68er Student - Torsten Ewert - E-Book

68er Student E-Book

Torsten Ewert

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Beschreibung

An der kargen Nordseeküste aufgewachsen erlebt Peter Quero in jugendlichem Ungestüm seine ersten Abenteuer. Ein Wechsel ins beschauliche Rheinland lähmt seinen Tatendrang. So bricht er entschlossen nach Berlin auf und findet den Weg an die Universität, um Medizin zu studieren. Mitgerissen von der Studentenbewegung engagiert er sich politisch, arbeitet an einer Doktorarbeit, verbringt seine Freizeit mit Kneipenbesuchen und Auslandsaufenthalten und geht verschiedene Beziehungen ein. Nach sechs Jahren unermüdlicher Aktivität fällt er mit dem Ende all dessen in ein Loch. Aus diesem heraus hilft ihm eine Selbsterfahrungsgruppe, und er erkennt, dass Schluss ist mit dem Sing- und Schauflug der Lerche, und dass er sich der Ernsthaftigkeit des Arztberufes zu stellen hat.

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FürIngeborg

Das leicht Errungene

Das widert mir,

Nur das Erzwungene

Ergötzt mich schier.

Johann Wolfgang von Goethe

Impressum:

© 2020 Torsten Ewert

Alle Rechte vorbehalten

Titelfoto: AdobeStock von AGAMI

Lektorat: Angelika Fleckenstein

Verlag & Druck:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN:

978-3-347-04826-3 (Paperback)

978-3-347-04827-0 (Hardcover)

978-3-347-04828-7 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Dr. Torsten Ewert Neurologe und Psychiater Studium in Berlin, nach der Ausbildung Leitender Krankenhausarzt, wohnhaft Kreis Aachen

Torsten Ewert

68er Student

oder

eine Lerche sein

Roman

Die Personen in diesem Roman sind frei erfunden und Ähnlichkeiten rein zufällig.

Inhalt

Aufbruch

Vorklinik

Klinik

Selbsterfahrung

Teil I

Aufbruch

 

An einem kalten, aber noch sonnigen Herbsttag im Oktober 1968 hielt Peter Quero die Zusage in den Händen, in die Wissenswelt der Universität aufgenommen worden zu sein. Doch es war nicht an der Zeit, sich dem Studium ausschließlich und mit Freuden zu widmen, denn entschlossene Studenten planten den akademischen Elfenbeinturm zu schleifen. Ein revolutionärer Sturmwind sollte nicht nur vom verstaubten akademischen Ballast befreien, sondern auch die Kraft entfalten, von hier aus beginnend die bestehende bürgerliche Zweiklassengesellschaft zu beseitigen, um eine bessere, kommunistische Welt zu erschaffen, in der alle Menschen gleich waren.

Sieben Jahre später verstummten die hitzigen Parolen. Die Revolution zur Beseitigung des bürgerlichen Staates hatte nicht stattgefunden. Der Arbeiter konnte dafür nicht gewonnen werden, und ohne ihn ging es nicht. Dennoch war es den Studenten gelungen, mit ihrer Kritik, ihren visionären Gedanken und entschlossenem Handeln einen Prozess anzustoßen, der lautete: Alle Macht dem Volke.

Jugend

In seiner Jugend an der wind- und regenumtosten Nordseeküste boten der Überseehafen in Bremerhaven und die Wiesen der Unterweser Peter einsame Zufluchtsorte und Abenteuerspielplätze, inmitten roher Eisen- und Betonstrukturen und in endloser Natur. An der Kaimauer des äußeren Hafens, in der Wesermündung gelegen, zerbrachen die ankommenden Wellen aus der Nordsee mit hoch aufspritzender Gischt. Es war eine gleichmäßige Abfolge, wie das pulsierende Blut, das kraftvoll vom Herzen getrieben gegen Peters Schläfen schlug.

Senkrecht stürzte die graue Betonmauer des Columbuskaje ins abgrundtiefe Wasser hinab. Ein Anlegeplatz mit stählernen Pollern, an denen die größten Passagierschiffe der Welt anlanden konnten, allen voran die stolzen englischen Luxusliner. Das Blaue Band wurde dem Schiff zugesprochen, das den Atlantik am schnellsten, zuletzt in ganz knapp 4 Tagen, überquerte. Der Besuch dieser Schiffe hatte Volksfestcharakter mit staunendem Publikum über die hochherrschaftlichen Gäste.

Aber heute nichts davon, und verlassen in zeitloser Einsamkeit lehnten die leeren Gangways an der langgestreckten Abfertigungshalle, wo Peter sein Fahrrad abgestellt hatte. Er balancierte entlang der Abrisskante zum Meer, verspürte dessen verschlingende Gier und trotzte dieser mit waghalsiger Geschicklichkeit. Im Rhythmus der Gezeiten angehoben und fallengelassen floss die Weser der Nordsee entgegen, ging im Atlantik auf, wo das Wasser verdunstete, um als Regen die Küste wieder heimzusuchen. Kreischend schossen die graugesprenkelten Möwen futtersuchend über das brackige Wasser.

