75 Jahre Zeitgeschichte und... - Eckhard Becker - E-Book

75 Jahre Zeitgeschichte und... E-Book

Eckhard Becker

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Beschreibung

Dieses Buch setzt sich mit der politischen Gegenwart auseinander und bemängelt, dass aus politischer Rücksichtnahme nicht die Themen umgesetzt werden, die notwendig sind. Des weiteren wird eine Nachkriegsentwicklung eines ganz normalen Bürgers dargestellt. Ein echter Zeitzeuge der letzten 75 Jahre.

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Eckhard Becker

© 2020 Eckhard Becker

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

Paperback:

978-3-347-09154-2

Hardcover:

978-3-347-09155-9

e-Book:

978-3-347-09156-6

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhaltsverzeichnis

Teil I

Einleitende Bemerkungen

Kindheit

Beruflicher Weg

Teil II

Digitalisierung, Globalisierung und Klimaaspekte

Lobbyismus

Der EURO

Zuwanderung nach Deutschland

Die Renten

Reichtum versus Armut

Bevölkerungswachstum

Risiken des Lebens

Religion

Schlussbetrachtung

Teil I

Einleitende Bemerkungen

Als ich sehr jung war und in Bad Schwartau aufwuchs, war ich sehr neugierig und lebensfroh.

Ich wuchs mit meiner kleineren Schwester, meinen Eltern und meinen Großeltern in Bad Schwartau in der Schnoorstraße auf. Obgleich mein Großvater mütterlicherseits schon 1948 und meine Großmutter 1954 starben, kann ich mich an beide noch erinnern.

Manchmal erzählte meine Mutter uns von Begebenheiten, die sie als Kind mit ihren Eltern erlebt hat, und verwies weiter auf Erzählungen, die meine Großeltern erlebt haben.

Einige Dinge waren für mich als Kind von Bedeutung und daher sehr interessant, andere Dinge wiederum nicht.

Als ich dann älter wurde, wollte ich mehr wissen und konnte aus Erzählungen, vornehmlich von meiner Mutter, dann auch viele Sachverhalte verstehen.

Dies hat meine Neugier geweckt. Ich lebte, so erinnere ich mich gut, damals im Jetzt und nicht in der Zukunft. Ich war mit dem zufrieden, was ich hatte und dachte nicht an die Endlichkeit des Lebens. Ich war jung und wollte glauben, dass, wenn es mich nicht mehr gäbe, die Welt aufhören müsse zu existieren. Natürlich wusste ich auch schon damals, dass dies nicht so ist. Es war aber schön, als Kind ohne Sorgen zu leben.

Später, als meine Großeltern nicht mehr lebten, kamen diese Gedanken wieder und ich stellte fest, dass jetzt nur noch eine Generation - meine Eltern - bis zum Ausscheiden aus dieser Welt „vor“ einem kam, es sozusagen nur noch einen Puffer gab.

Hier stellte ich dann das erste Mal fest, dass Erlebnisse, die meine Großeltern bewegten und nicht an meine Mutter überliefert wurden, dann auch tatsächlich nicht mehr vorhanden waren.

Deshalb sprach ich mit meiner Mutter und bat sie, mir ein paar Dinge aus ihrer Erinnerung aufzuschreiben. Dies tat sie auch, und ihre Erzählungen sind z.T. in das erste private Familien Buch (2015), das ich für meine Enkelin schrieb, eingeflossen.

Ich möchte jetzt meinen drei Enkelkindern und vielen anderen Menschen sagen, wie wir, die Nachkriegskinder, in der damaligen Zeit und später empfunden haben, welche grundlegenden Ansichten und Meinungen meine Frau und ich vertraten und vertreten und welche Werte unser Handeln bestimmen.

Anders als in meiner Kindheit nehme ich heute bewusst war, dass das Leben endlich ist und wir bis jetzt auch eine schöne Zeit auf dieser Welt hatten. Hoffentlich bleibt es noch lange so.

