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Freuen Sie sich auf eine spannende und beizeiten urkomische Reise zur Panzertruppe der Bundeswehr!
Wir schreiben das Jahr 1990, Karsten Trube betritt als frischgebackener Wehrpflichtiger die Blücher-Kaserne in Hessisch Lichtenau. Seine Bestimmung: das Panzeraufklärungsbataillon II.
Karsten Trube wird Panzerschütze, arbeitet erst mit dem Kampfpanzer Leopard 1 und später mit dem Leopard 2. Insgesamt verbringt er vier turbulente Jahre bei der Bundeswehr.
Mit diesem autobiografischen Roman gewährt Ihnen der Autor einmalige Einblicke in die Ausbildung an den „Leos“. Heute sind die deutschen Kampfpanzer wieder in aller Munde … Erfahren Sie, wie deutsche Soldaten mit ihnen trainieren und auf den Ernstfall vorbereitet werden.
In lockerer Sprache ist Trubes Bericht mal nachdenklich, mal saukomisch und mit einem Augenzwinkern versehen. Freuen Sie sich auf irre Anekdoten vom Bund, wilde Tauchgänge mit dem Leo 1 und erfahren Sie, wie die deutsche Bahn beinahe einen Spähpanzer verlor …
Freuen Sie sich auf: - Eine authentische Bundeswehr-Biografie - Mehr als 30 Fotos aus dem Privatarchiv des Autors (E-Book in Farbe, Print in schwarz-weiß) - Ausbildungsdienst und Übungen mit den Kampfpanzern Leopard 1 und Leopard 2
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Karsten Trube
Achtung Leopard!
Stabsunteroffizier Trube lässt die Leos von der Kette
EK-2 Militär
Liebe Leser, liebe Leserinnen,
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Mit unserem Label EK-2 Militär möchten wir militärische und militärgeschichtliche Themen sichtbarer machen und Leserinnen und Leser begeistern.
Vor allem aber möchten wir, dass jedes unserer Bücher Ihnen ein einzigartiges und erfreuliches Leseerlebnis bietet. Daher liegt uns Ihre Meinung ganz besonders am Herzen!
Wir freuen uns über Ihr Feedback zu unserem Buch. Haben Sie Anmerkungen? Kritik? Bitte lassen Sie es uns wissen. Ihre Rückmeldung ist wertvoll für uns, damit wir in Zukunft noch bessere Bücher für Sie machen können.
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Moni & Jill von EK-2 Publishing
N
achdem ich etliche Bücher über Bundeswehrerfahrungen und Erfahrungen von Wehrpflichtigen der NVA gelesen hatte, habe ich mich dazu entschlossen, ebenfalls ein Buch über meine Wehrdienstzeit zu schreiben. Es wird sich zeigen, ob diese Erzählungen in die Gedächtnisse der Menschen eingehen.
Das Geschilderte in diesem Buch entspricht wahren Begebenheiten, die beinahe 30 Jahre zurückliegen und sich ab dem Tag ereigneten, an dem ich zum Militär eingezogen wurde. Noch heute sind die Erinnerungen in meinem Geist sehr präsent.
Wir schreiben das Jahr 2019. Ich bin seit 25 Jahren Angehöriger einer Polizeibehörde und auch hier besuchte ich verschiedene Dienstorte und bekleidete unterschiedliche Stellungen. Jedoch ist dies eine andere Geschichte, die ich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt niederschreiben werde.
Ich möchte mich vorab bei allen Kameraden bedanken und auch entschuldigen für das, was ich hier schreiben werde. Ich werde versuchen, keine Namen zu nennen, aber wenn es so kommen sollte, dass eine dieser Personen jemals dieses Buch in Händen hält, wird er sich vielleicht erinnern und feststellen, dass er gemeint sein könnte.
Zu der Zeit, als ich in der Bundeswehr diente, gab es noch keine Auslandseinsätze, wie es heute Normalität ist. Auch den „Kalten Krieg“ gab es eigentlich nicht mehr. Es war jedoch die Zeit des großen Umbruchs in der Bundeswehr.
Es handelt sich um die Jahre 1990 bis 1994.
Aber nun genug der einleitenden Worte, lasst uns eine Reise in die Vergangenheit antreten.
Bad Sooden-Allendorf 29.05.2019
Das Wappen der 3. Kompanie des Panzeraufklärungsbataillons II
Wie es dazu kam, dass ich gedient habe
A
ls ich gerade mein 18. Lebensjahr beendet hatte, bekam ich Post vom Kreiswehrersatzamt. Ich befand mich in der Ausbildung zum Maschinenschlosser und hatte die nervige Anfangszeit hinter mir. Die bestand zum großen Teil aus feilen, feilen und nochmal feilen. Also empfand ich es nicht als tragisch, dass ich zum Bund sollte, falls ich die Musterung bestand.
Wie eine solche Musterung abläuft, wissen sicherlich die meisten meiner Leser. In kurzen Worten: Die Ärzte sagten nach gewissen Prozeduren, wie „Hosen runter“ und „Husten Sie mal“ oder „Er hat keine Plattfüße“, dass ich tauglich und mit der Note 2 gemustert sei.
Note T 2 hieß in meinem Fall, dass ich außer als fliegendes Personal, in einem U-Boot und als Fallschirmjäger sowie ein paar kleinere Tätigkeiten für alles andere eingesetzt werden konnte.
Ich hatte mich zu meiner Zeit sogar etwas gefreut, im Dienst eingesetzt zu werden. Allerdings wusste ich noch nicht, wann dann geschehen würde, da ich mich noch in der Lehre befand. Wir hatten damals das Jahr 1985.
Nach der Musterung dachte ich mir: Naja, jetzt beendest du deine Ausbildung und danach sehen wir weiter.
Genauso wenig wusste ich, dass mich ab diesem Tag die Bundeswehr jährlich anschreiben würde, damit ich nachwies, dass ich mich immer noch in der Ausbildung befand. Also schicke ich bis zum Ende meiner Ausbildung 1989 eine beglaubigte Kopie meines Lehrvertrages an das Kreiswehrersatzamt. Hätte ich geahnt, wie wenig es die Leute interessierte, dass ich eine Ausbildung mache, hätte ich mir die Anstrengung erspart.
Nach dem Ende meiner Ausbildung hatte ich das „Glück“, von meinem Lehrbetrieb übernommen zu werden, weshalb ich ab diesem Zeitpunkt als Geselle mein Geld verdiente. Allerdings blieb die Freude an meiner Arbeit gering, da ich nur an einer CNC-Drehmaschine stand und jeden Tag einspannte und einen grünen Knopf drückte. Nach 3,5 Jahren der Ausbildung zum Maschinenschlosser hatte ich mir mehr erhofft. Das sollte ich weitere 40 Jahre machen? Nein, ohne mich.
Jeden Tag wartete ich auf die Einberufung zum Wehrdienst. Aber es kam keine.
Anfang 1990 schrieb ich an das Kreiswehrersatzamt und bat darum, mich zum nächstmöglichen Termin einzuberufen. Zu dieser Zeit wurden in jedem Quartal neue Rekruten in den Dienst gerufen. Dies geschah im Januar, im April, im Juli und im Oktober.
Schließlich kam zum Oktober 1990 meine Einberufung. Der damalige Wehrdienst dauerte 15 Monate, also 457 Tage. Wie gesagt, ich wollte schon immer Soldat werden.
Manche Leute fragt sich nun, warum ich die Einberufung zum Wehrdienst haben wollte und mich nicht gleich für mehrere Jahre verpflichtet hatte. Das ist einfach erklärt. Ich hätte dafür über die Freiwilligenannahmestelle gehen müssen. Das hätte bedeutet, dass ich mehrere Tests durchlaufen musste. Jedoch wollte ich das vermeiden, da ich damals etwas Angst vor einem möglichen Scheitern hatte. Außerdem war mir das Risiko zu groß, nicht Heimatnah eingesetzt zu werden. Doch die Gefahr wollte ich nicht eingehen, zumal ich mir das Leben im Dienst erstmal ansehen wollte. Vielleicht hätte mir das Soldatenleben auch nicht gefallen. Wer wusste das schon?
Da ich bei meiner Musterung angegeben hatte, dass ich gerne Aufklärer werden wollte, weil zwei Kasernen, Hessisch Lichtenau und Sontra, in der Nähe meines Wohnorts lagen, hoffte ich, dass ich als solcher eingesetzt werden würde. Tatsächlich war mir das Schicksal hold und wurde nach Lichtenau in das 3. PzAufklBtl2 (3. Kompanie des Panzeraufklärungsbataillons II) gezogen. Damit hatte ich den ersten Schritt geschafft.
Die ersten Tage
I
ch kam zum 01. 10. 1990 gegen Mittag in Lichtenau und in der Blücher-Kaserne an. Als ich mich in der 3. Kompanie meldete, war ich überrascht, wie freundlich meine Vorgesetzten waren. Aber das sollte sich im Laufe der Tage noch ändern.
Ich bekam meine Stube zugewiesen. Diese gehörte zum 2. Zug unter Hauptfeldwebel A. Wenn ich mich richtig erinnere, war das die zweite Stube auf der linken Seite im ersten Stock. Zu dem Zeitpunkt war schon ein Kamerad in der Stube und so warteten wir auf sechs andere. Die Zimmer, die im Bundeswehrjargon Stuben genannt wurden, belegten acht Männer.
Frauen hatten wir damals noch nicht beim Bund. Eine Ausnahme war der Sanitätsdienst oder der Dienst bei den Musikern. Das war nicht das Schlechteste, da dadurch vieles einfacher war. Man musste somit nicht auf getrennte Toiletten und Duschen achten. Denn der Verbrauch von Alkohol war damals im Vergleich zu heute relativ hoch. Deshalb wäre es ungünstig gewesen, würde man nach einer ausgelassenen Nacht die falsche Dusche erwischen. Die Bestrafungen wurden nämlich diszipliniert durchgeführt.
