Das düstere Tal: Bill Jackson Story 16 - Heinz Squarra - E-Book

Das düstere Tal: Bill Jackson Story 16 E-Book

Squarra Heinz

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Beschreibung

Western von Heinz Squarra Der Umfang dieses Buchs entspricht 128 Taschenbuchseiten. Nachdem Bill Jackson die Gruppe um Richter Parker verlassen hat, muss auch er Geld verdienen. Ein Bankier gibt ihm den Auftrag, einen Goldfund einiger undurchsichtiger Männer in den Bergen zu bestätigen. Doch der Weg ist gefährlich, seine Begleiter sind uneins, und Indianer bedrohen die kleine Gruppe. Schon bald stellt sich Bill die Frage, ob es überhaupt Gold gibt.

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Heinz Squarra

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Inhaltsverzeichnis

Das düstere Tal: Bill Jackson Story 16

Copyright

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Das düstere Tal: Bill Jackson Story 16

Western von Heinz Squarra

Der Umfang dieses Buchs entspricht 128 Taschenbuchseiten.

Nachdem Bill Jackson die Gruppe um Richter Parker verlassen hat, muss auch er Geld verdienen. Ein Bankier gibt ihm den Auftrag, einen Goldfund einiger undurchsichtiger Männer in den Bergen zu bestätigen. Doch der Weg ist gefährlich, seine Begleiter sind uneins, und Indianer bedrohen die kleine Gruppe. Schon bald stellt sich Bill die Frage, ob es überhaupt Gold gibt.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

Cover: Tony Masero

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!

1

Bill Jackson blickt den Bankier Lee Lebrun an, der sich am Fenster umgewandt hat.

„Ich biete Ihnen dafür zweihundert Dollar an, Jackson“, sagt der Bankier. „Wenn nichts dazwischenkommt, können Sie in zehn Tagen wieder hier sein.“

„Ein ziemlich hoher Lohn, nicht wahr?“, meint Bill und lächelt vielsagend.

„Die Sache ist nicht ohne Risiko“, erwidert der Mann. „In den Wyoming Ranges können Indianer sein. Ich habe viel von Ihnen gehört; ich habe Vertrauen zu Ihnen. Ich weiß, dass Sie mit Dale Gannett hierherkommen könnten, ohne in den Bergen gewesen zu sein. Jedoch halte ich Sie für den Mann, der das nicht tut.“

„Danke“, murmelt Bill und steht auf. „Ich nehme den Job an, Mr. Lebrun.“ Der Bankier kommt an den Tisch, unterschreibt eine bereits ausgestellte Vollmacht und schiebt sie Bill Jackson zu. Er sagt: „Ich wusste es. Sie brauchen Geld, was?“

„Ja, Mr. Lebrun, ich brauche Geld. Wo finde ich Gannett?“

„Im Bonanza Valley. Es ist ein großes Tal zwischen der Bergen. Sie werden dort eine verlassene Stadt sehen. Dort ist er. Bei ihm muss ein gewisser Mitchell sein, der das Skelett gefunden hat.“

„Was ist das für ein Mann?“

„Das weiß ich auch nicht. Er war mit Gannett hier, wollte die Hälfte der viertausend Dollar haben, für die Gannetts Vater hier Gold hinterlegte. Aber er stellte sich die Sache zu einfach vor. Wissen Sie, Gannett bewirtschaftet mit seiner Frau eine Farm hier in der Nähe. Er hat Schulden bei mir, die er kaum bezahlen kann. Knapp zweitausend Dollar.“

„Sie haben doch das Geld seines Vaters.“

„Was nützt mir das? Es liegt hier fest. Hiram Gannett ist jetzt zwei Jahre vermisst. Erst nach fünf Jahren wird er für tot erklärt, wenn er nicht mehr auftaucht. Außerdem lasten die Schulden wie ein Alptraum auf Gannett und seiner Frau. Ich würde mich freuen, würden sie davon befreit. Die zweihundert Dollar für Sie übernehme ich.“

„In der Hoffnung, dass die Bonanza doch noch gefunden wird?“, fragt Bill Jackson.