Kindheit

Ich wuchs unbefangen auf und spielte mit vielen gleichaltrigen Kindern, die in der Schnoorstraße wohnten. Es waren Nachbarskinder und später die Schulfreunde in der Grund- und Mittelschule. Wir bauten uns Erdhöhlen, machten Lagerfeuer in diesen Erdhöhlen und nachdem wir das Feuer mit Dachpappe angefeuert hatten, waren wir schwarz im Gesicht.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ein Freund in der Schnoorstraße hinten im Garten einen kleinen Zoo gebaut hatte. Das sah sehr professionell aus. Es wurden Nester und kleine Häuser für Haustiere gebaut.

Im Sommer badeten wir jeden Tag in der nahe gelegenen Schwartau, sammelten Krebse und ließen uns immer wieder etwas Neues einfallen.

Wir freuten uns auch, wenn wir grüne Laubfrösche fanden. Diese kleinen Frösche habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen.

Im Frühling suchten wir auf den Auenwiesen Schlüsselblumen. Sie sehen aus wie langstielige gelbe Primeln. Wir waren dann immer ganz stolz, wenn wir unserer Mutter einen schönen Blumenstrauß mitbrachten.

Später fuhren wir zum Hemmelsdorfer See nach Offendorf. Dort war der See am schmalsten, aber auch am tiefsten. Wir schnitten uns Schilf, banden es zusammen, legten uns darauf und paddelten zur gegenüberliegenden Seite. Viel Später erfuhr ich, dass in der letzten Eiszeit der Hemmelsdorfer See eine Ausbuchtung der Ostsee gewesen sei (wie z.B. die Kieler Förde).

Im Laufe der Zeit ist der Hemmelsdorfer See an der jetzigen Ostseelinie zugesandet. Dieses Phänomen der Landabbrüche und Anlandungen gibt es heute immer noch. Das Brodtener Ufer verliert im Schnitt jedes Jahr einen Meter Küstenstreifen.

Wir haben unseren Eltern nicht alles erzählt, weil wir wussten, dass unsere Eltern manches als gefährlicher einschätzten als wir.

Eine Zeitlang fuhr ich auch mit dem Fahrrad zum Tremser Teich; da gab es eine Badeanstalt.

Als Kinder spielten wir überwiegend draußen auf der Straße. Wenn der Frühling kam, der kalte Winter vorbei war und wir wieder auf die Straße und in den Garten durften, dann war ich voller Lebensfreude und dachte, wie schön das Leben ist. Ich rannte den Garten hoch und runter und war glücklich, dass es uns gab. Damals als Kind konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass das Leben ohne mich überhaupt möglich sei. Zwar begriff ich auch schon damals, dass ich nur ein Mensch auf dieser Erde bin, doch dachte ich, dass das Leben ohne mich nicht weitergehen könne.

Im Frühling, wenn der Matsch auf den Fußwegen getrocknet war (in der Schnoorstraße gab es damals keine Fußwegplatten), holten wir unser Spielzeug - z.T. selbst gebastelt - aus dem Schuppen. Wir spielten - so sprachen wir es aus - „Kibbel und Kabbel“. Ein ca. 10 cm langes und ca. 2,5 cm dickes Holzstück wurde an beiden Enden angespitzt. Man schlug mit einem anderen längeren Stock auf die eine Seite. Das kleine angespitzte Holzstück flog hoch, und in dem Moment musste man es in der Luft treffen und wegschlagen. Wer das kleine Holzstück am weitesten wegschlug, hatte gewonnen. Beliebt waren auch die Murmelspiele (wir nannten es „Piggerspiele“). Für diese Spiele brauchte man Fantasie und Kreativität; sie machten Spaß und sorgten für Bewegung. Wir spielten mit den Murmeln, indem wir sie in ein vorher auf dem Fußweg gegrabenes rundes, flaches Loch einloggen mussten. Man stellte sich ca. fünf Meter vor das Loch, warf und versuchte, die Murmeln in das Loch zu werfen. Im zweiten Schritt mussten sie dann mit dem angewinkelten Zeigefinger ins Loch geschoben werden. Wer zuerst am meisten Kugeln in das Loch bekam, hatte gewonnen.