Mein Kamerad N. und ich warteten somit auf die anderen sechs Männer. Zwischendurch kam unser Gruppenführer vorbei und schaute nach, ob schon andere eingetroffen waren.
Er sagte nur seinen Namen und seinen Dienstgrad. Er war Fahnenjunker, also ein Offiziersanwärter. Er begründete seine kurze Vorstellung mit den Worten: „Das erfahren Sie, wenn alle anderen da sind.“
Also saßen mein Kamerad N. und ich gelangweilt auf unseren harten Stühlen und warteten.
Ich dachte noch: Na, das wird schön langweilig werden.
Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was uns noch erwarten würde.
Unsere Stube war so ausgestattet, dass das Nötigste vorhanden war, aber auch nicht mehr. Das beinhaltete vier Doppelstockbetten mit alten, dünnen Matratzen. Die Betten waren unterschiedlich. Wenn man schnell genug war, konnte man sich ein Bett schnappen, das einen festen Gitterrahmen unter der Matratze hatte. Diese waren nicht durchgelegen. Kam man zu spät, musste man mit einem Bett vorliebnehmen, das einen Federrahmen hatte. Und der hing durch wie eine Hängematte, wenn man im Bett lag.
Da ich und mein Kamerad N. die ersten Anwesenden waren und durch schnelles Probeliegen herausgefunden hatten, welche Betten am besten waren, eroberten wir uns „gute“ Betten.
Der Raum offenbarte zusätzlich acht Schränke. Bei uns hießen sie „Spinte“. Acht harte, nicht gepolsterte Stühle und zwei Tische befanden sich ebenfalls in der Stube. Genauso ein Mülleimer, der jeden Tag dreimal entleert werden musste. Diese Aufgabe war ungeheuer wichtig, auch wenn wir es als Schikane der Vorgesetzten ansahen. Denn wenn der Eimer einmal nicht leer war, wurde er gerne vom Vorgesetzten auf dem Tisch entleert.
Wir warteten also auf die anderen Kameraden. Im Laufe des Nachmittags kamen sie nach und nach eingetrudelt. Als alle aus unserer zukünftigen Gruppe anwesend waren, erschien unser Fahnenjunker G. Er stellte sich vor und gab uns einen kurzen Ablauf, wie es die nächsten Tage laufen sollte. Noch war alles in Ordnung.
Als alle anderen aus unserem Zug das Hauptgebäude erreichten, wurden wir der Größe nach auf dem Flur „aufgebaut“. Beim Bund hieß die Anzahl von jungen Männern, die zusammen eine Einheit bildeten, „Zug“. In unserem Fall bestand er aus 35 Mann.
Wir erhielten die Bezeichnung 2. Zug. Insgesamt bestand unsere Kompanie aus vier Zügen. Das waren drei schwere Züge, die zur damaligen Zeit mit Kampfpanzer Leopard 1 A4 und einem leichten Zug mit dem Spähpanzer Luchs ausgestattet waren.
Nachdem alle aufgestellt standen und sich jeder seinen Vorder- und Nebenmann gemerkt hatte, wurden wir gegen 17:00 Uhr zum Abendessen geführt. Wir durften nicht allein gehen, sondern wurden wie Kindergartenkinder geführt.
Als wir in der Kantine ankamen, wurden wir lautschreiend von den Soldaten, die mindestens ein Vierteljahr hier dienten, begrüßt. Es fielen Worte wie „Frischfleisch“ und „Nasse“ oder „Spielbälle“.
Wir konnten uns noch nicht erklären, was damit gemeint war. Das sollten wir aber in den nächsten drei Monaten erfahren. Denn das war die harte Zeit der Grundausbildung. Diese hatten die anderen Männer schon hinter sich.
Nach dem Abendessen wurden wir wieder zurück zur Kompanie geführt. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich an diesem Ort kaum einen Schritt alleine gehen durfte. Alle dachten wir, dass endlich Feierabend sei und wir uns eingewöhnen können. Aber weit gefehlt. Unser Gruppenführer erweiterte seine Vorstellung von sich selbst und forderte uns dazu auf, sich vorzustellen.
Wir waren alle um die 22 Jahre alt. Bis auf den Kameraden S., der schon verheiratet war und Bauingenieur studiert hatte. Er war 28 oder 29 Jahre alt. Er hatte das Pech, doch noch eingezogen zu werden.
Damals sprach ich noch kein Wort davon, dass ich mit dem Gedanken spielte, mich zu verpflichten. Jedenfalls nicht vor meinem Vorgesetzten.
Gegen 21:30 Uhr verabschiedete sich unser Fahnenjunker mit den Worten: „So, meine Herren, fertig machen zum Schlafen! Um 22:00 Uhr ist das Licht aus und alle sind in den Betten!“ Dann verließ er die Stube.
Am nächsten Tag um 06:00 Uhr wurden wir durch den UvD (Unteroffizier vom Dienst) geweckt. Es flog ein Metallmülleimer durch den Flur und er schrie: „Kompanie aufstehen!“ Kurz danach wurde die Tür zu unserem Zimmer aufgerissen und Licht flammte auf. Er rief in die Stube: „In 2 Minuten ist alles aus den Betten!“
Nach zwei Minuten war er wieder in unserem Zimmer und kontrollierte, ob alle aufgestanden waren. Wehe dem, der noch im Bett lag!
Nach dem Aufstehen wurden wir zum Frühstück geführt und, wie schon am Abend zuvor, freudig im Speisesaal begrüßt. Nachdem wir gefrühstückt hatten, ging es zur Einkleidung. Wir standen in einer langen Schlange an und wurden durch die Halle von Station zu Station geschickt. Wir bekamen als Erstes unseren Seesack. In dem wurde unsere ganze Ausrüstung verstaut, die wir empfangen mussten. Die Kleidung anzuprobieren, war jedoch nicht möglich, da wir zu viele Rekruten waren und es schnell gehen musste. Einzig die Stiefel und den Gefechtshelm konnten wir auf seine Passform testen. Es ist sicherlich nur der Erfahrung des Personals zu verdanken, dass die meisten Kleidungsstücke, wie Feldhose, Feldjacke und Feldhemd einigermaßen passten.
Nach der Einkleidung ging es zurück in die Kompanie. Unser Gruppenführer zeigte uns einmal, wie der Spind einzuräumen war. Jedes Teil hatte seinen festen Platz und durfte auf keinen Fall an einer anderen Stelle liegen. Begründet wurde dies mit einem bevorstehenden Nachtalarm in der Grundausbildung, bei dem es bis auf ein Hindenburglicht (eine einzelne Kerze auf dem Tisch) keinerlei Beleuchtung geben sollte.
Erstaunlicherweise funktionierte das Einräumen gut und mein Spind wurde nur einmal wieder komplett ausgeräumt, sodass ich alles nochmal machen musste.
Danach durften wir unsere Uniform noch nicht anziehen, da wir erst zum Arzt mussten, in dem man im Schlumpfanzug hinging. Also im blauen Sportanzug. Über die Untersuchung denke ich, brauche ich nicht viel zu erzählen. Sie war nicht anders als die Musterung. Es fielen wieder Worte wie „Hose runter“ und „Husten Sie mal“. Nachdem wir beim Arzt fertig waren, marschierten wir in Formation zurück zur Kompanie.
Alle brannten darauf, endlich die Uniform anziehen zu dürfen.
Das taten wir schließlich auch. Aber nicht in erhoffter Ruhe, sondern in fünf strammen Minuten. Danach wurde lautstark das Antreten befohlen. Wir rannten auf den Flur und traten an.
Kaum standen wir in einer Linie, donnerten die Worte unseres Zugführers durch die Stille. „Das geht gar nicht! Wie sieht denn Ihre Uniform aus? Wollen Sie die Bundeswehr entehren?“ Er schickte uns zurück auf die Stube und alles begann von vorne.
Nachdem alles zur Zufriedenheit des Zugführers ausgeführt war, schickte er uns mit Gebrüll auf die Stuben zurück und befahl uns, einen anderen Anzug anzuziehen. Vom Sportanzug, zum Gefechtsanzug, über den „Kleinen Diener“ und „Großen Diener“ probierten wir jeden Anzug an. Der Unterschied zwischen dem „Kleinem Diener“ und „Großem Diener“ bestand darin, dass man beim „Kleinen Diener“ Halbschuhe mit Barett zur Ausgehuniform und zum „Großen Diener“ die Stiefel mit hochgekrempelter Hose, Koppel und Stahlhelm und je nach Wetterlage mit Mantel trug. Danach kam der Sportanzug an die Reihe. Dann wieder der lange Sportanzug und danach die Winterbekleidung mit Parka und Koppeltragehilfe. Kurz: Wir wurden so gescheucht, dass uns „das Wasser im Arsch kochte“.
Unsere Gruppen- und Zugführer hatten im Gegensatz zu uns einen Heidenspaß. Zwischendurch machten wir Formaldienst und sollten dabei das Marschieren lernen.
Das war am Anfang ein großes Gestolper und war weit von einheitlichem Marschieren entfernt. Um uns etwas zu motivieren, ließen uns unser Ausbilder gelegentlich im Laufschritt über den EX-Platz rennen. Irgendwann waren sie mit unseren Marschversuchen einigermaßen zufrieden. Aber ich denke, dass es daran lag, dass die vorgesehene Zeit verstrichen war.
Wir hatten sehr schnell gelernt, bei der Bundeswehr richteten sich große Teile nach der eingeteilten Zeit des Dienstplans. So verstrichen die ersten Tage.
