1956.1 Das Nie-Vergessen - Marion Fischer - E-Book

1956.1 Das Nie-Vergessen E-Book

Marion Fischer

0,0

Beschreibung

Als Marion Fischer 2018 Abschied von ihrer Auslandstätigkeit nahm, beschloss sie, nun etwas ganz anderes zu tun und erinnerte sich daran, dass es ihr als Kind großen Spaß gemacht hatte, Geschichten zu erzählen und zu schreiben. Nach ihrem abwechslungsreichen Leben in vielen verschiedenen Kulturen, Sprachen und Zusammenhängen ist es ihr ein Anliegen, sich selbst über einiges noch einmal klarer zu werden und auch, sich mitzuteilen über das, was sie am meisten beeindruckt hat und letztendlich unvergessen geblieben ist. In diesem Buch hat sie 35 Geschichten zusammengestellt. Sie schreibt autofiktiv, wobei das autobiografische stark überwiegt. Der Zeitrahmen der Geschichten umspannt ihr gesamtes Leben, ihre Kindheit, ihre Jahre in verschiedenen Ländern Afrikas, in Brasilien, Ägypten und auch Zeiten in Deutschland. Immer wieder geht es um Begegnungen. Die Sammlung dieser 35 Geschichten erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Wie der Titel 1956.1 bereits andeutet, soll es weitergehen mit dem Erzählen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 123

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Bonbons

Wie meine Mutter mir das Lügen austrieb

Schwester Romana

Ugali

Ankommen

Tage in Diebougou

Ambroise

Der Pass

Der Schleier

Essen

Der Ausflug

In Verbindung bleiben

Jo

Das rosane Haus

Das Vertrauen

Silvestre

Das fremde Kind

Auf dem Dach

Viel zu nah

Das Erbe

Überblick oder das Oberstübchen

Der Schein

Der schwarze Minister

Ein dicker dunkler Stein

Tiwi

Wassergeister

Die rosarote Brille

Der Weg

Die Kur

Die Kakerlake

Schaukeln

Der Mietwagen

Der Nabel der Welt

Aufs Angenehmste

Während ich in Marburg auf meiner

Terrasse einen Rotwein trinke

Danksagung

Ich danke ganz herzlich:

Barbara Seifert für die Einführung ins Schreiben durch mehrere Schreibkurse und das Lektorat von Texten in der Schreibgruppe

Bodo und Ulrike Kirchhoff dafür, dass ich an ihren Schreibkursen teilnehmen durfte

Dr. Angela Schmidt-Bernhard für ihre Schreibkurse

Dr. Hilke Roeder für ihr akribisches Korrigieren meiner Texte

Nina Firl für die Unterstützung bei der Fertigstellung meines Buches

Rainer Güllich für die Unterstützung bei der Herausgabe des Buches durch BoD

Und vielen, vielen anderen, die mich immer wieder geduldig bei meiner Suche nach den richtigen Worten begleitet und sich meine Geschichten angehört haben!

Vorwort

Als ich 2020 in die Rente ging, dachte ich, es sei an der Zeit, einmal einige meiner Geschichten, die ich im Laufe meines Lebens erlebt habe, aufzuschreiben.

Die Zeit hätte nicht passender sein können, denn als ich in Rente ging, begann die Corona-Isolation und damit die Möglichkeit, meine Konzentration voll auf das Schreiben zu richten.

Hier also ein erster Wurf von Geschichten aus der Zeit von vor meiner Geburt bis heute.

Bonbons

Deutschland, vor meiner Geburt

Meine Mutter ist schon immer ein Schlitzohr gewesen. Es fiel ihr stets etwas ein, um zu ihrem

Recht zu kommen. Nichts, was ihren Mitmenschen geschadet hätte, nein. Ich kann nicht sagen, dass sie eine im üblichen Sinne emanzipierte Frau gewesen wäre. Sie hatte ihre eigenen Wege, zum Ziel zu kommen, ohne verbissen oder auch nur ernst zu werden, eher schien es ihr stets ein Späßchen zu sein.