Peter sprang aufs Fahrrad, fuhr zwischen den Gleisen der eisernen Entladekräne entlang, deren Ausleger wie Zeiger ins Unendliche eines blassblauen Himmels wiesen, unaufhörlich von einem melodisch-pfeifenden Wind umtönt.

Er bog in den inneren Hafen ab. Keilförmig stemmte sich hier die Schleuse dem angreifenden Außenwasser entgegen, gab dem Hafen ruhige Sicherheit. Sein Ziel war ein kleines Stück Acker in der Aue vor der drehbaren Eisenbahnbrücke, die bei Bedarf den Schiffen den weiteren Weg freigab. Furche um Furche hatte er hier den modrigen Boden umgestoßen, das grasig verwilderte Oberste zuunterst gewendet, dann die Kartoffelknollen der Reihe nach in die krümelige, braunschwarze, glänzende Scholle gesteckt, aus der jetzt das Kraut spross. Mit den bloßen Händen wühlte er in der Erde, fand eine Frucht, die noch unreif grün war, warf sie ins Hafenwasser, reinigte die Hände an der Hose und fuhr weiter in den Hafen hinein. Dessen Lagerhallen glichen heute erstarrten Reptilien, die jedoch kraftvoll erwachen konnten, um die Ladung der ankommenden Schiffe zu verschlingen. Dann waren die jetzt gleichgültigen Zöllner hellwach, jagten Kaffee- und Zigarettenschmugglern hinterher, suchten nach unverzolltem Gut, beschlagnahmten, verhängten Geldstrafen. Unbehelligt fuhr Peter an ihnen vorbei, hinaus aus dem Hafen, hinauf auf den Deich und hinab zur Weser.

Der schmale Basaltdamm zum gesprengten, sich selbst überlassenen und allmählich verfallenden Weserfort, einst Wächter in der Flussmündung, war bei Ebbe mit leichtfüßiger Geschicklichkeit begehbar. In der Einsamkeit des Wattenmeeres provozierte das Schild Betreten verboten, Lebensgefahr zum Gegenteil heraus und wurde ignoriert. Nicht zum ersten Mal kletterte Peter abenteuerlustig über die Trümmer des zerborstenen Betonklotzes, kroch durch die noch offenen, dunklen und kalten Gänge. Vielleicht fand er ein Relikt aus vergangener Zeit? Ein übersehenes Moniereisen zerriss seine Hose, stach ins Knie. Blut tropfte in den Dreck und direkt auf ein kleines kreisrundes Metallteilchen, das sein Interesse weckte. Er stillte das Blut mit dem Taschentuch, nutze es, den blutbesudelten Fund zu polieren, bis ein goldfarbenes Deckelchen zum Vorschein kam. Die erkennbare Gravur zeigte zwei aneinander grenzende verschnörkelte A inmitten eines Lorbeerkranzes. Der Schmerz war vergessen. Erstmals, zu seiner riesigen Freude, hatte er einen Schatz gefunden, den er in der Hosentasche barg. Die Wunde am Knie war die Opfergabe.

Rechtzeitig, mit sicheren Sprüngen, erfolgte der Rückzug über den mit Algen überzogenen Buhnendamm, bevor die einsetzende Flut ihn unter Wasser setzte und die Rückkehr vereitelte.

In den Weserwiesen stiegen die Lerchen mit schnellen Flügelschlägen tirilierend aus dem hohen Gras steil empor, hinein in den blauen Himmel, um hier minutenlang mit wechselndem Gesang zu kreisen, bevor sie sich im Sturzflug mit hochgestellten Flügeln wieder der Erde näherten und verstummten. Peter fühlte sich diesen kleinen erdfarbenen Geschöpfen verbunden, die im melodischem Sing- und eindrucksvollem Schauflug ihr Zuhause bekundeten.

Der Heimweg zurück führte ihn in die Wirklichkeit. Verschmutzt, verletzt und mit zerrissener Hose brach die verzweifelte Wut der Mutter über ihn herein mitsamt der Strafe eines Dunkelarrests im stinkigen Hühnerstall. Seine unbeaufsichtigten, ausschweifenden Streifzüge überforderten sie. Er wusste dies, tat es dennoch. Tapfer lebte sie in einfachen Verhältnissen, dem Nachkriegsalltags nicht immer gewachsen. Der Krieg hatte sie der verwöhnenden Geborgenheit und Sorglosigkeit auf einem Landsitz Ostpreußens entrissen. Geblieben war ihr Bedürfnis, sich die einstige Würde zu erhalten, ihre Schönheit durch elegante Kleidung zu unterstreichen und den Tag, wenn möglich, mit Freundinnen zu verbringen und zu verschwatzen. Peter liebte sie, entzog sich aber ihrer Hoheit.

