Age of Nova - Sarah Goldschmidt - E-Book

Age of Nova E-Book

Sarah Goldschmidt

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Beschreibung

Alamea von Nova, die Thronfolgerin, steht vor einer großen Herausforderung. Obwohl sie eigentlich der Garde beitreten soll, wird sie am Tag ihrer Einführung angegriffen. Doch durch einen glücklichen Zufall gelingt es ihr und ihrem loyalen Krieger Kirith, durch ein geöffnetes Portal zu fliehen. Dort treffen sie auf Auctor, den Schöpfer des Kontinents, der ihnen offenbart, dass Alamea die auserwählte Elita ist und eine Prophezeiung erfüllen muss, um den Kontinent zu retten. Doch das dunkle Königreich ist ihnen auf den Fersen und will Alamea vernichten. Nur mit der Kraft ihrer Gefährten kann sie einen Ausweg finden. Sie muss die Steine der Könige finden, um Khisfire, den Herrscher des dunklen Königreichs, zu besiegen. Doch der Erfolg hängt von so viel mehr als nur von ihrer Stärke und Entschlossenheit ab.

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Buch

Alamea von Nova, die Thronfolgerin, steht vor einer großen Herausforderung. Obwohl sie eigentlich der Garde beitreten soll, wird sie am Tag ihrer Einführung angegriffen. Doch durch einen glücklichen Zufall gelingt es ihr und ihrem loyalen Krieger Kirith, durch ein geöffnetes Portal zu fliehen. Dort treffen sie auf Auctor, den Schöpfer des Kontinents, der ihnen offenbart, dass Alamea die auserwählte Elita ist und eine Prophezeiung erfüllen muss, um den Kontinent zu retten. Doch das dunkle Königreich ist ihnen auf den Fersen und will Alamea vernichten. Nur mit der Kraft ihrer Gefährten kann sie einen Ausweg finden. Sie muss die Steine der Könige finden, um Khisfire, den Herrscher des dunklen Königreichs, zu besiegen. Doch der Erfolg hängt von so viel mehr als nur von ihrer Stärke und Entschlossenheit ab.

Autorin

Sarah Goldschmidt schreibt seit ihrer Kindheit. Angefangen hat alles mit kleineren Gedichten, bis sie 2016 ihren ersten Roman angefangen hat. Sie hat zwei Jahre an der "Schule des Schreibens" einen Kurs in der Kategorie "Belletristik" belegt und erfolgreich abgeschlossen. Mit ihren drei Kindern in Nordrhein-Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

„Auctor erschuf den Kontinent etwa um 3800. Er sammelte die stärksten Menschen, Magier, Elfen, Zwerge und weitere Wesen um sich. Jede Spezies bekam sein eigenes Stück Land. Sodass sich jeder auf seine eigene Art entwickeln kann. Im Laufe der Jahre vermischten sich einige Rassen miteinander. Wodurch wiederum neue Königreiche gegründet wurden. Die Urkönigreiche jedoch waren Nova, Nethilor, Abingora, Khisfire, Kestramore und Ellesmere. Jeder König bekam einen Stein für sein Schloss. Die Steine hatten magische Kräfte. Sie führten die Könige in ihrer Entscheidungsmacht“, erklärt mir mein Vater.

Jedes Mal, wenn er mich zu Bett bringt, erzählt er mir die Geschichten aus vergangenen Zeiten.

Ich liebe es, ihm zuzuhören und mir die alten Königreiche dabei vorzustellen.

„Was ist mit den Steinen passiert?“, hake ich nach.

„Man erzählt sich, dass sie verschollen sind. Ich glaube jedoch, dass sie versteckt wurde.“

„Aber wieso sollte man sie denn verstecken?“

„Es gibt immer wieder Wesen, die nichts Gutes im Schilde führen. Und die Macht, die die Steine besitzen, ist uralt und nicht von diesem Planeten. Wenn sie in die falschen Hände gerät, könnte sie in der Lage sein alles und jeden zu unterwerfen. Deshalb bin ich dir, Überzeugung, dass die alten Könige sie versteckt haben.“

„Vielleicht war es auch eine Prinzessin“, korrigiere ich meinen Vater.

Er sieht mich mit seinen liebevollen grünen Augen an. Sein Blick ist sanft. Vorsichtig streicht er mein Haar zur Seite und

„Ja. Möglicherweise war eine Prinzessin dabei.“

„Wohin sind sie denn mit den Steinen gegangen?“

„Man sagt, dass die alten Könige mitsamt den Steinen in eine Höhle gegangen sind. Nachdem sie sie in der Höhle nebeneinandergelegt haben, soll sich ein Portal geöffnet haben, was sie in eine Kammer brachte, die niemand finden kann.“

„Aber wenn doch niemand dabei war, woher will man das dann wissen?“

„Eine gute Frage, Alamea. Die Leute reden viel. Manche erfinden etwas dazu und schon hat man die perfekte Geschichte. Es war vielleicht gar nicht so spektakulär wie man sich erzählt. Aber es ist doch schön, sich an etwas festhalten zu können. Etwas, woran man glauben kann.“

„Das stimmt. Irgendwann werde ich Kriegerin der Xersk und dann finde ich die Wahrheit über all die Geschichten heraus“, verkünde ich stolz.

Mein Vater lächelt und neigt seinen Kopf leicht in meine Richtung.

„Prinzessin Alamea von Nova. Kriegerin der Garde der Xersk. Jetzt wird jedoch geschlafen. Morgen ist dein erster Trainingstag. Du solltest ausgeschlafen sein.“

Mit diesen Worten lässt er mich zurück.