Angefangen hat das wohl schon in ihrer Kindheit.

So erzählte sie gern, wie sie zu Bonbons gekommen ist.

Als kleines Mädchen wurde sie oft allein zum Bäcker geschickt, um Brot zu kaufen. Der Bäcker hieß Bauerdick, zu ihrer Zeit war es noch der alte Bauerdick. Er backte und seine Frau war im Laden und verkaufte. Es gab nicht nur Brot dort, sondern auch ein kleines Angebot anderer Lebensmittel. So u. a. schon zu Kinderzeiten meiner Mutter, also noch vor dem Krieg, Bonbons, viele bunte, einzeln in großen Gläsern, die dort verlockend aufgereiht standen. Die gab es sogar noch, als ich selbst dort einkaufen gehen musste, beim Sohn vom alten Bauerdick in den 60ern.

Meine Mutter hatte bei ihren Einkäufen die Erlaubnis, für sich selbst ein einziges Bonbon zu kaufen. Da sie aber schon immer Süßigkeiten über alles liebte, hatte sie einen Weg gefunden, zu mehr als einem Bonbon zu kommen. Sie könne sich einfach nicht entscheiden, sagte sie zur Bäckersfrau, sie könne sich nämlich nicht erinnern, wie welches Bonbon schmecke. Sie müsse unbedingt noch einmal verschiedene probieren. Die Bäckersfrau kannte sie schon und spielte das Spielchen mit. Das Ruthchen war ein nettes Mädchen, sie lächelte immer freundlich und hatte meist eine schöne weiße Schleife im Haar, was sie sehr wohlerzogen aussehen ließ. Sie reichte ihr also ein Bonbon nach dem anderen, die das Ruthchen mit großem Ernst und abwägenden Kopfneigungen lutschte, bis sie etwa fünf weggelutscht hatte und sie sich entscheiden musste, weil es doch sonst unverschämt gewesen wäre. Sie wollte es nicht übertreiben. Ich nehme das rote, sagte sie also, die ganze herrliche Süße noch in den Backen. Sehr gern, die Bäckersfrau packte ihr ein rotes Bonbon in ein Tütchen, reichte ihr das Brot und das Tütchen über den Tresen und nahm das abgezählte Geld entgegen. Meine Mutter bedankte und verabschiedete sich artig und ging zufrieden mit dem Einkauf nach Hause. In zwei Tagen, wenn sie ein neues Brot kaufen musste, würde das Spiel weitergehen.

Wie meine Mutter mir das Lügen austrieb

Deutschland, 1967

In meinem 11. Lebensjahr wurde ich meiner Kindheit abrupt entrissen. Von da an war es aus mit dem freien Leben in der Natur und den Abenteuern in Wäldern und auf Feldern mit den Jungs aus unserer Straße. Auch gab es keine Zeit mehr für meine bisherige Lektüre über Entdecker und Meuterer, Piraten und Freiheitskämpfer. Ich kam auf ein Mädchengymnasium, St. Ursula, das aussah wie eine Festung, mit hohen Mauern drum herum.

Eines Tages nun hatte meine Mutter mir aufgetragen, auf dem Rückweg nach dem Nachmittagsunterricht, das hieß zwei Stunden „Handarbeit“, beim Bäcker vorbeizugehen und Gebäck mitzubringen, da eine Nachbarin zum Kaffee vorbeikommen wollte.

Der Handarbeitsunterricht war mir ein Graus, nicht nur, weil mich die kleinteilige Arbeit mehr als nervös machte – meine Finger fingen nach einer Weile sogar an zu zittern –, sondern auch weil ein harter Konkurrenzkampf zwischen meiner Handarbeitslehrerin und meiner Mutter über meinen Kopf hinweg tobte. Meine Mutter war Schneiderin und arbeitete akribisch genau und mit klaren Vorstellungen darüber, wie etwas gemacht werden musste. Ebenso meine Handarbeitslehrerin Fräulein Müller, ein sogenanntes altes Mädchen, das ihre ganze Leidenschaft in die richtige Erziehung von uns armen Dingern steckte.

