6 Wochen - Frank Frühbrodt - E-Book

6 Wochen E-Book

Frank Frühbrodt

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Beschreibung

In diesem Buch wird zwar nur ein kurzer Zeitraum von der direkten Stasieinwirkung auf mein Leben wiedergegeben. Dafür versuche ich auch ins Detail zu gehen und zu zeigen, mit welchen Mitteln versucht wurde, Menschen und ihren Willen zu brechen. Es wird mein Kampf dargestellt, um diesem allem zu trotzen und meine Familie nicht zu gefährden. Es stellt Menschen dar, wie sie fähig sind, im Namen von irgendwelchen Vorgesetzten Dinge umzusetzen, die nicht mehr in die Kategorie eines Menschen gehören. Wie sie willig sich dazu herab begeben und denken, sie würden Gott gleich handeln. Aber es werden auch Menschen gezeigt, die versucht haben, in diese Dinge einzugreifen und für mich da zu sein.

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18 und Schluss

Einleitung

Ich möchte mit diesem Buch der Last auf meiner Seele einen freien Lauf geben und Menschen zeigen, denen Gleiches oder Ähnliches wiederfahren ist das es wichtig ist, sich zu öffnen und den Mut zu haben sich Hilfe zu holen. Denn auch ich war der Meinung es geht schon, aber es ging nicht.

Jetzt nach 2 normalen Therapien und einer Traumatherapie kann ich heute sagen, dass ich soweit bin zu bemerken, wann es mir schlecht geht und ich kurz vor dem Abschmieren bin.

Aber ganz ohne Hilfe werde ich wohl nie mehr leben können.

Mein Leitsatz lautet: ” Lebe mit dem was passiert ist, aber lass es nicht dein Leben bestimmen.”

Des Weiteren will ich mit diesem Buch kein Staatssystem angreifen oder es verurteilen.

Denn es ist der Mensch, der diese Sachen tut und sich nur versteckt hinter einer Wand von Floskeln. Es hat mir nicht diese politische Idee das alles angetan, sondern Menschen wie ich und Sie und wir alle.

Kapitel 1

Es ist Frühling. Ein schönes Wochenende geht zu Ende und mein 18ter Geburtstag liegt hinter mir.

Wir haben ganz schön gefeiert und ich bin heute, am Sonntag, noch ganz schön durch und so beschließe ich mit dem Zug zu meiner Lehrstelle zu fahren und nicht wie sonst per Anhalter von Schwerin aus.

Es ist Nachmittag und ich verabschiede mich von meiner Mutter und meiner kleinen Schwester. Unser Vater ist jetzt schon fast 4 Jahre tot.

Gehe langsam zum Bahnhof und steige in den Zug nach Schwerin ein. Es ist 1989, ich absolviere eine Lehre zum Schäfer, mein Traumjob. Es macht mir richtig Spaß und ich kann mir gar nicht vorstellen wie es wäre etwas anderes zu machen.

Der Zug setzt sich in Bewegung, ich sehe aus dem Fenster und träume vor mich hin. Meine Gedanken sind überall nur nicht hier in diesem Zug. Nach einer halben Stunde sind wir in Schwerin. Dort steige ich aus und gehe normalerweise zum Bus und fahre an den Stadtrand um dann dort weiter zu kommen, als Tramper. Doch das kann ich heut vergessen, so eine Scheiße.

Wie ich noch aussehe und mich fühle, beschließe ich mit dem Zug weiter zu fahren. So muss ich wohl 4 anstatt 2 Kilometer laufen.

Der Zug wird bereit gestellt, ich steige ein und setzt mich ans Fenster. Es dauert noch bis er losfährt, aber in meinem Zustand dauert es nicht sehr lange und ich schlafe ein. Durch das Geschaukel der Bimmelbahn schlaf ich wie ein Baby und verpenn meinen Bahnhof. Doch jetzt wo man mich weckt, kommt das dicke Ende. Als man meine Fahrkarte sehen will und dann auch noch meine Papiere werde ich stutzig, denn neben dem Schaffner laufen zwei Uniformierte mit bei.

Als ich merke was passiert ist und mich entschuldigen will, wird nur zu mir gesagt, ich müsste bis zum Schluss im Zug bleiben und man wird mich in die Räume der Bahnhofspolizei bringen, um dort meine Personalien zu überprüfen, denn ich habe in diesem Zug nichts verloren.

