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Auf einer Reise durch die Neuengland-Staaten erwartet den Besucher nicht nur lebendige Geschichte, sondern auch eindrucksvolle Landschafts- und Naturerlebnisse. Die Farbenpracht des Indian Summer ist ebenso überwältigend wie die gewaltige Wasserkraft der Niagarafälle. Die Zahl der möglichen Aktivitäten ist groß und reicht von Bootsausflügen zur Walbeobachtung oder zum Hummerfang über Wildwasserfahrten und Bergbesteigungen bis hin zu Wandern und Radfahren. Die erfahrenen USA-Autoren geben in der 15. Auflage des Iwanowski Reisehandbuchs viele fundierte Tipps für Individualreisende. Da New York City oft Start und Ende einer Neuengland-Reise ist, widmen die Experten der Megametropole rund 60 Seiten in dem 612 Seiten starken Reiseführer. Die ein- bis fünfwöchigen Routenvorschläge sind individuell variierbar und heben den eigenen Reiz jedes Staates hervor. 38 Detailkarten sowie eine tabellarische Übersicht über die Hauptdestinationen und -attraktionen mit Entfernungs- und Zeitangaben erleichtern die individuelle Routenplanung. - Bewährt seit rund 20 Jahren: ideal für Mietwagen- und Wohnmobilfahrer - Bestseller: top-aktuell zur Hauptreisezeit im Herbst – dem „Indian Summer"- - Neuengland: Maine, New Hampshire, Vermont, Rhode Island, Connecticut, Massachusetts sowie New York und Toronto in Kanada
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Seitenzahl: 1013
IWANOWSKI’S
USA-NORDOSTEN – Top Ziele
IWANOWSKI’S
USA-NORDOSTEN– Autorentipps
Unsere Autoren geben Ihnen hier nützliche Tipps und individuelle Empfehlungen:
Leonie Senne Dr. Margit Brinke Dr. Peter Kränzle
USA-Nordosten
USA-Nordosten 15. Auflage 2017
© Reisebuchverlag Iwanowski GmbH Salm-Reifferscheidt-Allee 37 • 41540 Dormagen Telefon 0 21 33/26 03 11 • Fax 0 21 33/26 03 [email protected]
Titelfoto: First Congregational Church and Meetinghouse in Townshend Vermont,© Christian Heeb / laifAlle anderen Farbabbildungen: s. Abbildungsverzeichnis S. 605Layout: Ulrike Jans, KrummhörnKarten: Astrid Fischer-Leitl, MünchenTitelgestaltung: Point of Media, www.pom-online.deRedaktionelles Copyright, Konzeption und derenständige Überarbeitung: Michael Iwanowski
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ISBN epub:978-3-86457-205-0ISBN Mobipocket: 978-3-86457-206-7ISBN pdf: 978-3-86457-207-4
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EINLEITUNG
1. LAND UND LEUTE
Historischer Überblick
Indianer – die ersten Amerikaner
Die „Entdeckung“ Nordamerikas
Die Kolonisierung
Kolonisierung durch die Spanier
Die Franzosen kommen …
Holländische Interessen
Kolonisierung durch die Engländer
Leben in den Kolonien
Der Kampf um die Unabhängigkeit
Die Gründung der USA
Der „War of 1812“
Besiedlung des Westens
Nord-Süd-Konflikt und amerikanischer Bürgerkrieg
Wiederaufbau nach dem Sezessionskrieg
Die USA werden Weltmacht
Die USA im 20. Jahrhundert
Das 21. Jahrhundert
Geografischer Überblick
Zwei große Landschaften
Atlantische Küstenebene
Appalachen
Die Nationalparks
Das Klima
Wirtschaftlicher Überblick
Wirtschaftsmentalität und -bedingungen
Wirtschaftliche Grundlagen
Landwirtschaft
Die Bedeutung des Meeres
Gesellschaftlicher Überblick
Die USA: eine „Nation of Nations“
Bevölkerungsverteilung und Siedlungsstruktur
Indianer
Afroamerikaner
Lateinamerikaner
Iren und Italiener
Amerikas deutsche Wurzeln
Asiaten
Soziale Situation
Krankenversicherung
Rentenversicherung
Arbeitslosen- und Sozialhilfe
Bildungswesen
Schulen
Universitäten
Religion – „God’s Own Country“
Religiöse Vielfalt
Wiedererweckungs-Bewegungen
Jedem das Seine
Gibt es den „American Way of Life“?