Und all die Geschichten sorgen dafür, dass ich die buntesten Träume habe, die man sich vorstellen kann.

Heute ist ein, für mich, spezieller Tag. Meine Prüfung steht an. Ich wurde seit meiner Kindheit darauf trainiert, die Tests in „Kampfkunst“, „Magie“ und „Telepathie“ zu bestehen.

Zu Beginn hatte ich meine Schwierigkeiten, doch noch, dem ersten Jahr, wurde ich immer besser. Ich habe viel mit den Kriegern der Xersk trainiert.

Schnell hat sich herausgestellt, dass ich der Magie mächtiger bin als die meisten meiner Mitschüler. Ebenso wie die Telepathie. Die beherrsche ich am besten. Was mir wiederum den Vorteil verschafft, einige Schritte meines Gegenübers vorauszusehen. In jeder Kategorie werden mir Aufgaben gestellt, die ich mündlich beantworten muss. Die schriftliche Prüfung habe ich vor einigen Tagen abgelegt und bestanden. Sollte ich heute also bestehen, kann ich in die Garde des Xersk eingeführt zu werden.

Die Sage über diese Elite entstand vor hunderten von Jahren. Es handelte sich dabei um einen stillen Krieger, der es schaffte, einen Xersk zu bändigen und ihn zu trainieren. Er war der Erste seiner Art, weshalb dies so bedeutend war. Außerdem wurde er nicht ohne Stimmbänder geboren. Mit der Zeit stellte er fest, dass jene, die es sind, den Xersk besser bändigen können. Denn sie sind in der Lage durch die Telepathie mit ihm zu kommunizieren.

Sie lebten gemeinsam in einem Waldgebiet nahe der Küste von Nova. Dort solle, Gerüchten zufolge, immer noch ein Xersk sein. Doch das sind nur die Sagen, die man sich erzählt. Gesehen hat man nie einen. Obwohl ich schwören könnte, dass ich mal einen gehört habe.

Ebenso werden Gefangene in die Höhlen gebracht. Man sieht sie nie wieder, wenn sie einmal diesen Ort betreten haben. Wahrscheinlich sind dies aber auch nur Geschichten von all jenen, die nichts Besseres zu tun haben, als sie zu verbreiten.

Das Klopfen an der Tür meines Zimmers reißt mich aus meinen Gedanken.

„Alamea, bist du fertig?“, höre ich meine Mutter rufen.

„Ja“, antworte ich und zupfe an meinem Gewand herum.

Meine Mutter tritt ein. Sie legt sich ihre zarte Hand auf die Brust und begutachtet mich.

Ich trage eine feierliche Rüstung, die speziell für mich angefertigt wurde.

In dem braunen Leder wurde dünnes Zwergenstahl eingearbeitet, um mich vor Angriffen zu schützen. Dieser betrifft jedoch nur meinen Oberkörper. Das Gewand besteht aus eleganten Elementen, wie der Bluse, die ich unter der ledernen Weste trage. Eine Hose, die den Eindruck macht, es sei ein Rock. Verschiedene Ledergurte schlingen sich um meinen Körper. Sie dienen dazu, die Waffen zu halten, die ich bei mir trage. Die Messer passen perfekt in die für sie vorgesehenen Fächer. Sowohl die Messer als auch die Telepathie und Kampfkunst sind der wichtigste Bestandteil der Krieger. Ebenso wurde ein roter Kristall in meine Haarnadel eingelassen. Diese dient ebenso als Kampfwerkzeug. Sie ist ein kleines Messer. Die Heimtücke dahinter finde ich am faszinierendsten.

„Du siehst wundervoll aus“, sagt meine Mutter.

Ich schaue in den Spiegel, der vor mir an der Wand hängt, und betrachte mich.

„Das Gewandt ist wundervoll Mutter.“

Ohne den Blick von mir abzuwenden, streiche ich über meine Rüstung, die sich nicht wie eine anfühlt, und atme tief durch.

Die Nervosität steigt langsam in mir auf und ich versuche meine, zum Zerreißen gespannten Nerven, etwas zu beruhigen.

„Ich weiß, dass ich gut bin, aber …“, setze ich an, doch meine Mutter hebt die Hand, um mich zu unterbrechen.

„Hör mir zu Alamea.“

Sie kommt auf mich zu und leget mir eine Hand auf die Wange. Dann sieht sie mir fest in die Augen.

Hat sie Tränen in den Augen?

„Du trainierst dein ganzes Leben auf diesen Tag hin. Du wolltest nie etwas mehr, als zu der Garde zu gehören. Und du bist außergewöhnlich. Deine Kräfte sind unglaublich. Niemand, den ich bisher kannte, hat Kräfte wie du sie hast. Das weißt du. Du musst nur an dich glauben. Vergiss nie, was wir dir immer gesagt haben.“

Jetzt sind es meine eigenen Tränen, die mich dazu zwingen, den Blick abzuwenden.

„confortamini ad infirma“, rezitiere ich meine Eltern. „Ganz genau. Sei stark für die Schwachen. Wir müssen all jene schützen, die es selbst nicht können. Wir müssen die Klinge all jener sein, die nicht mit einer solch starken Gabe gesegnet wurden.“

„Du hast Recht. Ich werde es schaffen.“

Und das glaube ich.

Ich habe nie an der mir gegebenen Verbindung zu Auctor gezweifelt. Nie habe ich meine Begabung in Frage gestellt. Heute werde ich nicht damit anfangen, alles, was ich weiß in Frage zu stellen. Ein Teil der Garde zu sein bedeutet für mich mehr als für die anderen Schüler. Es bedeutet Unabhängigkeit und Freiheit. Weiter als die kleine Prinzessin betitelt zu werden, widerstrebt mir.

