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Scheiß Technik: Ein Autofahrer lässt sich von seinem Navi in den Fluss lenken. Ein gewissenhafter Beamter landet mit seiner Krawatte im Reißwolf. Und ein Rentner muss von der Feuerwehr befreit werden, weil er in die Fänge seines elektronischen Klappbetts gerät. Norbert Golluch präsentiert die dümmsten Missgeschicke, die Menschen im Umgang mit der modernen Technik erlebt haben. Was für eine Erleichterung, wenn man liest, dass sich andere Zeitgenossen genauso doof anstellen wie man selbst. Ein Buch für alle Technikhasser. Böse, skurril und wahnsinnig komisch.
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Seitenzahl: 257
Norbert Golluch hat zahlreiche Sachbücher, Kinderbücher und eine Vielzahl humoristischer Texte veröffentlicht, unter anderem 2010 den Bestseller Stirbt ein Bediensteter während der Dienstreise, so ist damit die Dienstreise beendet. Er lebt mit seiner Familie bei Köln.
Norbert Golluch
SIE HABEN IHRZIEL ERREICHT
Missgeschicke, die passieren,wenn Technik voll auf Blödheit trifft
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Originalausgabe
Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Lektorat: Ramona Jäger
Textredaktion: Dr. Matthias Auer, Bodman-Ludwigshafen
Titelillustration: © Shutterstock.com/1000 Words
Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO, München
E-Book-Produktion: Urban SatzKonzept, Düsseldorf
ISBN 978-3-7325-0626-2
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Vorwort: Mensch und Technik – eine Hassliebe
Zur Einordnung: Katastnophen mit System
Kapitel 1: Kultobjekt Auto: Freudenquell Navigationsgerät
Kapitel 2: Kultobjekt Auto: Bremsen, Gas und Lenken
Kapitel 3: Weg mit den Garagentoren!
Kapitel 4: Sicherheit für Haus und Hof
Kapitel 5: Alles außer Kochen: die Küche
Kapitel 6: Wahnwitz im Wohnzimmer
Kapitel 7: Hinterlistig: das Bad
Kapitel 8: Alles, nur nicht ruhig: das Schlafzimmer
Kapitel 9: Das Grauen im Grünen
Kapitel 10: Heim- und andere Werker
Kapitel 11: Brandgefährlich: Büro und Arbeitszimmer
Kapitel 12: Outdoor – das Leben da draußen
Kapitel 13: Ausblick:Öffentliches Technik-Chaos
Nachwort: Neue technische Möglichkeiten
Nein, es war nicht ganz einfach in unserer Vergangenheit, so ganz ohne technische Hilfsmittel. Sich allein mit den eigenen bloßen Händen manchmal auch im wahrsten Sinne des Wortes durchs Leben zu schlagen, das bereitete sicherlich kein Vergnügen. Aber bereits die Erfindung des Faustkeils brachte neben einigen Vorzügen auch schon die ersten technikbedingten Frustrationen mit sich: Haben Sie sich einmal mit dem Hammer auf den Daumen geschlagen? Eben! Diese Art von Schmerz machte erst ein zum Werkzeug umgewandeltes Stück Stein möglich. Vielleicht ahnte ja dessen Entdecker, das frühe Genie mit dem blauen Daumennagel, dass er mit der Erfindung dieses ersten Werkzeugs auch den Ärger über dessen Fehlfunktionen über die Welt gebracht hatte. Das technische Zeitalter mit all seinen Chancen und Risiken dämmerte jedenfalls unaufhaltsam herauf – bezeichnenderweise mit einem Schmerzensschrei.
Ja, auch schon in früheren Jahren kannte man also die Tücken des Objekts – nur dass die Objekte heute weitaus mehr Tücken haben als in der Vergangenheit. Der Mensch hat nichts dazugelernt, er kämpft noch immer – manchmal wie der bemitleidenswerte Held in einem Slapstick-Streifen – mit dem Hilfsmittel, das ihm doch dienen sollte. Sei es ein Gerät, eine Maschine oder ein irgendwie geartetes Stück Software.
Wenn man es ganz genau betrachtet, so steht fest: Seit der Sache mit dem Faustkeil haben wir keine Chance mehr.
Die Invasion läuft, die Armeen rücken immer weiter vor. Fahrrad, elektrisches Licht, Eisenbahn und Automobil waren nur die Vorhut, wir entkommen den kalten Klauen der Technik nicht und sind ihnen letztlich jeden Tag ausgeliefert. Wie die nichtsahnende Dame, die in den frühen Tagen der Mikrowelle ihre nasse Katze just in diesem Gerät zu trocknen versuchte, woraufhin das Tier eines jämmerlichen Todes starb – je nach der vorgetragenen Version langsam oder explosionsartig. Seither tragen alle Mikrowellengeräte in den USA den Warnhinweis »Not suitable for drying pets« (»Nicht geeignet zum Trocknen von Haustieren«). Und das, obwohl die Geschichte von der Katze in der Mikrowelle eine moderne Legende ist, die aber immerhin auf eindrückliche Weise vor den Gefahren der Technik warnt.
Die strahlungsintensiven Blechkisten in der Küche stellen jedoch nur eine Waffe im Kampf der technischen Geräte gegen die Menschheit dar. Allein in den über 40 Millionen deutschen Haushalten lauerten im Jahr 2013 sage und schreibe 48,8 Millionen Kühlschränke und Kühl- und
Gefrierkombinationen, 27,5 Millionen Geschirrspülmaschinen, 38,9 Millionen Waschmaschinen sowie 15,8 Millionen dazugehörige Wäschetrockner, 39,4 Millionen Elektroherde und 11,3 Millionen Heimtrainer auf immer neue Opfer.
