bisher sind wir noch mit allem fertig geworden!"

Sie muss eine starke Persönlichkeit sein, dachte Farley. Es konnte nicht anders sein, sonst hätte sie hier draußen nicht überleben können.

Immer wieder sah man in den Straßen von Tucson die schwer beladenen Wagen derjenigen, die es nicht geschafft hatten und die nun den Kampf gegen die Hitze, die Trockenheit, die Viehseuchen, die Indianer und gegen das umherziehende Gesindel wohl oder übel aufgeben mussten.

Farley sah, wie ein Schatten auf ihr feingeschnittenes Gesicht fiel.

"Seit einiger Zeit haben wir allerdings gegen eine Bande von ziemlich üblen Viehdieben zu kämpfen", meinte sie. "Die Bande ist ziemlich gut organisiert. Ihr Hauptquartier müssen sie irgendwo in den Bergen südwestlich von San Pablo haben, genau weiß das niemand. Fünf meiner Leute und fast ein drittel des Viehs sind ihnen bereits zum Opfer gefallen!"

Farley machte ein nachdenkliches Gesicht.

Seine Gedanken waren bei Rogers, dem Mann mit dem halben Ohr. Diese Geschichte von den Viehdieben hatte daher nicht seine volle Aufmerksamkeit.

"Unternimmt der Sheriff von San Pablo nichts?", fragte er dann nach einer Weile.

"McCann? Ich habe den leisen Verdacht, dass er von diesen Leuten bestochen wird. Die verkaufen gestohlene Herden über die Grenze nach Mexiko und machen einen Riesengewinn damit!Für die ist es eine Kleinigkeit, einen kleinen Stadtsheriff ruhigzustellen, in dem sie ihm ein Jahresgehalt unter die Nase halten..." Sie zuckte mit den Schultern. Farley sah die Verzweiflung in ihren Augen. "Jedenfalls hat er kaum einen Finger gerührt, als sie die Garrison-Ranch niedergebrannt haben..." Sie schien wirklich große Furcht vor der Zukunft zu haben.

"Vielleicht hat McCann auch einfach Angst", meinte sie dann. "Ich weiß es nicht..."

Dann wandte sie Farley ihre großen dunkelgrünen Augen zu.

"Wann werden Sie reiten, Mr. Farley?"

"Ich weiß noch nicht... Sobald ich wieder einigermaßen okay bin. Vielleicht schon morgen..."

"Ich will Ihnen nicht in Ihr Geschäft reden, Mr. Farley, aber..." Sie zögerte. Fast schien es, als wagte es nicht, auszusprechen, was sie sich vorgenommen hatte, ihm zu sagen.

Sie schluckte.

"Sagen Sie es ruhig, Ma'am!"

"Dieser Killer, den Sie suchen, Marshal... Die Menschen, die der umgebracht hat, werden nicht wieder dadurch zum leben erweckt, dass Sie den Kerl einfangen und er dann in Tucson an den Galgen kommt!"

"Nein, Ma'am, das ist schon richtig. Aber das Gesetz wird aufrechterhalten! Und die Gewissheit, dass jeder, der einen Menschen umbringt, eines Tages dafür vielleicht die Rechnung präsentiert bekommt, lässt andere vielleicht davor zurückschrecken, etwas Ähnliches zu tun!"

"Eine ziemlich vage Hoffnung, finde ich."

"Vielleicht, Ma'am. Aber besser als völlige Gesetzlosigkeit."

Sie machte eine hilflose Geste.

"Was ich meine ist eigentlich auch etwas anderes, Mr. Farley: Wenn Sie dafür sorgen würden, dass die Viehdiebe hinter Schloss und Riegel kommen, dann retten Sie damit vielleicht Menschenleben. Denen, die von diesem Killer ermordet wurden, können Sie nicht mehr helfen!"

Farley sah sie lange an.

Dann nickte er.

"Ich verstehe, was Sie meinen."

"Dann werden Sie mir helfen?"

"Das würde vielleicht heißen, dass Rogers entkommt!"

"Ja, vielleicht."

Farley atmete tief durch.

"Ich weiß es noch nicht", murmelte er dann.

9

Am nächsten Morgen fühlte Farley sich stark genug, um weiterreiten zu können.

Es war eine kurze Verabschiedung.

Laura Barrington verlor über die Viehdiebe kein Wort mehr.

Sie war einfach zu stolz.

"Ich werde mich in San Pablo etwas umhören!", sagte er ihr, aber das schien ihr nicht zu genügen. Jedenfalls konnte es ihre Miene nicht so recht aufhellen.

"Leben Sie wohl, Mr. Farley!"

Sie bemühte sich, keinen Vorwurf in ihre Stimme zu legen, aber es war unüberhörbar, dass sie enttäuscht war.

Und so ritt Farley mit einem unguten Gefühl davon.

Es war ihm klar, dass er diesen Leuten etwas schuldig blieb.

Sie hatten ihm das Leben gerettet und ihn aufgenommen.

Aber andererseits wäre es unredlich gewesen, der jungen Rancherin etwas zu versprechen, was er am Ende nicht würde halten können.

Er wollte Rogers, den Killer mit dem halben Ohr!

