American Football - Margit Brinke - E-Book

American Football E-Book

Margit Brinke

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Beschreibung

American Football erfreut sich immer größerer Beliebtheit - zwar als hartes, jedoch attraktives und faires Spiel (seit letzter Saison erstmals auch regelmäßig mit NFL-Spielen im deutschen Free-TV). In der 7. aktualisierten Auflage klären die Fachautoren Peter Kränzle und Margit Brinke alle Fragen rund um diesen anspruchsvollen und regelintensiven Mannschaftssport: Entwicklung und Herkunft des American Football, die Akteure auf und neben dem Spielfeld, die Ausrüstung und das Reglement, die Großereignisse und die Top-Stars.

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Seitenzahl: 93

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AMERICAN FOOTBALL

Bildnachweis

Umschlag: Imago

Innenteil:

Brinke, M./Kränzle, P.: 18, 19, 21, 34, 35, 38/39, 44, 55, 62, 70, 78, 93, 119

Clemson University; Moriarty, J.: 36

DSF: 24

Georgia Tech; Davis, D.: 49

Imago: 2/3, 4/5, 6/7, 8/9, 10, 12/13, 20, 22/23, 25, 26, 28, 29, 30/31, 32/33, 37, 40/41, 43, 45, 46, 51, 53, 58, 59, 61, 71, 72/73, 76/77, 81, 83, 85, 89, 91, 94/95, 97, 98, 100/101, 103, 105, 107, 108/109, 110, 112, 113, 114/115, 122, 124/125

kansas_city_royalty of flickr: 92

NFL Photos: 38, 82

Layout/DTP-Produktion: Gaby Herbrecht

Grafik: Anneli Nau, München

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

8., aktualisierte Neuauflage 2018

© 2002, 2006, 2009, 2012, 2014, 2016, 2017, 2018

Copress Verlag in der

Stiebner Verlag GmbH, Grünwald

Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags.

Printed in Hungary

ISBN: 978-3-7679-2053-8

www.copress.de

Inhalt

Huddle up!

Das Spiel

Was ist American Football?

Das Spielfeld

Spielfeldmaße

Die Endzonen

Die 10-Meter-Linien

Die Hashmarks

Die Teamzone

Der Spielablauf

Kickoff

Der Snap

Downs und Touchdowns

PAT und Conversion

Fourth Down

Fieldgoal

Interception und Fumble

Der Safety

Die 10-Meter-Kette und die Chain Crew

Ende eines Spielzugs

Blocken und Tackeln

Die Spielzeit

Die Ausrüstung

Der Ball

Der Helm

Der Körperschutz

Schulterpolster

Hosen, Unterleibsschutz und sonstige Schutzpolster

Handschuhe

Trikots und Nummern

Schuhe

Schiedsrichter-Ausstattung

Die Akteure

Die Offense

Spieler der Offense

Offense-Playbook

Die Defense

Spieler der Defense

Defense-Playbook

Special Teams

Die Trainer

Die Schiedsrichter (Officials)

Schiedsrichterzeichen und Strafen

Cheerleading

American Football in Nordamerika

College Football

Was ist College Sport?

Zuschauermagnet College Football

Die NFL(National Football League)

Historischer Überblick

Super Bowl, eine amerikanische Institution

Super Bowl-Übersicht

Die NFL-Teams

Canadian Football

Radically Canadian

Der etwas andere Football

Die CFL-Teams

Arena Football

»Pro Football Hall of Fame«

American Football in Deutschland

Die GFL(German Football League)

Der Unterbau

Umfangreicher Ligabetrieb

Die Nationalmannschaft

Die NFL Europe und ihr Ende

American Football als Breitensport

Jugend-Football

Flag Football

So spielt man Flag Football

Frauen-Football

American Football von A bis Z

Anhang

Wichtige Adressen

American Football im Internet – eine Auswahl

Lesestoff

HUDDLE UP!

Der Quarterback des erfolgreichsten deutschen Teams, dem elfmaligen Meister New York Lions aus Braunschweig, ist bereit zum Pass.

