9,99 €
KANN DIE MAGIE IHNEN HELFEN, DEN TÖDLICHEN FLUCH ZU BRECHEN?
Als die wundervollste Nacht ihres Lebens, voller Küsse und zärtlicher Berührungen, Hazel Birds in Lebensgefahr bringt, hat sie nur einen Wunsch: den Fluch der Sirenen zu brechen, damit sie endlich mit Taro Takahashi zusammen sein kann. Vor lauter Verzweiflung vergräbt sie sich im M.U.S.E. Institute in Nachforschungen über den Ursprung ihres Fluches. Dabei stößt sie auf eine uralte Verschwörung, die alle arkanen Wesen bedroht. Und der geheime Orden, der die Fäden in der Hand hält, ist auf sie aufmerksam geworden. Nur gemeinsam haben Hazel und Taro eine Chance, die magische Gemeinschaft zu retten. Doch dafür müssen sie ihr Leben und ihre Liebe riskieren ...
»Die MAGIC&MOONLIGHT-Reihe enthält alles, was mein Leserinnen-Herz höherschlagen lässt: Spannung, Charaktere zum Verlieben und eine Cozyness, die dazu einlädt, sich mit einem Pumpkin-Spice-Latte auf dem Sofa einzukuscheln. Yvy Kazi ist aus meinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken.« THE.READING.MI
Abschlussband der MAGIC&MOONLIGHT-Reihe
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 505
Titel
Zu diesem Buch
Leser:innenhinweis
Widmung
Motto
Hazels Schlaflied
Playlist
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
Epilog
Hazels Lieder
Danksagung
Die Autorin
Die Romane von Yvy Kazi bei LYX
Impressum
Yvy Kazi
A Soul Untamed
Roman
Hazel Birds hat nur einen Wunsch: den Fluch der Sirenen zu brechen, der auf ihr liegt, damit sie mit Taro Takahashi zusammen sein kann. Obwohl die beiden wissen, dass Hazel sterben wird, wenn sie sich wahrhaft verliebt, können sie ihre Gefühle füreinander nicht mehr leugnen – auch wenn jeder Kuss und jede noch so kleine Berührung Hazel in Gefahr bringen. Schon einmal haben sie die Konsequenzen des Fluchs zu spüren bekommen, als die schönste Nacht ihres Lebens in dem grauenvollsten Moment für sie beide endete. Die Hoffnung, die sie gerade noch hatten, wurde von Schmerz und Verzweiflung ausgelöscht: Gefühle, die sie beide so nie wieder spüren wollen. Aber selbst wenn sie es schaffen sollten, sich voneinander fernzuhalten, scheint das Schicksal andere Pläne zu haben. Denn Hazel stößt bei ihren Nachforschungen am M. U. S.E. Institute auf eine uralte Verschwörung, die alle arkanen Wesen bedroht. Und der geheime Orden, der die Fäden in der Hand hält, ist auf sie aufmerksam geworden. Nur gemeinsam haben Hazel und Taro eine Chance, die magische Gemeinschaft zu retten. Doch dafür müssen sie bereit sein, ihr Leben und ihre Liebe zu riskieren …
Liebe Leser:innen,
dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte.
Deshalb findet ihr hier eine Triggerwarnung.
Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch!
Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis.
Euer LYX-Verlag
Für Sabrina und Ulli –
ich danke euch für diese wilde Reise.
Menschen, denen man alles nimmt,sind immer die gefährlichsten.
Hazel Birds
A Poem for my broken heart
A Siren’s song, a Werecat’s heart,
Bound by fate, forever apart.
Their love, forbidden, a cruel twist of fate,
A soul untamed, destined to wait.
Fortsetzung
Hush now, my darling, close your eyes tight,
As I sing you a lullaby, this starry night.
Of a sailor and a mermaid, their love so true,
Drifting off to dreamland, I’ll watch over you.
Years passed by swiftly, the sailor returned,
To the island he sailed, where his heart once had yearned.
But the mermaid was gone, lost to the deep blue,
Leaving only memories, of a love that was true.
Hush now, my darling, close your eyes tight,
As I sing you a lullaby, this starry night.
Of a sailor and a mermaid, their love so true,
Drifting off to dreamland, I’ll watch over you.
So sleep now, my darling, in dreams you shall roam,
Where sailors and mermaids find their way back home.
May their love guide your slumber, till morning’s first light,
Rest peaceful, my dear, in the arms of the night.
Hotline (edit)– Billie Eilish
Birthday – Maisie Peters
Red Lights – Haley Joelle
Anatomy – Kenzie
Hate to be lame – Lizzy McAlpine feat. FINNEAS
Feels Like – Gracie Abrams
Forget I Exist – Sam MacPherson
In My Head – Maisie Peters
Life after life – Elijah Woods
Take care – Elijah Woods
Dopamine – mehro
Fire Breather – LAUREL
We’re Getting Older – Caleb Hearn
I Tried – Daniel Seavey
Flight Risk – Tommy Lefroy
June – Chris Lanzon feat. Eluera
You’d never know – BLÜ EYES
Older – Devon Gabriella
Just Because – Sadie Jean
Haunt You – Haley Joelle
Reckless driving – Lizzy McAlpine feat. Ben Kessler
Men On The Moon – Chelsea Cutler
Sonntag, 26.03.
»Nein. Nein. Nein. Nein. Nein.«
Hastig schirme ich die Kerzenflamme mit den Händen ab, um sie vorm Erlöschen zu bewahren. Ich halte den Atem an, während ich den Docht anstarre, als könnte ich ihn durch meinen Blick zum Mitarbeiten zwingen.
Du wirst nicht ausgehen, ermahne ich ihn in Gedanken, traue mich nicht, die Worte auszusprechen, weil ich zu viel Angst davor habe, das schwache Licht dabei auszupusten.
Als ich die Kerze entzündet hatte, bat ich die weiße Magie um ein Zeichen. Ich musste wissen, wie es Hazel geht. Doch kaum leckte das Feuer an dem geflochtenen Baumwollfaden, habe ich meine Neugierde bereut. Mein Herz hat sicher einen Schlag lang ausgesetzt, als die Flamme in sich zusammengesunken ist, als wollte sie sofort wieder ausgehen. Nun, im Schutz meiner Hände, glimmt sie winzig klein vor sich hin. Mehr ein Funke als ein Feuer. Die Botschaft ist eindeutig: Hazel geht es sehr, sehr schlecht.
Innerlich fluche ich.
Taro hat nicht genau erzählt, was passiert ist, aber meine Fantasie reicht aus, um es mir zusammenzureimen: Hazel hat hier übernachtet. Mein Bruder und sie waren allein in der Wohnung. Schon seit Monaten schleichen sie umeinander herum, kaum fähig, die Finger voneinander zu lassen. Dass sie es zumindest versucht haben, liegt einzig daran, dass Sirenen sterben, wenn sie sich auf zu viel körperliche Nähe mit einer Person einlassen. Beim Morgengrauen wurde ich von Darren geweckt, der am Schlafzimmerfenster seiner Wohnung stand, während blaue Lichter eines Krankenwagens Schatten über die Wände tanzen ließen. Laut Taro war Hazel schon nicht mehr ansprechbar, als er sie auf dem Fußboden unseres Badezimmers gefunden hat. Und wenn ich den Worten ihrer Cousine Aurora glauben kann, ist sie noch immer nicht wieder bei Bewusstsein.
Komm schon, Hazel, dränge ich in Gedanken und zucke erschrocken zusammen, als ein Lachen an meine Ohren dringt, obwohl ich allein zu Hause bin. Es hallt durch meinen Kopf und klingt, als würde mich jemand verhöhnen.
Wir könnten dir helfen, lockt die Stimme der Schatten. Oh, glaub uns, uns würden so einige Wege einfallen, um deine Freundin zu retten.Mehr noch: Wir könnten die Sirene glücklich machen. Und befreien. Du musst uns nur darum bitten. Sag es, Gemma. Sag, dass du uns willst. Sag, dass du uns brauchst. – Mir läuft ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter, aber ich schweige. Nicht nur, um die Flamme zu schonen, sondern weil ich mir geschworen habe, mich nie wieder den Schatten zu beugen. Vielleicht könnten sie Hazel tatsächlich retten, doch es wäre nicht richtig. Das hier ist Hazels Kampf. Sie muss ihren eigenen Weg gehen. Ich werde sie begleiten, solange ich kann, aber am Ende entscheidet allein sie über ihr Schicksal.
Ich blinzle. Kann es sein, dass die Flamme kaum merklich heller wird und ihren unruhigen Tanz beendet? Vielleicht irre ich mich, oder aber Hazel hat soeben beschlossen, diese Welt doch noch nicht zu verlassen. Ich muss lächeln und fahre überrascht auf, als ein leises Keckern aus der Richtung meines Schreibtisches ertönt.
»Du bist aufgewacht«, sage ich an das Eichhörnchen gewandt, das sich seit Hazels Einlieferung in meiner Obhut befindet. Bis eben hat Nuts zwischen den Kristallschalen auf meiner Fensterbank geschlafen, ringt nun seine kleinen Pfötchen und sieht mich aufmerksam an. »Gute Nachrichten, Hazel scheint sich auf dem Weg der Besserung zu befinden.«
Nuts zuckt mit einem Ohr und blinzelt, als müsste es meine Worte erst verarbeiten, bevor es mit einem großen Satz auf meine Schulter springt und sich an meine Wange schmiegt. Offensichtlich ist es über den Wink der Magie ebenso erleichtert wie ich.
