Alexander und Aristoteles - Dietrich Volkmer - E-Book

Alexander und Aristoteles E-Book

Dietrich Volkmer

4,8

Beschreibung

Alexander der Große (so wurde er später von der Nachwelt benannt) war drei Jahre lang ein Schüler von Aristoteles. In diesem Buch findet eine fiktive Wiederbegegnung in Babylon, ca 4 Wochen vor dem Tod Alexanders, statt. Alexander berichtet darin von seinen Schlachten und seinem Feldzug nach Osten, der ihn bis nach Indien führte. Eine gewaltige Leistung für das Heer und für ihn als Führerpersönlichkeit im relativ jugendlichen Alter. Aristoteles nimmt dabei die Rolle des philosophischen Zuhörers oder Interviewers ein, der die Entscheidungen und Pläne aus seiner Sicht zum Teil kritisch hinterfragt. Im Buch soll die Person Alexanders aus seiner Sicht geschildert werden, dass der Leser sich in ihn hineindenken kann. So ähnlich ist es in einem meiner früheren Bücher erfolgt, als es um Echnaton und Nofretete ging (Tagebücher vom Nil)

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

Einzug Aristoteles’ in Babylon

Die persönliche Begegnung

Über den Marsch nach Osten

Babylon, Susa und Persepolis

Die Verfolgung und Tod des Dareios

Der Zug nach Osten und Indien

Kämpfe in Indien

Aufstand der Soldaten. Entscheidung zur Umkehr

Alexander in Lebensgefahr

An der Mündung des Indus

Die Rückkehr durch die gedrosische Wüste

Der Aufstand der Makedonen

Der Tod Hephaistions

Einzug in Babylon

Abschied

Personen der Handlung

Eigene Reiseerfahrung zu diesem Thema

Literatur

Abbildungen zu dem Thema

Weitere Bücher des Autors

Prolog

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die beiden sind sich nach der dreijährigen Ausbildungszeit in Makedonien persönlich nie wieder begegnet, der strahlende Feldherr, Eroberer und Liebling der Götter, Alexander, dem die Nachwelt die Auszeichnung „der Große“ verlieh und der Philosoph Aristoteles, der neben Platon als der berühmteste Philosoph des antiken Hellas gilt und das Abendland bis in die Neuzeit mit seinem Denken beeinflusst hat.

Aber es muss spannend sein, sich einmal vorzustellen, wie es wohl gewesen sein könnte, wenn beide sich noch einmal nach dem Asien-Feldzug Alexanders getroffen hätten. Dieses Treffen soll zeitlich kurz vor dem Tod der beiden stattfinden.

Für diese hypothetische Begegnung müssen wir aber Aristoteles, der dann etwa 61 Jahre alt ist, in Gedanken eine sehr anstrengende Reise nach Babylon zumuten. Und Alexander ist gerade von seinem abenteuerlichen Feldzug bis an die Grenzen der damals bekannten Welt zurückgekehrt und steckt schon wieder oder noch immer voller Zukunftspläne.

Ein wenig Phantasie ist natürlich am Platze, wobei aber die historisch gesicherten Fakten nicht außer Acht gelassen werden sollen. Zusätzliche Personen von Bedeutung wurden nicht hinzugefügt.

Die Unterhaltung der beiden hingegen ist natürlich fiktiv, bezieht sich aber auf das Leben, die Erkenntnisse und die Erlebnisse beider.

Das wichtigste sind naturgemäss die Erlebnisse Alexanders. Aristoteles wurde von mir in die Rolle eines philosophischen Interviewers hineinversetzt, er spielt in meinem Buch eine Art antiker Reporter.

Ein kleines Problem belastet jedoch diese Begegnung, darauf soll im eigentlichen Text näher eingegangen werden.

Mein Dank an dieser Stelle gilt besonders Peter Bamm, auch wenn er nicht mehr unter uns weilt, denn er hat mir mit seiner umfassenden humanistischen Ausbildung und mit seinen beiden Büchern über Alexander sein Leben, seine Wirkung und seine Feldzüge bildreich einprägsam nahe gebracht.

