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Geld ist ein heikles Thema. Viele Menschen sind überfordert, wenn es um die private Altersvorsorge, um Ratenkredite, um die Risiken von Anlagen geht. Nicht wenige stecken den Kopf in den Sand und ignorieren den Kontostand. Andere verheddern sich im Kleingedruckten oder vertrauen ihrer Bank – und verlieren nicht selten Geld dabei. Dirk Müller, Deutschlands bekanntester und ehrlichster Finanzexperte, erklärt Schritt für Schritt, schlüssig, klar – und sogar unterhaltsam –, was es mit Finanzen, Versicherungen und Anlagen auf sich hat. Er geht ein auf die speziellen Fragen jedes Lebensalters und jeder Lebenslage, denn während der Ausbildung sind andere Aspekte wichtiger als im Ruhestand. Besonderes Augenmerk legt Müller auf die von Laien nicht zu erkennenden Fallstricke eines jeden Finanzproduktes, er klärt auf über Vorzüge und Risiken. Dank Müller weiß der Leser bei seinen tagtäglichen Entscheidungen in Finanzdingen, worauf er sich einlässt.
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Seitenzahl: 454
Dirk Müller
Cashkurs
So machen Sie das Beste aus Ihrem Geld: Aktien, Versicherungen, Immobilien
Knaur e-books
Was kann ich tun mit meinem Geld? Wie spare ich am besten? Ist das der richtige Ratenkredit? Woran erkenne ich eine riskante Anlage? Wie sorge ich vor? Was sind die besten Aktienstrategien? Dirk Müller erklärt für Einsteiger ebenso wie für erfahrene Anleger gewohnt humorvoll und leicht verständlich die wichtigsten Fragen rund ums eigene Geld. Ob Umgang mit Geld, Versicherungen oder Anlagen, er zeigt die Fallstricke und weist hin auf Vorzüge und Risiken. Damit Sie Ihre Finanzen stets im Griff haben – und kein Geld verlieren.
»Wenn mein Bankberater nur ein einziges Mal so unverschlüsselt mit mir über Finanzgeschäfte geredet hätte …« Der Stern über Crashkurs, den großen Bestseller zur Finanzkrise
Die Welt scheint mal wieder verrückt geworden zu sein. Die Tagesschau beginnt immer häufiger mit den Berichten über den Euro und die Staatsverschuldungen. Die Menschen auf der Straße spüren, dass irgendetwas nicht stimmt und wohl gewaltig schiefläuft, aber was? Jeder weiß, es ist jetzt dringender denn je, sich um sein Geld und seine finanzielle Zukunft zu kümmern. Dennoch bleibt es meist bei dem vagen Gedanken. Aus Furcht vor der Unkenntnis und der Sorge, etwas falsch zu machen, starrt man die Schlange an und unternimmt gar nichts. Das ist mit Sicherheit die schlechteste Variante. Um in gefährlichen Situationen richtig reagieren zu können, muss man die Situation zunächst einmal einschätzen können. Die Grundlage dazu habe ich mit meinem ersten Buch »C(r)ashkurs. Weltwirtschaftskrise – oder Jahrhundertchance« gelegt, dessen unterhaltsame Lektüre ich Ihnen zum tieferen Verständnis des Finanzsystems und der weiteren Entwicklung dringend ans Herz legen möchte. Viele Leser haben mir geschrieben, dass sie das Buch binnen zwei Tagen durchgelesen hatten und immer wieder irritierte Reaktionen ihrer Lebensgefährten erleben mussten, weil sie ständig zwischen spontanen Lachattacken und verblüfftem »… unglaublich!« schwankten.
Um es auf den allerwichtigsten Punkt für den Moment zu reduzieren: Geld entsteht in unserem System, indem jemand einen Kredit aufnimmt. Jeder Euro, jeder Dollar, der in Umlauf ist, steht irgendwo als Kredit in den Büchern der Finanzwelt. Dem Schuldenberg des Staates steht auf der anderen Seite ein gleich großes Guthaben gegenüber. Klar, wenn der Staat Zinsen zahlen muss, muss ja auf der anderen Seite einer stehen, der die Zinsen bekommt. Deutschland hat Schulden in Höhe von etwa 2 Billionen Euro (ziemlich große Zahl), die Bundesbürger haben aber auf der anderen Seite Geldvermögen in Höhe von 5 Billionen Euro (noch größere Zahl). Alles prima, möchte man meinen. Ist aber leider nicht so: Unser Finanzsystem ist so angelegt, dass sich im Lauf der Jahrzehnte immer mehr Geld bei immer weniger Menschen ansammelt. Daher besitzt die Hälfte der Deutschen praktisch nichts von diesen 5 Billionen Euro. Aber die reichsten 10 Prozent besitzen mehr als 60 Prozent dieses Geldes. Dennoch müssen alle Bürger gemeinsam die Zinsen für die wenigen erarbeiten. Das ist jetzt keine linke Parteinahme, sondern lediglich eine nüchterne Beschreibung des Finanzsystems. Das geht so lange gut, bis die Masse der Menschen, trotz aller Anstrengungen und Verzicht, diese Zinsen nicht mehr erarbeiten kann. Es kommt zu immer geringeren Reallöhnen, die Leistungen des Staates werden immer weiter gestrichen, und immer mehr Superreiche jetten um den Globus. Am Ende kommt es immer wieder zum Kollaps dieses Systems. Das geschieht alle paar Jahrzehnte. Dann kommt es zu einer erneuten Umverteilung von den »Reichen« zur Masse der Bevölkerung. Das geht mal mehr, mal weniger friedlich vonstatten, und das Spiel beginnt anschließend erneut von vorne. Wenn ein Staat pleitegeht und einen Teil seiner Schulden streicht (wir diskutieren das gerade für Griechenland und Spanien, aber hinter den Kulissen längst auch für die USA und sämtliche »entwickelten« Staaten), dann passiert Folgendes: Denen, die Ansprüche an den Staat haben (die mehr oder weniger Reichen also, die Staatsanleihen besitzen), wird etwas weggenommen, und diejenigen, die nichts haben, werden entlastet (sie müssen einen kleineren Anteil ihres Lohnes für die Zinsausgaben des Staates mit ihren Steuern bezahlen). Interessanterweise passiert das alle paar Jahrzehnte. Spanien war in den letzten 300 Jahren 13-mal pleite. Frankreich achtmal und Deutschland immerhin sechsmal. Im Schnitt also alle 50 Jahre. Der letzte Bankrott ist jetzt etwa 65 Jahre her. Es ist mal wieder an der Zeit, sich auf das Thema »Umverteilung« einzustellen. Das ist keine Katastrophe, kein Weltuntergang, aber eine Zeit mit großen Veränderungen und unglaublich großen Chancen. Darauf gilt es, sich in den nächsten Jahren bestmöglich einzustellen, dann kann man diese Phase durchaus erfolgreich meistern und am Ende besser dastehen als je zuvor.
Henry Ford pflegte zu sagen: »Wenn die Menschen unser Geldsystem verstehen würden, hätten wir die Revolution noch morgen früh.« Ich möchte Sie keineswegs zur Revolution aufrufen, aber ich möchte, dass Sie das Thema »Geld« und »Geldanlage« zumindest so weit verstehen, dass Sie nicht mehr zu den geschorenen Schafen gehören, sondern zu den schlauen Füchsen, die sich die Funktionsweisen des Systems zunutze machen. Auch mit Ethik und Anstand lässt sich in dieser verrückten Finanzwelt zurechtkommen. Dazu nehme ich Sie mit auf eine Reise durch Ihren eigenen Finanzdschungel und beweise Ihnen, dass es verdammt viel Spaß machen kann, sich um sein eigenes Geld zu kümmern. Es macht Spaß und ermöglicht Ihnen am Ende noch wesentlich größere Sprünge, als wenn Sie das nicht in Angriff genommen hätten. Sie können also nur profitieren, wenn Sie die folgenden Seiten lesen. Ihr einziges Investment: Wenige Stunden Lesezeit, die ich Ihnen obendrein noch möglichst vergnüglich aufbereiten möchte.