„Es stehen schwere Zeiten bevor, Liebes. Vithaan hatte eine Vision. Wir müssen gewappnet sein und Vorsicht walten lassen. Vor allem aber dürfen wir jetzt nicht anfangen an uns zu zweifeln. Und Alamea? Wenn wir dir sagen, dass du verschwinden musst, musst du auf uns hören.“

„Was für eine Vision? Wieso sollte ich verschwinden?“

„Das spielt jetzt keine Rolle. Du musst dich auf deine Prüfung konzentrieren. Du musst nur auf uns hören. Ohne Widerstand. Und denk immer daran… vertraue auf deine Intuition. Dein Weg ist dir vorherbestimmt.“

Mit diesen Worten lässt meine Mutter mich desorientiert zurück. Doch Zeit, um weiter über ihre Worte nachzudenken, bleibt mir nicht. Mein Wächter, Mitglied der Garde, ist gekommen, um mich zum Saal zu bringen. Es ist derselbe, in dem wir jeden Tag trainieren. Ich kenne diesen Ort besser als jeden anderen im Königreich. Wenn das Wetter gut war, gingen wir Schüler gemeinsam an die Küste. Das war der Vorteil dieser, relativ kleinen, Insel. Sie war umgeben von Wasser. Man hatte also einen traumhaften Ausblick. Der stille Krieger steht regungslos im Türrahmen. Eine subtile Erinnerung, dass wir uns auf den Weg machen müssen. Da er ein stiller Krieger ist und als solcher geboren wurde, kann er nicht auf herkömmlichem Weg reden. Was bedeutet, dass er nur durch Telepathie kommunizieren kann. Es ist ungefähr ein Jahr her, als ich das erste Mal seine Gedanken hören konnte. Normalerweise sind Schüler, wie ich, nicht in der Lage anderer Gedanken zu hören. Doch durch jahrelanges hartes Training, gelang es mir dennoch. Das war der Tag, an dem wir Freunde wurden. Bisher habe ich davon niemandem erzählt, da es etwas merkwürdig sein könnte. Außerdem habe ich Angst als verrückt deklariert zu werden. Wir werden zwar in Telepathie trainiert, doch das betrifft eher die Gefühlslage des Gegenübers. Wir sollen lernen, die Gefühle und Absichten, hinter der Person oder dem Wesen erkennen zu können. Bislang habe ich von niemandem gehört, dass er sich mit jemandem auf diesem Weg unterhalten konnte. Falls man das Hören der Gedanken und darauf antworten, als Gespräch bezeichnen kann. „Du bist aufgeregt. Das musst du nicht Alamea. du bist die beste deines Jahrgangs. wenn nicht die beste seit Jahren“, kann ich Kiriths Gedanken hören.

„Ich weiß. Aber die mysteriöse Vision von Vithaan bereitet mir Sorgen. Mutter hat in Rätseln gesprochen. Sie sagte…“

„Es stehen schwere Zeiten bevor“, beendet er meinen Satz.

Mir bleibt der Mund offenstehen.

„Was weißt du darüber Kirith? Bitte sag es mir.“

„Das kann ich nicht, Alamea. Aber sei dir sicher, dass dir nichts passieren wird. Ich bin darauf angesetzt worden, dich überall hinzubegleiten. Also, wo auch immer du hingehst, werde auch ich sein. Sei also unbesorgt.“

„Wieso werde ich noch immer behandelt, als sei ich ein Kind? Morgen ist mein achtzehnter Geburtstag. Was wiederum bedeutet, dass ich erwachsen und somit in die Gesellschaft aufgenommen werde.“

„Das weiß ich. Jedoch gilt es jetzt sich aufs wesentliche zu konzentrieren. Vielleicht würdest du zu emotional Reagieren und die Situation wäre schwer kontrollierbar.“

Verdammt.

Er hat Recht.

Beim letzten Mal bekam ich die Gabe der Telepathie. Es dauerte Tage, bis ich wieder Herr meiner Sinne war. Konzentration fehlte mir und ich machte Fehler, die mir normalerweise nie passierten.

Auf dem Weg zum Saal hält jeder seine Gedanken für sich.

Mit aller Macht versuche ich meine Konzentration auf die Prüfung zu legen. Mein Vater wird dort sein. Eigentlich ist es nicht üblich, aber er will sich dieses bedeutsame Ereignis nicht entgehen lassen. Der Hauptmann der Garde ist ebenfalls anwesend. Er wird mit mir kämpfen und mir alles abverlangen. Auch Vithaan, die rechte Hand meines Vaters und Berater ist da. Sie werden mich auf Herz und Nieren prüfen. Die theoretischen Fragen kommen zuerst. Dann wird gekämpft. So ist es und war es schon immer.

Als wir abbiegen, bemerke ich einige meiner Mitschüler im Flur. Auch sie werden heute geprüft. Sie sehen ebenso nervös aus, wie ich mich fühle. Kirith und ich stellen uns zu ihnen und warten darauf, aufgerufen zu werden.

Drei Schüler sind vor mir dran. Zwei von ihnen kommen mit einem breiten Grinsen heraus. Ein Mädchen, dessen Namen ich andauernd vergesse, lacht nicht. Sie hat Tränen in den Augen und rennt den Korridor runter.

Als mein Name aufgerufen wird, steht Vithaan in der Tür und schaut sich nach mir um. Ich folge ihm in den Saal.