Am Ende dieses Buches sind die wichtigsten Personen dieser Abhandlung in Form einer Kurzbiografie etwas näher beleuchtet.

Für Leser, denen die einzelnen Hauptfiguren in diesem Buch nicht ganz vertraut sind, wäre es zu empfehlen, erst die Kurzbiografien am Schluss des Buches zu lesen, also mit dem Ende zu beginnen.

Ganz zum Schluss habe ich noch einige persönliche Eindrücke angefügt, die aus einer Reise als Student in diejenigen asiatischen Gebiete entstanden sind, durch die Alexander der Große auch mit seinem Heer gezogen ist.

Bad Soden, im August 2015

Einzug Aristoteles’ in Babylon

Es ist ein warmer Morgen im Mai 323 vor Christo in Babylon. Die Sonne steht noch tief und die Häuser und Palmen werfen lange Schatten.

Die Kunde von den Eroberungen und Siegen Alexanders hat sich in der ganzen damaligen Welt herumgesprochen und so ist Babylon voll mit Gesandten und Botschaftern aller Herren Länder, um dem König von Asien, wie er sich jetzt nennt, ihre Aufwartung zu machen und Geschenke zu überbringen.

Auf einer Sänfte, getragen von vier muskulösen Makedonen, zieht ein älterer Mann in Babylon ein. Es ist Aristoteles, der frühere Lehrer Alexanders. In einer Herberge am Rande der Stadt hat er die Nacht verbracht. Gut geschlafen hat er nicht. Die fremden Geräusche, die Aufregung und insgesamt die Umtriebigkeit der Stadt haben seine Nachtruhe ein wenig gestört. Aber jetzt ist er voller Tatendrang und gespannt auf seinen früheren Schüler, vom dem augenscheinlich die gesamte bekannte Welt spricht.

Er ist in eine helle Toga gekleidet, die er lässig über die Schulter geworfen hat, und eitel, wie man es ihm nachsagt, mit einem goldenen Gürtel geschmückt hat.

Um sich in dem Menschengewimmel einen Weg zu bahnen, ruft der rechte vordere Träger ständig; „Platz da, Platz da, für den Weisesten der Weisen, dem Lehrer unseres Königs.“

Um dem alten und so klugen Herrn eins auszuwischen – denn sicher beherrscht der die Landessprache nicht – schreit er seine Ausrufe auf persisch.

Die Menschen auf der Strasse schauen ihnen neugierig hinterher.

„Sag mir, was rufst du da ständig?“ will nun Aristoteles wissen, der noch immer trotz seines fortgeschrittenen Alters bemüht ist, den Dingen auf den Grund zu gehen und zu fragen.

Der Träger dreht sich schmunzelnd um: „Es ist persisch. Ich könnte es auch auf griechisch rufen, aber das ist hier eine Fremdsprache, das versteht fast kein Mensch, von unseren Makedonen und einigen Persern einmal ausgenommen. Zudem wollte ich dir beweisen, dass auch wir bei den Zügen Alexanders einiges dazu gelernt haben, so zum Beispiel an fremden Sprachen und Gebräuchen.“

„Du hast meine Frage nicht beantwortet,“ insistierte Aristoteles.

„Richtig, das hätte ich fast vergessen. Wie du siehst, hier ist wesentlich mehr los als in Athen. Und so muss ich uns eben mit meinen Ausrufen ständig einen Weg durch das Menschengewimmel bahnen.“

In der Tat: Aristoteles staunte über die quirlige Strassenszenerie, Menschen in den unterschiedlichsten Kleidungen und Haartrachten, mit grossen Bärten und kahlgeschoren, hellhäutig und dunkelhäutig, kurzum ein Spektrum, wie er es in Athen noch nie erlebt hatte. Und die Gerüche! An den Strassen hatten fliegende Händler ihr Stände aufgebaut.

Garküchen verbreiteten den Duft orientalischer Gewürze.

„Mein Schüler Theophrastus hätte sicher seine Freude an dieser Duftvielfalt,“ dachte

Aristoteles so bei sich, „er müsste sein ganzes Buch „De odoribus“ noch einmal überarbeiten und neu schreiben.“

Er sann einen Moment nach, dann plagte ihn wieder seine sprichwörtliche Neugierde.

