Hasst du noch alle?! - Michael Buchinger - E-Book
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Hasst du noch alle?! E-Book

Michael Buchinger

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Beschreibung

Böse, aber gut

Wenn YouTube-Star Michael Buchinger aufzählt, was ihn täglich auf die Palme bringt, schlägt ihm garantiert viel Sympathie entgegen. Ob Menschen, die im Kino reden, zweischneidige Komplimente oder Manieren, die zu wünschen übriglassen: Erfrischend unverblümt und urkomisch überspitzt beschreibt der Comedian die zahlreichen kleinen Situationen im Leben, die uns so häufig auf die Nerven gehen.

Ein Buch zum Mitärgern und Mitlachen.

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Wenn YouTube-Star Michael Buchinger aufzählt, was ihn täglich auf die Palme bringt, schlägt ihm garantiert viel Sympathie entgegen. Ob Menschen, die im Kino reden, zweischneidige Komplimente oder Manieren, die zu wünschen übriglassen: Erfrischend unverblümt und urkomisch überspitzt beschreibt der Comedian die zahlreichen kleinen Situationen im Leben, die uns so häufig auf die Nerven gehen.

Ein Buch zum Mitärgern und Mitlachen.

Michael Buchinger

Hasst du noch alle?!

Gesunde Kekse, leere Versprechen und Partyspiele.

333 Gründe, um täglich aus der Haut zu fahren

Wilhelm Heyne Verlag

München

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Copyright © 2021 by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Dr. Henning Thies

Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich

unter Verwendung eines Fotos von: © Dominik Pichler

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN: 978-3-641-27333-0V002

www.heyne.de

Inhalt

Vorwort

I. FILM, FERNSEHEN UND KONZERTE

II. PARTYS

III. REISEN

IV. RESTAURANTS

V. LIEBE UND DATING

VI. INTERNET

VII. MANIEREN

VIII. SHOPPING

IX. GESUNDHEIT UND WELLNESS

X. KOMMUNIKATION

XI. LEUTE, ORTE UND DINGE

Danksagung

Vorwort

Wie heißt es so schön? Man kann nicht nur von Luft und Liebe leben – und das ist völlig richtig! Zu einem guten Leben gehört meiner Meinung nach auch eine gehörige Prise Hass, und das meine ich völlig ernst. Bin ich etwa auf einer Party und habe die Wahl, mich neben eine Person zu setzen, die über Regenbögen, Sonnenblumenfelder, Kinderlachen und andere Dinge spricht, die sie von ganzem Herzen liebt, oder mich zu einem Menschen zu gesellen, der mit einem Glas Wein in der Hand über hassenswerte Dinge wie Menschenmassen, Leute, die im Kino quatschen, oder diese komische Hippie-Person am anderen Ende der Party lästert, die nur über Liebe spricht, würde ich mich jedes Mal für das hassende Lästermaul entscheiden.

Aber warum? Ganz einfach: Hass verbindet! Klar, die meisten von uns mögen süße Katzenbabys und den Sonnenaufgang, aber ich würde auf diese 08/15-Vorlieben keine Freundschaft aufbauen – dann wäre ich ja mit der halben Weltbevölkerung befreundet, und so viel Zeit habe ich nun wirklich nicht. Aber zeig mir eine Person, die gesteht, dass sie Menschen, die auf Rolltreppen auf der falschen Seite stehen, gerne treten möchte oder einen irrationalen Hass gegen jene Artgenossen schürt, die Gnocchi als »Gnotschi« aussprechen, und ich zeige dir einen Freund fürs Leben. »Endlich spricht es mal jemand aus!«, würde ich jauchzen und auf den Trümmern des gemeinsamen Hasses eine wunderbare Freundschaft gedeihen lassen.

»Aber Michi, Hass ist so ein starkes Wort, und du solltest es wirklich nicht verwenden. Ich finde, es gibt bereits genug Hass auf der Welt…«, denken sich manche von euch bestimmt und legen schockiert die Hand auf die Brust. Ich hab‘s verstanden, Leonie: Du bist ein guter Mensch, der noch nie einen bösen Gedanken hatte. Wie schön für dich! Bitte schlag dieses Buch wieder zu und investiere deine Zeit anderswo; gibt es nicht irgendwo eine Brandy-Melville-Store-Eröffnung, bei der du sein solltest? Abgesehen davon würde ich mich ebenfalls als guter Mensch bezeichnen: Genau so, wie es in der Bibel steht, liebe ich meinen Nächsten – aber ich hasse meinen Übernächsten und meinen Überübernächsten, und meinen Überüberübernächsten…

Und wenn wir schon bei Wörtern sind, die inflationär verwendet werden, möchte ich gerne mal wieder gegen die gute alte Liebe sticheln: Ständig muss ich mir von meinen Mitmenschen anhören, wie sehr sie ihren neuen Smoothie-Maker oder diesen 4,99 Euro-Chardonnay aus dem Supermarkt lieben. Ist lieben nicht auch ein starkes Wort? Liebst du deinen Smoothie-Maker wirklich? Möchtest du ihn deinen Eltern vorstellen, einen romantischen Abend mit ihm verbringen und »schauen, was passiert«, wenn ihr schon ein bisschen angetrunken seid und gemeinsam am Sofa chillt? Eben.

Natürlich hasse ich Leute, die zu oft blinzeln oder im italienischen Restaurant mit den Kellnern Italienisch sprechen nicht so sehr, wie ich Krieg, Ungerechtigkeit und diese Maus hasse, die seit Wochen ihr Unwesen in meiner Wohnung treibt und meine Schuhsammlung mit einer WC-Anlage zu verwechseln scheint. Wer wirklich so ein starkes Problem mit meiner Wortwahl hat, kann sich statt jedem »Ich hasse […]« ja einfach »Ich finde […] echt meeega nervig!!!« denken, aber ganz ehrlich: »Michaels mega-nervig-Liste« hat wohl kaum den gleichen Wortklang und für meinen Geschmack auch zu wenige hasserfüllt zischende S-Laute.

