Der Urknall - Dietrich Volkmer - E-Book

Der Urknall E-Book

Dietrich Volkmer

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Beschreibung

Der Autor beschäftigt sich schon seit seiner Jugend mit Astronomie. Dieses Buch ist eine Entgegnung gegenüber der von den Astrophysikern verbreiteten Theorie vom Urknall als dem Beginn dieses Universums. Es ist eine Symbiose aus Astrophysik, Philosophie, Religion, Mythologie und Geschichte. Kurzum: Interessant für neugierige und kritische Leser.

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Das Universum bringt mich in Verwirrung; ich kann nicht verstehen, wie ein solches Uhrwerk bestehen kann ohne einen Uhrmacher

Voltaire     

Die Erschaffung der Welt hat nicht ein für allemal stattgefunden, sie findet unabwendbar alle Tage statt

Marcel Proust     

Es gibt zwei Arten sein Leben zu leben: Entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles eines. Ich glaube an letzteres.

Albert Einstein     

Es gibt eine Theorie, die besagt, wenn jemand genau herausfindet, wozu das Universum da ist und warum es da ist, dann verschwindet es auf der Stelle und wird durch etwas noch Bizarreres und Unbegreiflicheres ersetzt

Douglas Adams     

Inhaltsverzeichnis

Das Wort vor den Einleitenden Gedanken

Einleitende Gedanken

Erste Irritationen

Psychologie der Namensgebung

Die Schöpfungs-Mythen der Völker

Die Altägyptische Schöpfungsgeschichte

Die Schöpfungsgeschichte der Alten Griechen

Die Kosmologie des Platon

Die biblische Schöpfungsgeschichte

Die Welt der Tachy-Nano-Mikroben

Der wissenschaftliche Urknall

Kann das Licht ermüden?

Der Bauplan oder Entwurf

Der sechsdimensionale Kosmos des Burkhard Heim

Die Flucht der Milchstraßen

Eine Welt voller merkwürdiger Zeit-Phänomene

Das Geheimnis des Mikrokosmos

Gravitation – die unbekannte mysteriöse Größe

Was war vor dem Urknall?

Kreationismus – eine neue merkwürdige Sicht der Dinge

Die sieben Welträtsel

Alte Mysterien

Ein modernes Märchen

Ignorabilia

Literatur

Das Wort vor den Einleitenden Gedanken

Das Buch „Abschied vom Urknall“ ist vor 11 Jahren geschrieben worden und erschien im Jahr 2006. Seitdem ist viel Zeit vergangen und es sind viele Artikel und Betrachtungen zu diesem Thema erschienen.

Zudem gab es im Freundes- und Bekanntenkreis etliche Diskussionen zu diesem wahrlich interessanten Bereich.

Das ist der Grund, dass ich mir das Buch noch einmal vorgenommen habe und an vielen Stellen erweitert und ergänzt habe.

Ich bin der Ansicht, dass es nunmehr weitere zehn Jahre aktuell sein wird, denn es ist nicht zu erwarten, dass sich in der Zwischenzeit grundlegende Erkenntnisse ergeben sollten, die eine schnellere Aktualisierung notwendig machen sollten.

Vom „Abschied“ habe ich mich auch verabschiedet und nenne es einfach so, wie ich es empfinde: Ein Fiktion der Astrophysik. Eigentlich müsste oder könnte es auch heissen: Eine Fiktion der Astrophysiker. Der Unterschied ist jedoch nicht allzu gross.

Ich habe lange überlegt, ob ich hinter das Wort Astrophysik ein Fragezeichen setze - habe mich aber dann doch für das Weglassen entschieden,

Immer wieder möchte ich mich bei Hans Werner Woltersdorf bedanken, der mich mit seinen Büchern „Phänomen Schwerkraft-Das Medium, mit dem wir denken“ und „Die Schöpfung war ganz anders - Irrtum und Wende“ aus meinem allzu naturwissenschaftlich geprägten Gedankengebäude herausgeführt hat.

Einleitende Gedanken

Dieses Buch ist nicht für Wissenschaftler geschrieben, die nur das Sichtbare, Zählbare, Messbare und Wiegbare gelten lassen. Oder gerade für sie, um einmal die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen.

In erster Linie ist es für die Menschen gedacht, die nachdenklich und kritisch die Aussagen der Forscher in Frage stellen oder zu stellen wagen und den Reduktionismus anzweifeln. Daher soll weitgehend die Sprache der Wissenschaft in eine allgemein verständliche Sprache gewandelt werden.