„In Hellas kursiert das Gerücht, Alexander will Babylon zur Hauptstadt seines neuen Reiches machen. Ist daran etwas wahr? Wir Griechen fühlen uns etwas zurückgesetzt. Sollen Athen und Makedonien jetzt zur Provinz eines asiatischen Großreiches degradiert werden?“

„Darauf kann ich dir keine Antwort geben, Herr. Da musst du schon Alexander selbst fragen oder seine Freunde Ptolemaios und Seleukos. Mit denen handelt er alles aus seit Hephaistion tot ist.

Zudem bin ich selbst angewiesen worden, kein Wort über politische Ziele zu verlieren, “

„Wie ist denn das mit Hephaistion passiert?“

„So richtig weiss das keiner. Er wurde schwächer und schwächer und starb schliesslich in Ekbatana. Die Ärzte haben angeblich versagt, wurde gemunkelt, deshalb wurden sie von Alexander streng bestraft.“

„Auch Ärzte sind nur Menschen, sie tun sicher ihr Bestes, auch bei Hephaistion, aber gegen den Willen der Götter sind sie machtlos.“

„Aber sagt man nicht von Alexander, dass er als Nachkomme von Achilleus und sogar Herakles unter besonderem Schutz der Götter stehe. Gilt das nicht auch für seine besten Freunde?“

Aristoteles überlegte einen Moment.

„Das mit Achilleus kann ich zwar bestätigen, denn seine Mutter Olympias stammt von einem Nachfahren eines Sohnes von Achilleus ab. Aber die Geschichte mit Herakles – ich weiss nicht so recht – das scheint mir mehr eine Erfindung seiner Mutter Olympias zu sein, die ihrem Sohn von klein auf seinen besonderen Status tagein tagaus eingebleut hat. Wenn bestimmte Dinge immer wieder wiederholt werden, dann wendet man sich entweder gelangweilt ab oder man glaubt sie selbst irgendwann. Aber unabhängig davon, Alexander ist ein stolzer, selbstbewußter und durchsetzungsfähiger Mensch mit einem scharfen Verstand. Doch ab und zu bricht das Ungestüme in ihm durch. Das konnte ich damals schon in Miëzei bei seiner Ausbildung erkennen. Und bislang haben die Götter ihre schützende Hand über ihn gehalten. Ob seine besten Freunde ebenfalls einbezogen sind, vermag ich nicht zu sagen.“

Aristoteles machte eine kleine Pause.

„Jetzt will ich aber die Umgebung ein wenig genauer anschauen. Erzähle mir, wo wir eigentlich sind.“

„Wir nähern uns dem Zentrum Babylons. Ich hoffe, du bist durch die lange Reise nicht allzu müde und kannst die Pracht der Paläste und Tempel geniessen.“

Inzwischen tauchte vor ihnen am Ende der Prozessionsstrasse das Ishtar-Tor auf. Aristoteles starrte ganz gebannt auf die farbige Pracht der Mauern und des riesigen Tores mit seinen exotischen Tieren, den Stieren und Fabelwesen. Die orientalischen Vorstellungen von architektonischer Kultur und Ästhetik waren so gänzlich anders als die der Griechen mit ihren Tempeln und Heiligtümern.

Sie durchquerten das Tor und Aristoteles konnte seinen Blick von den farbigen Keramiken nur schwer lösen.

Sie hielten vor einem prunkvollen Palast, zu dem eine breite Treppe hinaufführte. Zwei riesige, steinerne Löwen bewachten den Eingang.

Ein kleiner Junge, der ständig mit ihnen mitgelaufen war, sprang schnell die Treppen hoch und verschwand, von den beiden Wachen unbehelligt, im Inneren des Palastes.

Die vier Träger setzten die Sänfte ab und Aristoteles stieg vorsichtig aus.

„Der König hat uns den Auftrag erteilt, hier zu warten. Er möchte dich persönlich begrüssen. Eine grosse Auszeichnung, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.“

Die persönliche Begegnung

Ein Fanfarensignal erschall, zwei makedonische Soldaten mit Helm und Brustpanzer bekleidet, in den Händen je einen Speer traten heraus. Die beiden großen Türflügel öffneten sich und Alexander trat heraus.