Apropos Hass-Liste! Vielleicht sollte ich euch erzählen, wie ich dazu kam, mittlerweile mit Hass mein Geld verdienen zu dürfen. Es war im Juli 2013, als ich aus einer (Wein-)Laune heraus beschloss, als Gegenstück zu all den »Favoriten-Videos« auf YouTube ein Video auf meinem Kanal zu veröffentlichen, in dem ich über all die Dinge sprach, die ich in diesem Monat hasste: meine erste Hass-Liste! Die Resonanz auf dieses Video übertraf meine Erwartungen, und die Leute konnten es nicht lassen, in den Kommentaren gehörig Dampf abzulassen und mir zu schildern, was sie selbst alles gehasst haben.

So beschloss ich, ein regelmäßiges Format aus meinem Alltagshass zu machen, welches sich bis zum heutigen Tag großer Beliebtheit erfreut, ein paar Preise gewonnen hat, zu einem Bühnenprogramm geworden ist und dazu geführt hat, dass mich die Leute regelmäßig auf der Straße aufhalten, um mir in einem endlosen Wortschwall zu erklären, was sie gerade alles hassen, als wäre ich ein Pfarrer des Hasses und Empfänger der heiligen Hass-Beichte. Da haben wir’s wieder: Hass verbindet!

In diesem Buch erwarten euch 333 Hass-Punkte, die ich in Kapitel wie »Partys«, »Reisen« oder »Internet« unterteilt habe, und bei deren Lektüre ihr euch hoffentlich »Ja!! Endlich spricht mal jemand aus, was ich mir schon so lange denke!« sagt und nicht: »Oy, was ist das denn für ein Buch? Habe ich die Rechnung noch?« Und weil auch ein Querulant wie ich mal eine kleine Meckerpause braucht, habe ich zwischendurch für euch ein paar Listen mit Vorschlägen, wie man es besser machen könnte, damit die Welt ein schönerer Ort wird, in dem alle sich so verhalten, wie ich es ihnen sage.

Ach ja, eine Sache noch: Da mein Hass sehr persönlich und aus meinem Leben gegriffen ist, wollen die Leute immer von mir wissen, was denn bloß passiert, wenn meine Freunde mitbekommen, was ich mal wieder Böses über sie gesagt oder geschrieben habe. »Sind die dann nicht sauer?« Um auf Nummer sicher zu gehen, ändere ich immer, so auch in den folgenden Zeilen, die Namen und Alleinstellungsmerkmale der Leute, damit sich ja niemand wiedererkennt und mich vor Gericht zerrt – obwohl ich schon genau weiß, was ich anziehen würde, um die Geschworenen zu bezirzen.

(Lustigerweise passiert es selbst nach diesen Anpassungen manchmal, dass Leute mich konfrontieren. »Wie kannst du so etwas Gemeines über Alisa sagen?«, wollen sie etwa wissen, und darüber kann ich wirklich nur schmunzeln: Ich habe in meiner Erzählung ihren Namen und ihren Job geändert, und du hast sie trotzdem als »diese anstrengende Person, die ständig mit offenem Mund kaut«, erkannt? Heilige Maria, dann muss Alisa ja wirklich anstrengend sein.)

Wie dem auch sei, als jemand, der lange Vorworte hasst, werde ich mein eigenes nun beenden und euch auf den kommenden Seiten verraten, welche anstrengenden Dinge mich tagtäglich aus der Haut fahren lassen. Viel Spaß!

I. FILM, FERNSEHEN UND KONZERTE

Schon in meiner Kindheit liebte ich die Realitätsflucht von Film und Fernsehen. Fühlte ich mich von meinen Mitmenschen genervt oder hatte Stress in der Schule, konnte ich es kaum erwarten, nach Hause zu kommen, eine Folge Sailor Moon zu schauen und darüber zu fantasieren, allen Menschen, die ich ein bisschen anstrengend fand, einen Mondstein ins Gesicht zu knallen. Noch schöner fand ich Kinobesuche, bei denen ich für neunzig Minuten vergessen konnte, dass ich in einem kleinen Dorf lebte, in dem man als »sündiger Rebell« galt, wenn man zwei verschiedenfarbige Socken trug, und mich stattdessen über die Leinwand in ein fabelhaftes Großstadtleben transportieren ließ. Doch leider muss ich euch berichten, dass ich mit steigendem Alter auch an meinen einstigen Steckenpferden einiges zu hassen gelernt habe: Das Kino ist ja vielleicht ein ganz netter Rückzugsort, bis einem wieder einfällt, dass man freiwillig 15 Euro gezahlt hat, um seine gemütliche Wohnung zu verlassen und mit einem Haufen laut quatschender Fremder in einem stockdunklen Saal zu sitzen. Und auch ein entspannter Fernsehabend zu Hause wird spätestens nach dem dritten fünfzehnminütigen Werbeblock zu einer lebendigen Hassliste. Schade eigentlich, dass ich selbst bei der einst so schönen Realitätsflucht nicht dem Hass entkommen kann.