Für den Vater, Flugzeugingenieur und einst stolzer Pilot, gab es nach dem Krieg keine angemessene Arbeit. Von Abenteuerlust getrieben fand er diese in Bagdad und schraubte dort Baufahrzeuge zusammen, deren Räder spielend einen Mann überragten. Bilder von dort zeigten einen groß gewachsenen, schlanken Mann mit scharf geschnittenen Gesichtszügen, mal im Straßenkreuzer, mal bei der Antilopenjagd in der Wüste. Doch da ihm die Familie fehlte, brach er die Zelte im Orient ab und beendete die Trennung. Für Peter folgte eine spürbare Einschränkung seiner bisherigen Herumtreiberei, die der Vater nicht billigte. Mehr jedoch machte ihm dessen bald darauf folgender beruflicher Ortswechsel zu schaffen, weg aus dem herben und gradlinigen Norden mit Verlust des Vertrauten und Gewohnten, hinein ins ungewohnte Leutselige einer bergisch-rheinischen Kleinstadt. Hier waren Beziehungen alles. Man kannte einander, suchte die gesellige Bestätigung und fühlte sich gegenseitig verpflichtet.

Nichts von alledem war Peter zu eigen, weder in die Gesellschaft noch in die Schule vermochte er sich zu intrigieren. Er schloss mit der Mittleren Reife ab, wollte wie der Vater Ingenieur werden und zunächst eine technische Lehre machen. Doch auch hier fand er keinen Halt. Die Welt an der Werkbank, nach industriellen Normen von nüchternen Technokraten entworfen, vollbracht unter den wachsamen Augen von Vorarbeitern, ausgeführt in lärmender Fabrikhalle und kontrolliert von der Stechuhr führte mehr denn je ins Leere, die auch Zigaretten, Bier, Urlaub oder Fußball nicht auszufüllen vermochten.

Sein Versuch, mit einem Motorrad gelegentlich dem Alltag zu entfliehen, scheiterte zuletzt nach einem Unfall mit Totalschaden der Maschine. Glücklicherweise blieb er unverletzt.

In dieser ausweglosen Lage gab es nur eine Chance, sich wie einst Münchhausen mit aller Kraft am eigenen Schopfe zu packen und aus der Misere zu ziehen. Er brach entschlossen die Zelte im verhassten kleinbürgerlichen Milieu ab und bestieg zum ersten Mal in seinem Leben ein Flugzeug, das ihn in die Weltstadt Berlin brachte. Hier waren eine einfache Bleibe und eine Fabrikarbeit schnell gefunden. Das Ziel war jedoch das Peter-A.-Silbermann-Abendgymnasium. Hier sprach er beim Rektor vor, gab Vorwissen an und schrieb an Ort und Stelle einen Aufsatz. Schon ein paar Tage später wurde ihm die Zusage gemacht, seine schulische Laufbahn genau an dem Punkt fortsetzen zu dürfen, wo sie seinerzeit aufgehört hatte. Er war der glücklichste Mensch auf der Welt und noch einmal genauso glücklich, als ihm im Mai 1968 nach bestandenem Abitur das Zeugnis der Reife übergeben wurde.

Er sah sich wie die Lerche aus der Niederung aufsteigen, um zum Höhenflug anzusetzen.

Der Internationale Vietnamkongress

Berlin war Peters neue Heimat geworden. Hier unternahm er ausgedehnte Spaziergänge im Zentrum Westberlins. Vom Bahnhof Zoo, dem städtischen Zoo unmittelbar anliegend, durchwanderte er den Großen Tiergarten und wurde mit deutscher Geschichte konfrontiert. Mitten im Park, auf der breiten Straße des 17. Juni, in Erinnerung an den Volksaufstand in der DDR 1953 und dessen Zerschlagung durch die sowjetische Armee mit diesem Datum bedacht, stand die Siegessäule mit der prächtigen, vergoldeten Victoria, die Preußens Sieg und Gloria verkündete. Die Berliner nannten sie schnodderig nur die Goldelse.

Einen kleinen Fußmarsch weiter auf das Brandenburger Tor zu, zur Linken, lag das sowjetische Ehrenmal, eine zur Straße hin nach innen gewölbte Pfeilerreihe mit einem zentralen größeren Pfeiler als Sockel für die 8 Meter hohe Bronzestatue eines Rotarmisten mit geschultertem Gewehr, vor dem tagtäglich eine sowjetische Eskorte paradierte. Nicht das Heroische, sondern das Grauen des Krieges wurde hier gemahnt und der gefallenen sowjetischen Soldaten im Kampf gegen Nazideutschland und dessen Vernichtung gedacht.