Jedenfalls mochten sie sich nicht und so ribbelte und trennte ich auf, was das Zeug hielt, bis ich endlich gegen Bezahlung in Form von Schokolade meinen kleinen Bruder dafür einspannen konnte, die jeweils neue Version der Nadelarbeiten zu produzieren. An diesem Nachmittag war es besonders unangenehm gewesen, ich musste meinen himmelblauen, meiner Meinung nach gelungenen Topflappen wieder ganz aufribbeln und war einfach nur sauer!

So ging ich wütend und über Rachegedanken brütend geradewegs am Bäcker vorbei, meinen Auftrag völlig vergessend.

Als ich zu Hause ankam, erzählte ich erst einmal meiner Mutter, was dem Topflappen passiert war, woraufhin auch sie vor Wut tobte. Nachdem wir beide eine Weile geschimpft hatten, kam die Frage nach dem Kuchen.

Äh, der Bäcker hatte Inventur und geschlossen, log ich spontan, um nicht noch mehr Ärger zu haben.

Das ist aber dumm, meinte meine Mutter. Gleich kommt Frau Krautstein zu Besuch!

Noch zu backen, war zu spät, es klingelte schon an der Tür. Frau Krautstein wurde hereingebeten, der Kaffee gekocht, für mich ein Kakao, und meine Mutter entschuldigte sich, dass es keinen Kuchen gab. Der Bäcker habe Inventur gehabt. Frau Krautstein schaute sie erstaunt an und sagte, sie sei doch eben erst dort gewesen, da sei er aber schnell fertig geworden mit der Inventur.

Autsch! Meine Mutter warf mir einen vernichtenden Blick zu, sagte aber nichts. Erst als der Besuch wieder gegangen war, kam das Verhör. So etwas! Die eigene Mutter anzulügen und so weiter und so weiter … Sie war sehr ernst.

Am Ende sprach sie gar so etwas wie einen Fluch gegen mich aus. Ich dürfe nie wieder lügen, wann immer ich lügen würde, ich würde erwischt werden. Das solle ich mir gut merken.

Ich habe es mir gemerkt. Ich habe fast nie gelogen in meinem Leben. Nur in äußersten Notfällen oder aus Höflichkeit. Bis heute fürchte ich ihren Fluch.

Schwester Romana

Deutschland, 1972

Auf dem Gymnasium St. Ursula hatten wir eine Deutschlehrerin namens Schwester Romana. Eigentlich kannte ich sie kaum, trotzdem habe ich sie nie vergessen. Sie war von einem unbestimmten mittleren Alter, relativ groß, breit und sah eher aus wie ein Mann. Sie trug eine Brille und Schwesterntracht. Auch an ihr großflächiges Gesicht erinnere ich mich genau.

Was wir lesen mussten im Deutschunterricht, hat mich ehrlich gesagt, nicht sonderlich interessiert. Ich habe es oft nicht wirklich verstanden.

Günther Grass: Katz und Maus zum Beispiel. Entweder war ich zu naiv oder habe nicht zugehört oder die Bücher nur oberflächlich gelesen.

Aber was Schwester Romana erzählte, das interessierte mich! Sie kam aus Ostpreußen und eröffnete mir eine mir bis dahin unbekannte Welt.

Eines Tages erzählte sie uns, warum sie ins Kloster gegangen war. Ihr Verlobter war im Krieg gefallen und sie hätte danach nie wieder einen anderen Mann haben wollen. Ich fand das sehr traurig und – wie soll ich es ausdrücken – öffnete mein junges Herz für sie.

Ein anderes Mal brachten wir ihr zum Geburtstag einen Piccolo mit. Sie freute sich und meinte, wenn sie den nicht sofort austrinken würde, müsste sie ihn mit allen anderen Schwestern teilen. So eine kleine Flasche! Wir bedrängten sie also, sie auszutrinken. Danach bekam sie rote Bäckchen und erzählte noch mehr.