Ich hasse Leute, die im Kino reden

Meiner Meinung nach ist das Beste an jedem Kinobesuch, dass man sich nicht mit seiner Begleitung unterhalten muss. Zwei Stunden absolutes Schweigen, während ich Ryan Goslings Bauchmuskeln auf einer meterhohen Leinwand anstarren und mir dabei Popcorn in den Mund schieben darf? Meine Vorstellung vom Himmel! Umso mehr nervt es mich, dass es Leute gibt, die einen abgedunkelten Kinosaal offenbar mit einer Einladung zu einer hitzigen Runde »Wer ist es?«verwechseln und Fragen rausballern, als wären sie Inspektor Columbo höchstpersönlich. Ich habe nicht Eintritt bezahlt, um dich quatschen zu hören. Wenn man dir den Film, der gerade läuft, zwischendurch erklären muss, bist du offenbar ein bisschen zu doof dafür und solltest lieber nach Hause gehen. Meine Freundin Tamara ist so eine Kandidatin. »Wer ist das? Warum sind sie gerade in das Auto eingestiegen? Wo ist die Hauptfigur?«, wollte sie bereits fünf Minuten nach Filmbeginn während unseres ersten (und letzten!) gemeinsamen Kinobesuchs wissen. Ich weiß es auch nicht, Tamara, ich hab nicht das Drehbuch geschrieben – lass es uns doch gemeinsam herausfinden! Du hattest also keine Worte, als ich dir offenbart habe, dass ich gerne ein Hip-Hop-Album veröffentlichen möchte, aber kaum schauen wir Harry Potter, verwandelst du dich in den sprechenden Hut. Zwischendurch merkte Tamara auch noch Dinge an wie: »Aber Besen können doch gar nicht fliegen!«, und da platzte mir der Kragen! Weißt du, was schon fliegen kann? Meine Faust! Deswegen ist es essentiell, dass man während der Dating-Phase einer Beziehung unbedingt gemeinsam ins Kino geht. Nein, nicht damit man im Dunkeln rummachen kann, sondern damit man herausfindet, ob der Partner in spe eine anstrengende Quasselstrippe ist. Falls ja: Thank you, next!

Ich hasse Leute, die sich den Abspann bis zum Schluss ansehen

Diese Menschen behaupten, dass der Abspann »Teil des Films und der Vision des Regisseurs« sei, aber wenn es sich nicht um eine ulkige Komödie handelt, bei der lustige Patzer im Abspann gezeigt werden oder wir auf eine Extra-Szene ganz am Ende warten können, ist es verschwendete Zeit, im Kino zu sitzen und Namen zu lesen, die schneller vorbeizischen, als die Autos beim Großen Preis von Monaco. Manche möchten gerne an dir vorbei, um den Kinosaal zu verlassen und sich noch eine extra Portion Nachos für den Nachhauseweg zu kaufen. Extra Hass-Punkte gibt es für jene Leute, die während des Abspanns klatschen und laut »BRAVO!« rufen. Wir sind nicht bei den Filmfestspielen in Cannes, wir sind in einer 14:30-Uhr-Vorstellung im Stadtkino Mattersburg – bitte beruhig‘ dich wieder!

Ich hasse es, dass Kinotickets immer teurer werden

Vielleicht gehöre ich zur Minderheit, aber ich gehe selbst in Zeiten von Netflix, Amazon Prime und Disney+ nach wie vor sehr gerne ins Kino. Ich finde es schön, eine geteilte Erfahrung mit einem Saal voller Menschen zu haben, und manche Filme kann ich noch mehr genießen, wenn der ganze Saal gleichzeitig lacht, weint oder »Bitte macht, dass es aufhört!«, schreit, wie das bei so ziemlich jedem Adam-Sandler-Film der Fall ist. Ich bin aber kein Fan davon, dass Kinotickets stetig immer teurer werden. Konnte ich mir früher den neusten Star Wars-Film um 10 Euro ansehen, zahle ich jetzt 22 Euro für 3D, Dolby Atmos Sound, bequemere Sitze und andere Zusatzleistungen, um die niemand gebeten hat. Für dieses Geld erwarte ich mir schon, dass Yoda aus der Leinwand springt und den »Macarena« auf meinem Schoß performt.

Ich hasse die Werbung im Kino

Eigentlich ist es wirklich frech, dass man dieser Tage mindestens 10 Euro Eintritt zahlt, um in einer dunklen Kammer zu sitzen und erst mal 25 Minuten Werbung über sich ergehen zu lassen. Wenn es wenigstens nur Trailer wären; die würden mich ja noch halbwegs interessieren. Aber nein! In manchen Kinos kann absolut jeder für verhältnismäßig wenig Geld seinen Werbeclip abspielen lassen, weswegen man vor vielen Filmen gerne mal ein Potpourri der schlechtesten Werbungen aller Zeiten sieht, die nicht selten so aussehen, als wären sie unter der Regie einer Kartoffel gemacht und mit einem Taschenrechner gefilmt worden.

Natürlich würde es naheliegen, bei meinem Kinowerbung-Hass ganz einfach immer erst fünfundzwanzig Minuten nach offiziellem Filmbeginn ins Kino zu schliddern, um mir das ärgerliche Spektakel entgehen zu lassen. Als Kind von Eltern, die gerne mindestens drei Stunden vor Abflug am Flughafen auftauchten, fällt es mir schwer, absichtlich zu spät zu kommen – und erfahrungsgemäß wird oft just an dem Tag, an dem ich beschließe, dass ich die Werbung überspringe, kurzerhand beschlossen, einfach mal pünktlich mit dem Film anzufangen, weswegen mir nun ein Drittel der Handlung fehlt, und ich mir selbst zusammenreimen muss, warum in aller Welt Whoopi Goldberg plötzlich Nonne und vor Gangstern auf der Flucht ist.