Ich weiß nicht, ob es sich nach dem Großen Vergessen noch daran erinnern kann, dass wir zwei einen holprigen Start hatten, weil ich es aus der Seele eines verstorbenen Menschen und einem ausgestopften Eichhörnchenkörper erschaffen habe (und es darüber gar nicht so glücklich war), aber in diesem Moment scheint unsere kleine Fehde der Vergangenheit anzugehören.
Gemeinsam betrachten wir das Licht der Kerze, das sekündlich heller wird.
»Weiter so, Hazel.«
Montag, 27.03.
Ich sitze am Esstisch und starre auf die rauschigen Schwarz-Weiß-Fotografien, die darauf ausgebreitet sind. Nicht einmal ich erkenne, was ich damit festhalten wollte. Vielleicht sind die Motive lediglich ein Ausdruck des düsteren Chaos in meinem Inneren. Ein Chaos, das ich selbst mit verantwortet habe. Hazel liegt noch immer bewusstlos im Krankenhaus. Die einzige gute Nachricht, die ich bisher bekommen habe, ist, dass sie lebt. Ihre Cousine Aurora hat Gemma gestern einen kurzen Text geschickt. Er war nur zwei Worte lang: Sie kämpft. – Ich bin mir sicher, dass sie das tut, denn Aufgeben ist keine von Hazels Stärken.
Auch wenn ich weiß, dass sie unsere gemeinsame Nacht ebenso sehr wollte wie ich, bereue ich, ihr nahegekommen zu sein. Ich hätte standhafter sein müssen. Ich hätte ihr – verdammt noch mal – entschiedener aus dem Weg gehen sollen. Wir wussten beide, dass diese Freundschaftssache nicht funktionieren wird und dass eine Beziehung eine grenzenlos dumme Idee ist. Wir haben einvernehmlich beschlossen, uns trotzdem darauf einzulassen, und die Grenzen ihres Fluches auszuloten. Dennoch werde ich den Gedanken nicht los, dass sie mein Egoismus – mein Wunsch nach Bestätigung, Befriedigung, wie auch immer – in Todesnähe gebracht hat. Ich habe keine Ahnung, ob ich mir das jemals verzeihen kann oder wie ich ihr je wieder in die Augen sehen soll, ohne Scham und Reue zu empfinden.
Ständig linse ich auf mein Handy und erhoffe mir eine Nachricht von Gemma, Aurora oder sonst wem, der mir schreibt, dass sie endlich wieder aufgewacht ist. Dass es ihr besser geht und sie mit Sicherheit überlebt. Doch bisher ist mein Wünschen vergebens. Die Tage vergehen, die Pflichten fürs Studium holen mich ein, Abgabetermine rücken näher, und in den Korrekturgesprächen sammle ich momentan eine Kritik nach der nächsten. Meine Dozenten erwarten Ergebnisse, doch alles, was ich zustande bringe, ist … Chaos. Ein Abbild der Unordnung, die mein Leben an sich gerissen hat. Wie soll ich weitermachen, solange Hazel es nicht kann? Wenn sie stirbt, ihr Bewusstsein nicht wiedererlangt oder ihr das Koma anderweitig schadet? Ich hätte wohl besser nicht googeln sollen, welche Langzeitfolgen ein Koma nach sich ziehen kann. Andererseits sagt man, dass der Fluch der Sirenen wie eine Autoimmunkrankheit wirkt. Falls Hazel während unserer gemeinsamen Nacht einer zu hohen Dosis ihrer eigenen Pheromone ausgesetzt war, wird sie sich nie wieder vollständig erholen. Selbst wenn sie überleben sollte, würden sich die Nachwirkungen des Fluches wie ein langsam wirkendes Gift durch ihren Körper fressen und ihr schleichend das Leben rauben. Allein wenn ich daran denke, verkrampfen sich meine Eingeweide. Wie konnte ich zulassen, dass es ihr so schlecht geht? Wie kann ich behaupten, sie zu lieben, und das Risiko trotzdem eingehen?
Ich würde Hazel gern im Krankenhaus besuchen – nur kann ich es nicht. Einerseits spüre ich einen unbeirrbaren Sog, der mich zu ihr zieht, aber ich muss mich ihm unter allen Umständen widersetzen, auch wenn es sich anfühlt, als würde es mich innerlich zerreißen.
Ihre Mom würde mich sicher zu ihr lassen, immerhin hat sie keine Ahnung, dass es meine Nähe war, die Hazel vergiftet hat. Doch … realistisch betrachtet würde Hazel meine Anwesenheit nur noch mehr schaden. So sehr ich es auch will: Ich kann sie nicht unterstützen. Es ist besser, dass Gemma heute allein bei ihr ist – und vermutlich die weiße Magie um ein bisschen Beistand für Hazels Genesung bittet.
Ich kenne Möglichkeiten, um dir zu helfen, kommt mir die letzte Nachricht des Hexenjägers in den Sinn. Ich habe ihm darauf ebenso wenig geantwortet wie auf alle anderen, also werde ich wohl nie erfahren, was er damit meint. Möchte er mir vielleicht anbieten, dass ich mich als Versuchskaninchen für das Serum melden könnte, mit dem sie die Studentinnen des M. U. S. E. attackiert haben? Ein Serum, das einem die arkanen Fähigkeiten raubt und mit ebenso unvorhersehbaren wie bizarren Nebenwirkungen aufwartet: vom Tod über Raserei bis zum Wachkoma. Andererseits … Wenn sich Hazel nicht erholt, würde ich das sogar in Betracht ziehen. Es erscheint mir wie eine gerechte Strafe für meine mangelnde Selbstbeherrschung.
Ein Klingeln an der Wohnungstür reißt mich aus meinen finsteren Gedanken. Fluchend wende ich mich vom Tisch ab und werfe einen raschen Blick auf die Uhr. Wow. Ich habe einen weiteren Tag sinnlos verschwendet, ohne wirklich etwas geschafft zu haben.
Es überrascht mich nicht, dass ausgerechnet Darren vor der Tür steht und mir zwei regenfeuchte Pizzakartons entgegenstreckt. Er hat sich offensichtlich Gemmas Schlüssel geliehen und selbst ins Haus gelassen, um vor dem Frühlingsregen zu fliehen, war aber zu anständig, einfach in die Wohnung zu kommen.
Mit einem verlegenen Lächeln streicht er sich durch die blonden Locken. »Hast du zufällig Interesse an einem Männerabend?«, schlägt er vor. Ob Gemma ihn auf mich angesetzt hat? Die letzten Tage war sie sehr bemüht, mich bloß nie allein zu lassen. Als würde sie denken, dass es mir besser geht, wenn sie pausenlos über Belanglosigkeiten plaudert. Ihre Aufmunterungsversuche waren wenig erfolgreich. Mir war einfach nicht nach lustigen Netflixserien, Smalltalk über Kristalle oder dem Dressieren von Hazels Haustier. Dass sie mir nun ihren Freund vorbeischickt, damit der ein Auge auf mich hat, sieht ihr ähnlich.
»Lass mich raten: Meine Schwester hat Angst davor, dass ich während ihrer Abwesenheit in meinem Selbstmitleid ertrinke«, murre ich und bedeute ihm, einzutreten.
»Eigentlich hat sie eher Angst davor, dass du alles stehen und liegen lässt und kommentarlos verschwindest.«
Was soll ich sagen? Meine Schwester kennt mich gut, allerdings nicht gut genug.
»Verlockende Vorstellung, aber ich bringe es nicht übers Herz, mein Studium abzubrechen. Noch nicht. – Fühl dich wie zu Hause. Irgendwo treibt sich auch unser felliger Gast herum. Meist hockt er auf Gemmas Fensterbank.« Statt das Eichhörnchen zu suchen, durchquere ich unsere Wohnung, öffne die Glastür zur Dachterrasse und gehe voran ins Gewächshaus. Es gibt keinen rationalen Grund dafür, dass ich noch immer hier draußen auf der Gartenlounge schlafe. Es fühlt sich lediglich an, als würden die kühle Luft und der Anblick des endlosen Sternenhimmels mich etwas weniger unruhig machen. Vielleicht ist es auch nur eine Taktik, den Ort zu meiden, der Hazel ins Unglück gestürzt hat: mein Bett.
Schweigend setzen wir uns auf die Gartenlounge und essen in einvernehmlicher Stille, bis Darren sich räuspert.
»Ich nehme an, wir reden nicht über Du-weißt-schon-wen«, vermutet er bemüht nebensächlich.
»Du meinst, wir reden nicht über die Tatsache, dass ich meine Ex-Freundin beinahe zu Tode gevögelt habe?«, gebe ich sarkastisch zurück.
»Ex-Freundin?«, fragt er so überrascht, dass ich verächtlich schnaube.
»Das ist der Part meines Geständnisses, der dich irritiert? Du denkst doch nicht, dass ich ihr nach dem Fiasko jemals wieder nahekomme? – Falls sie denn überlebt.« Mit einem Räuspern verdränge ich das verräterische Brennen hinter meinen Augen. Wenn ich mit meinen Gedanken allein bin, fällt er mir leichter, meine Gefühle beiseitezuschieben, als wenn ich dazu gezwungen bin, über sie zu sprechen. Vielleicht ziehe ich deswegen die Einsamkeit der Gesellschaft von Menschen vor.