USA kulinarisch
Die schönste Nebensache der Welt
Wiege alternativer Ideen
Kultur im Überblick
Architektur
Malerei
Neuengland – Heimat der Dichter und Denker
Literarisches Multikulti in New York
REISETIPPS
Allgemeine Reisetipps A–Z
Das kostet das Reisen im Nordosten der USA
2. REISEN IM NORDOSTEN DER USA
Routenvorschläge
Routenvorschlag 1: Neuengland zum Kennenlernen
Routenvorschlag 2: Rundreise durch die Neuenglandstaaten
Routenvorschlag 3: Neuengland und die Metropolen der Ostküste
Routenvorschlag 4: Große Rundreise durch den Nordosten der USA
3. NEW YORK CITY
Überblick
Redaktionstipps
Historischer Überblick
Sehenswürdigkeiten in Manhattan
Lower Manhattan – die Südspitze
Brooklyn Bridge
Lower Manhattan – zwischen Lower East Side und Village
Zwischen Lower Manhattan und Midtown
Midtown
Uptown und Central Park
Upper Manhattan
Sehenswertes in den New Yorker Boroughs
Brooklyn
Queens
Bronx
4. DIE NEUENGLAND-STAATEN
Connecticut
Überblick
Redaktionstipps
Durch Connecticut
Von New York City nach New Haven
Ausflug nach Long Island
New Haven
Von New Haven entlang der Atlantikküste nach Mystic
Abstecher entlang des Connecticut River
Mystic
Abstecher nach Stonington
Routenalternative: von New Haven über Hartford nach Mystic
Hartford
Von Hartford über Norwich nach Mystic
Rhode Island
Überblick
Redaktionstipps
Durch Rhode Island
Von Mystic nach Newport
Newport
Redaktionstipps
Von Newport über Providence nach Boston
Massachusetts
Überblick
Durch Massachusetts
Redaktionstipps
Von Newport über New Bedford nach Cape Cod
Cape Cod und die Inseln Martha’s Vineyard und Nantucket
Von Cape Cod über Plymouth nach Boston
Boston – die „Grand Old Lady“
Redaktionstipps
Geschichte
Sehenswertes in Boston
Black Heritage Trail & Boston African American NHS
Der besondere Tipp – Bummel in South End
Ausflug zur John F. Kennedy Library & Museum
Sehenswertes in der Umgebung von Boston
Cambridge
Lexington und Concord – Kampf um die Unabhängigkeit
Lowell
Von Boston nach Pittsfield – eine Rundfahrt durch den Westen von Massachusetts
Worcester
Sturbridge
Springfield
Stockbridge
Lenox und Tanglewood
Pittsfield
Williamstown
North Adams
Deerfield
Von Boston entlang der Ostküste nach Maine
Salem
Ausflug nach Marblehead
Von Salem zur Halbinsel Cape Ann
Von Gloucester nach Newburyport
Von Newburyport über Portsmouth/NH nach Maine
Maine
Überblick
Durch Maine
Von Newburyport nach Portland
Redaktionstipps
Portland und die Casco Bay
Von Portland an der Atlantikküste entlang nach Bar Harbor
Ausflug nach Boothbay Harbor
Ausflug zum Pemaquid Point
Ausflug in den Osten der Penobscot Bay
Bar Harbor
Acadia National Park
Geschichte
Tier- und Pflanzenwelt
Rundfahrt durch den Acadia National Park über die Park Loop Road
Von Bar Harbor in den Norden von Maine
Von Bar Harbor zum Baxter State Park und zum Allagash Wilderness Waterway
Von Bar Harbor zum Moosehead Lake
Vom Moosehead Lake nach New Hampshire
Ausflug zu den Moxie Falls
Rangeley
Von Bar Harbor nach New Hampshire
1. Streckenalternative
2. Streckenalternative
Ausflugsziel in der Umgebung
New Hampshire
Überblick
Durch New Hampshire
Die Great North Region und die White Mountains
Redaktionstipps
Rundfahrt durch die White Mountains
Die Lakes Region und der Winnipesaukee-See
Dartmouth – Lake Sunapee
Monadnock Region