So weit die Aufrüstung mit Großgeräten, hinzu kommt eine geradezu albtraumhafte Anzahl von Geräten der Unterhaltungselektronik. Hier verzeichnet die Statistik im Jahr 2012 unter anderem die folgenden imposanten Zahlen: 162,4 Millionen Fernseher, 62 Millionen Satellitenempfangsgeräte, 124,6 Millionen CD-Player/-Rekorder, 94,2 Millionen DVD-Player/-Rekorder, 103,2 Millionen digitale Fotoapparate, 67,3 Millionen MP3-Player und 45,8 Millionen heiß geliebte Spielkonsolen.
Insgesamt werden wir also in unseren ganz gewöhnlichen Haushalten von Hunderten Millionen technischer Geräte belagert, wobei in der obigen Auflistung noch die aus dem Sanitärbereich fehlen – etwa die elektrische Zahnbürste und die Munddusche. In Vergessenheit geraten sollte zudem auch nicht die Ausstattung im heimischen Arbeitsbereich mit Computern, Peripheriegeräten und sogenannter Kommunikationselektronik, als da 2013 u. a. gewesen wären: 26,8 Millionen stationäre PCs, 39,3 Millionen mobile Computer (Notebooks, Netbooks, Tablet-PCs), 49,8 Millionen Festnetztelefone, 68,8 Millionen Mobiltelefone – und ganze 21,7 Millionen Navigationsgeräte als besonders interessante Quelle von technischem Versagen bzw. Versagen vor der Technik.
Jetzt könnte man einwenden, dass es übertrieben sei, allein die Existenz dieser technischen Geräte als gefährlich zu bezeichnen, doch wer einmal, fehlgeleitet von der mörderischen Allianz seines Navigationsgeräts mit seinem Automobil, in einem Fluss landete oder mit der Krawatte im Reißwolf feststeckte, wird den Argwohn des Autors gegenüber der Technik teilen. Auch wenn sie sich als unentbehrliche Helfer im Alltag darstellen – in Wirklichkeit erinnern sie an Schläfer in einem nicht erklärten Krieg zwischen Menschen und Maschinen.
Aber muss man das denn gleich so negativ sehen, es gibt doch auch die andere Seite der Technik: Irgendwie ist der technische Fortschritt doch auch ein Quell reiner Freude – wer kann sich heute noch ein Leben ohne Kühlschrank, Spülmaschine, Induktionsherd, elektrischen Rasierer, Laptop, Haartrockner, Computer, Drucker, Fax, Kopierer, Wäschetrockner, Ultra-HD-Smart-TV, Nähmaschine, Heizlüfter, Tablet-PC, Mobiltelefon, MP3-Player, Dry Epilierer, Musikanlage, Elektromesser, Ventilator, Digitalkamera, Wii, Playstation, Blutdruckmessgerät, Bügelautomat oder Dampfbügelstation, XBox, Festplatten-Rekorder, Klimaanlage, Blu-Ray-Player, Massagegerät, Hand- und Bodenstaubsauger, Smartwatch, Dampfstrahlreiniger, Motormäher, Rasenkantenschneider und elektrische Heckenschere … vorstellen?
Machen wir also die Probe aufs Exempel!
Leider steht uns zur Bewertung des Katastrophenpotenzials der im Folgenden geschilderten Ereignisse keine bereits vorhandene physikalische SI-Einheit zur Verfügung. Es dürfte auch nicht ganz einfach sein, eine solche zu definieren. Potenzielle Kandidaten wären vielleicht das Emmett nach dem berühmten Ingenieur Dr. Emmett »Doc« Brown aus »Zurück in die Zukunft« oder die Einheit Düsentrieb, die sich von der berühmten Disney-Comicfigur ableitet.
Ein weiterer vielversprechender Kandidat wäre das HB-Männchen. Hier würde die Einheit dann HBM heißen. Ein technischer Missgriff mit 1 HBM könnte einen eingerissenen Fingernagel einer Blondine zur Folge haben, 10 HBM entsprächen der Möglichkeit eines Totalschadens bei einem durchschnittlichen Automobil, ein Ereignis mit 1000 HBM könnte den Weltuntergang einleiten. Aber das ist alles viel zu kompliziert. Deshalb wird in diesem Buch das folgende System verwendet:
Und nun mitten hinein ins Geschehen!
Mein Auto, mein Haus, mein Hund, meine Frau, meine Kinder. Dem deutschen Mann wird eine seltsame Reihenfolge in der Gewichtung seiner Lebensumgebung unterstellt. Wahr ist mittlerweile aber auch, dass besonders junge, karrierebewusste Frauen den Männern in dieser Hinsicht kaum noch nachstehen. Ob Audi A3 oder BMW X5 – das Automobil ist unabhängig vom Geschlecht für viele der technische Egoverstärker, eine unentbehrliche Selbstdarstellungshilfe und zentrales Konsumziel. Es steht quasi auf einem virtuellen Altar und wird kollektiv angebetet.
Hinzu kommt: Wer das richtige Automobil fährt, hat etwas erreicht. Frauen und Männer kaufen zwar nicht dieselben Modelle. Sie sind sich aber einig: Farbe, Marke und Motorisierung müssen stimmen.