Die daraufhin erfolgende politische Teilung Deutschlands in West und Ost wurde unübersehbar direkt vor dem Brandenburger Tor anschaulich. Eine halbmondförmige umschließende, rechts und links weiter verlaufende, übermannshohe Mauer um des Brandenburger Tor versperrte den weiteren Weg. Eine Plattform ermöglichte es, in den Osten hineinzuschauen, auf einen Todesstreifen und Wachtürme. Direkt hinter dem Tor in Ostberlin lag die berühmte Allee Unter den Linden, das einstige lebhafte Zentrum Berlins, jetzt weltverlassen. Genauso fast menschenleer war das Gebiet um den verwaisten Reichstag an der Spree, zur Linken auf der Westberliner Seite.

Zurück ging Peters Weg entweder durch den Park oder südlich davon vorbei an nur noch von einstiger diplomatischer Vergangenheit zeugenden, verlassenen, einst prunkvollen Botschaftsgebäuden. Die nördliche Route führte zur neuerbauten Kongresshalle hin, von den Berlinern als Schwangere Auster verhöhnt. Es folgten Schloss Bellevue und im Anschluss daran das moderne, architektonische Vielfalt aufweisende Hansaviertel mit seinen extravaganten Hochhäusern. Am Ende seiner Tour gelangte Peter an die Technische Universität, verweilte dort in den einladenden Buchläden mit der riesigen fächerübergreifenden Auswahl, bevor er nach kurzem Fußmarsch wieder den Bahnhof Zoo und den quirlig belebten Kurfürstendamm erreichte.

Hier war eine zunehmende unruhige politische Atmosphäre unverkennbar. Flugblätter wurden verteilt, kleine Gruppen fügten sich spontan zusammen, diskutierten, häufig lauthals und erregt.

„Was wollt ihr Studenten? Wofür demonstriert ihr? Wollt ihr die Gesellschaft verändern, um sozialistische Verhältnisse wie in der DDR zu schaffen? Wollt ihr die Demokratie untergraben?”

„Nein, wir wollen die Bevormundung und die selbstherrliche, verkrustete Autorität von Politik, Presse und gesellschaftlichen Institutionen beenden, Selbstbestimmung erlangen, frei von Zwängen sein. Alle Menschen sind gleich. Dafür kämpfen wir.”

So stießen die Meinungen aufeinander. Auch Peter brachte sich ein, noch zögerlich, fühlte sich den rebellierenden Studenten verbunden, wollte Stellung beziehen.

Der Internationale Vietnam-Kongress Westberlin wurde vom 17. bis 18. Februar 1968 an der TH von sozialistischen und kommunistischen Organisationen sowie Gleichgesinnten ausgerufen.

Der 18. war Peters Geburtstag und schien ihm geeignet, diesen inmitten von Genossen und Revolutionären zu verbringen.

Der Veranstaltungsort, das Audimax der Technischen Universität am Ernst-Reuter-Platz, war brechend voll; nur auf den Treppenstufen hatte Peter noch Platz gefunden. Auf dem Podest versammelt: die führenden Köpfe des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, SDS, und verwandte revolutionäre Agitatoren.

Das Thema hieß Der Kampf des vietnamesischen Volkes und die Globalstrategie des Imperialismus.

In drei Foren postierten sich die Redner, hielten schonungslose Analysen und Referate über Bedeutung und Notwendigkeit der vietnamesischen Revolution und die Revolution in der Dritten Welt, riefen auf zum antiimperialistischen und antikapitalistischen Kampf.

Eine weltweite Solidarität wurde gefordert. Der siegreiche Kampf des vietnamesischen Volkes gegen den US-Amerikanischen-Imperialismus nährte die Hoffnung auf eine erneute Sozialistische Internationale, um den globalen Imperialismus zu zerschlagen.

„Errichtet die Revolution im eigenen Land” (Ho Chi Minh), schafft „zwei, drei, viele Vietnams” (Che Guevara), das waren die Maximalforderungen. Eine radikale Jugend- und Studentenbewegung träumte davon, war bereit, in den Straßen der Metropolen ihre Meinung auszutragen, trachtete, das Proletariat für die Revolution zu gewinnen, und zwar möglichst rasch.

„Genossen. Wir haben nicht mehr viel Zeit”, entschlossen rief es Rudi Dutschke der Versammlung zu, „lasst uns den neuen Menschen in einer neuen Gesellschaft erschaffen.”

