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Kurzgeschichtensammlung für Kinder - mit über 150 Kurzgeschichten! Neue, lustige, spannende, fröhliche und entspannende Kurzgeschichten und Märchen! Liebe kleine und große Leser und Leserin, es erwarten Dich 150 Kurzgeschichten - auf über 500 Seiten! IDEAL auch für kleine Pausen oder Lesefaulpelze - aber auch IDEAL zum Vorlesen.Auch sehr gut zum Verschenken, für Lesefaulpelze, zum Einschlafen und auf Reisen. Hinweis: Die Kurzgeschichtensammlung enthält alle Geschichten des Autors aus seinen erfolgreichen Büchern "Kurzgeschichten für Kinder & Erwachsene" Nr. 1 bis 6! (Manche davon werden sogar von Schulen empfohlen!) ++++++++++++++Liebe kleine und große Leser und Leserin, es erwarten Dich 150 kurze Geschichten. Also IDEAL auch für kleine Pausen, Busfahrten, als Gute-Nacht-Geschichten oder für kleine Lesefaulpelze! Gerade in Zeiten von Corona sind kurze Geschichten wichtig. Man kann in sie eintauchen, vergessen, lachen und träumen. Natürlich sind kurze Geschichte auch ideal, um Freude am Lesen zu bekommen und zu verbessern. Der Autor über sein Buch: "Dieses Buch ist für Kinder und Erwachsene. Das hat seinen Grund! Dieses Buch ist so gemacht, dass Große und Kleine daran Freude haben. Da die Geschichten zwischen einer und ein paar Seiten kurz sind, hat man nicht viel Zeit verloren. Ein großer Geschichtenschatz mit 150 Geschichten. Und wenn kleine Leser mal eine Geschichte erwischen, die eher für Größere sind, so werden sie keinen Schaden daran nehmen. Mein Wunsch ist es, dass dieses Buch in so vielen Familien gelesen wird, wie möglich! Wir müssen alle wieder mehr träumen. Das Fernsehen und die Computer lenken uns vom Träumen ab. Denn kaum etwas ist schöner und leichter, als in kurze Geschichten zu tauchen. Gerade weil sie kurz sind. "
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Inhaltsverzeichnis
Amys Wünsche
Miezekomm und Wuffwuff
Der trotzige Birnenbaum
Die zwei Prinzen
Ina und (k)ein Zauber
Jule
Der Apfelkuchen-Reigen
Julia und die Zaubererbse
Karli der Vagabund
Der Vogel Pfiffikus
Narr oder König
Opas Gedicht
Tinas Geburtstag
Ein gutes Herz
Mimi und das Mondmännchen
Anna-Katharina
Ilona in der Stadt
Tine und der Kaffee mit ohne Milch
Das Geschenk
Das unheimliche Klopfen...
Amys Engel
Katjas Geburtstag
Mutterseelenallein
Bine und der Quälgeist
Wetterlinge
Christa will spielen
Der sprechende Vogel
Tim und die Kumpelkuh
Das Gespenst das noch zu klein zum Spuken war
Als Miauzi an Weihnachten ein Held wurde
Mario rettet den Wald
Wie der Gockel Hannes fast seine Eitelkeit verlor
Wie Fiepspieps seinen Namen änderte
Meine Meerschweinchen
Als der Igel mitten auf der Wiese ein A fand!
Als das B im Müsli lag
Als das C tanzen ging
Wieso das D kein Dreirad mehr braucht
Warum das E keine Eistorte mag
Warum Mausi vor dem Schlafengehen nichts mehr isst
Ein lehrreicher Nachmittag mit Willy
Der Esel
Eine kleine dicke schwarze Maus oder die Ballade der besten Freundin, die niemand haben will
Die Vereinbarung
Wieso das F so gerne einkaufen geht
Katze, Reiter, Murmeltier
Die Buchstaben-Suppe
Die Maus Kasimir
Die Goldfische
Das wertvollste Geschenk
Wie man einen unsterblichen Vampir besiegt
Die Kleidungsmonster
Wie aus einer Bettlerin eine Königin wurde
Die Hinterhöfe von Unterbilk
Unbezahlbar!
Warum selbst viel Geld Mucki nicht glücklich machte!
Der Tannenbaum
Lisas Sommertag
Die Rache des Käfers!
Die Lieblingsjacke
Warum Amys Vater 77 Gute-Nacht-Geschichten vorlas
Das Dreiecksprisma
Der Weihnachtsmann
Über den Heiligen Nikolaus-Tag
Das Traumkissen
Der Igel am Kirschbaum
Ein seltsames Mädchen
Nö, jetzt nicht mehr!
Die Blicke
Das kann doch wohl nicht wahr sein!
Herzklopfen
Die kleine Ente
Wummka
Die passenden Schuhe
Der Fisch
Der Pferde-Reigen
Warum der Fuchs an Weihnachten eine weiße Socke im Maul hatte
Ein Strauß Tulpen
Wo ist er nur hin!?
Endlich
Das Monster
Die Lärche
Keks in Carne mit rosa Soße
Unerwartete Freundlichkeit
Sterne über Düsseldorf
Warum das G so gerne rutschen geht
Mission auf Urus
Das Märchen von der Dankbarkeit
Vom traurigen Hasen und Fisch
Das Gedicht
Der Igel im Wald
Johann und der kleine Stern
Der Igel und der Fuchs
Warum der Igel und die Katze beim Fuchs waren
Der kleine Roboter - Warum der kleine Roboter doch lieber auf die Schraubenzieher verzichtet hätte
Die Mäusebande von Unterbilk
Der Stoffbär
Johann und sein Bär
Der erleichterte Igel
Ein Maul voll Haselnüsse - oder: Warum man angefangene Arbeit zu Ende bringen sollte
... bis zum nächsten Tag
Das spukigste Gespenst in Himmelgeist
Zweimal Glück
Regen in Unterbilk
Der Mann auf dem Dach
Der Zwerg
Das Pech des kleinen Hasen
Der andere Blickwinkel
Das Waldkino
Abulie
Wann der Igel wusste, was ihm wertvoll war
Mottek macht den Finger krumm
Der kleine Graf Pfefferminz und der geheime Kieselstein in der Standuhr
Freundliche Auskunft
Der Regenwurm und der Igel
Auf Mamas Schoss und in Papas Armen
Karibis Geheimnis!
Wie Tim eine wahre Freundin gewann
Halloween
Warum der Hase immer auf seinen Vater hört
Der Diebstahl
Omas Kekse
Schatten
Die Frauensteine
Die Sache mit dem Mut
Gespräch unter Tomaten
Der hasenliebe Bauer
Der Mühe Lohn
Der einsame Bär
Das Pralinengeschäft
Vom Schenken und Beschenken
Der Klatt
Mein Pferd
Nützlichkeit in der Langeweile
Hasenjagd
Ein unvergesslicher Sommer
Ein listiger Fisch
Der Junge am Teich
Die Lehre vom Stolz, der Wut und der Unvernunft
Ein Pferd will in den Zoo
Bewerbung im Zoo
Nicht verstehen wollen - oder können
Vier Mäuse im Mäuseparadies
Was der Igel auf morgen verschob
Der Regenschirm
Warum der kleine Fuchs so lange spielen darf
Nadja
Die kleine Füchsin und der raschelnde Strauch
BONUS: Hier möchte ich noch 3 meiner Lieder mit dir teilen! Wenn sie zu klein sind, mach dir nichts draus! Du hast nichts verloren, und ich habe nichts damit gewonnen! Ich hoffe aber, du kannst es lesen!
Mario Otto
150 neue, lustige, spannende, fröhliche und entspannende Kurzgeschichten und Märchen!
150 Kurzgeschichten
für Kinder und Erwachsene
BONUS: Mit Online-Zugang zu Hörbüchern, Geschichten und handgemachter Musik
© Mario Otto / Mario Otto-Verlag, Düsseldorf
SONDERAUFLAGE Mai 2021
Mario Otto, Düsseldorf
Alle Rechte vorbehalten.
Alle Texte von: Mario Otto
Umschlaggestaltung: Mario Otto
Herausgeber: Mario Otto
Es ist nicht gestattet, Texte, Fotos oder Abbildungen dieses Buches zu kopieren, zu vervielfältigen, auch nicht auszugsweise, zu scannen, in PCs oder auf CDs zu speichern oder in PCs/Computern zu verändern oder einzeln oder zusammen, mit anderen Text oder Bildvorlagen zu manipulieren, es sei denn mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung von Mario Otto!
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Der Autor macht auch tolle, lustige, handgemachte, anspruchsvolle, fröhliche Lieder!
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Keine künstliche, lieblose Krachmusik! Sondern Lieder von einem Liedermacher mit einem großen Kinderherzen das nie erwachsen werden will! :-)
Lieder zum Lachen, Tanzen und Träumen!
Auch für Erwachsene geeignet!
Vorwort
Liebe kleine und große Leser und Leserin,
es erwarten Dich 150 kurze Geschichten.
Also IDEAL auch für kleine Pausen, Busfahrten, als Gute-Nacht-Geschichten oder für kleine Lesefaulpelze!
Gerade in Zeiten von Corona sind kurze Geschichten wichtig. Man kann in sie eintauchen, vergessen, lachen und träumen. Natürlich sind kurze Geschichte auch ideal, um Freude am Lesen zu bekommen und zu verbessern.
Dieses Buch ist für Kinder und Erwachsene. Das hat seinen Grund! Dieses Buch ist so gemacht, dass Große und Kleine daran Freude haben. Da die Geschichten zwischen einer und ein paar Seiten kurz sind, hat man nicht viel Zeit verloren. Ein großer Geschichtenschatz mit 150 Geschichten.