Meine Gruppe in der Grundi, unten rechts Panzerschütze Trube
Das erste Mal Schießen
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achdem wir unsere Standardwaffe das Gewehr G3 kennengelernt hatten, ging es zum ersten Mal auf die Schießbahn. Jegliche Bauteile des Gewehrs, wie alle Technischen Daten konnten wir aufzählen, wenn man uns um 02:00 Uhr geweckt hätte. Doch dies hätte nicht funktioniert, wenn wir nicht die Waffe zigmal zerlegt und wieder zusammengesetzt und dabei alle Daten und Baugruppen benannt hätten. Wir lernten sogar das Laden mit einem Stiefelbeutel über dem Kopf zu vertiefen.
Dabei wurde es so erklärt: „Es könnte sein, dass wir die Waffe auch im Dunkeln zerlegen müssten.“
So kam der Tag des ersten Schießens. Es war nicht so, dass jeder eine Handvoll Munition für das Gewehr bekam und man dann einfach drauflosschoss. Nein, beim Barras lief das anders. Man trat vor und ließ sich mit Namen und Dienstgrad in die Schießkladde eintragen.
Danach ging man einen Schritt weiter und bekam die Munition vom Patronenausgeber ausgegeben. Nicht einfach so, sondern man meldete sich wieder mit Namen und Dienstgrad. Der Patronenausgeber saß natürlich direkt neben dem Schreiber und hat somit den Namen schon gehört. Aber man musste sich dennoch mit dem Namen melden. Danach bekam man seine Munition unter genauen Vorgaben. Wir nehmen an, man bekommt fünf Schuss. Das Ganze läuft dann so ab:
Schütze: „Panzerschütze Trube meldet sich zum Eintragen in die Schießkladde!“
Schreiber: „Panzerschütze Trube in die Schießkladde eingetragen.“
Es wurde ein Schritt nach links getreten.
Schütze: „Panzerschütze Trube meldet sich zum Munitionsempfang!“
Patronenausgeber: „Fünf Schuss Gewehrmunition 7,62 mal 51 richtig übergeben.“
Schütze: „Panzerschütze Trube hat fünf Schuss richtig übernommen!“
Danach lud man die Munition in das Magazin und wartete, bis man aufgerufen wurde.
Wenn es so weit war, trat man an die Schusslinie und meldete sich mit folgenden Worten bei der Aufsicht, in den meisten Fällen bei seinem Gruppenführer: „Panzerschütze Trube meldet sich zum Schießen!“
Ab hier durfte man nur noch das tun, was die Aufsicht sagte. Wehe, man machte etwas selbstständig!
Als Nächstes folgte das Kommando, Stellung zu beziehen. In den meisten Fällen hieß das „Hinlegen.“ Nur auf Weisung rastete man das geladene Magazin in der Waffe ein.
Als Nächstes meldete der Schütze: „Gewehr G3 teilgeladen und gesichert!“, weil erst das Magazin in der Waffe war und noch keine Patrone im Lauf (Patronenlager).
Dann folgte der Befehl durch die Aufsicht: „Waffe fertigladen.“
Somit zog der Schütze den Ladehebel, heute nennt man ihn Verschlusshebel, nach hinten und ließ ihn los. Wie nicht anders zu erwarten, musste man auch dazu eine Meldung abgeben, obwohl die Aufsicht das offensichtlich gesehen und gehört hatte.
Der Schütze meldete: „Gewehr G3 fertig geladen und gesichert!“
Nach diesem Prozedere hörte man je nach Übung von der Aufsicht: „Ein Schuss Einzelfeuer auf erkannten Feind! Feuer frei!“
Oh, welches Wunder! Der Schütze durfte schießen, ohne eine weitere Meldung abzugeben. Wenn man schließlich seine Munition verschossen hatte, meldete er: „Gewehr G3 durchgeschossen!“
Die Aufsicht sagte: „Sicherheitsüberprüfung durchführen.“
Nun sicherte der Schütze die Waffe, entnahm das Magazin, zog den Ladehebel (Verschlusshebel) zurück und rastete ihn ein. Anschließend schaute er in das Patronenlager und meldete G3 entladen, Patronenlager frei, G3 gesichert und ließ die Aufsicht ins Patronenlager und das Magazin schauen. Dann ließ man den Ladehebel nach vorne schnellen, entsicherte die Waffe und drückte in Richtung des Zielfeldes ab, um die Waffe zu entspannen.
Wenn das geschafft war, meldete er: „Gewehr G3 entladen, entspannt und gesichert!“
Nun durfte er aufstehen, sich mit den Worten „Panzerschütze Trube meldet sich vom Schießen ab!“ abmelden und zum Schreiber zurückgehen, um sein Trefferergebnis anzugeben, damit dieser es in die Schießkladde eintragen konnte. Natürlich musste man vorher beim Patronenausgeber angeben, dass man alle fünf Schuss verschossen hatte. Es könnte sein, dass eine Patrone nicht gezündet hatte, die man dann natürlich wieder abgeben musste. Das nennt man „Versager.“
Nun aber genug des Vorgeplänkels. Nachdem ich die erste Tortur der Melderei hinter mir hatte und endlich auf dem Boden lag, um zu schießen, ging es los. Wir sollten auf 50 Meter eine große 10er-Ring-Scheibe beschießen.
Ich visierte an und schoss. Kurz gesagt, von möglichen 50 Ringen schoss ich 46. Ich war überrascht, dass die Waffe eigentlich einen sehr geringen Rückstoß hatte. Später musste ich feststellen, dass das an der sogenannten „blauen Munition“ lag.
Bei dieser Munition handelt es sich um Plastikgeschosse, die in einer hellblauen Plastikhülse steckten. Diese Patronen sind mit wesentlich weniger Treibladungspulver gefüllt und dienen dazu, die neuen Schützen langsam an das Schießen zu gewöhnen. Außerdem ist diese Munition billiger als die Gefechtsmunition. Dennoch können auch diese Geschosse tödlich sein. Deshalb ist der Aufwand mit der Melderei und der Sicherheit gerechtfertigt.
Die zweite Runde ging über 100 Meter und diesmal sollten wir mit Gefechtsmunition schießen. Als ich auf der Erde lag und meinen ersten „scharfen“ Schuss abgeben wollte, bedachte ich natürlich nicht, dass bei dieser Munition die volle Treibladungsfülle vorhanden war. Ich schoss also und bekam den vollen Rückstoß nicht nur in die Schulter, sondern auch auf mein Jochbein. Und bloß, weil ich das Gewehr nicht richtig in der Schulter liegen hatte.
Mein Gruppenführer grinste und meinte: „Ich habe euch gleich gesagt, dass ihr die Waffe richtig einziehen sollt.“
Der Spruch nützte mir nicht viel und ich hatte die nächsten Tage ein schönes Veilchen herumzutragen. Ich war aber in bester Gesellschaft, weil es auch anderen Männern so erging wie mir. Wir hatten den Eindruck, dass das die Uffze mit Absicht getan hatte. Als ich später selber Unteroffizier und Gruppenführer war, verstand ich es, weil ich es auch nicht anders machte.
Wir nannten das damals: Phase fünf, lernen durch Schmerz.
Das war mein erstes Schießen mit dem Gewehr G3. In den folgenden Wochen folgte die Ausbildung mit der MG3, der Pistole P1 und MP UZI. Panzerfaustschießen und Handgranatenwerfen waren auch an der Reihe. Von der Vorgehensweise in Bezug auf die Sicherheit war es nicht anders als das Gewehrschießen. Wir schossen nur mit Übungsgeschossen der Panzerfaust und warfen lediglich Übungshandgranaten. Diese sind nicht gefährlicher als 2-Pfennigknaller für Sylvester. Daher, so denke ich, kann ich auf die Schilderung der Erlebnisse an dieser Stelle verzichten.
Wie wir einen Unteroffizier in den Wahnsinn trieben
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ine schöne Anekdote war, wie wir einen Unteroffizier fast in den Wahnsinn trieben. Der vor ein paar Tagen beförderte, junge Unteroffizier verlangte von uns, dass wir ihn mit der Hand zu Gruß grüßen sollten. Ging man an ihm vorbei und tat dies nicht, so rief er einen zurück und belehrte einen scharf, man müsse ein paar Schritte zurückgehen, um wieder an ihm vorbeizulaufen und dabei vorschriftsmäßig zu grüßen.
Wir fühlten uns dabei albern, weshalb wir uns eines Morgens vom Parkplatz, wo er parkte, bis zu unserer Kompanie aufstellten. Das waren etwa 400 bis 500 Meter. Alle zehn Meter stand ein Rekrut aus unserer Kompanie und grüßte ihn vorschriftsmäßig. Den Tipp bekamen wir von einem Feldwebel, der kein Fan von dem jungen Uffz war, denn der junge Unteroffizier musste uns ebenso zurückgrüßen.
Also: Hand an das Barett und „Guten Morgen, Herr Panzerschütze“.
Als wir das durchexerziert hatten, kam der Unteroffizier zu uns und bat darum, so etwas nie wieder zu tun, da er einsah, dass er einen Fehler begangen hatte. Wir hatten also unser Ziel erreicht und ihm eine Lektion erteilt.
Wir hatten uns prächtig amüsiert, er allerdings nicht.
Wie ich mich auf vier Jahre verpflichtete
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nde November kam der Tag, an dem ich zuerst bei meinem Zugführer Hauptfeld A. war und danach bei meinem Kompaniechef Hauptmann E., um meinen Wunsch, eine vierjährige Verpflichtung im Bund zu äußern. Mein Chef sagte mir, dass er meinen Entschluss begrüßte und sich darum kümmerte.