Es heißt so schön: »Geld allein macht nicht glücklich.« Das ist korrekt, aber ich habe noch niemanden getroffen, der gejammert hat: »Hätt ich doch nur weniger davon!« Ein gesunder finanzieller Status trägt sehr wohl zum Glück bei. Man lebt frei! Frei in seinen Entscheidungen, frei von der Sorge, ob auch morgen noch die Rechnungen bezahlt werden können. Das gibt einem die Freiheit, die anderen wunderbaren Dinge des Lebens wie Liebe, Familie, Gesundheit, Freunde, Kultur und Weizenbier zu genießen, ohne immer wieder an die Mahnbriefe der Handwerker oder der Bank denken zu müssen. Also, auf geht’s, rein ins Vergnügen, und die Grundlage für ein glückliches und finanziell sorgenfreies Leben ist geschaffen, in dem Sie die Muße haben, sich um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern.
»Neun von zehn haben keinen Überblick über ihre Ausgaben.«
Nein, das ist nicht die Aussage des Psychologen über den Zustand seiner Patienten im Therapiezentrum für Kaufsüchtige. Mit diesem Satz ließ sich der Finanzberater einer Verbraucherzentrale in der Süddeutschen Zeitung zitieren, der damit seine Beobachtungen im Klienten- und Bekanntenkreis zusammenfasste.
Jetzt aber erst einmal die gute Nachricht: Auch wenn Sie sich in gewisser Weise selbst betroffen fühlen, brauchen Sie sich keine Gedanken über Ihre Intelligenz zu machen. Immerhin stehen Sie ja im Berufsleben wahrscheinlich höchst kompetent Ihren Mann oder Ihre Frau, sei es als erfindungsreicher Ingenieur, als verlässliche Sekretärin, erfolgreicher Schulabgänger oder auf welche Weise auch immer.
Wenn Sie also das Gefühl haben, dass Ihre Finanzplanung so etwas Ähnliches ist wie ein Überraschungsei mit unbekanntem Inhalt, sind Sie lediglich mit dem Virus infiziert, der nicht nur in Deutschland, sondern in praktisch allen Industrieländern grassiert. Dieses Virus bringt das finanzielle Kompetenzzentrum im Hirn in Unordnung und dadurch viele Leute dazu, ziemlich widersprüchliche Dinge zu tun:
Sie schließen einen Leasingvertrag ab, dessen Raten Sie sich eigentlich nicht leisten können, um mit einem tollen Auto ihre Nachbarn und Bekannten zu beeindrucken.
Sie verschieben die Schulden vom überzogenen Dispokredit auf einen Ratenkredit, damit sie den Dispokredit wieder aufs Neue in Anspruch nehmen können – trotz des Gefühls, dass das irgendwie auf Dauer nicht gutgehen kann.
Sie würden niemals im Leben eine Aktie an der Börse kaufen, unterschreiben aber einen Vertrag über eine vollkommen undurchsichtige fondsgebundene Versicherung, die ihnen ein guter Bekannter empfohlen hat (und der für diese selbstlose Tat von der Versicherung ein paar hundert Euro bekommt).
Kurz gesagt: Wenn es ums Geld geht, handeln wir häufig paradox, weil uns dieses ominöse Virus an einer Schwachstelle des Vernunft-Immunsystems angreift. Eine geregelte Finanzplanung anzugehen ist nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig, aber ein flottes Auto oder eine stylische Einrichtung machen wenigstens eine Zeitlang Spaß. Deshalb kaufen wir Dinge, die wir nicht brauchen, mit Geld, das wir nicht haben, um Leuten zu imponieren, die wir nicht leiden können – so die Diagnose des Philosophen Richard David Precht.
Doch so wie die Pharmaproduzenten von einer echten oder vermeintlichen Grippewelle profitieren, weil sie massenhaft Medikamente verkaufen können, gibt es auch Profiteure des Finanzvirus.
Die Hersteller von Konsum- und Anschaffungsgütern können die Flut ihrer neuen Produkte nur absetzen, wenn ein großer Teil davon auf Pump finanziert wird. An der Kreditmaschine hängen manche Branchen inzwischen wie der Junkie an der Nadel. So etwa die Automobilindustrie, die in Deutschland mehr als die Hälfte ihrer Neuwagen per Kredit oder Leasing absetzt. Würden Verbraucher nur die Autos kaufen, die sie sich wirklich leisten können, stünde es schlecht für die deutsche Autoindustrie. Schauen Sie sich doch einfach mal an, wie oft in der Werbung nicht der Kaufpreis, sondern die monatliche Kreditrate im Vordergrund steht. Warum wohl …?
Auch die Banken fahren mit Raten- und Konsumkrediten satte Gewinne ein. Häufig zahlen Verbraucher für ihre Konsumschulden zehn Prozentpunkte mehr Zinsen, als sie für ihre Guthaben erhalten – und die Differenz streicht die Bank ein, ohne mit der Wimper zu zucken. Selbst wenn man berücksichtigt, dass etwa 3 Prozent der Ratenkredite wegen Zahlungsunfähigkeit des Kunden ausfallen, bleibt immer noch ein eindrucksvoller Gewinn übrig – für die Bank.
Wo es Gewinner gibt, muss natürlich auch irgendjemand auf der Verliererseite stehen. Hier ist es ganz klar derjenige, der die hohen Kreditzinsen zahlen muss und damit nicht nur den Kaufpreis erheblich verteuert, sondern auch noch das Risiko eingeht, dass er am Ende in die Schuldenfalle rutscht.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht, warum ich in diesem Thema herumbohre wie der Zahnarzt im hohlen Zahn. Ganz einfach: Bevor Sie sich über Altersvorsorge Gedanken machen, bevor Sie sich mit Aktienstrategien befassen und bevor Sie irgendwelche Investmentfonds vergleichen, brauchen Sie eine klare und durchdachte Geldstrategie für den Alltag.
Das bedeutet konkret: Sie haben nicht nur den Überblick über Ihre Einnahmen und Ausgaben, sondern können so frühzeitig an den Stellschrauben drehen, dass Ihnen Ihre Finanzen nicht aus dem Ruder laufen.
Sie nutzen sinnvolle Möglichkeiten, um ohne Einbußen bei der Lebensqualität weniger Geld auszugeben. Das hat übrigens nichts mit »Geiz ist geil« zu tun, sondern vielmehr mit vernünftigem Wirtschaften.
Sie verfügen über eine ausreichende Geldreserve, um nicht bei jeder ungeplanten Anschaffung teure Kreditzinsen an die Bank zahlen zu müssen.
Sie sind in der Lage, größere Ausgaben und Anschaffungen rechtzeitig zu planen und dafür eine sichere und kostengünstige Finanzierung auf die Beine zu stellen.
Liest sich langweilig? Ist aber hochinteressant: Hier können Sie nämlich mit wenig Mühe richtig Geld verdienen – und das auch noch steuerfrei. Sie brauchen dafür weder Studium noch Doktortitel, sondern nur eine ordentliche Portion gesunden Menschenverstand und den Mut, bei einem schlechten Angebot einfach nein zu sagen. Mehr nicht.
Tipp Ein halber Tag, den Sie mit klarer Planung und konsequenter Umsetzung verbringen, kann Ihnen im Lauf der Zeit locker 500 oder 1000 Euro Zusatzeinnahmen in Form eingesparter Kosten bringen. Und das ganz legal und ohne Steuerabzug bar auf die Hand. Ist doch kein schlechter Stundenlohn, oder?
Wenn Ihnen das als Motivation immer noch nicht genügt: Ich habe noch einen Motivationstipp für Sie: Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass der Großteil der Frauen Männer mit Finanzkenntnissen bevorzugt. Was glauben Sie, warum ich Börsenmakler geworden bin!? Welche Frau will schon riskieren, dass der gutaussehende Fußballprofi in nur zwei Jahren die gesamten Siegprämien verdummdödelt, nur weil er sich aus Ahnungslosigkeit blind auf seinen Finanzberater verlassen musste. Als Mann ist das doch ein gutes Argument. Und wenn Sie als Frau mit Geld umgehen können, dürfen Sie auch ruhig ein Auge auf den Fußballprofi werfen. Seine Finanzverwaltung können ja dann Sie übernehmen.
Sie sehen also, es gibt eine Menge Gründe, sich um sein Geld zu kümmern, bevor es andere tun. Suchen Sie sich einen davon aus, und lassen Sie uns einsteigen.
Umsichtig wirtschaften – ist das die ultimative Spaßbremse für konsumfreudige Verbraucher? Eher umgekehrt, würde ich meinen. Wer ohne jeglichen Einsatz der einfachsten Rechenkünste munter drauflos konsumiert, hat zwar sicherlich eine gewisse Zeitlang Spaß am Leben. Aber wenn die Bank irgendwann einmal den Kredithahn zudreht, wird aus dem Spaß richtig übler Stress: Überschuldung, Pfändung, Zwangsversteigerung, Privatinsolvenz … Ich will hier keine Angst verbreiten, aber wer seine Schuldnerkarriere auf diese Art krönt, fragt sich am Ende: War’s das wirklich wert?
