Alle Jahre NIE wieder - Michael Buchinger - E-Book
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Alle Jahre NIE wieder E-Book

Michael Buchinger

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Beschreibung

Michi Buchinger ist kein Weihnachts-Enthusiast, aber dennoch Glühweinopfer, Duftkerzenempfänger und Marathonweihnachtsesser und er ist hier um uns zu sagen: »Ich bin nicht der Grinch, nur weil ich nicht in einem aus Lametta gefertigten Glitzeroutfit durch die Wohnung steppe und ›Jingle Bell Rock‹ singe, während ich kokett eine Zuckerstange schwinge. Ich will nicht von Office-Party zu Office-Party ziehen. Ich will einfach nur wie ein angeschwemmter Wal auf meinem Sofa liegen und die Sissi-Filme schauen!« Im besten Sinne des Weihnachtsgedankens teilt Michi Buchinger die ihm verhasstesten Rituale und deren Nebenwirkungen mit uns. Ein Buch, das auch dem entschiedensten Weihnachtsgrantler zum anstrengendsten aller Feste ein finsteres Lächeln ins Gesicht zaubert – denn er ist nicht allein!

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Seitenzahl: 208

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»Ich bin nicht der Grinch, nur weil ich nicht in einem aus Lametta gefertigten Glitzeroutfit durch die Wohnung steppe und ›Jingle Bell Rock‹ singe, während ich kokett eine Zuckerstange schwinge. Ich will nicht von Office-Party zu Office-Party ziehen. Ich will einfach nur wie ein angeschwemmter Wal auf meinem Sofa liegen und die Sissi-Filme schauen!«

Im besten Sinne des Weihnachtsgedankens teilt Michi die ihm verhasstesten Rituale und ihre Nebenwirkungen mit uns. Ein Buch, das auch dem entschiedensten Weihnachtsgrantler zum anstrengendsten aller Feste ein finsteres Lächeln ins Gesicht zaubert – denn er ist nicht allein!

Humor ist, wenn man auch an Weihnachten noch lachen kann!

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Originalausgabe 9/2022

Copyright © 2022 by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Dr. Henning Thies

Illustrationen im Innenteil: © Inka Hagen www.inkahagen.de

Umschlaggestaltung: wilhelm typo grafisch

unter Verwendung von Shutterstock.com/DinosArt und eines Fotos von Dominik Pichler

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN: 978-3-641-29661-2V001

www.heyne.de

Inhalt

Vorwort: Darf man Weihnachten hassen?

1. Traditionen & Bräuche

2. Feierlichkeiten & Partys

3. Essen & Trinken

4. Filme, Musik und Fernsehen

5. Geschenke

6 Silvester und Neujahr

7. Winter

8. Soziale Medien

9. Sonstiges

Danksagung

Vorwort: Darf man Weihnachten hassen?

Liebe Leser*innen,

meiner Meinung nach gibt es zwei Arten von Menschen auf dieser Welt: Jene, die Weihnachten genauso sehr hassen wie ich, und jene, die absolut einen an der Waffel haben. Vielleicht fallt ihr ja in die zweite Kategorie und geratet absolut in Ekstase, sobald ihr bereits im September Lebkuchen im Supermarkt um die Ecke entdeckt, und seht es als offene Einladung, ab sofort löffelweise Zimt und Lebkuchengewürz in euren Morgenkaffee zu kippen. Keine Sorge, es ist noch nicht zu spät für euch: Ich, Michael Buchinger, bin hier, um euch zu helfen.

Als ich noch jung und naiv war, fand auch ich die Weihnachtsfeiertage ganz fantastisch. Ich konnte es kaum erwarten, endlich Weihnachtsferien zu haben und festlich gekleidet im Schnee herumzutollen, wie Mariah Carey im »All I Want for Christmas«-Musikvideo. Doch im Erwachsenenalter haben mich überfüllte Einkaufsstraßen, Stress mit alkoholisierten Verwandten, die einfach nicht wissen, wieviel Eierlikör sie trinken können, ehe sie mit wüsten Verschwörungstheorien ins Feld rücken, und all die Hasspunkte, die ihr auf den nachfolgenden Seiten findet, zu dem Weihnachtshasser gemacht, der ich heute bin.

