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"Sein Blick wechselte zwischen ihren Augen, der Spalte, sie sich am Knoten des Handtuchs gebildet hatte, und der Hand, die unter dem Frotteetuch verborgen war."Die erfolgreiche Geschäftsfrau Hanna hat allen oberflächlichen Beziehungen abgeschworen und ist vom hektischen Stockholm nach Ångermanland gezogen. In der Abgeschiedenheit macht sie Bekanntschaft mit dem Konzertpianisten Evald, der für sein ausgiebiges Sexleben bekannt ist... Hannas Cousine Malin lebt ganz in der Nähe. Ihr Partner Jonas, der Sexualverhalten erforscht, hat sich alte Tagebücher von Hannas Verwandten ausgeliehen und die prickelnden Geschichten scheinen Malin zu inspirieren... -
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Seitenzahl: 36
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Sara Olsson
Übersezt von Suse Linde
Lust
19. Dezember: Roviken – ein erotischer Adventskalender
Übersezt von Suse Linde
Titel der Originalausgabe: Roviken
Originalsprache: Schwedischen
Coverbild/Illustration: Shutterstock
Copyright © 2021 Sara Olsson und LUST
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726742305
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
Der Schnee lag schweigend vor dem Fenster. Das Meer dahinter lag ruhig da, winterlich dunkel und frei von Eis. Hannas Blick folgte dem uralten Ritual der Dämmerung an einem für sie neuen Ort: einem kleinen Dorf hoch im Norden, weit weg von Stockholm.
Ein ganz neues Leben erstreckte sich vor ihr. Was hatte es zu bieten?
Die weißgekleidete Natur hier bot auf jeden Fall eine ganz besondere Art harmonisches Schweigen. Kein Verkehr draußen. Niemand befand sich im Raum, außer ihr. Die nächtlichen Szenen hingen noch in der Luft. Doch es waren nur Träume, oder in manchen Fällen Ziele.
Das Handy vibrierte auf dem Nachttisch und sie streckte sich danach.
„Hast du es dir nicht anders überlegt? Du verpasst die Weihnachtsfeier!“
Eine Nachricht von Lisa. Hanna hatte nicht mal die Energie zu antworten. Genau aus diesem Grund war sie hier. Sie wollte der Weihnachtsfeier entkommen, der Arbeit, allem und allen. Sie war am richtigen Ort. Wie zur Bestätigung rieselte der Puderzuckerschnee von einer Tanne vor dem Schlafzimmerfenster.
Die Finger glitten über den Touchscreen weiter zu ihren Notizen. Dort befand sich ihr Tage- und Nachtbuch. Nichts entging ihrem smarten Telefon. Doch, etwas, was Hanna nicht greifen konnte. Und das Wetter, aber die Tagebücher, die sie auf der Fensterbank drapiert hatte, erzählten umso mehr davon. Und von der Landschaft hier.
In einem davon hatte sie gestern Abend schon geblättert. Eine Verwandte von ihr hatte vor hundert Jahren massenhaft Text niedergeschrieben. „Es war wohl nicht so gedacht, dass jemand die Bücher liest, ich habe sie all die Jahre versteckt und selbst nicht gelesen, aber ich kann sie nicht einfach wegwerfen. Es ist mir am liebsten, wenn du sie nimmst, meine Söhne wollen sie bestimmt nicht haben“, hatte Hannas Großmutter gesagt.
Eine Kiste mit Tagebüchern hatte Jonas, der Lebensgefährte ihrer Cousine Malin, mitnehmen dürfen. Er hatte sie gestern entdeckt, als er Hanna geholfen hatte, Umzugskisten zu tragen. Als Dankeschön wünschte er sich, die Tagebücher zu Studienzwecken lesen zu dürfen.
„Man weiß nie, was man findet“, hatte Jonas gesagt. Hanna hatte zwar noch nicht so viel in ihnen gelesen, aber glaubte nicht, dass er etwas Interessantes darin finden würde, im Hinblick auf sein Forschungsgebiet: sexuelles Verhalten „draußen im Feld“, wie er es formuliert hatte. Hanna musste lachen. Jonas wirkte in jeder Hinsicht neugierig aufs Leben. Und sie war neugierig auf ihn.
Er war so ein Mensch, dessen Blick ein offenes Meer ist.
Hanna fragte sich, warum sie Malin und Jonas nicht schon öfter getroffen hatte. Und nur in Stockholm, nie hier. Immer bei Verwandtschaftstreffen, ohne Möglichkeit, frei zu reden.
Die Treppe knarrte auf dem Weg nach unten in die minimale Küche, die nur wenig größer war als das Wohnzimmer. Sehr viel mehr gab es hier im Erdgeschoss nicht, außer ein kleines Klo mit Waschbecken. Nicht wie ihre geräumige Wohnung in der Kaptensgatan. Sie musste dieses Holzhäuschen aufrüsten, das ihrem Urgroßvater väterlicherseits gehört hatte und mehrere Generationen lang als Sommerhaus gedient hatte. Hier war wohl eine behutsame Renovierung nötig. Oder? Ihr Vater war äußerst skeptisch, dass sie in diese Bruchbude gezogen war, aber noch skeptischer, dass sie fünfhundert Kilometer nach Norden gezogen war und ihren Posten in der Firma aufgegeben hatte.
„Vorübergehend“, hatte Hanna gesagt, ohne selbst richtig daran zu glauben.
Aber das war nicht alles, was sie aufgegeben hatte, sondern auch eine Reihe Beziehungen, die zwischen einigen Minuten und einigen Monaten angedauert hatten. Sie musste zur Natur zurückkehren, enthaltsam sein. Oder was auch immer sie nun brauchte. „Man will etwas, aber man kriegt es nicht und weiß nicht mal, was es ist“, grummelte sie. Sie dachte an ihre Großmutter, die mehr Zitate von Karin Boye heruntergerasselt hatte, als es von eben jener Poetin Zitate gegeben hatte.