Wer einmal vom »Football-Virus« befallen ist, den lässt diese faszinierende Sportart nicht mehr los. Zum Glück sind jene Zeiten längst vorbei, als Akteure und Fans noch müde belächelt wurden, und Football als »Exotensport« mit Lederei, praktiziert von harten Männern ohne Geist, galt.

Auch wenn der zweite Anlauf der NFL Europe – einstiges Tochterunternehmen der berühmten US-Liga → National Footbal League NFL – gescheitert ist, hat sich gezeigt, dass American Football in Deutschland keineswegs ein Mauerblümchen-Dasein fristet. Dank der unermüdlichen Arbeit der »Football-Besessenen« in den Vereinen des AFVD (American Football Verband Deutschland) verfügt die Sportart inzwischen über eine stetig wachsende Anhängerschaft, und Deutschland gilt sogar als die American-Football-Hochburg außerhalb des Mutterlandes der Sportart, den USA.

Das zeigen auch die Live-Übertragungen im Free-TV. So werden neben NFL-Spielen am Sonntag (ProSieben-MAXX) inzwischen auch College Football-Partien am Samstag (Sport1) im deutschen Fernsehen live übertragen. Highlights sind alljährlich das Finale im College Football und der Super Bowl. Zu letzterem veranstalten viele deutsche Vereine sogar eine eigene Football-Party, deren Höhepunkt die Live-Übertragung ist – und das stets nach Mitternacht!

Das vorliegende handliche Taschenbuch soll allen Sportinteressierten und Footballfans, die sich einen schnellen Überblick verschaffen wollen, als Leitfaden dienen. Zunächst werden die Grundlagen des Spiels, die Ausrüstung und die Akteure vorgestellt, anschließend folgt ein Blick auf die Szene im Mutterland USA und in Deutschland. Ein umfangreiches Glossar mit den wichtigsten Fachbegriffen und ein Anhang mit Adressen und Webpages runden die Einführung in die packende Sportart American Football ab.

Die Autoren, im Januar 2018

DAS SPIEL

»American Football … hat mich Geduld gelehrt, Geben und Nehmen. Aber vor allem hat es mir gezeigt, wie man in einer harten Welt überlebt,« meinte Sam Huff, früher selbst guter Football-Spieler und später Vizepräsident einer großen Hotelkette. Vielleicht ist es genau diese Einstellung, die viele Eltern dazu gebracht hat, ihre Kinder – wohlgemerkt auch Mädchen – American Football spielen zu lassen: Football als Lehrstunde für Durchsetzungsvermögen und Teamgeist – nach dem Motto »Jeder ist auf den anderen angewiesen«. Selbst die gefeierten Stars des Sports vergessen nie, dass sie ohne die Unterstützung ihrer Teamkollegen aufgeschmissen wären, und so lud beispielsweise Brett Favre, einstiger→ Quarterback der Green Bay Packers, seine→ Offense Line als Geste der Dankbarkeit nach jedem Spiel zum Essen ein.

Für Millionen von Amerikanern gleichen die Regeln des American Football denen des Alltags. Hier wie dort kommt es in erster Linie auf zwei Sachen an: Auf das Können des Einzelnen und das Zusammenwirken Mehrerer im Team. Es scheint, als träfen beim American Football die beiden »uramerikanischen« Eigenschaften zusammen, die mitgeholfen haben, das riesige Land zu erschließen: Uneingeschränkter Individualismus, der jedem seine Chance gibt und bei entsprechendem Einsatz auch Erfolg, im gegenteiligen Fall aber rasch zum Absturz führen kann, und Teamgeist. Dieser sorgt dafür, dass sich der Einzelne einem gemeinsamen Ziel unterordnet und die ihm zugeteilte Rolle im großen Räderwerk übernimmt. Teamgeist und Talent sind Eigenschaften, die ein American-Footballer mitbringen muss, aber nicht die einzigen: Kraft und Kondition, Kampfgeist und Konzentrationsvermögen spielen daneben wichtige Rollen.