Das andere Extrem sind Leute, die aus purem Geiz lieber drei Pullover übereinander anziehen, anstatt die Heizung ein bisschen höherzudrehen, die sich die alte Zeitung vom Vortag beim Nachbarn holen und ihre Teebeutel zwei Mal aufkochen. Keine Angst: Dieser Lebensstil wird hier nicht propagiert, dazu habe ich selbst zu viel Spaß am Leben. Wenn man jedoch schon mit beiden Beinen im Sumpf steckt und Peter Zwegat bereits ratlos hinter sich die Tür ins Schloss geworfen hat, macht es durchaus Sinn, die Dinge mit einer zeitlich begrenzten »Operation Dagobert« wieder ins Lot zu bringen.
Aber jetzt sorgen wir erst mal dafür, dass es dazu erst gar nicht kommt. Wenden wir uns den ersten beiden wichtigen Schritten in der Finanzplanung zu:
Einnahmen und Ausgaben im Griff behalten und Anschaffungen mitsamt der optimalen Finanzierung richtig planen.
Für das Managen der Einnahmen und Ausgaben empfehle ich die Führung eines Haushaltsbuchs, zumindest über ein halbes Jahr hinweg. Ein kürzerer Zeitraum bringt Ihnen wenig, weil sich viele Erfahrungswerte erst im Lauf der Zeit ergeben. Ob Sie das Haushaltsbuch ganz traditionell auf Papier oder lieber am PC führen, hängt von Ihren persönlichen Vorlieben ab.
»Haushaltsbuch« klingt ziemlich altbacken, aber wenn’s um das schnöde Geld geht, kann man von den lieben Großeltern sicherlich mehr lernen als von den vollmundigen Versprechungen heutiger Finanzinstitute. Ein Haushaltsbuch, das Ihnen übersichtlich zeigt, was an Geld reinkommt, was rausgeht, und vor allem verdeutlicht, wie viel für was rausgeht, ist die absolute Grundlage jeder Finanzplanung. Da spielt es keine Rolle, ob Sie Schüler mit 20 Euro Taschengeld oder Oligarch mit dreistelligem Millioneneinkommen sind. Das Geld ist beiden schneller durch die Finger gerieselt, als man meinen mag. Ich führe heute noch ein Haushaltsbuch und habe das bereits als Schüler getan. Es ist faszinierend und erschreckend, wenn man sich die Ausgaben einmal vor Augen führt, die man sonst kaum beachtet.
Kleines Beispiel: Jeden Morgen auf dem Weg zum Büro einen Latte macchiato von Starbucks: 3,40 Euro. Bringt mich ja nicht um. Bei 220 Arbeitstagen sind es immerhin schon 748 Euro im Jahr. In 20 Jahren sind das 14960 Euro. Für Kaffee!!! Sie hätten eine luxuriöse Weltreise für zwei Personen mal eben für Milchschaum aus dem Pappbecher ausgegeben. Gut, Sie können sich jetzt entscheiden, dass Ihnen der morgendliche Koffeinschub aus dem Designerladen statt aus der Büroküche dieses Opfer wert ist, aber Sie sollten diese Entscheidung wenigstens bewusst treffen. Jetzt denken Sie vermutlich an die vielen anderen kleinen Alltäglichkeiten, die so im Vorbeigehen ausgegeben werden. Wie viel ist das doch gleich? Welche Doppelhaushälften kommen damit im Lauf der Jahre zusammen? Ich habe keine Ahnung. Das können nur Sie selbst herausfinden. Mit einem einfachen klassischen Haushaltsbuch.
Für die Papier-Buchhaltung gibt es Vordrucke, die beispielsweise in gut sortierten Schreibwarengeschäften oder auch in den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen erhältlich sind. Aufwendig dabei ist, dass Sie die Einzelposten »mit der Hand am Arm« eintragen und zusammenrechnen müssen – das bedeutet ein Mehr an Schreib- und Tipparbeit.
Mehr Automatisierung ist bei der digitalen Version drin, da dort gleichbleibende Ausgaben wie Monatsmiete und Abos sowie die Umlage jährlich anfallender Aufwendungen wie die Kfz-Versicherungsprämie mit einer einzigen Angabe fürs ganze Jahr angelegt sind. Die einfachste Variante ist eine entsprechend angepasste Vorlage für die Excel-Tabellenkalkulation. Falls Sie das Office-Programmpaket von Microsoft nicht besitzen, tut es auch die kostenlose Konkurrenz in Form von OpenOffice (zu finden unter http://de.openoffice.org), für deren Tabellenkalkulation es ebenfalls kostenlose Haushaltsbuch-Vorlagen gibt. Darüber hinaus gibt es auch einige andere kostenlose eigenständige Programme sowie Online-Haushaltsbücher, die Sie über Ihren Internetbrowser führen können. Dann allerdings liegen Ihre Daten nicht auf dem PC zu Hause, sondern auf dem Server des Dienstanbieters.
Vorsicht Ich will zwar keinem Online-Anbieter Böses unterstellen, aber es sind auch schon bei großen Internetfirmen Kundendaten gehackt worden. Die eindeutig sicherere Variante ist das elektronische Haushaltsbuch auf dem hoffentlich gut geschützten PC zu Hause.
Der Erfolg beim Führen des Haushaltsbuchs hängt weniger davon ab, wie detailreich Sie einzelne Rubriken aufdröseln. Ob Sie Restaurantbesuche und Konzertkarten getrennt verbuchen oder zusammen mit anderen Lebenslust-Extras in einer gleichnamigen Rubrik zusammenfassen, ist ziemlich egal. Wichtiger ist, dass es möglichst keine Ausgaben gibt, die überhaupt nicht erfasst sind. Sonst fragen Sie sich womöglich, warum die roten Zahlen auf dem Girokonto immer größer werden, obwohl Sie laut Haushaltsbuch weniger ausgegeben als eingenommen haben.
Ich persönlich habe verschiedene Varianten ausprobiert und festgestellt, dass ein selbstgebasteltes Excel-Formular am praktischsten ist. Das kann man genau an die eigenen Bedürfnisse anpassen und schnell optimieren. Aber egal wie Sie das Haushaltsbuch führen: Hauptsache, Sie tun es.
Wenn Sie – sei es als Formular oder Tabellenkalkulations-Vorlage – Ihr Haushaltsbuch selber stricken wollen, sollten Sie Ihre monatlichen Ausgabenbereiche ungefähr wie folgt aufteilen:
Wohnen: Miete/Darlehensrate, Wohnnebenkosten, Nebenkosten-Nachzahlungen, Einrichtung, Haushaltsgeräte, Deko.
Auto & Mobilität: Kredit-/Leasingrate, Versicherung, Steuer, Reparaturen, Sprit, Fahrkarten.
Medien und Kommunikation: GEZ, Kabelfernsehen, Telefon, Internet, Handy, Abos, PC und Zubehör.
Lebenshaltung: Nahrungsmittel, Körperpflege, Friseur, Kleidung etc.
Bildung & Soziales: Schulgeld und -material, Kindergarten-/Hortgebühren, Bücher, Vereinsbeiträge, Spenden.
Genießen: Ausgehen, Restaurantbesuche, Konzerte, Urlaub etc.
Finanzen: Versicherungen, Kontogebühren, Dispozinsen, Sparraten.
Sonstiges: Unterhaltszahlungen (nein, den Posten gibt es in meinem Excel-Sheet nicht …!), Diverses.
Wichtig dabei: Manche Ausgaben fallen nur ein oder zwei Mal im Jahr an, so etwa die Ausgaben für Versicherungen oder den Urlaub. Dieses Problem lösen Sie ganz einfach, indem Sie das dafür vorgesehene Jahresbudget durch 12 teilen und diesen Betrag monatlich als Ausgabe einsetzen.
Tipp Wahrscheinlich haben Sie nicht die Zeit, nach jedem Einkauf den Computer hochzufahren und Ihren Beleg zu erfassen. Und womöglich haben Sie nach einem gemütlichen Abend im Restaurant auch keine Lust dazu. Daher empfiehlt sich die Schuhkarton-Lösung: Alle Belege und Kontoauszüge wandern in einen Karton und werden ein bis zwei Mal pro Monat ins Haushaltsbuch übertragen. Das ist meist weitaus zeitsparender als die tägliche Stückelei.