Ich hasse Kinder im Kino

Da sitze ich schon entspannt in meinem Kinosessel, habe bereits die halbe Packung Popcorn gegessen und freue mich auf den Film, als plötzlich die Tür aufschwingt und ein Kind nach dem anderen in einem nicht enden wollenden Strom in den Kinosaal kommt, wie aus einem Clownsauto aus der Hölle. Immer wenn ich denke, »Gut, jetzt ist es zu Ende – es ist sicher schon eine ganze Schulklasse hier!«, strömen wieder fünf kleine Neuankömmlinge auf einmal rein, als würde im Saal nebenan ein Meet & Greet mit Woody Allen stattfinden, vor dem sie sicherheitshalber flüchten. Weniges ist anstrengender als Schulklassen, die gemeinsam eine Kinovorstellung besuchen, da sie von der Freiheit, für die kommenden neunzig Minuten nicht einer Lehrperson lauschen zu müssen, einfach so überfordert sind, dass sie einfach durchgehend quatschen oder mit Popcorn um sich werfen. Ich sollte es wissen, ich war während meiner Schulzeit genauso.

Ich hasse Leute, die glauben, sobald das Licht ausgeht, sieht sie niemand mehr

Wie Kleinkinder, die sich beim Versteckspiel einfach mal mitten im Raum hinsetzen und die Augen schließen, in der Hoffnung, dass sie dann nicht mehr zu finden sind, gibt es Kinobesucher, die glauben, unsichtbar zu werden, sobald im Saal das Licht ausgeht. Und das ist es Showtime: Sie bohren in der Nase, kauen an ihren Fingernägeln (vergesst Nachos und Popcorn! Die Kinosnacks von heute wachsen an unseren eigenen Fingern!) und verhalten sich generell so, als würden sie zu Hause auf dem Sofa liegen und Netflix bingen. Newsflash: Dem ist nicht so! Jeder bekommt ganz genau mit, was du da machst, und ich persönlich möchte nur sehr ungern Zeuge davon werden, wie du Oralverkehr mit deinen eigenen Fingern hast, besonders, wenn du vorhast, die Hand, die gerade noch bis zum Anschlag in deinem Mund steckte, auf unsere geteilte Armlehne zu legen.

Ich hasse deutsche Filmtitel

Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass jeder englische Kinofilm einen absolut affigen deutschen Titel braucht, damit so wenig Leute wie möglich ihn sehen wollen. Ein Paradebeispiel ist etwa die Sandra-Bullock/Melissa-McCarthy-Komödie The Heat, die – vermutlich, weil die Hauptfiguren zwei Frauen sind, die nicht jeden Abend um 18:00 Uhr für ihre Ehemänner Abendessen kochen – auf Deutsch Taffe Mädels heißt. Ich weiß, ich weiß: Es geht darum, dass die Titel gut verständlich sind und leicht von der deutschsprachigen Zunge rutschen, aber ich persönlich würde lieber an der Kinokasse stehen und zwei Tickets für Big Hero 6 verlangen, als versuchen, Baymax – Riesiges Robowabohu! auszusprechen.

Noch schöner finde ich ja, wenn ein englischer Titel in unseren Breiten einen anderen, aber immer noch englischen Titel bekommt; so wird aus Trainwreck mit Amy Schumer zum Beispiel Dating Queen, und Crazy Rich Asians einfach zu Crazy Rich; vermutlich in der leisen Hoffnung, dass sich mehr Leute einen Film ansehen, in dem ausschließlich Asiaten mitspielen, wenn sie bloß nicht auch noch im Titel vorkommen. Vielleicht bringt mir mein (nur allzu ungern absolviertes) Englisch-Studium ja doch noch was! Ich könnte Filmtitel-Übersetzer werden und dann – aus Jux und Tollerei und weil mir gerade langweilig ist – darauf bestehen, dass Filme wie Wonder Woman auf Deutsch sinnbefreite Titel à la »Das Wahnsinnsweib – (K)eine Frau für alle Fälle!« tragen.

Ich hasse es, dass Filme so lange dauern

Ich mag meine Filme, wie ich meinen Sex mag: Exakt 90 Minuten lang (und ja, auch nach dem Geschlechtsverkehr wünsche ich mir, dass alle Beteiligten schnellstmöglich den Raum verlassen und ihre 3D-Brillen retournieren. Danke!). Doch in Zeiten, in denen unsere Aufmerksamkeitsspannen ohnehin schon so kurz sind, dass mir selbst so manche Instagram-Story »ewig lang« vorkommt, werden Kinofilme plötzlich immer länger. The Revenant – der Rückkehrer dauert zwei Stunden, 47 Minuten! Der einzige Grund, warum ich zurückkehren werde, ist um das Kino niederzubrennen. Besonders der Regisseur Martin Scorsese liebt es, ellenlange Filme zu machen. The Irishman dauert dreieinhalb Stunden! Länger als manche meiner alkoholfreien Phasen. Unmöglich, mir den Film auf einem Flug nach Mallorca anzusehen: Ich würde ins Cockpit rufen »Können Sie noch mal abheben und eine Runde drehen? Mein Film ist erst bei der Hälfte!«

Wer hat die Zeit? Sicherlich nicht Marty selbst: Der Typ ist fast achtzig; man möchte meinen, er würde seinen Lebensabend damit verbringen, Filme in TikTok-Länge zu veröffentlich, aber nein. Ich gebe offen und ehrlich zu, dass ich mich nicht so lange konzentrieren kann; in dieser Zeit muss ich dreimal aufs Klo, brauche zwei kleine Snacks und mindestens eine Nackenmassage. Wie aufregend kann eine Geschichte sein, dass man so viel Zeit braucht, sie zu erzählen? Langweilig! Wenn ich drei Stunden erleben möchte, in denen so gut wie nichts passiert, gehe ich in einen Sexclub, sage »Macht alles mit mir, was ihr möchtet!« und warte ab.