Dann wurden natürlich auch Glaskugeln getauscht; es gab hübsche Kugeln aus Glas, die besonders wertvoll für uns waren; die Stein- oder Tonkugeln waren weniger interessant.

Murmelspielen war dann später nicht mehr verbreitet. Unsere Kinder haben meines Wissens nie mit Murmeln gespielt. Sie wurden auch nicht mehr hergestellt, wie ich gelesen habe. In den 90er Jahren gab es dann wieder einen kleinen „Murmeltrend", wie der Murmologe Rolf Meurer zu berichten weiß.

Die Murmeln haben wir aber auch so genutzt, dass wir uns im Abstand von ca. drei Metern vor eine Wand stellten und die Murmeln möglichst dicht an die Wand werfen mussten. Derjenige, dessen Murmeln am dichtesten an der Wand lagen, hatte gewonnen. Es war auch erlaubt, Murmeln des Mitspielers wegzukicken.

Allgemein gültige Regeln gibt es beim Murmelspielen nicht, deshalb wurde unsere Kreativität angeregt. Zu Beginn eines Spiels werden die Spielregeln untereinander abgesprochen. Wer spielt mit? (Anzahl) Wie wird gespielt? (Anzahl der Murmeln pro Spieler)

Gibt es Teams? Oder spielt jeder gegen jeden? Und so weiter…

Ein weiteres beliebtes Spiel mit den Nachbarskindern war Völkerball, das wir ohne Ermüdung den ganzen Nachmittag spielen konnten, egal, ob Jungen oder Mädchen.

Im Winter spielten wir mit den Eltern Mikado (dies gibt es heute noch) oder „Mensch ärgere dich nicht“ oder Halma u.a..

Tante Martha brachte aus den USA ein Spiel namens „Pachisi“ mit, das ursprünglich aus Indien stammen soll. Es hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit „Mensch ärgere dich nicht“ und wurde zur Abwechslung gern von uns gespielt.

Gern erinnere ich mich auch an das sogenannte „Ringreiten“ um die Rensefelder Kirche, obgleich ich später nie wieder ernsthaft mit Pferden oder dem Pferdesport zu tun hatte. Diese Reitturniere fanden anlässlich verschiedener dörflicher Feste statt, z.B. nach der Ernte. Man ritt auf sehr mächtigen Zugpferden, die zum Arbeiten in der Landwirtschaft dienten, im Galopp um den Kirchplatz. Der Reiter musste mit einem Holzstück ein über der Strecke hängendes Metallrundteil, in dem in der Mitte ein Loch war, treffen und abziehen.

Dies gelang im Galopp mit den Ackergäulen natürlich nicht immer. Wenn es dann aber jemandem gelang, gab es ein großes „Gejohle“.

Wir haben uns selbst beschäftigt und uns eigene Ziele gesetzt. Ich habe meine Mutter dann im Nachhinein mit den „vollbrachten Leistungen“ überrascht.

Nach und nach machte ich den „Freischwimmer“, den „Fahrtenschwimmer“ und den „goldenen Totenkopf“. So hieß damals das zweistündige Dauerschwimmen.

Nach dem Stundenschwimmerzeugnis erwarb ich dann noch mein Rettungsschwimmerzertifikat.

Während dieser Zeit, mit 14 und 15 Jahren, wurde ich immer selbstständiger und hatte zunehmend Einblick, dass das monatliche Budget in unserer Familie, der damaligen Zeit entsprechend, nicht üppig war. Hierüber unterhielt ich mich damals auch oft mit meiner Mutter.

Wir hatten schon einiges geschafft: Die beiden kleinen Wohnzimmer wurden zu einem zusammengelegt. Ein Nachtspeicherkachelofen, der auch die oberen Zimmer bedingt beheizte, wurde eingebaut, und zwar von der Firma Hans & Söhne aus Hamburg; der Jungmonteur, der in Holm-Seppensen wohnte und wohnt und zu dem ich auch noch im Jahr 2020 Kontakt habe.