Wenn er den hatte, konnte er vielleicht etwas gegen die Viehdiebe unternehmen. Falls die Bande allerdings wirklich so gut organisiert war, wie Miss Barrington behauptet hatte, dann war die Sache möglicherweise ohnehin für einen einzelnen Mann eine Nummer zu groß, wie gut der auch immer sein mochte...

Einen Moment lang überlegte Farley, ob zwischen den Viehdieben und Rogers vielleicht ein Zusammenhang bestand, aber dann fand er, dass das ziemlich unwahrscheinlich war.

Warum sollten Viehdiebe zwei Männer im entfernten Tucson umbringen lassen?

Andererseits hatten die Männer, die Farley beinahe umgebracht hatten, das Halbohr offensichtlich gekannt... Und wer konnte ausschließen, dass sie zu jener Bande gehört hatten, die in dieser Gegend ihr Unwesen trieb?

Farley drosselte das Tempo seines Pferdes etwas. Zunächst war er ziemlich schnell davongeprescht, aber die Erschütterungen taten seinen Wunden nicht gut und dem musste er Tribut zollen.

So ging es etwas langsamer vorwärts.

Farley hatte es sich anders gewünscht, aber da war nichts zu machen.

Er konnte - nüchtern betrachtet - froh darüber sein, überhaupt so schnell wieder im Sattel sitzen zu können.

Ab und zu tat es noch immer höllisch weh, aber Farley biss die Zähne zusammen.

So schnell war er nicht aus der Bahn zu werfen.

Es dauerte etwas, bis ein Pulk von wie dahingeworfen wirkenden Häusern am Horizont auftauchte.

Das war San Pablo.

Es war ein ziemlich ungeordneter Haufen, aus dem einzig und allein die helle, aus massive Stein erbaute Kirche herausstach.

Die Spanier hatten sie vor mehr als hundert Jahren hier errichtet.

Der Rest bestand aus schnell zusammengenagelten Holzhäusern und erbärmlich wirkende Lehmhütten.

Wainright hatte sich daran erinnert, einen Mann, dem ein halbes Ohr fehlte, in San Pablo gesehen zu haben.

Dieser Mann musste auch noch anderen aufgefallen sein!

Als Farley sein Pferd zwischen den Häusern hindurch lenkte, kamen einige der Leute heraus, um ihn zu begaffen.

Jeder Fremde musste hier etwas Besonderes sein.

Farley ritt zum Sheriff-Büro. Es grenzte an ein Wunder, dass es so etwas hier überhaupt gab.

Aber der Sheriff von San Pablo war eigentlich nicht nur dafür zuständig, dass zwischen den paar Häusern der Stadt Recht und Gesetz aufrecht erhalten blieben. Er war ebenfalls für das ganze Umland zuständig.

Nach Laura Barringtons Ansicht nahm er diese Pflicht allerdings nicht allzu ernst...

Nun, dachte Farley bei sich. Vielleicht ist er einfach überfordert.

10

Wainright lehnte sich zufrieden an das Gatter.

"Das sind Pferde, was Mickey?", lachte er.

Der Mann der neben ihm stand nickte. Er war noch ziemlich jung hatte erst von ein paar Wochen auf der Barrington-Ranch angefangen.

Aber Wainright mochte ihn.

Der junge Kerl war in Ordnung, ein Mann ganz nach seinem Geschmack.

Sicher, er musste noch eine Menge lernen, aber was Pferde anging, verstand Mickey schon mehr von der Sache als mancher Cowboy, der schon zwanzig Jahre im Sattel saß.

"Diese Mustangs können sich wirklich sehen lassen!", bestätigte Mickey und in seinen Augen glänzte es dabei. "Ich glaube, das werden werden mal tolle Cowboy-Pferde, die einem auf den Druck des Knies gehorchen!"

Wainright klopfte Mickey auf die Schulter.

"Schätze, das wird deine Aufgabe sein, was?"

"Wenn du keine Angst hast, dass ich sie verderbe, Vormann!"

Wainright lachte herzlich.

"Nein, Mickey, bei dir habe ich da keine Sorge. Manchmal denke ich, du musst unter Wildpferden großgeworden sein, sonst könntest du unmöglich einen so guten Draht zu den Tieren haben!"

"Du übertreibst, Wainright!"

"Nein, Mickey!"

In ihrem Rücken hörten sie Schritte. Wainright drehte sich um. Mit den Augenwinkeln sah er Laura Barrington herankommen, die jetzt eine praktische Drillich-Hose und ein derbes Baumwoll-Hemd trug.

"Mit dieser Herde werden Sie ein schönes Geschäft machen können, Boss!", meinte er zu ihr.

Die junge Rancherin nickte.

"Das wird auch nötig sein", meinte sie. "Schließlich haben uns die Viehdiebe bei den Rindern ziemlich zugesetzt! Das müssen wir ausgleichen!"

Plötzlich deutete Mickey zum Horizont.

"Hey, was ist das!"

Hinter der nächsten Hügelkette tauchte eine Gruppe von Reitern auf. Es mochten gut und gerne zwei Dutzend Mann sein, die da herankamen.

Einige von ihnen zogen Gewehre aus den Sätteln.

"Das sind sie", flüsterte Laura.