„Vielleicht auch deswegen. Die verlassene Stadt heißt Brunsville. Ein Kneipenwirt baute das erste Haus. Er hieß Bruns. Ich eröffnete dort eine Bankfiliale, in die niemals eine Unze Gold gebracht wurde.“

„Ich verstehe“, sagt Bill, greift nach der Vollmacht und faltet sie zusammen.

„Denken Sie an die Indianer“, meint Lebrun. „Es gibt hundert Wege, ihnen auszuweichen.“

„Nur, wenn man nicht bereits von ihnen erwartet wird“, schränkt Bill Jackson ein und geht zur Tür. Dort wendet er sich um und sagt: „Ich bin ziemlich abgebrannt, Mr. Lebrun. Die Hälfte des Lohnes müssen Sie mir jetzt geben.“

„Das habe ich bereits veranlasst. Sie bekommen das Geld draußen am Schalter.“

Bill Jackson geht hinaus. Er weiß, dass Lebrun zwei Dinge damit, dass er in die Berge reitet, verbindet. Er tut, als wollte er Gannett helfen. In Wirklichkeit hofft er aber, dass die Bonanza, die Gannetts Vater fand, wiederentdeckt wird, Brunsville zu neuem Leben erwacht und seine dortige Bankfiliale doch noch das große Geschäft seines Lebens wird.

2

Bill Jackson hält das struppige braune Pferd auf dem Hügel an und blickt in das sonnenüberflutete Tal hinunter, hinter dem die Berge wie eine Mauer in die Höhe wachsen. Ungefähr in der Mitte des langen Tales sieht er eine Reihe Dächer.

Das also ist Brunsville im Bonanza Valley. Es sind fünfzehn Dächer. Er denkt daran, dass Lee Lebrun ihm erzählte, es hätte im Frühjahr vor einem Jahr noch einige hundert Zelte dazu gegeben. Aber die Stadt war arm geblieben. Bruns und andere Kneipenwirte hatten ihren Whisky nicht verkaufen können. Weil Hiram Gannett nicht zurückkam, und weil es keinem anderen gelang, die sagenumwobene Bonanza in den Bergen zu finden.

Bill will schon weiterreiten, als hinter ihm ein knackendes Geräusch zu hören ist. Es klingt, als würde ein trockener Ast zerbrechen. Dann ist ein zweites Geräusch zu hören. Bill erkennt, dass ein Gewehr repetiert wird. Er bleibt ruhig sitzen und blickt auf den Fluss, der das Tal durchschneidet. Es ist der Green River.

„Ich komme aus Rock Springs“, sagt er, ohne sich umzuwenden. „Von Lee Lebrun.“

Wieder knacken Äste. Bill schaut nach links, wo ein mittelgroßer, abgerissen aussehender Mann mit einem Henrygewehr in der Armbeuge auftaucht. Der Mann ist stoppelbärtig und schmutzig, aber das Gewehr in seiner Hand sieht sauber aus.

„Von Lebrun also“, meint der Mann. „Und? Ist das eine Empfehlung, die vor Kugeln aus dem Hinterhalt schützen kann?“

„Ich sah Sie, als ich zum Hügel heraufkam“, gibt Bill Jackson zurück. „Sie hatten doch auf mich gewartet?“

„Du brauchst nicht so vornehm zu tun. Stimmt, ich habe gewartet. Und ich werde keinen als den Mann aus Rock Springs ins Tal lassen. Du musst ein Schreiben von ihm haben.“ Der Mann streckt verlangend die Hand aus.

„Es ist an Dale Gannett und seine Frau gerichtet“, entgegnet Bill.

Der Mann grinst und wackelt mit seinem Gewehr.

„Zeig es her!“, fordert er. „Ich stehe für Gannett hier. Ich bin sein Freund.“

„Heißt du Mitchell?“

Der Mann grinst stärker.