Jetzt wird mir klar, dass ich zu lange gepennt habe. Der Bummelzug ist im Grenzgebiet.

Scheiße, da wollte ich doch gar nicht hin, aber der eine Typ will gar nicht hören was ich zu sagen habe. Nun ist guter Rat teuer! Bis zur Endstation bleibt der eine von den beiden mit Knarre neben mir stehen, damit ich nicht aussteigen kann und mich in einen Zug aus dem Grenzgebiet raus setzen kann.

Ich glaube ich bin in einem schlechten Film und kann das Ganze noch immer nicht wirklich glauben.

Am Endbahnhof angekommen, werde ich von den beiden zum Bahnhofsgebäude begleitet und dort dem Zuständigen für die Grenztruppen übergeben. Jetzt muss ich mich einem stundenlangen Verhör unterziehen mit immer wieder den gleichen Fragen. Fragen wie: Wer ist mein Komplize? Warum wollte ich das Gebiet der DDR verlassen? Weiß jemand in der Familie bescheid? Ich erkläre ihm immer wieder das Gleiche, und zwar dass ich nicht fliehen wollte und das der Rest auch nicht zutrifft, aber genau das will er nicht hören.

Nach etwa 4 Stunden mit immer dem selben Ablauf, werde ich jetzt in die Zelle gebracht und muss dort bis zum nächsten Tag warten, aber immerhin bekomme ich noch was zu essen.

Kapitel 2

Ab heute soll für mich ein Mathyrium beginnen, das mich noch Jahre danach fertig machen wird und mir viel von dem nimmt was andere Menschen als Leben bezeichnen.

Wir haben Tag eins. Heute komme ich aus der Zelle, wo ich übernachten musste, raus. Man legt mir Handschellen an und führt mich zu einem Gefängnistransport. Dort muss ich in einem Raum platz nehmen wo nichts geht außer sitzen, bewegen unmöglich. Es ist ein umgebauter LKW, ein W 50.

Das Teil setzt sich lautstark in Bewegung. Ich weiß nicht mehr wie lange und wohin das Teil gefahren ist, denn etwas sehen ist ohne Fenster unmöglich und das Gefühl dafür geht verloren.

Wir fahren mehrere Stunden. Als ich wieder raus darf, stehen wir in einem Gefängnishof.

Der Beamte aus dem Fahrzeug übergibt mich an drei Männer, die dort gewartet haben. Ich muss mich bevor ich in den Zellentrakt komme ausziehen und alles wird kontrolliert. Dann darf ich mich wieder anziehen und man bringt mich in eine Zelle. Es ist 19 Uhr und die Zelle ist ein Witz. Ein Bett mit einem Kopfkissen das klein und hart ist, die Zudecke ist aus so einem kratzendem Stoff und Bettzeug zum rüber ziehen habe ich nicht. Die Beamten grinsen mich an und sagen: “ Sei zufrieden mit dem was du hast.

Es kann nur schlechter werden.

Und für dich werden wir die Wäschekammer bestimmt nicht aufschließen, denn ein Landesverräter hat nichts besseres verdient.” Zum Abschluss bekomm ich noch zwei trockne Scheiben Brot und einen Becher Tee. Die Tür fällt ins Schloss. Ein Schrank, einen Stuhl oder Tisch; Fehlanzeige und das Klo sieht aus als wenn es aus einem Schweinestall geklaut wäre. Es ist 20 Uhr 30, in einer halben Stunde wird das Licht ausgemacht. Ich versuche es mir so bequem wie möglich zu machen. Der Tag war anstrengend und ich fühl mich bescheiden. Weiß gar nicht was ich hier soll und muss andauernd an meine Familie denken.

Während ich so da liege, fange ich an zu weinen. Die Tränen fließen nur so aus meinen Augen. Ich sehe meine ganze Zukunft dahin schmelzen und beginne mit einem leisen Selbstgespräch: “Frank was hast du nur getan.

Warum musstest du mit dem Zug fahren. Sie werden jetzt deine Familie in den Dreck ziehen und von ihnen verlangen dass sie dich im Stich lassen.” Und da ich weiß dass Mutti das nie tun würde, werden sie es ihr schwer machen.

“Warum bist du Idiot nicht wie immer gefahren. Musstest du pennen? Ja schuld bist du selbst! Du weißt doch dass sie dich nicht mögen. Denkt doch mal an die Zeit wo du dich als Offizier bei der NVA beworben hast.