Alles, was das Automobil betrifft, wird ungeheuer wichtig genommen. Störungen der Motorelektronik stehen auf einer Stufe mit Allergieproblemen bei einem der Kinder. Wenn der Ladedruck nicht stimmt, sinkt auch die männliche Potenz. Der saubere Lack spiegelt die eigene Psychohygiene wider, und wehe, wenn etwas schiefgeht! Lebenspartner trennen sich wegen Beulen in der Karosserie, der kleinste Auffahrunfall wird im Nachspiel mit größter Ernsthaftigkeit und behördlich abgesichert zelebriert, niemand sagt – wie etwa in Frankreich: »Ist ja bloß ein Auto, Hauptsache Ihnen geht es gut.«
Außerdem: Beim Gebrauchtwagenkauf wird die Lackdicke wissenschaftlich präzise gemessen, auf lückenloser Dokumentation der günstigsten Reparatur bestanden und stundenlang nach versteckten Mängeln gesucht. Ein Wunder, dass ein Gebrauchtwagen nicht durch den Tomografen muss, bevor er den Besitzer wechseln kann.
Dabei ist ein Auto eigentlich nichts weiter als ein Gebrauchsgegenstand, in dieser Hinsicht dann aber wieder Ihr guter alter Freund, auf den Sie sich immer und überall verlassen wollen und auch können. Und das mehr als je zuvor, nehmen Sie nur die folgende Situation:
Sie haben es wieder einmal geschafft. Ein langer Arbeitstag oder eine Dienstreise liegen hinter Ihnen, und auch der ganze lange Heimweg. Sie haben ihn mühelos bewältigt, denn Sie wurden von einem Gerät geführt, auf das heute alle schimpfen, auf das aber niemand mehr verzichten möchte: dem Navigationssystem. Nie war es so einfach, mit einem Auto ein x-beliebiges Ziel zu erreichen.
Ich frage Sie mal hinter vorgehaltener Hand und bitte höflich um eine ehrliche Antwort: Würden Sie noch ganz ohne Navigationssystem auskommen, oder gehören auch Sie zu den bemitleidenswerten Menschen, die das Navi auf ihrem Mobiltelefon nutzen, um zum Auto zu finden, damit sie mithilfe des dort eingebauten Gerätes den Weg nach Hause bewältigen können?
So toll es aber auch ist, elektronisch geführt zu werden: Hinter der schönen Fassade überall verfügbarer räumlicher Orientierung und Übersicht lauern teuflische Gefahren, die ihren Ursprung zum Teil schlichtweg aus der naiven menschlichen Natur herleiten …
Wie die krumme Gurke zum Symbol des EU-Wahnsinns wurde, so symbolisiert das Navigationsgerät die Beziehung zwischen Blödheit und Technik. »Sie haben Ihr Ziel erreicht!« Dabei sind Navigationsgeräte wie Küchenmesser – unheimlich praktisch für den alltäglichen Gebrauch, jedoch sehr gefährlich, wenn sie in die falschen Hände geraten. Einmal abgesehen von der begrenzten Auswahl an Stimmen, die akustisch über Kurs und Wegdetails informieren – mancher Autofahrer kann schon nach wenigen Kilometern das dumme Gelaber nicht mehr hören, leidet unter steigendem Blutdruck und drastisch anschwellendem aggressiven Potenzial.
Nicht nur deshalb ist in Tschechien die Nutzung von Navigationsgeräten an manchen besonders gefährlichen Stellen schlichtweg verboten. Es wurde dort sogar eigens ein Verkehrsschild mit durchgestrichenem GPS dafür entwickelt. Routenführungen zu gesperrten bzw. nicht mehr existenten Autobahnausfahrten oder Hochgeschwindigkeitsfahrten, die plötzlich und unvermittelt auf einem Feldweg enden, gehören indes nicht nur in Tschechien zum Alltag und besitzen ein beachtliches Gefahrenpotenzial. Aber es kann noch schlimmer kommen …
Müssen Autos auf Straßen fahren? So verwunderlich es ist: Navigationscomputer meinen offenbar eindeutig: Nein! PKW, aber auch LKW und Busse können – selbstverständlich unter elektronischer Führung – auch Schienen, Treppen oder sonstige Verkehrswege benutzen.
Abkürzung? ■■□□□
Er suchte auf seine alten Tage noch einmal das Abenteuer im fernen Europa, jener 61-jährige amerikanische Tourist, der am 9. Juli 2013 die malerisch am Vierwaldstätter See gelegene Stadt Luzern automobil erkunden wollte. Natürlich fuhr er einen Mietwagen, und vermutlich war dies ein flottes europäisches Modell mit ordentlich Dampf unter der Haube. Wie sehr freute er sich darauf, die Altstadt, die Kapellbrücke mit dem Wasserturm, das Löwendenkmal und das Château Gütsch mit eigenen Augen zu sehen! Nein, er kannte weder die Stadt noch das Fahrzeug, mit dem er sich in ihr bewegte, und vertraute deshalb auf dessen elektronische Orientierungshilfe.
An besagtem Dienstagabend erwies das Navi sich jedoch eindeutig als ein fremdenfeindliches Stück Technik. Denn als der Tourist vom Schwanenplatz in Richtung Baselstraße fahren wollte, wies es ihm den kürzesten Weg – quer durch die Altstadt. Aber hatte er die nicht sowieso sehen wollen? Hinzu kam heftiger Regen, und so bemerkte der Mann nicht, dass er auf Abwegen war. Dennoch reagierte er in den entscheidenden Sekunden geistesgegenwärtig und bremste quasi im allerletzten Augenblick. Denn die Vorderräder seines Wagens schwebten bereits über den ersten Stufen der steil bergab gehenden Rathaustreppe, als er den Wagen zum Stillstand brachte. Ein herbeigerufener Kran brachte den glücklicherweise unverletzten Fahrer und seinen Wagen dann wieder auf die richtige Spur. Ob er seine geplante Erkundungstour ohne Navigationsgerät fortgesetzt hat, ist nicht überliefert. Ein vernünftiger Mensch wäre bei dem Sauwetter jedenfalls zurück ins Hotel gefahren.