In seinem folgenden Referat legte er Die geschichtlichen Bedingungen für den internationalen Emanzipationskampf dar. Einem Maschinengewehr gleich feuerte er, ohne Luft zu holen, die Endsilben missachtend, seine Ausführungen ins atemlos schweigende Publikum, schilderte das historisch-ökonomisch Versagen des Spätkapitalismus, beschwor die antifaschistische und antiautoritäre Einheitsfront, verlangte die direkte Herrschaft der Produzenten über die Produktionsmittel, wünschte die Globalisierung der revolutionären Kräfte, schloss mit den Sätzen:

„Die Revolutionierung der Revolutionäre ist die entscheidende Voraussetzung für die Revolutionierung der Massen. Es lebe die Weltrevolution und die daraus entstehende freie Gesellschaft freier Individuen.”

Lang anhaltender, tumultartiger Beifall brauste auf, eine schwarze Haarsträhne fiel ihm in die bleiche Stirn, ein entschlossenes, fanatisches Gesicht, allmählich erleichtert und zufrieden.

Weitere sozialkritische Referate folgten.

Ernest Mandel forderte nichts Geringeres als „antikapitalistisches Bewusstsein und den antikapitalistischen Kampf …, um die Unfreiheit des Arbeiters und Angestellten an dem Arbeitsplatz selbst, seiner grundlegenden Entfremdung und Verdinglichung im Arbeitsprozess zu beenden … Es lebe die internationale Solidarität … es lebe die sozialistische Weltrevolution.” Die hochgereckte Faust unterstützte seine markigen Weckrufe.

Zwei junge Amerikaner verbrannten ihre Einberufungskarten zum Militärdienst. Wieder brauste begeisterter Applaus auf. Weitere Solidaritätserklärungen aus allen Herren Länder wurden verlesen.

Einzelne, zumeist kurzgehaltene Gegenstimmen verhallten bedeutungslos, wurden mit Gegenstimmen unterbrochen, trotz Dutschkes Ermahnung, auch abweichende Meinungen zu ertragen. Insbesondere ein unscheinbarer kleiner Mann, Typ tadelnder Grundschullehrer, abgetragene Kleidung, fiel auf, der sich ans Katheder stellte, vor ihm die Schulklasse, die es zu maßregeln galt. Im Gegensatz zu seinem Erscheinen, ertönte eine kraftvolle Stimme, die das allgemeine Geraune übertönte.

„Diese Veranstaltung ist nichts als leeres Geschwätz feiger Politagitatoren. Wenn ihr Mut habt, kommt mit mir nach Vietnam. Dort tobt der Kampf, an dem ihr teilhaben könnt. Hier geht ihr kein Risiko ein.”

„Wir kämpfen mit Argumenten, bislang, richtige Hilfe für die vietnamesische Revolution wäre nur die im eigenen Land. So weit sind wir noch nicht. In Vietnam wärest du höchstens ein Hindernis für den Vietcong, die müssten mindestens drei Leute für dich abstellen, damit du dich nicht im Dschungel verläufst. Es lebe der SDS. Hau ab!”

Gelächter erschallte.

Die Schlusserklärung wurde verlesen: „Die in Westberlin versammelten Vertreter der sozialistischen Jugend Westeuropas, der amerikanischen Widerstandsbewegung und der revolutionären Jugend der drei Kontinente werden ihren gemeinsamen antiimperialistischen Kampf konkretisieren und zum aktiven Widerstand entfalten. Folgende Aktionen sind zu planen: Materielle Unterstützung des vietnamesische Befreiungskampfes, Wehrkraftzersetzung der US-Armee, Kampagnen gegen die Nato, Einrichtung einer Dokumentationszentrale, Aufklärung der Bevölkerung.

Und wieder wurde dem Publikum die Hoffnung zugerufen: „Es siege die vietnamesische Revolution. Es siege die sozialistische Weltrevolution!”

Eine letzte Aufforderung erklang: „Kommt morgen alle zur genehmigten Demonstration, Sich-Sammeln in Höhe des Olivaer Platz, die Route geht über den Kurfürstendamm zur Deutschen Oper, den Ort des Polizeiexzesses vom 2. Juni, wo Benno Ohnesorg erschossen wurde. Dort wollen wir keine physische Konfrontation, keine Wasserspiele. Denkt daran, zur Revolution gehört auch Geduld und Disziplin. Das Ende der Demonstration ist eine klare politische Aussage gegen den Senat, der momentan allenfalls gewaltlos gestürzt werden kann.“

Peter staunte, hielt Letzteres für eine unsinnige, weil hoffnungslose Vorstellung.

Die Podiumsteilnehmer verließen ihre Plätze, der Saal leerte sich. Ein Teilnehmer drückte Peter eine Mao-Fibel in die Hand, sein erstes Geburtstagsgeschenk.

„Genosse Mao Zedong ist der größte Marxist-Leninist unserer Zeit”, las er und, „Jeder Kommunist muss die Wahrheit begreifen, die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen … Eine Revolution ist kein Gastmahl … ein Kraftakt, durch den eine Klasse eine andere Klasse stürzt.”

