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Kurzgeschichte, die als Vorspann und Parodie zum berühmten Paradoxon „Achilles und die Schildkröte“ des griechichen Philosophen Zenon geschrieben wurde. Im Anhang findet sich das originale Paradoxon mit Erläuterungen aus moderner Sicht. Für philosophisch Interessierte mit Sinn für Ironie. Dirk Müller studierte Linguistik und Philosophie. Er arbeitet als Sachbuchautor und Redakteur.
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Titelbild: Achilleus bei Lykomedes, etwa 240 n. Chr., Louvre
Foto: Jastrow
Edition Klassik
Eine kurze Vorgeschichte zu „Achilles und die Schildkröte“
Achilles war der schnellste Läufer im alten Griechenland. Er hatte schon viele Ölzweige bei den Olympischen Spielen gewonnen. Eines Tages aber forderte ihn der Igel zu einem Wettkampf heraus.
„Du jämmerlicher Zwerg willst mich besiegen?“, lachte Achilles. „Wart’s ab“, erwiderte der Igel.
Der Igel tat, was Igel immer tun, wenn sie gegen Schnellere gewinnen wollen: Er verabredete sich mit einem zweiten Igel. Er ließ Achilles laufen, doch am Ziel tauchte der zweite Igel auf. Achilles aber war beim Denken nicht so schnell wie beim Laufen und fiel darauf herein. So erntete der Igel vor aller Augen die Siegesprämie, für Achilles blieb nichts als Spott.
Niedergeschlagen ging er zum weisen Aenon und fragte um Rat. „Du bist aber auch ein Trottel“, sprach Aenon und erklärte ihm den Trick. „Wenn du losläufst, sieht das der zweite Igel und taucht aus seinem Versteck auf. Um gegen den zu gewinnen, müsstest du schneller sein als das Licht.“
„Das Licht?“, fragte Achilles verständnislos. „Ja, schneller als das Licht. Es braucht ein bisschen, um vom Start zum zweiten Igel zu kommen. Erst dann weiß der zweite Igel, dass er dran ist. Sonst taucht er zu früh oder zu spät auf.“
Achilles hatte nicht ganz verstanden, aber weil er in seiner Sportlerehre gekränkt war, reagierte er sofort.
„Na gut“, sprach er, dann bin ich beim nächsten Mal eben schneller als das Licht.“
Jetzt war Aenon verblüfft, und er staunte gleich noch mehr, als Achilles fortfuhr: „Du weißt doch so viel. Kennst du eine Trainingsmethode dafür?“
Aenon wollte ihn zur Tür hinauswerfen, da kam ihm ein Gedanke.