Wollte er lieber Fußgänger sein? ■□□□□
Als ein bestimmter Autofahrer im niedersächsischen Einbeck in seinen Wagen stieg, hatte er möglicherweise große Pläne: Vielleicht wollte er seine Geliebte besuchen, Einkäufe machen, einen Freund vom Bahnhof abholen, vielleicht aber auch zu einem wichtigen Vorstellungsgespräch fahren, um den Traumjob seines Lebens zu bekommen. Mit Sicherheit dachte er nicht daran, dass er mit seinem Wagen auf einer Fußgängertreppe stecken bleiben würde – aber genau dieses Missgeschick stieß ihm zu. Die Ursache? Mangelndes fahrerisches Können? Alkohol? Womöglich sogar Alzheimer?
Das kann auf jeden Fall ausgeschlossen werden, denn der Wagenlenker war erst dreiunddreißig Jahre alt. Schuld war – na, wer schon? – das elektronische Navigationsgerät, das ihm diesen Weg gewiesen hatte. Das zumindest sagte der an Jahren noch junge Vollpfosten am Steuer, dessen eigene eingebaute Orientierungshilfe sich zeitgleich wohl gerade im Energiesparmodus befand – womit wir die eigentliche Ursache gefunden haben könnten. Möglicherweise gönnte er sich unterschwellig aber auch die automobile Fortbewegung aus tiefenpsychologischen Gründen nicht, und sein Es wollte lieber Fußgänger sein. Das wäre dann eine Freud’sche Fehllenkung, ein neuer Standard in der psychologischen Literatur.
Ratlos in Salzburg ■□□□□
Seine Chefin wollte zum Friseur, und der Chauffeur vertraute fest auf das Navigationsgerät. Aber das Ding war wohl das Vorjahresmodell oder die Sparversion vom Discounter. Jedenfalls sorgte es durch eine wie immer recht charmant vorgetragene Aufforderung zum Abbiegen dafür, dass das Fahrzeug im Salzburger Stadtteil Lehel auf einer Treppe landete und erst kurz vor einigen Schaufensterscheiben zum Stehen kam. Über die genaue Art der Auslagen in diesen Geschäften berichtete die Presse nicht. Endstation – und das auch noch unfrisiert, zumindest was den Fahrgast dieses unfähigen Chauffeurs betraf.
Da sich der Wagen weder vor noch zurück bewegen ließ, musste er schließlich mit einem Kran geborgen werden. Vielleicht hatte die chauffierte (oder auch echauffierte) Dame in der Zwischenzeit aber wenigstens Gelegenheit, ein wenig zu shoppen und den Friseur aufzusuchen …
Abenteuer im Gleisbett ■■□□□
Moderne Autos laufen ja, was das Fahrwerk betrifft, wie auf Schienen. Lieber auf einer anderen Art von Schienen wäre indes offenbar eine 37-jährige Autofahrerin im Osten von Hamburg unterwegs gewesen, die mit ihrem Wagen auf Bahngleisen gelandet war. Vielleicht quälten sie Schuldgefühle – wie so viele Autofahrer, die sich weigern, die ökologisch weitaus vorteilhaftere Bahn zu nutzen. Oder sie verfügte einfach nur über die Ortskenntnis einer Blondine. Aus einem dieser Gründe folgte sie jedenfalls den Anweisungen ihres Navigationsgeräts, das sie vor einem Bahnübergang aufforderte, bei der nächsten Möglichkeit rechts abzubiegen. Sie wählte dann nicht die Straße hinter der Bahnlinie, was naheliegend gewesen wäre, sondern den Schienenweg, der ihr persönlich wohl noch näher lag. Glücklicherweise beobachtete ein Bahnangestellter ihre Eskapaden und ließ die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Lübeck umgehend sperren.
Unangenehmer Gegenverkehr ■■□□□
Ob sie in ihrer Kindheit tief in ihrem Inneren auch schon den zwingenden Wunsch zu gehorchen spürte? Blindes Vertrauen und offenbar totale Unterwürfigkeit ihrem Navi gegenüber brachten eine 53-jährige Frau in Bonn in eine ebenfalls sehr unangenehme Situation. An einem Bahnübergang befahl der skrupellose Bordcomputer der Frau, augenblicklich rechts abzubiegen – sie gehorchte und geriet auf die Gleise. Ein herannahender Zug konnte nur durch eine Notbremsung gestoppt werden, der Zugführer brachte die Lokomotive fünfzehn Meter vor dem Fahrzeug der Frau zum Stehen. Zum Glück hatte er in der Dunkelheit die Scheinwerfer des Autos bemerkt. Ein Abschleppwagen musste das Auto aus dem Gleisbett ziehen. Während die servile Autofahrerin aller Wahrscheinlichkeit nach über ihre Fahrkünste und den tieferen Sinn und Zweck ihres Handelns nachdachte, freuten sich Hunderte von Bahnreisenden in siebzehn Nah- und Fernverkehrszügen über insgesamt sechs Stunden Verspätung, die sie sicherlich mit einer Mischung aus rabiaten Flüchen auf Automobile und/oder unterhaltsamen Erzählungen über die Vorteile des Bahnreisens verbracht haben dürften.