Das Merrimack Valley
Von den White Mountains nach Montpelier/VT
Vermont
Überblick
Redaktionstipps
Durch Vermont
Von den White Mountains/NH über Montpelier nach Burlington
Ausflug nach Stowe
Ausflug zur Ethan Allen Homestead
Abstecher nach Kanada
Redaktionstipps
Green Mountains, Long Trail und Green Mountains National Forest
Von Burlington durch den Bundesstaat New York zu den Niagarafällen
Von Burlington nach Rutland
Von Rutland nach Brattleboro
Von Rutland über Springfield nach Brattleboro
Von Brattleboro durch Massachusetts nach Hartford/CT
5. AUF DEM WEG ZU DEN NIAGARAFÄLLEN – NEW YORK STATE
Überblick
Redaktionstipps
Durch den Bundesstaat New York
1. Von Burlington/VT am Lake George entlang nach Albany und zu den Niagarafällen
Zwischen Essex und Lake George
Lake George Village
Saratoga Springs
Albany
Von Albany durch das Hudson River Valley nach New York City
Von Albany über Utica, Syracuse und Buffalo zu den Niagarafällen
Ausflug zum Beaver Lake
2. Von Burlington/VT durch die Adirondacks nach Utica und zu den Niagarafällen
Adirondack Mountains
Wilmington
Lake Placid
Saranac Lake
Tupper Lake
Von Tupper Lake durch die Adirondacks nach Utica und weiter zu den Niagarafällen
3. Von Burlington/VT nach Kanada und am Südufer des Ontario-Sees entlang zu den Niagarafällen
Entlang des St.-Lorenz-Stroms
Alexandria Bay
Watertown
Sackets Harbor und Oswego
Rochester
Niagara Falls/NY
Überblick
Geschichtlicher Überblick
Die Niagarafälle und ihre Entstehungsgeschichte
Redaktionstipps
Sehenswürdigkeiten auf amerikanischer Seite
Sehenswürdigkeiten südlich der Rainbow Bridge
Sehenswürdigkeiten nördlich der Rainbow Bridge
Sehenswürdigkeiten auf kanadischer Seite
Sehenswürdigkeiten südlich der Rainbow Bridge
Sehenswürdigkeiten nördlich der Rainbow Bridge
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung von Niagara Falls
Niagara-on-the-Lake
Abstecher zur kanadischen Metropole Toronto
6. METROPOLEN IM OSTEN
Von Niagara Falls über Williamsport nach Washington, D. C.
Gettysburg
Die Hauptstadt Washington, D. C.
Überblick
Redaktionstipps
Geschichte
White House
Attraktionen an der National Mall
Die Memorials im Westteil
Museen an der Mall
United States Capitol und Library of Congress
Eastern Market, Barracks Row und Nationals Park
Weitere Sehenswürdigkeiten in D.C.
Northwest Washington
Georgetown
Ausflug nach Arlington
„Charm City“ Baltimore
Überblick
Historisches
Stadtbesichtigung
Inner Harbor
Unterwegs nach Fell’s Point
City Center, Camden Yards und Westside
Mount Vernon
Im Norden der Stadt
Philadelphia, die „Stadt der brüderlichen Liebe“
Historisches
Rundgang im historischen Zentrum
Independence National Historical Park (INHP)
Society Hill und South Street
Old City und Waterfront
City Center – „Downtown“ Philadelphia
City Hall und Umgebung
Das Areal um die Broad Street
Museum District
Barnes Foundation und Rodin Museum
Philadelphia Museum of Art
Weitere Sehenswürdigkeiten
7. ANHANG
Literaturhinweise
Stichwortverzeichnis
Weiterführende Informationen:
Zur Terminologie des Wortes „Indianer“
Die politischen Staatsorgane und ihre Aufgaben
Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika
Der National Park Service
Baseball, das National Game
Die Hudson River School
Himmelwärts – New Yorks Wolkenkratzer
Wer war Phineas Taylor Barnum?