"Die kommen sicher nicht, um uns einen freundlichen Guten Tag zu wünschen...!", zischte Wainright.

"Was können die hier wollen?", meinte Mickey. "Die Rinder sind doch auf der Nordweide..."

"Die Pferde!", erkannte Wainright. "Sie wollen diese Pferde, weil sie genau wissen, wie viel sie wert sind!"

Laura schien verzweifelt.

"Aber woher können sie das wissen..."

Wainright machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand.

"Halb San Pablo spricht von Ihren neuen Pferden, Boss! Aber jetzt lohnt es sich nicht mehr, darüber zu lamentieren! Gleich wird uns hier das Blei um die Ohren fliegen, es sei denn, Sie wollen ihnen die Herde freiwillig überlassen!"

11

Die Cowboys wurden zusammengerufen, soweit das noch ging.

Laura eingerechnet waren die Verteidiger zu sechst. Die anderen Cowboys waren bei der Herde auf der Nordweide.

Die Rinder mussten Tag und Nacht bewacht werden, sonst wurden die Verluste durch die Viehdiebe einfach zu groß.

Sie verteilten sich auf die Cowboy-Baracke und das Wohnhaus.

In aller Eile wurden Winchester-Gewehre verteilt und geladen. Die junge Rancherin selbst nahm auch eine der Waffen.

Ihr Vater hatte ihr den Umgang mit Schusswaffen beigebracht und so war sie eine ganz passable Schützin, die in dieser Hinsicht vielen ihrer Cowboys ins nichts nachstand.

"Wir sollten jemanden zur Nordweide schicken, um den Rest der Mannschaft zu Hilfe zu holen!", meinte Wainright, der sich an einem der Fenster des Ranchhauses postiert hatte. Mit gerunzelter Stirn und sorgenvollem Blick sah er hinüber zu der Staubwolke, die Schar der Angreifer aufwirbelte.

Dann setzte er noch fast resignierend hinzu: "Allein haben wir keine Chance!"

Laura hatte sich an das andere Fenster gestellt, die Scheibe hochgeschoben und den Lauf ihrer Winchester ein paar Zentimeter hinaus gestreckt.

"Ja, ich glaube, Sie haben Recht, Wainright."

Wainright wandte sich an Mickey.

"Das ist was für dich!"

"Aber, ich kann euch doch hier nicht allein diesen Wölfen überlassen!"

"Wenn du schnell genug bist, rettest du uns vielleicht alle! Du bist der beste Reiter der Ranch-Mannschaft! Wenn es einer schaffen kann, dann du!"

Mickey wandte sich an Laura Barrington.

Sie nickte ihm zu und bestätigte Wainright damit.

"Tu, was er sagt!"

Mickey packte seine Winchester fester.

"Okay..."

"Nimm meinen Braunen!", meldete sich Wainright. "Der ist gesattelt!"

Mickey verlor keinen Augenblick mehr.

Er warf einen kurzen Blick zu Wainright und dann riss er die Tür auf und stürmte hinaus.

Die Reiter waren schon ziemlich nahe herangekommen und die ersten Schüsse donnerten. Es war wie das erste Grollen eines nahenden Gewitters.

Mickey sah den braunen bei der Tränke vor der der Cowboy-Baracke stehen und spurtete dorthin.

Schon prasselten die ersten gezielten Schüsse in seine Richtung und schlugen links und rechts von ihm in den Boden.

Kleine Sandfontänen wurden dabei aufgewirbelt.

Mickey legte zwischendurch seine Winchester kurz an und feuerte ein paarmal zurück.

Vom Wohnhaus aus wurde ihm jetzt etwas Feuerschutz gegeben, was ihn entlastete.

Dann hatte er den Braunen erreicht, der schon ziemlich unruhig geworden war. Die Schießerei war nicht nach seinem Geschmack, aber glücklicherweise war er angebunden.

Mickey schwang sich in den Sattel.

Der Gaul stieg hinauf auf die Hinterhand und wieherte. Aber dann bekam Mickey ihn unter Kontrolle, riss das Tier herum und preschte davon.

Er presste sich dicht an den Nacken des Pferdes, während ihm die Kugeln nur so um die pfiffen.

Dann, während hinter ihm der Kampf so richtig losging, hatte er es geschafft und war außer Schussweite gekommen.

Er wusste, dass er schnell sein musste, wenn die junge Rancherin und ihre Leute eine Chance haben sollten! Bis zur Nordweide war es ein ganzes Stück.

Er würde sich ranhalten müssen und aus seinem Gaul das letzte herauszuholen versuchen.

Mickey verschwand am Horizont und keiner Angreifer machte sich die Mühe, ihn an seinem Vorhaben zu hindern.

Sie kamen heran, ließen sich aus den Sätteln gleiten und verteilten sich dann.

Ein wütendes Feuergefecht entbrannte.

Die Kugeln pfiffen hin und her, während die Mustangs im Corral halb verrückt von der Ballerei wurden. Sie galoppierten von einer Seite der Umzäunung zu anderen, ohne, dass es irgendwo ein Entkommen für sie gab.

Eine Scheune ging in diesem Moment in Flammen auf. Eine schwarze Rauchsäule stieg zum Himmel. Aus dem Ranchhaus kam jetzt ein verstärkter Kugelhagel.