Der bekannte Geruch von Rost steigt mir in die Nase. In jeder der Ecken stehen Rüstungen, um diesem Raum Charme zu verleihen. Jedenfalls war das die Erklärung meiner Mutter. Sie hat mich jedoch gebeten, es nicht weiter zu erzählen. Denn der König behauptet bis heute, dass sie dort stehen, weil sie Stärke ausstrahlen. Mir ist es recht. Ein Geheimnis, dass ich gut und gerne für mich behalten kann.

Der Saal ist so groß, dass dort ohne weiteres zweihundert Personen an Tischen sitzen könnten. Und selbst dann wäre noch Platz für eine Tanzfläche. Die großen Fenster erlauben uns den Blick in den Hof des Schlosses.

Mein Vater sitzt auf der rechten Seite. Sein Thron steht leicht schräg in einer Ecke, sodass er den ganzen Raum gut einsehen kann.

Remus steht etwa in der Mitte des Saals und hat die Arme vor der Brust verschränkt. Er ist einer der wenigen Krieger, der nicht ohne Stimmbänder geboren wurde. Durch sein Talent hat er es sich schlichtweg erarbeitet. Und nun ist er der Hauptmann der Garde.

Nachdem ich eingetreten bin, schließt Vithaan hinter mir die Tür. Ohne Zeit zu verlieren, beginnt er mit den Fragen.

„Was ist die wichtigste Regel in der Magie?“, will Vithaan wissen.

„Benutze Magie nur dann, wenn es keinen anderen Ausweg gibt. Benutze sie nie auf deinen eigenen Vorteil bedacht und schütze die Schwachen.“

Vithaan nickt kaum merklich mit dem Kopf.

„Wieso dürfen wir keine Verbindung mit der Dunkelheit eingehen?“

„Die Dunkelheit ist eine persönlichkeitsverändernde Macht, die wir weder beherrschen noch in irgendeiner Form kontrollieren können. Sie ist darauf bedacht Schaden anzurichten, den eigenen Willen über alles zu setzen und hinterlässt Spuren, die man nicht rückgängig machen kann.“

„Sehr gut. Welche Spuren wären das?“

Bei der Frage läuft mir ein Schauer über den Rücken. „Nota Ignis“

„Richtig. Weißt du auch wie das Mal des Feuers aussieht?“

„Um genau zu sein ist es eine Art Linie. Die Linie, die die Verbundenheit zur Dunkelheit zeigt. Bei Tag ist es eine schwarze Linie, die sich um den Arm legt. bei Nacht schimmert diese Linie in Rot-, Gelb- und Orangetönen. Sie macht den Anschein, als sei sie Feuer. Diese Linie wird immer länger, je mehr schlechtes man tut. Leuchtet sie auch bei Tag in den Rottönen, ist alle Hoffnung verloren.“

Vithaan stellt Fragen über Fragen. Einige sind schwer, andere weniger. Doch zum Glück habe ich diese Prüfung sehr ernst genommen und mich gut vorbereitet.

„Nun zeig uns, was du kannst, Alamea.“

Mit einer Handbewegung zeigt Vithaan zu Remus. Er steht noch immer in der Mitte des Saals. Doch jetzt liegt ein Ausdruck in seinen Augen, den ich vom Training kenne. Aus Solidarität trägt er auch das Tuch der Krieger. Es bedeckt seinen Mund und seine Nase. Doch seine Augen sprechen Bände. Er ist bereit, mich fertig zu machen. Bei seinem Gesichtsausdruck muss ich lächeln. Kämpfen gehört zu meinen Stärken. Ich habe schon oft gegen Krieger der Garde gekämpft. Oft genug wurde ich fertig gemacht. Aber mit der Zeit wurde ich besser und habe meine Niederlagen fast mit Siegen eingeholt.

Ich gehe in Position, schließe meine Augen und wiederhole innerlich die Worte meiner Mutter. confortamini ad infirma

Dann atme ich aus, öffne meine Augen und beobachte Remus. Er tänzelt umher, überlegt wie er mich angreifen kann. Doch bevor er überhaupt zum Zug kommen kann, gelingt es mir, seine Gedanken anzuzapfen. Der Zugang dazu lässt mich seine Schritte voraussehen.

Sein Verhalten deutet darauf hin, dass er mich verwirren will. Dafür muss ich nicht mal seine Gedanken kennen. Er deutet seine Angriffe an, wechselt jedoch dann die Richtung und versucht es erneut. Ich bleibe stehen. Höre nur auf seine Gedanken und warte. Jetzt scheint er seine Taktik zu ändern. Seine Aufmerksamkeit gilt meinem Kopf.

Ich komme ihm zuvor und ducke mich, bevor er mir einen Schlag versetzen kann.

In diesem Augenblick bin ich froh, dass während der Prüfung keine Messer verwendet, werden dürfen. Auch wenn sie fester Bestandteil der Rüstung sind. Auch Remus trägt seine Messer den passenden Lederscheiden.

Er ist etwas verwirrt, dass ich ihm ausweichen konnte. Aber ebenso schnell scheint er sich zu fangen. Doch mit Glück konnte ich ihm einen leichten Fausthieb verpassen. Ich mag klein sein, aber ich bin flink.

Remus geht nun eine andere Strategie an. Seine Gedanken hat er geblockt.

Verdammt.

Er kommt geradewegs auf mich zu und scheint es auf meine Beine abgesehen zu haben. Doch bevor er mich treffen kann, springe ich hoch. Als ich lande, taumele ich eine Sekunde. Schnell habe ich mich wieder unter Kontrolle und kann den nötigen Abstand zwischen uns bringen.

Seine Verblüffung amüsiert mich.