Von der Straße auf die Schiene ■■□□□
Umweltschützer meinen ja ohnehin, dass der Güterverkehr auf die Schiene verlagert werden solle; dass dies allerdings die Absicht des LKW-Fahrers war, der am frühen Samstagmorgen des 21. Juli 2007 seinen Lastzug auf die Gleise der Bahnstrecke Bensheim-Worms lenkte, ist zu bezweifeln. Offenbar war der ansonsten untrügliche innere Kompass des Profis am Steuer gerade in der Inspektion. Der Fahrer war jedenfalls den wohl etwas schwammig formulierten Anweisungen seines Navigationsgerätes gefolgt und dabei von der Straße auf die Schiene gerutscht. Die grüne Fraktion unter den Lesern, die ihn jetzt beglückwünscht und seine Aktion als leuchtendes Beispiel für umweltkonformes Verhalten abspeichert, kann gleich alles wieder löschen. Denn leider erwies sich sein Lastzug schon von der Spurweite her als ausgesprochen ungeeignet für den Schienenweg, kippte zur Seite und drohte, in einen Bachlauf abzurutschen. Das Technische Hilfswerk Lampertheim hatte schließlich ein Einsehen, befreite Fahrer und Fahrzeug aus ihrer misslichen Lage und machte das Gleisbett wieder frei. Die Bahnstrecke war dank der mehr als unbefriedigenden Zusammenarbeit zwischen menschlichem Gehirn und Navi etwa fünf Stunden nicht befahrbar. Irgendwoher müssen die Verspätungen der Bahn ja kommen.
Drive-in-Bahnhof? ■■□□□
Ein 53-jähriger Autofahrer landete am 1. Februar 2011 mit seinem Fahrzeug im westfälischen Münster-Sprakel hingegen nicht etwa auf den Schienen, sondern auf einem Bahnsteig. Über sein tatsächliches Reiseziel wurde nicht berichtet, vielleicht wollte er noch nicht einmal zum Bahnhof. Der Fahrer war den Anweisungen seines elektronischen Falkplans gefolgt, bezweifelte dessen Kompetenz schließlich aber doch, wenn auch ziemlich spät, und brachte deshalb sein Fahrzeug zum Stehen, als es bereits mit einem Rad über die Bahnsteigkante hing. Einen gültigen Fahrausweis hatte er zuvor nicht erworben – und ungünstigerweise näherte sich gerade zu diesem Zeitpunkt der Regionalexpress von Münster nach Greven. Der Lokführer des 140 km/h schnellen Zuges reagierte ausgesprochen geistesgegenwärtig, der Zug kam etwa zwanzig Meter vor dem überhängenden Fahrzeug zum Stillstand. Der Fahrer des PKWs kam nicht zu Schaden, jedoch mussten sich die Insassen des Regionalzuges mit einer recht ungewöhnlichen Fahrplanänderung abfinden: Ihr Zug fuhr rückwärts zurück nach Münster, weil die Räumung des Navigations-Irrläufers wegen einsetzenden Eisregens mit Glatteis unerwartet lange dauerte. Auch die Fahrgäste der nachfolgenden Züge dürften begeisterte Gespräche über die Vorzüge der elektronischen Navigation geführt haben.
Langlauf automobil ■■■□□
Einen besonders kreativen Einfall hatte das offenbar wintersportbegeisterte Navigationssystem eines 50-jährigen japanischen Autofahrers am 20. Februar 2010 in Tirol. Es lenkte den Mann aus Fernost mit seinem voll besetzten Fahrzeug nicht, wie gewünscht, von München nach Galtür, sondern auf eine Skipiste im Lechtal. So mischten sich er, seine Familie und sein Automobil an einem frostkalten Samstagnachmittag auf einer Langlaufloipe unter das Publikum.
Die Ursache für diesen merkwürdigen Exkurs: Die japanischen Touristen befuhren einen Weg in Richtung Bichlbach, der im Winter als Langlaufloipe genutzt wird. Doch davon wusste das Navigationssystem offenbar nichts – oder, wenn ich es mir recht überlege, vielleicht doch? Nach dreihundert Metern hatte der japanische Fahrer anscheinend genug vom Loipensport und beschloss, umzudrehen. Doch trotz Winterreifen und Allradantrieb siegte der Schnee, der Wagen steckte schließlich fest. Weil auch ein herbeigerufenes Abschleppfahrzeug Gefahr lief, ein ähnliches Schicksal zu erleiden, wurde der Wagen von einigen Helfern von Hand freigeschaufelt und dann per Abschleppseil aus dem Schnee gezogen – sicher ein beeindruckendes Urlaubserlebnis, von dem die japanischen Touristen ihren Urenkeln noch so manches Mal am digitalen Kaminfeuer berichten werden.
Erhebliche Falschansagen ■■□□□
Ein Bürger der Stadt Duisburg hatte sich zum Kauf eines kostengünstigen Navigationsgerätes der Marke Medion entschlossen. Doch dieses hatte offenbar den Schalk im elektronischen Nacken. Denn es bescherte seinem Käufer die buntesten Abenteuer, leitete ihn hier mal ein wenig in die Irre, ließ ihn dort ahnungslos in unbekannten Regionen zurück und sorgte dafür, dass er mehrfach auf Feldwegen landete. Der Mann irrte desorientierter umher als ein Trupp Pfadfinder in der Frankfurter Innenstadt und befuhr die Straßen der Ruhrgebiets-Metropole offenbar weitaus weniger korrekt informiert als die Besitzer anderer Navigationssysteme.
