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Reinhard Sievers

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Beschreibung

Wolf Siebel hat seinen Pilotenschein gemacht. Atemberaubende Erlebnisse und wunderschöne Ausblicke begeistern ihn beim Fliegen. Das entspannt ihn auch von seinem Beruf als Direktor einer Hamburger Bank. Dort passiert ein heimtückischer Mord. Kommissarin Mary Fischer übernimmt den Fall. Siebel lädt sie zu einem Flug nach Sylt ein. Berauschende Szenen im Meer und in den Dünen bringen die beiden näher; sie werden ein Paar. Wer war der Mörder an dem Vorstandsmitglied der Hamburger Bank? Er stand bei der Verwirklichung eines interessanten Geschäftes im Wege. Mary Fischer klärt den Fall und sie bekommt ein Kind. Wolf Siebel ist bei der Geburt seiner Tochter dabei: Szenen berstender Spannung und des Glücks. Weitere aufregende und sinnliche Ereignisse folgen und es geht auch um die Frage: "Was ist wichtig?"

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Seitenzahl: 64

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Inhalt

Teil

1 Der Traum vom Fliegen

2 Ein riskantes Geschäft

3 Wie überzeugt man einen Boss?

4 Lebensgier

5 Weichenstellung

6 Abgehoben

7 Ein hässlicher Mord

8 Eine neue Bekanntschaft

9 Liebe im Meer

10 Man kann nicht immer gewinnen

11 Verhaftet

12 Ein atemberaubender Flug

13 Ertappt

14 Notlandeübungen

Teil

15 Ein neues Leben

16 Die feine Gesellschaft

17 Die Geburt

18 Wie man eine Bank macht

19 Fluchtburg

20 Frühe Heimkehr

21 Karl und der Adler

22 Was ist wichtig?

I. Teil

1 Der Traum vom Fliegen

Es ist Zeit, die Landung vorzubereiten«, knurrt Heitmann seinen Flugschüler an. Seine Ungeduld bricht unverhohlen aus ihm heraus. Ihm fehlt der Schluck »Captain Morgan« zum Frühstückskaffee. Frau Anders, die Sekretärin seiner Kieler Flugschule, hatte es schon wieder versäumt, die leere Flasche durch eine volle zu ersetzen.

Flugschüler Siebel dreht die einmotorige Sportmaschine in den Landeanflug ein; seine feuchten Finger kleben an der Check-Liste. Er will unbedingt eine gute Landung hinlegen. Immerhin ist es seine 15. Flugstunde. Nur bei einer sanften Landung kann er damit rechnen, endlich die Freigabe zum Alleinflug zu erhalten und den Brummbären Heitmann loszuwerden. Bis zur Flugprüfung würde er dann immer noch mindestens 20 Stunden fliegen müssen, aber allein und frei und ohne nörgelnden Begleiter.

»Sagen Sie laut, was Sie jetzt vorhaben!« fordert Heitmann seinen Schüler auf.

Siebel, die Check-Liste zur Seite legend, betet auswendig die für den Landeanflug erforderlichen Schritte herunter:

»Gemischregler: voll reich, Vergaservorwärmung: ein, Autopilot: aus, Drehzahl runter auf 1700 Umdrehungen pro Minute, Landeklappen auf 10°, wenn Geschwindigkeit unter 85 Knoten. Anschweben mit 65 Knoten, Aufsetzen mit Klappenstellung 40°.«

Der Flugplatz Kiel-Holtenau ist in Sicht. Der Tower hat die Bahn 08 für die Landung vorgegeben. Der Seitenwind zwingt Siebel dazu, die Nase der Maschine leicht in den Wind zu drehen; dadurch bekommt die Cessna eine stabile Lage und Siebel muss den Kurs nicht ständig korrigieren.

Flach schwebt die Maschine über die vor der Landebahn liegende Straße; die Autofahrer schauen auf.

Siebel lenkt die Maschine mit den Pedalen von der Landebahn herunter auf den Rollweg. Heitmann hat während des Landeanfluges bis jetzt kein Wort gesagt.

»Was will er denn noch, die Landung war doch butterweich«, denkt Siebel. Doch auch ein seitlicher Blick auf seinen Lehrer bringt diesen nicht zum Sprechen. Erst als die Maschine auf dem Vorfeld zum Stehen kommt und der Motor ausgestellt ist, sagt Heitmann beim Aussteigen: »Drehen Sie jetzt drei Platzrunden allein. Ich werde Sie vom Tower aus beobachten.«

Kaum hat Heitmann die Tür hinter sich zugeschlagen, spürt Siebel, wie sich sein Puls beschleunigt.

Ein innerer Druck auf die Ohren kommt hinzu. Statt des erhofften Aufatmens nasse Hände. Nach dem Wiederanlassen des Motors und der Freigabe durch den Tower lenkt Siebel die Maschine über den Rollweg bis kurz vor die Startbahn. Nach Checkliste überprüft er die Funktion der Klappen an den Tragflächen und die Instrumente. Diese immer wieder geübten Checks lassen ihn für einen Augenblick sein rasendes Herz vergessen. Und es geht ihm noch ein Spruch durch den Kopf, der auf einem Plakat für alle Flugschüler immer wieder gut lesbar steht: »Es gibt alte Flieger und es gibt tollkühne Flieger, aber es gibt keine alten, tollkühnen Flieger!«

»D-KA abflugbereit«, meldet er dem Tower.