Mit einem Schmunzeln im Gesicht, umrunde ich ihn. Der Vorteil, klein zu sein, wird von mir jetzt ausgenutzt. Ich renne schnell um ihn herum und schaffe es, einen Tritt in seine Kniekehle zu landen. er geht zu Boden. Dadurch habe ich den Vorteil und komme ohne große Anstrengung an sein Kinn. Er selbst hat mich gelehrt, dorthin zu schlagen, wenn keine Aussicht auf Sieg besteht. Denn mit genug Wucht kann ich ihn damit k.o. schlagen.

Wollen wir doch mal sehen, ob es funktioniert.

Ich hole aus, mit all meiner Kraft und schaffe es, den Treffer zu landen. Doch er wird nicht ohnmächtig.

Mist.

Remus springt auf und packt mich am Arm. Seine Bewegungen sind so schnell, dass ich ihm kaum folgen kann. Er wirft mich zu Boden. Mein Rücken schmerzt. Trotzdem rolle ich mich, so schnell ich kann, auf die Seite. Dadurch konnte ich seinem Tritt entgehen.

Ich stehe auf und sehe Remus an. Plötzlich wird meine Aufmerksamkeit auf Kirith gelenkt.

Ich spüre seine Gefühle.

Er ist wachsam und nervös.

Das ist er nie!

Ein ohrenbetäubender Knall erklingt.

Es hört sich an, als sei etwas sehr Schweres zu Boden gegangen. Unser Tor?

Remus nutzt meine Unachtsamkeit sofort aus. Er holt zu einem Schlag aus. Hält jedoch mitten in der Bewegung inne. Die Anspannung scheint im ganzen Raum spürbar. Denn jetzt halten wir alle inne und versuchen, weitere Geräusche wahrzunehmen.

Dunkle Gedanken sind hörbar. Man kann nicht konkret erkennen, was es ist, jedoch spürt man den Hass sehr genau.

„Khisfire´s Armee“, flüstere ich.

„Sie sind hier.“

Kirith ist sofort an meiner Seite und stellt sich schützend vor mich. Auch Remus nimmt seine Kampfposition ein und sieht auf die Tür des Saals.

„Bring sie weg“, weist mein Vater den stillen Krieger an. „So weit weg wie es möglich ist.“

Kaum das mein Vater den Satz ausgesprochen hat, wird die Tür aufgerissen.

Ein Haufen dunkler Krieger stürmen herein. Allen voran ein Söldner. Er hat seine Kapuze ins Gesicht gezogen. Das Markenzeichen dieser Leute.

Vithaan erschafft ein Schild mit seinen Händen und stellt sich zwischen uns und die Eindringlinge.

Zwei der dunklen Krieger stürzen sich auf meinen Vater. Dieser geht zu Boden und ruft etwas, das ich nicht verstehen kann. Der Söldner selbst hält sich abseits und sieht sich das Schauspiel an.

Die anderen Männer sind auf dem Weg zu uns, doch Vithaan kann sie aufhalten. Vorerst.

Ich spüre die dunkle Magie. Sie ist allgegenwärtig. Ein markerschütternder Schrei erklingt. Ich sehe mich um und kann erkennen, dass meinem Vater ein Dolch in die Brust gestoßen wurde. Er hält ihn mit seiner Hand fest umschlossen. Sein Blick ist auf mich gerichtet. Als sei ich nicht Herr meiner Sinne, bin ich absolut unfähig, mich zu bewegen. Remus versucht, durch seine Kampfkunst die Angreifer abzuwehren.

Vithaan nutzt einen Zauber, den ich nie zuvor gesehen habe. Ein blendendes Licht taucht auf und hüllt uns ein. Es scheint eine Art Schutzmauer zu sein.

„Bring sie fort. Du weißt was zu tun ist“, brüllt der Magier in unsere Richtung.

Dann trifft dunkle Magie auf Vithaans Schutz. Man könnte denken, dass die magischen Lichterzeugnisse sich gegenseitig versuchen wegzuschieben. Denn sie bewegen sich gegeneinander.

Hinter uns öffnet sich ein Portal und Kirith zieht mich mit sich. Ich rufe nach Vithaan und meinem Vater, doch außer einen weiteren Schrei bekomme ich keine Antwort. Ich kann nicht ausmachen, woher der Schrei kam. Doch es scheint, dass der Schutz von Vithaan brüchig wird. Die Gefolgsleute vom Söldner scheinen dies zu bemerken. Einer von ihnen greift über seine Schulter und schnappt sich einen Pfeil. Sie müssen ahnen, dass wir zu weit entfernt sind, als dass sie uns erreichen können. Kirith schließt mich in eine Umarmung und springt mit mir in das Portal, das aussieht wie eine leuchtende Tür, die aus Wasser besteht.

Ein paar Pfeile landen im Portal und einer trifft mich im Bein. Der Schmerz durchzuckt mich. Doch ich kann nicht schreien. Es ist, als sei ich betäubt von dem Schmerz, den man mir zugefügt hat. Als sie meinen Vater vor meinen Augen töteten. Vermutlich werden Remus und Vithaan demselben Schicksal entgegensehen. Und es gibt nichts, was ich tun kann. Stattdessen fliehe ich. Genau das Gegenteil von dem, was man mich gelehrt hat.

Ich bin müde.

Erschöpft.

Licht blendet mich, als ich wieder zu mir komme. Selbst mit geschlossenen Augen ist es so grell, dass ich mich kaum wage, sie wieder zu öffnen.

Um Himmelswillen bin ich etwa tot?

Ich reibe mir die Schläfe und versuche aufzustehen. Mein Bein schmerzt. Doch kaum, dass ich Anstalten mache aufzustehen, spüre ich Kiriths Hand auf meiner Schulter. Er drückt mich sanft zurück auf den Boden.