Unser technisches Zeitalter, das uns unglaubliche Möglichkeiten wie nie zuvor anbietet, allein schon auf dem Gebiet der Kommunikation, kann dem Unbedarften schnell die Illusion einflößen, dass alles, aber auch alles über die technische und materielle Schiene machbar und auch erklärbar sei. Es sei nur eine Frage der Zeit.

Früher teilten sich die Philosophie und die Physik dieses schwierige Terrain. Die Physik versuchte sämtliche neuen Erkenntnisse in der ihr gegebenen Sprache der Mathematik zu beschreiben und die Philosophie versuchte ihrerseits dem Menschen ein Deutungsmuster zu präsentieren.

Heute scheint diese Aufgabenteilung nicht mehr so verträglich zu funktionieren, da die Naturwissenschaftler – auf jeden Fall die jüngeren – der Ansicht sind, die Philosophie nicht mehr zu benötigen, da sie nunmehr in der Lage seien, ihre eigenen Erklärungsmuster nachzuschieben.

Es gibt heutzutage eine Unmenge von populärwissenschaftlicher Literatur. Daher können immer mehr Laien, die der Komplexität mathematischer Formeln nicht gewachsen sind, Einblick in die Forschungsergebnisse der Naturwissenschaftler nehmen.

Und es stimmt bedenklich, mit welcher Chuzpe viele Wissenschaftler Dinge in die Welt setzen, dass sogar ein Laie ob dieser Behauptungen nachdenklich und nachfragend wird und den Aussagen der „Fach“-Leute misstraut.

Eines dieser Themen ist die unserer Herkunft, die Entstehung unserer Erde, des Planetensystems, unserer Milchstrasse, der Millionen Galaxien und schlussendlich des gesamten Universums.

Die Erklärungsmuster der Wissenschaft sind mechanistisch und blutleer, fernab von den menschlich verständlichen Fragen nach Sinn, Zweck und Ziel.

Wie eben schon erwähnt, sind es die „Fach“-Gelehrten, die in „Fach“-Zeitschriften veröffentlichen und in „Fach“-Kreisen ihre Probleme diskutieren. Das hat zur Folge, dass man aus Furcht, wissenschaftlich nicht für voll genommen zu werden, gern peripheren Sichtweisen aus dem Weg geht und dabei aber in Gefahr der Betriebsblindheit gerät.

Gerade am Wort „Fach“ kann man es herrlich ableiten. Im Althochdeutschen heisst „fah“ Mauer; im Mittelhochdeutschen interpretiert man „vach“ als eine Abteilung einer Wand, einer Mauer.

Noch plastischer wird es im Niederländischen: „vah“ – Fach, Abgeteiltes, Beet.

Lässt man diese semantischen Ausflüge vor seinem inneren Auge Revue passieren, so kann man sich eines Schmunzeln nicht erwehren, wenn man das Wort „Fach-Simpeln“ hört. Sprache kann so deutlich und pointiert sein, wenn man den Mut und die Freude hat, in sie hineinzulauschen.

Fach-Wissen“ heisst demzufolge nicht mehr oder weniger als zu wissen, in welches Fach etwas gehört, und in einem noch ausgeprägteren Mass das oft erstaunliche Wissen um ein einziges - enges – Fach, das „Fach-Gebiet.

Hierher passt das etwas überspitzte Zitat: „Fach-Leute sind Menschen, die von immer weniger immer mehr wissen, bis sie schliesslich alles über nichts wissen“.

Es ist die kalte Welt der Ratio, des Intellekts. Analyse heisst die magische Formel, das Zerkleinern, in Fächer ablegen, um aus den Bruchstücken Erkenntnisse zu gewinnen. Ohne aber zu erkennen, das beim Zerteilen das Ganze, die Übersicht, verloren geht.

Besonders intensiv auf dieser Atomisierungskampagne sind die Teilchen-Physiker tätig: Mit immer grösserem Aufwand, mit immer höheren Energien werden nur kurzlebige atomare Bestandteile erzeugt, immer in der Hoffnung, nun endlich das gesuchte kleinste Urding zu finden, aus dem sich Materie zusammensetzt.

Es sind spätpubertäre Sandkasten-Spiele, bei denen materiegläubige „Teilchen“-Physiker sich unter dem Schutzschirm öffentlicher Subventionen im Geschwindigkeitsrausch und in Nebelkammern austoben dürfen.

Ob das legendäre Higgs-Teilchen nun den Such-Abschluss bedeutet - kann man bezweifeln. Vielleicht war es nur ein Artefakt, denn wie will man solche in Bruchteilen von Sekunden ablaufenden Prozesse eindeutig - oder sagen wir es in der Sprachweise meines Mathematik-Lehrers - eineindeutig zuordnen.