Und wenn kleine Leser mal eine Geschichte erwischen, die eher für Größere sind, so werden sie keinen Schaden daran nehmen.
Mein Wunsch ist es, dass dieses Buch in so vielen Familien gelesen wird, wie möglich! Wir müssen alle wieder mehr träumen. Das Fernsehen und die Computer lenken uns vom Träumen ab. Denn kaum etwas ist schöner und leichter, als in kurze Geschichten zu tauchen. Gerade weil sie kurz sind.
Nochmal für ganz empfindliche Eltern:
In diesem Buch sind Geschichten für wirklich alle Altersklassen. Aber nicht alle Geschichten sind für alle Altersklassen gleich interessant.
Ich möchte noch darauf hinweisen, dass ich Erfahrung habe. Meine Bücher werden sogar von Schulen empfohlen.
SONDERAUFLAGE mit Online-Zugang
Der Erfolg meiner Bücher ist nur meinen Lesern und Leserinnen zu verdanken. Deshalb habe ich mir etwas einfallen lassen, wie ich etwas zurückgeben kann. In diesem Buch ist auf einer Seite - unübersehbar - ein großes Schild mit einem Passwort darauf. Mit diesem Passwort bekommst Du auf meiner Homepage kostenlos, ohne Anmeldung - Zugang zu meinen Hörbüchern, Gedichten, Liedern zum Anhören, Texten mit Noten und vielem weiterem Material.
Nein, da steckt kein Trick dahinter. Alles ist kostenlos und bleibt kostenlos. Und mindestens einmal in der Woche, kommt Neues dazu. Es ist einfach ein Dankeschön - von ganzem Herzen von mir.
Ich habe nur die kleine Bitte, dass das Passwort nicht weitergegeben wird. Aber natürlich kannst du mein Buch weiterempfehlen und diese Leserin, kann dann auch mit gutem Gewissen Zugang zu meinem exklusiven Material haben. Danke!!!
Kennst Du auch schon meine anderen Kurzgeschichtenbücher wie zum Beispiel mein
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Der Autor mit dem Kinderherzen, das nie erwachsen werden will! :-)
Lieder zum Lachen, Tanzen und Träumen!
Auch für Erwachsene geeignet!
Ich gebe auch hin und wieder Online-Konzerte und mache Online-Lesungen!
Schau einfach auf meine Homepage! Da erfährst Du immer alles!
Und noch etwas Wichtiges: Ich bitte und hoffe auf eine 5-Sterne-Bewertung und/oder auf Leserbriefe von Dir oder Deinen Eltern! Erzähl mir, was Dir gut gefallen hat und über welche Geschichte Du lachen musstest!
Ich freue mich auch immer über Leserbriefe!
Meine Adresse steht am Ende des Buchs!
Ich schreibe immer mit einem kleinen Geschenk zurück!
Und bitte: Wenn es etwas zu schimpfen gibt, bitte nicht per Bewertung mitteilen! Schreib mir lieber einfach eine SMS, Whatsapp, Brief oder Mail! Nur so habe ich die Möglichkeit, Dich doch noch glücklich zu machen und ein Problem oder Unzufriedenheit zu lösen.
Das ist mir sehr wichtig!
Und nun wünsche ich viel Vergnügen beim Herumstöbern, beim Eintauchen in Geschichten. Ich wünsche viele Stunden Vergnügen beim Träumen!
Dein Mario Otto
Die kleine Amy hockte an einem dunklen, frühen Herbstabend vor ihrem Fenster und sah dem wilden Treiben des Wetters zu. Es regnete stürmisch und es heulte und pfiff der Wind. Den ganzen Tag schon durfte sie deshalb nicht raus, weil die Mutter Sorge hatte, dass die kleine Amy sich erkälten könnte.
Aber Amy liebte doch den Regen so sehr. Ihre Mutter aber sagte, dass sie sich heute mal zu Hause beschäftigen sollte. Sie könne doch Hausaufgaben machen, etwas spielen oder lesen.
Freilich hatte Amy doch den Tag damit verbracht, zu lesen, zu spielen und ihre Hausaufgaben zu machen! Und doch blieb noch viel zu viel Zeit vom Tag übrig und deshalb kniete sie auf dem alten Wäschekorb, der unter dem Fenster stand. Sie schaute betrübt, wie wundervoll der Regen, beinahe eimerweise aus den Wolken kam. Ihre Gedanken tobten dabei in ihrem kleinen Kopf beinahe ebenso munter, wie der kalte Herbstwind draußen vor ihrem Fenster.
Sie überlegte, wie schön es wäre, ein Hund zu sein:
"Ach, ich wäre so gern ein kleiner Hund, denn dann könnte ich immer draußen herumlaufen. Auch bei Regen! Das wäre so toll! Ach nein," überlegte sie, "ein Hund zu sein, ist doch nicht so schön! Ich müsste ja dann den ganzen Tag auf meinen Pfoten laufen. Und in meinem gemütlichen Bett schlafen, dürfte ich dann auch nicht mehr!" Nein, nein, das mit dem Hund werden wollen, hatte sich damit vollkommen erledigt.
Die kleine Amy überlegte weiter, wie schön es doch wäre, eine kleine Katze zu sein. Am besten eine kleine Katze, bei ihrer Oma Uli. Denn Oma Uli war so lieb und immer freundlich und gut gelaunt und gab ihren Katzen immer gute Teile vom Essen ab und nicht nur die Reste. Das gefiel Amy. Doch dann bekam sie Bedenken ... Denn auch als Katze müsste sie den ganzen Tag auf den Pfoten laufen. Und diese ständige Fellpflege! Nein, nein, das war wirklich nichts für sie.
So schön das auch gewesen wäre, den ganzen Tag faul im Katzenkörbchen liegen zu können.
Und außerdem, so überlegte sie, schmeckten ihr doch gar keine Mäuse!!! Denn ihr Lieblingsgericht waren doch Nudeln mit Tomatensauce ... hmmm … und duftende Apfelpfannkuchen mit vielen saftigen Apfelstücken drin.
Das gäbe es als Katze natürlich nicht mehr. Somit hatte es sich mit dem Katze sein wollen, ebenfalls vollkommen erledigt.
Dann überlegte sie, dass es als Hase auch fein wäre. Denn Hasen sind überall gerne gesehen und beliebt.
Man denke nur mal an Ostern! Und jeder findet Hasen überaus niedlich und sie würde obendrein immerzu gestreichelt werden. Sie überlegte und fand, dass ihr das schon ziemlich gut gefallen würde; schön gemütlich auf Mamas Schoss zu liegen, die flauschigen Pfötchen von sich gestreckt und ihre Mutter würde sich dann sicherlich gerne etwas Zeit für sie nehmen und sie ausgiebig streicheln und ihr die langen, schnuffeligen Hasenohren, die man auch Löffel nennt, inständig glattstreichen.
Doch dann kamen ihr Einwände. Denn Hasen können nicht sehr gut sehen. Und eine Brille tragen, das kam für sie nicht in Frage! Auf keinen Fall!
"Komisch," dachte die kleine Amy, "Hasen haben so schlechte Augen, obwohl sie so viele Möhren fressen! Das verstehe ich nicht" Nein, nein! Da hatte es sich mit dem Hase werden, auch schnell erledigt.
"Aber ein Igel zu sein, das wäre doch toll", dachte sie laut nach! Sie wiederholte es noch mehrmals laut und übermütig, dass sich schon vor Freude ihre quitschige Stimme überschlug. Es gab keinen Zweifel mehr!
Sie war von dieser Idee vollkommen überzeugt. Ein Igel zu sein, das schien ihr wunderbar! Und wenn sie keine Lust hätte, irgend etwas zu machen, könnte sie sich einfach einigeln und keiner käme an sie heran, denn die Stacheln würden sie beschützen. Aber dann fiel ihr ein, dass Igel nicht besonders schnell sind. Und über die große Hauptstraße zu gehen, wäre wahnsinnig gefährlich und sie hatte doch so große Angst im Straßenverkehr. Nein, nein, das mit dem Igelsein, das verwarf sie schnell wieder. Das war wohl doch nichts für sie!
"Aber ein fröhlich zwitschernder Vogel zu sein, das wäre doch so schön!", schwärmte Amy. Aber wenn sie zu Hause in einem Käfig wohnte, wie sollte sie da jemals allein herauskommen, wenn ihr danach wäre?
Und schönes Regenwetter, könne sie dann auch wieder nur vom Fenster aus sehen. Nein, nein, das war also auch nichts für sie. Sie müsste also etwas anderes werden. Vielleicht ein kleiner Regenwurm!? "Oh, ja", begann Amy schon zu schwärmen! "das wäre doch ganz sicher das Richtige für mich. Warum bin ich denn da nicht schon eher darauf gekommen?"
Ja, das war eine gute Frage, denn sie liebte doch den Regen so sehr, wie wohl kaum ein anderes Mädchen in der ganzen großen Stadt. Naja und sie hieße dann sogar mit Vornamen Regen und mit Nachnamen Wurm.
Sie stellte sich schon vor, wie die Tiere sie grüßen würden: "Guten Morgen, Frau Wurm!", und sie dann etwas verlegen erwidert:
"Ach, Sie können mich ruhig Regen nennen"
Ja, das freute sie und sie schmunzelte schon und freute sich, über diese großartige Idee. Und wenn es stürmt und regnet, könnte sie einfach den Kopf in die Erde stecken und unter eine Pflanze kriechen.