Meine Mutter, die damals nebenberuflich für eine Versicherung arbeitete, hat ihn damals schon versichert. Diese Familie des Jungmonteurs ist bis heute über unsere Familie versichert.

Das Dach im Hause der Schnoorstraße wurde im hinteren Bereich angehoben; dadurch entstanden Zimmer ohne Schrägen. Auch wurde ein Badezimmer eingebaut, das nach den damaligen Vorstellungen gut war.

Meine Eltern haben alles gemeinsam entschieden. Ich hatte den Eindruck, dass ein harmonisches, liebevolles Zusammenleben herrschte.

Vor dem Hintergrund eines angespannten Familienbudgets blieben die Themen Ausbildung, Zukunft und Lebensgestaltung sehr wichtig, und das war auch gut so, da wir über diesen Weg auch lernten, mit Geld umzugehen.

Meine Mutter war in dieser Hinsicht immer ein Vorbild, wofür ich ihr bis heute dankbar bin. Sie war gerecht, zielstrebig, hilfsbereit und nachsichtig, auch wenn ich mal schlechte Noten hatte. Dies wurde weder beschimpft noch ignoriert, sondern „positiv“ kritisch und konstruktiv besprochen.

Da wir in der damaligen Zeit vom Gehalt meines Vaters nur sparsam leben und keine nennenswerten Anschaffungen machen konnten, andererseits es für meine Mutter keine Alternative zu der von ihr gewollten ganztägigen Kindererziehung gab, suchte sie nach nebenberuflicher Arbeit.

Sie war Hausfrau, wie damals die meisten Ehefrauen, auch wenn sie vor der Geburt ihrer Kinder einen relativ guten und gut bezahlten Beruf hatte.

Da meine Mutter bestrebt war, neben der nebenberuflichen Versicherungsvermittlung meines Vaters und ihrer eigenen Versicherungsvermittlung im Sommer etwas zusätzliches Geld zu verdienen, gingen wir in den umliegenden Dörfern, z.B. in Klein Parin bei Bauer E., Erbsen und Bohnen pflücken.

Ich habe dies auch gern gemacht, konnte ich doch auch hier etwas Geld verdienen. Regelmäßiges Taschengeld bekamen wir damals nicht.

Wegen der morgendlichen Kälte hatten wir warme Kleidung dabei und darin konnte man zum Schluss des Erbsenpflückens auch gut einige Kilo Erbsen verstecken, die dann später zu Hause „eingeweckt“ wurden, so sagte man damals: Die Erbsen/Bohnen wurden in der Küche über einem mit Holz befeuerten Ofen in einem speziellen Wecktopf aus Zink eingekocht und in entsprechende Gläser gefüllt.

Auch dieses „Organisieren“ zum Schluss des Pflückens machte mir Spaß, vor allem wenn ich ein paar Kilo auf meinem Fahrrad verstecken konnte.

Ich denke, so wurde uns auch eine gewisse Schlitzohrigkeit anerzogen, die mir in meinem weiteren Leben nur positive Erfahrungen gebracht hat.

Wir standen morgens schon im Halbdunkeln auf, zwischen 3 und 4 Uhr (die Sommerzeit gab es damals noch nicht) und fuhren dann mit dem Fahrrad los. Mit im Gepäck hatten wir von unserer Mutter belegte Brote und selbst hergestellten Saft, seltener auch die beliebte weiße Brause, um uns in der Frühstückspause zu versorgen. Der Geruch an den Händen vom Erbsenpflücken vermischte sich mit den köstlich schmeckenden Broten. Von Pestiziden und Herbiziden haben wir damals noch nichts geahnt. Keiner wusste, was an unseren Händen klebte, und gewaschen haben wir uns auch nicht vor dem Essen. Aber am Feldrand an den Knick gelehnt mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen im Gesicht, schmeckte nirgendwo das Frühstück besser als dort.