Ich weiß noch, dass ich dann dachte, sie sei doch ein ganz normaler Mensch und nicht nur eine Nonne.

Irgendwann beschloss ich, wenn ich nur einen Menschen mit auf den Mond nehmen könnte, wenn ich dort leben müsste, würde ich sie mitnehmen. Sie würde mir so viel erzählen. Aber das habe ich bis zum heutigen Tag niemandem verraten.

Ugali

Kenia, 1976

Ich war zum ersten Mal in Afrika, genauer gesagt, in Kenia, in einem Dorf zwischen Mombasa und Malindi, aber etwas im Landesinneren, nicht am Meer.

Nachdem ich zwei Semester Swahili gelernt hatte, wollte ich es unbedingt ausprobieren, und zwar an Ort und Stelle und nicht in einem Konversationskurs an der Uni.

Bei Quäkern hatte ich ein Angebot gefunden, an einem Arbeitseinsatz in Kenia teilzunehmen.

Zusammen mit kenianischer Bevölkerung sollte eine Schule gebaut werden. Eine neue neben der alten, die schon ziemlich ramponiert war.

Es war während der kenianischen Sommerferien, sodass die alte Schule nicht gebraucht wurde und wir, die deutschen Freiwilligen, dort schlafen und essen konnten.

Ich kam mir sehr nützlich vor in dieser Zeit, ich übersetzte vom Deutschen und Englischen ins Swahili und umgekehrt.

Und wir fabrizierten viele Lehmziegel für die neue Schule. Dazu stapften wir den Lehm in einer Art Kastenkuchenform.

Unser Essen wurde von den Frauen des Dorfes gekocht.

In dieser Zeit aß ich den ersten Ugali meines Lebens. Ugali, ein fester Brei, aus grobem Getreidemehl und Wasser angerührt, ist in großen Teilen Afrikas das Grundnahrungsmittel.

Das Getreide kann Mais, Hirse oder Sorghum sein oder der Brei kann auch aus Wurzeln hergestellt werden. Aus Maniok zum Beispiel. Der Brei wird immer mit einer Soße gegessen. Diese kann aus allen möglichen Zutaten bestehen, aus Blättern, Gemüse, Fisch, Fleisch oder in schlechten Zeiten auch schon einmal aus Wasser und Maggiwürfel.

An jenem Abend füllte mir eine lachende runde Frau mit einem riesigen Löffel aus einem noch riesigeren Topf einen gewaltigen Haufen Ugali auf meinen Teller. Ich muss wohl erschrocken dreingeschaut haben, denn sie lachte sich nun kringelig und kippte mir eine Kalebasse voller Soße über den Brei.

Als alle versorgt waren, hieß es, zuzulangen. Jemand machte vor, wie wir essen sollten. Mit Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand sollten wir aus dem Brei Kügelchen formen, eine Delle darein drücken und die Soße damit auftunken. Nach einigen Versuchen und viel Gelächter seitens der Dorfbevölkerung über unsere Ungeschicktheit lief es einigermaßen. Ich verbrannte mir zwar die Finger, verkleckerte meine Kleidung, wurde aber satt. – Und zwar bevor nicht einmal ein Viertel meiner Portion aufgegessen war.

Was jetzt?

So viel liegen zu lassen, war bestimmt unhöflich … man würde denken, es habe mir nicht geschmeckt, was nicht der Fall war.

Da sah ich in der offenen Schultür hinter mir einen völlig abgemagerten Hund sitzen.

Ps, ps, ps, machte ich so unauffällig wie möglich.

Der Hund spitzte die Ohren und robbte sich im von Petroleumlampen spärlich erleuchteten Raum – Strom gab es nicht – näher an meinen Platz in der Schulbank heran.

Ich warf das erste Kügelchen statt in meinen Mund rechts an meinem Kopf vorbei hinter mich.

Der Hund schlang es gierig hinunter. Dann warf ich das zweite und das dritte Kügelchen und so weiter.