Sinn und Zweck des Haushaltsbuchs ist es, das »gefühlte Ausgabenverhalten« durch klare Fakten zu ersetzen. Wahrscheinlich werden Sie überrascht sein, dass Sie manche Lebensbereiche deutlich teurer zu stehen kommen, als Sie vermutet haben. In diesem Fall bestehen gute Chancen, dass Sie recht schnell den dicken Geldfresser lokalisieren – und dann sollten Sie sich über Einsparmöglichkeiten Gedanken machen.
Als Anregung zunächst einmal ein paar Überlegungen zu den großen Ausgaben und Investitionen:
Braucht wirklich jeder Haushalt einen Zweitwagen? Alles in allem kostet schon ein Kleinwagen inklusive Wertverlust, Reparaturen, Versicherungen, Benzin und allem weiteren Drumherum schnell mal 300 bis 400 Euro pro Monat. Für dieses Geld kann man sich etliche Taxifahrten leisten, von Bus- und Bahntickets ganz zu schweigen.
Lässt sich die Anschaffung neuer Möbel verschieben, wenn die Finanzierung nur auf Pump möglich ist? Es soll ja ein paar interessante Mittel geben, um im Do-it-yourself-Verfahren mit geringen Kosten alte Möbel zumindest übergangsweise aufzupeppen.
Lifestyle-Elektronik hat sich zu einem ebenso verführerischen wie kostspieligen Markt entwickelt. Es soll ja Leute geben, die lieber von trocken Brot und Wasser leben würden, als auf den extrabreiten Flachbildschirm zu verzichten. Aber macht das Sinn? Ich habe schon oft Unterhaltungselektronik »auf dem Zweitmarkt« gekauft und beste Erfahrungen damit gemacht. Auch ein Neuwagen ist völliger Unfug. Ein ein oder zwei Jahre alter Wagen vom Markenhändler hat oft ebenfalls zwei Jahre Garantie. Wer einen Neuwagen kauft, wirft Tausende von Euro aus dem Fenster in jenem Moment, in dem er vom Hof des Händlers fährt. Haarsträubender Unfug, den ich seit sehr vielen Jahren nicht mehr betreibe. Zuletzt habe ich einen anderthalb Jahre alten Wagen eines deutschen Autobauers mit Vollausstattung und 12000 Kilometer zum halben Listenpreis samt Garantie bekommen. Schneller und einfacher kann auch ein Börsenmakler sein Geld nicht verdienen.
Doch der Ausgabenteufel kann auch im Detail lauern, und manchmal zeigt sich erst bei der Hochrechnung auf mehrere Jahre, wie viel hundert Euro fast unbemerkt verdunsten – und wohin. Solche heimlichen Geldfresser lassen sich schwerer ermitteln, weil sie gut getarnt und scheinbar nebensächlich sind.
Ein beliebter Lebensraum dieser Spezies ist der Bereich »Medien und Kommunikation« mit seinen Abos und Tarifen. Lesen Sie wirklich jede Zeitung und Zeitschrift, die Sie abonniert haben, oder haben Sie nur aus Bequemlichkeit ein einstiges Probe-Abo nicht gekündigt? Das ist übrigens genau der Grund, warum Verlage so gerne Probe-Abos anbieten. Oder haben Sie sich schon so sehr an die hohe Handyrechnung gewöhnt, dass Sie weder Telefonverhalten noch Tarif ändern?
Auch bei den ganz alltäglichen Lebenshaltungskosten gibt es jede Menge Sparmöglichkeiten, die jedoch zuweilen nur mit Änderungen des Lebensstils umsetzbar sind. Beispiel Ernährung: Selber zu kochen, statt das Fertiggericht in der Mikrowelle aufzuwärmen, schmeckt nicht nur besser, sondern ist auch viel preisgünstiger – aber wer keinen Spaß am Kochen hat, hat wahrscheinlich nur eine ziemlich begrenzte Motivation, umzusteigen.
Während für viele Menschen das Führen eines Haushaltsbuchs und die darauf folgenden Einsparungen dazu dienen, den finanziellen Spielraum zu vergrößern und entweder das Sparen auf Anschaffungen zu intensivieren oder sich ab und zu mal einen kleinen Luxus zu gönnen, ist in manchen Situationen der kräftige Tritt auf die Ausgabenbremse ein absolutes Muss. Das ist dann wie beim Autofahren: Eine Vollbremsung ist unangenehm und lässt Ihnen einiges um die Ohren fliegen, aber sie verhindert einen gefährlichen Crash.
Angesagt ist die Vollbremsung dann, wenn Sie Schulden haben und Ihre Ausgaben höher sind als Ihre Einnahmen. Die Schuldnerberater in den sozialen Einrichtungen nennen diesen Mechanismus »Schuldenspirale« und können ein trauriges Lied davon singen. Zu den alten Schulden kommen immer mehr neue dazu, dadurch steigen die Zinszahlungen, was wiederum die Neuverschuldung immer schneller anwachsen lässt, und am Ende klingelt der Gerichtsvollzieher an der Tür.
Bevor es so weit kommt, ist radikaler Ausgabenverzicht angesagt: »Operation Dagobert«. Streichen Sie alles, was nicht unbedingt lebensnotwendig ist, von Ihren Einkaufszetteln. Stecken Sie jeden Euro, den Sie auftreiben können, in die Schuldenrückzahlung. Suchen Sie frühzeitig Kontakt zu den Schuldnerberatern bei sozialen Einrichtungen oder Landratsämtern. Lassen Sie sich rechtzeitig helfen, denn das Abrutschen in die Schuldenfalle ist keine Schande, sondern ein persönliches Unglück.
Vorsicht Meiden Sie bei finanziellen Engpässen gewerbliche Schuldenregulierer und Kreditvermittler, die Ihnen überteuerte »Kredite ohne Schufa« oder irgendwelche Umschuldungen aufschwatzen wollen.
Wenden wir uns nun wieder den angenehmeren Dingen zu, denn in einem Bereich können Sie ohne jeglichen Spaßverzicht knausern: nämlich, wenn es um Finanzen und Versicherungen geht.
Beispiel Versicherungen: Rund 3700 Euro geben deutsche Haushalte Jahr für Jahr für ihre Versicherungen aus – und zahlen laut einer Studie des Finanzforschungsunternehmens Evers & Jung jährlich 20 Milliarden Euro zu viel. 400 Euro lassen sich jährlich einsparen, indem überflüssige Policen gekündigt und bei den notwendigen Versicherungen konsequent der günstigste Anbieter ausgewählt wird, so das Ergebnis der Studie. Also: Wenn Sie die Tipps und Hinweise zu Versicherungen in diesem Buch beherzigen, haben Sie gute Chancen, sich von der Ersparnis schon bald einen netten Wochenendtrip leisten zu können.
Auch bei der Geldanlage und der Kreditaufnahme lassen sich zusätzliche Einnahmen erwirtschaften oder überflüssige Zinskosten und Gebühren vermeiden. Im Durchschnittshaushalt geht es auch hier jährlich um mindestens dreistellige Beträge, die Sie entweder der Bank schenken oder selber behalten können. Einen besonderen Stellenwert hat dabei das Girokonto.
Für viele Bankkunden ist das Girokonto ein kleiner, aber gemeiner Geldfresser. 8 Euro monatliche Kontoführungsgebühr, 50 Cent pro Überweisung, 10 Euro pro Jahr für die EC-Karte und nochmals 25 Euro Jahresgebühr für die Kreditkarte – jeder Betrag für sich genommen scheint gering zu sein. Doch aufs Jahr gesehen sind Sie mit einem solchen Konto schnell bei 160 Euro jährlichen Gesamtkosten angelangt. Das ist angesichts der Tatsache, dass viele Banken das Ganze zum Nulltarif anbieten, hinausgeworfenes Geld.
Doch nun stehen Sie da mit Ihrem teuren Konto und haben ein Problem: Wenn Sie die Bank wechseln, verursacht das eine Menge Papierkrieg. Einzugsermächtigungen müssen geändert werden, die laufenden Daueraufträge sind neu einzurichten, und wenn Sie etwas vergessen haben, flattern Ihnen Lastschriftrückgabe und Mahnung ins Haus. Daher gibt es verständlicherweise eine gewisse Hemmschwelle, die kontoführende Bank zu wechseln. (Das wissen die Banker natürlich genau, und sie versuchen deshalb häufig, die Kostenbelastung möglichst knapp unter dieser Schwelle anzusiedeln.)