Apropos, ich hasse diese überlangen XXL-Shows im Fernsehen

Ich bin sicher, Fernsehproduzenten sind wahnsinnig stolz auf ihre stundenlangen »TV-Events« wie Germany’s Next Topmodel, oder The Masked Singer, bei denen die Zuschauer geradezu an den Bildschirmen kleben und horrende Summen für die Werbepausen verlangt werden können, aber ähnlich wie bei den meisten anderen Happenings, die von Heidi Klum moderiert werden, werde ich auch hier mit »Danke, aber nur über meine Leiche!« antworten. Ich hab noch andere Dinge zu tun! Muss ich mir wirklich drei Stunden in meinem Terminkalender blocken, um herauszufinden, dass hinter der Maske des singenden Oktopus die ganze Zeit über nicht – wie von der Jury vermutet – Céline Dion, sondern Lucy von den ›No Angels‹ steckte? Ohne mich!

Ich hasse Serien-Revivals

So gut wie jede halbwegs erfolgreiche Serie aus den Neunzigern kommt dieser Tage früher oder später wieder mit neuen Folgen ins Fernsehen: Will & Grace, Roseanne, Full House. Die Leute lieben es nun mal, diese vertrauten alten Gesichter wiederzusehen – und im Fall von Debra Messing bekommen sie sogar ein völlig neues präsentiert! Doch das Einzige, was beim Anblick dieser neuen alten Serien ein Comeback macht, ist mein Mittagessen. Meistens kommt man doch zu dem Entschluss, dass die Serien früher einfach besser waren, und es liegt noch nicht mal am Skript: Full House war tatsächlich noch nie sonderlich gut. Es kam uns nur so vor, weil wir selbst früher sorgenfreier, schöner, straffer und rundum tollere Menschen waren. Traurig.

Ich hasse alte Filme

Besonders jene meiner Bekannten, die gerne Dörrobst essen und im Supermarkt vorzugsweise mit Kupfermünzen bezahlen – sprich, alle über sechzig –, lieben es, mir klassische Komödien der Filmgeschichte zu empfehlen, die ich einfach sehen muss: Manche mögen’s heiß, Blondinen bevorzugt oder Ein Pyjama für zwei zum Beispiel. Sorry, Waltraut, aber an diesen alten Schinken habe ich so wenig Interesse wie an deinem wöchentlichen Canasta-Abend, aber dennoch danke für die Einladung. Vermutlich waren diese Filme zu ihrer Zeit richtig provokante Schenkelklopfer: Man muss vermutlich wissen, wie saulangweilig andere Filme früher waren, um es »herrlich lustig« zu finden, wenn Marilyn Monroe in Wie angelt man sich einen Millionär ihre Brille abnimmt und gegen eine Wand läuft. Classic Comedy!

Ich verstehe auch die Hälfte der Codes aus diesen alten Komödien nicht. Etwa durfte man früher in Filmen nicht einfach sagen, dass zwei Leute Sex miteinander hatten – das wäre doch zu verrucht gewesen!

Stattdessen enthalten die Filme einer gewissen Ära augenzwinkernde Anspielungen darauf, dass zwei Leute »miteinander schwimmen gegangen« sind. Das finde ich ja noch viel schlimmer! Ich würde viel eher mit jemandem Sex haben, als mit dieser Person schwimmen zu gehen – ein Unterfangen, bei dem meine Begleitung womöglich sehen könnte, dass ich nicht wirklich schwimmen, sondern nur wie ein Hund kraulen kann und mit nassen Haaren so aussehe, wie dieses gruselige Mädchen aus The Ring. Nein, dankeschön! Dann lieber Beischlaf. Abgesehen davon, kann ich den legendären Romanzen in diesen Klassikern selten etwas abgewinnen. Wenn ich sehen will, wie ein schwuler Mann so tut, als wäre er hetero, schaue ich mir nicht Rock Hudson an, sondern werfe einfach einen Blick auf jedes zweite »glückliche Ehepaar« in meiner Heimatgemeinde auf dem Land.

Ich hasse Horrorfilme

Das Leben ist doch gruselig genug – seid ihr schon mal mit der U6 gefahren? Warum sollte ich mir dann freiwillig Filme zuführen, die mir Angst machen? Ich verstehe auch nicht, warum ein Gruselfilm-Abend für viele angehende Paare ein fester Bestandteil der Dating-Phase ist. Wenn ich Angst habe, ist doch nicht mein erster Instinkt, mich an meinen Partner ranzukuscheln, sondern eher, wie am Spieß zu schreien, mit Gegenständen um mich zu werfen und meinen Partner dem Angreifer zu opfern, damit ich sicher davonkommen kann.

Ich hasse es, dass Komödien dieser Tage so unlustig sind

Als Kind der Neunziger bin ich mit klassischen RomComs aufgewachsen. Nichts hat mein Herz lauter singen lassen, als eine seichte romantische Komödie, in der sich Meg Ryan, Julia Roberts oder Sandra Bullock in Tom Hanks, Hugh Grant oder eine Aktentasche mit Bartverlieben. Der einzige Konflikt bei diesen Liaisons war zumeist, dass das Liebespärchen eigentlich gar nicht zusammenpasste, da Meg Ryan Tierschützerin ist, aber Hugh Grant nicht auf seine Krokodillederschuhe verzichten will. Es war die Sorte Filme, bei denen man von Anfang an weiß, wie sie enden und in denen das absolut Traurigste, das passieren konnte, war, dass der Typ am Weg zum Rendezvous mit dem Taxi im verregneten Stau steht, was in der Prä-Smartphone-Ära dazu führte, dass Julia Roberts traurig aus dem Fenster ihres für New Yorker Verhältnisse viel zu großen Apartments schmollte, weil sie dachte, ihr neuer Macker liebe sie nicht. Aber Spoiler: Seine Liebe war größer als seine Angst, nass zu werden, und so ist er einfach bei starkem Regen aus dem Taxi gesprungen und hat kurzerhand beschlossen, die fünfzehn Häuserblocks zu ihr zu laufen, wo er gerade noch rechtzeitig triefend nass ankommt, um seine große Liebe zu küssen, bevor sie ein für alle Mal nach Paris zieht, um ihren Traum als Barett-Designerin zu leben. Ende gut, alles gut! Ich weiß, dass ich wie ein steinalter Mann (der ich im Geiste ja auch bin) klinge, wenn ich sage: Solche Filme machen sie einfach nicht mehr!