Hier hatte Peter heute erlebt, wie mit heftigen Worten gekämpft, auch Waffengewalt beschworen wurde, denn noch keine der bisherigen und gegenwärtigen kommunistischen Revolutionen hatte darauf verzichten können, um zu siegen oder siegen zu wollen. Das hieß in letzter Konsequenz, den Tod in Kauf zu nehmen, auch den eignen.

Am 11. April 1968 schoss Josef Bachmann, ein Gelegenheitsarbeiter aus Peine, am Kurfürstendamm vor dem SDS-Haus dreimal auf Rudi Dutschke, zweimal in den Kopf und einmal in die Brust. Am 24.12.79 ertrank dieser nach einem epileptischen Anfall, als Folge seiner Kopfverletzung, tragischerweise in einer Badewanne.

Nach dem Attentat folgten unmittelbar schwere Ausschreitungen, nicht nur in Berlin, auch in Westdeutschland. Der studentische Kampf eskalierte.

Eine der vielen studentischen Demonstrationen, vorbei am umzäunten Amerikahaus, bewegte sich zur Abschlusserklärung auf den Ernst-Reuter-Platz zu. Wie gewohnt miteinander untergehakt skandierten die ersten Reihen: „USA, SA, SS, Ho-,Ho-,Ho-Chi-Minh”, animierten den Rest, der einstimmte. Rote Fahnen wurden geschwenkt, revolutionäre Parolen auf mitgeführten Transparenten verkündet. Die Technische Universität war zum Schutz vor Beschädigung mit Stacheldraht umzäunt worden. Doch militante Demonstranten rissen eine Lücke hinein und strömten auf das Gelände. Peter mittendrin. Die nachrückende Polizei wurde mit Steinen beworfen, diese setzte Rauchgas ein.

„Schmeiß die kochend heißen Bomben zurück, aber nur mit dem Wollhandschuh”, belehrte ihn ein verwegener Mitstreiter, „Wolle schützt und brennt schlecht.” Wie gesagt nahm dieser die nächste anrollende rauchende Blechbüchse mit bewehrter Hand auf und schleuderte sie zurück.

Doch dem alles entschlossenen Polizeisturm hatten die Eindringlinge letztendlich nichts entgegenzusetzen. Was nützte das Versteck in der Toilette, wenn beißender Qualm jeden zurück ins Freie zwang, geradewegs in die Arme einsatzbereiter Polizisten. Gegenseitige Flüche, Schreie wurden laut, der Gummiknüppel tanzte. Ein am Kopf Getroffener umklammerte diesen mit beiden Händen, krümmte sich vor Schmerzen.

Selber schuld, der trockene Kommentar des Polizisten.

In Reih und Glied wurden alle Aufgegriffenen an der Wand aufgestellt, dann in die Grüne Minna verladen. Eine lange Fahrt in einen Außenbezirk Berlins fand statt, wahrscheinlich Spandau. In einem ehemaligen Kasernengebäude mit Kerkerzellen erfolgten erkennungsdienstliche Maßnahmen der Mitgenommenen: Daumenabdruck, Foto, von vorne, von der Seite, dann die kommentarlose Einsperrung in eine der Zelle. Fragen wurden nicht beantwortet.

Die Nacht brach herein, und weit nach Mitternacht stellte sich für Peter eine unverhoffte Wende ein, der Wachmann forderte ihn auf: „Geh nach Hause.” Orientierungslos stolperte er durch die dunkle Nacht. Dennoch, die frische Luft war Labsal. Endlich erschien ein Wohngebiet, wo nach langem Warten ein erstes öffentliches Verkehrsmittel aufkreuzte, um ihn mitzunehmen.

Eintritt in die Universität

Zögerlich durchstreifte Peter den großflächigen Campus der Freien Universität Berlin in Dahlem, auch er frei, jeglicher Fremdvereinnahmung abhold.

Philosophie, Mathematik, Medizin, Jura, diese archaischen Fächer, jahrhundertelange Herausforderungen, kamen ihm in den Sinn. Wem oder was sollte er folgen, Lust oder Laune, Münzwurf oder Vergabestelle für Numerus-Clausus-Fächer?

Dann, von allen Überlegungen entbunden und womit er am allerwenigsten gerechnet hatte, kaum geglaubt und im Zweckpessimismus von sich gewiesen, war der Brief mit der Zulassung zum Medizinstudium gekommen, neben der Mathematik einer der Favoriten. Seinen aufkommenden Stolz erstickte er in beherrschter Gelassenheit. Es gab niemanden, dem er sich begeistert hätte mitteilen können, außer den Eltern.

Das braune Pappheftchen – Studienbuch der FU Berlin mit fünfstelliger Matrikelnummer und verschnörkeltem Namensschriftzug – beeindruckte ihn trotz nüchterner Schlichtheit, da es das Privileg vermittelte, Student zu sein.