Einer der Angreifer schrie und sank getroffen zu Boden.

Unterdessen stiegen jetzt auch von der Cowboy-Baracke die ersten Rauchschwaden auf.

Die Männer, die sich dort verschanzt hatten wehrten sich verzweifelt, aber lange konnten sie es in der Baracke nicht mehr aushalten.

Die Flammen fraßen sich unbarmherzig vorwärts und dann mussten sie herauskommen. Es blieb ihnen keine andere Wahl, als die Deckung zu verlassen, wollten sie nicht an Rauch und Hitze zugrunde gehen.

Der mächtige, bärenhafte Harper war der Erste, der hinausstürmte, die anderen folgten ihm.

Sie schossen wild um sich und bekamen vom Ranchhaus aus soviel Feuerschutz, wie möglich.

Aber die Übermacht der Angreifer war einfach zu groß. In einem grausamen Hagel aus Blei sanken sie einer nach dem anderen in den Sand. Keiner von ihnen schaffte es bis zum Ranchhaus.

12

Der Geschosshagel war so heftig, dass ihnen im Augenblick nichts anderes übrigblieb, als die Köpfe einzuziehen und sich niederzukauern.

Die Kugeln schlugen zum Teil einfach durch die dünnen Holzwände des Ranchhauses.

Laura und Wainright waren jetzt die einzigen Überlebenden.

"Es sieht nicht gut aus!", meinte der Vormann, als der Kugelhagel etwas verebbte.

Wainright tauchte kurz aus seiner Deckung hervor, um ein paar Schüsse hinüber zu den Angreifern zu senden. Er wusste, dass das nicht viel ausrichten konnte.

Aber es war immer noch besser, als die Hände in den Schoß zu legen und nichts zu tun.

Mickey war noch immer nicht mit dem Rest der Ranch-Mannschaft zurück.

Wenn er es nicht schaffte, dann war alles verloren!

"Die sind tatsächlich hinter den Pferden her!", erkannte Wainright in diesem Moment.

Einen der Kerle, der sich am Gatter zu schaffen machte, streckte er mit einem gezielten Schuss nieder, aber als dann das Feuer wieder verstärkt wurde, musste er schnell den Kopf einziehen, um nicht von Kugeln durchsiebt zu werden.

Dann hörten sie ein furchtbares Geräusch.

Ein Knistern.

Laura stand der Mund offen. Sie wagte kaum zu denken, was das nur bedeuten konnte...

Entsetzen hatte sie gepackt.

"Das Haus...", flüsterte sie fast tonlos.

Es konnte keinen Zweifel geben, sie hatten auch das Wohnhaus an irgendeiner Ecke in Brand gesteckt.

Von der Barrington-Ranch würde kaum etwas bleiben, als ein paar verkohlte Dachlatten...

Draußen wieherten ein paar Dutzend Pferde.

Das Gatter ging krachend auf.

Und dann war dieser grausame Spuk fast so schnell vorbei, wie er gekommen war.

Die Männer schwangen sich auf ihre Pferde und trieben die Mustangs davon.

Laura und Wainright schnellten fast gleichzeitig aus der Deckung hervor und sandten ihnen noch ein paar Schüsse hinterher.

Einen holte Laura aus dem Sattel.

Und dann hielten sie beide den Atem an.

Einer der Reiter hatte kurz den Kopf zur Seite gewandt. Es war deutlich zu sehen, dass ihm die obere Hälfte, des linken Ohrs fehlte...

Wainright jagte kurz entschlossen eine Kugel in seine Richtung, aber er duckte sich, presste sich dicht an den Hals seines Pferdes und preschte dann davon.

Dann sahen sie nur noch eine große Staubwolke, die sich zusehends entfernte!

"Diese Teufel...", murmelte Wainright.

Laura Barrington wirkte in sich gekehrt.

"Dafür werden sie bezahlen", flüsterte sie. "So wahr ich hier stehe, aber das soll ihnen nicht durchgehen!"

13

Farleys Besuch bei McCann, dem Sheriff von San Pablo, war nicht sehr erfolgreich gewesen.

Einen Mann, dem ein halbes Ohr fehlte, hatte er nie gesehen, aber Farley war sich nicht sicher, ob McCann die Wahrheit sprach.

McCann war ein Sheriff, der schon etwas in die Jahre gekommen war und Farley konnte sich untrüglichen Eindrucks nicht erwehren, dass er Angst hatte.

Es war nun ein Gefühl, nicht mehr, aber Farley glaubte nicht, dass es ihn trog.

McCann hatte sich den Steckbrief nicht einmal richtig angesehen.

Es schien, als wollte er Farley überhaupt nicht helfen und als sei es ihm unangenehm, mit dieser Sache belästigt zu werden.

Nachdem er mit McCann gesprochen hatte, wollte Farley noch auf einen Drink in den Saloon.

Vielleicht erfuhr er hier mehr, auch wenn um diese Tageszeit wahrscheinlich noch nicht allzu viel dort los war.

Mehr als auf ein paar unentwegte Zecher würde er kaum treffen, aus Erfahrung wusste er, dass gerade die oft sehr dankbare und auskunftsfreudige Gesprächspartner waren.