»Start frei, Wind aus 160 Grad mit 15 Knoten«, ist die Antwort. Siebel fährt auf die Startbahn und bringt die Maschine in Position. Während er den Gasschalter reinschiebt und die Maschine zitternd mit Vollgas startet, wird ihm fast schwarz vor Augen. »Das hast du doch immer gewollt«, sagt er mit lauter Stimme zu sich selbst. Und gegen den Motorenlärm brüllt er: »Endlich frei, endlich allein, ich kann alleine fliegen!«

Bei 70 Knoten Geschwindigkeit zieht er leicht am Steuerhorn, die Maschine hebt ab, wird sanft vom Seitenwind abgedrängt und schwebt Höhe gewinnend über der Kieler Förde. Keine Angst mehr, pures Glücksgefühl.

2 Ein riskantes Geschäft

Siebel lässt sich in seinen Schreibtischsessel fallen. Aus seinem mit Glaswänden umgebenen Arbeitszimmer blickt er in das Großraumbüro. 40 Kreditsachbearbeiter sind ihm unterstellt. Das ist sein Reich, das er in den letzten 5 Jahren in der Hamburger Nordländer Bank immer weiter ausgebaut hat. Dabei ist er mit seinen 38 Jahren immer noch der jüngste Abteilungsleiter in der Bank. Er fühlt sich voll fit und hat Spaß an seinem Job. Wenn da nur nicht diese alten Säcke im Vorstand wären, die nichts mehr verstehen. An denen ist doch die Zeit längst vorbeigegangen, denkt er.

Die Mitarbeiter sitzen an sechseckigen Tischen. Die vor ihnen aufgestellten Bildschirme sind in einen halbhohen Schrank eingebaut; vor dem Schrank verbleibt eine Arbeitsfläche, auf der sich Zeitungen und Notizen türmen.

Früher waren die Mitarbeiter jeweils zu zweit in einem Arbeitszimmer untergebracht. Seit den Erfolgen des Silicon Valley ist das nicht mehr zeitgerecht. Das Großraumbüro ist angesagt. Die ständige Diskussion unter den Mitarbeitern soll beflügeln. Einige laufen jetzt mit Kopfhörern herum, um sich überhaupt mal auf die zu erledigende Arbeit konzentrieren zu können.

Siebels Blick trifft auf eine der jüngeren Mitarbeiterinnen, Anna Satori. Sie liebt es, im Stehen zu telefonieren. Siebel genießt es. So können seine Augen ihre sanften Rundungen abgreifen. Ihr Anblick lässt ihn in eine leichte Trance verfallen. Eine wohlige Wärme durchströmt ihn.

Ihr kurzer Rock ist waffenscheinpflichtig, denkt er, während er sich vorstellt, wie seine Hand über ihre sanfte Haut an ihren Beinen hochgleitet und sich irgendwo im Ungewissen verliert.

Mit einem Kopfschwung wirft Anna Satori ihr langes schwarzes Haar herum und schaut zu Siebel, als wenn sie seine Blicke gespürt hätte. Siebel setzt sich gerade hin und murmelt: »Bleib sauber, Junge.« Bisher war er bei Kolleginnen reiner Augentäter gewesen; er nimmt sich vor dabei zu bleiben. Aber es gefällt ihm, wie ihn die Mädels anschauen. Er scheint noch eine Sünde wert zu sein.

»Wir brauchen dringend neue Impulse für unser Geschäft«, denkt Siebel. Das Kreditgeschäft mit den Firmenkunden dümpelt so vor sich hin. Dabei hat die Nordländer Bank ehrgeizige Wachstumsziele und ohne Wachstum sieht Siebel am Jahresende auch keinen Bonus.

»Was können wir tun?«, grübelt er. Eine Möglichkeit wäre es, so geht es ihm durch den Kopf, sich den Unternehmensneugründungen, den Start-Ups, zu widmen. Siebel weiß zwar, dass durchschnittlich nur eines von 10 Start-Ups die Aufbauphase überlebt. Man muss sich also sehr gründlich mit der Geschäftsidee des Start-Ups beschäftigen und die Risiken abwägen. Aber wenn ein Unternehmen durchhält, ist es in der Regel ein lohnendes Investment.

Vor einigen Tagen war Siebel auf einem Empfang von einem Kunden auf einen Start-Up-Plan angesprochen worden. Der Kunde betreibt eine bereits von seinem Vater gegründete Warenhauskette; sein Vermögen hat die Milliardengrenze überschritten. Er plant, seinen Sohn bei einem Start-Up zu unterstützen. Sein Sohn, Alex Languth, möchte mit seinem geplanten Unternehmen Drohnen zum Pakettransport einsetzen. Das ist zwar keine ganz neue Idee, aber keiner hat es bisher gewagt. Zu groß waren bisher die Zweifel. Gibt es für die Nutzung des Luftraumes eine Genehmigung? Wie erreicht man den Empfänger?

Alex ist überzeugt, dass die Probleme lösbar sind. Die Genehmigung für die Nutzung des Luftraumes müsste zu erlangen sein, wenn man klare Regeln festlegt, wann und wo die Drohnen fliegen dürfen. Außerdem müssten die Drohnen Sensoren haben, um Zusammenstöße mit Menschen, Tieren oder Gegenständen zu vermeiden. Helfen bei der Erlangung der Genehmigung müsste doch auch, dass die Umwelt geschont wird: viel weniger Abgase.

Und das Problem der Zustellung vor Ort? Die Einrichtung von Paketboxen wäre viel zu teuer. Aber es müsste möglich sein, mit dem Kunden per Handy zu vereinbaren, wann und wo genau geliefert wird. Wenn der Kunde dazu bereit ist, wird vor dem Haus geliefert. Der Kunde muss die Lieferung durch