»Weihnachten hassen? Darf man das denn überhaupt?«, fragt ihr euch bestimmt, während ihr ein Kreuzzeichen macht und verstohlen einen Blick gen Himmel richtet. Ja, darf man! Grundsätzlich mag der Heilige Abend ja ein ganz netter Feiertag sein, an dem auch ich schon mal beschwingt mit dem Fuß zu Weihnachtsmusik gewippt und mir noch ein Stück Christstollen gegönnt habe, aber viel eher ist es das Drumherum, das mich zu einem regelrechten Grinch werden lässt. Warum der monatelange Hype um einen einzigen Tag, der im Endeffekt schneller vorbei ist, als man »Hast du die Rechnung aufgehoben?« sagen kann?

Ich persönlich mag ja den Tag der Arbeit (vor allem aber, weil ich den 1. Mai für einen perfekten freien Tag halte, an dem auch die Freibäder öffnen und ich endlich faul am Wasser liegen kann, wie ein angeschwemmter Wal), aber ich fange auch nicht schon drei Monate vorher an, unentwegt darüber zu reden und meinen erweiterten Freundeskreis panisch zu fragen, ob wir es wohl schaffen, uns noch vor dem Tag der Arbeit zu sehen. Chillt alle mal ein bisschen! Ginge es nach mir, würde ich am 24.12. um 18 Uhr mal kurz von meinem Smartphone aufblicken, um feierlich eine Wunderkerze zu schwingen und mit Champagner anzustoßen und es dann wieder für ein Jahr gut sein lassen.

Dieses Buch ist mein Plädoyer für den Weihnachtshass. In 9 Kapiteln mit Überthemen von »Geschenke« bis hin zu »Soziale Medien« findet ihr all die Gründe, warum ich Weihnachten für die anstrengendste Zeit des Jahres halte, sowie ein paar gut gemeinte und erprobte Tipps, die euch dabei helfen sollen, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn euch Tante Irmi abermals fragt, ob ihr denn »noch immer Single« seid. Und weil ich so eine kleine Plaudertasche bin, gibt es in diesen Seiten außerdem auch ein paar längere, winterliche Anekdoten aus dem Hause Buchinger, bei deren Lektüre euch mit Sicherheit bitterkalt ums Herz wird.

Vielleicht kann ich euch ja zu einer regelrechten Erleuchtung im Sinne des Weihnachtshasses verhelfen, oder euch zumindest zeigen, dass wir die Feiertage nicht so wahnsinnig ernst nehmen müssen, wie uns das die Medien und manche Weihnachtsliebende Mitmenschen (denen ich übrigens einen eigenen Hasspunkt widme) immer weismachen wollen. Und wenn ihr das Weihnachtsfest nach Lesen all meiner Hasspunkte noch immer total toll findet, darf ich euch gratulieren: Ihr habt wohl wirklich einen an der Waffel!

Festliche Grüße,

euer Michi

1. Traditionen & Bräuche

Als ich noch ein Kind war, hatte ich doch tatsächlich einmal die Chuzpe, die Weihnachtstraditionen meiner Familie zu hinterfragen. »Mama, warum fahren wir zu Weihnachten eigentlich jedes Jahr zu Oma, wo es immer den gleichen Schinken, dieselben Gäste und dasselbe Geschenkpapier wie im Vorjahr gibt?«, wollte ich wissen – nicht zuletzt, da meine Oma tatsächlich dafür bekannt war, Geschenkpapier zu glätten und es, weil es definitiv noch gut war, für das Folgejahr aufzuheben. Meine Mutter musste nicht lange überlegen: »Weil wir das schon immer so machen – es ist eine Tradition!«

Ach ja, was wäre Weihnachten bloß ohne Traditionen, diese steinalten, festgefahrenen Regeln, von denen man keineswegs abweichen darf? Klar: Je älter ich werde, desto mehr weiß ich manche Traditionen zu schätzen, aber nicht – wie man vermuten möchte – aus nostalgischen Gründen. Wir alle haben viel zu tun, besonders in der Weihnachtszeit, und da finde ich es wahnsinnig entspannend, mein Gehirn einfach auf Autopilot stellen zu können, indem ich zum dreihundertsten Mal »Michis traditionelle Schokobrownies« backe und mir dabei »Michis traditionellen Weihnachts-Martini« gönne, bevor ich am Sofa einschlafe und es ganz traditionell ansabbere. Manche Dinge ändern sich einfach nie, und welche Traditionen und Bräuche ich ganz besonders hasse, verrate ich euch in diesem Kapitel.