»Ich denke, meine Meinung tut in diesem Fall nichts zur Sache«, erwidert Darren ausweichend und widmet sich wieder seiner Pizza. »Und ich bin mir sicher, dass Hazel sich erholt. Sie ist taff.«
»Wie du meinst.« Irgendwie ist mir der Appetit vergangen. Meine Eingeweide fühlen sich schon wieder an, als würden sie sich lieber verknoten, statt Nahrung zu verdauen. Ich stelle meinen Karton ab und wische meine Hände an einer Serviette sauber.
Darren räuspert sich erneut. »Darf ich ehrlich zu dir sein? Ich bin nicht nur hier, weil Gemma mich darum gebeten hat, dir notfalls einen Kristall an den Kopf zu werfen, um dich an der Flucht vor dir selbst zu hindern«, gesteht er und klingt erstaunlich ernst. »Du erinnerst dich daran, dass du mich letztens um einen Gefallen gebeten hast? Ich habe mich daraufhin in den Hexenforen des Darknets ein wenig umgehört und siehe da: Der Name der Firma, über die Hazel recherchiert hat, ist diverse Male aufgetaucht.«
»Animalis?«, frage ich und weiß nicht, ob es mich überrascht.
»Du scheinst nicht das einzige Wertier zu sein, dem man an Vollmond eines der Arzneimittel von Animalis verabreicht hat – und das sich dadurch unfreiwillig offenbart hat. Der Magie sei Dank war dein Outing nur vor uns und in einer Realität, die die meisten vergessen haben. Andere eurer Art hatten da weniger Glück.«
»Du meinst, sie haben sich ebenfalls während der Behandlung in einer Tierarztpraxis in einen Menschen verwandelt?«
»Exakt. Es gibt im Darknet offensichtlich Listen mit Tierärzten, die selbst ein Teil der arkanen Gemeinschaft sind und die daher bevorzugt von Wertieren aufgesucht werden, falls diese an Vollmond Hilfe brauchen. Die aufgelisteten Ärzte behandeln die Vorfälle diskret, trotzdem haben sich einige von ihnen in den Foren gemeldet, um sich darüber auszutauschen.«
»Stell dir den Skandal vor, wenn so etwas bei jemandem wie Hazels Mom passieren würde«, überlege ich laut. Sie weigert sich, alles Arkane als real zu akzeptieren. Ein Tier, das sich vor ihren Augen in einen nackten Menschen verwandelt … Der Aufschrei wäre noch weit über die Grenzen New Yorks hinaus zu hören.
»Wir können nicht ausschließen, dass das Provozieren solcher Vorfälle ein Teil des Plans von Animalis ist«, wirft Darren ein. »Ein medialer Skandal, ein Zwangsouting der Wertiere, das Serum als scheinbare Lösung, um sich der Nicht-nur-Hexen-Jagd zu entziehen … Wenn ich von Dad eine Sache gelernt habe, dann dass manche Menschen einiges in Kauf nehmen, um ihr Ziel zu erreichen.«
»Vor allem wenn wir bedenken, dass der Geschäftsführer von Animalis ein ausgebildeter Hexenjäger ist«, stimme ich zu.
»Das Gerücht habe ich in den Foren ebenfalls gelesen. Was auch immer das alles zu bedeuten hat: Wir sollten verdammt vorsichtig sein.«
Ich kann Darren nicht widersprechen. All diese Sachen, wie die sich ergänzenden Wirkungen der Animalis-Arzneimittel … Sie klingen auf makabre Weise logisch. Dass es eindeutige Verbindungen zwischen Animalis, den Hexenjägern und ihrem Plan, die arkane Gemeinschaft auszurotten, gibt, lässt sich nicht leugnen.
»Wenn der Plan der Hexenjäger die Auslöschung aller Arkanen ist, wird diese Sache irgendwann eine Wendung nehmen. Sie werden nicht ewig im Verborgenen agieren«, vermute ich. »Sie werden etwas tun, das uns zum Handeln zwingt; uns beispielsweise die Tarnung rauben. Das Serum, das die Brüder der Rose beim Angriff aufs M. U. S. E. verwendet haben, führt bei manchen Menschen zu Raserei. Was, wenn diese Nebenwirkung gar nicht so unerwünscht ist? Sie könnten Vorfälle provozieren und sie dazu nutzen, uns in der Öffentlichkeit als gefährlich hinzustellen.«
»Uns erst in den Medien als gefährlich hinstellen, die verängstigte Bevölkerung auf uns hetzen – und dann ein vermeintliches Wundermittel als Lösung unserer Probleme präsentieren. Klingt durchaus nach etwas, das ich derart verblendeten Menschen zutrauen würde«, pflichtet Darren bei.
»Hazel sagte, dass es Bestrebungen gibt, den Fluch der Sirenen und Tritonen aufzuheben. Dadurch würden sie sich zwangsläufig bei Wasserkontakt outen.«
»Passt ins Bild«, stimmt Darren zu. »Wer sich dem entziehen will, wählt das Serum. Es ist eine Win-win-Situation für die Hasser alles Arkanen. Und im Fall von Animalis dank der Arzneimittelpatente vermutlich auch ein finanzieller Gewinn.«
»Aber nach allem, was ich zusammen mit Hazel in der Bibliothek des M. U. S. E. gelesen habe, würden diese Leute die Hilfe eines wirklich talentierten Zirkels brauchen, um den Fluch aufzuheben. Der Fluch ist uralt und mächtig. Es wird nicht viele Hexende geben, die dazu in der Lage sind, ihn zu brechen.«
»Verstehe. Ich halte weiterhin die Augen offen, ob ich im Netz irgendetwas darüber höre, dass Zirkel in und um New York von Animalis kontaktiert wurden.«
»Oder von Butler Manor, Adam James – irgendjemandem, der in dieser Sache drinhängt.«
Darren nickt und widmet sich wieder seiner Pizza, als der Nachrichtenton meines Handys erklingt. Obwohl ich seit Tagen auf eine Mitteilung aus dem Krankenhaus hoffe, zucke ich zusammen. Mein Herz schlägt viel zu schnell, während ich das Benachrichtigungsfenster anstarre.
WhatsApp. Eine ungelesene Nachricht von Gemma.
»News aus dem Krankenhaus«, murmle ich entschuldigend, entsperre das Telefon und überfliege den Text.
Gemma:Hazel ist wach und halbwegs orientiert. Sie wird noch eine Zeit brauchen, um sich zu erholen, aber sie wird es überleben.
Ich atme erleichtert auf, als mir nicht nur ein Stein, sondern eine ganze Gerölllawine vom Herzen fällt. Sie ist wach. Sie lebt. Und mit etwas Zeit kann sie sich erholen. Wenn ich mich von ihr fernhalte, wird es ihr gutgehen. Das ist alles, was ich mir vom Universum erhofft habe. Dass sie eine zweite Chance bekommt, um zukünftig klügere Entscheidungen zu treffen.
Sie lebt.
Scheiße. Ich war noch nie so kurz davor, vor Erleichterung zu weinen. Allein Darrens Anwesenheit hält mich davon ab, meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
»Hazel geht es besser«, sage ich knapp, räuspere mich, lege mein Handy beiseite und sehe Darren eindringlich an. »Diese Sache mit Animalis bleibt unter uns. Kein Wort zu Gemma. Ich will nicht, dass sie sich noch mehr sorgt.«
»Sorgt?«, fragt Darren und schnaubt amüsiert. »Wir reden von Gemma. Sie würde darauf bestehen, sich persönlich um diese Angelegenheit zu kümmern. Sie sagt zwar, dass sie nach den Erfahrungen mit den Schatten vorsichtiger ist, aber Gemma bleibt Gemma. Sie würde sich selbst opfern, um die Welt zu retten.«
Auch wenn es klingt, als sollte es ein Scherz sein, reicht ein Blick, um mich zu versichern, dass wir uns einig sind: Diese Sache bleibt unter uns.
Montag, 27.03.
»Hazel?«
Mir ist, als hätte eben schon einmal jemand meinen Namen gesagt. Doch statt mich wieder ins Traumland gleiten zu lassen, wiederholt sich die Stimme, hallt als Echo durch meinen Kopf und steigert sich zu einer Lautstärke, die tausend kleine Glassplitter hinter meiner Stirn explodieren lässt.
Autsch, ist mein erster halbwegs klarer Gedanke nach Tagen des Deliriums. Es geht mir schlecht, aber ich erinnere mich daran, dass es noch viel schlimmer war. Wie der Schmerz sich so heftig durch meine Eingeweide gefressen hat, dass ich mich übergeben musste.
Ich brauche mehrere Anläufe, bis ich es schaffe, meine Augen zu öffnen. Sie brennen so entsetzlich, als wären sie mit Schleifpapier bearbeitet worden. Immer wieder verschwimmt meine Sicht, bis sich das Bild einer weißen Zimmerdecke herauskristallisiert. Mein Mund fühlt sich so staubtrocken an, als wäre er mit Sand befüllt. Während ich versuche, mich aufzusetzen, sticht mir etwas in den Handrücken. Träge hebe ich meine Hand vor die Augen und erblicke einen Zugang, der eigentlich nur eine Schlussfolgerung zulässt: Ich befinde mich in einem Krankenhaus.