Ich kann mich noch gut an ein besonderes Ereignis aus dieser Zeit erinnern: Wir waren gerade auf der Höhe des Pariner Berges, als aus dem Transistorradio die Nachricht kam, dass die Russen den ersten künstlichen Satelliten in die Erdumlaufbahn geschickt hatten; dies war am 04.10.1957.

Von da an wetteiferten die beiden Machtblöcke UdSSR und Amerika um die Vorherrschaft im Weltraum, was vorerst darin gipfelte, dass die Amerikaner 1968 erstmals zwei Menschen zum Mond schickten.

Als Lohn für das Erbsen- und Bohnenpflücken gab es damals pro Pfund (1/2 kg) 0,05 DM. Meine Mutter schaffte bis ca. 10 Uhr morgens ungefähr 3 Zentner, (150 kg), ich schaffte in der Zeit einen Zentner, d.h. meine Mutter verdiente an einem Vormittag 15 DM (ca. 7,50 €) und ich 5 DM. Dieses Geld durfte ich selbstverständlich für mich behalten, habe es aber nicht ausgegeben, sondern gespart, was meine Mutter in der Weise unterstützte, dass sie die Beträge, die ich zur Bank brachte, oft aufrundete.

Meine Mutter kaufte sich später von diesem Geld den ersten elektrischen Herd für die Küche; das war eine Arbeitsersparnis und modern; außerdem „ging man mit der Zeit“.

Ich kaufte mir später von dem verdienten und ersparten Geld ein erstes Tonbandgerät der Marke Grundig mit einem Röhrenverstärker; es war relativ schwer. Aber ich war sehr stolz, mir so ein technisches Gerät leisten zu können. Es wurde mit losen Bändern betrieben (ich glaube, die längsten waren 240 m lang). Man musste aufpassen, dass es keinen „Bandsalat“ gab.

Ich machte Sprachinterviews mit dem Mikrofon und habe mit einer direkten Steckverbindung vom Schallplattenspieler Musik aufgenommen (Elvis und die damals aktuellen Rockstars aus Amerika; später kam auch Peter Krauss dazu). Um mein Taschengeld weiter aufzubessern, habe ich in Rensefeld auch „Rüben verzogen“. Das bedeutete, dass die Rübensamen in einer Reihe ausgesät wurden. Man brauchte später aber nur eine Rübenpflanze in einem Abstand von ca. 30 cm. Der Bauer säte die Rübensamen aus (auch damals schon maschinell). Wenn die Samen „aufgelaufen“ waren, wurde in ca. 30 cm Abstand ein kleines Büschel Sämlinge stehen gelassen. Alle Pflanzen zwischen diesen Büscheln wurden umgehackt.

Die Aufgabe der Schüler war es dann, den kräftigsten Sämling stehen zu lassen (zunächst wegzudrücken), um dann die restlichen Pflanzen rauszuziehen. Somit war sichergestellt, dass die Sämlinge in einem Abstand von ca. 30 cm wachsen und sich zu einer Rübe entwickeln konnten. Diese Arbeit wurde stundenweise bezahlt. Für eine Stunde gab es 0,70 DM Lohn, für 5 Stunden Arbeit bekamen wir also 3,50 DM (ca. 1,75 €) Dies war eine sehr mühsame Arbeit, weil man ständig gebückt arbeiten oder auf den Knien kriechen musste.

Bei den gelegentlichen Aktivitäten meiner Mutter, hatte ich immer den Eindruck, dass sie auch im sonstigen Leben sehr zielstrebig und selbstbewusst war. Was sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten machen konnte, tat sie. Sie war mutig und entschlossen, und ich habe nie erlebt, dass sie sich zu irgendwelchen Dingen, die nicht ihrer Würde und ihrem Selbstverständnis entsprachen, hinreißen ließ.