In Baden-Baden hörte ich vor kurzem den Vortrag eines Physikers, der beim CERN in Genf arbeitet. In einer anerkennend ehrlichen Weise beantwortete er die eigene Frage: „Wem nützt das alles?“ mit der eigenen Antwort „Niemandem!“.

Chapeau vor so viel Mut und Ehrlichkeit!

Es soll aber keineswegs der Eindruck des Kritisch-Abwertenden entstehen, denn alles hat irgendwie einen Sinn, sonst wäre es im Schöpfungsplan nicht enthalten gewesen.

In seinem „Buch der Geheimnisse“ beschreibt Osho es sehr eindringlich und treffend: „Wenn du durchs Herz blickst, erscheint das ganze Universum wie eine Einheit. Blickst du durch den Kopf, zerfällt die ganze Welt in Atome.

Es gibt keine Einheit, nur Atome, Atome und wieder Atome. Das Herz gibt eine einheitliche Erfahrung. Es fügt zusammen und die höchste Synthese ist Gott. Wenn du durchs Herz blicken kannst, sieht das ganze Universum wie ein Ganzes aus. Diese All-Einheit ist Gott.

Darum kann die Wissenschaft niemals Gott finden – das ist unmöglich – weil die von ihr angewandte Methode niemals zu einer letzten Einheit gelangen kann. Die ganze Methode der Wissenschaft ist Verstand, Analyse, Teilung. Daher gelangt die Wissenschaft zu den Molekülen, Atomen, Elektronen und wird nie aufhören zu teilen. Sie wird niemals zur organischen Einheit des Ganzen gelangen. Das Ganze kann unmöglich durch den Kopf gesehen werden“.

Das anzustrebende Ziel wäre nur, die Mitte zu finden, die Synthese aus mehreren Sichtweisen.

Daher wollen wir uns mutig aus den Fächern und Beeten herauslehnen und damit die Perspektive wechseln. Wer sich herauslehnt, ist immer der Kritik ausgesetzt, denn diese ist nun einmal das Privileg der „Fach“-Bewohner.

In den Folgekapiteln werden uns einige dieser weiter oben gestellten Fragen begegnen. Ob sie schlüssig und zufriedenstellend beantwortet werden können, sei erst einmal dahingestellt.

Erste Irritationen

Es liegt schon relativ lange zurück, als ich das erstemal mit solchen Gedanken wie Weltraum und Astronomie in Berührung kam.

Bis zum zehnten Lebensjahr war der Himmel über mir eine Region, die man mit kindlichem Unverständnis und Desinteresse zwar zur Kenntnis nahm, aber das wars dann auch. Sonne, Mond und Sterne waren einfach da, ja, sie hatten einfach da zu sein.

Dann aber kam jener denkwürdige Tag, der erste bewusste Kontakt mit dem gestirnten Himmel aus einer anderen Sicht.

Es war an einem Spätfrühjahrstag, Es regnete draussen und wir Kinder hatten Langeweile. Der Besitzer des Hauses, in dem wir damals wohnten, war an diesem Tag mit seiner Frau verreist. Von unserer Wohnung konnten wir durch einen Nebenraum über eine steile Leiter auf den Boden steigen, im süddeutschen Raum nennt man es einen Speicher. Dieser Raum unter dem Dach war die Abstellkammer für alles, was offenbar unwichtig, vergessen und überflüssig war. Zugleich brachte die Katze des Hauses hier oben ihre Jungen zur Welt – immer ein rührendes Erlebnis für uns Kinder, wenn die kleinen Kätzchen mit noch geschlossenen Augen tapsig, fast hilflos durcheinanderpurzelten.

Ein altes Grammophon mit einem grossen Trichter, ein paar alte zerkratzte Schallplatten, abgelegte Kleider, Stapel von alten Zeitungen, Kommoden und Schränke.

Alles war verstaubt und machte den Eindruck, als hätte sich seit vielen Jahren keine Menschenseele mehr um diese Gegenstände gekümmert. Gerade das richtige für neugierige, wissensdurstige und abenteuerlustige Jungen.

In einem der alten Schränke fand ich einige alte Bücher, teilweise schon miteinander verklebt und spakig - schimmelig. Keine Ledereinbände, sondern einfachste Papp-Bindung.

Nachdem ich die Bücher etwas voneinander getrennt hatte, ging ich daran, mir die Titel etwas näher anzusehen.