„Bleib liegen. Du bist verletzt“, kann ich seine Gedanken hören.

Seine Stimme ist ruhig und doch liegt Nachdruck darin. „Wo sind wir?“, will ich wissen und sehe mich zum ersten Mal um.

„Ich weiß es nicht. Aber ich denke, dass es einen guten Grund gibt, wieso wir hier sind.“

„Da hast du Recht mein Freund“, erklingt eine fremde Stimme.

Wir schrecken beide auf und versuchen, sie auszumachen. Aber wir können nichts außer Licht erkennen.

„Ich bin Auctor und Ihr seid durch ein Portal direkt in mein Reich geschickt worden“, antwortet er auf unsere nicht gestellte Frage.

„Auctor?“, frage ich ungläubig.

„Der Schöpfer? Auctor?“

„Ja mein Kind. Genau der bin ich. Und wie ich sehe, bist du verletzt. Lass mich dir helfen, bevor ich euch erkläre, warum ihr hier seid.“

Kaum, dass er es ausgesprochen hat, spüre ich Wärme an meinem Bein, so, als würde jemand seine Hand darauflegen. Mit dem Unterschied, dass niemand mich wahrhaftig berührt.

Die Wärme hüllt mich gänzlich ein und ich fühle mich besser.

Stärker.

Wie eine Umarmung als Kind, wenn ich einen Albtraum gehabt habe und meine Mutter mich tröstete.

Ich fühle mich sicher.

„Danke“, flüstere ich.

„Wie ich schon sagte, ihr seid aus einem Grund hier. Dunkle Zeiten stehen eurem Kontinent bevor. Sowohl den Menschen als auch allen anderen Lebensformen und Wesen, mit denen ihr lebt. Lady Khisfire strebt nach Macht. Und sie wird alles dafür tun, diese zu bekommen. Sie greift erst jene an, die sie als gefährlich betrachtet. Jene, von denen sie weiß, dass sie ihre Pläne durchkreuzen können.“

„Aber wieso? Khisfire besitzt die Macht der dunklen Magie, sie machen sich alles zu eigen was sie gerade wollen. Sie sind in der Lage Drachen zu trainieren und diese zu beeinflussen. Was könnten sie noch wollen?“

„Dich mein Kind.“

„Was? Aber wieso mich?“

Ungläubig schaue ich zwischen Auctor und Kirith hin und her.

„Weil du mächtig bist. Du wärst ein Prachtexemplar in der Sammlung der Lady. Und euch verbindet ein Band, dass niemand bislang kennt. Ein Band, dass so stark ist, dass es niemand außer euch trennen kann.“

„Was ist das für ein Band?“

Ich kann mir nicht vorstellen, in irgendeiner Form mit diesem Wesen in Verbindung zu stehen. Aber dennoch will ich antworten. Mit jeder Sekunde werfen sich jedoch mehr Fragen auf.

„Gehe dorthin, wo dein Ursprung liegt, deine Wurzeln werden dich leiten und an deiner Seiter stehen.“

„Auctor, bitte sag mir, was das bedeutet. Der Ursprung liegt in Nova. Dorthin kann ich nicht mehr.“

„Nein. Dort liegt nicht der Ursprung. Folge dem Pfad deiner Vorfahren. Sie werden dir sagen können, wohin du musst. Wichtig ist nur, dass du verbündete findest. Du musst Wesen um dich scharen, die dir folgen werden. Sie werden an deiner Seite stehen und dich verteidigen. All jene, die sich verloren geglaubt haben. Jene, die allein sind und dem Licht folgen. Sie werden dir helfen, dich und deine Aufgabe zu beschützen.“

Nun ist es Kirith, der das Wort ergreift.

„Dann ist Prinzessin Alamea, Elita?“

Einen Moment herrscht Stille.

„Ja mein Sohn. Das ist sie. Sie ist die, die in den Sagen erwähnt wird, die, die den Kontinent in Licht tauchen wird.“

Ich habe keine Worte mehr, für das, was ich fühle.

Die Sage der Elita ist mir ein Begriff. Mutter sprach hin und wieder davon.

Elita. Eine Kriegerin, die den Kontinent retten wird. Sie soll der Prophezeiung nach, eine Armee um sich scharen. Gefährten aus verloren geglaubten Seelen. Die dann gemeinsam gegen die Dunkelheit kämpfen, um dem Licht Freiheit zu schenken. Den dunklen Mächten ein Ende der Herrschaft setzen. Sie sollen die Kammer der Könige finden, die Steine zusammenführen, um die Könige aus ihrer Gefangenschaft zu befreien. So oder so ähnlich habe ich es in Erinnerung.

„Das muss ein Fehler sein. Nie im Leben, bin ich die, aus der Sage. Es ist ein Märchen. Nichts weiter.“

Erneut herrscht Stille. Dann tritt jemand aus dem Licht auf uns zu.

Ein alter Mann. Er sieht aus, als sei er ein Gelehrter. Ein Magier, wie man ihn sich vorstellt.

Graues Haar nach hinten gekämmt, langer Bart, grüne Augen, die ehrlich aussehen.

Das Einzige, das ihn nicht normal wirken lässt, sind die Symbole auf seiner Haut.

Die Symbole des Lichts.

Es sind gelb leuchtende Linien, die sich zu den verschiedensten Mustern zusammenführen. Seine ganze Haut ist davon bedeckt.

Ich kann nicht anders, als ihn anzustarren.

„Öffne deine Hand mein Kind“, richtet er sich an mich.

Und ich tu, wie mir befohlen.