Doch die Heiterkeit verschwand schnell aus ihrem Gesicht! Denn unter der Erde, unter Pflanzen, war es doch so schrecklich finster! Und Dunkelheit, war ihr fürchterlich unheimlich. Außerdem würde sie da Dreck in die Augen kriegen und sie dachte dabei an den letzten Ostseeurlaub, wo sie zwei Tage lang ein Sandkorn am Auge hatte.
Nein, nein, das mit dem Regenwurm werden, das war also auch nichts, bemerkte sie betrübt.
Dann klopfte es an ihrer Zimmertür: "Amy, komm Essen!", rief ihre Mutter.
Amy fragte wenig erfreut: "Was gibt es denn?"
Und sie rief darauf lauter: "Mama, was gibt es denn heute?" Ihre Mutter antwortete melodisch: "Pfannkuchen, Schätzchen! Apfelpfannkuchen!"
Amy traute ihren Ohren kaum! Apfelpfannkuchen?
Das war doch ihr Lieblingsgericht!!!
"Ach," entschied sie, "ein Mensch zu sein, ist doch immer noch am schönsten"
ENDE
Es war einmal eine kleine Katze, die hieß Miezekomm. Zumindest glaubte sie das.
Denn immer, wenn jemand sie sah und streicheln wollte, rief man sie "Mieze, komm!"
Miezekomm hatte ein großes Leid zu tragen, denn sie konnte nämlich nicht Miauen.
Sie konnte nur bellen wie ein kleiner Hund. Keines der anderen Katzen und Kätzchen verstand was Miezekomm ihnen erzählte. Und immer wieder erschraken sie sich, wenn Miezekomm mit Gebell antwortete.
Die Katzen versuchten es trotzdem noch einige Male und miauten und miauten, doch Miezekomm bellte und bellte, bis sogar Opa Hertwig mit einem lauten "Ruhe!!!" sein Wohnzimmerfenster zuschlug und die Katzen verscheuchte.
Miezekomm wurde ganz traurig. Keiner verstand sie. Die anderen Katzen gaben es auf, mit ihr zu sprechen. So schlurfte sie immer einsam durch die grauen Hinterhöfe der Großstadt.
Und jedes Mal, wenn andere Katzen und Kätzchen sie sahen, drehten sie sich um und liefen eilig davon. Denn Miezekomm war ihnen unheimlich. Es hatte sich nämlich schon überall herummiaut, dass Miezekomm seltsam war. Eine Katze die bellte!!! Dann noch ihre Pinselohren. Sie hatte nämlich lange Haare an ihren Ohrspitzen, die an Haarpinsel für Wasserfarbe erinnerten.
Das war ihnen alles nicht geheuer.
Miezekomm lief auf den Hinterhof einer Gaststätte, weil es dort abends an der Küchentür Essen gab – meist sogar warmes Essen. Misstrauisch überließen die anderen Katzen ihr ein Stück vom Fressen.
Miezekomm verzog sich damit und nagte abseits alleine daran herum. Wie fröhlich doch die anderen Katzen waren. Nur sie blieb alleine. Der Anblick, die anderen Katzen so gesellig und heiter zu sehen, tat ihr weh. Sie nahm ihr Fressen mit und verzehrte es zwischen zwei Mülleimern.
Während sie fraß, überlegte sie betrübt, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte.
Diese Einsamkeit und sich mit niemandem unterhalten zu können, war sie leid. Plötzlich schreckte sie ein lautes Miauen direkt hinter ihr auf. Sie antwortete bellend und es war doch tatsächlich ein kleiner Hund. Und dieser miaute wie ein Kätzchen und wedelte fröhlich mit seinem Schwanz. Miezekomm bellte noch mal und der kleine Hund antwortete miauend. Er verstand sie!!! Sehr gut sogar! "Oh, wie schön, dass du mich verstehst!", sagte die kleine Katze. Und der kleine Hund erzählte ihr, warum er Wuffwuff hieß.
ENDE
Denn immer wenn ihn Menschen sahen und er miaute, sagten sie "Wuff-wuff" zu ihm.
"Ach, das ist ja komisch", sagte Miezekomm zu ihm.
Und so teilten sie sich das Fressen und besuchten noch weitere Gaststättenhinterhöfe, denn sie hatten sich so viel zu erzählen.
ENDE
Es war einmal ein mächtiger alter Birnenbaum. Dieser trug tausende, herrliche, große Birnen, in leuchtendem Gelb und Grün. Doch dieser Baum gab keines seiner Früchte her. Nicht ein einziges seiner verlockend reifen Birnen.
Es hatte sich auch schon herumgesprochen. Daher standen schon ein paar Bürger des Dorfes an dem Baum und zogen und zerrten an seinen Ästen und Zweigen, bogen und drehten an ihnen und rissen an den Birnen, ohne eine einzige dafür zu ernten.
Man holte schon den Pfarrer. Er sollte, ausgestattet mit dem Segen Gottes, in diesem Dorf wieder für Ordnung sorgen. Er sprach mehrere Litaneien in Deutsch und Latein und dennoch, kam dieser Baum nicht zur Vernunft. Manche sprachen schon von dämonischen Einflüssen und dass es da doch wohl mit dem Teufel zuginge!
Pures Teufelswerk! Hilflos stand der Herr Pfarrer, demütig, seine Mütze in den Händen, die Bibel unterm Arm, mit seiner schönen, nach Echthaar aussehenden Perücke, vor diesem hölzernen Riesen.
Man stelle sich einmal vor; dieser gewaltige alte Birnenbaum, hatte nicht nur dutzende Meter bis zur Baumkrone, sondern auch zwei nahezu strohballendicke Äste, die wie zwei monströse Arme, nach links und rechts, weit ausgebreitet waren. Und einige Dorfbewohner versuchten sogar tollkühn, auf diesen herumzuspringen.
Mit Leichtigkeit wackelte der Birnenbaum ein wenig mit seinen mächtigen Ästen und warf seine ungebetene Fracht wieder herunter. Dann hingen sie sich zu zehnt und zu zwanzig an die Äste und zogen an ihnen.
Fast alle aus dem Dorf, hängten sich an die Äste, also alle Männer, deren Brüder, die Onkel, die Kinder und sogar die alte Oma Gerda, die sich mutig an den Ast heben ließ. Und als ihre Füße in der Luft baumelten, ging der Wind etwas ungünstig.
Die umherstehenden Dorfbewohner sahen verlegen zu Boden oder drehten sich um.
Nun ja, so viele sich auch an die mächtigen Äste hängten und klammerten, so sehr sie auch an den Ästen rüttelten, der Baum ließ höchstens mal und das nur aus purer Absicht, eine besonders weiche Matschbirne herabfallen. Aber nicht auf Opa Helmuts haarlosem Kopf, der vollkommen uneitel war, sondern sie fiel ausgerechnet so ungeschickt, dass sie die schöne Perücke des Pfarrers nach hinten wegfegte.
Wieder sahen alle betreten zu Boden oder drehten sich um.
Die Kinder lachten laut und ungeniert, dass man bis zu den Backenzähnen, jegliche Zahnlücken sehen konnte. Aber nur, bis es von den Müttern schallende Ohrfeigen gab.
Dann hielten sie sich schmollend die Wangen. Aber, als sie wieder zum Pfarrer sahen, der eilig das faule Birnenmus aus seiner Perücke kämmte, um sie dann wieder auf seinem Kopf würdevoll zurecht zu legen, lachten sie erneut.
Inzwischen war das ganze Dorf versammelt.
Der Bürgermeister musste her und sollte das Problem lösen. Es könne ja wohl nicht sein, dass ein Baum seine Früchte nicht hergebe, tönten die Leute!
Und Herr Bürgermeister kam auch schon und fragte, was dieses ganze Theater solle.
Sie sollten doch einfach am Baum rütteln. Er schob ein paar Leute bei Seite und rüttelte und schüttelte an dem Baum, zog an den Ästen, welche etwas tiefer hingen und zog hin und her, hin und her und hängte sich sogar an eine einzelne Birne und schaukelte, wie ein junger Pavian. Die Leute lachten. Er sprang zu Boden und strich sich verlegen seine Glatze. Alle lachten.
Den Bürgermeister packte der Eifer; es mussten Leute aus dem Nachbarort her, posaunte er. Alle sollten jetzt mit anpacken! Und sie kamen zu Dutzenden.
Alle wollten helfen oder dieses ungewöhnliche Schauspiel sehen. Schon bald waren sie versammelt und zogen und zerrten an den Birnen und Zweigen und Ästen, rissen und schaukelten, doch noch immer fiel keine einzige Birne herab.
Der Pfarrer schaute nach oben und bat inzwischen eindringlich um ein Wunder.
Die kleine Laura sah verwundert mit ihrer Mutter dem regen Treiben zu. Für sie schien die Sache völlig klar! Als die Dorfbewohner von den Ästen ließen und sich erschöpft ins Gras gesetzt hatten, stellte sich die kleine Laura vor den kolossalen Birnenbaum.
Sie fand, dass er etwas grimmig und verstimmt aussah. Sie dachte sich, dass man ihn etwas aufheitern sollte. Und so stellte sie sich auf ihre Zehen und fing an, ihn links und rechts unter seinen hölzernen Armen zu kitzeln.
Die Leute staunten, denn der Baum begann, seine Äste ein wenig hoch und runter zu bewegen.
Laura kitzelte weiter und weiter und das Publikum jauchzte und feixte und feuerte sie an und der Baum rüttelte und schüttelte sich und herab fielen Birnen noch und nöcher, mehr und mehr, hunderte, tausende.