Die „Väter der amerikanischen Technologie“
Das „saltbox house“
Eugene O’Neill
„Charter Oak“
Mark Twain
Harriet Beecher-Stowe
James F. Cooper und die Indianer Neuenglands
Newports Reiche und Superreiche
Moby Dick und Herman Melville
Wer war Guglielmo Marconi?
Wer waren die Pilgerväter (Pilgrim Fathers)?
Ein Meister seines Fachs: Charles Bulfinch
Paul Revere – vom Silberschmied zum Nationalhelden
Mekka der Red Sox Nation: der Fenway Park
Der amerikanische Transzendentalismus
Norman Rockwell
Wer war Edith Wharton?
Wer waren die Shaker?
Die Hexenprozesse von 1692
Der „Lobster von Maine“
L.L. Bean – eine Erfolgsstory
Der amerikanische Elch (moose)
Die Wetterverhältnisse auf dem Mount Washington
Abkommen von Bretton Woods
Robert Frost
Maple Syrup – der süße Saft der Ahornbäume
Indian Summer
Morgan Horse
Grandma Moses
Die Amischen (Amish People)
St.-Lorenz-Strom und St. Lawrence Seaway
„Maid of the Mist“
Die Smithsonian Institution
Karten:
Aacadia National Park
Architekturstile
Baltimore
Bar Harbor – New Hampshire
Boston: Freedom Trail
Cambridge: Harvard University
Cape Cod, Martha’s Vineyard, Nantucket Island
Connecticut: Lage
Connecticut: Übersicht
Englische Kolonien
Finger Lakes
Hartford
Kancamagus Highway
Maine: Lage
Maine: Übersicht
Massachusetts: Lage
Massachusetts: Übersicht
Metropolen im Osten: Lage
New Hampshire: Lage
New Hampshire: Übersicht
New Haven
Newport
New York City: Central Park und Uptown
New York City: Lage
New York City: Lower Manhattan
New York City: Midtown
New York City: U-Bahn-Plan
New York City: Upper Manhattan
New York State: Lage
New York State: Übersicht
Niagara Falls
Philadelphia: Innenstadt
Rhode Island: Lage
Rhode Island: Übersicht
Sankt-Lorenz-Seeweg
USA vor dem Bürgerkrieg
Vermont: Lage
Vermont: Übersicht
Washington D. C.
Karten in den Umschlagklappen:
Übersicht Reisegebiet
Übersicht Boston
Während im Westen der USA die Landschaft prägendes Element ist, sind es im Nordosten Geschichte und Kultur. Hier spielten sich die französischen Kolonisationsversuche sowie die englische Inbesitznahme ab. Hier keimte die Idee von der modernen Demokratie auf, wurde die Unabhängigkeit erkämpft, in einem blutigen Bruderkampf die Sklaverei abgeschafft und die staatliche Einheit gesichert.
Kein Wunder, dass im Nordosten die amerikanische Geschichte auf Schritt und Tritt präsent ist. Wenn Europäer die US-Geschichte als vergleichsweise kurz bezeichnen, begehen sie denselben Fehler wie einst die ersten Kolonisten, die die Geschichte der Indianer ignorierten. So gesehen ist nämlich auch Nordamerika ein „Alter Kontinent“.
An vielen historisch besonders wichtigen Orten – Boston, Plymouth, Concord, Salem, New Bedford, Newport, Mystic, Philadelphia oder Washington – erlebt der Besucher die Vergangenheit „live“ mit, in beispielhaft ausgestatteten Besucherzentren, durch historisch gekleidete Führer, authentische Nachbauten, Vorführungen und Original-Relikte, durch „Reenactments“ oder Freiluftmuseen.