Ich hasse Weihnachtsmärkte und halte sie für ein kleines Sneak Preview auf die Hölle. Ich verstehe es einfach nicht! Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich mir während der ohnehin schon stressigsten Zeit des Jahres gedacht »Hey, lasst uns unterdurchschnittlich gut essen und trinken, aber nicht in einem beheizten Lokal wie normale Menschen, sondern bei minus zwei Grad im Freien, inmitten von Hunderten Fremden!«

Besonders bei Freunden, die am Land leben und aus mir unerfindlichen Gründen großen Spaß daran haben, in der Vorweihnachtszeit in die Stadt zu fahren, um dort ihre latente Alkoholsucht zu befriedigen und danach im Suff überteuerten, »handgemachten« Ramsch zu kaufen, erfreuen sie sich großer Beliebtheit.

»Lass uns Punschen gehen!« schreiben sie mir dann, und allein beim Lesen dieser fürchterlichen Wortneuschöpfung stellen sich mir schon alle Haare auf. Da ich hie und da doch darum bemüht bin, zumindest wie ein guter Mensch zu wirken, begleite ich meine Freunde trotz meines Unverständnisses oft auf Weihnachtsmärkte – dann jedoch stets mit der leisen Hoffnung, dass sie es ebenfalls fürchterlich finden und ich im richtigen Moment ein böses »Ich hab’s ja gleich gesagt!« einstreuen kann, um ihnen ein für alle Mal zu veranschaulichen, dass ich meistens Recht habe.

Bibbernd stehe ich dann auf einem vollen Weihnachtsmarkt und nippe an einem viel zu süßen Heißgetränk, für das ich 10 Euro bezahlt habe (»Mit Pfand!«, sagte mir die Verkäuferin zweifelsohne angesichts meiner schockierten Miene, aber warum sie denkt, dass die hässliche Weihnachtstasse, die sie mir in die Hand gedrückt hat, 4 Euro wert sei, ist mir schleierhaft), und warte darauf, dass meinen Mitmenschen wie Schuppen von den Augen fällt, dass Weihnachtsmärkte fürchterlich sind.

Leider muss ich euch berichten, dass es mir noch nie gelungen ist, auch nur eine Person aus meinem Umfeld von ihrer Weihnachtsmarkt-Liebe abzubringen. Ganz im Gegenteil: Die meisten meiner Freundinnen haben dort den Spaß ihres Lebens und betonen nach zwei Stunden (während denen sich langsam aber sicher so lange Eiszapfen an meinem Schnurrbart bilden, dass es mich nicht wundern würde, wenn mich die betrunkenen, mich ständig anrempelnden Touristen für ein Robben-Maskottchen hielten und Fotos mit mir machen wollten), dass wir das bald wieder machen müssen. Wirklich, Bianca? Müssen wir? Nach zwei Tassen Punsch bin ich nicht nur bereit, nach Hause zu gehen, sondern auch, mich auf dem Weg dahin in eine Mülltonne zu übergeben. Ich überlege, ein Lebkuchenherz zu kaufen, auf dem riesengroß »NEIN!« steht, und meinen Freunden entgegenzuwerfen. Stattdessen fasse ich den verfrühten Neujahrsvorsatz, mir vielleicht ein paar neue Freunde zu suchen. Das Pfand für meine hässliche, völlig verklebte Tasse hole ich mir übrigens nie zurück. Ich gebe sie lieber einem Bettler, um mich zumindest für zwei Sekunden so zu fühlen, als hätte ich meine Zeit hier ansatzweise sinnvoll genutzt.