Da waren Bücher aus der Zeit des Nationalsozialismus mit den heroischen Gestalten des nordischen Idealmenschen, Ratgeber für die deutsche Frau, ein Kräuterbuch mit gezeichneten Pflanzen, Betrachtungen über die Weimarer Republik und eines, auf dem Kaiser Wilhelm II hoch zu Ross auf die Deutschen herabsah. Und natürlich war das Konterfei des Führers in und auf so manchem Buch vorhanden. Noch waren eben die alten Geister nicht ganz ausgestorben und lebten in vielen Köpfen weiter.

Eines davon war ungewöhnlich – es nannte sich „Die neue Astronomie“ (oder so ähnlich), ein Wort, das ich bislang noch nie gehört hatte. Voller Spannung wollte ich das Buch öffnen, doch die Seiten waren teilweise verklebt und feucht, das ganze Buch roch so, wie alte, ungepflegte Bücher eben riechen. Vorsichtig versuchte ich die Seiten zu trennen, aber manchmal war die Haftkraft stärker. Aber im ersten Anlauf gelang es mir trotzdem, einige Einblicke zu erhaschen.

Zum erstenmal in meinem Leben sah ich Bilder vom Mond, von Planeten, von Sternen und von Milchstrassen.

Mein Interesse war geweckt. Ich nahm das Buch einfach mit, im Nachhinein muss ich es wohl als Diebstahl deklarieren, möchte aber dieser Aktion das Attribut „Geistiger Mundraub“ zuerkennen.

Was ich aber in meiner jugendlichen Euphorie nicht einkalkuliert hatte, das war die Ablehnung meiner Mutter. Von Beginn an war ihr dieses verfaulte, riechende Buch ein Dorn im Auge, zumal ich es in der Küche über dem Ofen oft trocknen musste, um die Seiten voneinander zu lösen und den Schimmel abzulösen. Am liebsten hätte sie es weggeworfen, so dass ich es auch noch verstecken musste.

Was für Eindrücke taten sich auf, welche gewaltigen Dimensionen und Entfernungen gab es da oben. Und dieses breite, helle Band, das den Himmel überquerte, die Milchstrasse – die man damals noch einigermassen sehen konnte, da man mit dem Licht und der Energie noch sparsam umging - sie war nur eine von vielen anderen Galaxien. Die nächste, der Andromeda-Nebel sollte nach damaligen Erkenntnissen 900.000 Lichtjahre entfernt sein. Unvorstellbare Zahlen. Das Licht mit seiner Geschwindigkeit von 300.000km in der Sekunde sollte schon 900.000 Jahre unterwegs sein, um uns von der Anwesenheit einer Nachbarsternenwelt zu künden.

Und dann kamen die nächsten Fragen.

Ob es wohl auf anderen Welten auch Leben gab wie bei uns? Vielleicht in allernächster Nachbarschaft Kanäle auf dem Mars mit Wesen, die auf eigenartigen Gefährten auf diesen Wasserstrassen herumfuhren? Und wenn ja: Wie könnten diese Wesen aussehen? Uns ähnlich? Oder unvorstellbar anders?

Das Unvorstellbare zog mich in seinen Bann.

Wenn immer ich Zeit hatte, las ich – meist heimlich – in diesem Buch, das langsam seinen moderigen Geruch etwas verlor.

Aber die Lektüre hatte auch eine tiefgreifende Wirkung auf mein damaliges bescheidenes Weltbild, das durch den Religionsunterricht und die Bibel geprägt war. Wie konnte man angesichts eines derart riesigen und komplizierten Kosmos noch an diese kindliche Geschichte glauben, die vorn in der Bibel stand? Die ganze Welt in sechs Tagen geschaffen – das konnte doch wohl nicht stimmen. Ein Märchenbuch für Kinder?

So hatte die Naturwissenschaft es damals geschafft, einen jungen Menschen aus dem unbewusst heilen Gebäude des Glaubens in eine neue Welt des Zweifels zu entlassen. Die Bibel führte fortan ein Dasein im Exil. Sie stand irgendwo unter oder hinter anderen Büchern. Der Konfirmationsunterricht, meist sehr lieblos und schematisch abgehalten, verstärkte diese Tendenz noch. Und die obligatorische Bibel dieses Unterrichts wurde nach der Konfirmation, die man nur als gesellschaftlich notwendiges, wohl kaum zu umgehendes Übel ansah, ebenfalls in irgendwelchen Ecken verstaut und nicht mehr zur Hand genommen. Sporadische Kirchenbesuche führten immer wieder zu der Frage, warum studierte Theologen, also Pfarrer und Pastoren, noch immer solche veralteten Thesen ohne rot zu werden von der Kanzel verkündeten und die Menschen für dumm verkauften.