Ein genaues Datum, wann und wie Indianer den nordamerikanischen Subkontinent erstmals betreten haben, gibt es nicht. Jüngste archäologische Funde sowie Radiocarbon- und DNA-Untersuchungen haben ergeben, dass Einwanderer nicht nur eine während der Eiszeiten bestehende Landbrücke zwischen Asien und Alaska nutzten, sondern auch entlang der Westküste, vielleicht sogar über den Atlantik, mit Booten zuwanderten. Derzeit lassen sich die ältesten menschlichen Spuren in Nordamerika verlässlich bis vor 15.500 Jahren zurückdatieren; in Südamerika soll es sogar wesentlich ältere Hinterlassenschaften geben.
Kolumbus, so lernte man in der Schule, habe 1492 Amerika „entdeckt“, dabei landete er auf seiner Suche nach einem Seeweg nach Indien „nur“ in der Karibik. Er war es, der die Ureinwohner fälschlicherweise „Indianer“ nannte, da er annahm, in Indien zu sein. Die ersten Europäer, die seit dem 16. Jh. Nordamerika erkundeten – zunächst spanische Abenteurer, dann britische Heilsucher und Religionsflüchtlinge – trafen jedoch nicht nur auf „Wilde“, sondern fanden auch die Reste indianischer Hochkulturen vor.
Es hatte lange gedauert, bis die umherziehenden Gruppen von Ureinwohnern sesshaft geworden waren; im Osten soll dies um etwa 1000 v. Chr. geschehen sein. Es bildete sich eine differenzierte Gesellschaft von Ackerbauern, Jägern und Sammlern heraus – Woodland Tradition genannt –, deren Siedlungsgebiet zwischen Atlantik, Mississippi und den Großen Seen lag. Um 900 n. Chr. entstand in den Tälern des Mississippi und Ohio River eine indianische Hochkultur, die Mississippian Tradition. Es waren Ackerbauern, für die Mais, Kürbis, Bohnen, Süßkartoffeln und Tabak die wichtigsten Kulturpflanzen waren. Die Gesellschaft war hierarchisch gegliedert und lebte in großen Siedlungen, die von Holzpalisaden umschlossen waren und charakteristische mounds im Zentrum aufwiesen. Auf diesen pyramidalen, künstlichen Erdaufschüttungen befanden sich die kultischen und weltlichen Machtzentren: Tempel, Fürstensitze und Versammlungsplätze. Das Ende dieser Kultur fiel mit der Ankunft der ersten Europäer zusammen, sodass Mitte des 16. Jh. viele der Siedlungen verlassen waren. Kriege und vor allem die von den Spaniern eingeschleppten Krankheiten und Seuchen hatten die Indianer zu Tausenden getötet.
Vielerorts, wie im Minute Man NP, werden alljährlich historische Ereignisse nachgestellt
Es folgte die Zeit der historischen Indianerstämme – Irokesen, Mohawk, Shawnee, Cherokee oder Creek, um nur die größten Gruppen zu nennen. So unterschiedlich wie diese Völker waren, so verschieden verhielten sie sich auch gegenüber den Neuankömmlingen aus Europa: Die einen halfen und waren gastfreundlich, die anderen abweisend und feindlich gesinnt. Am Ende war das Ergebnis jedoch dasselbe: Dezimiert durch eingeschleppte Krankheiten, vertrieben, verfolgt und getötet, überlebten nur wenige Indianerstämme in abgelegenen Regionen.