Ich war sehr stolz, dass wir ein Klavier hatten, war es doch ein Symbol gewissen Wohlstandes, so meinte ich. Zunächst hatte ich deshalb auch den Wunsch, Klavier spielen zu lernen. Ich hatte damals Gelegenheit, diesen Klavierunterricht von einer Organistin, kostenlos zu bekommen. Dieses geschah wegen einer Gefälligkeit gegenüber einem Nachbarskind. Leider waren meine musikalischen Fähigkeiten nur wenig ausgeprägt, sodass ich mich eigentlich immer freute, wenn Frau K. keine Zeit hatte.

Als ich zehn Jahre alt war, machte ich eine schulische Aufnahmeprüfung, und nachdem ich diese Prüfung bestanden hatte, wechselte ich zur Mittelschule. Damals war die Basisschulform die Grund- oder Volksschule. Nur ca. 15-20% der Schüler wechselten in die Mittelschule, ca. 7% wechselten auf das Gymnasium.

Ich war und bin ein Mensch, der über ein normales Maß an theoretischer Bildung verfügt, glaube aber, dass mir genetisch eine genügende und ausreichende praktische weitere Intelligenz gegeben ist.

Als Belohnung für die Prüfung zur Mittelschule bekam ich ein Fahrrad der Marke Triepad. Darauf war ich mit meinen zehn Jahren stolz und zugleich glücklich darüber. Dieses Fahrrad wurde gepflegt, geputzt und in Ehren gehalten. Ich passte gut auf mein Fahrrad auf.

Umso betrübter war ich, als Folgendes passierte: Meine Eltern brauchten für unseren Stall neue Dachpappe. Die Dachpappe holten wir in Bad Schwartau. Sie sollte mit meinem Fahrrad transportiert werden. (Ein Auto besaßen wir noch nicht.) Aufgrund des hohen Drucks war im unteren Bereich der Fahrradgabel der Lack beschädigt worden. Ich war untröstlich, weil dieses Fahrrad für mich ein unschätzbar wertvolles Gut darstellte.

Leider verstarb mein Vater im September 1968, als ich noch in Köln studierte. Ich glaube, meine Mutter hat ihn sehr geliebt, und es war ein großer Verlust für sie; sie zeigte es uns aber äußerlich kaum.

Unsere Familie war seit Jahrhunderten immer christlich geprägt, nie sehr gläubig, wie ich von meinen Eltern und Großeltern weiß, aber die kirchlichen Rituale wie Weihnachten und Ostern wurden christlich begangen.

In Norddeutschland gab es fast nur den evangelischen Glauben, daher wurden alle anderen Glaubensrichtungen eher skeptisch betrachtet.

Meine spätere Frau, war dann die erste Katholikin, die meine Eltern näher kennen lernten. Ihr gegenüber gab es keine Vorurteile, weil sie auch wussten, dass ich sie liebe, und wir damals, 1969, schon wussten, dass wir heiraten wollten.

Das christliche Weihnachtsfest – für die Kinder auch das Fest des Schenkens – war bei uns von besonderer Bedeutung. Einerseits die Ruhe und Besonnenheit, wenn meine Mutter mit uns in die Rensefelder Kirche ging, während mein Vater zu Hause für Gemütlichkeit sorgte und das Haus dekorierte. Mein Vater freute sich, wenn alles in Ordnung war und wir ein gemütliches Heim hatten. Er bastelte für uns z.B. die Weihnachtskrippe mit der Laubsäge und Märchenlandschaften, wie z.B. Hänsel und Gretel, und versah diese Holzfiguren mit aus Fotos ausgeschnittenen Gesichtern von mir und meiner Schwester.

Da es bei uns zu der Zeit noch kein Fernsehgerät und keinen Plattenspieler gab, war das Radio das einzige technische Gerät (ich sage bewusst nicht „elektronisches Gerät“, weil es solche Geräte damals noch nicht gab).

Dieser bei uns stehende Röhrenempfänger in Nussbaum (meine Großeltern hatten noch einen schwarzen Plastikvolksempfänger) passte in die damalige Zeit. Es funktionierte nur ein Sender, weil das mechanische Transportband des Sendersuchlaufs gerissen war.

Danach entwickelte sich die Technik sehr rasant.