Farley hatte sich gerade in Sattel geschwungen, um die wenigen Meter nicht zu Fuß zurücklegen zu müssen, da kam ein Fuhrwerk in die Stadt gerattert.

Der Kutscher fuhr wie der Teufel und vor dem dem Büro des Sheriffs zog er dann die Bremse und sprang ab.

"McCann!"

Er platzte in die Tür hinein und ließ sie offen, so dass Farley mithören konnte, was drinnen gesprochen wurde.

"Bei der Barrington-Ranch geht eine riesige Rauchfahne in den Himmel und es wird herumgeballert! Da ist was Übles im Gange, sag' ich Ihnen, Sheriff!"

"Nun beruhigen Sie sich erst einmal..."

"Beruhigen? Da tobt eine regelrechte Schlacht!"

Sie kamen zusammen heraus, aber McCann wirkte sehr langsam, fasst ein bisschen apathisch.

Er schien es nicht sehr eilig zu haben.

Als er Farley sah, veränderte sich sein Gesicht ein wenig.

Es gefiel ihm offensichtlich überhaupt nicht, dass der Marshal noch hier war.

"Na, McCann? Schätze, jetzt wird's Zeit, etwas zu unternehmen, finden Sie nicht? Oder tragen Sie das Abzeichen dort an Ihrer Brust nur als Blechschild gegen verirrte Kugeln?"

McCann bleckte die Zähne. Seine Nasenflügel bebten vor Erregung, aber er verkniff sich eine Antwort.

Er blies erst einmal kräftig Luft durch die Nase.

"Reiten Sie mit, Farley, oder haben Sie nur eine große Klappe?", meinte er dann.

"Ich reite mit."

14

Laura Barrington stand vor den lodernden Ruinen ihrer Ranch.

Tränen rannen ihr über das glatte Gesicht und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte. Mit der Hand wischte sie sich über die Augen.

Wainrights Gesicht war finster.

Er hatte den Toten die Augen geschlossen und jetzt stand er mit geballten Fäusten da und hatte ebenfalls feuchte Augen.

Er fühlte ohnmächtige Wut.

"Das werden sie büßen", flüsterte er immer wieder vor sich hin. "Das werden sie büßen!"

Es war wie ein schlechter Traum, aber in diesem Fall gab kein Erwachen.

Laura schluckte und als die dann aufblickte sah sie zwei Reiter herankommen.

Der eine war Farley, der andere McCann.

Farley ließ den Blick kurz über das angerichtete Chaos schweifen, stieg dann aus dem Sattel und trat an die Rancherin heran.

"Wir sind wohl zu spät gekommen...", murmelte er und fühlte sich nicht sehr wohl in seiner Haut.

"Ja", brachte sie fast tonlos heraus.

Sie sah ihn mit ihren traurigen, rotgeweinten Augen an und es fiel ihm in diesem Moment schwer, diesem Blick standzuhalten.

Ich hätte hier sein müssen!, schoss es ihm durch den Kopf, obwohl er wusste, dass das ein absurder Gedanke war. Er hatte den Angriff der Bande ja schließlich nicht voraussehen können...

"Wir warten noch auf den jungen Mickey", erklärte Wainright, der sich unterdessen wieder etwas gefasst hatte.

"Er muss jeden Moment mit der Mannschaft eintreffen... Dann werden wir uns auf die Jagd machen!"

Er verzog das Gesicht zu einer Maske unbändigen Zorns.

Farley konnte ihn gut verstehen.

Das Furchtbare, was hier geschehen war, stellte selbst das in den Schatten, was man Rogers, dem Mann mit dem halben Ohr zur Last legte.

Nach einer Pause fragte Wainright: "Kommen Sie mit uns, Marshal? Schätze, das ist jetzt Ihr Job, oder nicht?"

Farley nickte.

"Ja."

In der Ferne tauchte Mickey auf. Er ritt, als ob der Teufel nur ein Pferdelängen hinter ihm her war.

Wainright runzelte die Stirn.

"Wo sind die Männer?", fragte er aufgebracht, als Mickey herangekommen und aus dem Sattel gesprungen war.

"Sie sind tot", sagte Mickey.

Man konnte ihm ansehen, wie schwer es ihm fiel, das zu sagen.

"Was?"

Wainright packte ihn an den Schultern und Mickey wich seinem Blick aus und sah zur Seite.

"Sie haben sie einfach über den Haufen geschossen..."

"Und die Herde?"

"Ist nicht mehr da."

"Die ganze Herde?"

"Ja. Als ich kam, war schon alles vorbei. Ich fand nur noch die Toten und Spuren einer Rinderherde, die weggetrieben wurde."

15

Von der Barrington Ranch war kaum mehr geblieben, als ein paar verkohlte Ruinen. Es würde lange brauchen, bis alles wieder aufgebaut war.

Aber zunächst galt es, sich an die Spur der Banditen zu heften.

"Wir werden erst nach San Pablo reiten müssen, um ein Pferd für Sie, Wainright, zu besorgen!", meinte Farley.

Sie würden dadurch zwar etwas an Zeit verlieren, aber Farley konnte kaum ohne Wainright reiten. Er brauchte Verbündete, auf die er sich einigermaßen verlassen konnte.