Unrühmlicher Höhepunkt war der Removal Act 1835 unter Präsident Andrew Jackson: Er zwang über 16.000 Indianer zur Umsiedelung in das Indianer-Territorium westlich des Mississippi (heute Oklahoma). Dieser Trail of Tears kostete zahllose Indianer der „Fünf Zivilisierten Stämme“ – Creek, Cherokee, Chickawa, Choctaw und Seminole – das Leben. Letztere wehrten sich als einzige vehement in drei Kriegen, und bis heute verweisen Gruppen dieses Stammes mit Stolz darauf, niemals besiegt worden zu sein. Sie leben immer noch auf ihrem angestammten Land in den Sümpfen Floridas.
info
Zur Terminologie des Wortes „Indianer“
Beim Wort „Indianer/Indians“ denken die meisten sofort an federgeschmückte Reiter. Doch derart aufgemacht liefen lediglich die Mitglieder eines bestimmten Kulturkreises, nämlich der Prärie-Indianer, zu denen die berühmten Sioux oder Comanches gehören, herum. In Wirklichkeit weisen die meisten indianischen Völker – allein in den USA gibt es über 560 – kaum Gemeinsamkeiten auf, was auch ihre zahlreichen Namen belegen.
Als „politisch korrekt“ wird die Bezeichnung „Native Americans“ oder „Native People“ empfunden – im Deutschen unzureichend mit „Ureinwohner“ übersetzt. Allerdings ist diese Bezeichnung seitens der so Bezeichneten wenig beliebt. Wie einmal der indianische Leiter der Abteilung der Smithsonian Institution in Washington meinte: „Jeder, der in Nordamerika geboren ist, ist ein ‚Native American‘, ein gebürtiger Amerikaner. Ich persönlich bin ein Hopi, wer das aber nicht weiß, für den bin ich eben ein ‚Indianer‘.“
In der Tat ziehen die meisten Indianer, ob Apache, Navajo, Nez Perce, Hopi oder Ute, „American Indian“ oder „Indian“ als Bezeichnung vor, sofern sie die genaue Stammeszugehörigkeit nicht kennen. Von „Indianer“ zu sprechen, ist also durchaus in Ordnung – besser jedoch, man verwendet den Namen des jeweiligen Volkes.
Fast 500 Jahre vor Kolumbus waren bereits die seetüchtigen Wikinger im Nordosten des amerikanischen Kontinents unterwegs gewesen. Leif Eriksson (ca. 975–ca. 1020) soll um das Jahr 1000 mit seinen Männern von Grönland bis zum Mündungsbereich des St.-Lorenz-Stroms und hinunter bis zur Küste des heutigen Bundesstaates Massachusetts gesegelt sein. Die Wikinger sprachen von Vinland, in Anlehnung an die angeblich gefundenen wild wachsenden Weinreben. Im übertragenen Sinne dürfte damit jedoch eher ganz allgemein die Fruchtbarkeit der besuchten Landstriche gemeint gewesen sein. Zwar unternahmen die Wikinger noch weitere Fahrten nach Nordamerika – in Neufundland entstand sogar eine Siedlung –, doch nachdem sie ihre grönländischen Siedlungen aufgegeben hatten, ging das Wissen um ihre Entdeckungsfahrten verloren.
Die geschriebene Geschichte Amerikas beginnt mit Christoph Kolumbus (1451–1506). Der in Genua geborene Seefahrer stand in spanischen Diensten und wollte im Glauben an die Kugelgestalt der Erde den Westweg nach Indien finden. Als er 1492 auf der Bahamas-Insel San Salvador landete, meinte er, Indien erreicht zu haben und nannte die Inselgruppe „Westindische Inseln“ und ihre Einwohner „Indianer“. Insgesamt überquerte Kolumbus zwischen 1492 und 1504 viermal den Atlantik, doch setzte er nie einen Fuß auf den nordamerikanischen Kontinent, sondern nur auf karibische Inseln.
Giovanni Caboto (1450–98) stand als Venezianer in britischen Diensten und erkundete als John Cabot 1497/98 den Nordosten des Kontinents. Der Florentiner Amerigo Vespucci (1451–1512) vertrat erstmals die Ansicht, dass das von Kolumbus betretene Land nicht Teil Asiens sei. Der deutsche Kartograf Martin Waldseemüllernannte deshalb zu Ehren Vespuccis 1507 den von Kolumbus entdeckten neuen Kontinent nach dessen Vornamen America. 1513 erreichte der spanische Konquistador Vasco Núñez de Balboa die Landenge von Panama und stellte fest, dass westlich davon ein neues Weltmeer, der Stille Ozean, beginnt – er lieferte somit den Beleg für Vespuccis These. Im gleichen Jahr entdeckte Ponce de Léon (1460–1521), einer der Mitstreiter Kolumbus’, Florida und glaubte, dass es sich um eine Insel handle.