„Brooks“, sagt er. „Lamp Brooks. Mitchell ist ein anderer von Gannetts Freunden.“

„Wie viele hat er denn?“

„Vier. Und wie heißt du?“

„Bill Jackson.“ Bill greift in die Tasche, entfaltet sein Schreiben und hält es dem Mann hin, der nähertritt, in dem Moment, in dem er den Finger zu Hilfe nimmt, um besser lesen zu können, entreißt ihm Bill mit einer jähen Bewegung das Gewehr und wirft es in die Büsche.

Der Mann springt zurück und legt die Hand auf den Colt.

Bill faltet das Schreiben Lebruns zusammen.

„Du wärst schon tot, hätte ich es darauf angelegt“, meint er. „Kann ich jetzt reiten?“ Und ohne eine Antwort abzuwarten, setzt er das struppige Pferd wieder in Bewegung.

Hinter ihm erschallt ein Fluch. Bill wendet sich nicht um. Er weiß, dass der Mann nicht auf ihn schießen wird, denn ohne ihn gibt es kein Geld in Rock Springs. Darauf aber scheinen die Interessen aller ausgerichtet zu sein.

Während er ins Bonanza Valley hinunterreitet, denkt er daran, dass Gannett vier Freunde hat. Wenn sie alle so wie dieser Brooks aussehen, bedarf es vielleicht gar keiner Indianer, um die Angelegenheit gefährlich zu machen.

Ein sandiger Weg zieht sich durch das Tal. Bill Jackson kann die Hütten nun schon sehen. Sie sind aus Brettern zusammengenagelt. Es sind fünf Saloons, wie er an Schildern bemerkt, von denen die Farbe blättert, vier Drugstores, das Bankhaus und drei Speicher. Außerdem erkennt er zwei Dächer, die von stelzenartigen Pfosten getragen werden, und er erinnert sich, dass geschäftstüchtige Saloonkeeper in Lead unter solchen Gebilden Schlafplätze an schlecht zahlende Goldgräber vermieten.

Vor einem der Saloons steht ein Mann auf dem Stepwalk. Er ist ein großer Mann mit breiten Schultern, der verstaubte Lederkleidung trägt. Sein Gesicht ist schmal, die Farbe seiner Augen dunkel und sein Blick durchbohrend und kalt. Er trägt einen schwarzen Patronengurt, in dessen Halftern zwei Colts Kaliber 45 stecken.

Bill Jackson pariert das Pferd und blickt den Mann an.

„Aus Rock Springs?“, fragt der.

„Ja.“

„Mitchell.“

„Bill Jackson.“

„Da drüben ist ein Corral“, sagt Mitchell und nickt zur anderen Seite der Straße hin.

Bill steigt ab und zieht das Pferd zur anderen Seite hinüber. Als er zurückkommt, steht Mitchell immer noch vor dem Saloon. Neben ihm ist eine Frau aufgetaucht. Es ist eine schlanke, große Frau. In ihrem roten Haar funkelt das Sonnenlicht und scheint es zu entzünden.

Bill Jackson steigt die Stufen zum Stepwalk hinauf. Er sieht, dass die Frau grüne Augen hat. Sie kann höchstens fünfundzwanzig Jahre alt sein.

„Gannetts Frau“, sagt Mitchell. „Sie heißt Jenny. Vielleicht hat Ihnen Lebrun das schon erzählt.“

„Er scheint es für unwichtig gehalten zu haben“, gibt Bill Jackson zurück. Er geht an den beiden vorbei und stößt die knarrende Schwingtür mit der Schulter auf.

Der Saloon sieht so verwahrlost wie die ganze kleine Stadt aus. Zerbrochene Stühle und Tische liegen überall herum. An den Wänden hängen vergilbte, halb abgerissene und teilweise zerfetzte Plakate. An einem Tisch sitzen zwei Männer. Einer von ihnen ist jung und groß und wie ein Farmer gekleidet. Der andere ist ein Schwarzer von riesenhafter Gestalt; er hat zwei Messer im Gürtel stecken. An der Theke lehnt ein dritter Mann; ein kleiner, gedrungener Kerl im abgerissenen Prince-Albert-Mantel, einen Zylinder auf dem Kopf. Aus einem seiner Röhrenhosenbeine lugt ein schwarzer Holzstumpf. In der Hand hat er eine Flasche, deren Etikett farblos und vermodert aussieht.