Etwa zwei Wochen später wurde mir gesagt, dass eine Verpflichtung auf vier Jahre kein Problem wäre und ich sogar in unserer Kompanie eine Stelle bekam. Schon während der zwei Wochen Wartezeit bis zur Entscheidung spürte ich am Verhalten meiner Gruppenführer, dass sie von meinem Anliegen wussten. Ich wurde bei jeder Gelegenheit als „Hilfsausbilder“ herangezogen und bekam etliche Sonderaufträge.
Bei einem Geländelauf in Kampfanzug mit Stiefeln durch Knöchelhohen Schnee hörte ich immer wieder die Worte: „Los schneller, sie wollen doch verlängern!“
Das Lustige daran war, dass mein Gruppenführer Fahnenjunker G. nicht schneller war als wir, aber mindestens genauso viel keuchte. Aber immer die Untergebenen ärgern, nicht wahr? Dennoch war es eine schöne Zeit und ich brannte darauf, endlich den Vertrag zu unterschreiben.
Dann kam der Tag unserer Rekrutenbesichtigung im verschneiten Dezember. Diese verlief folgendermaßen:
Die vorherige Nacht schliefen wir in der Kaserne. Normalerweise schlief ich immer zuhause, da ich nur 25 Kilometer bis zur Dienststelle brauchte. Dies war erlaubt, allerdings mussten wir jeden Morgen um 06:00 Uhr zum Wecken anwesend sein.
Nun, an diesem Tag mussten wir über Nacht in der Kaserne schlafen. Daher ahnten wir, dass es eine kurze Nacht geben wird. Und so war es auch. Um 03:00 Uhr wurden wir durch Gebrüll und Lärm auf dem Flur geweckt. Kurz danach flog unsere Stubentür auf und Fahnenjunker G. schrie: „Alaaaaaarm!“
Wir sprangen aus den Betten und machten das Licht an. Sofort wurden wir angeschrien, dass das Licht wegen des imaginären Feindes ausbleiben sollte. Alles, was wir an Licht machen durften, war ein Hindenburglicht, also eine kleine Kerze.
In der Dunkelheit mussten wir schleunigst unsere Sachen packen. Das, was nicht in den Kampfrucksack kam, wurde im Seesack verpackt und auf einem Unimog verladen. Im Kampfgepäck befanden sich, sofern ich mich erinnerte, neben einem weiteren Kampfanzug, Wechselunterwäsche, Socken, Waschzeug und andere vorgeschriebene Dinge. Dazu kam der Schlafsack, der auf dem Rucksack befestigt wurde. Am Mann hatten wir ein Koppeltragegestell, das Essgeschirr, eine Trinkflasche, einen Klappspaten und unsere zugeteilte ABC-Schutzmaske. Außerdem eine Magazintasche mit vier Magazine für das Gewehr G3, wie natürlich unsere Waffe.
Wenn man Pech hatte, war man MG-Schütze und hatte anstelle seines relativ leichten G3 (4,38 Kilogramm ungeladen) das MG3 mit 11,5 Kilogramm ungeladen zu schleppen. Oder auch die Panzerfaust 44 mit einem Gewicht von rund zehn Kilogramm. Das MG3 war im Grunde genommen bis auf leichte Veränderung das gleiche wie das MG 42 der deutschen Wehrmacht aus dem zweiten Weltkrieg. Die Panzerfaust 44 basierte auf der Panzerfaust 150, ebenfalls von der deutschen Wehrmacht aus dem zweiten Weltkrieg.
Nachdem wir unsere Waffen empfangen hatten, wurden wir auf einen LKW und einen Unimog verladen, wie bei geschlossener Plane ins „Feld“ gefahren. Wir fuhren etwa 30 Minuten, konnten dementsprechend nicht weit weg von der Kaserne sein. Das gab uns die Hoffnung, dass der Rückmarsch nicht allzu weit sein würde.
Wir bezogen unseren Biwak-Raum und mussten zuerst Alarmstellungen graben. Natürlich im Liegen mit unseren Klappspaten. Wie gesagt, es war Dezember und es lag Schnee. Der Boden war gefroren und wer einmal versucht hat, gefrorenen Boden mit einem Spaten umzugraben, kann sich vorstellen wie viel „Spaß“ das im Liegen mit einen etwa 40 Zentimeter kurzen Klappspaten machte.
Nachdem wir endlich die Stellungen gegraben hatten, durften wir unsere „Dackelgaragen“ aufbauen. Das bedeutet, dass immer zwei Soldaten aus ihren Zeltplanen ein Zweimannzelt bauten. Dazu wurden zwei Zeltplanen von circa zwei Metern mal einem Meter zusammengeknöpft und mit Hilfe von jeweils drei etwa 30 Zentimeter langen Zeltstangen aufgebaut.
Unser großer Luxus war, dass jedes Zelt ein Bund Stroh für den Boden bekam, damit es nicht zu kalt von unten wird. Denn die Zelte waren natürlich bodenlos. Aber eigentlich war das egal, da wir in den drei folgenden Tagen maximal vier Stunden im Zelt liegen durften.
Nachdem wir unsere Zelte aufgebaut hatten, mussten wir ein großes Acht-Mann-Zelt für unsere Führung aufbauen. Die Führung hatte sogar einen Kanonenofen in ihrem Unterschlupf. Der einzige Trost war, dass die Führung nicht länger als wir schlafen konnte. Mit dem Unterschied, dass die Gruppenführer keinen Wachdienst hatten.
Den Rest des Tages hatten wir unsere Ausbildung unter gefechtsmäßigen Bedingungen. Dazu gehörte die ABC-Ausbildung mit dem Over-Gamen-Anzug. Das war ein Anzug, der aus einer Jacke mit Kapuze und einer Hose bestand, sowie einer Art von Gummistiefeln, die über den Kampfstiefeln getragen wurden. Die Over-Gamen wurde über den normalen Kampfanzug gezogen und waren mit Kohlepartikeln gefüllt. Das sollte atomare, biologische und chemische Kampfstoffe abhalten. Der Vorteil war, dass es in den Klamotten warm war, was bei minus acht Grad Außentemperatur eine feine Sache darstellte.
Wir mussten immer wieder in die Alarmstellungen einrücken, wobei wir die letzten Meter auf dem Bauch rutschten. Das nannte man „in die Stellung gleiten“. Als die Dunkelheit einbrach, waren wir erschöpft, und wollten nur noch in unsere Schlafsäcke.
Aber viel Schlaf bekamen wir nicht. Immer wieder wurden wir des Nachts alarmiert und mussten in unsere Stellungen. Natürlich wurden auch Alarmposten eingeteilt. Hatte man den Alarmposten zu stellen, lag man mit einem Kameraden für zwei Stunden hinter dem MG und beobachtete das vor einem liegenden Gelände. Nach diesen zwei Stunden hatte man noch weitere zwei Stunden Feuerwache, bevor man endlich für andere zwei Stunden in den Schlafsack kriechen durfte.
Unser Gewehr, das immer am Mann sein musste, nahmen wir natürlich auch mit in den Schlafsack. Da es so kalt war und wir dauernd alarmiert wurden, zogen wir nur die Stiefel im Schlafsack aus. Merkwürdig war nur, dass wir ein Lagerfeuer machen durften, obwohl wir uns „im Krieg“ befanden. Wir durften schließlich keinen Lärm machen, weil der Feind das hören würde. Aber der Feind muss anscheinend blind gewesen sein, ansonsten hätte er unser Feuer gesehen.
Natürlich bekamen wir auch Nahrung. Das war in Form von EPA. Das ist ein Karton mit den wichtigsten Sachen, wie einer zu erhitzenden Hauptspeise, Getränkepulver, Keksen, Kaugummi, etwas hochprozentiger Schokolade, Streichhölzern und ganz wichtig: Klopapier. Was sonst noch dabei war, weiß ich nicht mehr. Aber ich erinnere mich noch daran, dass mir danach noch der Magen knurrte. Das war nicht beabsichtigt, gestillt zu werden, da man durch die Essenrationen nur überleben sollte.
Als die erste Nacht vorüber war, begann der zweite Tag. Und wer hätte das gedacht, er bestand aus neuer Ausbildung. Dabei wurde wieder in die Stellungen bis zum Erbrechen eingerückt.
In der folgenden Nacht geschah dasselbe Spiel wie davor. Unsere Nerven lagen blank und unsere Körper waren erschöpft.
Am Morgen des dritten Tages hatten wir unseren Marsch zurück in die Kaserne. Natürlich mit gefechtsmäßigen Einlagen. Feindberührung, Bekämpfen des Feindes und Ausweichen gehörten mit dazu. Dadurch hatten wir am Ende eine Marschstrecke von etwa 20 Kilometern.
Der Höhepunkt, so dachten wir, war die ABC-Einlage.
Wir mussten circa drei Kilometer unter Vollschutz, also mit Gasmaske aufgezogen, marschieren. Als wir die Masken und unsere Over-Gamen anhatten, wurden wir angegriffen.
Kurz vorm Ziel, unsere Kaserne, kam unser Kommandeur, ein Oberstleutnant zu uns und schaute sich an, was wir in der Grundausbildung gelernt hatten. Der Höhepunkt kam, als ich mit fünf Kameraden, die sich weiterverpflichten wollten, vor die im Gelände angetretene Kompanie treten musste und bei Minusgraden „Im Felde“ vereidigt wurde.
Unser Kommandeur fragte uns, ob wir bei der Eidesformel am Ende den Zusatz „So wahr uns Gott helfe!“ sagen wollten. Nun, wir waren nach zwei Nächten und drei Tagen Dienst mit sehr wenig Schlaf so ermüdet, dass wir sagten, dass es uns egal sei. Es wäre uns sicherlich nicht egal gewesen, wenn wir ausgeruht gewesen wären. Denn wenn man sich bei einem Schwur auf Gott bezieht, hat ein Eid eine andere Bedeutung.