Warum müssen Weihnachtsmärkte immer pünktlich an Weihnachten aufhören, wo wir sie doch gerade danach bitterlich benötigen würden? Hallo? Was habt ihr denn für einen fürchterlichen Geschäftssinn? Für dieses Paradies an Alkohol und fettigem Essen sind wir im Dezember natürlich alle zu beschäftigt, aber im tristen Januar, in dem es gefühlt nichts zu tun gibt, als sich mit sich selbst zu beschäftigen, würde ich dieses Las Vegas des kleinen Mannes sehr begrüßen und mich nur allzu gerne mit Alkohol volllaufen lassen, ehe ich betrunken Karussell fahre.

Ich hasse Leute, die sagen: »Da gibt’s den besten Glühwein«. Wie oft bin ich schon auf ihre Masche reingefallen? Mit diesen Worten schleppen mich Freunde an einen total abseits gelegenen Weihnachtsmarkt, für den ich erst mit der ekelhaftesten U-Bahn bis an die Endstation fahren und dann auch noch einen Bus in einen Vorort Wiens nehmen muss, nur um festzustellen, dass der Glühwein auf diesem »Weihnachtsmarkt für absolute Insider« genauso scheiße schmeckt wie überall anders auch.

Mich nervt, dass an Weihnachten gesungen wird. Keines meiner Familienmitglieder kann singen und daher tun sie es an 364 Tagen im Jahr auch einfach nicht. Ich bin die einzige Ausnahme: Nein, ich kann auch nicht singen und treffe keinen einzigen Ton, aber das hat mich noch nie daran gehindert, es trotzdem zu tun, wie euch vor allem meine unschuldigen Beifahrer berichten können. Sie hören »Mitfahrgelegenheit nach Wien«, aber ich höre »zweistündiges Live-Konzert von Michi Buchinger – die Hits von Adele neu interpretiert und so richtig malträtiert!«. Obwohl meine gesamte Familie wirklich nicht mit Gesangstalent gesegnet wurde, singen wir uns an Weihnachten das Herz aus der Seele, als wären wir die Von-Trapp-Familie. Warum? Können wir nicht – wie alle untalentierten Popstars – einfach eine Platte auflegen und dazu Playback singen?

Ich hasse Kinderchöre. Dass es an Weihnachten völlig normal ist, Chöre mit hellen Kinderstimmen andächtige Songs singen zu hören, dient mir nur als weiteres Indiz dafür, dass viele Traditionen eigentlich der irren Fantasie eines grausamen Serienmörders entsprungen sind. Es tut mir leid, aber Kinderchöre könnten nur noch gruseliger sein, wenn die Kinder in Clowns-Make-up auftreten und in einer Hand ein frisch geschliffenes Messer halten würden.

Ich hasse die Heiligen Drei Könige. Abgesehen von dem offensichtlich sehr problematischen Blackfacing, finde ich es auch etwas bedenklich, dass diese Rasselbande an Kindern immer in den unpassendsten Momenten aufkreuzt –

wie eine neugierige Nachbarin in einer Sitcom –, dann in schiefen Tönen etwas singen, die Eingangstür ankritzeln und zu allem Überfluss auch noch Geld für diesen Hausfriedensbruch wollen. Geht’s noch? Nicht selten verbringe ich die erste Woche eines neuen Jahres in einem Ferienhaus im Wald, abseits der Zivilisation, und bekomme jedes Mal den Schreck meines Lebens, wenn plötzlich die Heiligen Drei Könige im Garten stehen und stürmisch gegen das Fenster klopfen. Entschuldigung, könnt ihr vielleicht bei der Eingangstür anklopfen, wie jeder normale Mensch, anstatt direkt ins Fenster zu spannen, wie ein Lustmolch in einem Playboy-Cartoon aus den Siebzigern? Manche von uns haben ein aktives Sexleben und wenn ihr 15 Minuten früher gekommen wärt, hättet ihr mich womöglich in einer Position vorgefunden, bei der euch bestimmt der Weihrauchkessel aus der Hand gefallen wäre.