„Vor uns haben hier Tiere gehaust“, sagt Mitchell über die Schwingtür hinweg. „Bis auf ein paar Ratten sind wir alle losgeworden. Das war nicht sehr einfach, Jackson.“

„Kann schon sein“, entgegnet Bill. Er blickt den wie ein Farmer gekleideten Mann an, von dem er sicher ist, dass er Dale Gannett heißt. Auf ihn geht er zu, sagt seinen Namen und legt ihm Lebruns Schreiben zwischen die Hände, die auf der Tischplatte ruhen.

Der Mann liest es und nickt. Der Schwarze rückt einen Stuhl zurecht, auf den sich Bill setzt

„Long“, meint der Schwarze. „Jesse Long.“ Er grinst und zeigt zwei Reihen kräftiger, weißer Zähne.

„Er ist der Mann, auf den wir am besten achten müssen“, sagt Mitchell.

„Warum, James?“, fragt der Mann mit dem Holzstumpf an der Theke.

„Weil die Bank nur bezahlt, wenn er Lebrun bestätigt, was wir gefunden haben.“

Die Frau kommt durch den Saloon und setzt sich neben ihren Mann an den Tisch. Interessiert schaut sie Bill Jackson an.

„Ich habe Sie nie in Rock Springs gesehen“, sagt sie.

„Ich kenne Lebrun von früher“, entgegnet Bill. „Er kennt mich und hat Vertrauen zu mir.“

Mitchell, der der Frau gefolgt ist, bleibt hinter ihrem Stuhl stehen.

„Es ist gut, wenn ein Mann zu einem anderen Vertrauen hat“, sagt er gedehnt. „Hast du auch Vertrauen zu mir, Jackson?“

„Warum?“

Mitchell lacht leise, und der Schwarze grinst breiter.

„Die Berge sind gefährlich“, murmelt Jesse Long. „Sehr gefährlich! Indianer!“

„Ja“, sagt Mitchell. „Die Berge sind für uns alle sehr gefährlich. Das Skelett liegt in einer Höhle. Wenn du Vertrauen zu mir hast, ich meine, wenn du mir Glauben schenkst, gehen wir alle einem großen Risiko aus dem Wege.“

„Ich verstehe nicht“, meint Bill.

„Du verstehst mich sehr gut. Aber ich kann noch deutlicher werden. Wenn du mir glaubst, können wir uns den Weg sparen. Wir reiten alle zusammen von hier nach Rock Springs.“

„Lebrun sagte, Sie wollten die Hälfte von Gannetts Geld haben. Stimmt das?“

Mitchell zuckt die Schultern.

„Gannett und seine hübsche Frau können es auch allein haben“, erwidert er. „Wenn sie geduldig genug sind, noch drei Jahre zu warten. Bevor Hiram Gannett nicht für tot erklärt wird, kann die Bank nicht auszahlen. Nicht einmal an seinen Sohn, komisch, was?“

„Ich kenne die Bestimmungen“, gibt Bill Jackson zurück.

„Also, dann sind wir uns einig. Wir bleiben drei Tage hier und reiten dann nach Rock Springs. Lebrun fällt daran nichts auf.“

Bill steht auf, geht zur Theke und nimmt dem Mann mit dem Holzstumpf die Flasche aus der Hand.

„Ich bin Durham“, sagt der Mann. „Clem Durham. Den Whisky haben wir in einem der Speicher gefunden. Die Indianer müssen ihn übersehen haben.“

„Indianer?“

Der Mann zuckt die Schultern.

„Sie müssen mehr als einmal hier gewesen sein“, entgegnet er. „Er ist gut. Willst du einen trinken? Es gibt sogar noch Gläser. Das hier ist übrigens Bruns Saloon.“ Er humpelt um die Theke herum und füllt ein Glas.

Bill betrachtet seinen abgerissenen Mantel, der Löcher und speckige Stellen hat, und in dessen Nähten der feine Alkalistaub aus den Bergen nistet.