Die Zuschauer mussten schon mehrere Meter zurücktreten, denn die Birnen stapelten sich und stapelten sich, in mehreren Lagen, bis sich bald ein riesiger mauerhoher Kreis an Birnen, rund um den Baum herum gebildet hatte. Und das ganze Dorf jubelte, der Bürgermeister strich sich freudig seine Glatze, der Pfarrer nickte dankbar Richtung Himmel und alle klatschten und frohlockten. Das ganze Dorf freute sich noch lange Zeit. Alle waren glücklich, nur Laura nicht! Denn es gab den ganzen Spätsommer, bis in den nächsten Frühling hinein, jeden Tag, zu jeder Mahlzeit, etwas mit Birnen; Birnenkuchen, Birnenkompott, Birnensuppe, Birnendies und Birnendas.
ENDE
Es war einmal ein König, der hatte eine Frau; die von allen geliebte Königin. Sie war stets sanft und in ihren Urteilen mild. Sie hatte selbst lange ein schweres Los zu tragen.
Sie war viele Jahre lang traurig. Denn der König brauchte einen Nachfolger, einen Prinzen! Denn wer sollte sonst der zukünftige König werden, wenn sie mal alt sei? Doch die Jahre vergingen und die Königin hatte noch immer kein Kind bekommen.
Es hatte sich schon überall herumgesprochen und so klopften immer wieder Gaukler, Wahrsager, Druiden, Narren, Spielleute und andere, die der Königin helfen oder zumindest ein paar Taler aus der königlichen Kasse verdienen wollten. So klopfte auch eines Tages eine junge Kräuterfrau an den Toren. Sie war nett anzusehen, freundlich und hatte die richtigen Worte auf der Zunge. Die Königin traute ihr sehr rasch. "Dieser Trunk wird Euch helfen, dass Ihr dem König schon sehr bald zwei Nachfolger schenkt!"
"Ach", seufzte die Königin, "Ein Sohn würde doch schon reichen!" Sie roch erstaunt an dem Fläschchen: "Und das wird gewiss helfen?" "Aber natürlich, Eure Hoheit!", und so ließ sie sich in gutem Glauben darauf ein, den rosafarbenen Inhalt aus der kleinen Flasche zu trinken. Er roch nach Waldmeister und schmeckte herrlich nach frischen, süßen Kirschen.
Diese freundliche Kräuterfrau wusste wohl sehr gut, was ihre empfindliche Kundschaft ansprach.
So verließ das Kräuterweib den Hof, nickte der Königin noch ein mal zuversichtlich zu, welche ihr erwartungsfroh und glücklich von der königlichen Terrasse entgegenlächelte.
Gleich hinter den Toren, wo niemand mehr das Kräuterweib sehen konnte, fiel all der Glanz und Freundlichkeit von ihr. Ihre Haare wurden pechschwarz, ihre Nägel lang und schmutzig, eine lange Nase bekam sie und einen Gesichtsausdruck wie 10 Tage Regenwetter mit Donner und mit nassen Strümpfen spazieren gehen! "Das war aber knapp! Ich muss wohl die Rezeptur ändern. Der Zauber hielt nicht so lange, wie ich dachte. Um ein Haar, hätte ich mich noch im Schloss zurückverwandelt"
Die Hexe bekam nach und nach ihre gewohnte lange Nase und Warzen wieder, ihre alten Zähne und ihre Haut wurden wieder faltig und schmutzig. "Das schöne Kleid verderb' ich mir noch mit diesem dreckigen Leib" Sie zog das Kleid sorgsam aus, entnahm ihre lumpige Kleidung aus einem Gebüsch und zog sie gleich an. Sie hob noch kurz den Saum und schlüpfte wieder in ihre alten Schuhe. Sie hielt kurz inne, dachte an die Königin, die ihr so leicht auf den Leim gegangen war und grinste fies dabei. Was hatte sie vor? Gar etwas Böses? Das Grinsen ließ nach und sie warf die Taler der Königin verächtlich in eine Pfütze und stapfte mit böse gellendem Lachen dahin, woher sie gekommen war.
Und der Trunk tat seine Wirkung! Denn an einem dunkelgrauen Tag im Mai, gebar die Königin hübsche Zwillinge. Igor und Iwan.
Der König lud das ganze Dorf zur Festlichkeit ein. Die Tische bogen sich wegen der vielen Köstlichkeiten, es gab bis in die Nacht, Tanz und Musik.
Die zwei jungen Prinzen hatten von der Wiege an, stets das bekommen, was der andere auch bekam. So wurde vermieden, dass sie sich zankten. Und sie wuchsen und wuchsen, jeder von ihnen bekam sein eigenes Pferd, sie lernten Reiten und mit dem Bogen zu schießen. Beide bekamen kostbare Schwerter, die sämtliche Kunstfertigkeit des Schmieds erfordert hatte und lernten damit zu kämpfen. Bekam der eine, ein neues Gewand, bekam der andere auch eins. So gab es nie Streit. Sie wurden schöne, junge Männer. Der König hielt sie möglichst von allen jungen Frauen fern. Keine war ihm gut genug, für seine Zwillinge. Sie verbrachten jede Minute zusammen. Igor und Iwan waren unzertrennlich und es passte kein Blatt Papier zwischen die beiden.
Bis ihnen eines Tages, wie zufällig, eine wunderschöne junge Frau über den Weg lief.
Die Prinzen kamen gerade vom See, wo sie wieder mal, wie Wilde, gutgelaunt rumgetobt hatten. Als die Prinzen vom hohen Gras auf den Pfad sprangen, erschrak sich die junge Frau, fiel vorn über, auf den Boden und ihre Lebensmittel rollten aus ihrem Korb.
Die beiden halfen prompt, hoben ihre Sachen auf und beiden fielen ihre wunderschönen Augen auf. Doch sie waren von ihrer Schönheit zu eingeschüchtert und sagten rasch: "Dann einen guten Weg noch, werte Maid!", worauf sie plötzlich schmerzhaft ihr Gesicht verzog: "Aua…!" "Darf ich Euch helfen? Komm Igor, wir bringen sie nach Hause"
Und so erzählte sie, dass sie Milena hieß, von weit her kam, auf dem Weg zu ihrer Großmutter war und machte beiden Prinzen schöne Augen. Und sie humpelte und ließ sich von ihnen stützen, bis sie auf einem weichen, samtbezogenen Stuhl abgesetzt wurde.
"Hast Du gesehen, wie sie mich immerzu ansieht. Ich glaube ich bin verliebt!"
"Bruder, Ihr irrt! Sie hat stets meine Blicke gesucht!", und sie gerieten in einen fürchterlichen Streit, wer von ihnen diese Schönheit zur Braut nehmen würde.
So eilten sie zu ihrem Vater, der ungerührt auf seinem Thron saß und klagten übereinander, wer sie zur Braut nehmen dürfe. Der König entgegnete ihnen gelassen: "Beruhigt Euch! Ich habe Euch schon erwartet"
Und so besprachen sie sich und kamen fröhlich zur zukünftigen Braut gehüpft, die doch etwas irritiert schien. "Mein verehrter Bruder, ich lasse Euch den Vortritt!"
"Aber nein, ich bitte Euch! Ihr habt eine solch' wunderschöne Braut viel eher verdient als ich!"
"Iwan, nicht so bescheiden! Ihr seid es doch gewesen, der ihr sofort zu Hilfe gesprungen war!"
Und Milena vergriff sich im Ton: "Nun ist's aber gut!", senkte den Ton und aß in Gedanken zwei Stücke Kreide: "Dürfte ich mir vielleicht einen Prinzen aussuchen?", und sie sah Iwan schmeichelnd an, worauf dieser sagte: "Dies ist gänzlich unüblich, aber nun gut! Wie könnte jemand einer so schönen, jungen Frau eine Bitte ausschlagen?! Nicht wahr, Bruderherz?"
"Oh ja, Iwan! Wie recht Ihr habt!"
Und Milena entschied sich schnell für Iwan und in Windeseile, nämlich schon am nächsten Tag, sollten die Hochzeitsglocken läuten. Der König bestand allerdings darauf, dass nur ein kleiner, privater Kreis anwesend sein sollte. Er wolle sein Volk überraschen und vor vollendete Tatsachen stellen, da dies ja keine standesgemäße Hochzeit sein würde. "Mein Sohn, der Prinz und Du, eine einfache Frau aus dem Volk… Das verstehst Du doch sicher oder?"
"Aber gewiss', mein König!", versicherte Milena. "Ich habe ein Zimmer für Dich herrichten lassen. Bis morgen wird Euer Schlafzimmer fertig sein. Und Du wirst das Hochzeitskleid meiner Mutter tragen. Das wird Dir passen!" "Es ist mir eine Ehre"
Am späten Abend, nahm der König einen berühmten Druiden, einen echten Hexer an einem der Nebeneingänge in Empfang.
"Guten Abend, Eure Hoheit!", und verbeugte sich. "Psst! Nicht so laut", flüsterte der König streng. "Kommt herein!" Sie besprachen sich bis tief in die Nacht.
Der Hochzeitstag begann recht ruhig. Die Königsfamilie saß versammelt beim späten Frühstück. Der König befahl, dass alle länger im Bett bleiben sollten, damit die Dienerschaft in Ruhe und zügig die Hochzeitsvorbereitungen erledigen konnten. Es wurde königlich aufgetischt: Viel Gemüse, Obst, Geflügel und Fleisch.
Und Iwan schien heute wie ausgewechselt.