Das war am 20. Dezember 1990.
Wie dem auch sei, wir schworen bei Gott.
Nach der Zeremonie ging es die letzten vier oder fünf Kilometer zurück in die Kaserne.
Als wir dort ankamen, freuten wir uns, diese Tortur hinter uns zu haben. Aber weit gefehlt. Wir „durften“ noch mit unseren Waffen und dem Gepäck über die Kampfbahn gehen. Diese war wie eine Bundeswehrkampfbahn in jeder Kaserne vorhanden und etwa 250 Meter lang, wie mit zwölf Hindernissen ausgestattet. Dazu gehörte eine Löwengrube, die Eskaladierwand, der spanische Reiter und auch die Schwebebalken.
Nachdem wir das hinter uns hatten, durften wir in die Kompanie und uns nach dem Waffenreinigen und Reinigen der persönlichen Sachen endlich ins Bett legen und schlafen.
Die meisten verschliefen dabei auch das Abendessen, mich eingeschlossen. Zum Glück ließ man uns in Ruhe und weckte uns erst am nächsten Morgen in altbewährter Weise durch lautes Geschrei.
Das war der Tag, an dem ich mich für vier Jahre verpflichtete.
Ich bereute das nie, auch wenn es nicht immer schön war.
Die spezielle Grundausbildung im PzBtl 44 in Göttingen
Z
ur speziellen Grundausbildung musste ich mit einem zukünftigen Unteroffizierskameraden und vier oder fünf zukünftigen Fahnenjunkern (Offizierslaufbahn) nach Göttingen in die Zieten-Kaserne zum Panzerbataillon 44.
Das war in der Zeit vom 03. Januar 1991 bis 29. März 1991.
In unserer Kaserne konnte die Ausbildung nicht stattfinden, da wir zu dieser Zeit noch den Leopard 1 A 4 hatten. Dieser hatte noch keine Laserentfernungsmessung. Man musste beim Zielen mit der Kanone zwei Stachel in Deckung bringen und dazu räumliches Sehvermögen nutzen. Da wir während unserer Grundausbildung aber erfuhren, dass unser Panzeraufklärungsbataillon aufgelöst werden sollte, waren wir als Zeitsoldaten in das Panzerbataillon 54 versetzt worden, welches ebenfalls in unserer Kaserne beheimatet war. Dieses hatten schon den Leopard 1 A5 mit der Lasertechnik.
Also rückten wir Anfang Januar 1991 in Göttingen ein.
Viel gibt es dazu nicht zu sagen. Wir wurden auf dem Panzer als Richt- und Ladeschützen ausgebildet. Dazu gehörten zahlreiche Trockenübungen mit einem Simulator und auch Zielübungen auf dem Standortübungsplatz. Zum Ende der Ausbildung fuhren wir nach Putlos auf den Übungsplatz, um scharf mit dem Panzer zu schießen.
Erwähnenswert ist, dass wir als Aufklärer in einem Panzerbataillon ausgebildet wurden. Denn Aufklärer, die Krone des Heeres, die in einem Panzerbataillon untergebracht waren, waren eine Herausforderung.
Wir waren stolz, goldgelbe Litzen tragen zu dürfen und nicht die rosafarbenen wie die „Panzerbullen“
Wir sagten immer „Panzerbullen breit fahren, schmal denken“, da sie immer in breiter Kette mit mindestens zwölf Panzern fuhren. Während wir nur mit drei Panzern unterwegs waren und die Gefechtsfeldaufklärung betrieben. Wir waren sozusagen die Speerspitze des Heeres. Was wir mit unseren Panzern erledigten, machte früher die Kavallerie.
Nun, wenn freitags unser Abschlussantreten vor der Kompanie war, rief man: „Panzer Hurra, Panzer Hurra, Panzer Hurra!“
Wir als Aufklärer standen am rechten, oder linken Flügel und riefen nicht mit, denn wir als Aufklärer riefen normalerweise: „Horrido Joho, Horrido Joho, Horrido Joho!“
Eines Tages sprach uns unser Kompaniechef diesbezüglich an und verlangte, dass wir ebenfalls mit den anderen rufen sollen. Die Forderung verneinten wir mit den Worten: „Wir sind stolze Aufklärer und rufen niemals Panzer Hurra.“
Trotz Verwarnung blieben wir weiterhin stumm an unserem Flügel und nach einiger Zeit gab der Kompaniechef auf. So gingen die Tage und Wochen dahin und wir schlugen uns gut in der Ausbildung.
Wenn ich mal keine Lust auf die Ausbildung hatte, weil wieder Blödsinn auf dem Dienstplan stand wie Formaldienst, meldete ich mich ab und sagte, dass ich in die 2. Kompanie zum Spieß müsse.
Das war ein guter Bekannter von mir und kam aus dem gleichen Dorf wie ich. Er sagte am Anfang meiner Ausbildung zu mir, als ich ihm erzählte, dass ich in seiner Kaserne ausgebildet werden soll: „Wenn es mal etwas gibt, was du nicht machen willst, kommst du einfach zu mir und wir trinken zusammen einen Kaffee.“ Das nutzte ich natürlich das eine oder andere Mal.
Dann kam der Tag, an dem wir zu unserem ersten Übungsplatzaufenthalt fuhren. Der war wie gesagt in Putlos, der ein Übungsplatz an der Ostsee war. Wir fuhren für die 416 Kilometer eineinhalb Tage und eine Nacht. Es ist üblich gewesen, dass Militärtransporte nicht bevorzugt auf die Schiene durften. Das heißt, wir standen die meiste Zeit auf Abstellgleisen und fuhren eigentlich nur in der Nacht.
Das Schießen in Putlos war aber sehr schön. Der erste Schuss, der gemacht wurde, wurde über ein Kabel ferngezündet. Weil der Panzer schon über ein Jahr nicht geschossen hatte, durfte beim ersten Schuss niemand auf dem Panzer sitzen. Es hätte sein können, dass der Schuss im Rohr explodiert und Anbauteile durch den Panzer fliegen und jemanden verletzen oder gar töten werden konnte.
Als das erledigt war, schossen wir mit unseren Panzern. Aber nur ÜB-Munition. Das ist Munition, die statt eines Gefechtskopfs mit Sprengstoff bei der HEAT nur ein Betongeschoss hat. Der Vorteil dabei war, dass jeder Schuss nur 1.000 DM (Deutsche Mark) gekostet hatte. Bei scharfer Gefechtsmunition waren es also 2.000 DM.
Da der Panzer Leopard 1 A5 schon einen Laserentfernungsmesser hatte, war es nicht schwer zu treffen. Man musste nur das Ziel anvisieren, anlasern und abdrücken. Den Rest hat der Rechner auf dem Panzer besorgt.
Wenn man sich nicht ganz dämlich anstellte, konnte man auf Entfernungen von Null bis 3.500 Metern eigentlich nicht danebenschießen.
Die zwei Wochen, die wir auf dem Übungsplatz in Putlos übten, waren super. Tagsüber schießen wir und hatten viele Pausen. Abends hatten wir sogar ein kühles Bier zum Genießen.
Weniger schön war es, als wir nach den zwei Wochen wieder in unserer Kaserne ankamen. Da hieß es eine ganze Woche Panzer putzen. Und wie sehr wir auch putzten, es war nie genug. Aber wie wir es schon in der Grundausbildung gelernt hatten, die Zeit arbeitete für den Rekruten. War der angesetzte Zeitraum verstrichen, war der Panzer sauber. Also hieß es für uns nur: Zeit totschlagen.
Nach unserer speziellen Grundausbildung ging es am Osterdienstag wieder zurück in unsere Stammeinheit. Was danach passierte könnt ihr im nächsten Kapitel lesen.
So neigte sich das erste halbe Jahr meiner Dienstzeit dem Ende.
Davon diente ich nur die Hälfte der Zeit in meiner Stammeinheit. Das sollte sich durch die vier Jahre, in denen ich diente, ziehen.
Fernzündung
Unteroffizierslehrgang in Lüneburg
W
ie schon oben erwähnt traten wir am Osterdienstag 1991 unseren Dienst wieder in Hessisch Lichtenau in der Blücher-Kaserne an. Als wir uns um 07:00 Uhr bei unserem Kompaniechef Hauptmann F. meldeten, mussten wir erst von unserer speziellen Grundausbildung erzählen. Wir verbrachten fast 30 Minuten bei ihm.
Er sagte uns, dass mittlerweile das PzBtl 54 aufgelöst sei und wir Aufklärer weiterhin in der Kaserne bleiben würden. Wir würden auch unsere Panzer vom Typ Leopard 1 A4 abgeben und stattdessen den Leopard 2 bekommen. Das war natürlich ein Riesenschritt für uns.
Wenn man Leo 1, wie wir ihn hatten, mit dem Leo 2 verglich so ist es, als wenn man einen Horch von 1954 mit einem BMW von 1990 vergleichen würde. Oder auch eine Pferdekutsche mit einem Auto. Ich will sagen: Die Technikunterschiede betrugen Welten.
Nachdem wir beim Chef waren, mussten wir uns bei unserem Spieß melden. Den Namen habe ich leider vergessen, aber ich habe noch in Erinnerung, dass er ein ganz passabler, ausgeglichener Mann war. Aber das ist auch kein Wunder, denn er ging kurz danach in Pension.
Nun, als wir vor seinem Schreibtisch standen, fragte er uns ebenfalls, wie die Ausbildung gewesen sei und ob wir unsere Ausrüstung ausgepackt hätten. Wir verneinten das, weil wir nicht einmal wussten, welche Stuben wir beziehen sollten.
Daraufhin sagte er, dass sich unsere Stuben in Lüneburg in der Theodor-Körner-Kaserne befinden würden.