Bald saßen drei Hunde hinter meiner Schulbank.

Da hörte ich es wieder, das Lachen der runden Essensverteilerin! Sie hatte entdeckt, was ich tat, und rief mit lauter Stimme auf Swahili: Schaut mal, wer noch Hunger hat, setze sich hinter Bibi Mvuwi (mein Swahili-Name: „Frau Fischer“), da gibt’s anscheinend was! Woraufhin das ganze Dorf vor Lachen brüllte … und ich am liebsten vor Scham unter der Bank versunken wäre.

Ankommen

Burkina Faso, 1982/83

Als ich 1982 mit einem Stipendium für eine Forschungsarbeit nach Burkina Faso kam, damals hieß es noch Obervolta, war ich furchtbar enttäuscht. Die Hauptstadt Ouagadougou im März war heiß, staubig und eine platte Angelegenheit von vielen Flachdächern aller Größe und Art, ein hässliches schmutziges Dorf, das sich schier endlos in alle Richtungen erstreckte. Auch gab es kaum Farbe, alles schien mir staubbraun zu sein.

Meine Afrikaerfahrungen waren bisher spärlich gewesen, nur Kenia, dort war der Indische Ozean, viel Grün, Berge und Bäche. Und nicht solche Hitze! Wo war ich bloß gelandet? Worauf hatte ich mich da eingelassen? Der Temperaturunterschied von 65 Grad zwischen dem eiskalten Winter 81/82 in Marburg mit minus 20 Grad und Ouagadougou mit 45 Grad erschlug mich.

Ich durfte im Gästezimmer eines sich im Urlaub befindenden Deutschen wohnen. Wie ich das

Haus überhaupt fand, weiß ich nicht mehr. Es gab sogar eine Klimaanlage darin, die aber so laut schepperte, dass ich sie ausstellen musste. Um keinen Kreislaufkollaps zu bekommen, legte ich mir nasse Handtücher auf den Kopf.

Am ersten Tag fragte ich mich, womit ich überhaupt anfangen sollte. Ich kannte niemanden. Ich ging ein paar Schritte zu einem kleinen Kiosk, kaufte Wasser und Baguette und kam schweißüberströmt zurück.

Am zweiten Tag schaute eine Nachbarin über die Mauer, neugierig, wer da angekommen war. Sie hörte wohl die Verzweiflung in meiner Stimme und meinte, sie habe Zeit, mir ein bisschen was zu zeigen. So wusste ich bald, wo der Supermarkt war, wo ich ein Fahrrad kaufen konnte, wo eine Anti-Moskito-Spirale und vieles mehr. Auch machte sie mich mit einer jungen Deutschen namens Martina bekannt, die dort mit einem Burkinabe lebte und mir ein Zimmer in ihrem Haus vermietete.

Nach und nach richtete ich mich in meinem so völlig anderen Leben ein und konnte auch mit meiner Forschungsarbeit beginnen.

Mit der zweiten Stipendienrate kaufte ich mir ein Moped, so kam ich weiter herum. Nach ein paar Wochen in Ouagadougou veränderte sich langsam mein Blick auf die Dinge.

Vor dem Kino, in welches ich manchmal ging, gab es Sauermilch mit Zimt und Zucker, die ich liebend gern aß. Die Milch war unglaublich sahnig.

Am Stausee im Norden der Stadt, der „barrage“ gab es den besten Fisch vom Grill, den ich je gegessen habe. Ein Bekannter nahm mich auf seinem Motorrad mit dorthin. Man konnte sich den Fisch selbst aussuchen.

An einer anderen Stelle gab es Fleisch vom Grill zu kaufen, in Zementsackpapier. Im Sahel werden gegrillte Fleischstückchen bis heute in

Zementsackpapier verkauft, die Säcke bestehen nämlich aus mehreren Schichten, darunter auch den mittleren, sauberen. Nach der ersten Skepsis wurde auch das zu einem meiner Lieblingsessen.