Mit leichtem Schritt kam er die Stufen herunter und ging auf Aristoteles zu.

Man merkte ihm eine leichte Beklemmung an, denn er hatte gegenüber Aristoteles ein schlechtes Gewissen.

Seit dem Tod des Kallisthenes, eines Neffen Aristoteles’, hing eine leichte dunkle Wolke zwischen beiden. Der damalige Mordversuch an Alexander durch die Pagen sollte angeblich von Kallisthenes initiiert worden sein, obwohl man es ihm nicht nachweisen konnte. Bei Aufsässigkeit und Verschwörung gegen ihn kannte Alexander kein Erbarmen – auch wenn es langjährige Freunde und Kampfgenossen waren. Kallisthenes hatte die Aufgabe des Kriegsberichterstatters übernommen und sollte die Ruhmestaten Alexanders den zukünftigen Generationen überliefern.

Aber Alexander wäre nicht Alexander gewesen, hätte er nicht beherzt alle Bedenken über Bord geworfen. Er umarmte seinen alten Lehrer herzlich und hiess ihn willkommen.

„Lass dich anschauen. Ich hoffe, die Reise war für dich nicht allzu anstrengend. Du bereitest mir eine grosse Freude, mir nach meiner Rückkehr aus Indien einen Besuch abzustatten.“

Insgeheim war Aristoteles etwas konsterniert. Welch ein Unterschied zu dem Jüngling, mit dem er damals die Ilias und die Odyssee durchgeackert hatte. Sein Gesicht war etwas angeschwollen, war von Narben gezeichnet und auch seine Augen hatten nicht mehr diese ungeheure Strahlkraft der Jugend.

Aber er liess sich nichts anmerken.

„Ganz Hellas erzählt von deinen Taten. Vieles hast du mir von den fremden Ländern, durch die du gezogen bist, zukommen lassen. Aber ein persönliches Gespräch mit meinem berühmtesten Schüler lag mir doch am Herzen. Ich danke dir, dass du mir ab Tarsos einige Soldaten zu meinem Schutz entgegengeschickt hast.“

„Manche Gegenden sind noch immer etwas unsicher. Daher erschien mir eine Begleitung von Bedeutung. Aber wir wollen unsere Unterhaltung nicht länger hier draussen pflegen. Schau, viele Neugierige haben sich angesammelt. Lass uns hineingehen. Du wirst dich sicher über ein Bad und etwas Erfrischung freuen. Danach hoffe ich auf einen lebhaften Gedankenaustausch und so nebenbei wollen wir uns etwas stärken. Vermutlich hast du einen guten Appetit mitgebracht.“

Er hakte Aristoteles unter und half ihm die Treppen hoch zu steigen.

Im Palast winkte er zwei Dienern.

„Kümmert euch um meinen berühmten Gast und gebt mir Bescheid, wenn ihr fertig seid.“

Insgeheim dachte er darüber nach, wie das Alter einen Menschen verändert. Die wenigen Haare und vor allem die tiefen Falten bei Aristoteles, die sich von der Nase seitlich bis zum Mundwinkel und tiefer zogen, waren unübersehbar.

Die beiden Diener nahmen Aristoteles in ihre Mitte und führten ihn in die Bäder.

Derweil holte Alexander eine alte Ziegenledertasche aus einem der Nebenräume, die arg zerschlissen aussah und offenbar den ganzen Feldzug mitgemacht hatte.

Es dauerte nicht allzulange und Aristoteles tauchte erfrischt wieder auf.

„Das körperliche Wohl ist wichtig, aber nur wenn es der Seele und der geistigen Beweglichkeit dient.“ Mit diesem Satz nahm Aristoteles Platz.

„Sieh an,“ dachte Alexander so bei sich, „immer noch der Alte! Und seine vielen Ringe an den Fingern hat er auch noch nicht abgelegt. Eitelkeit scheint für ihn kein Fremdwort geworden zu sein, trotz seines vorgerückten Alters.“

Aristoteles räusperte sich etwas und wollte nunmehr in einen Dialog einzutreten.