Dass die erwähnten Eigenschaften natürlich nicht amerikanischen Staatsbürgern vorbehalten sind, beweist die Begeisterung, die American Football in zunehmendem Maße an anderen Orten der Welt entgegengebracht wird, besonders in Japan und Deutschland. In diesen beiden Ländern ist die Fan- und Aktivengemeinde in den letzten Jahren enorm gewachsen und sie haben sich zu den wichtigsten Hochburgen außerhalb der USA entwickelt.

Zum Glück sind jene Zeiten, in denen American Football hierzulande als »Randsportart« belächelt und mit dem Etikett »brutal und exotisch« versehen wurde, vorbei. Als noch die deutschen Teams der NFL Europe – die bis 2007 in Europa angesiedelte Nachwuchsliga der NFL – spielten, pilgerten regelmäßig weit über 20 000 Fans in die Stadien, aber inzwischen locken auch die Topspiele der deutschen Bundesliga GFL (German Football League) tausende begeisterter Zuschauer an.

Dabei ist Football hierzulande gerade einmal ein halbes Jahrhundert alt: Erst durch die in Deutschland stationierten US-Soldaten und durch den zunehmenden USA-Tourismus erlebt der uramerikanische Sport seit den späten 1970ern einen Boom.

Was ist American Football?

Doch nun zum Spiel selbst und seinen Regeln, die natürlich in einem Band, wie dem vorliegenden, nur in ihren Grundzügen dargestellt werden können. Wer erstmals ein American-Football-Spiel sieht, schüttelt verwundert den Kopf über das scheinbare Durcheinander auf dem Rasen. Man möchte kaum glauben, dass die jeweils elf gepolsterten Giganten, die da auf dem Spielfeld aufeinander losgehen, irgendwelchen Regeln folgen. Doch genau das ist der Fall und über ihre Einhaltung wachen gleich sieben Schiedsrichter, die → Officials (siehe Kapitel »Die Akteure«), gekleidet in weiße wadenlange Hosen und schwarz-weiß längsgestreifte Hemden.

Begeht ein Spieler eine Regelwidrigkeit, werfen die Schiedsrichter ein gelbes Tuch, die »Flag«, auf den Spielfeldrasen. Nach kurzer Rücksprache gibt der Hauptschiedsrichter, erkennbar an der weißen Kappe, vielfach laut über das Stadion-Mikrophon die Art des Vergehens und die Strafe kund.

»Schach auf dem Rasen« nennen es die einen, »Krieg auf dem Rasen« abschätzig die anderen. Und wie so oft, steckt in beiden Behauptungen ein wahrer Kern. Wie in keiner anderen Sportart wird im American Football jeder Spielzug genauestens einstudiert und der Situation entsprechend vom Cheftrainer bekannt gegeben. Während seine Spieler versuchen, die Anweisungen umzusetzen, bemüht sich die verteidigende Mannschaft an der Aufstellung des Gegners zu erkennen, welche Aktionen zu erwarten sind. Eine ganze Reihe von Assistenztrainern ist damit betraut, den Überblick zu bewahren; einige von ihnen verfolgen das Spiel von hoch oben auf den Rängen und melden über Funk ihre Beobachtungen an den Trainer weiter.

Die Akteure der angreifenden Mannschaft versuchen, angeführt vom → Quarterback (Spielmacher), die Theorie auf dem Spielfeld in die Praxis umzusetzen. Vor jedem Spielzug stellen sich die Angreifer um den Quarterback im Halbkreis, dem → Huddle, auf und erhalten Weisung, wie der nächste Spielzug auszusehen hat. Obwohl nur verschlüsselte Wort-Zahlen-Kombinationen ausgetauscht werden, weiß jeder sofort Bescheid, welcher Spielzug gemeint ist und welche Rolle er selbst dabei zu übernehmen hat. Schließlich verfügt jedes Team über ein dickes Buch mit allen Spielzügen; sie werden zu Saisonbeginn erstellt und einstudiert.

Das Spielfeld

Ein American-Football-Spielfeld ist leicht von anderen zu unterscheiden, denn derart viele Linien auf dem Rasen gibt es in keiner anderen Sportart. Diese Eigentümlichkeit hat zum Spitznamen des Spielfelds geführt: Wegen der parallelen Linien in regelmäßigen Abständen nennen es die Amerikaner auch → Gridiron (Bratrost).