Noch mehr gehen mir jedoch die Spendensammler der Feuerwehr auf die Nerven, die nicht nur Geld wollen, sondern (zumindest in ländlichen Regionen) auch darauf bestehen, ins Haus gebeten zu werden und einen Schnaps angeboten zu bekommen, woraufhin man sich gezwungen sieht, während des Trinkens ganz unangenehmen Smalltalk mit ihnen zu machen, was leider gar nicht zu meinen Stärken zählt. Ohne Zweifel stelle ich dann nur dumme Fragen wie »Und … ein paar gute Feuer gelöscht in letzter Zeit?«, ehe sie wieder gehen und ich jetzt schon den Tag im nächsten Jahr fürchte, an dem sie wiederkommen.

Ich hasse Weihnachts- und Neujahrs-SMS, ganz besonders, wenn sie nichts Persönliches enthalten, sondern nur aus den Worten »Frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr!« bestehen, was darauf hindeutet, dass ich einer von 117 Empfängern bin. Können wir uns einfach still einig sein, dass wir alle einander frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr wünschen, ohne die Inbox des anderen zu überfluten? Ich würde einfach den Spieß umdrehen und es alle Leute, denen ich nicht alles Gute wünsche, in einer SMS wissen lassen. »Laura — ich wünsche dir miserable Weihnachten und nur das Schlechteste für das kommende Jahr!«

Weihnachtskarten sind nicht besser. Eines Jahres dachte ich mir, es sei eine sehr elegante und überaus erwachsene Idee, Weihnachtskarten mit handgeschrieben Grüßen an sämtliche Freunde, Verwandte und Geschäftspartner zu schicken. Bereits im November mieteten mein Freund und ich ein Fotostudio, machten süße Pärchenbilder, in denen ich Lametta wie ein Lasso um ihn gewickelt hatte, ließen das schönste Foto als Karte drucken und schickten sie mit ein paar persönlichen Zeilen an 75 Menschen aus unserem Umfeld. Die Idee war ja grundsätzlich ganz nett und brachte mich auch gut in Weihnachtsstimmung, bloß hatte ich nicht bedacht, dass ich diese neue Tradition jetzt wohl jedes verdammte kommende Jahr aufrechterhalten musste. Im Jahr darauf war mein Leben schon um einiges stressiger, weswegen wir erst in der zweiten Dezemberwoche Zeit für einen Fototermin hatten und aus der Weihnachtskarte eine »Frohes neues Jahr!«-Karte wurde. Im dritten Jahr druckten wir einfach ein altes Instagram-Foto aus und schickten es ohne persönliche Zeilen an unseren Verteiler, bevor wir die neue Tradition im vierten Jahr völlig aufgaben, was bei Freunden und Verwandten vor allem den Verdacht auslöste, dass wir uns entweder getrennt, oder sie eiskalt von unserer Weihnachtskarten-Liste gekickt hatten (eigentlich ein strategisch kluger Move, um meine Freunde so richtig auf Trab zu halten: Tja, wenn du dieses Jahr netter zu mir bist, bekommst du vielleicht auch wieder eine Karte, Simon!). Mein dringlicher Rat an euch ist daher, gar nicht erst mit diesem Humbug anzufangen.

Umgekehrt freue ich mich natürlich immer, Weihnachtskarten zu erhalten, besonders von befreundeten Familien, da ich dadurch sehen kann, wie groß die Kinder und wie dick oder alt die Eltern geworden sind. Ein Genuss! Leider muss ich allerdings zugeben, dass ich sie nicht sonderlich lange aufhebe. Noch nie habe ich mir gedacht: »Juhu, eine Weihnachtskarte! Toll, dass ich letztens erst diesen Rahmen gekauft habe, ich werde das Foto der Familie einrahmen und aufhängen, damit ich es mir jeden Tag ansehen kann!« Nein, die meisten Weihnachtskarten bewundere ich kurz und platziere sie für maximal zwei Tage dekorativ auf einem Tisch, ehe sie direkt in den Papiermüll wandern. Ich glaube, es wäre besser für die Umwelt, wir würden unsere Weihnachtsbilder einfach auf Instagram posten.