Er aß sämtlich ohne Besteck. Sogar das fettige Geflügel! Und er wischte seinen Mund zwischendurch mit seinem feinen Hemdärmel ab und schmatzte, wie es sich kaum die Schweine auf dem königlichen Hof erlaubten. Der König verkniff sich das Schmunzeln. Milena jedoch fragte irritiert: "Wie wird Euch, mein Prinz?! Wie wird Euch? Wie ist Euer Befinden? Ist Euch nicht wohl?"
Doch dieser lehnte sich zurück, strich sich mit seinem Ärmel, in einem Ruck über den Mund, dass ein paar Essensreste am Ärmel verblieben und prahlte: "Ah, so viel habe ich noch nie in meinem Leben gegessen. Wie soll mir sein, mein Schäfchen? Mir ist sehr wohl in meinem Leibe" "Ich dachte, Euch sei nicht wohl, als ich Euch so schlingen sah" Doch der Prinz winkte ab: "Wie soll einem Mannsbild anders sein, als hervorragend, wenn er sich den Wanst vollgeschlagen hat?", lachte er übertrieben laut und stieß unromantisch auf. Und es schwelte langsam aber absolut nicht leugbar, aus seiner Richtung, ein Mief unter der Tischdecke hervor. Alle drehten ihren Kopf zur Seite und nach hinten, sahen Richtung Fenster und taten so, als hätten sie es nicht bemerkt und wollten sehen, wie das Wetter war.
Ein Diener bemühte sich, teilnahmslose Gesichtszüge zu wahren, doch eilte bald in die Küche: "Ich glaube ich habe noch etwas vergessen!" Der König lachte: "Geh' nur Rasmus! Lass Dir Zeit", und alle lachten am Tisch.
"So Kinder, nun macht Euch fertig, es wird gleich Hochzeit gehalten, in unserem kleinen Saal. Der Bischoff wird Euch trauen"
Milena ließ sich von den Dienerinnen helfen, das Hochzeitskleid anzuziehen. Doch, es ging ihr nicht schnell genug: "Beeil Dich gefälligst. Und keine Widerrede! Verstanden?!", zischte sie finster. "Sobald ich Prinzessin und dann Königin bin, herrscht hier ein anderer Wind. Gewöhn Dich schon mal dran"
Der Saal war hergerichtet und inzwischen waren die besten Freunde und engsten Verwandten anwesend und es konnte Hochzeit gehalten werden. Iwan und Milena standen auf einer Estrade, also, wie auf einer kleinen Bühne und der Bischoff fragte beide, ohne sie beim Namen zu nennen, ob sie Mann und Frau werden wollen, bis dass der Tod sie scheide! Beide bejahten. "Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Somit erkläre ich Euch zu Mann und Frau"
Das Publikum klatschte und klatschte und Milena lächelte künstlich! Dann dachte sie: "Oh nein, der Zauber lässt nach!!!", und so, fiel nach und nach all der Glanz von ihr.
Ihre Haare wurden pechschwarz, ihre Nase wurde lang, krumm und mit einer dicken, fiesen Warze oben drauf, sie alterte um 20 Jahre und es
dauerte nicht lange, da war aus der wunderschönen, jungen Milena, eine alte, unansehnliche und böse Hexe geworden.
Sie hatte es befürchtet, dass der Zaubertrank nicht lange hält, aber da nun jeder erkannte, wer sie war, nahm sie es nun, wie es gekommen war und trumpfte auf! Sie rief laut zu den Gästen: "Mein schnuckeliger Prinz, nun bin ich eine echte Prinzessin!", und noch bevor sie weiter ausholen konnte, sah sie, dass ihr eben noch schöner, junger Prinz, immer kleiner, älter und hässlicher wurde. "Was passiert mit Dir mein schöner … mein, mein Prinz?"
Und aus dem schönen Prinzen, wurde der alte, derbe Tagelöhner Feodor. Der ständig von üblem Gestank begleitet wurde, der pupste und rülpste. "Nein, nicht Feodor, dieses alte Furzkissen!", schrie sie entsetzt!" Wo ist denn mein Prinz?"
Die Gäste lachten und lachten und als sich endlich der echte Iwan zu erkennen gab, er saß die ganze Zeit im Publikum, verkleidet, mit Bart und Hut, machte der König eine kurze Geste und das Publikum beruhigte sich: "Das hattest Du Dir fein ausgedacht, Du Hexe, Du Freundin der Finsternis!"
Die Hexe, die noch immer nicht glauben konnte, wen sie da eben geheiratet hatte, sagte verwirrt: "Aber woher wussten Euer Hoheit, dass ich es war?"
"Als Du beim Druiden Deine Kräuter gekauft hattest, hatte er mich sofort davon in Kenntnis gesetzt. Da war mir gleich klar, dass Du dahinter steckst. Dafür wirst Du Deine gerechte Strafe bekommen, Du hinterhältige Schlange!"
"Verschont mich, denn eines wisst ihr noch nicht!", versuchte sie sich zu retten.
"Schweig!", brüllte der König. Natürlich weiß ich, dass Du damals meiner Frau, der Königin, den Trank gegeben hattest, worauf sie endlich Prinzen gebar. Das werde ich bei meinem Urteil berücksichtigen. Auch wenn Du es nur für Deine hinterlisten Pläne gemacht hattest.
Die Hexe weinte ein paar kümmerliche Tränen: "Welche Strafe erwartet mich jetzt, Eure Hoheit. Ich bitte um Milde!"
"Du kriegst die für Dich höchste Strafe"
Das Publikum raunte erschrocken.
"Sieh Dir Deinen Gemahl an. Er freut sich, dass er von heute an Dich zur Frau hat"
Die Hexe flehte: "Euer Hoheit, ich bitte demütigst darum, werft mich lieber 20 Jahre in den Hungerturm, als zu diesem stinkenden Lumpensack"
Der König winkte ab: "Oh nein, Du hinterlistige Schlange. Du wirst ihm zu Hause eine gute Frau sein, ihm waschen, putzen und Essen machen und es mit ihm aushalten. Dies ist für Dich wahrlich Strafe genug. Das Urteil ist gefällt, nun darf gefeiert werden. Auf meine zwei prächtigen Söhne, auf dass sie bald ihre Prinzessinnen finden"
Die Hexe schlich sich an die gedeckte Tafel um sich an den Köstlichkeiten zu vergreifen.
Da fauchte der König:
"Du Hexe, nimmst Du wohl Deine Griffel vom Essen? Du kannst in die Küche gehen und Dir ein Brot schmieren und dann den ganzen Nachmittag Geschirr spülen und putzen! Danach erwartet Dich Dein Mann zu Hause. Er freut sich sicherlich schon. Nicht wahr, Feodor?"
Worauf dieser sagte: "Und wie ich mich schon freue, Euer Hoheit!"
Die Hexe kräuselte angewidert die Nase: "Ja, Du freust Dich. Man riecht es schon!"
Und wenn sie nicht gestorben ist, macht sie beim alten Feodor noch immer den Haushalt.
Mit oder ohne Wäscheklammern an ihrer langen Nase.
ENDE
Die kleine Ina war die Tochter einer echten Zauberin. Das wusste natürlich niemand.
Und Ina lag krank im Bett. Warum ihre Mutter sie nicht einfach gesund zauberte? Nun ja, sie wollte dem Kind ein gutes Vorbild sein. Ihre Mutter war sehr streng, aber sie meinte es immer nur gut mit Ina. Außerdem sagte sie, dass es wichtig sei, Erkältungen und Krankheiten durchzustehen, bis man wieder vollkommen gesund ist. Dadurch würden Kinder immer stärker und besser geschützt gegen jegliche Erkältungen und Krankheiten aller Art. Und man solle nicht zu oft der Natur und schon gar nicht dem lieben Gott ins Handwerk pfuschen! Somit blieb der Zauberstab im Schrank!
An diesem Winternachmittag, die Sonne brachte es nur noch zu einem schmalen Streifen am Horizont, begab es sich, dass die Mutter für Ina noch etwas in der Apotheke besorgen wollte.
"Bleib schön im Bett mein Schatz! Und lass ja niemanden rein, hörst Du?
Und wehe Dir, Du zauberst!", sagte sie ernst. "Nein, Mama, ich verspreche es!", und die Mutter verließ das Haus.
Ina war so hundemüde und fühlte sich gar nicht wohl. Sie war ein wenig eingeschlafen und wurde wach, weil es an der Tür klopfte. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. War ihre Mutter jetzt eine Minute oder 10 Minuten fort? Oder gar eine Stunde? Sie schloss wieder die Augen und ignorierte das Klopfen. Dann schnellte sie aus dem Bett hoch und hörte, dass jemand die Tür vorsichtig öffnete.
Sie stand auf, ihr Kranksein vergaß sie, zu neugierig und gespannt war sie, wer sich ungebeten Zutritt verschaffte. Da stand doch tatsächlich ein Gauner vor ihr.
Ein viel zu dünner, womöglich hungernder Riese, der Ina eher Mitleid als Angst machte.
Sie wollte ihm gerade sagen, wo es zur Küche geht, da fragte er: "Bist Du alleine?", und sah sich abschätzend um.
"Ja, aber Du musst sofort wieder gehen, denn ich darf niemanden rein lassen. Meine Mama kommt gleich wieder und dann kriege ich großen Ärger, wenn Du dann noch hier bist. Außerdem bin ich krank und muss sofort wieder ins Bett!"
Der dünne Riese lachte und schlug sich auf die Schenkel. Dann hörte er abrupt auf zu lachen und sagte finster: "Aber erst mal nehme ich alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist!"