Der Hersteller sah sich auf Anfrage zunächst nicht in der Lage, das Problem zu beheben. Erst als der unzufriedene Kunde eine westdeutsche Tageszeitung um Hilfe bat, fand das Ansinnen des unzufriedenen Käufers Aufmerksamkeit und das defekte Gerät – denn um ein solches handelte es sich wohl – wurde ausgetauscht. Jetzt kommt er immer dort an, wohin er auch wollte. Hoffentlich.
Schon wieder ein Navi-Opfer! ■■□□□
Eigentlich wollten die polnischen Touristen, die gerade aus Italien kamen, im Februar 2010 wieder zurück in ihr Heimatland. Doch ihr Navigationsgerät hatte offenbar ein Problem mit der Reisefreiheit in Europa, stellte sich quer und schickte sie zu einem ganz anderen Reiseziel: Die Familie landete auf einem Wirtschaftsweg im Bichelbacher Stadtteil Lähn/Tirol, einem der Orte, den man keineswegs gesehen haben muss, bevor man hundert Jahre alt geworden ist. Die eigentlich geplante Route auf der B 187 über Ehrwald nach Garmisch verließen die Urlauber wegen eines alltäglichen Versehens: Der Fahrer verpasste eine Abfahrt. Statt ihn jedoch zurück auf eine sinnvolle Route zu bringen, leitete ihn das boshafte Navi auf die Fernpass-Straße. Als er schließlich die Übersicht verlor und die vorgeschlagene Route verließ, blieb er auf einem eisigen Feldweg hängen. Der örtliche Abschleppdienst musste weiterhelfen, weil die Familie es keinesfalls dem Yeti gleichtun wollte, sich aber aus eigener Kraft nicht helfen konnte.
Ich glaub, ich steh im Wald! ■■□□□
Dass eine 26-jährige Autofahrerin keineswegs in den Wald wollte, war ihrem Navigationssystem offenbar egal. Es führte sie am 25. Februar 2010 in der Nähe von Hohenburg/Landkreis Amberg-Sulzbach in der Oberpfalz auf einen tief verschneiten Forstweg mitten im finsteren Tann. Da die Frau und ihr Navi nicht nur die Orientierung verloren hatten, sondern auch noch tief im Schnee steckten, sahen sie keinen anderen Ausweg: Sie rief per Handy die Polizei. Glücklicherweise gab es ein ausreichend starkes Mobilfunknetz. Die alarmierten Polizisten stellten sich allerdings die Frage: Wo steckt denn die Dame? Intelligent, wie Polizisten nun einmal sind, ließen sie sich telefonisch die auf dem Navigationssystem angezeigten GPS-Daten durchgeben. Um nicht selbst mit dem Streifenwagen im Schnee stecken zu bleiben, alarmierten die Beamten die Feuerwehr, die mit einem Traktor das Fahrzeug der Frau befreien konnte!
Eiskalter Parkplatz ■■□□□
Am 17. Februar 2010 gegen 12 Uhr musste ein polnischer LKW52Fahrer die Polizei aus Waldkirchen um Hilfe bitten. Er hatte laut eigener Auskunft nach Prag/Tschechien fahren wollen und war dabei Opfer eines durchgedrehten Navis geworden. Statt in die tschechische Hauptstadt manövrierte der elektronische Knecht seinen Lastwagen samt Anhänger in eine Sackgasse in der tiefsten Winterlandschaft von Neureichenau/ Fischergrün. Sie wissen nicht, wo das liegt? Dann geht es Ihnen genauso wie besagtem polnischen Trucker und seinem Navigationssystem. Der Fahrer hatte zwar noch versucht, einem eisigen Grab in Schnee und Eis durch Flucht im Rückwärtsgang zu entkommen, setzte dabei aber sein Fahrzeug in einen Graben. Erst eine Schneefräse der Gemeinde Neureichenau, die sich seitlich durch die Schneemassen an das Fahrzeug heranarbeiten musste, schaffte es letztlich, dass der LKW wieder Asphalt unter die Reifen bekam.
Schlitten fahren im Lieferwagen ■■■□□
Offenbar ebenfalls zu Winterfreuden wollte das Navigationsgerät einem LKW-Fahrer verhelfen, den es im März 2008 auf die Piste schickte. Als der Fahrer nachts einen verschneiten Gebirgspass im Kanton Graubünden passierte, verschwieg ihm das Gerät, vermutlich weniger aus Unwissenheit als aus Bösartigkeit, dass dieser Streckenabschnitt in der Wintersportsaison gesperrt ist und als Rodelpiste genutzt wird. Da sich der Mann voll auf das Navi konzentrierte, hatte er die entsprechenden Warnhinweise und Verbotsschilder übersehen. Die Polizei leitete ihn irgendwann nach Mitternacht zurück auf befahrbares Terrain. Es kam niemand zu Schaden, da Wintersportler auf Rodelpisten um diese nachtschlafende Zeit nur extrem selten anzutreffen sind.
Blindes Vertrauen ■■■□□
Nicht den geringsten Zweifel an den Qualitäten seines Navigationsgerätes hatte ein Münchner Autofahrer am 29. Mai 2011. Bis ins Letzte überzeugt von den Vorzügen der Technik, ignorierte er die Hinweise der analogen Welt, nämlich Warnbaken und Umleitungsschilder auf der gesperrten Bundesstraße 2, und fuhr ebenso folgerichtig wie schnurstracks in eine Baustelle hinein. Ein Haufen Schotter beendete seine kühne Fahrt und das bisher reibungsfreie Leben seines Fahrzeugs: Totalschaden. Am anderen Ende der Baustelle war eine Woche zuvor übrigens ein 27-Jähriger in einen Haufen Kies gerast. Auch hier blieb vom fahrbaren Untersatz nur Schrott übrig.