Ich hasse es, dass während der Weihnachtsfeiertage alles geschlossen hat. Da ich am Land aufgewachsen bin und viele meiner Kindheits- und Jugendfreunde mittlerweile in ganz Europa verstreut leben, finde ich es immer schön, wenn sich während der Feiertage alle wieder in unserem Dorf einfinden und treffe meine Kumpel gerne zu Kaffee und Kuchen. Wenn ich völlig ehrlich bin, sind wir aber alle nicht sonderlich scharf darauf, im Elternhaus des anderen abzuhängen, da wir Gefahr laufen, das Koma unserer betrunkenen Verwandten zu stören. Also peilen wir immer Treffen in Cafés oder Bars an, nur um festzustellen, dass fast alle davon mindestens eine Woche lang im Betriebsurlaub sind. Das sei ihnen natürlich vergönnt, aber könnte sich vielleicht pro Saison ein Café opfern und offen bleiben, damit ich mich mit meinen Freunden nicht Jahr für Jahr entweder bei Burger King oder an der örtlichen Tankstelle auf einen Kaffee treffen muss? Aus ebendiesem Grund kann ich nur davon abraten, zwischen Weihnachten und Silvester zu verreisen, da auch in fremden Städten vieles geschlossen hat und nur wenige Betreiber es schaffen, rechtzeitig die Öffnungszeiten auf ihrer Webseite zu aktualisieren. Nichts schreit »Juhu, Winterurlaub!«, wie 20 Minuten in Eiseskälte zu einem Restaurant zu watscheln, nur um bei der Ankunft festzustellen, dass es geschlossen hat.

Mich nervt, dass es so viele verschiedene Weihnachtstraditionen gibt und jeder davon ausgeht, dass seine die einzig richtige ist. Das klassische Beispiel ist natürlich, dass manchen Kindern der Weihnachtsmann die Geschenke bringt, andere aber vom Christkind beschenkt werden. Als Österreicher bin ich selbst mit dem Christkind aufgewachsen, sehe aber ein, dass es einige Fragen aufwirft. Wie der Name verrät, soll es sich dabei doch um ein Kind handeln und ich frage mich, wie es ohne elterliche Aufsicht all diese Geschenke transportieren kann. Umso verwirrender ist es, dass das Christkind in sämtlichen Abbildungen eine erwachsene Frau mit blondem Haar ist. Da soll sich noch einer auskennen! Auch bei traditionellem Weihnachtsessen scheiden sich die Geister. Meine Freundin Mia etwa ist völlig ausgerastet, als sie erfahren musste, dass es bei uns an Weihnachten früher Beef Tartar und belegte Brote gab. »Was?! Gar keine traditionelle Weihnachtswurst?«, wollte sie aufgebracht wissen. Nein, und davon habe ich um ehrlich zu sein auch noch nie was gehört. Ich spiele wirklich mit dem Gedanken, mir einfach ein paar Weihnachtstraditionen aus den Fingern zu ziehen, nur um meine Mitmenschen zu ärgern. »Was? Bei euch gibt es am Heiligen Abend gar keinen traditionellen Wackelpudding-Salat mit Marshmallow-Stückchen drin? Ihr schlagt aber nach dem Essen schon Purzelbäume um den Weihnachtsbaum, oder?«

Warum muss man an Weihnachten Kinder nach Strich und Faden belügen und eine fiktive Figur als Druckmittel für »artiges Verhalten« verwenden? Vielleicht fühle ich mich auch nur schlecht, weil ich regelmäßig vergesse, dass Kinder bis zu einem gewissen Alter ja an den Weihnachtsmann oder das Christkind glauben und spätestens nach meinem zweiten Glas Eierlikör etwas ausplaudere, was ich nicht ausplaudern sollte. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich als außenstehende Person ja nun wirklich nicht am Schirm haben kann, welche Lügen die Eltern mit ihren Kindern gerade am Köcheln haben und wofür der Weihnachtsmann zuständig ist. Sage ich etwa »Schöner Weihnachtsbaum! Den hast du toll dekoriert, Luisa!«, so ernte ich schon einen bösen Blick, weil den Baum natürlich der Weihnachtsmann dekoriert hat. Lobe ich dann später die köstliche Weihnachtsgans, tritt mich Luisa auch schon unter dem Tisch, weil selbstverständlich der Weihnachtsmann die Gans zubereitet hat. Woher soll ich das denn bitte wissen? Was sendet es wohl für eine Message an kleine Kinder, wenn sie wissen, dass ihre Eltern sämtliche mühsamen Haushaltstätigkeiten an einen fremden Mann outsourcen? Putzt der Weihnachtsmann bei euch auch das Klo? Sag Bescheid, bevor ich auch dazu was Falsches sage.