Auf der ersten Innenseite befand sich das eingelochte Passbild eines jungen Mannes: glattes Gesicht, offener Blick, volles, aus der Stirn gekämmtes, gescheiteltes Haar, Jackett, weißes Hemd, gepunktete Krawatte. Darunter ein amtlicher Stempel und seine eigenhändige, zügig davoneilende Unterschrift, von einem zurückschießenden Strich wieder eingefangen. Auf der nächsten Seite folgten Angaben über die Staatsangehörigkeit: Deutsch, die Fakultät: Medizinische, Tag der Aufnahme: 19.11.68, im Wintersemester 1968/69.

Im Belegblatt trug er eigenhändig die Vorlesungen und Praktika seiner Premierenfächer Physik, Chemie, Zoologie, Histologie und Anatomie ein.

Der große, breitschultrige Bursche neben Peter gab sich mit unverkennbarem Gleichmut der Betrachtung einer Traube aufgeregter Studenten hin, welche an diesem Samstagvormittag die Eingangstür des betongrauen Instituts für Anorganische Chemie belagerten. Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen.

„Erstsemester, pass auf, die Büffelherde stürmt gleich den Saal, ein sinnloser Eifer, keiner kommt zu kurz, primitiver Herdentrieb.”

In der Tat, kaum war die Tür geöffnet, ergoss sich rücksichtslos drängelnd die Menge in die Weite eines nüchternen Raumes mit langgezogenen Arbeitstischen, um einander erstaunt, verloren anzusehen.

Die konkrete Aufforderung des Lehrbeauftragten, sich paarweise zu formieren, schuf gesittete Normalität. Peter, von seinem zufälligen Nebenmann beeindruckt, verhielt sich wie dieser lässig abwartend, und nachdem all die anderen zueinander gefunden hatten, ergaben sie als letzte eine neue Zufallsgemeinschaft.

„Siehst du, die ganze Aufregung umsonst.”

Der von den Medizinern nicht gerade beeindruckte Chemiker gab Anleitung und Einweisung, erwartete selbstständige chemische Analysen und vergab Testate für gelungene, häufig genug abgekupferte Ergebnisse. Die allgemeine Anspannung verflog und der Vormittag verstrich. Nächsten Samstag ging es weiter, dazwischen eingebettet erfolgten die theoretische Vorlesungen des Faches.

Seinen Studienbeginn hatte sich Peter ehrwürdiger vorgestellt.

„Siegfried”, stellte sich der neue Kommilitone vor, dessen blaugraue Augen ihn intensiv musterten, „hast du Lust mit mir in die WiSo-Cafeteria zu gehen? Das ist die letzte Chance, Samstagmittag Kaffee und belegte Brötchen zu bekommen.”

Peters Zustimmung war ihm gewiss, auch dessen Neugier. Was bedeutete WiSo? Ganz sicher, hier war jemand, der sich auskannte im Unibetrieb, vertraut auch mit dem Schlendrian. Woher sonst nahm er seine Überlegenheit, die Peter so unbedeutend dastehen ließ?

Institut für Wirtschaft und Soziales stand auf dem Eingangsschild. Ein geschwätziges Stimmengewirr empfing sie, das reichhaltige Buffet und der Kaffeeduft trösteten über die bisherige Nüchternheit hinweg.

Ein paar Semester Jura hatte Siegfried seinem Bekunden nach in den Wind gesetzt.

„Stinklangweilig, endlose Fälle, die sich wie Kaugummi ziehen. Die Medizin ist schneller, effizienter, mit deutlich mehr Fällen.”

Eine durchaus glaubwürdige und einleuchtende Aussage, vorgetragen voller Selbstsicherheit.

„Am Mittwoch sehen wir uns im Seminar Experimentelle Physik für Mediziner wieder. Schulkram, Newtonsche Mechanik, Gas- und Strömungslehre, Optik. Steht auch alles in den Skripten, die Seminare sind Pflicht. Die Vorlesungen kannst du schwänzen.”

Eine glatte Verleumdung des universitären Lehrplans, zwar noch kein Erdbeben für Peter, aber eine Erschütterung. Dieser Siegfried bewies Überlegenheit durch sachkundige Kritik, oder spielte er sich nur auf? Tatsächlich, auch Letzteres lag in seiner Natur. Er reckte sich, strich mit einer Handbewegung über das glatte, in die Stirn fallende Haar, Spott und Lächeln verflogen, stattdessen zeigte sein Gesicht nun ergreifende Ernsthaftigkeit mit geschürzten Lippen.

„Ich wollte Schauspieler werden, habe Monologe gelernt und vorgesprochen, aber mir saßen nur desinteressierte, herzlose Ignoranten gegenüber, die mit sich selber beschäftigt waren. Wie eine Wand.”