Man hat dir doch gesagt, dass es nicht geht bei der Vergangenheit deines Vaters. Er kommt aus dem Westen und hat wegen Volkshetze in Bautzen gesessen.

Und jetzt halten sie es mir schon wieder vor. Das sind solche Arschlöcher.”

Mir ist kalt, ein Fenster gibt es zwar, aber das ist auch noch kaputt. Sie machen das Licht aus, endlich Ruhe denke ich und versuche einzuschlafen. Ich bin gerade ein bisschen am Einschlummern, als ein Licht angeht, dass ich denke die Sonne steht in meiner Zelle. An der Decke über der Tür sitzt noch eine Lampe, die hatte ich gar nicht mitbekommen. Ich sitzt sofort im Bett. Bei der Beleuchtung ist es unmöglich ans Schlafen zu denken. Es schlisst nicht, ich verstehe das nicht, noch nicht. Nach etwa 5 Minuten geht das Licht wieder aus. Draußen hört man ein paar Hunde bellen. Ich liebe Hunde, bin nicht umsonst Schäfer geworden. Will mich gerade umdrehen, da geht das Licht wieder an. Diesmal bleibt es länger an und so geht es jetzt die ganze Nacht in unregelmäßigen Abständen, an - aus, an -aus, an - aus.

Ich komme nicht wirklich zum schlafen. Draußen fängt es schon an zu dämmern.

Ich bei meiner Jugendweihe im Jahr 1985 in Rastow, im gleichen Jahr starb mein Vater.

Kapitel 3

Es ist 6 Uhr, Weckzeit. Ich versuch mich ein bisschen frisch zu machen am Waschbecken, aus dem nur kaltes Wasser kommt. Es gibt Frühstück. Ich bekomme 2 Scheiben Brot, ein bisschen Marmelade und eine Tasse Muckefuck (Kinderkaffe).

So gegen 9 kommen sie zu meiner Zelle, ich darf im Hof ein paar Runden drehen. Ich allein mit drei Beamten. Ich fühle mich wie ein Schwerstverbrecher, als wenn ich jemanden umgebracht hätte. Der Freigang dauert etwa 10 Minuten, dann muss ich wieder in die Zelle.

Eine halbe Stunde später holt man mich wieder raus und bringt mich zur Vernehmung. Ich werde hier versuchen diese Vernehmungen in etwaigem Wortlaut wiederzugeben, wie sie statt gefunden hat. B steht für Beamter und I für mich.

Der Vernehmungsraum ist etwa 12 Quadratmeter groß mit einem Tisch in der Mitte, ein Stuhl vor dem Tisch, einer hinter dem Tisch. Am Fenster ein zweiter Tisch mit Stuhl und einer Schreibmaschine. Auf dem Tisch in der Mitte steht ein Tonbandgerät. Als ich den Raum betrete, sitzt am Tisch am Fenster eine Frau und am anderen Tisch ein höherer Offizier.

B: “ Setzen Sie sich!”

Ich setzt mich und warte auf das was da auf mich zu kommt.

B: “ Sie wissen warum Sie hier sind! Es geht immer noch um Ihre versuchte Republiksflucht, die wir ja verhindern konnten.”

Ich hole Luft, bin kurz vorm Platzen, das will ich mir aber nicht anmerken lassen.

I: “ Ich wollte nicht fliehen, habe gar keinen Grund dazu.”

B: “ Das sehen wir aber anders.

Denken wir nur daran wer ihr Vater war. Er ist schließlich aus dem Westen hier rüber gekommen und wer tut dies schon freiwillig! Nur ein Blöder.

Und er hat sich hier ja auch nicht gerade vorschriftsmäßig verhalten, war schließlich auch aufsässig. Wir wissen alles über Sie.”

I: “ Sie wissen gar nichts über mich! Denn dann würden Sie solche Sachen nicht behaupten, mir etwas vormachen und mich versuchen unter Druck zu setzten. Und meinen Vater kannten Sie nicht mal persönlich und wie wollen Sie sich da ein Urteil erlauben.

Also was wollen Sie? Ich kann Ihnen nichts anderes sagen als ich schon gestern immer wieder gesagt habe. Ich wollte nicht abhauen, bin nur eingepennt.

Er antwortet nicht sofort, schaut mich an und lässt uns so etwa 2 Minuten sitzen.

B: “ Wenn Sie denken das kaufen wir Ihnen ab, dann sind Sie auf dem falschen Dampfer.