Ich hasse es, dass viele Menschen plötzlich das Gefühl bekommen, religiös wirken zu müssen. Wenn du und deine ganze Familie einfach nicht religiös seid, dann müsst ihr euch auch nicht gezwungen fühlen, an Heiligabend ein »Frommste Familie der ganzen Welt«-Rollenspiel abzuziehen, in die Kirche zu gehen oder zu beten. Ich bin dieser Tage auch nicht sonderlich religiös, habe aber als Jugendlicher eine katholische Schule besucht, in der wir jeden Morgen das »Vater unser« gebetet haben – manchmal sogar auf Latein. Umso witziger finde ich es, den Weihnachtsabend mit Leuten zu verbringen, die schon beim »Vater unser« erhebliche Probleme haben und jede Zeile unsicher aufsagen, als handle es sich dabei um eine Frage. »Vater unser, der du bist im … Himmel? Ist das richtig? Himmel?« Meine Einstellung ist: Warum sollte ich mich an Weihnachten wie eine Person verhalten, die ich die restlichen 364 Tage im Jahr auch nicht bin? Lasst doch das Gebet und singt stattdessen einen Madonna-Song, wenn das besser zu euch passt.

Für den Nikolaus hatte ich noch nie etwas übrig. Wenn der Weihnachtsmann Paris Hilton ist, ist der Nikolaus ihre Schwester Nicky Hilton: Weniger aufregend, nur halb so gut gestylt und ich bin mir nie ganz sicher, ob sie nicht doch dieselbe Person sind und einfach ein Alter Ego erfunden haben, falls sie mal wieder wissen wollen, wie es sich anfühlt, wenn man ein bisschen weniger beliebt ist. Schon als Kind konnte ich wenig Enthusiasmus für den Nikolaus aufbringen. Haben mir meine Eltern etwa mit einem Funkeln in den Augen gesagt »Michi, der Nikolaus war da und hat ein Geschenk für dich dagelassen!«, blickte ich meist nur müde von meinem Micky-Maus-Magazin auf und raunte leise »Hmm, okay, ich schau vielleicht morgen nach, wenn ich Zeit habe …« Und, Entschuldigung, habe ich das richtig verstanden? Der Nikolaus versteckt Geschenke in einem Schuh? Wie creepy ist das denn? Wenn ich einen alten Mann will, der spätnachts an meinen Schuhen herumfuchtelt, gibt es doch bestimmt Apps dafür.

Ich hasse den Krampus. Er – und der Struwwelpeter – sind vermutlich verantwortlich für 90 Prozent der Albträume, die ich als Kind hatte und auch Grund dafür, warum ich bis zum heutigen Tag keinen allzu behaarten Männern vertraue.

Was für ein fürchterliches Druckmittel, Kindern zu sagen: »Sei brav, sonst kommt ein böser Mann mit einer Rute, schenkt dir Kohle und schlägt dich!« Wie dem auch sei! In Österreich ist es vielerorts Brauch, dass angsteinflößende Krampusse im Rahmen eines »Krampuslaufs« (oder Perchtenlaufs) unschuldige Passanten terrorisieren und schlagen. Entschuldigung, aber von meinen Freunden aus dem BDSM-Milieu weiß ich, dass das nur okay ist, wenn beide es wollen. Ich würde gerne behaupten, dass das eine längst vergessene Tradition aus einer Zeit ist, in der man auch noch dachte, dass Rauchen während der Schwangerschaft ein köstlicher Genuss sei, aber ich kann mich ganz genau erinnern, vor ein paar Jahren in einem schönen Restaurant am Land gewesen zu sein, als plötzlich die Türen aufschwangen und vier Krampusse unter lautem Geschrei das Lokal stürmten und mit ihren Krallen vor meinem Gesicht herumfuchtelten. Excusez moi? Um ein Haar hätte ich meinen Crème-brûlée-Löffel fallen lassen und mich unter den Tisch gelegt, um mich tot zu stellen. Seitdem gelobe ich, nie wieder zur Weihnachtszeit in ein Lokal am Land zu gehen, ohne eine kleine Trillerpfeife um den Hals zu tragen, in die ich pusten kann, wenn mal wieder Gefahr droht.