„Du hast mir nicht geantwortet“, sagt Mitchell. „Sind wir uns einig?“

Bill trinkt den Whisky und stellt das leere Glas auf die Theke. Er wendet sich um und bemerkt, dass sie ihn alle gespannt anblicken. Die Frau scheint ihre Angst tief in den Augen sitzen zu haben.

„Sie hätten Ihre Frau zu Hause lassen sollen, Gannett“, sagt er. „Es ist kein Spazierritt, wenn man in die Wyoming Ranges will.“

Gannett steht langsam auf.

„Soll das heißen …“ Er bricht ab, wendet sich um und blickt die Frau an.

„Er hat doch gesagt, Lebrun hätte Vertrauen zu ihm“, meint die Frau. „Manchmal hat man zum richtigen Mann Vertrauen. Vielleicht hat er auch Angst, Lebrun könnte irgendwann dahinterkommen.“

„Lebrun kann es im Grunde genommen gleichgültig sein“, knurrt Durham hinter der Theke.

„Er hofft darauf, dass die Bonanza Gannetts doch noch entdeckt wird und ein großer Run einsetzt“, sagt Mitchell. „Aber meine Freunde und ich, die wir Gannett gefunden haben, wir wissen, dass die Bonanza nur durch Zufall zu finden ist. Auch Gannett hat sie nur durch Zufall entdeckt.“

„Ich begreife heute noch nicht, dass er keine Wegskizze hatte“, meint Durham. „Die meisten Prospektoren zeichnen sich alle Wege zu fündigen Orten sehr genau auf.“

„Er wird das schon gemacht haben, wie es andere machen“, sagt Mitchell. „Zwei Jahre sind eben eine lange Zeit – zu lang für ein Stück Papier.“

Bill Jackson geht zum Tisch zurück. Die Frau starrt ihn immer noch an.

„Dale und ich, wir brauchen das Geld dringend“, sagt sie scharf. „Hören Sie, Mr. Jackson, wir brauchen das Geld! Was sollen wir denn in den Bergen? Dales Vater ist tot. Mitchell hat ihn gefunden! Dales Vater hat eine von einer Kugel zerschmetterte Schulter, und an der rechten Hand fehlen ihm drei Finger. Es gibt doch keinen Zweifel! Er liegt in einer Höhle. Vermutlich ist er dort erfroren, nachdem ihn der Winter überraschte. Er wollte Weihnachten zu Hause sein und kam nicht.“

„Lee Lebrun hat mir alles erklärt“, sagt Bill. „Gibt es hier im Haus noch ein Zimmer, in dem ich schlafen kann? Ich bin müde.“

„Die Indianer wissen, dass wir in der Stadt sind!“, führt die Frau drängend fort. „Bestimmt beobachten sie uns. Wir haben mehrmals Späher gesehen. Unsere Chance, bis zu der Höhle und wieder zurück zu kommen, ist gering.“

Bill blickt zur Theke hinüber.

„Finde ich noch ein Bett?“, fragt er.

„Hinten im Schlafhaus, Jackson. Der letzte Raum rechts steht leer.“

„Mr. Jackson!“, ruft die Frau beschwörend. „Sein Vater ist tot! Hören Sie, er lebt nicht mehr! Mitchell hat ihn gefunden. Wir brauchen das Geld!“

„Mr. Lebrun hat mir für zweihundert Dollar Lohn einen Auftrag gegeben. Madam. Ich brauchte Geld und nahm ihn an. Ich habe gelernt, dass ein Mann in seinem Leben am weitesten kommt, wenn er sich rechtzeitig angewöhnt, sein Wort zu halten.“

„So sah er mir gleich aus“, meint Mitchell. „Dabei wäre alles so einfach.“

„Er hat kein Vertrauen zu dir, James“, murmelt der Schwarze und grinst herausfordernd.

„Ich schlage vor, wir reiten morgen früh, wenn ihr dann noch wollt“, sagt Bill.