Auf der Suche nach göttlichem Schutz? ■■■□□
Den Drang, Automobile in Flüsse oder auf Feldwege zu lenken, verspürte das teuflische Navigationsgerät eines englischen Urlauberpärchens, das aus Italien zurückkam, im Januar 2011 wohl nicht. Es führte die beiden fürsorglich nach Immenstadt im Allgäu, ohne dass sie auf dem Weg dorthin in den Po oder die Iller gelenkt worden wären. Stattdessen rammten sie eine örtliche Kirche und verursachten einen Schaden von gut 37 000 Euro. Sie hatten ihrem in Wahrheit antiklerikalen Navi blind vertraut und offenbar nicht an dessen göttlicher Sendung gezweifelt. Zwei Personen wurden verletzt, Bilder fielen von der Wand, die Wände des Gotteshauses bekamen Risse. Vielleicht zeigte sich für kurze Zeit ja auch ein diabolisches Grinsen auf dem Display des Bordcomputers, als gerade keiner hinschaute …
Nicht in ein Gotteshaus … ■■■□□
… sondern fast in das Klohäuschen einer Baustelle fuhr ein Mann im Oktober 2006 im ostthüringischen Rudolstadt. Dabei war es nicht ein unwiderstehlicher Drang zur Erleichterung, der den 53-Jährigen aus Südbaden leitete. Nein, er rammte die Toilette beinahe, weil er seinen Bordcomputer falsch interpretierte. Er hatte sich in der Nacht genau nach den Anweisungen des Gerätes gerichtet, war aber dreißig Meter zu früh abgebogen. Glücklicherweise war in dem Häuschen gerade niemand dabei, Geschäfte zu verrichten, der Schock hätte sonst zu chronischer Obstipation führen können. Der Sachschaden blieb relativ gering, der Fahrer kam mit einem Bußgeld davon – vermutlich wegen Versuchs eines unerlaubten Eingriffs in Verdauungs- und Entsorgungsprozesse an öffentlichen Orten …
Auf den Müll! ■■■□□
Wer beruflich unterwegs ist, kennt den Zeitdruck und weiß, dass Unvorhergesehenes einen ganz schön aus der Bahn werfen kann. Dies erlebte ein Geschäftsmann, der nichts weniger vorhatte, als sein Ziel rechtzeitig zu erreichen. Doch die Verkehrslage und ein elektronisches Gerät waren gegen ihn. Als er einen Stau auf der Autobahn umfahren wollte und dabei dem Umleitungsvorschlag seines Navigationsgerätes voll vertraute, führte es ihn so sicher an sein Ziel, wie einst Kolumbus den Seeweg nach Indien fand. Seine Fahrt endete schließlich an einem ganz und gar nicht angepeilten Ort zwischen turmhohen Stapeln von leeren Verpackungen, blauen Plastiksäcken unbekannten Inhalts und stinkenden organischen Abfällen jeder Art -auf einer Mülldeponie bei Pfullingen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 9. Dezember 2000 zu berichten für notwendig hielt.
Hoch hinaus mit Sommerreifen ■■■□□
Im November 2003 verursachten zwei belgische Touristen einen nächtlichen Berg-Rettungs-Einsatz. Sie folgten auf dem Weg nach Ischgl stur ihrer, wie sich herausstellte, Desorientierungshilfe, die ihnen wie üblich den kürzesten Weg empfahl, allerdings ohne Rücksicht auf Verluste, denn dieser führte über die im Winter gesperrte, weil meterhoch verschneite Silvretta-Hochalpenstraße – die Herren hatten eine Straßensperre ignoriert und waren außerdem auch noch mit Sommerreifen unterwegs. Die in Presseberichten angegebene Strafe von 250 Euro scheint angesichts dieser Sachlage ausgesprochen niedrig ausgefallen zu sein.
Geisterfahrer im Tunnel Nr. 1 ■■■□□
Im Januar 2010 fuhr eine deutsche Autofahrerin (27) durch den Strengener Tunnel im Bezirk Landeck/ Österreich. Als sie die Ausfahrt nach Ischgl im Bezirk Landeck verpasste, gab ihr das elektronisch unterbelichtete Navi den alles andere als klugen Rat, ihr Fahrzeug bei nächster Gelegenheit zu wenden. Offenbar war dem Gerät die Existenz des Tunnels unbekannt. Die intellektuell ebenfalls nicht sehr üppig ausgestattete Dame nutzte eine Nische neben dem Haupttunnel für ein Wendemanöver. Und schon kurz darauf überraschte die im wahrsten Sinne des Wortes entgegenkommende Dame die übrigen Autofahrer auf einer Länge von eineinhalb Kilometern mit ihrer Anwesenheit – glücklicherweise ohne Personen- und Sachschäden zu verursachen.