Die typische Inhaltsangabe einer romantischen »Komödie« aus der Jetzt-Zeit lautet: Die junge Laura hat Krebs und verliebt sich im Krankenhaus in einen attraktiven Mann, der an AIDS leidet. Am Schluss sterben beide – ein Spaß für die ganze Familie, vorausgesetzt, niemand in dieser Familie empfindet gerne Freude! Entschuldigung, aber das ist keine Komödie. Das ist trauriger als mein eigenes Leben, aufgrund dessen ich ja erst Komödien schaue. Dieser Tage geht man ins Kino und schaut eine Komödie, um endlich mal wieder zu lachen, und dann ist man zwei Wochen wegen Selbstmordgefährdung unter Beobachtung.

Ich hasse prätentiöse Arthouse-Liebhaber

Wie gefühlt jeder Millennial habe auch ich mal ein Semester lang Theaterwissenschaft studiert und fühlte mich von Anfang an als klarer Außenseiter unter meinen Kommilitonen. Nicht nur, weil ich nicht gerne Hüte in der Vorlesung trug (schicke Kopfbedeckung, Carmen Sandiego, aber ich kann die PowerPoint-Präsentation nicht sehen!) oder selbstgedrehte Zigaretten kettenrauchte, sondern auch, weil mein Lieblingsfilm nicht J’ai tué ma mère oder aber der Kurzfilm Un chien andalou war, bei dem einer Frau mit einem Skalpell das Auge aufgeschlitzt wird. Ein richtiger Klassiker für eine Pyjamaparty mit den Mädels!

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leute diese Filme wirklich mögen – es klingt einfach niveauvoller. Ähnlich, wie wenn man sagt, dass man seinen Kaffee ausschließlich schwarz trinkt und dabei mit Vorliebe Goethe liest – okay, schön für dich! Ich bleibe bei meinem Triple Chocolate Chip Frappuccino, Groschenromanen und Sister Act als meinem Lieblingsfilm.

Ich hasse den Überschuss an Entertainment

Als ich ein Kind war, gab es gefühlt fünf für mich relevante Fernsehsender, mit denen ich mir eine Stunde am Tag die Zeit vertrieben habe. Dann war’s aber auch gut! Heute dagegen haben wir Netflix, Amazon Prime, Disney Plus und so viele mehr, dass es mich nicht wundern würde, wenn Dyson bald einen Streamingdienst lancieren würde, damit wir endlich ein bisschen Fun haben können, während wir hartnäckige Teppiche staubsaugen.

Das Schlimmste, was mir im Moment passieren kann, ist, dass Freunde mir eine neue Serie empfehlen. »Michi, du musst Riverdale schauen!«, sagen sie mir etwa, und ich muss schon sehr aufpassen, dass ich mich nicht an Ort und Stelle in den unglaublichen Hulk verwandle und mit »Weißt du was, fick du dich auch, Anton!« antworte. Die Liste an Serien, die ich laut anderen Menschen schauen muss, ist länger als die Liste an Desserts, die ich gerne probieren würde, und der Tag hat nun mal nur vierundzwanzig Stunden. In einer Zeit, in der Netflix jedem, der bei drei nicht auf dem Baum ist, eine eigene zehnteilige Mini-Serie schenkt (außer mir, wie mir aufgefallen ist), komme ich mit dem »Must See TV« einfach nicht mehr hinterher. Manchmal will ich einfach nur in die Luft schauen!

Und ich hasse es auch, wenn Freunde mir ungefragt Bücher borgen

Wenn ich es haben wollen würde, würde ich es mir kaufen, okay? Ich fühle mich dann immer so, als würde ich ein kleines Baby in einem Korb vor meiner Haustür finden. Als hätte ich nicht schon genug um die Ohren, borgst du mir nun auch noch das 1024-Seiten-Buch Der Distelfink, Lara? Dieser nett gemeinte Akt ist sogar noch schlimmer, als eine Film- oder Serienempfehlung, da sich nun auch noch ein Objekt in meinem Besitz befindet, von dem ich weiß, dass meine Freundin es früher oder später zurückhaben will. Ich lasse dann einfach immer ein Jahr verstreichen, in dem ich das Buch natürlich nicht gelesen habe, und gebe es dann zurück mit den Worten: »Wow, was für ein tolles Buch! Besonders mochte ich die Stelle mit dem Distelfink!«

Ich hasse Musiker, die bei Konzerten ihre Fans dazu zwingen zu singen

Während ihrer besten Nummer rufen sie laut: »ICH GLAUBE, IHR KENNT DIESEN SONG!«, und halten dem Publikum das Mikrofon hin. Nicht mit mir! Ich weiß nicht, ob du es vergessen hast, Mariah Carey, aber ich bezahle dich. Du singst! Genau so sehr hasse ich es übrigens, wenn ich neben Leuten stehe, die das Konzert mit einem großen Vorsprechen verwechseln, sich die Seele aus dem Leib singen und dabei so wild tanzen, wie ich es nur tue, wenn ich Bienen verscheuche. Was erwarten sie sich? Dass Beyoncé sie von der Bühne aus erblickt, alles anhält und ruft: »DAS IST SIE! Die Back-Up-Tänzerin, nach der ich all die Jahre lang gesucht habe!« Träum weiter, Lady.