Mitchell tritt an die Seite der Frau. „Hören Sie, Jackson“, sagt er, „ich schwöre Ihnen, dass ich …“

Bill winkt ab.

„Sparen Sie sich das“, sagt er. „Es nützt nichts. Lebrun hat mich beauftragt, das Skelett anzusehen. Ich werde das tun, wenn ihr alle es wollt. Wollt ihr es nicht, wird Gannett sein Geld in drei Jahren bekommen. Ob er es dann noch mit Ihnen teilt, ist seine Sache.“

„Es ist jetzt schon unsere Sache“, mischt sich die Frau ein.

„Irrtum“, sagt Mitchell. „Als ich zu euch kam und euch sagte, dass ich ihn gefunden habe, schlossen wir einen Vertrag ab.“

„Hör auf, Jenny“, sagt Gannett, als seine Frau wieder den Mund öffnet. „Er hat ihn gefunden. Er bekommt die Hälfte, wie es ausgemacht ist.“

„Weißt du denn nicht, dass er gar nicht nach ihm gesucht hat, wie er dir versprach? Er hat die Bonanza gesucht, die mindestens fünfhundert versessene Digger vor über einem Jahr auch suchten, die völlig Verrückte dazu brachte, hier eine Stadt aufzubauen, in der niemals ein Dollar verdient wurde!“

„Ich habe ihn gesucht“, meint Mitchell. Die Frau blickt ihn an.

„Ich habe mich falsch ausgedrückt“, sagt sie. „Ja, Sie haben ihn gesucht, Mitchell. Aber nicht, weil Sie Dale helfen wollten. Weil Sie dachten, er hätte eine Wegskizze, die noch erhalten ist. Kein Mensch nimmt für zweitausend Dollar so viele Strapazen und Gefahren auf sich, ohne zu wissen, dass er am Ende etwas erreicht hat. Sie haben die Bonanza gesucht. Als sie den Toten fanden, der keine Skizze hatte, kamen Sie auf den Gedanken, noch das Beste daraus zu machen, das sich daraus machen ließ. Nämlich Dale und mir Ihr Wissen zu verkaufen.“

„Ich hatte hohe Unkosten. Fragen Sie meine Freunde. Davon abgesehen, beruht unser Geschäft auf Gegenseitigkeit. Wenn ihr beiden die zweitausend Dollar nicht bekommt, beziehungsweise, wenn Lebrun eure Schulden nicht streichen kann, fressen euch in einem Jahr die Zinsen auf. Hat er aber sein Geld, und es gibt im nächsten Jahr eine gute Ernte, könnt ihr aufatmen.“

„Er hat recht“, sagt Gannett, als die Frau abermals den Mund öffnet. „Es ist nur so, Mr. Jackson: als Mitchell mit seinen Freunden hier war, hatten die Indianer nichts von ihm bemerkt. Jetzt wissen Sie, dass wir hier sind. Es gibt wahrscheinlich keinen einzigen Sioux, der nicht wüsste, was das zu bedeuten hat. Keinem von uns nützt das Geld, wenn er tot ist.“

Bill Jackson möchte dem Mann die Hand auf die Schulter legen, weil er ihn versteht, weil er die Verordnung für sinnlos hält, die Dale Gannett nicht an das Geld seines verschollenen Vaters kommen lässt. Er unterlässt es.

„Es gibt für mich nur zwei Wege“, sagt er. „Entweder umkehren und Lebrun sagen, dass ich den Toten nicht gesehen habe, oder den Ritt in die Berge.“

„Interessieren die Indianer Sie nicht?“, fragt die Frau. „Wollen Sie uns erzählen, Sie hätten vor den Sioux keine Angst, Jackson?“

„Sicher werde ich auch Angst haben, wenn wir ihnen begegnen. Aber ich wusste, als ich den Auftrag annahm, dass Dakotas in den Wyoming Ranges leben. Ich konnte den Auftrag ablehnen. Aber ich tat es nicht.“

„Weil Sie Geld brauchten.“

„Das sagte ich ja.“

„Aber … aber Mr. Mitchell hat ihn bestimmt gefunden!“