Geisterfahrer im Tunnel Nr. 2 ■■■□□
Als ein 60-jähriger Pole, unterwegs mit der Familie, im Februar 2010 im Strengener Tunnel im Bezirk Landeck eine Ausfahrt verpasste, riet ihm sein vermutlich vom KGB gehacktes Navigationssystem: Prosimy o kontakt w możliwie najkrótszym czasie! (Bitte bei nächster Gelegenheit wenden!) Der Fahrzeuglenker folgte aufs Wort und wurde so mitten im Tunnel zum Geisterfahrer. Eine Überwachungskamera zeichnete diese Aktion auf. Dennoch kam es nicht zu einer Katastrophe, denn der polnische Wagenlenker war ein intelligenter Geisterfahrer. Als er seinen Irrtum bemerkte, fand er einen Weg, um alles wieder ins rechte Lot zu bringen: Er pfiff auf die Angaben seines elektronischen Pfadfinders und wendete ein zweites Mal. Kurz darauf zog die Polizei ihn aber erst einmal aus dem Verkehr und leitete ein juristisches Nachspiel ein.
Geisterfahrer im Tunnel Nr. 3, 4, 5 usw. ■■■□□
Sicherheit ist oberstes Gebot im ultramodernen, zweiundachtzig Millionen Euro teuren Gmünder Einhorn-Tunnel durch Schwäbisch Gmünd, der am 25. November 2013 mit großem, öffentlichem Tamtam eröffnet wurde. Natürlich sorgen in diesem modernen Kunstwerk des Straßenbaus Notfallbuchten und eine ausgefeilte Überwachungstechnik mit Kontaktschleifen, Glasfaserkabeln, Computern sowie fast einhundert Videokameras für Sicherheit. Zahllose miteinander vernetzte mechanische, thermische und visuelle Sensoren überwachen den Verkehr im Tunnel. Das funktioniert eigentlich auch ganz gut. Wenn zum Beispiel ein Fahrzeug in einer Haltebucht stoppt, wird die erlaubte Geschwindigkeit im ganzen Tunnel sofort auf 40 km/h herabgesetzt. Bei Unfällen im Tunnel wird dieser sofort gesperrt.
Machtlos hingegen ist die ausgefeilte Technik gegenüber einer unberechenbaren Unfallursache: veralteten Navigationssystemen in Verbindung mit menschlicher Dummheit. Bereits in der allerersten Woche des Betriebs drehten ganze fünf Autofahrer in halsbrecherischen Wendemanövern im Tunnel um, weil sie gedankenlos der Stimme ihres Navis folgten.
Navi vertraut, Mist gebaut ■■■□□
Er wollte zu einer Geburtstagsfeier in Thüringen und landete auf einem Radweg: Ein 71-jähriger Autofahrer folgte im Dezember 2009 den Anweisungen seines Navigationsgeräts und stellte irgendwann fest, dass er nicht die Autobahn, sondern einen Radweg in Stockheim, Landkreis Rhön-Grabfeld, befuhr. Besonders störend war allerdings, dass er dies nicht auf einem Fahrrad tat. Ein Streifenwagen der örtlichen Polizei leitete den Senior zurück auf die Straße und verhalf ihm so zu einem weiteren Versuch, Thüringen und die Geburtstagsfeier zu erreichen.
ÖPNV-Hass? ■■■□□
Eine solche soziale Störung könnte man durchaus annehmen, denn am 9. August 2013 demolierte ein LKW-Fahrer in Kirchheim unter Teck eine Bushaltestelle. Der ortsunkundige 36-jährige Trucker befuhr mit seinem Sattelzug die Stuttgarter Straße ebenda. Bei einem Versuch, das Fahrzeug zu wenden, streifte er mit dem Sattelauflieger das Wartehäuschen an der Bushaltestelle. Teile fielen herab und beschädigten auch noch einen Unterstand für Einkaufswagen. Der Fahrer war allerdings wohl gerade so richtig in Fahrt und kümmerte sich nicht um das hinterlassene Schlachtfeld, wurde aber wenig später auf einem Parkplatz von der Polizei gestellt. Die Schuld an dem angerichteten Schaden von über 10 000 Euro schob er auf sein Navigationsgerät, das ihn in die Irre geleitet habe.
Das Navi wird’s schon wissen ■■■□□
Wer als Ortsunkundiger mit seinem Fahrzeug in Leutenbach-Nellmersbach im Rems-Murr-Kreis unterwegs ist, hat sicher einen Grund dafür, das Navigationsgerät zu benutzen – wer kennt sich schon in einer 10000-Seelen-Metropole wie Leutenbach-Nellmersbach aus? An Ortskenntnis fehlte es am 6. Dezember 2013 auch einer 23-jährigen Autofahrerin, als sie auf der Landstraße 1120 unterwegs war. Sie war allerdings so intensiv mit ihrer Navigationshilfe beschäftigt, dass sie das Schild »Vorfahrt beachten« übersah und ungebremst in einen von links kommenden Transporter krachte, was vermutlich ganz Leutenbach-Nellmersbach in Aufruhr versetzt und in ein Verkehrschaos gestürzt haben dürfte.
Verkehrsregeln? Alles Quatsch! ■■■□□
Dieser Auffassung war offensichtlich das Navigationsgerät eines 72-jährigen Belgiers, der am 2. August 2008 in Blankenheim/Eifel einen Verkehrsunfall verursachte, indem er an einer Stelle nach links abbog, weil sein Navi es so befahl. Die Folge: 50 000 Euro Schaden. Dass an der Kreuzung der Bundesstraßen 51 und 258 das Linksabbiegen verboten ist, war für die rücksichtslose elektronische Orientierungshilfe offenbar unbedeutend. Alle Unfallbeteiligten blieben unverletzt, ihre Fahrzeuge waren allerdings reif für den Schrottplatz. Hoffentlich auch das Navi.
Autobahn zu Ende? Aber nicht doch! ■■■■□