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Frösche auf der Leiter und Spinnen im Netz sind für die Wettervorhersage ungefähr so nützlich wie ein Kühlschrank in der Arktis, Regenwürmer haben keine zwei Köpfe, ein Schokoladen-Fruchtzwerg ist keine Joghurtsorte, sondern eine Fledermaus, in Burgern ist kein geheimnisvolles Suchtgift, das Menschen zu Fastfood-Junkies macht, und Beethoven schrieb sein berühmtes Stück nicht für Elise, sondern vermutlich für Therese. So manches, was man als gegeben annimmt, stimmt überhaupt nicht, wenn man es genauer betrachtet. Zum zweiten Mal nimmt Norbert Golluch über 400 als selbstverständlich geltende Wahrheiten auseinander und klärt seine Leser gründlich über die erstaunlichsten Irrtümer auf.
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Seitenzahl: 332
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Erfahrung nennt man die Summe aller unserer Irrtümer.
(Thomas Alva Edison, 1847–1931)
Was macht Irrtümer so interessant? Warum lieben wir es, wenn der Boden der Tatsachen unter unseren Füßen zu schwanken beginnt und wir uns auf dünnes Eis begeben müssen?
Eine wenig edelmütige Ursache wird für manchen sicherlich die Schadenfreude sein, das zumindest kurzfristig erhebende Gefühl, jemand anderen bei einem Fehler zu erwischen. »Ha, und du blöder Hund hast gedacht, dass …« möchte dann der für Gehässigkeit zuständige Teil unseres Sprachzentrums formulieren. Im Regelfall siegt allerdings die soziale Kontrolle. Kindliche Neugier spielt beim Thema Irrtum dagegen nur eine sekundäre Rolle, denn es geht ja nicht darum, etwas völlig Neues zu erfahren, sondern im Gegenteil darum, einen bisher für sicher gehaltenen Tatbestand zurechtzurücken.
Die Suche nach Irrtümern ist vielmehr eher ein Ausdruck des lebendigen Intellekts, des suchenden menschlichen Geistes. Der Weg von Faktum 1 (veraltet) zu Faktum 1a (neu und besser begründet) ist eine geistige Auseinandersetzung, ein innerer Diskurs oder auch ein kontrovers geführter Dialog mit einem Mitmenschen. Mental weniger wache Zeitgenossen wollen lieber in ihren eingefahrenen Gewissheiten verharren, doch das aktive Gehirn mit seiner Lust an geistiger Bewegung wird von der zu erwartenden Belohnung angelockt: Ein aufgedeckter Irrtum zieht immer ein angenehmes Aha-Erlebnis nach sich und beinhaltet einen Lernerfolg – Glückshormone hellen den Alltag auf. Im besten Fall wird sogar das eigene Weltbild um ein paar neue Blickwinkel erweitert oder aus einer fragwürdigen Position zurechtgerückt.
Wer allerdings glaubt, mit der Aufdeckung eines Irrtums einen sicheren Hafen erreicht zu haben, wird wiederum enttäuscht. Die Gewissheit von heute ist der Irrtum von morgen. Nur wer ständig weiter in der für sicher gehaltenen Tatsache nach dem Keim eines neuen Irrtums sucht, wird im Gedankenstrom seiner Zeit aktiv mitschwimmen können.
Ereignisse aus der Vergangenheit unterliegen auf doppelte Weise der Irrtumsgefahr. Auf der einen Seite leiden die Informationen aus unserer Geschichte unter der menschlichen Vergesslichkeit, wenn sie nicht sachgerecht und umfassend dokumentiert sind. Zum anderen erinnert sich die Gattung Mensch lieber selektiv als wissenschaftlich präzise. Über Unangenehmes und Peinlichkeiten wächst das Gras des Vergessens, heroische Taten und sensationelle Ereignisse werden in so überhöhter Form oder derart drastisch überspitzt in die kollektive Erinnerung übernommen, dass man häufig schon bei ganz gewöhnlicher Historie von einem Reich der Sagen und Märchen reden kann. Sie kennen das noch aus dem Unterricht: Geschichte kann ganz schön langweilig sein, und was liegt da näher, als den vielfach eher nüchternen Fakten mit etwas Fantasie ein wenig Schwung zu verleihen, sie in ihrer Unterhaltungsqualität aufzufrischen? Leider bleibt dabei häufig die Wahrheit auf der Strecke …
Bei der Belagerung einer Burg gossen die Verteidiger flüssiges Pech über ihre Feinde. So zumindest hört man es immer wieder. Wirklich? Pech als »Kampfstoff« wäre viel zu unpraktisch und teuer gewesen. Auch die Verwendung von siedendem Öl, von dem ebenfalls immer wieder zu hören und zu lesen ist, hätte man im Mittelalter als zu verschwenderisch empfunden, war Öl doch ein energiereiches Nahrungsmittel, wichtig bei der Verköstigung der Burgverteidiger und daher viel zu schade, um einfach weggekippt zu werden. Auch wenn die sogenannten Wehrerker oder Wurferker in der Burgmauer heute häufig Pechnasen genannt werden – durch sie warf die Burgbesatzung eher Steine oder schwere Gegenstände auf die Feinde. Auch heißes Wasser kam vermutlich nicht zum Einsatz, da die Trinkwasservorräte auf einer belagerten Burg begrenzt waren.
Als im 18. und 19. Jahrhundert das Mittelalter große nostalgische Mode wurde, dichtete manch begeisterter Geschichtsschreiber den Burgen attraktive Komponenten an. Wie herrlich gruselig ist doch so eine Folterkammer! Welch angenehme Gänsehaut erzeugt die Vorstellung vom armen Gefangenen tief unten im finsteren Verlies! Nur hatten die meisten Burgen und Schlösser gar keine Folterkammer, und auch ein Verlies war eher der Sonderfall. Wie einfallsreich die Menschen im 18. und 19. Jahrhundert mit ihrer Vergangenheit umgingen, belegt auch die Tatsache, dass Burgen in dieser Zeit renoviert und aufgehübscht wurden, zum Beispiel mit ein paar Extra-Türmchen und ein paar zusätzlichen Schießscharten.
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