Spielfeldmaße

Gespielt wird American Football auf einem rechteckigen Spielfeld. Die reine Spielfläche ist 100 yards (91,44 m) lang. Mit jeweils einer → Endzone von 10 yards (9,14 m) an den beiden Schmalseiten ergibt es eine Gesamtlänge von 120 yards (109,73 m). Die Breite beträgt 53 yards (48,46 m). In Deutschland wird in der Regel auf Fußballplätzen gespielt, so dass sich ein Spielfeld von 100 Metern Länge und 50 Metern Breite ergibt. Hierzulande wird der Einfachheit halber ein Yard mit einem Meter gleichgesetzt.

Die Endzonen

Von jeder der beiden Null-Linien, der → Goal Line, die der Torlinie im Fußballfeld entspricht, wird ein 10 Yards bzw. Meter tiefes Zusatzareal zum Spielfeld gerechnet, die sogenannte → Endzone

DIE AUSRÜSTUNG

Wie Eishockey ist American Football ein sogenannter »Kontaktsport«, d. h., Körpereinsatz ist wesentlicher Bestandteil des Spiels. In der Tat prallen die Spieler bei vielen Aktionen mit voller Wucht aufeinander und auch das→ Tackeln und→ Blocken des Gegners sieht nicht eben sanft aus. Verletzungen wären vorprogrammiert, gäbe es nicht zum Schutz der Spieler eine mehrteilige Ausrüstung. Bevor die Spieler aufs Spielfeld laufen, sind erst einmal rund 10 kg an Schutzausrüstung anzulegen. Und noch etwas unterscheidet American Football von anderen Ballsportarten: das Spielgerät. Es ist kein runder Ball, sondern ein spitzovaler, der an einen Rugby-Ball erinnert.

Inzwischen sind die Tage längst vorbei, als sich Spieler noch selbst ihre Ausrüstungen bastelten. Hightech-Ausrüstung ist Standard und das Regelwerk des American Football schreibt sogar die Details der Schutzausrüstung vor. Unterschieden wird dabei zwischen Pflicht- (Mandatory Equipment) und optionaler Ausrüstung (Optional Equipment), wobei ein Komplettsatz zwischen 500 und 1000 Euro kostet. Hinter dem massig wirkenden Muskelprotz kann sich oft ein eher schmächtiger Junge verbergen, denn gerade die Schulterpolster oder »Pads« – was jegliche Art von Polstern bezeichnet – machen die Form aus, täuschen Breite und Muskeln vor, wo eventuell gar keine sind.

»Pille« oder »Pigskin« – der American Football ist kein »normaler« Ball.

Der Ball

»Die Pille für den Mann« lautete eine geschickte Werbekampagne für American Football. Pille? Damit bezeichnet man hierzulande gern den ovalen Lederball. Die Amerikaner haben ebenfalls Spitznamen für den Football: »pigskin« ist der gängigste.

»Schweinehaut« bezieht sich dabei aber heute eher auf die Farbe, denn hergestellt werden die Bälle längst aus hochwertigem Rindsleder. Das Leder als Außenhaut birgt im Inneren eine Gummiblase, die prall mit Luft gefüllt ist.

Der Ball hat eine Länge zwischen 10 ⅞ und 11 7/16 Inches (27,62–29,05 cm), längs einen Umfang zwischen 27 ¾ und 28 ½ Inches (70,48–72,39 cm) und misst um den »Bauch« zwischen 20 ¾ und 21 ¼ Inches (52,70–53,97 cm). Das Gewicht darf zwischen 14 und 15 Ounces (396,9–425,25 g) liegen.

Hauptlieferant ist die amerikanische Firma Wilson, die seit 1941 zudem den offiziellen Spielball der → NFL herstellt. Ein Lederball kostet derzeit zwischen 80 und 100 Euro; einen Trainingsball aus Kunststoff erhält man schon für die Hälfte.