Wir schauten ganz erstaunt und er teilte uns mit, dass wir uns dort um 11:00 Uhr zum Unteroffizierslehrgang melden sollten.
Der Lehrgang sollte vom 02. April 1991 bis 27. September 1991 dauern und fand am Rand von Lüneburg statt.
Wir waren verdutzt und ließen uns unsere Marschpapiere geben. Dann fuhren wir in einen neuen Abschnitt unserer Karriere. Zuvor wurden wir noch am 01. April 1991 zu den Gefreiten–Unteroffiziersanwärtern (GUA) befördert. Also die angehenden Reserveoffiziere zu Gefreiten-Fahnenjunkeranwärtern (GOA).
Wir bekamen unsere neuen Schulterstücke. Ein schräger Balken und einem geraden Balken. Die zukünftigen Fahnenjunker hatten diese Balken und eine zusätzliche Silberlitze. Da es mittlerweile nach 08:00 Uhr war, wussten wir von vorneherein, dass wir es unmöglich bis um 11:00 Uhr bis nach Lüneburg schaffen konnten. Dass das schlimme Auswirkungen haben sollte, als wir ahnten, erfuhren wir erst später.
Noch schnell an der Telefonzelle angehalten und daheim Bescheid gegeben, dass wir abends nicht nach Hause kommen würden, ging es los. Handys gab es damals noch nicht zu großen Anzahlen. Die Handys, die es gab, waren so groß wie Backsteine, wie sehr schwer und eine Minute zu telefonieren, kostete weit über drei DM.
Die Fahrt nach Lüneburg war ruhig und wir hatten keine Schwierigkeiten. Dennoch waren wir erst nach 12:00 Uhr in der Kaserne angekommen, um uns beim Kompaniechef zu melden. Bevor uns der Chef überhaupt einen guten Tag wünschte, bekamen wir eine Gardinenpredigt zu hören. Er wollte wissen, warum wir zu spät waren. Wir versuchten ihm zu erklären, dass wir erst heute Morgen aus der speziellen Grundausbildung in unsere Stammeinheit zurückgekehrt waren. Aber das interessierte ihn nicht.
Wir waren davon ausgegangen, dass Spieß bei ihm angerufen hatte, um unsere zu erwartende Verspätung anzukündigen und zu erklären. Anscheinend hatte er das jedoch nicht getan. Wahrscheinlich war er damals gedanklich in Pension.
Wir ließen das Donnerwetter über uns ergehen und hofften das Beste. Nachdem der Hauptmann mit uns fertig war, durften wir zu Hauptfeldwebel B., dem Kompaniefeldwebel.
Der begrüßte uns und sagte auch gleich, dass wir das große Los durch unsere Verspätung gezogen hatten. Danach teilte er uns für die Wache am Samstag ein.
Wir hatten nicht protestiert, denn wir wussten, dass wir es dadurch nur noch schlimmer gemacht hätten. Aber ausgerechnet am Samstag Wache schieben? Das empfanden wir als zu hart. Wir büßten für einen Fehler, den wir nicht begangen hatten.
Das bedeutete für uns beide, meinen Kameraden Heiko und mich, dass wir am Freitag nicht nach Hause fahren konnten, weil die Wache um 08:00 Uhr begann und 24 Stunden ging. Natürlich lohnte es sich auch nicht, am Sonntagmorgen nach Hause zu fahren.
Damit war das erste Wochenende versaut, genauso unsere Laune. Aber was will man machen? Wir bissen in den sauren Apfel und fügten uns. Es hätte auch keinen Sinn gemacht, sich zu beschweren. Damals gab es noch Befehl und Gehorsam und nicht wie heute, wo alles debattiert werden musste.
Ansonsten begannen wir unsere sechs Monate Unteroffiziersausbildung mit dem „grünen Teil“. Also Infanteristische Ausbildung. Diese sollte knapp drei Monate andauern. Daran schloss sich die Kommandanten-Ausbildung auf dem Leopard 1 A5 an.
Die letzten drei Wochen waren schließlich Urlaub.
Ich werde mich hier nicht lange damit aufhalten, die Infanterie-Ausbildung bis ins Kleinste zu schildern.
Wer beim Bund war, wird wissen, dass es sich dabei um nichts anderes als eine verschärfte Grundausbildung handelte. Nur mit dem Unterschied, dass man zum Gruppenführer ausgebildet wurde. Diese Gruppenführer-Ausbildung war aber im Grunde nichts anderes. Außer, dass man seine Gruppe führen und befehligen musste.
Ich beschränke mich hier auf lustige oder weniger lustige Dinge, die wir erlebt hatten. Das lockert die Erzählung vielleicht etwas auf.
Lustiges und weniger Lustiges vom Uffz-Lehrgang
F
angen wir mit etwas Lustigen an. Wir hatten eine Übung, in der wir einen Angriff aus unseren Kampfständen bereinigen sollten. Es war Mai 1991 und sehr heiß an diesem Tag. Vielleicht war es um die 30 Grad warm.
Ich war als Gruppenführer eingeteilt worden und sollte meine Soldaten so einteilen, dass die zehn Männer alle fünf Kampfstände besetzen konnten. Sie waren so aufgeteilt, dass je ein Kampfstand flankierend gegraben war und drei Kampfstände in die Hauptkampfrichtung wiesen. Ich teilte also je zwei Kameraden pro Kampfstand ein. Ich als Gruppenführer war an keinen festen Platz gebunden.
Unseren MG-Schützen mit dem MG-Schützen zwei, der die Ersatzmunition zu tragen hatte, setzte ich in einen der Kampfstände in Hauptkampfrichtung, wo der Feind zu erwarten war. Im Kampfstand daneben war der Panzerfaustschütze mit einem mit G3 bewaffneten Soldaten.
Als das Gefecht losging, war ich im linken Kampfstand in Hauptkampfrichtung. Nach einer Weile des Gefechtes, wir hatten den ersten Angriff zurückgeschlagen, fragte ich meine Kampfstände nach Verlusten und Verletzungen, wie nach dem Munitionsvorrat.
Alle, bis auf den rechts flankierenden Kampfstand, antworteten. Ich rief noch mal den nicht antwortenden Kampfstand ab, bekam aber wieder keine Antwort.
Als ich meinen Kopf nach hinten drehte, sah ich unseren Ausbildungsfeldwebel an diesem Kampfstand stehen. Da meine Soldaten immer noch nicht antworteten und auch die Kampfstandbesatzung mir keine Auskunft geben konnte, was los war, beschloss ich, mir selber ein Bild von der Lage zu machen.
Ich robbte also zum Kampfstand hinüber. Ich musste schließlich mit Feindbeschuss rechnen und sah meine beiden Soldaten regungslos in ihrem Kampfstand liegen.
Auf meinen fragenden Blick zum Ausbildungsfeldwebel sagte dieser: „Beide tot, Kopfschuss.“
Ich glitt in den Kampfstand und rief einen weiteren Soldaten aus dem links neben mir befindlichen Kampfstand zu mir, da gerade ein neuer Angriff gestartet wurde und das natürlich aus der rechten Flanke.
Als der Kamerad bei mir war, sagte ich zu diesem: „Los! Die beiden Leichen oben auf den Rand des Kampfstands. Wir nehmen sie als Kugelfang!“ Das taten wir schließlich auch.
Mein Ausbildungsfeldwebel schrie mich an, dass das angeblich absolut pietätlos sei.
Ich antwortete darauf: „Ja, aber so nützen die Leichen uns noch etwas. Es ist egal, ob sie nur ein Loch im Kopf oder mehrere Schusswunden haben. Tot ist tot!“
Er war so verdutzt, dass er nichts mehr sagte.
Nach einer Weile, auch dieser Angriff war abgeschlagen, sagte mein Feldwebel zu mir: „Los hinlegen und schreien.“ Ich fragte ihn, welche Verletzung ich hätte und er sagte: „Sonnenstich.“
Also tat ich wie befohlen, legte mich hin und schrie. Daraufhin tat sich erstmal nichts.
Ich schrie und schrie.
Weil sich nichts rührte, rief mein Feldwebel: „Gefreiter Bernhardt, Sie sind der neue Gruppenführer!“
Der reagierte zügig und sprang zu mir in den Stand. Ihm wurde gesagt, welche „Verwundung“ ich hätte und er verfrachtete mich in einer Gefechtspause nach hinten in den Schatten eines Baumes.
Mir wurde ein nasser Lappen zur Kühlung auf den Kopf gelegt und ich konnte mir den Rest, allein gelassen mit meinem Gewehr zur Verteidigung neben mir, seiner Gruppenführertätigkeit (circa eine Stunde) im Gefecht, in Ruhe rauchend und im Schatten sitzend, ansehen. Das war die schönste Gefechtsübung, die ich je erlebt hatte.
Nach der Übung wurde die Manöverkritik durchgeführt. Auch mein Kompaniechef war der Ansicht, dass es zwar pietätlos war, dass ich meine „gefallenen“ Kameraden als Kugelfang missbrauchte, aber nach genauer Überlegung fand er es sehr praktisch. Meine Benotung fiel also nicht schlecht aus. Allerdings bemängelte er mein Verhalten, als ich im Schatten unter dem Baum lag und mir teilnahmslos das Gefecht anschaute.
Als ich ihm jedoch sagte, dass ich einen Sonnenstich oder Hitzschlag gehabt hätte, meinte er nur: „Trube, Trube. Mit einem Hitzeschlag raucht man aber nicht.“ Er grinste.
Wir mussten abends beim Genuss von mehreren Flaschen Bier noch über meine Antworten lachen. Nur durch Schlagfertigkeit kann man auch beim Bund eine schöne, lange Pause machen. Und wieder hatten wir etwas gelernt, um sich abzuseilen.