Na super.
Ich lasse meinen schmerzhaft pulsierenden Kopf wieder auf das viel zu harte Kissen sinken. Nur vage kann ich mich daran erinnern, dass ich bei Taro übernachtet habe und es mir nicht gut ging. Dass ich die Beschwerden meines Körpers ignoriert habe, um mir vom Universum ein wenig Liebe zu erschleichen. Mir war klar, dass die Quittung kommen würde, aber nicht, dass sie so unmittelbar erfolgt – und nicht so verdammt schmerzhaft. Mein ganzer Körper fühlt sich an, als hätte ich jeden einzelnen Muskel überstrapaziert. Und obwohl die kleinste Regung ein heißes Feuerwerk aus Schmerz erzeugt, friere ich erbärmlich. Zu wissen, dass einem etwas schaden könnte, und es dann tatsächlich zu spüren, sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.
»Hazel?«, höre ich eine Stimme, die mir bekannt vorkommt.
Ich nehme wahr, dass jemand auf meiner Bettdecke sitzt. Erneut schlage ich die Augen auf, betrachte die junge Frau mit den blonden Zöpfen und rabenschwarzen Augen. Mein Gehirn braucht einen Moment, um sie zu verorten, aber ich erinnere mich an sie.
»Ophelia?«, frage ich matt.
Sie schenkt mir ein schüchternes Lächeln und nickt. »Willkommen zurück unter den Lebenden. Wir haben uns alle wirklich Sorgen um dich gemacht«, sagt sie so leise, dass ich sie kaum höre. Vielleicht redet sie auch normal, und nur das Blut, das unnatürlich laut in meinen Ohren rauscht, übertönt alles.
»Ich bezweifle, dass ich tot war«, bringe ich irgendwie hervor, aber meine Stimme gehorcht mir kaum. Zumindest hoffe ich, dass der Tod etwas friedlicher ist. Die letzten Tage waren eine nicht enden wollende Qual. Es hat sich angefühlt, als würde sich etwas glühend Heißes mit scharfen Krallen durch meine Adern wühlen, um sich an die Oberfläche durchzuarbeiten. Man sagt so oft, dass es die wahre Liebe wert ist, dafür alles in Kauf zu nehmen, aber ich habe zum ersten Mal gespürt, was das für mich bedeuten würde. Und es war so grausam, wie sich jeder einzelne Beitrag über den Fluch der Sirenen liest.
Als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnehme, drehe ich den Kopf und bereue die Regung, da mir kurz so schwindelig wird, als säße ich in einem Karussell. Es dauert einige Sekunden und tiefe Atemzüge, bis die Welt um mich herum wieder zur Ruhe kommt.
Auf der Fensterbank sitzt eine junge Frau, die mir ein aufmunterndes Lächeln schenkt. Ich weiß, dass ich sie kennen müsste, doch mein Verstand arbeitet noch immer wie in Zeitlupe. Rosa Haare, Kleid, Strickmantel, Unmengen an Schmuck. Definitiv kenne ich diese Person, und es ist mir peinlich, als mein Gehirn die passende Notiz in den Karteikarten meines Langzeitgedächtnisses wiederfindet. Gemma. Es hat viel zu lang gedauert, meine beste Freundin zu erkennen.
Sie seufzt. »Bedauerlicherweise ist die Geisterwelt so gar nicht mein Spezialgebiet, daher sind wir alle sehr dankbar dafür, dass du beschlossen hast, noch eine Weile bei uns zu bleiben.« Mit einem Zwinkern schwingt sie sich von der Fensterbank, greift nach einer Wasserflasche auf dem Nachttisch, schenkt mir ein und hilft mir anschließend beim Aufsetzen. Ich wünschte, ich könnte das alles allein, doch die Lageänderung sorgt für eine erneute Schwindelattacke, bei der mir kurz übel wird.
»Nuts geht es übrigens gut. Es bleibt so lange bei uns, bis du dich erholt hast«, sagt sie mit sanfter Stimme.
Nuts – mein Eichhörnchen. Ich erinnere mich.
Nachdem ich ein paar Schlucke getrunken habe, lasse ich mich wieder auf die Kissen sinken. Meine Zunge fühlt sich noch immer widerlich an. Es ist, als könnte ich die Schmerzmittel, die dank des Tropfs durch meinen Körper fließen, regelrecht schmecken.
»Wie bin ich hierhergekommen?«, frage ich matt.
»Taro hat erst einen Krankenwagen gerufen, dann deine Cousine kontaktiert. Seit deiner Einlieferung haben wir dich abwechselnd im Auge behalten«, erklärt Gemma. »Ich, Aurora, deine Mom und Ophelia – wer auch immer gerade Zeit hatte.«
»Ihr seid so lieb«, erwidere ich gerührt. Auch wenn ich mich an nichts – außer Schmerzen – erinnern kann, bin ich ihnen dankbar. »Wie geht es Taro?« Ist es seltsam, dass einer meiner ersten Gedanken ihm gilt? Aber warum hat Gemma ihn nicht erwähnt? War er nicht hier?
»Du kennst ihn«, antwortet sie ausweichend. »Er kommt schon zurecht. Es ist ihm wirklich nicht leichtgefallen, sich von dir fernzuhalten, aber unter den gegebenen Umständen hielt er es für das Beste, nicht herzukommen.«
Ophelia senkt den Blick auf ihre Hände und schüttelt den Kopf. »Ich schätze deine Expertise sehr, und es tut mir leid, dir zu widersprechen, aber ich habe einmal kurz mit Taro geredet, und er wirkte nicht, als käme er zurecht. Es ging ihm definitiv nicht gut. Am Tag, nachdem du eingeliefert wurdest, saß er unten auf einer der Bänke vor dem Haupteingang. Es regnete pausenlos, und er ist trotzdem nicht gegangen. Er hatte schreckliche Gewissensbisse, weil er dich in Gefahr gebracht hat. Wirklich. Ich weiß nicht, ob ich jemals einen so gebrochenen Menschen gesehen habe.«
Gemma öffnet den Mund, als wolle sie etwas erwidern, und seufzt. »So kann man es natürlich auch sagen.«
»Aber Taro hat mich nicht in Gefahr gebracht«, gebe ich mit aller Vehemenz zurück, die ich aufbringen kann. »Diese Sache, die passiert ist, war einvernehmlich. Es gibt nichts, was ihm leidtun müsste.«
Ich komme mir momentan ohnehin erbärmlich vor, doch mein Schamgefühl wächst ins Unermessliche, während ich mich daran erinnere, weswegen es mir so dreckig geht. Ich bin hier, weil Taro und ich eine Grenze überschritten haben. – Und alle wissen es. Jede meiner Freundinnen weiß, was wir getan haben. Auch wenn weder Gemma noch Ophelia aussehen, als wären sie mir deswegen böse, ist mir die Sache unangenehm. Es ist, als hätte ich mir die Worte »ja, wir hatten in jener Nacht Sex« mitten auf die Stirn tätowiert.
Dass Taro nicht hier – an meiner Seite – ist, macht die Sache nicht angenehmer. Allein an ihn zu denken schmerzt, als hätte er ein großes, finsteres Loch in meine Brust gerissen. Vermutlich hat Gemma ihm ausgerichtet, wie es mir geht, doch es ändert nichts daran, dass seine Abwesenheit die lauteste Botschaft ist, die je an mich übermittelt wurde. Er ist nicht bei mir, weil ihn sein schlechtes Gewissen davon abhält. Vielleicht auch, weil er tatsächlich Angst davor hat, dass seine Nähe mir noch mehr schaden könnte. Rein rational betrachtet begreife ich, warum er sich fernhält. Und trotzdem tut es unfassbar weh, als mir erneut bewusst wird, was mich der Fluch der Sirenen alles kostet: nicht nur eine monogame Beziehung und meinen Traum von einer eigenen kleinen Familie, sondern auch Momente des Kraftspendens und Händchenhaltens. Jede Art von Intimität.
»Ms Campbell hat mich für heute von den Seminaren freigestellt, um dich zu besuchen«, holt mich Ophelia aus dem Meer meines Selbstmitleids. »Ich kann nicht behaupten, dass ich deswegen traurig wäre. Seit dem Überfall auf das M. U. S. E. ist die Stimmung sehr gedrückt. Nicht nur wegen der Todesfälle. Einige der Studentinnen, denen man das Serum injiziert hat, haben all ihre arkanen Fähigkeiten eingebüßt und mussten des M. U. S. E. verwiesen werden. Ich weiß, dass wir alle oft mit unseren Gaben hadern, aber nicht jede von ihnen war glücklich darüber, sie zu verlieren.«
»Das kann ich mir vorstellen. Gibt es etwas Neues von Sofia?«, frage ich besorgt, als sich die Erinnerungen an den Überfall in mein Bewusstsein drängen. Sofort habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich bin schließlich nicht die Einzige, der es mies geht, und im Gegensatz zu mir kann Sofia nichts für ihre Situation. Sie war nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Die Brüder der Rose haben der Todesfee das Serum injiziert und sie zu einer beinahe unkontrollierbaren Waffe gemacht. Sie ist eine Gefahr für ihre Umwelt. Doch wie sieht es in ihrer Seele aus?