Aber eigenartigerweise führt die damalige Bibel aus dem Jahr 1950 noch immer ein Dasein in meinem heutigen Bücherschrank.

Psychologie der Namensgebung des Urknalls

Wenn man sich mit einem derart komplexen Thema auseinandersetzen will, ist es interessant, sich mit der Namensgebung zu beschäftigen, denn sie verrät bereits viel über die Mentalität ihrer Wortschöpfer.

Aus Unkenntnis der Bezeichnungen im französischen, italienischen oder griechischen Sprachraum soll bei dieser Betrachtung nur die deutsche Sprache und das anglo-amerikanische Idiom herangezogen werden.

Zu diesen beiden Sprachräumen dürfte der deutsche Leser (trotz negativer Pisa-Ergebnisse) auch die grösste Affinität haben.

Das deutsche Wort setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Dem Präfix „Ur“ und dem allseits bekannten Wort „Knall“.

Das Präfix „Ur“ hat in seiner Grundbedeutung etwas zu tun mit „aus, heraus“. Dies zeigt sich noch in den Wörtern „Ursprung“ – gleichbedeutend mit Quelle oder in „Ursache“, das man als Veranlassung oder Auslösung interpretieren kann.

In der heutigen Zeit bezeichnet man mit dem Präfix „ur“ in erster Linie den Anfangszustand einer Sache oder auch die ersten Vertreter einer Spezies / Gattung. Wir sprechen vom Ur-Menschen, vom Ur-Wald, von der Ur-Pflanze, vom Ur-Zustand etc.

Vielfach hat das Wörtchen „ur“ so etwas wie eine verstärkende Wirkung wie ur-alt, ur-gemütlich, ur-plötzlich. Die Wörter urtümlich und urig sprechen für sich.

Das Wort Urlaub hat allerdings mit diesen Wörtern nichts gemein, es leitet sich von „Erlauben“ ab – stammt also noch aus einer Zeit, in der der Arbeitgeber etwas selbstherrlich über seine Angestellten regierte und die Gewerkschaften noch Papiertiger waren.

Soweit zum ersten Teil des Wortes, um das es in diesem Buch geht.

Der zweite Teil ist als „Knall“ schon spektakulärer. Mir ist nicht bekannt, wer das Wort Urknall erdacht oder geprägt hat – aber das ist im Grunde auch von sekundärer Bedeutung. Es ist aber augenscheinlich ein Zeichen unserer Zeit – wenn man einmal das gesamte 20. Jahrhundert mit einbezieht – dass alles mit Geräusch verbunden sein muss. Lärm und Krach sind in den letzten einhundertundfünfzig Jahren zu einer wahren Plage geworden. In der Unterhaltungsindustrie läuft nichts mehr ohne überdimensionierte Verstärkeranlagen. Autoradios, Pop- und Rock-Konnzerte, Diskotheken, sogar gewöhnliche Wohltätigkeitsbälle – überall der alles durchdringende, eine gewöhnliche Unterhaltung unmöglich machende Lärm. Und das Handy oder Smartphone, die Status-Symbole der Überall-zu-erreichend-sein-wollenden, stört ebenfalls mit irrsinnigen Klingeltönen so manches Gespräch und manche Veranstaltung.

Und wenn es nach den Astrophysikern geht, dann soll es auch gleich am Anfang so richtig geballert haben.

Einen Urknall! Warum spricht man, wenn man schon von einem abrupten Start ausgeht, nicht von Ur-Anfang oder Ur-Beginn. Ist das vielleicht nicht eindrucksvoll genug?

Hinterfragt man das Ganze ein wenig, so spürt man die Absurdität dieses Wortes „Urknall“.

Ein Knall – mit dem Thema Schall assoziiert - setzt immer eine adäquate Umgebung voraus, die den Schall transportieren kann. Aber per definitionem gab es ja nichts, worin sich Schallwellen hätten ausbreiten können. Und zu guter Letzt: Es wäre ja auch niemand da gewesen, der etwas gehört hätte. Darauf soll im Verlauf des Buches noch näher eingegangen werden.

Insofern stimmt es bedenklich, wenn Begriffe und Schlagwörter in die Welt entlassen werden, die sich bei näherer Betrachtung als hohl und leer erweisen. Begriff und Inhalt sollten schon eine gewisse Kongruenz aufweisen.

Trotzdem werde ich das Wort Urknall im Titel und im Text weiter verwenden, obwohl ich dabei ein leichtes Unbehagen verspüre.

Noch banaler wird es, wenn man das anglo-amerikanische Wort für den Urknall betrachtet: Big Bang.