Bevor Sie Aktivitäten entfalten, sollten Sie zuallererst Ihr Verhalten bei der Kontoführung analysieren. Dabei geht es konkret um diese Fragen:
Erledigen Sie Ihre Überweisungen noch auf Papier oder online – und wie wollen Sie es in Zukunft halten?
Haben Sie zusätzlich zur EC-Karte eine Kreditkarte, und benötigen Sie diese auch wirklich?
Ist für Sie die Höhe der Dispokreditzinsen zweitrangig, oder nehmen Sie Ihren Kreditrahmen öfter mal in Anspruch?
Wenn Sie Ihr Konto noch auf die traditionelle Art und Weise führen, sich jedoch mit der Online-Kontoführung anfreunden können, brauchen Sie zum Kostensparen nicht unbedingt die Bank zu wechseln. Viele Banken bieten ihren Kunden an, dass beim Umstieg aufs Online-Banking die laufenden Gebühren entfallen.
Allerdings sollten Sie bei solchen Offerten auch die Fußnoten lesen, sonst kann es unangenehme Überraschungen geben. Meistens sind bei Online-Kontomodellen die Gebühren für Papier-Überweisungen exorbitant hoch – in Einzelfällen werden bis zu 5 Euro kassiert. Wenn Sie auf die Kontoführung per Internet umsteigen, sollten Sie dabei folglich so konsequent wie möglich sein. Eine weitere Kostenfalle kann beim Mindest-Geldeingang lauern: Wird dieser unterschritten, verlangt die Bank plötzlich Kontoführungsgebühren.
Auch ein Blick auf den Zinssatz für Dispokredite ist immer lohnenswert. Ist Ihr Konto übers Jahr gesehen durchschnittlich vier Monate lang mit 2500 Euro im Soll, kostet Sie das bei einem Zinssatz von 9 Prozent 75 Euro. Verlangt die Bank 13 Prozent, steigen die Zinskosten auf 108 Euro. So schnell geht das.
Ein weiterer Kostenfaktor sind die Karten, die beim Konto dabei sind – je nach Bank kostenlos oder auch nicht. Eine EC-Karte zählt zur Standardausstattung im Geldbeutel und kostet meist überhaupt nichts, ansonsten 5 bis 6 Euro pro Jahr. Kostenlose Kreditkarten sind hingegen seltener zu finden, hier liegt die Jahresgebühr oft bei 20 bis 30 Euro.
Ob Sie eine Kreditkarte brauchen, hängt vor allem von Ihren Vorlieben auf Auslandsreisen ab. Bequemes Zahlen von Hotelrechnungen, keine Bar-Kaution bei Mietwagen – das sind die Annehmlichkeiten, die eine Kreditkarte auf Reisen mit sich bringt. Für diese Zwecke reicht jedoch die allereinfachste Ausführung, die bei manchen Banken in Form einer Visa- oder Mastercard-Kreditkarte zum Nulltarif mit dabei ist.
Vorsicht Wenn man Ihnen teure »Gold«- oder »Platin«-Karten verkaufen will: Vergessen Sie’s. Die eingebauten Extras – meistens irgendwelche Versicherungen mit unzähligen Ausschlussklauseln – sind so gut wie nutzlos. Oder was halten Sie von einer Verkehrsmittel-Unfallversicherung, die beim Straßenbahnunfall nur zahlt, wenn Sie das Ticket mit der dazugehörigen Kreditkarte bezahlt haben? Das ist kein Witz, die gibt es wirklich.
Hüten sollten Sie sich auch vor Kreditkarten, die einen Ratenkredit gleich mit eingebaut haben. Statt dass die Beträge gleich oder am Monatsende von Ihrem Girokonto abgebucht werden, stottern Sie Ihre Kartenzahlungen in kleinen Monatsraten ab. Das verursacht nicht nur immense Zinskosten für die meist extrem teuren Kredite, sondern verleitet dazu, immer neue Schulden-Baustellen aufzumachen. Das nennt sich im Fachjargon übrigens »Revolving Credit« und ist ungefähr so empfehlenswert wie russisches Roulette.
Zu guter Letzt ist der kostenlose Zugang zum Geldautomaten ein nicht zu verachtendes Argument. Üblicherweise können die Kunden von Sparkassen und Genossenschaftsbanken jeweils die gruppeneigenen Automaten kostenlos nutzen. Einige große Privatbanken bieten den sogenannten »Cash Pool«, der ebenfalls die gegenseitige gebührenfreie Automatennutzung ermöglicht. Und wieder andere Banken gewährleisten mit der Kreditkarte die europaweit kostenlose Nutzung von beliebigen Geldautomaten. Wie dem auch sei: Die Bank, für die Sie sich entscheiden, sollte Ihnen in gut erreichbarer Nähe Bares ohne Nebenkosten bieten können.
Wenn Sie all diese Kostenpunkte verglichen haben, finden Sie ziemlich schnell entweder bei der Hausbank oder bei der Konkurrenz ein kostengünstigeres Kontomodell. Ab welchem Kostenvorteil Sie den Wechsel der Bankverbindung in Angriff nehmen, hängt von Ihnen selbst ab. Doch ich würde mal behaupten, dass sich für 50 Euro Gebühreneinsparung pro Jahr der Aufwand für den Bankwechsel lohnt.
Doch Vorsicht – wechseln sollten Sie immer nur mit Guthaben und nicht dann, wenn Ihr Konto in den roten Zahlen steckt. Sie müssen nämlich damit rechnen, dass Ihnen die neue Bank erst nach ein paar Monaten einen Dispokredit einräumt.
Tipp Führen Sie das Konto immer möglichst nahe an der »Null-Linie« im Guthabenbereich. Weil der Dispokredit zu den teuersten Kreditarten zählt, sollten Sie ihn nur in Ausnahmefällen in Anspruch nehmen. Es sollte daher immer genügend Geld für die anstehenden Abbuchungen auf dem Girokonto stehen, aber auch nicht wesentlich mehr. Fürs Guthaben auf dem Girokonto zahlt nämlich so gut wie keine Bank Zinsen, so dass Sie parallel dazu ein verzinstes Tagesgeldkonto führen sollten, das als »Manövriermasse« dient. Mehr dazu im Kapitel »Geldreserve und Sparen auf Anschaffungen«.
Bestehendes Konto:
Wie viel kostet mich derzeit mein Girokonto pro Jahr?
Welche Karten sind dabei?
Welche davon setze ich auch regelmäßig ein?
Wie hoch ist der aktuelle Dispokreditzins?
Wie hoch waren in den letzten zwölf Monaten meine Zinskosten?
Nutze ich Online-Banking?
Bietet meine Hausbank ein günstigeres Kontomodell an?
Ist das Konto ohne Sternchen und Fußnoten kostenlos, oder werden beim Unterschreiten eines bestimmten Geldeingangs Gebühren verlangt?
Welche Karten sind inklusive und welche kosten extra?
Sind genügend Geldautomaten in der Nähe kostenlos nutzbar?
Bei Online-Konten: Wie hoch sind die Gebühren für Papier-Überweisungen?
Wie hoch ist der Dispokreditzins?
»Sind Sie auf der Suche nach einem schnellen, einfachen, unkomplizierten und sicheren Kredit, um Ihren finanziellen Spielraum zu erweitern?«
»Erfüllen Sie sich Ihre Wünsche hier und jetzt!«
»Ob Traumurlaub oder Einbauküche – mit unserem Kredit sind Sie so flexibel wie mit Bargeld!«
Das sind Originalzitate aus der Kreditwerbung von Banken. Der Tenor zwischen den Zeilen ist klar: Warten Sie mit Ihren Ausgaben nicht, bis Sie das Geld haben – wir leihen es Ihnen jetzt gleich (und verdienen prächtig daran). Auffällig dabei ist, dass man den Begriff »Schulden« in der Kreditwerbung vergebens sucht. Man spricht gerne von »Finanzierungsmodellen«, aber Schulden …?