Ophelia blickt noch immer auf ihre Hände und schüttelt den Kopf. »Es gibt keine Neuigkeiten. Zumindest keine positiven. Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass es nicht so einfach ist, eine unzähmbare Todesfee … sicher zu verwahren.«
»Verwahren? Du meinst, sie haben sie eingesperrt?« Mir fröstelt, als Ophelia nickt.
»Es ist schrecklich, doch momentan fällt niemandem eine andere Lösung ein. Sie suchen eine Art Gegenmittel, aber …« Ophelia ringt die Hände. »Keiner weiß ganz genau, woraus das Mittel von Animalis besteht und wie es wirklich funktioniert. Das macht die Suche nach einem Gegenmittel so gut wie unmöglich.«
»Denkst du, dass es magische Wege geben könnte, eines zu entwickeln?«, wende ich mich an Gemma, die lediglich mit einer ihrer schmalen Schultern zuckt.
»Wenn wir jemals an eine Ampulle des Serums kommen sollten, können Darren und ich versuchen, es herauszufinden. Wie wir wissen, ist die Kombination aus Biochemie und Magie ziemlich mächtig.« Gemma räuspert sich, als wollte sie mich darauf hinweisen, dass ich genau deswegen hier liege. Die Mischung aus Pheromonen und Magie hat zumindest in meinem Fall ganze Arbeit geleistet.
»Also brauchen wir etwas von dem Serum«, murmle ich. »Unsere To-do-Liste wird einfach nicht kürzer.«
»Der oberste Punkt auf deiner sollte sein, wieder gesund zu werden«, wirft Gemma ein.
»Mit dieser Fluch-Sache ist wirklich nicht zu spaßen«, stimmt Ophelia mit einem derart mitleidigen Blick zu, dass ich ihn kaum ertrage.
Seufzend taste ich nach meinem Handy und weiß nicht, was ich mir davon erhoffe. Jemand hat es aufgeladen, doch es zeigt keine ungelesenen Nachrichten an. Vor allem keine von Taro. Ich spüre einen Stich der Enttäuschung, wie einen Dolchstoß mitten durchs Herz. Auch wenn ich nicht mehr genau vor Augen habe, was in dieser einen verhängnisvollen Nacht passiert ist, habe ich eine dunkle Vorahnung: Diese Sache zwischen Taro und mir ist endgültig vorbei. Ich habe ihn belogen; habe behauptet, dass es mir gut geht, nur damit er mir nahe ist. Ich habe ihn manipuliert. Das wird er mir sicher nie verzeihen. Und vielleicht irre ich mich, aber so wie ich ihn kenne, wird er auch sich selbst nicht verzeihen. Wahrscheinlich wird er sich die Schuld an meinem Zustand geben. Und wenn es so ist? Werden ihn keine Worte vom Gegenteil überzeugen können. Ich habe so lange gebraucht, um ihn dazu zu kriegen, diese Art von Nähe zuzulassen – und habe mit nur einer Nacht alles ruiniert. Diese Sache zwischen uns – sie ist vorbei. Diese Erkenntnis gräbt sich erneut schmerzhaft durch meine Adern. Nur auf eine andere Weise als die Folgen des Fluches. Keine Ahnung, welche Mischung aus Ohnmacht und Schmerz sich verheerender anfühlt.
Als ich mein Handy weglege, streift mein Blick ein Plüschtier, das auf dem Nachttisch liegt. Es ist ein kleiner flauschiger Corgi, der mich sehr an unseren Hund Bina erinnert. Bestimmt war er ein Mitbringsel von Mom.
»Was habt ihr eigentlich meiner Mutter erzählt, weswegen ich hier bin?«, frage ich unangenehm berührt. Auch wenn meine Mom ein durch und durch vernunftbetonter Mensch ist, hat sie sich bestimmt Sorgen gemacht – und das tut mir leid.
»Nur, dass du plötzlich bewusstlos geworden bist«, antwortet Gemma und spielt mit dem Anhänger einer ihrer Halsketten. »Sie hat darauf bestanden, dich komplett durchchecken zu lassen. Blutwerte, CT, Drogenscreening, alles. Es hätte ja sein können, dass Taro dir K.-o.-Tropfen oder andere Drogen verabreicht hat.«
»Hat sie das so gesagt?«, frage ich entsetzt und kann den schockierten Unterton nicht unterdrücken. Nie im Leben (in keinem seiner sieben Katzenleben) würde er so etwas tun.
Gemmas einzige Antwort ist ein erneutes Schulterzucken, das mich fassungslos macht. Wie kann Mom ihm so etwas zutrauen? Ich weiß, dass sie generell nicht begeistert davon ist, wenn ich mich mit Männern treffe, aber sie sind nicht der Ursprung alles Bösen.
»Sie war eben besorgt und hat nach irgendeinem rationalen Grund gesucht, der es ihr leichter macht, die Situation zu akzeptieren«, erklärt Gemma – viel zu verständnisvoll für meinen Geschmack.
»Mom hätte einen Grund, wenn sie nicht alle, die über arkane Dinge reden, als psychisch krank abstempeln würde«, murre ich. Sie hat selbst Dad – der kurz nach meiner Geburt aufgrund des Tritonen-Fluches gestorben ist – nicht wirklich zugehört. Laut ihr war seine Todesursache plötzliches Herzversagen. Dass es ihm schon davor Woche für Woche schlechter ging, hat sie offensichtlich ebenso ignoriert wie die Tatsache, dass Dad und ich unter haargenau derselben Sache leiden. Vermutlich wäre sie eher dazu bereit, zu akzeptieren, dass wir an einem noch nicht näher erforschten Gendefekt erkrankt sind, als über die Existenz von tödlichen Flüchen auch nur nachzudenken.
»Vielleicht sollten wir dir ein wenig Ruhe gönnen«, schlägt Gemma mit Blick auf den Überwachungsmonitor an meinem Bett vor. An Moms Engstirnigkeit zu denken ist offensichtlich nicht gut für meine Herzfrequenz. »Ist es okay, wenn ich Taro sage, dass es dir besser geht? Ophelia hat recht: Er macht sich wirklich Sorgen.«
»Natürlich«, antworte ich rasch, dabei wäre es mir so viel lieber, wenn er sich selbst melden würde. Er muss ja nicht vorbeikommen, eine Textnachricht würde mir reichen. Ich habe nach Ophelias Worten einfach Angst, dass er sich mit Gewissensbissen quält, die er nicht haben müsste.
Bevor ich dazu komme, zu protestieren, verabschieden sich Gemma und Ophelia – und so lasse ich sie gehen. Sie haben beide ihr eigenes Leben. Gemma hat Taro versprochen, ihm Neuigkeiten aus dem Krankenhaus mitzubringen, und Ophelia wird am M. U. S. E. zurückerwartet.
Kaum haben sie das Zimmer verlassen, hieve ich meine Beine über die Bettkante und warte, bis sich der kurze Schwindelanfall legt. Ich fühle mich zittrig und schwach. Wahrscheinlich vollkommen normal, wenn man die letzten Tage zu wenig gegessen und getrunken hat. Außerdem spüre ich Muskelkater am ganzen Körper. Dennoch kämpfe ich mich aus dem Bett – und damit irgendwie zurück ins Leben.
Wenn ich einen endgültigen Beweis dafür gebraucht hätte, dass ich mich mit der Beziehung zu Taro einer Illusion hingegeben habe und meine Kindheitswünsche nach einer Familie für immer begraben muss – die letzten Tage waren es. Wahrscheinlich lag Aurora von Beginn an richtig: Für diese Geschichte ist kein Happy End vorgesehen.
Vielleicht ist der Begriff aber auch einfach irreführend. Für einen kurzen Augenblick war ich schließlich glücklich. Aber die Geschichte von zwei Menschen endet nie, wenn sie selig sind – sondern spätestens dann, wenn einer von beiden stirbt.
Dienstag, 28.03.
Ich atme tief durch, hebe die Hand – und zögere. Gemma hat mir gesagt, in welchem Zimmer Hazel liegt und dass sie noch mindestens zwei Tage zur Überwachung bleiben muss. Statt anzuklopfen, lasse ich die Hand wieder sinken und lehne die Stirn gegen das kühle Türblatt.
Was tust du hier?, frage ich mich, nicht zum ersten Mal.
Ich habe ein Seminar geschwänzt, um herzufahren. Und jetzt? Stehe ich seit bestimmt einer Viertelstunde im Flur, aber bringe es nicht übers Herz, Hazel zu besuchen.
Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, lag sie bewusstlos auf dem Boden unseres Badezimmers. Der Anblick ihres blassen, zitternden Körpers hat sich in mich eingebrannt. Ich werde nie vergessen, wie es sich angefühlt hat, sie aufzuheben und in mein Bett zu tragen. Mein Bett, in dem ich seit jener Nacht nicht mehr geschlafen habe. Zu gern würde ich die Zimmertür vor mir öffnen und mich davon überzeugen, dass es Hazel wieder besser geht. Das Bild in meinem Kopf ausradieren. Verdrängen, dass ich eine Mitschuld daran trage, dass sie überhaupt im Krankenhaus ist. Doch ich kann es nicht. Der Teil in mir, der mich förmlich anschreit, dass ich mich von ihr fernhalten soll, ist stärker. Er gewinnt.