Der Helm

DIE AKTEURE

AMERICAN FOOTBALL IN NORDAMERIKA

Entwickelt hat sich American Football wie Rugby aus dem Fußball, der in Nordamerika »Soccer« genannt wird. 1869 wurde zwischen den beiden Universitäten Rutgers und Princeton in New Jersey das erste Footballspiel, damals noch eher eine Mischung aus Fußball und Rugby, bestritten. Fünf Jahre später setzte sich dann ein an der Universität Harvard entwickeltes Regelwerk durch und American Football galt fortan als eigenständiger Sport. Im Laufe der Zeit wurden die Regeln verfeinert und verbessert, 1883 der erste Unimeister gekürt und 1920 entstand mit der American Professional Football Association, aus der später die→ NFL hervorging, die erste Profiliga. Nachdem das Spiel an den Unis begeistert aufgenommen worden war, entstanden die ersten Profiteams in den Industriestädten der Bundesstaaten Pennsylvania, Ohio und New York und machten den Sport dort unter der einfachen Arbeiterschicht populär.

Die Begeisterung, die die Nordamerikaner dem American Football entgegenbringen, rührt sicher auch daher, dass es sich nicht bloß um ein zwei- bis dreistündiges Spiel handelt, sondern vielmehr um ein Gesellschaftsereignis, ein Familien-Happening und um Rundum-Unterhaltung. Man trifft sich schon Stunden vor dem → Kickoff auf dem Stadionparkplatz oder den umliegenden Grünflächen, Grills werden angeheizt, Picknicks arrangiert, Getränke gekühlt. Die Fans sitzen oder stehen zusammen, essen und trinken, fachsimpeln und diskutieren und stimmen sich während dieser sogenannten → Tailgate Parties auf das bevorstehende Spiel ein.

Längst hat sich daraus ein Ritual entwickelt, das landesweit zum festen Bestandteil eines jeden Spieltags geworden ist.

College Football

Dass nicht die übermächtige Profiliga → NFL hier am Anfang steht, hat seinen Grund: Es waren die Universitäten, die American Football aus der Wiege gehoben haben. Zu den Besonderheiten der amerikanischen Sportszene gehört die Bedeutung des Universitätssports, des »College Sports«. Die Studenten bilden die höchste Amateurklasse und stellen zugleich das Nachwuchsreservoir für die Profiligen. Mit den Sportarten Basketball und American Football begannen die Universitäten als Erste mit einem regelmäßigen Spielbetrieb. In der Tradition britischer Hochschulen – »mens sana in corpore sano«, ein gesunder Geist steckt in einem gesunden Körper – begann bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein regelmäßiges sportliches Kräftemessen zwischen den US-Unis.

Die Spiele der Universitätsmannschaften ziehen Millionen von Amerikanern in ihren Bann.

Was ist College Sport?

Eines der Hauptcharakteristika des Hochschulsports ist die Tatsache, dass Studenten nur während der ersten vier Studienjahre – als Freshman, Sophomore, Junior und Senior – aktiv sein dürfen.

Anders als in Deutschland ist Sport an amerikanischen Universitäten mehr als ein bisschen Körperertüchtigung und Freizeitbeschäftigung und dient auch nicht, wie hierzulande, in erster Linie der Ausbildung von Sportlehrern und Trainern.

Da Basketball und American Football die mit Abstand wichtigsten College-Sportarten sind, haben es die Proficlubs leicht: Sie brauchen keine eigenen Nachwuchsabteilungen zu unterhalten, sondern können statt dessen auf gut trainierte Studenten zurückgreifen, die gerne die Chance wahrnehmen, ihre aktive Laufbahn lukrativ als Profis fortzusetzen.

Ging es in der »Frühzeit« des Universitätssports im Wesentlichen um Ruhm und Ehre, schlossen sich die US-Unis ab den 1920ern regional zu Ligen zusammen, die einen geregelten Spielbetrieb gewährleisteten. Zu Saisonende treffen sich bis heute die besten regionalen Teams zu Pokalspielen, den »Bowls«, und ermitteln so auch den jeweiligen College-Meister.