Wer Schulden hat, ist einem anderen etwas schuldig – aber genau das ist der Sachverhalt bei der Aufnahme eines Kredits. Es hört sich clever an, wenn jemand für sein flottes neues Auto ein »attraktives Finanzierungsmodell« genutzt hat. Eher uncool ist der wahre Sachverhalt: Solange er seine Schulden nicht zurückgezahlt hat, wird ihm das Auto von der Bank praktisch leihweise und nur gegen Zahlung von Zins und Tilgung zur Verfügung gestellt, denn in deren Tresor liegt der Fahrzeugbrief als Kreditsicherheit.
Deshalb: Lassen Sie sich von den verlockenden Werbesprüchen kein X für ein U vormachen. Schuldenmachen ist teuer und riskant. Ein Ratenkredit mit drei Jahren Laufzeit kann aufgrund der Zinskosten den Preis der damit finanzierten Anschaffung um 10 bis 20 Prozent verteuern. Wer in finanzielle Engpässe gerät und seine Raten nicht mehr regelmäßig bezahlen kann, verwandelt sich im Handumdrehen vom umworbenen »Finanzierungskunden« zum per Kreditkündigung aussortierten Abschreibungsfall.
In diesem Zusammenhang auch ein Wort zu den Nullzins-Finanzierungen, die gerne von Autoherstellern ganz groß ins Schaufenster gehängt werden. Da bekommen Sie natürlich nichts geschenkt, weil Hersteller und Händler die Kosten für die Zinssubvention elegant im Kaufpreis versteckt haben. Und der Finanzierungskunde wundert sich, dass er im Gegensatz zum Barzahler den Kaufpreis nicht mehr herunterhandeln kann …
Mit dem Dispokredit verfügen Sie über einen Kreditrahmen auf dem Girokonto, dessen Höhe vor allem von Ihrem Einkommen und der Bonitätseinschätzung der Bank abhängt. Innerhalb dieses Rahmens können Sie ohne vorherige Rücksprache mit der Bank Ihr Konto in die roten Zahlen rutschen lassen. Jeder Geldeingang auf dem Girokonto reduziert wiederum den Kreditsaldo.
In diesem Zusammenhang spricht man gern davon, das Konto »überzogen« zu haben. Das stimmt so nicht ganz: Überzogen ist das Konto erst, wenn Sie das Limit des Dispo-Kreditrahmens überschritten haben. Dann wird es richtig teuer und gefährlich, denn die Bank kassiert nicht nur einen Zinsaufschlag von 4 bis 5 Prozent, sondern piesackt Sie auch unangenehm, indem sie etwa die Ausführung von Daueraufträgen, Überweisungen und Lastschriften verweigert.
Wofür ist der Dispokredit gut? Eigentlich nur, um einen kurzen Zeitraum bis zum nächsten größeren Geldeingang zu überbrücken. Beispielsweise dann, wenn Sie eine Woche vor der Gehaltszahlung noch eine größere Rechnung für die Reparatur Ihres Autos überweisen. Passabel ist dieser Kredit auch noch dann, wenn Sie im Urlaub etwas tiefer in die Tasche gegriffen haben und innerhalb von zwei bis drei Monaten das Konto wieder ins Plus bringen können.
Nicht gut ist der Dispokredit für praktisch alles andere. Er taugt weder für die Finanzierung einer Einbauküche noch für den Autokauf und schon gleich gar nicht für den Dauerzustand.
Warum? Ganz einfach: Er ist viel zu teuer. Im Dezember 2014, als Geldanleger Mühe hatten, für ihr Tagesgeldkonto mehr als 0,5 Prozent Zins herauszuholen, kassierten die Banken nach einer Erhebung des Online-Finanzportals Biallo.de im Schnitt 10,6 Prozent Zinsen für Dispokredite. Der Durchschnittszins für Ratenkredite lag zu diesem Zeitpunkt bei deutlich günstigeren 5,7 Prozent.
Viel billiger als Dispokredite sind übrigens die sogenannten Rahmenkredite, die genauso funktionieren – nur mit dem Unterschied, dass Sie dafür kein neues Girokonto eröffnen müssen. Meistens werden Rahmenkredite von Direktbanken angeboten. Das Ganze funktioniert recht einfach: Sie beantragen den Rahmenkredit und bekommen je nach Einkommen und Bonität von der Bank ein bestimmtes Limit eingeräumt. Innerhalb dieses Limits können Sie jederzeit Kredit aufnehmen, wobei der Kreditbetrag auf Ihr normales Girokonto überwiesen wird. Mit einer einfachen Rücküberweisung können Sie dann beliebige Beträge tilgen.
Das verursacht zwar etwas mehr Aufwand, aber die Zinsersparnis ist es allemal wert. Dazu kommt ein weiterer Vorteil: Wenn Sie mit Ihrem Girokonto die Bank wechseln, müssen Sie nicht monatelang warten, bis Ihnen die neue Hausbank einen Dispokredit einräumt, sondern können bei Bedarf den Rahmenkredit weiter in Anspruch nehmen, denn dieser ist unabhängig von Ihrer aktuellen Bankverbindung.
Vorsicht Auch wenn es verlockend erscheint: Nutzen Sie den Rahmenkredit niemals dazu, um zusätzlichen Spielraum zum Schuldenmachen zu haben. Ein Rahmenkredit ist immer ein Ersatz für den Dispokredit und keine Ergänzung – es lohnt sich, diesen Satz wie ein Mantra auswendig zu lernen. Im Ernstfall schützt er Sie nämlich davor, in die Schuldenfalle zu tappen.
Sie machen sich Gedanken, wie Sie am besten fürs Alter vorsorgen? Wo Sie die beste Rendite bekommen? Ich garantiere Ihnen 12 Prozent Rendite nach Steuern, und das völlig ohne Risiko!
Unmöglich? Unseriös? Im Gegenteil. Die beste Anlageempfehlung lautet: Gleichen Sie Ihr Girokonto aus. Welchen Sinn macht es, in einen monatlichen Fondssparplan mit risikoreichen 6 Prozent Rendite vor Steuern einzuzahlen und im gleichen Augenblick 12 Prozent Zinsen nach Steuern für das überzogene Girokonto zu bezahlen? Richtig. Gar keinen. Bevor Ihr Girokonto nicht mindestens auf null steht, brauchen Sie sich über Ansparpläne gar keine Gedanken zu machen … und wehe, Sie klappen an dieser Stelle das Buch zu!
Ratenkredite kommen dann zum Einsatz, wenn Sie eine größere Investition vorhaben und Ihre Ersparnisse dafür nicht ausreichen. Das kann zum Beispiel ein neues Auto sein, eine Einbauküche oder die Renovierung des Reihenhäuschens. Gut, solche Ausgaben sollten Sie prinzipiell nur dann tätigen, wenn Sie das Geld dafür bereits auf dem Konto haben. Aber manchmal geht es nicht anders. Wer eine neue Stelle annimmt, die er nur mit dem Auto sinnvoll erreichen kann, der hat eben kaum eine andere Möglichkeit, als diese Investition auf Kredit zu tätigen.
Die Laufzeit von solchen Krediten liegt je nach Bedarf zwischen einem und sieben Jahren, und hier erscheint eine simple Tatsache verlockend: Je länger Sie Ihren Ratenkredit strecken, umso niedriger wird die Monatsrate. Manche Banken werben sogar mit diesem Argument für länger laufende Kredite. Doch diese Milchmädchenrechnung birgt gleich zwei kapitale Denkfehler in sich.
Zuerst einmal wird bei längerer Laufzeit zwar die Monatsrate niedriger, aber dafür haben Sie am Ende viel höhere Gesamtkosten. Ein Beispiel: Wenn Sie 10000 Euro zu 6,3 Prozent Effektivzins über drei Jahre abstottern, zahlen Sie insgesamt 971 Euro an Zinsen. Strecken Sie den Ratenkredit über sieben Jahre, summieren sich die Zinskosten auf 2319 Euro – der Zinseszins lässt grüßen.
Dazu kommt, dass Sie die maximale Laufzeit des Kredits niemals davon abhängig machen sollten, wie viel Rückzahlung Sie sich monatlich leisten können. Entscheidend für die Kreditlaufzeit ist die Frage, welche Investition Sie damit finanzieren. Würden Sie etwa einen Luxusurlaub mit einem zweijährigen Ratenkredit finanzieren, haben Sie – sofern Sie nicht ein paar urlaubsfreie Jahre verbringen wollen – im nächsten Jahr ein dickes Problem. Sie sind zwar schon wieder urlaubsreif, aber gleichzeitig stottern Sie noch die Kosten für die Reise vom Vorjahr ab.