Was soll ich auch tun? Zwei Meter Abstand einhalten, um ihr nicht noch mehr zu schaden, und dann sagen, wie leid mir alles tut? Dass ich mich ihr nie wieder nähern werde. Ich denke, wir können beide darauf verzichten, dass ich ihr erneut das Herz breche. Das habe ich in der Vergangenheit bereits viel zu oft getan, obwohl ich es nie wollte. Und trotzdem habe ich das Gefühl, es ihr schuldig zu sein, diese Sache in Würde zu beenden, statt den Schwanz einzuziehen wie ein verängstigter Hund.
Ich sollte verschwinden. Werde verschwinden. Jetzt.
Gerade als ich mich von der Tür abstoße und zum Gehen wende, höre ich Schritte, die sich nähern, und eine Stimme, die mir vage bekannt vorkommt.
»Sieh an. Hat sie die Katze mal wieder vor die Tür gesetzt?«
Meiner Kehle entweicht ein leises Knurren, als ein gewisser Hexenjäger neben mir stehen bleibt und mich amüsiert mustert.
»Wird das jetzt unser Ding? Dass ich dich vor Türen einsammle, während du um Einlass bittest? Könnte mir gefallen.«
»Pass auf, was du sagst«, warne ich mit Gedanken an die Wunde, die er Hazel zugefügt hat. Es war sein Dolch, der ihr eine Narbe am Oberarm verpasst hat. Und ich war da, in der Nacht, in der seine Leute das M. U. S. E. angegriffen haben. Ich habe dabei geholfen, das unheilvolle Chaos zu beseitigen, das sie hinterlassen haben. Irgendwann einmal habe ich Hazel gesagt, dass ich diesem Typen zur Strafe für seine Taten gern die Nase brechen würde – daran hat sich seitdem nichts geändert.
Offensichtlich lässt ihn meine Warnung ziemlich kalt. Mit einem Schulterzucken schiebt er sich die Hände in die Taschen seiner abgewetzten Lederjacke. »Ich bin übrigens etwas traurig darüber, dass du mir nie auf meine Nachrichten antwortest. Aber offensichtlich warst du zu sehr damit beschäftigt, deine kleine Freundin mit deiner Nähe zu töten.«
Wütend beiße ich die Zähne aufeinander. Ich weiß, dass er mich nur provozieren will – aber … Verdammt! Es funktioniert. Mit jedem seiner Worte nimmt die brodelnde Anspannung in meinem Inneren zu.
»Also … Willst du jetzt zu ihr reingehen oder weiterhin mit der Tür kuscheln? Sollte Letzteres der Fall sein, würde ich dich bitten, nur kurz beiseitezutreten, damit ich mit Hazel sprechen kann.« Er macht eine so selbstgefällige Geste, dass ich meine Hände zu Fäusten balle, um einen Teil meiner Anspannung abzubauen.
Jeremiahs Blick folgt der Bewegung. Er blinzelt, bevor er kaum merklich den Kopf schüttelt. »Glaub es mir oder nicht, du kannst dir deine Energie sparen. Ich bin nicht euer Feind. Meinetwegen könntest du Hazel haben, aber ich brauche sie lebend.«
»Wofür?«, ist alles, was ich herauspresse.
»Das würde ich gern mit ihr persönlich besprechen. Wie du siehst, bin ich unbewaffnet.« Er dreht sich im Kreis, als wollte er, dass ich sein Jeans-Lederjacken-James-Dean-Gedächtnis-Outfit zur Kenntnis nehme.
»Wie du meinst.« Ich kann selbst nicht glauben, dass ich von der Tür zurückweiche, um ihm Platz zu machen. Es ist die demütigendste Kapitulation meines Lebens. Aber Hazel ist erwachsen. Sie hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie ihre eigenen Entscheidungen trifft. Wenn sie mit dem Jäger reden will, wird sie es tun. Ich bin nicht ihr Bodyguard. Dennoch komme ich mir vor, als würde ich sie im Stich lassen. Auch wenn sich alles an diesem Moment falsch anfühlt und ich diesem Typen nicht so weit traue, wie ich spucken kann, überlasse ich ihm das Feld.
»Tu ihr nicht weh«, ist alles, was ich sage, als ich mich endgültig zum Gehen wende.
»Nicht freiwillig«, erwidert er knapp. »Sollte ich es doch tun, weiß ich, vor wessen Tür ich sie absetzen kann, damit sie gesund gepflegt wird.«
Wenn das ein Scherz sein soll, ist es der schlechteste, den ich je gehört habe. Keiner von uns beiden lacht.
Nach einem letzten Blickwechsel reiße ich mich los.
Ich beneide den Jäger ehrlich darum, mit was für einer Selbstverständlichkeit er bei Hazel anklopft. Als er den Raum schließlich betritt, ist das mein Signal, zu verschwinden. Was auch immer hier geschieht liegt nicht mehr in meiner Macht.
Stimmen auf dem Flur haben mich aus einem eigenartigen Traum gerissen, der mir nachhängt. Ich setze mich auf, als es an der Tür klopft – und blinzle. Auch nach einem Tag Ruhe fühlt sich mein Kopf noch immer an, als wäre er in warme, klebrige Zuckerwatte gehüllt, daher kann ich ihm nicht verübeln, dass er überfordert ist, als JJ eintritt, aber direkt hinter der Tür verharrt.
»Darf ich?«, fragt er und macht eine Geste, als wollte er sichergehen, ob es okay ist, wenn er sich nähert.
»Willst du beenden, was jemand anders begonnen hat?«, gebe ich zurück und bedeute ihm, sich zu rühren. Im Moment hätte ich ohnehin nicht die Macht dazu, mich zu wehren, sollte er irgendwo unter seinem T-Shirt ein Messer ins Krankenhaus geschmuggelt haben.
»Ich verzichte – auf jede erdenkliche Weise«, versichert er und schenkt mir den Ansatz eines Lächelns. Sein Blick zuckt zu den Überwachungsmonitoren an meinem Bett. »Mir lag nie etwas daran, dir zu schaden. Keiner von euch.«
»Das wirkte anders, als du mich mit deinem Dolch attackiert hast.« Unwillkürlich taste ich nach der Narbe an meinem Oberarm, die immer noch gelegentlich zwickt und laut der Krankenpflegerin des M. U. S. E. vermutlich nie so ganz verheilen wird.
Schritte auf dem Flur lassen JJ zur Tür herumfahren, als würde er fürchten, dass jemand hereinkommt und uns gemeinsam ertappt. Täuscht es, oder atmet er erleichtert auf, als sie sich wieder entfernen?
»Es ist keine gute Entschuldigung, aber als ich dich angegriffen habe, war ich nicht ganz bei Sinnen. Und der Überfall auf euer College …« Er verstummt und reibt sich unangenehm berührt den Nacken. »Ich heiße ihn nicht gut, aber ich hatte auch keine Möglichkeit, ihn zu verhindern. Zumindest keine, bei der ich meine Tarnung hätte aufrechterhalten können.«
Ich erinnere mich, dass er mich beim Überfall kurz zur Seite genommen hat, weil er mich warnen wollte, aber es ändert nichts daran, dass er dennoch beteiligt war. Mehr noch: dass er die anderen Jäger vermutlich sogar aufs Gelände gelassen hat, immerhin trug er eine der Broschen, mit deren Hilfe man das magisch gesicherte Eingangstor des M. U. S. E. öffnen kann. Höchstwahrscheinlich die seiner Schwester.
»Hör zu«, sagt er. »Ich verstehe, dass es ein echt ungünstiger Moment ist, um dich um etwas zu bitten. Und ich kann nachvollziehen, dass dein Vertrauen in mich beschränkt ist. Aber ich muss mit dir über eine Sache sprechen. An einem etwas weniger öffentlichen Ort.«
Ich weiß nicht, welches Schmerzmittel dafür verantwortlich ist, dass ich laut auflachen muss, doch das kann nur ein Witz sein. »Du denkst, ich würde mich freiwillig mit dir an einem Ort treffen, an dem wir allein sind?« Sofort habe ich die Bilder von Ophelias älterer Schwester Cathy vor Augen. Davon, wie sie sich im verlassenen Leuchtturm mit einem Hexenjäger getroffen hat. Wie ihr das Serum verabreicht wurde und sie seitdem eine Gefangene in ihrem eigenen Geist ist. – Ohne Wahrnehmung der Außenwelt, ohne Kontrolle über den eigenen Körper. Fast so, als wäre ihre Seele an eine Parallelwelt ohne Ausweg gebunden. Für kurze Zeit in ihrem Bewusstsein festzustecken war die beängstigendste Erfahrung, die ich bisher machen musste. Auf eine so unvorstellbare Art und Weise gruselig, dass sie selbst den Angriff auf das M. U. S. E. oder meine Vergiftung übertrifft. Ich wäre lieber tot, als mir das Serum verabreichen zu lassen und von da an in mein Innerstes gesperrt zu sein.