Dabei locken die Uni-Teams in den USA Massen von Zuschauern in die Stadien. Sport ist ein wichtiger Faktor bei der Selbstdarstellung der Hochschulen, schließlich wirkt sich eine gute Mannschaft positiv auf das Gesamtimage aus, lässt Spendengelder fließen und bringt Einnahmen in Millionenhöhe aus Preisgeldern und TV-Übertragungsrechten in die Kasse.

College Sport in den USA wird mittlerweile genauso professionell betrieben wie in den berühmten Profiligen. Wiederum mit einem entscheidenden Unterschied: Im Hochschulsport erhalten die Aktiven keinen Cent, werden allerdings mit einem Stipendium belohnt, das ihnen die Möglichkeit zu einem Uniabschluss gibt.

Kaum zu stoppen war Quarterback Tua Tagovailoa (Nr. 13). Er führte Alabama im College-Finale 2018 zum Sieg über Georgia.

Halbzeitshow bei einem Spiel der Universitätsmannschaft von Oklahoma in Norman.

Der Hochschulsport wird in den USA vom Athletic Department der jeweiligen Uni betreut, wobei diese Abteilung überhaupt nichts mit einem sportwissenschaftlichen Institut zu tun hat. Im Prinzip handelt es sich um einen »Proficlub« innerhalb der Hochschulorganisation, deren Boss mehr als Manager denn als Hochschullehrer fungiert. Er steht in der Unihierarchie ganz oben, schließlich ist er für Ruf und Finanzsituation der Uni wesentlich mitverantwortlich.

Wer einmal über den Campus einer amerikanischen Uni schlendert, kann die riesigen Sporthallen, -stadien und Trainingsanlagen kaum übersehen. Dass gerade American Football eine Hauptrolle spielt, zeigen die zwischen 50 000 und 100 000 Zuschauer fassenden Stadien auf dem Grund größerer Universitäten. Vor allem im Mittleren Westen und in den Südstaaten ist man fanatisch, zu Spielen der College-Teams pilgern ganze Heerscharen von Fans. Sollte es der Mannschaft gar gelingen, in eines der Bowl-Spiele zum Saisonende einzuziehen, fließen neben den Einnahmen von Sponsoren, TV-Anstalten und aus dem Souvenirverkauf zusätzlich mehrere Millionen an Startgeldern in die Unikasse. Sie kommen jedoch nicht allein dem Athletic Department zu, sondern werden gleichmäßig auf alle Institute verteilt. Ob das der Grund ist, dass auch Professoren anderer Fakultäten bei Spielen des Uniteams mitfiebern und Siege ausgelassen feiern?

Zuschauermagnet College Football

College Football ist ein Erlebnis der besonderen Art und übertrifft in Sachen Stimmung und Show sogar die Profis. Das ganze Umfeld, von der → Tailgate Party vor dem Spiel über die Marching Bands und Cheerleader bis hin zu den Feiern auf den Rängen, ist besonders dann, wenn eines der Top-Teams antritt, einzigartig. Das Spiel wird als Wochenendausflug zelebriert: Man reist früh am Morgen des Spieltags mit Kind und Kegel, manchmal im Wohnwagen, an, und feiert bis zum Sonntag. Etwa 130 Universitäten, in zehn regionale Ligen eingeteilt wie SEC (→ Southeastern Conference), Big 12, Big Ten (B1G), ACC (Atlantic Coast Conference) oder Pacific-12, bilden die oberste Klasse im College Football und ziehen den ganzen Herbst lang Millionen von Amerikanern in ihren Bann.

Die Zugehörigkeit zur höchsten Division I-Bowl Subdivision hängt weniger vom sportlichen Können ab – Auf- und Abstieg sind unbekannt –, sondern

›von der finanziellen Ausstattung des Athletic Departments,

›der Größe des Stadions und

›dem Zuschauerdurchschnitt, der über 30 000 liegen muss.

Wer diese Kriterien erfüllt, kann um Aufnahme in eine der Ligen der Division I-Bowl Subdivision ersuchen. Die anderen Uni-Teams sind nach entsprechend abgestuften Kriterien unterklassigen Kategorien zugeordnet: den Divisions I-Championship Subdivision, II oder III.