Aber Alexander unterbrach ihn.

„Schau mal, was ich mitgebracht habe.“

Aristoteles kniff die Augen ein wenig zusammen, denn um sein Augenlicht war es auch nicht mehr zum Besten bestellt.

„Du hast Homers grosses Werk in Ehren gehalten? Mein Geschenk an dich, die Ilias, als wir uns trennten? Ich kann mich an den Tag noch erinnern als wäre es erst gestern gewesen. Du warst immer ein gelehriger Schüler und wolltest stets alles genau wissen. So manchesmal hast du mich mit deinen Fragen ganz schön in Verlegenheit gebracht.“

Man spürte, wie gerührt Aristoteles war.

Alexander lachte.

„Diese Eigenschaft hat mich auch später nie verlassen. Kein Berg, der mich nicht neugierig machte, wie es wohl dahinter aussehen könnte. Kein Fluss, an dem mich nicht das andere Ufer lockte. Keine fremden Götter, denen ich nicht mein Interesse schenkte. Meine Gefährten haben es nicht immer leicht mit mir gehabt.“

„Der Mensch ist dazu geboren, Fragen zu stellen. Und nach Antworten zu suchen. Sein Leben lang. Vielfach sucht man vergebens nach einer Lösung oder Antwort. Doch wenn uns die Götter gnädig gesinnt sind, dann schenken sie uns oft die Antwort im Traum.“

Alexander nickte.

„Träume sind flüchtige Schatten und wenn man des Morgens erwacht, sind sie wie gelöscht. Hat man jedoch das grosse Glück, so kehrt ein Traum in einer späteren Nacht wieder. Das beste wäre, man riefe einen Diener und hiesse ihn alles aufzuschreiben.“

Zwei Diener kamen herein und brachten Brot, Datteln, Käse, gebratenes Lamm und Wein.

„Bediene dich, denn du wirst nach der langen heutigen Fahrt grossen Hunger haben und der Wein beflügelt sicher unseren Geist – in Maßen genossen versteht sich.“

Aristoteles liess sich das nicht zweimal sagen, nur das Lamm ließ er unberührt. Seine Zähne hatten offenbar auch schon ihren Alterstribut geleistet. Vom Dattelwein liess er sich nur wenig einschenken.

„Jetzt bin ich aber neugierig, von dir selbst etwas über deinen Feldzug zu hören. Ganz Hellas erzählt von deinen Abenteuern und Siegen. Von manchen wirst du sogar schon wie ein Gott verehrt, dem alles gelingt, was er plant. Selbst die Athener, wie du weißt, keine Freunde der Makedonen, diskutieren voll des Lobes über dich auf der Agora. Voller Neid muss sich Demosthenes ihre Gespräche anhören. Man könnte aus ihren Reden entnehmen, du selbst seiest ein Athener.“

„Wo du gerade seinen Namen erwähnst. Du kommst gerade aus Athen. Wie verhält sich denn unser ewiger Gegner Demosthenes? Das würde mich doch brennend interessieren.“

„Er ist unbelehrbar. Seine ganze rhetorische Kraft richtet er noch immer gegen die Makedonen und gegen dich. Es hat nichts genützt, dass dein Vater ihn verschont hat und auch du bist mit ihm sehr pfleglich umgegangen, weil ihr beide geglaubt habt, er würde in Anbetracht der geänderten Verhältnisse und eurer kämpferischen Überlegenheit seine Meinung revidieren. Keineswegs, sein Groll wurde nur noch ausgeprägter. Überhaupt sind die Athener ein eingebildetes und undankbares Völkchen. Ich denke da auch an Themistokles. Ihm haben die Athener den Bau der Flotte zu verdanken. Er hat die Alten, die Frauen und Kinder bei der Annäherung der Perser damals aus Athen in Sicherheit gebracht. Die Schlacht bei Salamis hat er geschickt gegen die Perser gewonnen. Und was machen die Athener? Sie verurteilen ihn per Scherbengericht, weil er Athen der Willkür