Ina schüttelte den Kopf: "Glaubst Du im Ernst, ich will Deinetwegen Ärger kriegen?"
Ina machte den Stubenschrank auf, nahm den Zauberstab und sagte: " Akra-kacka-kabra, ich fliege aus dem Haus und komme nicht mehr wieder. Simm-Salami-Bimm-Bimm!"
Der Riese lachte laut und schüttelte seinen Kopf: "Falsch, falsch!!! Haha … so ein dummes, kleines Mädchen! Gib mal her, so musst Du das machen!", und riss ihr mit verächtlichem Blick den Zauberstab aus der Hand und sprach: "Akrakadabra, ich fliege aus dem Haus und komme nie mehr wieder, Simsalabimm!", und PUFF, war der Riese weg.
Ina stand da und schüttelte mitleidig den Kopf, legte den Zauberstab zurück in den Schrank und ging wieder in ihr Bett.
ENDE
Wie jeden Samstag schlenderte die kleine Jule mit ihrer Mutter über den städtischen großen Flohmarkt. Dort gab es so viele tolle interessante Dinge, dass beide jedes Mal staunten.
Aber so richtig unbeschwert konnten sie ihre Zeit nicht verbringen. Ihre Mutter redete schon seit gefühlten Stunden auf sie ein. Es ging mal wieder um die Schule und um schlechte Noten.
Jule hörte manchmal kaum was ihre Mutter sagte, weil das Stimmengewirr auf dem Trödelmarkt zu laut war. Das gefiel Jule. Sie nickte einfach nur ab und zu, damit die Mutter glaubte, sie habe alles gehört und verstanden.
Ihre Mutter kaufte hier und da ein paar Kleinigkeiten, wie Teelichthalter aus Porzellan, Klebstoff, welcher viel günstiger als im Supermarkt war, Eierbecher und 3 Putten sowie niedliche Engel aus Gips. Und für Jule noch zwei gebrauchte Lehrbücher – Deutsche Grammatik, Mathematik und Schreibhefte. "Wenn Du jetzt nicht langsam aber sicher zu lernen anfängst ..!", drohte sie und sagte mit Hilflosigkeit in der Stimme: "Ich weiß manchmal nicht, ob Du einfach nur schrecklich faul bist oder ob Du wirklich so…" Ihre Mutter schnaubte verärgert und schimpfte weiter: "Eine Fünf in Deutsch! So eine Schande. Wie krieg ich bloß die Grammatik in Deinen Kopf? Mensch, so dumm kann man doch nicht sein?!"
Jule erwiderte prompt: "Ich bin nicht dumm!" und ihr Gesicht bekam einen bitteren Ausdruck.
Ihre Mutter winkte ab. Als sie damit beschäftigt war, die Bücher und Hefte einzupacken, spürte Jule einen stechenden Blick im Nacken. Sie drehte sich um und schaute, woher dieser Blick wohl gekommen war. Da zog ihre Mutter sie schon am Arm und führte sie auf den Ausgang zu. Jule sah zurück und nun war es ganz klar. Sie entdeckte einen Stand mit fürchterlich altem Trödel, wo eine Zigeunerin saß und sie mit smaragdgrünen Augen ansah. Sie durchdrang sie förmlich mit ihren Blicken und Jule riss sich von Mutters Hand los und rannte auf den Stand zu.
Vorsichtig ging sie die letzten Schritte auf sie zu und wusste selbst nicht, ob sie ihr noch etwas näher kommen sollte.
"Gib mir deine Hand!", forderte die Frau mit slawischem Akzent. Jule reichte neugierig ihr kleines Händchen.
Da kam die Mutter verärgert zum Stand gelaufen:
"Was wird das denn Fräulein? Warum läufst Du einfach weg? Bei Dir piept´s wohl?!"
Die Zigeunerin jedoch war ganz auf Jule konzentriert und beachtete die Mutter gar nicht:
"Du bist eine sehr intelligente Mädchen!"
Aber Jule erklärte: "Ich habe in Deutsch eine Fünf und alle sagen, dass ich dumm bin!"
"Aber nein!", widersprach diese tröstende, wenn auch etwas unheimliche Frau mit ihren leuchtend grünen Augen. "Du bist großes Talent für Deutsche Sprache. Nicht wie ich! Du bist sehr klug! Du bist hübsch und sehr großes Genie!“
"Haha, schön wär's!", winkte Jules Mutter ab und schüttelte den Kopf.
"Komm, ab nach Hause jetzt!" und sie zog an ihrem Arm.
Die Frau steckte dem kleinen Mädchen mit einem verschwörerischen Augenzwinkern etwas in die Jackentasche.
Während Jule Richtung Ausgang gezogen wurde, sah sie zurück und die Zigeunerin nickte ihr gutmütig zu. Nur eine Sekunde später, als Jule erneut zurücksah, war sie verschwunden.
Jule versuchte sie noch mal zwischen den ganzen Leuten zu entdecken, doch ihre Mutter zog sie schon durch den Ausgang und redete wieder pausenlos auf sie ein. "Sobald wir zu Hause sind, machst Du Dich an die Schularbeiten und danach übst Du noch. Haben wir uns verstanden?"
Das Mädchen quengelte unterwegs und war verstimmt. Jule hielt fest in der Hand, was ihr diese geheimnisvolle Frau in die Jackentasche gesteckt hatte. Es war etwas Stiftartiges. Das bemerkte sie sofort. Aber wie es aussah, konnte sie unterwegs nicht sehen, denn sie wollte ihrer Mutter davon nichts erzählen. Sie hätte es ihr ganz sicher abgenommen und falls sie es überhaupt wiederbekommen hätte, wäre ganz sicher mal wieder irgendeine Bedingung daran geknüpft gewesen.
Kaum zu Hause, schloss Jule ihre Zimmertür, setzte sich an ihren Schreibtisch und zog einen wunderschönen Füller aus ihrer Jackentasche.
Jule staunte: "Oh, so ein schöner Füller. Das ist ja ein richtiger Füllfederhalter! Und wie schwer er ist!" Es war ein edler und vor allem kostbarer Füllfederhalter aus Horn mit einer goldenen Schreibspitze.
Jule leerte mehrere Tintenpatronen in einem Gläschen, legte ein Blatt Papier auf den Tisch und tauchte zum ersten Mal die Schreibfeder in die Tinte, welche sich mit Farbe vollsog.
In schönen Bewegungen glitt die Federspitze sanft über das Blatt. Nach zwei oder drei Worten, bevor die Schreibfeder trocken auf dem Papier kratzte, tauchte sie diese wieder in die Tinte und schrieb weiter.
Nach einer viertel Stunde platzte ihre Mutter ins Zimmer: "Bist Du fertig mit den Hausaufgaben, Fräulein?"
"Ja", log Jule einsilbig und hoffte, dass man ihr das Lügen nicht ansah.
"Dann komm essen! Und wasch Dir die Hände!"
Kaum saß das Mädchen mit frisch gewaschenen Händen am Tisch, forderte ihre Mutter: "Und ab heute wird jeden Tag zwei Stunden gelernt! Fernsehen kannst Du Dir jetzt erst mal abschminken!"
"Darf ich denn gleich noch etwas vor die Tür?", fragte Jule und machte einen ganz lieben Augenaufschlag.
"Höchstens 30 Minuten. Danach übst Du noch Mathe und dann ab ins Bett!"
Jule unterließ vorsichtshalber das Naserümpfen, aß ihr Abendbrot und verließ anschließend das Haus.
Sie stand am Friedensplätzchen und sah den anderen Kindern beim Toben zu.
Währenddessen sah sich ihre Mutter auf Jules Schreibtisch um und entdeckte ihr Gedicht:
Nie war mein Seel´ so trüb, wie an diesem Tage,
als überkam mich das Gefühl, ich wäre Mutter eine Plage.
Nie würd´ ich so glücklich, wie an diesem Tage,
hab´ keine Ruhe augenblicklich, bis mich ihre Liebe wieder trage.
Sie war zutiefst berührt und begann zu weinen, so lange, bis Jule wieder nach Hause kam.
Als Jule ihr Zimmer betrat, wischte sich ihre Mutter die Tränen aus dem Gesicht.
"Was hast Du, Mami?"
Ihre Mutter bemühte sich ihre Stimme gewohnt klingen zu lassen, doch sie war noch viel zu ergriffen: "Woher hast Du dieses Gedicht, mein Schatz?"
"Ist von mir. Hab ich geschrieben. Entschuldigung Mami, ich weiß, ich sollte eigentlich Hausaufgaben machen." Da unterbrach sie die Mutter liebevoll: "Komm her mein Schatz!" und nahm sie auf ihren Schoß und drückte sie lange und voller Liebe fest an sich und küsste ihr Haar. Eine ganze Weile verging und Jule war froh, sie zufrieden zu sehen.
Nachdem ihre Mutter mit einem Lächeln das Zimmer verlassen hatte, nahm Jule ihr Gedicht in die Hand und sah, dass einige ihrer Worte auf dem Blatt von Mutters Tränen verschwommen waren. Sie wusste gar nicht so recht, ob sie sich freuen oder selbst noch ein paar Worte wegweinen sollte.
Sie rahmte sich das Gedicht mit den von Tränen verwaschenen Worten ein und hängte es an die Wand, gleich neben ihrem Schreibtisch.