Daraus lässt sich ohne große Mühe ableiten, dass die Lebensdauer Ihrer Investition immer deutlich länger sein muss als die Laufzeit des Kredits, den Sie dafür aufnehmen. Je schneller Sie von den Schulden herunterkommen, umso geringer wird auf Dauer das Risiko, dass Sie mit jeder größeren Anschaffung ein Kreditkarussell in Gang setzen. Die folgende Tabelle gibt Ihnen dazu ein paar Richtwerte an die Hand.
Investition
maximale Kreditlaufzeit
Renovierung des Eigenheims
5 – 7 Jahre
Einbauküche im Eigenheim
4 – 5 Jahre
Kauf eines Neuwagens
3 – 4 Jahre
Wohnungseinrichtung
1 – 2 Jahre
Ratenkredite können Sie außerhalb der regulären Rückzahlung jederzeit ganz oder teilweise tilgen, und ich empfehle Ihnen wärmstens, genau das zu tun, wann immer es möglich ist. Keine, wirklich keine Geldanlage ist so sicher und gleichzeitig so rentabel wie die Rückzahlung eines Kredits. Sie gehen absolut kein Verlustrisiko ein und erhalten in Form eingesparter Kreditzinsen eine Rendite, die Ihnen keine Bank für ein sicheres Geldanlageprodukt bieten würde.
Zwar dürfen die Banken bei der vorzeitigen Kreditrückzahlung eine Vorfälligkeitsentschädigung verlangen, doch deren Höhe ist auf 1 Prozent der noch ausstehenden Kreditsumme begrenzt. Damit lohnt es sich übrigens auch, bei günstigen Angeboten auf einen billigeren Kredit umzusatteln.
Wenn Sie einen Kredit abgezahlt haben, können Sie mit einem einfachen Trick Ihren zukünftigen Kreditbedarf senken. Lassen Sie einfach die Rate, an die Sie sich ja schon gewöhnt haben, in Form eines Banksparplans weiterlaufen. Wenn dann irgendwann die nächste Anschaffung fällig wird, haben Sie schon ein ordentliches Kapitalpolster zur Verfügung.
Dazu ein kleines Beispiel: Ihr neues Auto kostet 25000 Euro, und Sie nehmen dafür einen Kredit über 15000 Euro auf, den Sie drei Jahre lang mit 450 Euro pro Monat abzahlen. Weitere zwei Jahre lang lassen Sie die Rate einfach auf ein Tagesgeldkonto weiterlaufen, was Ihnen zu einem zusätzlichen Guthaben von 11000 Euro verhilft. Wenn Sie dann Ihr Auto für 12000 Euro verkaufen können, haben Sie für den nächsten Autokauf schon 23000 Euro zur Verfügung und brauchen nur noch einen Mini-Kredit. Es sei denn, Sie werden übermütig und wechseln in die automobile Oberklasse …
Tipp Das Wichtigste zu Dispo- und Ratenkrediten lässt sich in einem kurzen Satz unterbringen: Bevor Sie mit der Geldanlage beginnen, zahlen Sie alle Kredite zurück – je schneller, umso besser.
Wenn Sie wegen jeder größeren Anschaffung Ihren Dispokredit in Anspruch nehmen oder einen Ratenkredit abschließen, freut sich die Bank, denn sie kassiert bekanntermaßen hohe Zinsen von Ihnen. Doch dieses Buch soll nicht der Bank Freude machen, sondern Ihnen. Und Grund zur Freude haben Sie dann, wenn Sie auch bei größeren Anschaffungen auf die Kredithilfe der Bank pfeifen können und das Ganze aus eigener Tasche finanzieren. Keine Schulden zu haben bedeutet, frei zu sein.
Sobald Sie eventuell noch vorhandene Schulden bereinigt haben, sollten Sie sich daher zuallererst darum kümmern, dass für geplante und nicht geplante größere Ausgaben genügend Geld auf der Seite ist.
Nun fragen Sie sich vielleicht: Und was ist mit der Altersvorsorge? Natürlich ist die finanzielle Vorsorge wichtig, aber noch wichtiger ist es, mit den alltäglichen Ausgaben und Investitionen auf der sicheren Seite zu sein. Die schönste Riester-Zulage nützt Ihnen wenig, wenn Sie mit Ihren Krediten nicht aus den roten Zahlen herauskommen. Aus diesem Grund kommt in diesem Buch die Altersvorsorge erst an späterer Stelle zur Sprache.
Beginnen wir mit dem Geldpolster, das gerne auch als »Notgroschen« oder »eiserne Reserve« bezeichnet wird. Das brauchen Sie nämlich, wenn mal eine größere Ausgabe fällig wird, die Sie nicht vorgesehen haben. Das kann passieren, wenn am Auto eine größere Reparatur notwendig wird, wenn es plötzlich zum Dach hereinregnet oder wenn Waschmaschine und Gefrierschrank beschlossen haben, gemeinsam den Geist aufzugeben. Oder wenn Ihnen der Zahnarzt eröffnet, dass Sie ein teures Implantat brauchen. Gut, wenn Sie dann nicht mit Schmerzen im hohlen Zahn über Kreditzinsen feilschen müssen …
Zur Höhe der eisernen Reserve gibt es zwar eine Faustregel, nach der etwa drei Netto-Monatsgehälter eingeplant werden sollten. Aber das kann je nach persönlicher Lebenslage variieren. Bei kinderlosen Doppelverdienern können auch zwei Monatseinkommen genügen, während bei einer Familie mit mehreren Kindern der Notgroschen durchaus großzügiger ausfallen kann. Darüber hinaus spielen weitere Gesichtspunkte eine Rolle – so etwa die Frage des Wohneigentums: Wer als Mieter in einem Mehrfamilienhaus wohnt, kann entspannter kalkulieren als der Eigentümer eines älteren Hauses, bei dem es nicht nur immer was zu tun, sondern auch immer was zu bezahlen gibt.
Wichtig ist nicht nur, dass die eiserne Reserve halbwegs ordentliche Zinsen bringt – womit Girokonto und die meisten Sparbuchangebote schon mal wegfallen. Das Geld sollte auch vor Verlusten geschützt und täglich verfügbar sein. Damit kommt in den allermeisten Fällen ein Tagesgeldkonto in Betracht. Wie das funktioniert, lesen Sie einige Seiten später.
Bleiben wir zunächst bei den strategischen Überlegungen. Wenn Sie für ungeplante Anschaffungen vorsorgen, sollten Sie natürlich auch die planmäßigen Investitionen nicht vernachlässigen. Zu den dicksten Brocken zählt dabei der Autokauf, der alle paar Jahre fällig wird. Aber auch das Sparen auf eine neue Wohnzimmereinrichtung gehört ebenso in diese Kategorie wie die vorausschauende Finanzplanung für den nächsten Sommerurlaub.
Am besten setzen Sie sich zusammen mit Ihren Lieben einfach mal in einer ruhigen Stunde an einen Tisch, und überlegen Sie gemeinsam, was Sie sich in den nächsten Jahren gerne zulegen möchten. Dann – die Zinsen können Sie dabei erst mal vernachlässigen – legen Sie den dafür angepeilten Betrag auf die Monate um, die Ihnen bis zum geplanten Kaufzeitpunkt bleiben. So bekommen Sie recht schnell ein Gespür dafür, was Sie sich wann leisten können.
Der Knackpunkt ist, dass es nicht bei der schönen Theorie bleiben sollte, sondern dass Sie Ihre Planungen so konsequent wie möglich in die Tat umsetzen. Der Trick beim Sparen besteht darin, die Geldanlage so weit wie möglich zu automatisieren – sprich: am besten einen monatlichen Sparplan mit festen Raten einzurichten. Das ist in aller Regel zielführender als der Vorsatz, am Monatsende auf ein Anlagekonto einzuzahlen, was übrig ist. Allzu oft, das zeigt die Praxis immer wieder, ist bei dieser Strategie nämlich nichts übrig.
Wenn Sie mit dem Auto durch eine langgezogene Kurve fahren, können Sie dabei langsam und vorsichtig fahren. Oder Sie können ordentlich Gas geben. Tun Sie Letzteres, dann kommen Sie zwar erheblich schneller durch die Kurve. Aber dafür steigt auch die Gefahr, dass Sie rausfliegen und im Straßengraben landen.