Etwas anderes, das nicht so lustig war, woran man sich aber im Nachhinein gerne erinnert, war, wie wir eine Minensperre aus Panzerminen anlegen sollten.
Dazu wurden wir mit dem 2-Tonner auf den Übungsplatz nach Wendisch-Ewern gefahren. Das waren etwa sechs Kilometer Entfernung. Als wir dort ankamen, musste jeder zwei Panzerminen, den Typ weiß ich nicht mehr genau, könnten aber DM 70 gewesen sein, aufnehmen. Die wiegen etwa zwölf Kilogramm pro Mine. Also eine links an der Hand, eine rechts an der Hand.
Mit denen sind wir etwa drei Kilometer über den Übungsplatz gegangen und mussten diese eingraben. Da wir nicht wussten, dass man auch einen Verlege-Plan zeichnen musste, haben wir die Minen ohne System vergraben. Nachdem wir fertig waren und es meldeten, durften wir sie wieder ausgraben und von vorne beginnen. Das erste Vergraben war wohl Schikane von unseren Gruppenführern gewesen, denn erst zu dem Zeitpunkt des Ausgrabens sagten sie uns, dass die Minen mit System vergraben werden und ein Verlege-Plan angefertigt werden musste. Sie erklärten uns das System und wir vergruben die Minen wieder. Es waren natürlich nur Übungsminen ohne Sprengladung, was aber nichts am Gewicht änderte.
Als wir endlich alle Minen verlegt hatten und der Verlege-Plan durch jeden einzelnen von uns gezeichnet war, mussten wir die Minen wieder ausgraben. Mittlerweile war der Vormittag verstrichen.
Der Spieß kam auf den Übungsplatz und brachte uns das Essen.
Wer selbst gedient hatte, wird wissen, dass zwar eine Warmverpflegung „im Felde“ im Grunde schön war, aber nicht, wenn man sie aus dem Essgeschirr der Bundeswehr (Pickpott) essen musste. Das war ein Gefäß, das aus drei Teilen bestand. Diese haben die Form einer Niere und bestehen aus einem großen Teil, einem kleineren Innenteil, das man separat nutzen konnte, und einem Deckel. In den Deckel kam normalerweise die Suppe, wenn es eine gab, ansonsten das Getränk. In den kleinen Innenteil kam der Nachtisch und in den großen Teil der Rest.
Wenn es Eintopf gab, ging es noch. Aber wehe, es gab Kartoffeln, Schnitzel und Soße mit Gemüse! Alles war sehr nahrhaft, aber eklig, weil alles in einen Topf geknallt wurde. Wie zum Teufel sollte man da sein Schnitzel schneiden?
Außerdem sah es unappetitlich aus. Aber der Hunger trieb es rein. Unsere Uffze hatten natürlich Teller, aber die, die in der Ausbildung waren, nicht. Später sollte sich das allerdings auch bei uns ändern.
Nachdem wir „gegessen“ hatten, dachten wir, es gehe jetzt mit dem 2-Tonner wieder zur Kaserne zurück, da unsere Ausbilder gesagt hatten, dass heute nur die Minenausbildung anliegen würde. Tatsächlich ging es auch zurück in die Kaserne. Aber nicht wie wir dachten, sondern in einem sechs Kilometer Lauf. Wir wurden mit Worten wie „Wo kein Schnee liegt, kann gelaufen werden“ und „Schneller, mehr Bewegung“ oder auch „Was für ein lahmer Haufen“ angetrieben. Unsere Uffze hatten gut reden, denn sie hatten keine Waffe und kein Gepäck zu tragen.
Als wir endlich in der Kaserne ankamen, natürlich mit gelegentlichen Einlagen wie Fliegeralarm oder ABC-Alarm waren wir mit Körper und Geist am Boden.
Am Abend auf der Stube mussten wir unser Bier mit beiden Händen festhalten, weil unsere Arme so schwer wie Blei wogen. Es war die Hölle. Dennoch denke ich auch heute noch gerne an diesen Tag zurück. Er brachte uns zusammen und ließ uns gegenseitig anfeuern.
Heute weiß ich, was unsere Uffze damit bezweckt hatten. Sie wollten aus uns eine Einheit schmieden. Und das war ihnen gelungen.
Eine weitere Begebenheit, die uns in Staunen versetzte, war, als wir an der Handflammpatrone ausgebildet wurden.
Dabei handelte es sich um eine Einwegwaffe, die aus einem Rohr (Patrone) besteht, an der ein Griff mit Abzug fest integriert war. Sie hatte eine Länge von 445 Millimeter und das Kaliber eine Länge von 35 Millimeter. Wenn man sie abschoss, hatte sie eine Reichweite von etwa 90 Metern und erzeugte eine Blend- und Brandwirkung. [aus Wikipedia]
Die Ausbildung daran bestand aus einer kurzen Erklärung und praktischem Üben.
Wir standen an einer Feuerlinie und hatten in circa 15 Metern Entfernung eine Betonmauer als Ziel. Man nahm die Handflammpatrone in die Hand, funktionierte das Griffstück ab und stellte die Waffe scharf.
Nun legte man als Rechtshänder seine linke Hand wegen des Rückschlages von oben auf die Patrone. Mit der rechten Hand drücket man den Abzug, worauf die Patrone aus dem Rohr flog. Wenn sie explodierte, bedeckten ihre Flammen eine Fläche von 15 Metern Breite und etwa 50 Metern Länge.
Natürlich hatten wir nur die Übungspatronen geschossen. Diese bestanden aus einem Kalkbeutel, der beim Auftreffen platzte. Dabei konnte man sehen, ob man sein Ziel getroffen hatte. Die ÜB-Patrone hatte eine geringere Reichweite, die um die 30 Meter betrug.
So war die Theorie. In der Praxis war der Rückschlag bei der ÜB-Patrone erträglich.
Wir schossen jeder zwei oder drei Mal und es machte sehr viel Spaß. Dann kam unser Oberleutnant und schoss ebenfalls. Das Interessante daran war, dass er eine Handflammpatrone in jede Hand nahm und diese gleichzeitig abschießen wollte. Die Patronen gingen durch den Rückschlag nach oben.
Das Lustige jedoch war, dass er zuerst die rechte Patrone zündete und zeitverzögert die linke. Das passierte, weil er sich erschreckte, als der erste Schuss zündete. Die linke drücke er erst ab, als sein Arm vor Schreck fast senkrecht nach oben zeigte, als das Geschoss losging. Und noch lustiger war es, als die Patrone, in diesem Fall der Kalkbeutel, genau zwischen unseren Unteroffizieren runterkam, die zusammenstanden.
Der Kalkbeutel platzte beim Auftreffen und unsere Uffze waren so weiß gepudert, als wenn sie in Mehl gebadet hätten. Wir konnten uns vor Lachen kaum noch halten.
Am Nachmittag war noch das Schießen mit der Granatpistole an der Reihe. Dieses hat ein Kaliber von 40 Millimeter. Da man die Waffe allerdings wie ein Gewehr in die Schulter zieht, war der Rückschlag nicht größer als beim G3. Wir schossen schließlich nur mit ÜB-Granaten. Also gab es wieder keine große Explosion, was irgendwie langweilig war.
Ausbildung zum Kommandanten auf Leo 1 A5
I
rgendwann nach drei Monaten hatten wir den „Grünen Teil“ der Unteroffiziersausbildung hinter uns. Endlich begann der Panzerteil und damit die Kommandantenausbildung. Wir hatten in der speziellen Grundausbildung schon das eine oder andere Mal die Gelegenheit gehabt, auf dem Kommandantenplatz zu sitzen und ein wenig „rumzuspielen“. Aber nun sollte es ernster werden.
Wir bekamen eine genaue Einweisung in die Tätigkeiten eines Kommandanten. Die Schwierigkeit bestand nicht in der Bedienung der Steuerung oder des Beobachtungsperiskops des Kommandanten, sondern viel mehr in der Multitasking Fähigkeit, die man beherrschen musste. Man musste nicht nur das Gefechtsfeld beobachten, sondern auch dem Fahrer sagen, wo er lang zu fahren hatte, dem Ladeschützen anweisen, welche Munitionssorte er laden sollte, dem Richtschützen Ziele zuweisen und nebenbei auch noch den Funk bewältigen. Das alles zu erledigen, war am Anfang schwierig. Mit der Zeit und viel Übung fiel es einem aber immer leichter.
Wir übten zuerst mit stehendem Panzer in der Kaserne. Als Ziele hatten wir 5-Tonner LKW hingestellt und als Steigerung fuhren sie quer zu uns.
Nach vielen Stunden des Übens fuhren wir nach Wendisch-Ewern auf den Standortübungsplatz. Dort waren ebenfalls Scheiben aufgestellt, die wir anlaserten und fingiert beschossen. Als wir das einige Tage durchexerziert hatten, begannen wir mit dem Spähtrupp-Fahren. Dazu wurden immer drei Panzer zusammengefasst, und wir fuhren durch das Gelände. Dabei lernten wir, wie wir die Schatten der Bäume ausnutzten, wie wir an eine Höhe heranfuhren, ohne gesehen zu werden, und das taktische Vorgehen des Panzerzuges. Dazu blieb immer ein Panzer stehen und gab den anderen beiden Panzern Deckung. Das war eigentlich nicht notwendig, weil der Leopard auch während der Fahrt sicher treffen konnte.
Treffen konnte er deshalb während der Fahrt, weil er über eine Waffenstabilisierung verfügte. Auch einen sogenannten dynamischen Vorhalt fand an dem Panzer seinen Platz. Das heißt, man drückte einen Knopf und richtete sein Fadenkreuz auf den Gegner. Der eingebaute Computer berechnete danach die Geschwindigkeit des Gegners und stellte das Kanonenrohr in den richtigen Vorhalt. Dazu musste man zuerst bei der Inbetriebnahme des Panzers den RPP-Test machen. Das heißt: Rechnergesteuertes-Panzer-Prüfsystem.