Als ihr Vater am frühen Abend nach Hause kam, hörte sie, wie ihre Mutter mit lobenden Worten über sie sprach. Sie war so überrascht, dass sie sich kaum traute, das Zimmer zu verlassen, um ihren Vater zu begrüßen. Es war ganz und gar ungewohnt für sie, dass sie im Mittelpunkt stand und dann sogar mit wertschätzenden Worten.
Der volle Mond blinzelte ins Zimmer und Jule konnte nicht einschlafen. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch, legte sich erneut ein Blatt Papier zurecht, nahm ihren kostbaren Füller in die Hand und schon begann wieder ihre kleine Hand, den Füllfederhalter zu führen.
Sie tunkte alle drei bis vier Worte die Feder in die Tinte, bis sich diese erneut aufgefüllt hatte und schrieb, bis ihre Augen zufrieden das Geschriebene musterten.
Jule gähnte daraufhin und schlurfte in ihr Bett. Der Mond war inzwischen weitergezogen und bestrahlte nun nicht mehr ihr Bettchen, worauf sie rasch einschlief.
Am nächsten Vormittag fand Jule´s Mutter das Gedicht von vergangener Nacht:
Bin ich nur wert, wenn ich kann?
Kann ich nur, wenn ich was wert?
Hat man Talent etwa nur dann,
wenn es mir ward vererbt?
Ein Jeder zerrt an mir herum
und sieht an mir nur Makel.
Ich sei faul und dumm,
führ´ ins unumkehrbare Debakel.
Man führe mich liebevoll,
geleite mich am Händchen.
Lehre mir das Dur statt Moll,
so entfalteten sich Talentchen!
Das ging ihr sehr zu Herzen. Sie hatte ja bereits am Tag zuvor voller Rührung geweint, aber nun heulte sie wahrlich wie ein Schlosshund. Vor Ergriffenheit, vor Stolz, vor Einsicht, dass sie als Mutter nicht alles richtig gemacht und Jule wohl oft Unrecht getan hatte.
Sie rief auch gleich Jules Vater an und berichtete aufgeregt, was Jule geschrieben hatte. Auch ihm schossen die Tränen in die Augen. "Unser Kind ist also womöglich hochbegabt. Sie ist bestimmt völlig unterfordert!" Da waren sie sich einig. Jules Vater steigerte sich richtig hinein: "Vielleicht sollten wir sie noch mehr fördern, mit Privatlehrer usw." "Vielleicht können wir sie auf eine Privatschule schicken", ergänzte die Mutter.
Kaum aufgelegt, kam ein Anruf von Jules Lehrer. Sie kannten sich ja bereits, da sie schon öfter wegen Jules schlechter Noten telefoniert hatten.
Doch diesmal war alles anders, denn der Lehrer hatte nur Gutes über Jule zu berichten und schwärmte geradezu. Sie hatte den besten Aufsatz der ganzen Klasse geschrieben.
Ihr Lehrer war so positiv überrascht, dass er unbedingt Jules Mutter Bescheid sagen wollte.
Auch sie erzählte von Jules Gedichten und ihren wohlfeilen Worten.
Gegen 14 Uhr kam Jule zur Türe herein und ihre Mutter nahm sie sofort in den Arm und begrüßte sie herzlich. Das gefiel Jule, aber sie konnte sich nicht erklären, warum ihre Mutter plötzlich so anders zu ihr war. Sie betrat ihr Zimmer und ein nagelneues Fahrrad stand vor ihrem Schreibtisch. Jule staunte und bedankte sich brav, aber fragte sich: "Ist das für den gelungenen Aufsatz in der Schule?" Den hatte sie wohl eher ihrem edlen Füller zu verdanken, von dessen Existenz ihre Eltern nichts wissen sollten.
Als ihre Mutter anfing, von den Gedichten zu erzählen und dass ihr Lehrer angerufen hatte, weil sie den besten Aufsatz der Klasse geschrieben hatte, war es Jule sehr unangenehm.
Sie hatte schon fast geglaubt, sie hätte das Fahrrad einfach so bekommen und weil sie es sich schon so lange gewünscht hatte.
Liebevoll sagte ihre Mutter: "Ruh´ Dich aus mein Schätzchen. Ich bring´ Dir gleich einen Kakao!"
Jule setzte sich an den Schreibtisch und sah traurig und unzufrieden ihren Füller an, den sie schnell wieder in der Schublade versteckte, als ihre Mutter den Kakao und dazu noch Kekse brachte.
Liebevoll strich sie ihr übers Haar, was Jule genoss, aber so richtig annehmen konnte sie es nicht. Es kam ihr unverdient vor. Bald kam ihr Vater nach Hause, zog seinen Mantel aus, legte Süßigkeiten für sie auf den Schreibtisch und begrüßte sie mit einer erfreuten und innigen Umarmung. Auch er kam auf die Gedichte zu sprechen und vergewisserte sich, ob sie die auch wirklich ganz alleine geschrieben habe. "Ja, ganz alleine!“, versicherte Jule.
"Heute darfst Du eine halbe Stunde länger aufbleiben“, sagte ihr Vater und verließ ihr Kinderzimmer mit einem zufriedenen Lächeln.
So ging es viele Tage lang. Ihre Eltern waren so stolz, dass sie der ganzen Nachbarschaft von Jules Dichtungen erzählten. Kein Tag verging, wo Jule nicht mindestens zehn Mal auf ihre täglich neu verfassten Gedichte angesprochen wurde.
Sie konnte es schon nicht mehr hören. Fast täglich bekam sie kleine Aufmerksamkeiten oder gar Geschenke von ihren Eltern und Nachbarn und jede Menge Zuspruch. Natürlich ist Lob etwas Feines. Doch Jule war klar, dass ihr inzwischen gewonnenes Ansehen, nicht auf Ehrlichkeit und wahrem Talent beruhte. Ihr Füller war doch schließlich der Urheber, dem eigentlich das Lob gebührte. Oder etwa nicht? Jule wurde von Tag zu Tag unzufriedener.
Der Mond, der mit jedem Tag immer schmaler wurde, lugte gerade in ihr Zimmer, da saß sie am Schreibtisch, tunkte die Feder des Füllers ins Tintenglas und mit schwungvollen Bewegungen schrieb sie Wort für Wort und dachte lange nach, bis es Zeit wurde schlafen zu gehen.
Doch vorher fällte sie noch eine Entscheidung: Sie beschloss, auf das Lob und die Geschenke zu verzichten und nur noch Lob bekommen zu wollen, welches sie auch wirklich verdiente.
Sie wollte einfach nur, dass man sie liebt. "Einfach nur so, weil ich es bin!“, dachte sie sich und zerbrach entschlossen den Füller zwischen ihren Händen und warf ihn aus dem Fenster, wo er im Dunkeln verschwand.
Als Jule längst schon tief und fest schlief, ging ihre Mutter auf Zehenspitzen durch ihr Zimmer und fand wieder neue Zeilen von Jule und hopste eilig ins Schlafzimmer und las gemeinsam mit Jules Vater das neue Gedicht.
Beide schüttelten verwundert den Kopf. "Wir haben soviel falsch gemacht!“, bedauerte der Vater. Jules Mutter nickte zustimmend, mit Tränen in den Augen.
Sie lagen sich weinend in den Armen, während sie noch lange auf Jules Gedicht starrten:
Um meinetwillen sollt Ihr mich lieben.
Einfach nur, weil ich bin.
Ich sollt Euch am Herzen liegen!
Noch besser: Ganz tief drin!
ENDE
Heute ist das Wetter schön,
draußen lang spazieren geh´n.
Gemeinsam Äpfel suchen
dann gibt es Apfelkuchen
Man schält sie, schneidet klein,
dann in die Schüssel rein.
Heute ist ein schöner Tag,
es gibt Apfelkuchen nur für uns
Heute ist ein schöner Tag,
gut zu leben, ist doch keine Kunst!
Dann Mehl und gute Butter
vermengt mit etwas Zucker
und schon ist es soweit,
man nascht am Kuchenteig.
Ausrollen, stell´n den Ofen ein,
und dann kommt der Kuchen rein
Heute ist ein schöner Tag,
es gibt Apfelkuchen nur für uns
Heute ist ein schöner Tag,
gut zu leben, ist doch keine Kunst!
190 Grad! 40 Minuten,
schlecken wir uns ab die Pfoten.
Bis er uns lockt, in gold´nen Farben,
wie wir ihn am liebsten haben.
Zeige- Mittelfinger, Daumen
bringen kleine Streusel an den Gaumen.
Heute ist ein schöner Tag,
es gibt Apfelkuchen nur für uns
Heute ist ein schöner Tag,
gut zu leben, ist doch keine Kunst!
Übrigens: Noch mehr schöne Lieder von mir findest du auf www.mäuselieder.de
Julia war ein kleines, unscheinbares Mädchen, aber sie hatte sehr unangenehme Charaktereigenschaften!
Sie war nämlich nicht nur stur, sondern sie konnte sich innerlich so aufregen, dass ihre Wangen und ihr Hals sich knallrot färbten und sie vor Wut nicht mehr sprechen konnte. Ihre Stimme war dann jedes Mal wie blockiert. Sie glaubte ständig, man belüge sie, würde sie schlecht behandeln und ihr immer und alle Zeit Unrecht tun.
Da sie nie darüber sprach, was sie dachte und wollte, sammelte sich ihre Wut wie Wasser in einem Fass. Irgendwann ist ein jedes Fass mal voll und es läuft über. Julia lief dann weg und redete mit niemanden mehr. Sie hatte ein paar Freundschaften zu etwas älteren Mädchen, die es wirklich gut mit ihr meinten. Aber diese sagten natürlich immer nur das, was Julia gefiel. Sie mochten die Kleine!