Es mit dieser Bande aufzunehmen, war an sich schon Wagnis genug. Man musste den Bogen ja nicht überspannen.

Wainright nickte.

"Diese Hunde haben jeden Gaul mitgenommen!"

"Ich werde ebenfalls mitkommen!", erklärte Laura Barrington mit entschlossen klingendem Tonfall.

Farley machte ein skeptisches Gesicht.

"Ich weiß nicht..."

"Es war schließlich meine Ranch, die niedergebrannt, und meine Rinder, die gestohlen wurden, oder etwa nicht?"

"Stimmt schon, Miss, aber dennoch..."

Sie nahm ihre Winchester und legte sie kurz an.

"Sehen Sie die Schöpfkelle, die bei der Tränke am Haken hängt?"

"Ja, schon, aber..."

Sie drückte ab.

Die blecherne Schöpfkelle schepperte hin und her.

"Sie sehen, dass ich schießen kann!"

Farley nickte.

"Alle Achtung!"

"Dann haben Sie also nichts dagegen?"

Farley zuckte mit den Schultern.

"Sie haben einen starken Willen, Miss. Ich glaube nicht, dass ich Sie daran hindern könnte. Ich hoffe nur, dass Sie sich keinen Illusionen darüber hingeben, was die Kerle mit uns machen, wenn wir ihnen in die Hände fallen sollten - was nach Lage der Dinge durchaus geschehen kann."

Sie wechselten einen Blick und Farley versank in ihren warmen, immer noch sehr traurigen Augen.

Dann begann sich ihr Gesicht leicht aufzuhellen.

"Ich hoffe, dass Sie mich gut beschützen, Marshal!"

Farley wandte sich um, schwang sich auf sein Pferd und ließ es einen Schritt nach vorn machen.

Dann reichte er Laura die Hand.

"Kommen Sie zu mir hinauf. Schätze, Sie haben wenig Lust, zu Fuß bis San Pablo zu kommen!"

Wenige Sekunden später saß sie dann hinter ihm im Sattel.

Mit der einen Hand hielt sie ihre Winchester, mit der anderen hielt sie sich an Farleys Schulter fest.

"Ach Farley, da wäre noch etwas, was Sie sicherlich interessieren dürfte...", meldete sich dann Wainright noch einmal zu Wort, während er zu Mickey auf das Pferd stieg.

Farley wandte den Kopf.

"Was?"

"Ich habe den Mann, den Sie suchen, unter den Angreifern gesehen... Ihm fehlte ein halbes Ohr... Ich denke, so etwas kommt nicht allzu häufig vor, oder?"

Farleys Augen wurden schmal.

"Stimmt!", zischte es zwischen seinen Lippen hindurch.

16

In San Pablo besorgten sie sich beim örtlichen Mietstall zwei Pferde samt Sattel, eines für Wainright, das andere für Laura Barrington.

Sheriff McCann machte den ziemlich halbherzigen Versuch, unter den Männern der Stadt ein Aufgebot zusammenzustellen, aber es war niemand bereit, sich an der Verfolgung der Bande zu beteiligen.

Der Überfall auf die Barrington-Ranch war nicht der erste seiner Art gewesen und die Leute in San Pablo und Umgebung hatten einfach Angst.

Wenn ein mexikanischer Tagelöhner im Suff jemanden erschlagen hatte, brannte wahrscheinlich die gesamte Stadt darauf, sich an der Jagd zu beteiligen und dafür zu sorgen, das der Betreffende an den Galgen kam!, dachte Farley bitter.

McCann selbst erklärte, sich an der Sache beteiligen zu wollen, wenn ihm auch anzumerken war, dass er das alles andere als gerne tat.

Aber es war seine Pflicht, er hatte einen Eid geleistet und den wollte er in Anwesenheit eines U.S.-Marshals nicht allzu offensichtlich brechen.

Trotzdem - er blieb eine zwielichtige Gestalt, bei dem nicht klar war, auf welcher Seite er wirklich stand.

Vielleicht auf überhaupt keiner.

Möglicherweise dachte er nur daran, aus dieser Sache so schnell und unversehrt wie möglich wieder herauszukommen...

"Ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn er mit uns reitet", flüsterte Laura bei einer Gelegenheit Farley zu.

"Sie meinen McCann?"

"Wen sonst?"

"Wir sind nicht in der Lage, uns unsere Verbündeten aussuchen zu können", gab Farley zu bedenken. "Wir brauchen jeden Mann!"

"Ich traue ihm nicht über den Weg, Farley. Und Sie? Trauen Sie ihm?"

"Man sollte niemandem zu sehr vertrauen, Miss."

Zunächst ritten sie dann zurück zur Ranch, um die Spur der Banditen aufzunehmen.

Diese war nicht schwer zu finden.

Zwei Dutzend Reiter und eine Herde von Pferden pflügten den Boden ganz schön durch.

"Sie müssen irgendwo in den Bergen im Südwesten ihr Versteck haben", meinte Wainright. "Ich habe das immer gesagt..."

"Seit wann ist die Bande hier in der Gegend?", fragte Farley.