Er lässt einen Ring in meine Hand fallen. Ein silberner Ring mit Verzierungen und einem Muster, das einer Blumenranke gleichkommt. In der Mitte des Rings sitzt ein Alexandrit.

„Am Tage Smaragd doch Rubin in der Nacht“, zitiere ich eine der Sagen.

„So ist es.“

„Also stimmt es. Ich bin Elita.“

Auctor nickt und sieht mich an.

Ich betrachte den Ring und stecke ihn mir an meinen Zeigefinger.

„Er passt perfekt“, höre ich Kirith leise.

Ich sehe zu ihm rüber und er verbeugt sich vor mir bis er schließlich vor mir kniet. Den Kopf hält er gesenkt.

„Werd nicht albern, Kirith. Wir sind Freunde. Ich will nicht, dass du dich vor mir verbeugst“, fauche ich ihn an.

„Das muss der Grund sein, weshalb du mit mir sprechen kannst“, antwortet er.

„Ja mein Sohn. Deshalb ist sie in der Lage sich mit dir zu unterhalten. Aber sie hat mehr Gaben, als sie sich bewusst ist. Der Ring wird dir jedoch zeigen, was du wirklich kannst. Er wird dich schützen, dich lehren und dir zeigen was richtig und falsch ist. Du solltest immer auf ihn achten. Und deiner Intuition folgen. Nun jedoch müsst ihr gehen. Vor euch liegt ein langer Weg. Ihr müsst bereit sein.“

Bevor wir Widerspruch einlegen, oder weitere Fragen stellen können, landen wir auf dem Ufer von Carran. Der Boden ist nass und kalt. Von dort kann ich meine Heimat sehen.

Nova.

Es brennt nieder.

Ich lege mir meine Hand auf den Mund, um nicht zu schreien. All das, was ich kannte, ist fort. Meine Familie. Mein Zuhause. Alles liegt nun in Scherben. Ich muss einen Weg finden, wie ich es mir zurückholen, neu aufbauen und Khisfire aufhalten kann.

Kirith kniet sich neben mich und sieht ebenfalls auf Nova.

„Wir werden deine Eltern stolz machen. Doch jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Rache. Du hast gehört was Auctor gesagt hat. Wir haben einen langen Weg vor uns. Und er wird nicht leicht werden.“

„Ja“, sage ich und greife nach seiner Hand. „Du hast Recht.“

Gemeinsam machen wir uns auf den Weg, um von Carran nach Quirin zu gelangen. Doch zuerst müssen wir durch die verlassene Stadt der Magier. Sie war in ihrer Blütezeit wunderschön. Doch Khisfire hat auch dort seine Finger im Spiel gehabt. Sie schickten Drachen nach Carran und einige Krieger. Da sich die Magier geweigert hatten, Khisfire zu dienen. Sie wurden hingerichtet oder gefangen genommen. Denn die mächtigsten von Ihnen konnte Khisfire zu eigenen Zwecken gut in ihren Reihen gebrauchen. Sie wurden in Handschellen gelegt, die verhinderten, dass sie zaubern konnten. Ihre Familien wurden ebenfalls hingerichtet. Somit gab es für die Magier keinen Grund mehr, aus dem dunklen Königreich zu fliehen.

Es war ein Blutbad. Niemand hatte sich seither mehr nach Carran getraut. Das Gerücht, man würde ebenfalls sterben, ginge man dorthin machte die Runde. Einige erzählten, dass Leute dorthin gingen und nie mehr zurückkamen.

Die Insel selbst ist atemberaubend.

Die Natur im Einklang mit denen, die hier gelebt haben. Die Menschen gaben der Natur eben so viel zurück, wie sie nahmen. An diesem Ort herrschte Gleichgewicht.

Die Gebäude wurden in die Natur integriert. Weder mussten Bäume gefällt oder Sträucher entwurzelt werden. Auch sonst legten die Carraner großen Wert darauf, dass nichts beschädigt wird.

Meine Eltern, und auch Lehrer, erzählten oft von diesem Ort. Es war eine kleine, aber stolze Kolonie.

Ich weiß nicht, wie lange wir schon liefen, aber meine Beine fingen an zu schmerzen. Außerdem macht sich allmählich mein Bauch bemerkbar. Es ist schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal etwas gegessen habe.

Kirith scheint ebenfalls eine Pause zu brauchen. Denn er geht nun auch langsamer als zuvor.

In der Stadt von Carran angekommen, sehen wir uns nach einer Bleibe um. Da die Häuser alle verlassen sind, steht uns die Entscheidung frei. Wir sind uns einig, dass das Versteck für diese Nacht so unauffällig wie möglich sein sollte.

Wir beschließen, die Nacht in einem alten Bauernhaus zu verbringen. Es liegt am Rand der Stadt. Nahe dem Wald. Was bei einer plötzlichen Flucht praktisch ist. Denn dann können wir durch den Wald fliehen, ohne sofort entdeckt zu werden. Kirith macht sich auf den Weg etwas Essen zu besorgen. Ich richte die Betten her und mache ein kleines Feuer, damit wir später eine Mahlzeit zubereiten können.

Doch bevor ich eine Flamme zustande bringe, beginnt es in meinem Finger zu kribbeln.

Der Ring leuchtet schwach auf.

„Was auch immer du versuchst mir zu sagen, ich verstehe es nicht“, sage ich zu dem Ring.

Vermutlich bringt mich dieser Ring dazu, den Verstand zu verlieren. Anstatt das er etwas Gutes vollbringt. Doch beim erneuten Versuch, ein Feuer zu machen, bekomme ich eine Art Vision. Unbewusst schließe ich meine Augen und achte auf das, was der Ring mir zeigt.