Genauso verhält es sich bei der Geldanlage mit der Renditechance und dem Verlustrisiko. Wenn Sie Ihr Geld bei der Bank anlegen, dann müssen Sie sich mit dem Zins bescheiden, der Ihnen geboten wird. Aber dafür brauchen Sie sich keine großen Gedanken darüber zu machen, ob Ihr Geld morgen vielleicht nur noch die Hälfte wert ist. Guuut, zugegeben, das gilt in diesen Tagen des Jahres 2015 vielleicht nur eingeschränkt, wenn wir den Blick auf die Finanzmärkte und die Staatsverschuldungen werfen, aber das wäre eher ein Thema für mein erstes Buch Crashkurs und soll uns hier jetzt nicht weiter verwirren.
Viel größere Gewinnchancen haben Sie natürlich am Aktienmarkt, wo Sie an einem guten Tag so viel Gewinn einstreichen können wie mit einem Banksparbrief in einem ganzen Jahr. Aber dafür sehen Sie an schlechten Tagen Ihr Kapital dahinschmelzen wie Butter in der Sonne.
Bei der Geldanlage ohne bestimmten Zweck – dem freien Vermögensaufbau – können Sie das mit entsprechendem Nervenkostüm recht locker sehen. Ein Blick auf die historischen Renditen zeigt, dass Sie bei 30 Jahren oder noch längeren Anlagezeiträumen mit Aktien gute Gewinne machen, weil sich auf lange Sicht die Schwankungen allmählich ausgleichen. Und wenn einmal die Kurse besonders günstig stehen, können Sie aussteigen und Ihr Kapital in sichere Anlageformen umschichten.
Das funktioniert aber nicht, wenn Sie das Geld in absehbarer Zeit für einen ganz bestimmten Zweck einsetzen wollen. Nehmen wir mal an, Sie hätten Anfang 2007 für den späteren Autokauf einen Betrag von 25000 Euro in einen Aktienfonds gesteckt, der exakt den Dax nachbildet. Hätten Sie Ihr Auto sechs Monate später gekauft, wären Ihre Fondsanteile gut 30000 Euro wert gewesen – das hätte für Ledersitze, ein paar PS mehr und eine tolle Soundanlage gereicht. Hätten Sie mit dem Autokauf bis März 2009 gewartet, wären Ihnen gerade mal 14000 Euro übrig geblieben, und der Kombi wäre zum Kleinwagen geschrumpft. Ende 2014 hätte es hingegen wieder zu einigen Extras gereicht – immerhin wäre die Dax-Kapitalanlage nun 37500 Euro wert gewesen. Und wie geht es in der Zukunft weiter? Das weiß kein Mensch …
Tipp Lesen Sie den folgenden Satz ganz sorgfältig, und lernen Sie ihn am besten auswendig: Je höher die Gewinnchance eines Anlageproduktes, umso größer ist auch im ungünstigen Fall das Verlustrisiko. Wenn Sie diese elementare Regel nicht nur begriffen haben, sondern auch beherzigen, dann können Sie bei der Geldanlage schon mal die schlimmsten Fehler vermeiden.
Risiko und Rendite sind eineiige Zwillinge und wachsen absolut gleichmäßig. Wenn Ihnen ein Anlageverkäufer etwas anderes erzählen will und meint, er könne Ihnen 8 Prozent Rendite ohne Risiko bei einer Investition in einen kaukasischen Getreidespeicher mit Solarbedachung und Geothermieölförderung anbieten, kommt hier die beste Anlageempfehlung: Schmeißen Sie den Quacksalber raus.
Nun könnte man sagen: Wenn eine verzinste Anlage mit 15 Prozent garantiertem Festzins angeboten wird, ist das ja keine Gewinnchance, sondern ein kalkulierbares Angebot. Lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen – wenn nämlich derjenige, der Ihnen die Zinsen »garantiert«, den »Lehman« macht, ist das Geld weg. Und glauben Sie mir, das passiert gar nicht selten.
Fürs Erste begnügen wir uns also mit eher bescheidenen Renditen und konzentrieren uns im Bereich der eisernen Reserve und des Sparens auf Anschaffungen mit sicheren Anlageprodukten.
Hier kommt noch ein weiterer Aspekt ins Spiel: die Verfügbarkeit. Wenn Sie Ihr Geld so anlegen, dass Sie erst nach fünf Jahren wieder darauf zugreifen können, erhalten Sie höhere Zinsen als bei einem jederzeit verfügbaren Tagesgeldkonto. Für Ihre Bereitschaft, eine Zeitlang auf das Geld zu verzichten, zahlt Ihnen die Bank also einen Zinsaufschlag.
Das kann bei längerfristig geplanten Anschaffungen eine Überlegung wert sein – allerdings mit gewissen Einschränkungen. Den Anblick Ihrer alten Wohnzimmereinrichtung können Sie möglicherweise so lange ertragen, bis Sie auf Ihr Guthaben wieder zugreifen können. Doch was ist, wenn es zum Dach hereinregnet und die Renovierung früher als erwartet nötig wird? Dann müssen Sie unter Umständen Ihr Geld zwangsweise für 3 Prozent liegenlassen und die Investition mit einem Kredit für 10 Prozent zwischenfinanzieren. In solchen Fällen ist der Zinsvorteil für die feste Bindung schnell wieder aufgefressen.
Dieses Spannungsfeld zwischen Renditechance, Sicherheit und Verfügbarkeit bezeichnen Fachleute übrigens als »magisches Dreieck«. Als Dreieck deshalb, weil Sie das Maximum bei allen drei Eigenschaften niemals auf einen gemeinsamen Punkt bringen können, sondern immer Kompromisse eingehen müssen. Und magisch, weil hinter allen Versprechungen, dass Sie es mit einem geheimnisvollen Anlageprodukt trotzdem hinbekommen, nichts als fauler Zauber steckt.
Wenn Sie in diesem Buch die Erläuterungen zu einzelnen Anlageformen lesen, sollten Sie Ihr Augenmerk immer auch auf die Risikoeinstufung der jeweiligen Produkte richten. Hier schon mal ein ganz kurzer Vorgriff, damit Sie einzelne Anlagegattungen besser einschätzen können:
Risikoarm sind alle Guthaben, die bei inländischen Banken und Bausparkassen geführt werden, sowie Bundeswertpapiere. Mit einem kritischen Blick auf die Kosten können auch Versicherungssparpläne hier eingeordnet werden. Wohlgemerkt: Dies gilt für normale Zeiten an den weltweiten Finanzmärkten. In der Situation des Jahres 2015 bin ich weit davon entfernt, Staatsanleihen, Versicherungsguthaben oder Festgeldkonten für risikoarm zu halten.
Moderat riskant sind Investmentfonds, die vorrangig auf Staatsanleihen setzen, und langfristig Edelmetalle.
Riskant sind kreditfinanzierte Immobilien (warum, können Sie an späterer Stelle lesen), Aktien und ähnliche börsengehandelte Wertpapiere sowie Investmentfonds mit entsprechendem Anlageschwerpunkt.
Hoch riskant sind Derivate und andere Wettgeschäfte und alle Kapitalanlagen oder Wertpapiere, die nicht an einem offiziellen Börsenplatz gehandelt werden.
Wirklich risikoarme Anlageformen sucht man in dieser aktuellen Ausnahmelage leider vergeblich. Noch vor zwei Jahren hätte ich Ihnen Bundeswertpapiere und Festgeld als absolut sichere, wenn auch wenig renditestarke Anlageformen empfohlen. Doch nicht nur viele Bürger machen zu viele Schulden und leben über ihre Verhältnisse, sondern auch viele Staaten haben das in den letzten Jahrzehnten getan. Wir haben in der aktuellen Finanzkrise erlebt, wie schnell Banken pleitegehen können, und selbst europäische Staaten gelten als Konkurskandidaten. Geldanlage war also selten so schwierig und gefährlich wie heute. Wenn ich im Folgenden daher von »sicheren« Anlageformen spreche, gilt das für normale Zeiten, die wir hoffentlich bald wieder sehen, bis dahin aber nur mit der Einschränkung, dass heute nichts absolut sicher ist. Das sollte aber niemanden dazu verleiten, das Buch zuzuklappen mit der Ausrede »dann isses ja eh egal …«. Niemand weiß wirklich, was die Zukunft bringt. Man muss nur auf jede Form der Zukunft vorbereitet sein. Und das ist die Grundlage all unserer Geldanlagen. Man sollte nie alles auf eine Karte oder ein Szenario setzen, sondern sich so aufstellen, dass man bei jeder künftigen Entwicklung zurechtkommt. Das ist gar nicht so kompliziert.