»Überleg es dir in Ruhe. Okay? Ich kann es nicht riskieren, mich mit dir in der Öffentlichkeit zu zeigen. Tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber du bist zu leicht zu googeln. Ein Foto von dir, Rückwärts-Bildersuche, und Dad weiß, wer du bist. Was du bist. Das kann ich mir nicht erlauben.«
»Warum bist du dann überhaupt hier, wenn es für dich so gefährlich ist, dich mit einer Studentin des M. U. S. E. in der Öffentlichkeit zu zeigen?«
»Weil ich deine Hilfe brauche. Und nicht nur ich – eure ganze Gemeinschaft wird sie brauchen. Wie gesagt: Überleg es dir. Dein Freund hat meine Handynummer. Melde dich, sobald du dich entschieden hast.«
»Sekunde«, bitte ich, während er sich zum Gehen wendet, als wäre alles gesagt. »Meinst du Taro?«
»Hast du noch einen anderen Freund außer dem, der bis eben vor deiner Tür herumgeschlichen ist und sich nicht hereingetraut hat?«
»Taro war hier?«, frage ich vollkommen verwirrt und werfe einen Blick auf mein Handy. Keine Nachricht. Er hat sich nicht angekündigt. Aber wenn er wirklich hier war: Warum ist er nicht hereingekommen?
Weil er sich Vorwürfe macht, beantworte ich mir meine Frage selbst.
Taro ist Taro. In der Nacht, bevor ich ans M. U. S. E. gezogen bin, ist er extra durch die ganze Stadt gefahren, um sich von mir zu verabschieden, nur um es sich vor unserer Haustür anders zu überlegen und wieder umzudrehen. Ophelia hat mal erzählt, dass Katzenmenschen sich oft ambivalent verhalten – und auf Taro trifft es definitiv zu. Herzukommen, nur um von Selbstzweifeln geplagt unverrichteter Dinge wieder abzuziehen, passt so perfekt ins Bild, dass ich nicht daran zweifle, dass er tatsächlich hier war.
»Aber warum hat er deine Telefonnummer?«, frage ich irritiert. Denn zumindest der Part von JJs Schilderung ergibt für mich keinen Sinn.
»Hat er dir nichts davon gesagt?«
»Taro ist nicht der Typ, der aus dem Nähkästchen plaudert«, ist alles, was mir dazu einfällt. Es ist nicht ganz die Wahrheit. Wenn Taro sich durchringen kann, einem zu vertrauen, würde er einem alles offenbaren – außer den Dingen, vor denen er einen beschützen will.
»Weswegen hat er deine Handynummer?«, wiederhole ich. Was habe ich verpasst? Wie kam es dazu? Wann hatte Taro Kontakt zu JJ? Und warum? Ich dachte, Taro kann den Hexenjäger nicht ausstehen. Wie konnte er mir so etwas Wichtiges verschweigen? Welche Informationen hat er außerdem noch zurückgehalten? Ich habe unzählige Fragen. – Und trotzdem ist es ausgerechnet die Tatsache, dass JJ und Taro hinter meinem Rücken Kontakt hatten, die mich neugierig darauf macht, was JJ gern mit mir besprechen möchte.
Ich taste nach meinem Handy, entsperre es und strecke es in JJs Richtung aus. »Speicher deine Kontaktdaten ein«, fordere ich.
Er zögert, ehe er sich einen Ruck gibt und mir den Gefallen tut. »Eine Sache noch«, sagt er und klopft mit dem Daumen gegen das Smartphone, bevor er es mir zurückgibt. »Eve hat mir erzählt, dass ihr zwei euch nicht unbedingt gut verstanden habt. Sie ist keine Freundin von Sirenen. Aber ich kann dir versichern, dass sie uns dennoch unterstützen würde, wenn sie könnte. Sie denkt in dieser Sache genauso wie ich.«
»Eve?«
»Eve James, meine Schwester und deine Dozentin«, bestätigt er mit einem traurigen Lächeln und räuspert sich. »Lass uns wann anders über meine Familie sprechen. Erhol dich erstmal. Und dann melde dich.«
Mit einem Nicken lege ich mein Handy neben mir ab, als es an der Tür klopft. Für einen winzigen Moment habe ich die Hoffnung, dass Taro sich vielleicht doch noch dazu überwinden kann, mir Gesellschaft zu leisten, aber sie verfliegt, als ausgerechnet meine Cousine Aurora das Zimmer betritt.
Vielleicht hat JJ ihren abschätzigen Blick aus mehreren Gründen verdient, dennoch ist es mir unangenehm, wie offensichtlich angewidert sie die Nase rümpft, während sie ihm bedeutet, den Raum zu verlassen.
»Ich sollte gehen«, bestätigt er, nickt ihr kurz zu und zieht sich zurück.
Aurora starrt ihm nach, als wollte sie sichergehen, dass er artig die Tür hinter sich schließt – und nie wieder zurückkommt.
»Normalerweise würde ich begrüßen, dass du dich mit mehreren jungen Männern triffst, statt dich von einem von ihnen in den sicheren Tod treiben zu lassen, aber … Irgendetwas an ihm war komisch. Und ich meine seltsam komisch, nicht lustig komisch.«
»Er ist ein Hexenjäger.«
Aurora blinzelt mich so überrascht an, als wäre sie sich nicht ganz sicher, ob sie sich vielleicht verhört hat. »Dein Männergeschmack ist und bleibt lausig. Wahrscheinlich hätte ich dich nie vor den Brüdern der Rose warnen sollen. Da du immer das Gegenteil von dem tust, was ich dir sage, war irgendwie absehbar, dass du mit einem von denen anbändelst. Davon abgesehen bin ich froh zu sehen, dass du dich von deinem letzten Fehltritt langsam erholst.«
Ich spare es mir, sie darauf hinzuweisen, dass Taro kein Fehltritt war. Aurora würde es ohnehin überhören.
Sie setzt sich mit übergeschlagenen Beinen auf den Stuhl an meinem Bett und atmet tief durch. »Ich weiß, dass unsere letzte Begegnung ein Streit war, aber ich bin trotzdem erleichtert, dich in deinem Bett sitzen zu sehen. Als ich davon gehört habe, dass die Brüder der Rose das M. U. S. E. angegriffen haben – dass es Opfer gab –, dachte ich erst, dass du vielleicht deswegen hier bist.«
»Zumindest in dem Moment hatte ich mehr Glück als andere«, murmle ich mit Gedanken an Sofia. »Sie haben einigen Studentinnen das Serum gespritzt, das auch Cathy bekommen hat. Nur scheint es bei jeder anders zu wirken.«
»Verstehe.« Sie sieht an mir vorbei und zum Fenster hinaus. Immer wenn ich ihre ehemalige Freundin erwähne, bilden sich kleine Fältchen um ihre Lippen – als wäre das Zusammenpressen ihr Pendant zum Zähne-Aufeinanderbeißen. Ihr persönliches Zeichen höchsten Unmutes. Dennoch wechsle ich das Thema nicht.
»Als ich in Cathys Geist gefangen war, sagte sie, dass die Drahtzieher hinter Animalis den Fluch der Sirenen aufheben wollen«, erinnere ich. »Sie planen irgendetwas, aber ich begreife noch nicht, was es mit dem Angriff auf das College zu tun haben könnte.«
»Es bedeutet in jedem Fall nichts Gutes. Wenn sie den Sirenenfluch anrühren, wird es so oder so unser Ende sein«, sagt Aurora bitter. »Entweder wir verraten irgendwann bei Wasserkontakt versehentlich unsere zweite Natur oder lassen uns alternativ das Zeug mit unbekannten Nebenwirkungen injizieren. Dann ist es wohl besser, wenn ich Cathy besuche, solange ich es noch kann.«
»Du willst zum Tottenville Sanatorium?«, frage ich überrascht, denn soweit ich weiß, hat Aurora Cathy in den vergangenen Jahren nie einen Besuch abgestattet.
Mit einem Seufzen lehnt sie sich im Stuhl zurück und starrt zur Zimmerdecke hinauf. »Als du mir letztens gestanden hast, dass du bei Cathy warst, habe ich mich schrecklich gefühlt. Ich war nicht wütend auf dich, sondern mich. Es war, als hättest du etwas getan, das ich schon seit Monaten vor mir herschiebe. Vielleicht habe ich etwas zu emotional auf deine Erzählung über Cathy reagiert, aber …« Statt den Satz zu beenden, setzt sie sich auf und schüttelt den Kopf. »Aber ich danke dir trotzdem dafür, dass du bei ihr warst. Um ehrlich zu sein, fehlte mir dafür immer die Stärke. Oder der Mut. Ich habe es nicht ertragen, Cathy so zu sehen und zu wissen, dass es meine Schuld ist. Dass sie all diese Sachen auf sich genommen hat, weil sie dachte, dass sie uns mit ihrem Opfer eine Zukunft ermöglichen könnte.« Aurora räuspert sich. Bei jedem unserer Zusammentreffen hat sie mich dafür getadelt, zu emotional zu sein. Doch jetzt, in diesem Moment, glänzen Tränen in ihren Augen. Tränen, die sie nicht länger zurückhält. Als sie spricht, höre ich die Bitterkeit aus jedem ihrer Worte. »Mom hielt Gefühle immer für eine Schwäche. Für etwas, das man unter keinen Umständen zulassen darf.« Mit einer flüchtigen Geste wischt sie sich über ihre feuchte Wange und schnaubt verächtlich. Als sie mich ansieht, trifft mich ihr Blick mitten ins Herz. Noch nie zuvor habe ich meine sonst so stolze Cousine dermaßen verletzlich erlebt, und es rührt mich, dass ich diese Seite von ihr sehen darf. So sehr, dass meine Augen zu brennen beginnen.