"Vielleicht drei Monate. Jedenfalls hat es da den ersten Überfall in der Umgebung von San Pablo gegeben." Wainright zuckte mit den Schultern. "Ob sie vorher ein anderes Gebiet abgegrast haben, weiß ich nicht..."

Die meiste Zeit über schwiegen sie.

Farley hatte darauf bestanden, dass sich die Gruppe mit ausreichend Vorräten versorgte, bevor sie aufbrach. McCann hatte sich zunächst dagegen gesträubt. Es hatte fast den Anschein gehabt, als rechnete er nur mit einem kurzen Spazierritt.

Aber Farley war klar, dass es länger dauern würde.

Ein paar Tage mindestens. Und auch das nur unter der Voraussetzung, dass alles glattging.

Es war ziemlich heiß.

Die Luft flimmerte vor ihren Augen, während in der Ferne bereits die Umrisse schroffer Felsmassive auftauchten. Wenn sie sich einigermaßen ranhielten, dann konnten sie es bis zum Abend bis dorthin schaffen.

Die Spuren führten jedenfalls genau in diese Richtung.

Farley deutete zum Horizont.

"Kennen Sie sich dort etwas aus, Wainright?"

"Nein, kaum."

"Das ist schade."

Er zuckte mit den Schultern.

"Es ist ein ödes, zerklüftetes Gebiet. Es gibt normalerweise keinen Grund, dorthin zu reiten!"

"Es sei denn, man sucht ein Versteck..."

"Richtig."

Farley blickte zu dem jungen Mickey hinüber, dessen Gesicht sehr finster wirkte.

Er schien sich von dem, was er gesehen und erlebt hatte, noch immer nicht recht erholt zu haben.

Der Marshal gab Wainright einen Wink.

"Reden Sie mal mit ihm und richten Sie ihn ein bisschen auf", raunte er dem Vormann zu. "Es wird noch einiges auf ihn und uns zukommen, da sollte er mit sich selbst ein bisschen mehr im Reinen sein."

Wainright nickte.

"Ich werde sehen, was sich machen lässt."

17

Am Abend erreichten sie die Felsmassive und lagerten an einer geeigneten Stelle.

Mickey machte ein Feuer. Wainright hatte sich etwas um ihn gekümmert und seine Verfassung schien jetzt etwas besser zu sein.

McCann blickte sich ständig nach allen Seiten um, so als erwartete er jeden Moment, dass jemand auftauchte.

Farley beobachtete dies, sagte aber nichts dazu.

Die Dunkelheit kam sehr schnell und es wurde merklich kühler. Sie lagerten rund um das Feuer.

Farley sah Laura in sich gekehrt dasitzen und in die lodernden Flammen blicken.

Die tiefe Traurigkeit, die sie erfüllte, war nicht zu übersehen.

Farley setzte sich zu ihr.

"Die Ranch hat Ihnen viel bedeutet, nicht wahr?"

Sie nickte.

"Sie war alles für mich", sagte sie. "Ich habe dafür gelebt!"

"Ich verstehe..."

Sie wandte den Kopf.

"Ich weiß nicht, ob Sie das wirklich verstehen können, Farley. Es ist nett, dass Sie das sagen, aber Sie sind einer, der ständig unterwegs ist. Ein Nomade mit einem Stern an der Brust, der aber immer bereit ist, seine Zelte jederzeit abzubrechen."

"Ich denke, dass ich Sie viel besser verstehe, als Sie ahnen, Miss."

"Was wollen Sie damit sagen?"

Farley schob sich den Hut in den Nacken, beugte sich etwas noch vorn und rieb sich die Hände über dem Feuer.

"Ich bin auf einer Ranch groß geworden. Mein Vater hat auch Rinder gezüchtet... Und Pferde, so wie Sie!"

Er lehnte sich wieder etwas zurück und sah mit den Augenwinkeln, dass sich ihr Gesicht wieder etwas aufheiterte.

Er mochte ihr Gesicht. Vielleicht lag es an den dunkelgrünen Augen, vielleicht auch an diesem gewissen Zug, der um ihre Mundwinkel spielte...

Er wusste es nicht und war vielleicht auch nicht der Passende Augenblick, um darüber nachzudenken.

"Erzählen Sie, Farley!"

"Es war nicht hier, in Arizona, sondern drüben in Texas."

"Und warum sind Sie nicht auch Rancher geworden? Sie hätten doch sicher bei Ihrem Vater einsteigen und die Ranch eines Tages weiterführen können... Damit hätten Sie einen leichteren Anfang gehabt als viele andere!"

Farley atmete tief durch.

Sein Gesicht bekam einen leicht melancholischen Ausdruck, den die junge Rancherin bisher noch nicht bei ihm bemerkt hatte.

"Ja", murmelte Farley dann leicht in sich gekehrt. "Ihre Frage ist berechtigt, Miss. Aber leider kommen die Dinge nicht immer so, wie es sich wünscht!"

"Erklären Sie mir das!"

Er wandte den Kopf zu ihr, blickte sie einen Augenblick lang schweigend an und schien zu überlegen, ob er weiterreden sollte.

Er wusste nicht mehr, wann er das letzte Mal über diese Sache mit jemandem gesprochen hatte.

Es musste wohl schon ziemlich lange her sein.