Aber WEHE, wenn sie es wagten, etwas zu sagen, was Julia nicht gefiel oder sie auf Fehler aufmerksam machten. Diejenige wurde mit wochen- oder gar monatelangem Schweigen bestraft. Und sie schaffte es immer wieder selbst aus dem kleinsten Ärgernis, eine ganz große Sache zu machen. Nie im Leben würde sich Julia entschuldigen. Im Gegenteil! Wer noch mal mit ihr sprechen wollte, musste sich gefälligst bei ihr entschuldigen, auch wenn sie die Schuldige war. So verlor sie natürlich auf Dauer den Kontakt zu den anderen Kindern. Denn warum sollten sich die Kinder ständig bei ihr für etwas entschuldigen, was sie nicht verbrochen hatten? Das machte keiner ein zweites oder drittes Mal. Aber einer blieb ihr. Er fühlte sich als ihr wahrer Freund, der sich von all ihren Wütereien und Sturheiten nicht abwimmeln ließ. Das war der kleine Tim.
Tim war ein fröhlicher, geselliger und zugleich auch etwas ängstlicher Junge und er akzeptierte Julia so, wie sie war. Er war sehr verliebt in die kleine Julia. Und anders als Julias ältere Freundinnen, welche ihr nur nach dem Mund redeten, war er immer ehrlich zu ihr, ohne sie dabei zu kränken.
Denn er wählte immer die richtigen Worte, im richtigen Augenblick, in der richtigen Tonlage. Denn wie gesagt, war Julia sehr empfindlich.
Eines Tages war es wieder mal soweit. Das kleine Fass in Julia drohte überzuschwappen. Dies sah man ihr natürlich nicht an. Das bedeutete: Ein falsches Wort und die Freundschaft stand auf dem Spiel. Und alles, was mal Wert hatte und gut war, wurde mit einem Mal für immer ausgelöscht. In Julia staute sich wieder die Wut! Sie platzte bald, ihr Herz bebte schon, bevor sie Tim getroffen hatte, der sie nichts ahnend freudig begrüßt hatte. Tim hatte heute keinen guten Tag erwischt. Er hatte ihr sein Lieblingsbuch geliehen und nun war es weg. Julia wusste nicht mehr wo es war. Womöglich hatte sie es verloren. Aber kein Wort der Entschuldigung.
Tim wusste, dass es zwecklos war, Julia aufzufordern, sich zu entschuldigen. Er wiederholte stattdessen noch fünfmal seinen Vorwurf in freundlichem Ton, dass sie es verloren hatte, weil sie nicht aufgepasst hatte.
Er hoffte, dass sie doch irgendwann mal darauf entschuldigend hätte reagieren müssen. Tat sie aber nicht.
Als er dann noch fragte, wann sie ihm das Geld zurückgäbe, welches er ihr geliehen hatte – er warte schon seit drei Wochen darauf - da lief sie puterrot an und lief einfach weg, ohne ein Wort zu sagen. Tim dachte noch, dass sie sicherlich das Geld holte. Doch die kleine Julia saß bald zu Hause und schmollte und war wütend. Sie explodierte wieder beinahe vor Zorn, bis ihr ganzer Hals fast bis zum Bauchnabel rot und heiß wurde. Tim klingelte bei ihr, doch sie machte nicht auf. Er schob ihr einen Zettel unter der Tür durch und bat, dass sie sich vertragen sollten. Er wartete lange, bis endlich ein Zettel von ihr unter dem Türschlitz hervorschaute, auf dem lauter wütende Sachen standen.
Tim schrieb mehrere Male ganz lieb, doch von Julia kam immer wieder nur Gift und Galle zurück. Jetzt reichte es Tim aber, er schrieb ihr wütend zurück und wusch ihr ordentlich den Kopf. Das passte gar nicht zu Tim. Er war doch ein ganz Lieber. Aber sie hatte ihn mit ihrem unfairen und undankbaren Verhalten so verärgert, dass er seiner Verärgerung Luft verschaffte. Er wartete noch bis zum Abend vor der Tür, doch es kam kein Zettel mehr. Und auf Klopfen und Rufen reagierte sie grundsätzlich nicht bei Streitereien.
Am nächsten Tag ging es genauso weiter. Er schrieb und wartete Stunden auf eine Antwort – sie schrieb jedoch, wann auch immer es ihr gefiel. Dass Tim wartete, rührte sie nicht. Sie habe ihn ja schließlich nicht gebeten zu warten. Wenn sie schrieb, dann meist etwas nicht sehr Hilfreiches, sondern Gemeines. Zudem immer neue Vorwürfe und Anforderungen, welche er zu erfüllen habe, damit sie sich überhaupt noch mal darauf einließe, mit Tim wieder befreundet zu sein.
Und dass sie alles verzeihen könne, das stünde gar nicht zur Debatte. Und er habe ja dies und das und jenes zu ihr gesagt. Was sie ihm aber alles geschrieben hatte, davon war natürlich keine Rede. Er gab jetzt nur noch nach, versprach Besserung, er wusste zwar selbst nicht so recht, wobei er sich bessern sollte, aber es schien Julia zu gefallen. Doch sobald sie sich beinahe wieder vertragen hatten, fing Julia wieder mit einem neuen Diskussionsthema an.
Da kam ihm eine Idee. Er lief schnell nach Hause, nahm etwas aus dem Küchenschrank, schrieb ihr eine kleine Geschichte und legte eine ganz besondere Pille dazu. Zugegeben, es war nur eine einfache Erbse. Aber jetzt war es eine Zaubererbse! Eine Erbse gegen Wut. Er schrieb ihr, dass diese Erbse bewirke, dass sie sich nie mehr aufregen könne. Julia war skeptisch und mäkelte, die Pille sähe aus wie eine gewöhnliche, hässliche Erbse. Tim versicherte, dass es keine gewöhnliche Erbse sei und sie sei doch seine Prinzessin und solle nicht auf dieser Erbse schlafen, sondern sie runterschlucken. Erst dann, wenn die Wut dann weg sei, für immer und alle Zeit, würde sie sehen, dass er ihr Prinz sei und sie ihn auch sehr liebte. Julia schluckte die Erbse – Verzeihung – die Zaubererbse mit viel Wasser runter.
Tim horchte an der Tür. Julia öffnete sie ein wenig und wollte gerade wieder rot anlaufen und sich aufregen, doch es ging nicht. Kein roter Hals, keine roten Wangen, keine Wut. Das Fass lief nicht über. "Schön!", sagte Tim "Nun können wir endlich Freunde sein, ohne dass du ständig vor Wut beinahe platzt und gar nicht sehen kannst, wie lieb du mich hast!“ Julia lächelte verlegen und nahm Tims Hand.
ENDE
Karli war ein großer Junge, ein Streuner, ein Lausebengel, ein Rumtreiber.
Er streunerte schon lange Zeit durch die Lande. Ein festes Zuhause hatte er nicht. Er war irgendwann mal aus einem Kinderheim ausgebüchst und seither hatte er kein Heim mehr von innen gesehen.
Er hatte beschlossen, seine Tante aufzusuchen, um bei ihr zu wohnen. Er hatte im Heim oft von dieser angeblichen Tante erzählt, dass sie ein riesiges Haus mit viel Land besäße, auf denen Apfelbäume wüchsen, welche Äpfel, so groß wie Kochtöpfe trügen.
Und sehr wohlhabend soll sie auch gewesen sein!
Natürlich glaubte ihm niemand. So einem wie Karli, glaubte man nicht mal wenn er die Uhrzeit sagte. An seiner Nasenspitze glaubte man zu erkennen, wenn er mal wieder eines seiner Märchen erzählte.
Eines Nachts, schlich er aus dem Heim und kehrte nie wieder zurück und genoss von da an, sein Leben in Freiheit. Ab und zu hatte er mal eine Begleitung, welche ebenfalls aus einem Heim oder von zu Hause weggelaufen war. Die meiste Zeit verbrachte er aber allein.
Karli hatte eine Schwäche: Faulheit! Er war wirklich faul. Fürchterlich faul. Stinkefaul!
Den ganzen Vormittag lag er im Gras, kaute auf einem Halm und schaukelte mit seinen übereinander geschlagenen Füßen. Er war sogar oft zu faul, sich Essen zu besorgen.
Er raffte sich dann doch irgendwann mal auf, gähnte wie ein alter Maulesel, streckte seine Glieder und machte laute Anstalten. Dann schlich er sich irgendwo heran und stibitze etwas Essbares. Einmal saß der strenge und angesehene Bürgermeister eines Ortes mit einer deutlich jüngeren Dame beim Picknick auf einer Wiese.
Der Bürgermeister sah sie lange hypnotisierend-lächelnd an, bis sie sich lange küssten und mit geschlossenen Augen, verliebt, ihre Nasen aneinander rieben. Karli schlich sich an die beiden heran, streckte sich, hob seinen Arm über das gnädige Fräulein - sie hätte eigentlich seinen Atem im Nacken spüren müssen - beinahe Stirn an Stirn mit dem
Herrn Bürgermeister und nahm sich einiges von ihren gut gefüllten Tellern.
Aber er nahm nicht alles! Schließlich wollte er ihnen ja nicht das Prandium, also das Frühstück im Freien, verderben.
Während er weglief, aß er immer schon soviel auf, wie er konnte. Für den Fall, dass er mal geschnappt würde, hätte er wenigstens etwas im Magen und die Tracht Prügel, die er dann bekäme, wäre nicht ganz umsonst gewesen.