Ich hasse Leute, die bei Konzerten mitfilmen

Also, in anderen Worten, absolut jeden. Bei den meisten Konzerten, die ich in den letzten Jahren besucht habe, sah ich die Bühne vor lauter Handys nicht. Wirst du dir diese verwackelten Handyvideos von Robbie Williams zu Hause wirklich noch mal ansehen, Chantal? Weitere Hasspunkte gibt es für Influencer, die diese elendig langen Videos, auf denen man so viel erkennt wie auf allen Bildern des Loch-Ness-Monsters, dann auch tatsächlich noch auf Instagram posten. Sie behaupten dann immer, dass sei für jene Leute, die zu Hause sitzen, weil sie das Konzert selbst nicht besuchen können. Ja, klar! Das ist genau das, was Menschen, die geknickt sind, weil sie nicht auf ein Konzert können, jetzt brauchen: Footage von jemandem, der gerade dort ist und den Moment nicht genießt, weil er nur an seinem Handy klebt. Ich bitte dich!

Ich hasse die künstliche Verknappung bei Konzerttickets

Ich tue mich – bei aller Liebe – schwer damit zu glauben, dass ein Kylie Minogue-Konzert mit 14.000 Sitzplätzen nach nur zwei Minuten nahezu ausverkauft sein könnte. Viel eher sind Meldungen wie »Fast ausverkauft!« auf Ticketwebseiten ein Trick, damit man als Fan fürchterlichen Stress bekommt und sich denkt: »Oh mein Gott, ich muss schnell zuschlagen!« Werden die »wenigen verbleibenden Tickets« ein bisschen zu sehr beworben, kann man davon ausgehen, dass es noch mindestens 70 Prozent der Tickets gibt, man kurz davorsteht, einen attraktiven »2 for 1«-Deal anzubieten und sogar überlegt, das Konzert an einen kleineren Veranstaltungsort zu verlegen – natürlich nur, um eine »intimere Atmosphäre« zu erzeugen.

Ich hasse Leute, die mir erklären, worum es in Songs »eigentlich« geht

Nur weil sie einmal ein BuzzFeed-Listicle zu dem Thema gelesen haben. »Wusstest du, Michael, dass es bei ›Every Breath You Take‹ von ›The Police‹ eigentlich um einen Stalker geht, der sein Opfer beobachtet? Ziemlich verrückt also, dass das Lied so gerne auf Hochzeiten gespielt wird, oder?« Ja, schon, aber ich finde es generell ziemlich verrückt, dass Leute dreißigtausend Euro aufwärts zahlen, um in unbequemer Kleidung die Liebe zu feiern, welche das letzte Mal, als ich nachgesehen habe, eigentlich absolut gratis war. Aber zurück zum Thema: Haben wir nicht damals im Deutschunterricht gelernt, dass man selten eindeutig sagen kann, was ein Künstler mit seinem Werk meint, und dass vieles zur freien Interpretation steht? Vielleicht singen ›The Police‹ ja auch über ihre liebe Großmutter, die schon so alt und fragil ist, dass sie lieber jeden einzelnen ihrer Atemzüge beobachten, aus Sorge, sie könne schon beim kurzen Atemstopp die Reise ins »ewige Jenseits« antreten.

Ich hasse Musiker, die ihren Auftritt auf der Bühne verpassen

Ich gebe es ja zu: Ich besuche ausschließlich Konzerte von Pop-Diven wie Lady Gaga, Madonna und Céline Dion. Diese Größen haben es sich aber leider irgendwann angewöhnt, ihre Fans warten zu lassen und erst anderthalb Stunden nach offiziellem Konzertbeginn schön langsam darüber nachzudenken, auf der Bühne aufzukreuzen. Entschuldigung? Wenn ich mit einer Freundin zum Brunch verabredet bin und sie kreuzt nicht auf, gehe ich bereits nach einer Wartezeit von fünfzehn Minuten wieder nach Hause und beende die Freundschaft, also warum sollte ich für Madonna eine Ausnahme machen? Ich hab 80 Euro für ein Ticket bezahlt, und mit einer Billig-Airline hätte ich für diesen Preis – und in der Zeit, die du brauchst, um die Muße zu finden, auf die Bühne zu gehen – bereits nach Berlin und zurück fliegen können. Ich kann während des Wartens dann nicht anders, als darüber zu mutmaßen, was sie Backstage so treiben. Sind sie betrunken oder high, und warten darauf auszunüchtern? Gibt es ein Beziehungsdrama? Oder sitzen sie einfach unbekümmert in der Garderobe rum, werfen hie und da einen verdutzten Blick in die Ferne und fragen sich: »Hmm, habe ich da nicht irgendetwas vergessen?« Ja, 14.000 Leute warten auf dich! Jetzt aber hurtig.