Schließlich sagte er: "Eines Abend kam ein Mann auf unsere Ranch. Er hatte sich einen günstigen Zeitpunkt ausgesucht. Fast die gesamte Mannschaft hing halbbetrunken an der Theke des nächsten Saloons, fünf Meilen entfernt in der Stadt. Er kam einfach daher und schoss meinen Vater nieder. Mein Vater hatte ihn noch freundlich begrüßt. Er trug nicht einmal einen Revolver, als er starb..."

"Das tut mir leid."

"Das braucht es nicht."

"Warum hat der Kerl das getan?"

Farleys Augen wurden schmal. Seine Stimme belegte sich etwas, was ihm gar nicht gefiel.

Er bereute schon, die Geschichte überhaupt erzählt zu haben, aber er hatte geglaubt, dass die alten Wunden verheilt waren.

Sie waren es nicht.

"Es war ein bezahlter Killer", sagte Farley dann. "Ein Revolvermann, der für ein Dollar bereit ist, jeden beliebigen Menschen abzuknallen. Es gab da einen Großrancher, der noch größer werden wollte. Erst hat er versucht, uns unser Land abzukaufen, dann hat er den Killer geschickt... Und als mein Vater tot war, hat meine Mutter das Land dann erwartungsgemäß an ihn verkauft. Ich war damals gerade zehn und sie sah keine Chance, die Ranch unter diesen Umständen weiterzuführen..."

"Hat man den Mann gekriegt - den Killer?"

Er nickte.

"Ja. Er ist später wegen eines anderen Verbrechens gehängt worden."

Sie wirkte betroffen.

"Kein Wunder, dass Sie Sternträger geworden sind!"

Er versuchte ein Lächeln.

"Nein", sagte er. "Das ist wirklich kein Wunder."

Sie wirkte nachdenklich.

"Sind Sie wegen dieser Geschichte so wild auf das Halbohr? Schließlich ist er ein Mann von derselben Sorte, wie der, der Ihren Vater auf dem Gewissen hatte..."

Er überlegte eine Weile.

Dann meinte er: "Das kann schon sein, Miss. Darüber habe ich nie nachgedacht!"

18

Früh am Morgen brachen sie auf und bald führten sie die Spuren durch ein langgestrecktes Tal.

Zu beiden Seiten waren steile, hochaufragende Felshänge.

"Dieses Gebiet ist wie geschaffen, um eine Rinderherde zu verstecken!", bemerkte Wainright. "Man treibt die Herde einfach in einen Canyon hinein. Wenn man sich einen passenden aussucht, können sie nicht weglaufen..."

Die Stunden gingen dahin, während sich die Morgenkühle verflüchtigte. Die Sonne gewann an Kraft und bald brannte sie wieder so heiß von dem blauen, wolkenlosen Himmel herab, wie am Vortag.

Gegen Mittag machten sie eine kurze Pause. Dann ging es weiter.

"Drehen Sie sich nicht so auffällig nach rechts, Miss", murmelte Farley an Laura gerichtet, die neben ihm ritt.

Sie wandte sich stirnrunzelnd herum.

Ein Schuss von Empörung lag im Tonfall ihrer Stimme.

"Warum nicht?"

"Weil wir beobachtet werden", erklärte Farley gelassen.

Sie schluckte.

"Sie sagen das einfach so und..."

"Sie beobachten uns schon eine ganze Weile."

"Wer? Und warum haben Sie nicht..."

"Versuchen Sie, die Ruhe zu bewahren. Tun Sie, als wäre nichts!"

Farley wechselte einen kurzen Blick mit Wainright, der ihm sagte, dass auch der Vormann Bescheid wusste.

Dasselbe galt für Mickey, dessen Hand sich bereits bei der Hüfte befand, um jeden Moment die Waffe herausreißen zu können.

McCann schien ebenfalls etwas zu wittern. Er hatte sich den ganzen Ritt über immer wieder unruhig nach allen Seiten hin umgedreht.

Oben auf einem Felsplateau war jetzt eine kaum merkliche Bewegung zu beobachten, aber Farleys wachem Auge entging sie nicht.

Dem reinen Augenschein nach konnte es ein Windhauch sein, der einen Strauch bewegte...

Oder irgendein wildes Tier.

Aber Farley wusste, dass es nichts von alledem war.

Laura hatte es auch gesehen.

"Was haben die vor?"

"Schwer zu sagen. Vielleicht wollen sie uns gleich erledigen, vielleicht meinen sie aber auch, dass es besser ist, noch etwas zu warten."

"Was hält uns dann noch hier? Warum reiten wir weiter in unser Verderben!"

"Weil uns im Augenblick nichts anderes bleibt... Zum Umkehren ist es jedenfalls zu spät. Einige von ihnen sind in unseren Rücken..."

"Aber..."

"Wenn die merken, dass wir sie gesehen haben, sind wir tot, Miss."

19

Es war zunächst einmal ein Krieg der Nerven.

"Wie viele sind es?", fragte Wainright, ohne dabei eine Miene zu verziehen.

"Ich habe sechs gezählt", meinte Farley.

"Ich auch."

Dann brach die Hölle los. Ein Hagel von Geschossen prasselte auf das kleine Aufgebot hernieder, dass sich an die Spur der Banditen geheftet hatte.