Wie man sich in den regional unterschiedlichen Bezeichnungen verheddern kann, die die Feiertage und das neue Jahr mit sich bringen. Als Österreicher, der im Internet viele Deutsche erreicht und es am liebsten allen recht machen würde, ist der Winter wirklich keine leichte Zeit für mich. Ich investiere viel zu viel Energie darin, die sprachlichen Unterschiede zwischen diesen beiden Ländern zu navigieren und auszubügeln, etwa, indem ich stolz über meine neue »winterliche Kopfbedeckung« spreche, weil ich es tunlichst vermeiden will, entweder »Mütze« oder »Haube« zu sagen. »Aber Michi, das ist ja absolut lächerlich!«, denkt ihr euch vielleicht. »Sag doch einfach, wie du willst!« Du hast leicht reden, Angelika! Offensichtlich hat dir noch nie ein übertrieben patriotischer Österreicher einen Drohbrief geschrieben, weil du unabsichtlich »Adventskalender« statt des österreichischen »Adventkalender« gesagt hast und damit für die »Germanisierung der österreichischen Jugend und den Untergang der wunderschönen österreichischen Sprache« verantwortlich bist. Man möchte meinen, dass die Leute – besonders im Dezember! – bessere Dinge zu tun hätten, als sich über minimale sprachliche Unterschiede aufzuregen, aber ich werde jährlich eines Besseren belehrt, weswegen man mich nicht selten dabei erwischt, wie ich gegen Jahresanfang mystisch von den »ersten zwei Monaten des Jahres« erzähle, weil ich bereits 500 Direktnachrichten antizipiere, in denen kichernde Deutsche fragen: »Was ist denn ’n Jänner? Und was hat’s mit diesem Feber auf sich? Mensch, ihr lustigen Ösis!!!« Regt euch bitte alle mal wieder ab, oder – und das ist womöglich für alle Beteiligten die beste Lösung – ich lege im Dezember und seinen zwei Folgemonaten einfach ein Schweigegelübde ab.

Adventskalender sind nervig. Streng genommen ist in einem klassischen Schoko-Adventskalender vermutlich genauso viel Schokolade, wie in einer einfachen Schokoladentafel, nur dass man sie wie ein besonders genügsamer Mönch auf 24 Tage verteilt essen muss und dreimal so viel dafür bezahlt. Aus Firmensicht ist ein Adventskalender wirklich clever: Wie in eine »Überraschungstüte« kann man wahllos Produkte reingeben, die man sonst einfach nicht wegbekommt, den Preis erhöhen, und bis die Leute draufkommen, dass ihnen ein Betrug vorliegt, ist vermutlich schon zu viel Zeit verstrichen, um das Produkt noch umzutauschen. Vielleicht sollte ich Freunden im kommenden Jahr auch einfach einen Adventskalender bestehend aus all dem Krimskrams schenken, den ich auf Kleinanzeigen-Plattformen einfach nicht wegbekomme. Wer freut sich denn nicht über ein zu zwei Drittel volles Erdbeershampoo?

Besonders schlimm sind trendige Adventskalender, wie etwa diesen einen von dem bekannten Online-Sexshop, für den sämtliche Blogger, die sich in ihrer Instagram-Bio selbst als »sex-positive« bezeichnen,bereits ab Mitte November in Unterwäschebildern mit koketten Blicken in die Kamera Werbung machen. Schaut, ich würde mich basierend auf meinem body count