Ich sehe mich.

Vor dem Kamin wie ich ein Feuer mache. Und dass wir durch den Qualm entdeckt werden. Dann bin ich wieder im Hier und Jetzt.

Die Bilder spielten sich so schnell vor meinem inneren Auge ab, dass ich es einen Moment sacken lassen muss.

Dann begreife ich.

„Das wolltest du mir also sagen. Verstehe. Aber wir werden frieren und nicht essen können, wenn wir kein Feuer haben.“

Wie fremdgesteuert lege ich meine Hand über den Ring. Wenn ich mir Autors Worte ins Gedächtnis rufe, muss ich auf mein Gefühl vertrauen. Ich tu also, was meine Intuition mir sagt. Ich schließe meine Augen und konzentriere mich auf diese Emotion, welches der Ring mir vermittelt.

Ein Gefühl der Wärme überkommt mich. Sie ähnelt dem Empfinden, dass ich verspürt habe, als Auctor mich heilte. Dennoch ist es völlig neu.

Dieses Mal fühlt es sich an, als sei ich in der Lage ein Feuer zu machen. Als würde pures Feuer durch mich hindurchfließen. Regelrechte Hitze breitet sich in mir aus. Ich öffne die Augen und bemerke, wie meine Hand glüht. Sie strahlt förmlich rot. So als würde sie brennen. Doch das tut sie nicht. Sie fühlt sich, abgesehen von etwas Wärme, völlig normal an.

Ich folge meiner inneren Führung und bewege meine Hand nach vorne. Als würde ich etwas wegschieben. Dann male ich einen großen Kreis in die Luft.

Wie ein Schleier verteilt sich das rote Glühen in dem Haus. Dann wird es wohlig warm.

Ein Lächeln spielt um meine Lippen. Ich bin stolz auf mich. Niemals hätte ich gedacht zu so etwas in der Lage zu sein. Ich dachte, es sei, dunkle Magie würde man sich am Feuer bedienen.

„Es ist kein Feuer“, korrigiert mich Kirith.

Manchmal vergesse ich, dass Telepathie ebenso in die andere Richtung funktioniert. Er nimmt ebenfalls meine Gedanken wahr. Genau wie ich es bei ihm kann.

„Was ist es dann? Wenn es keine dunkle Magie ist.“

„Was spürst du, wenn du dich in die Sonne stellst?“, fragt er und legt zwei Fische auf den Tisch.

Ich bin so auf die Fische konzentriert, dass ich ihm nicht antworte.

„Wärme. Du bedienst dich also nur der Wärme des Lichts. Und je nachdem wie gut du bist, desto wärmer wird es. Bis hin zur Hitze. Man kann damit alles erzeugen. Auch Feuer.“ „Ich wusste nicht, dass das möglich ist. Das wurde uns nie gelehrt“, sage ich verwirrt.

Während Kirith den Fisch zubereitet, antwortet er mir. „Das wundert mich nicht. Denn es ist eher unwahrscheinlich, dass jemand eine solche Gabe besitzt. Niemand, bisher, war in der Lage sich dieser Macht zu bedienen. Deshalb bist du definitiv Elita. Du hast gerade selbst den Beweis dafür geliefert.“

Mit einem Kopfnicken zeigt er in Richtung meines Ringes.

Ich streiche erneut über das Schmuckstück. Dann fange ich an, in Gedanken mit ihm zu sprechen.

„Zeig mir, wie ich Feuer machen kann. ohne dass wir entdeckt werden. Nur Hitze. Damit wir essen können. Bitte.“

Mit geschlossenen Augen streiche ich in kreisenden Bewegungen über den Alexandrit. Als ich erneut diese Hitze spüre, öffne ich meine Augen.

Wieder leuchtet er rot auf. Ich gehe zu dem Kamin und halte meine Hände über die Feuerstelle. Sie bewegen sich wie auf Autopiloten in kreisenden Bewegungen vor und zurück. Es wirkt fast, als würde ich schwimmen. Nur, dass die Bewegungen kleiner und filigraner sind.

Im nächsten Augenblick höre ich das Holz. Es liegt gestapelt übereinander und beginnt zu knistern. Von einem üblichen Feuer ist nichts zu sehen. Nur ein rotfarbener Schleier, der um das Holz kreist.

„Danke“, sage ich und schaue dabei auf meinen Ring.

Kirith steht ein paar Schritte von mir entfernt und sieht mich an. Er trägt seine Rüstung und den Schleier um seinen Mund, seit ich denken kann. Ich würde gerne wissen, wie er darunter aussieht.

„Ich wusste schon immer, dass du etwas Besonderes bist, Alamea. Aber wie außergewöhnlich, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können.“

„Hör auf damit. Du behandelst mich, als sei ich eine Göttin oder sowas. Ich bin immer noch ich. Alamea. Ein normales Mädchen, dass du schon ewig kennst. Also bitte tu mir den Gefallen und behandle mich auch ganz normal.“

„Du bist die Thronerbin von Nova, du bist die Auserwählte. Elita. Wie soll ich dich da nicht anders behandeln? Es ist meine Aufgabe dich zu schützen und dir zu dienen. Und du wirst dich daran gewöhnen müssen.“

Seine Worte gefallen mir nicht.

Ich weiß, dass er recht hat. dennoch verletzten sie mich auf eine merkwürdige Art und Weise. Ich wollte immer ein normales Leben. Wollte nie, wie eine Prinzessin behandelt werden. Weshalb ich dafür gekämpft habe, dass man mich unterrichtet und ich der Garde beitreten kann.