Wir nannten das Mäusekino. Dazu drückte man ein paar Knöpfe und steuerte die Waffenanlage des Panzers nach einer schriftlichen Anleitung. Der Rechner justierte sich dabei und alles funktionierte reibungslos, wenn man keinen Fehler dabei machte und sich an die Anweisung hielt. Schließlich musste man noch einige Parameter einstellen. Dazu gehörten die Höhe über Normal-Null, die Außentemperatut und die Pulvertemperatur der Munition. Im Endeffekt ging man mit einem Panzer beim Aufklären genauso vor, wie wenn man zu Fuß unterwegs war und nicht entdeckt werden wollte.
Interessant war es, wenn man das Heranfahren an eine Höhe übte. Dazu stellte sich der Kommandant auf den Turm des Panzers und beobachtete, während man den Berg hochfuhr, durch sein Fernglas (in der Bundeswehr „DF“ für Doppelfernglas genannt) die Landschaft. Sobald man über die Kuppe sehen konnte, ließ er den Panzer halten und beobachtete das „vor ihm liegende Gelände“. War dieses feindfrei, konnte der Richtschütze übernehmen und ließ den Panzer so weit vorfahren, bis er mit seiner Optik ebenfalls über die Kuppe schauen konnte. Auf diese Weise wurde gewährleistet, dass wir nicht mehr als nötig vom Panzer offenbarten und dennoch feuern konnten, ohne in den Dreck zu schießen.
Wir übten es etliche Tage und wurden immer besser.
Zum Abschluss dieses Ausbildungsteiles blieben wir zwei Nächte auf dem Übungsplatz und schliefen draußen in und auf unseren Panzern. Wenn man überhaupt von schlafen sprechen konnte.
Die erste Nacht fuhren wir Spähtrupps. Aber das war außer der Müdigkeit kein großes Problem, da der Leopard 1 A5 über ein Wärmebildgerät verfügt, mit dem man auch nachts wunderbar sehen konnte. Der Fahrer und der Kommandant hatten zusätzlich ein BIF-Gerät. Das war ein Restlichtaufheller, womit man auch bei sehr dunkler Nacht gut sehen konnte. Dies war meistens in einer Grünschleier, aber es war dennoch gut genug, um nicht irgendwo in einen Baum zu knallen.
Am nächsten Tag übten wir weiter. Zielübungen, Spähtrupp-Fahren und auch Heranfahren an eine Höhe.
In der zweiten Nacht, wir versuchten am Tage etwas zu schlafen, oder wenn es möglich war und wir Pause hatten, brachte unser Spieß etwas Bier zu uns. Damals war das noch möglich, da man auch mit Alkohol versorgt wurde. Heutzutage denke ich, wird das nicht mehr gemacht. Aber ich vermute, dass heute die Soldaten Mittel und Wege gefunden haben, sich das eine oder andere Bier zu genehmigen.
Wir hatten immer eine Flasche Whiskey im Munitionsbehälter für unser Blenden-MG, wie eine Palette Dosencola in der Filteranlage der ABC-Schutzbelüftung. Waren dort keine Filter vorhanden, passten genau zwei Paletten in die Anlage. Schaltete man die Belüftung ein, waren die Getränke immer kühl. Statt Cola konnte man dort natürlich auch Büchsenbier kühlen.
Ach ja, wo wir gerade dabei sind. Ein Blenden-MG ist ein Maschinengewehr MG3, das an der Bordkanone befestigt war und ebenfalls durch den Richtschützen abgefeuert wird. Es bewegte sich im gleichen Maße wie die Kanone und wird über die Richtschützenoptik ausgerichtet. In den Mun-Kasten passen 1.000 Schuss gegurtete Munition. Also auch immer genug Schnaps, wenn keine Munition dadrinnen ist.
Außerdem hatten wir zwei Uzi-Maschinenpistolen mit je 120 Schuss 9mmx19 dabei, sowie zwei Pistolen P1 mit je 16 Schuss für Fahrer und Kommandant und zwei Maschinengewehre MG3 mit gesamt 5.500 Schuss. Eines als Blenden-MG, eines als Fliegerabwehr-MG auf dem Turm, die im Normalfall durch den Ladeschützen zu bedienen war. Dazu noch 16 Nebelgranaten, die von innen aus dem Panzer verschossen werden konnten. Die wurden zum Einnebeln bei Rückzug nach Feindkontakt genutzt. Und dann natürlich unsere Bordkanone mit Kaliber 105 Millimeter. Dafür hatten wir 55 Schuss Munition dabei.
So kam die zweite Nacht auf dem Übungsplatz.
Wir tranken das eine oder andere Bier. Natürlich hat Spieß nur zwei kleine Flaschen für jeden rausgebracht. Schließlich hatten wir Waffen dabei, wenn auch ohne Munition. Aber wir hatten auch noch unseren guten, alten Whiskey. Kurz gesagt, wir waren ziemlich angetrunken, als einer meiner Kameraden meinen Zugführer Feldwebel K. fragte, ob er mal selber den Panzer fahren dürfte.
Da mein Feldwebel ziemlich betrunken war, bejahte er die Frage und so kam es, dass auch ich meine erste Fahrt als Fahrer im Leopard 1 machen konnte. Die Schwierigkeit lag eigentlich nicht in der Bedienung des Panzers. Er hatte schließlich eine Halbautomatik-Schaltung. Aber es war Nacht, wir mussten unter BIF als Restlichtverstärker fahren und waren betrunken. Aber egal, wir waren nur auf dem Übungsplatz. Dort fahren außer Bundeswehrfahrzeugen keine Autos. Also ging es los.
Mein Kamerad fuhr als erster und setzte auch ziemlich schnell auf einem Findling auf, weil er den Weg verfehlte. Anscheinend war es doch nicht so einfach, einen 55 Tonnen-Kettenpanzer zu steuern. Es funkte ein wenig, aber es ging nichts kaputt.
Danach war ich mit dem Fahren an der Reihe und ich fuhr langsam los. Schnell hatte ich mich an das Steuern gewöhnt und es machte einen Heidenspaß, den Panzer zu fahren. Während ich fuhr, meinte mein betrunkener Feldwebel, der auf der Kommandantenseite saß, dass der Panzer auch fliegen konnte. Wir lachten in unserem Suff und forderten ihn auf, uns das zu beweisen. Er ließ mich anhalten und wir tauschten die Plätze.
Er fuhr los und ich sagte noch: „55 Tonnen können nicht fliegen.“ Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was er vorhatte.
Ich war in meiner Sache so sicher, dass ich dem Feldwebel eine Wette vorschlug. Wir wetteten um eine Kiste Bier. Er sagte, der Panzer könne fliegen, ich sagte er könne es nicht.
Hätte ich nicht so viel getrunken, hätte ich nachgedacht und niemals gewettet.
Mein Feldwebel fuhr immer schneller und schneller und steuerte eine kleine Anhöhe hoch. Dann rief er: „Festhalten!“
Wir flogen über die kleine Anhöhe. Als wir aufkamen, schlug die Wanne so durch, dass es mich fast aus dem Turm geworfen hätte.
Über Sprechfunk hörte ich meinen Feldwebel sagen: „Und er fliegt doch.“
Damit hatte ich eine Kiste Bier verloren.
Wir fuhren wieder in unser Lager und legten uns schlafen. Aber nicht ohne den Rest vom Whiskey zu trinken.
Am nächsten Morgen und nach dem Frühstück, natürlich gefechtsmäßige Einnahme, also Pickpott, fuhren wir an die Stelle zurück, an der wir mit unserem Panzer geflogen waren.
Wir schauten uns an, wie weit es war. Anhand der wiedereinsetzenden Panzerkettenspuren stellten wir fest, dass wir fast zehn Meter geflogen waren. Mein Feldwebel grinste mich an und sagte: „Heute Abend, nach dem Dienst eine Kiste Flensburger.“ Die sollte er haben.
Panzerschießbahn Baumholder
Leopard 1 A5 mit Panzermunition
Wie wir 500.000 DM Schaden verursachten
E
s geschah bei der Unteroffizierausbildung im speziellen Teil, also der Panzer- und Spähtrupp Ausbildung. Was da passierte, ist schnell erklärt. Die Nachgeschichte hat uns aber doch ein wenig erstaunt.
Wir fuhren Spähtrupp mit unserem Panzer. Ich war als Richtschütze eingeteilt und ein Kamerad, der auch zum Unteroffizier ausgebildet wurde, war unser Kommandant. Unser Feldwebel war als Ladeschütze eingeteilt. Das aus dem Grund, weil er als Ladeschütze aus dem Turm herausschauen und seine ganze Aufmerksamkeit auf den Kommandanten legen konnte, der zeigen sollte, was er gelernt hatte. Wir fuhren mit etwa 20 Stundenkilometern durch das Gelände, als wir von der linken Seite MG-Feuer bekamen. Ich schwenkte den Turm herum, weil mein Kommandant mir über BV (Bordsprechfunk) sagte, dass der Feind auf 09:00 Uhr sei.
Bei der Bundeswehr und den meisten anderen Armeen wird die Richtung in Uhrzeiten angegeben. 12.00 Uhr ist in Fahrtrichtung. 03:00 Uhr ist rechts, 06:00 Uhr ist hinten und 09:00 Uhr ist demnach links.
Ich schwenkte also den Turm nach links. Plötzlich bekamen wir Feuer von rechts.
Bevor ich reagieren konnte, übersteuerte mich mein Kommandant und ich konnte den Turm nicht selbstständig ausrichten.