»Glaub es oder nicht, aber dich bewusstlos hier liegen zu sehen und nichts für dich tun zu können war eine der schlimmsten Erfahrungen, die ich bisher machen musste. Ich dachte, du stirbst. Und warum? Weil du auf dein Herz gehört hast. Trotz allem, was sie uns lehren. Trotz allem, was ich dir gesagt habe. Ich war unfassbar wütend auf dich, weil du dich wie ein dummes, trotziges Kleinkind verhalten hast. Aber auch stolz, weil du so viel mutiger und stärker warst, als ich es je gewesen bin.« Sie zögert, ehe sie eine Hand in meine Richtung ausstreckt. Ihre Geste wirkt wie die Wiederholung des Friedensangebotes, das ich beim letzten Mal ausgeschlagen habe. Auch dieses Mal gehe ich nicht darauf ein. Ich kann einfach nicht anders, als dichter an sie heranzurutschen und meine Arme auszubreiten. Es ist die Einladung zu einer Umarmung. Und zum ersten Mal in meinem ganzen Leben nimmt Aurora sie an und drückt mich fest an sich. Ich spüre ihre Hand an meinem Hinterkopf, wie sie mir einen Kuss auf die Schläfe haucht, und höre, wie sie Worte murmelt, die in einem Schluchzen untergehen.
»Ich habe dich doch lieb, kleines Vögelchen«, sagt sie unter Tränen und raubt mir den letzten Rest meiner Selbstbeherrschung. Nie zuvor hat es sich so befreiend angefühlt, all den Schmerz, die Enttäuschung, die Verletzung und den Kummer einfach rauszulassen.
Hier sind wir. Zusammen. Und teilen den Schmerz, etwas zu fühlen, das uns verboten ist. Etwas zu wollen, das wir nicht haben dürfen. Vielleicht war ich bisher zu blind, um früher zu verstehen, dass Aurora die große Schwester sein könnte, die ich mir immer gewünscht habe.
»Ich bin immer für dich da. Hörst du?«, murmelt sie, als hätte sie meinen Gedanken gelauscht. Aurora streicht mir erneut durch die Haare, bevor sie sich kaum merklich zurückzieht und mein Gesicht mustert, als wollte sie sichergehen, dass es mir gut geht. Mit einem verzweifelten Lachen wischt sie sich ihre Wangen trocken und betrachtet die verschmierte Wimperntusche an ihrem Handrücken. »Na super. Da mache ich ja gleich einen richtig guten Eindruck, wenn ich Cathy besuche.«
»Du willst jetzt sofort zu ihr?«, frage ich überrascht.
Aurora räuspert sich und nickt entschlossen. »Immerhin bin ich jetzt schon einmal in Tottenville. Und es wird Zeit. Ich hätte das längst tun sollen. Deine Botschaft … Ihre Worte an mich sind mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Und auch wenn sie mich vielleicht nicht hört oder mir zumindest nicht antworten kann, wollte ich sie wenigstens einmal wissen lassen, dass ihre Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen. Ich meine: Es sind nur drei kleine Worte. Immerhin die bin ich ihr schuldig, wenn ich sonst schon nichts für sie tun kann. Oder nicht?«
Lächelnd mustere ich meine Cousine. »Das klingt gut. Und wenn du mich fragst, hast du nie schöner ausgehen. Ich denke, Cathy würde mir recht geben, dass Emotionen dir stehen.«
Aurora lacht beinahe schüchtern, aber es ist mein Ernst: Ehrlichkeit macht Menschen so viel schöner, als jedes Make-up es könnte.
»Nur eine Sache noch«, bemerke ich, als sie sich erhebt und verabschiedet. »Ich habe dich auch lieb. Und ich bin stolz auf dich.«
Aurora misst mich mit einem Blick, den ich nicht deuten kann. »Ich habe mir immer gewünscht, dass Mom mal so etwas zu mir sagt, und war mein ganzes Leben lang neidisch auf dich, weil du mit deinen Gefühlen so unbeschwert umgehst.«
»Dafür habe ich die Quittung bekommen.«
»Denkst du denn, dass die kurze Illusion von Glück das alles hier wettmacht?«, fragt sie, ohne jeden Spott in der Stimme. Sie wirkt ehrlich interessiert.
Das ist eine gute Frage. »Ich weiß es noch nicht. Ich denke, ich werde eine Zeit brauchen, das Geschehene zu verarbeiten. Der Sex an sich war die Schmerzen vielleicht nicht wert, aber … Ich bereue trotzdem nichts. Für einen kurzen Augenblick fühlte sich meine Welt perfekt an – und zumindest die Erinnerung an diesen Moment aus Wärme und bedingungslosem Vertrauen kann mir niemand nehmen.«
»Verstehe.« Aurora zögert, bevor sie über ihren Schatten springt. »Die anderen haben dir gesagt, dass er jeden Tag hier war?«
»Taro? Von jeden Tag war keine Rede«, entgegne ich. Allerdings wirkte Gemma ohnehin, als würde sie das Thema gern verschweigen, bis es mir wieder besser geht.
»Er saß in jeder freien Minute auf der Bank vor dem Haupteingang oder mit seinem Laptop in der Cafeteria und hat versucht, dort zu arbeiten. Ständig hat er auf sein Handy gestarrt, als würde er auf eine Nachricht hoffen. Ich war zu wütend auf ihn, um mit ihm zu sprechen, aber ich habe wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass er kein rückgratloses Arschloch ist, das meine Cousine ausnutzt und sich dann einfach verpisst.«
»Das ist das Netteste, was du je über Taro gesagt hat.«
»Taro«, wiederholt Aurora und seufzt. »Okay. Wie du meinst. Ich werde mir seinen Namen merken.«
»Ich korrigiere: Das war das Netteste, was du je über einen meiner Freunde gesagt hast.«
»Dein Männergeschmack ist und bleibt fragwürdig.«
»Dein Frauengeschmack hingegen ist exzellent. Cathy ist wundervoll, also geh endlich zu ihr.«
Ich weiß, dass ihr der Besuch bei Cathy nicht leichtfällt, aber sie tritt ihn an. Und das macht Aurora zumindest in meinen Augen zu einem der mutigsten Menschen, den ich kenne. Jeder hat Ängste, doch nicht alle Menschen schaffen es, sich ihnen zu stellen.
Erst als Aurora die Tür hinter sich schließt und vollkommene Ruhe über mich hereinbricht, kommt mir wieder in den Sinn, was JJ eben gesagt hat. Bei all dem, was ich in den letzten Tagen zu verarbeiten hatte, ist es beinahe untergegangen, doch nun ist der Gedanke präsenter denn je: Taro war vorhin hier. Und laut Aurora war er es jeden einzelnen Tag. Aber irgendetwas hat ihn davon abgehalten, den letzten Schritt zu tun und dieses Zimmer zu betreten. Obwohl es mich enttäuscht, kann ich es verstehen. Wahrscheinlich ist uns beiden bewusst, dass wir nicht weitermachen können wie bisher. Dass es keinen Weg zum Ziel, aber auch keinen drum herum gibt. Wir hatten nur diese eine Nacht – und zahlen noch immer dafür. Jeder auf seine Weise. Wir werden zusammen nie glücklich werden können, da jede Sekunde in der Nähe des anderen eine permanente Versuchung ist. Eine, der wir nicht nachgeben dürfen, wenn ich das Martyrium der letzten Tage nicht wiederholen will. Niemand braucht mir zu sagen, wie nahe ich dem Tod war; ich habe es gespürt. Der Schwindel in Taros Nähe ließ sich noch ignorieren, aber die letzte Warnung ist angekommen. Selbst mein stures Ich muss akzeptieren, dass mir der Fluch eindeutige Grenzen aufgezeigt hat. Und es geht in dieser Sache nicht nur um mich. Auch Taro wird einiges durchgemacht haben, sonst hätte er nicht versucht, hier in der Cafeteria zu arbeiten, statt mit seinem gewohnten Leben weiterzumachen.
Es gibt für uns keine Zukunft. Wir würden auf ewig umeinander herumschleichen und vielleicht irgendwann beschließen, den aufgebauten Druck woanders abzubauen. Vielleicht könnten wir lernen, damit umzugehen, aber kein Kompensationsverhalten der Welt würde mir geben, was ich immer wollte: eine Familie. Alle Auswege, die mir in den Sinn kommen, sind nur weitere Lügen, um das Unvermeidliche hinauszuzögern. So sehr ich es auch wünschte: Diese Sache mit uns kann nicht funktionieren, solange der Fluch existiert.
Das Serum von Animalis? Zu experimentell. Auf keinen Fall möchte ich wie Cathy enden. Den Fluch anderweitig aufheben? Ein Ding der Unmöglichkeit, solange niemand weiß, wie er gewoben worden ist. Laut den Aufzeichnungen am M. U. S. E. hat es einen wirklich mächtigen Zirkel gebraucht, um ihn zu wirken. Wer sagt, dass er überhaupt gebrochen werden kann? Davon abgesehen fällt es mir immer noch schwer, mir vorzustellen, dass ich dadurch wie eine der Figuren auf den Gemälden im M. U. S. E. aussehen würde. Allein bei dem Gedanken daran, dass mir bei Wasserkontakt ein Fischschwanz wachsen könnte, rieselt mir eine eiskalte Gänsehaut den Rücken hinab. Es wäre zu bizarr.