Ich hasse es, wenn Musiker Zugaben geben

Wir alle wissen, dass Musiker nach einem Konzert Zugaben spielen, weil es von Anfang an so geplant ist. Trotzdem werden wir dazu genötigt, erst mal eine Zeit lang »Zu-ga-be! Zu-ga-be!« zu skandieren und so intensiv zu klatschen, wie zuletzt nur bei Peter Pan, damit Tinkerbell nicht stirbt.Ich hasse das!Das ist in etwa so, als würde ich am Freitagabend eine Gruppe an Leuten brauchen, die mir »Michi, bitte trink eine Flasche Wein!« zurufen. Es wird doch ohnehin passieren. Wir alle wissen es – keine Aufforderung notwendig! Um völlig ehrlich zu sein, könnte ich auch sehr gut auf die Zugabe verzichten: Ich stehe schon seit zwei Stunden rum. Meine Beine tun weh, ich habe Durst und ich muss auf die Toilette. Während alle anderen Konzertbesucher also »Zugabe!« schreien, erwische ich mich nicht selten dabei, in Endlosschleife »Toi-let-te! Toi-let-te!« zu rufen, bevor ich still und heimlich auf ebendiese verschwinde. Einmal war ich auf einem klassischen Konzert, und der Künstler hat sage und schreibe fünf Zugaben gegeben und das natürlich nicht, ohne vor jedem Stück kurz von der Bühne zu verschwinden, bevor er wie Houdini auf mysteriöse Weise wieder auftauchte. Wie rücksichtslos! 90 Prozent des Publikums dieses Klassikkonzerts war über achtzig Jahre alt. Als hätten die noch so viel Zeit (und die funktionstüchtigen Gelenke!), um minutenlang zu klatschen und fünf Zugaben über sich ergehen zu lassen. In der Kürze liegt die Würze!

Ich hasse es, wenn befreundete Künstler mich zu ihren Shows »einladen«

Die Freundschaft mit Künstlern ist nicht immer leicht: Ständig hoffe ich, ihre Muse zu sein und als solche in ihren neuen Romanen oder Songs Erwähnung zu finden, bin aber meistens lediglich dafür gut, sie zum Frühstück oder auf Drinks einzuladen. Sie werden mir das Geld aber nicht schuldig bleiben, beteuern sie meistens, und es mir ganz sicher überweisen, wenn sie es mal haben (ich warte noch immer). Umso mehr freut es mich, wenn befreundete Musiker wie etwa mein Kumpel Torben mich auf ihre Konzerte einladen. »Michi, ich lade dich ein! Komm doch zu meiner Show am Dienstagabend«, sagte er letztens, und ich atmete erleichtert auf, da es offenbar doch noch Menschen gibt, die sich für einen Gefallen revanchieren. »Sehr gerne, ich bin dabei!«, sagte ich und versuchte schon mal im Vorfeld, genug Enthusiasmus für neunzig Minuten der Ukulele-Songs meines Freundes zusammenzukratzen. »Super, das macht dann 22 Euro», entgegnete er. »Zahlst du gleich oder überweist du mir das Geld später?« Entschuldigung? Nach all den Eggs Benedict, auf die ich dich eingeladen habe, kannst du mich nicht mal auf die Gästeliste eines ranzigen Clubs schreiben lassen? Das ist keine Einladung, das ist ein Hinweis, dass es etwas zu kaufen gibt.

Ich hasse Karaoke-Singen

Leute, die mich zum Karaoke einladen, geben mir im Grunde genommen eine Einladung zu einem Event, bei dem ich mich vor vielen Menschen blamieren kann. Wenn ich das möchte, kann ich genauso gut beim nächsten Klassentreffen erzählen, was ich beruflich mache.Außerdem gibt es bei solchen Vorschlägen meist egoistische Hintergründe: Freunde, die Karaoke vorschlagen, sind meist ausgezeichnete Sänger und wollen auch, dass alle es mitbekommen. In der Karaoke-Bar sagen sie dann wie aus dem Nichts: »Waaas? Ich soll singen?«, obwohl niemand irgendwas gesagt hat, bevor sie laut »fünf, sechs, sieben, acht!« schreien und die Bühne stürmen, wo sie so wunderbar singen wie Susan Boyle. Kein Auge im Publikum bleibt trocken; meine aber nicht vor Rührung, sondern vor Wut und Eifersucht. Warum bist du so talentiert? Ich möchte nur von Lebewesen umgeben sein, die weniger draufhaben als ich, weswegen ich meistens mit Topfpflanzen abhänge. Ja, aus mir spricht der Neid, denn ich hab kein vergleichbares Talent. Soll ich etwa die Türen der Karaoke-Bar verriegeln und meine besten Tweets vorlesen? Dafür würde ich wohl keinen Beifall, sondern eher einen Beitrag über einen »gefährlichen Zwischenfall« im Abendfernsehen bekommen.

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Michis Tipps: Sieben Liebesfilme, die ich am allermeisten hasse

E-Mail für Dich

Okay, es ist eine Hass-Liebe: Im Alter von 14 bis 18 habe ich diesen Film mindestens einmal im Monat geschaut, was euch auch in etwa Auskunft darüber geben sollte, wie viel Sex ich in diesem Zeitraum so hatte. Eigentlich ist dieser RomCom-Klassiker ein wirklich charmanter Film, in dem Meg Ryan und Tom Hanks Rivalen im Geschäft sind, aber Verliebte im World Wide Web spielen, die sich gegenseitig E-Mails schreiben und dabei keine Sekunde lang schnallen, dass sie sich auch im echten Leben kennen (was mich – zugegeben – ein bisschen an ihrer Intelligenz zweifeln lässt. Sie brauchen schon sehr lange, um diese Nuss zu knacken!). Leider habe ich diesem Streifen all meine falschen Erwartungen an die Liebe zu verdanken: Viel zu lange war ich felsenfest davon überzeugt, dass mein Traumprinz schon kommen würde, wenn ich einfach lang genug in Online-Foren oder Chatrooms rumlungern würde. Leider nein: Der einzige Prinz, der mir im Internet je unterkam, war dieser nigerianische Prinz aus den Spam-Mails, der möchte, dass ich ihm Geld überweise.

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