Bitternis klang an, verflog rasch, die momentane Zufriedenheit setzte sich durch und prahlerische Überheblichkeit.

„Daraufhin habe ich dieser verbohrten Engstirnigkeit Paroli geboten und bin Seemann geworden. Ich habe die Ozeane befahren. Hab nie bei einer Liniengesellschaft angeheuert, sondern bin auf freien Schiffen mit stets neuen Routen und Häfen unterwegs gewesen. Der Käpt’n verhandelte die Ladung oder bekam eine neue Order. Da lernst du Land und Leute kennen, was sage ich, die richtige einheimische Welt. Am interessantesten waren die kleinen verborgenen Häfen, landestypisch, ursprünglich, in einem Fjord, im Dschungel oder Niemandsland verborgen. Dort gab es keinen Suff, keine Nutten, keine Schlägereien. Stattdessen sparte ich die Heuer für den Neuanfang in Berlin und besuchte eine Privatschule. Dann bestand ich das externe Abitur und studiere jetzt.”

Peter staunte, ein asketischer Globetrotter voller Dynamik und jetzt stolzer Akademiker, wie er. Ein wie es schien durch und durch anständiger Mensch, der es ausließ, die Sau rauszulassen, in den Tavernen rumzutoben, Weiber und Rum zu genießen, sich einem Seelenverkäufer auszuliefern, das krachende vulgäre Leben mitzunehmen. Stattdessen hatte er sittsam gefestigt bei der christlichen Seefahrt angeheuert und eine Karriere für die Zukunft geplant, während Peter im spontanen Entschluss gehandelt hatte. Zwar war er am Wasser der Nordsee aufgewachsen, hatte aber nie die Leidenschaft aufgebracht, sich der endlosen Weite der Ozeane hinzugeben, sondern im überschaubaren Terrain die Widerstandsfähigkeit einer Landratte erworben, welche dem heimischem Hafen den Vorzug gab.

Die in die Ferne schweifenden Augen seines Gegenübers nahmen noch intensiver die ihm eigene und auch vom Meer vereinnahmte graublaue Farbe an, seine Ohren gleichzeitig die hell leuchtende Morgenröte der aufgehenden Sonne, und eine erkennbare Ergriffenheit ließ ihn verstummen.

„Das nächste Mal mehr … meine Freundin wartet,” fast fluchtartig stob er davon.”

Peter war verblüfft, fragte sich, was er mehr bewundern sollte, wie Siegfried sich aus der Allgemeinheit heraushob, oder wie er die Kontrolle über sich behielt.

Streifzüge durch Westberlin

Samstagnachmittag, Beginn des Wochenendes, der Campus begann sich zu entvölkern. Wie jeder Maurer auch verließen die Studenten ihren Arbeitsplatz, kehrten der Wissenschaft den Rücken, wollten genießen. Peter nahm die U-Bahn zum Bahnhof Zoo. Filmpaläste lockten auf riesigen Plakaten mit markanten Köpfen. Western waren die momentanen Renner. John Wayne, Charles Bronson, Henry Fonda, Clint Eastwood, Klaus Kinski, Claudia Cardinale handelten und schossen. Wie seine Helden, lässig mit wiegendem Schritt, schlenderte Peter den Kudamm entlang, vorbei am Café Kranzler und Hotel Kempinski. Ein distinguiertes Publikum, bürgerlich bieder, gab sich hier Kaffee und Kuchen hin, konnte getrost ignoriert werden. Im BMW-Ausstellungsraum präsentierten sich sportliche Karossen und bullige Motorräder. Die Preise begrenzten ein weiteres Interesse. Im etwas weiter gegenüberliegenden Maison de France wurden kulturelle Veranstaltungen, Sprachkurse und der neueste Film von Asterix und Obelix angeboten. Diese barbarischen Helden kämpften gegen den römischen Imperialismus. Die Studenten heute nahmen den globalen aufs Korn. Damals verhalf ein Zaubertrank zur Stärke, die Westernhelden behalfen sich mit dem Colt, heute musste eine Ideologie dafür sorgen. Im Zoo-Palast lief Spiel mir das Lied vom Tod. Peter musste ihn sehen, die herzzerreißende Mundharmonikamelodie kroch in sein Ohr.

„Wer bist du?”

„Der Unbekannte.”

Ein Duell mit Todesserenade folgte. Der Gewalttätige wurde vernichtet.

Die noch blendende Abendsonne nach dem Dunkel des Kinos irritierte Peters Augen kurzfristig, ebenso der Duft aus Achingers Erbseneintopfpalast seine Nase. Hier wurden auch Verlierer gesättigt, wenn diese bei einem Glas Bier die kostenlos angebotenen Brötchen essen durften.