Der neue Kontinent rückte schnell in die Interessenssphäre der europäischen Mächte. Anfangs konnten sich die Spanier alle Gebiete, die rund 600 km westlich einer von Pol zu Pol über die Azoren verlaufenden Linie lagen, unter den Nagel reißen: Mit dem Vertrag von Tordesillas von 1494 hatten sie sich mit Portugal, damals die zweite bedeutende Seemacht, auf diese Trennung geeinigt.
Der Vertrag war von Papst Alexander VI., selbst Spanier und damals völkerrechtlich bindende Autorität, angeregt worden. Als sich jedoch zu Beginn des 16. Jh. der Reformationsgedanke verbreitete und der Machteinfluss Spaniens nach der Niederlage gegen England (1588) schwand, änderte sich die Ausgangslage und mehrere europäische Nationen rangen um Einfluss auf dem amerikanischen Kontinent.
Eroberer nahmen den amerikanischen Kontinent zunächst für Spaniens Krone in Besitz, und Spanien richtete auch als erste europäische Macht Kolonien ein. Es handelte sich bei den „Konquistadoren“ um Männer aus niedrigem, verarmtem Adelsstand, die versuchten, schnell zu Ruhm und Reichtum zu gelangen. Dabei gingen sie mit den angetroffenen Kulturen wenig zimperlich um: Hernando Cortez (1485–1547) zerstörte das Aztekenreich in Mexiko, Francisco Pizarro (1478–1541) unterwarf das Inkareich in Peru, Vasco Núñez de Balboa (1475–1517) erreichte den Stillen Ozean und erklärte ihn zum spanischen Besitz.
Francisco Vásquez de Coronado (1510–44) führte Expeditionen auf der Suche nach Gold in den nordamerikanischen Südwesten. Coronados Expeditionsteilnehmer sahen auch als erste Europäer den Grand Canyon. Gold jedoch fanden sie wie auch folgende Expeditionen nicht.
Bis 1575 gab es in Amerika fast 200 zumeist kleine spanische Siedlungen, als Arbeitskräfte dienten in erster Linie die einheimischen Indianer. Gleichzeitig mit den Konquistadoren hatten katholische Missionare begonnen, ihre Religion unter den „Wilden“ zu verbreiten. Sie errichteten Schulen und förderten handwerkliche Fähigkeiten. Zugleich zerstörten sie mit ihren Bekehrungsversuchen, der Ansiedlung ganzer indianischer Gruppen um Dörfer oder Missionen und der geforderten Zwangsarbeit die ursprüngliche Kultur der Ureinwohner. Als immer klarer wurde, dass es in Nordamerika jene sagenhaften Gold- und Silberschätze nicht gab, ließ das spanische Interesse ab etwa Mitte des 16. Jh. nach und beschränkte sich nur noch auf wenige Regionen im Südwesten und Florida.
In Frankreich hörte man sich die Geschichten von den Schätzen in Mittel- und Südamerika, die in spanische Hände gelangt waren, mit Interesse an, ohne jedoch einen ernsthaften Vorstoß in spanische Sphären zu wagen. Man wandte sich vielmehr dem Nordosten des neuen Kontinents zu: 1524 erreichte der Florentiner Giovanni da Verrazano (1480–1527) unter französischer Flagge die Hudson-River-Mündung. Er segelte die Küste zwischen dem heutigen North Carolina und Maine entlang. Jacques Cartier (1491–1557) war 1534 noch weiter nordöstlich unterwegs und segelte ins Mündungsgebiet des St.-Lorenz-Stroms. Nach diesen ersten Erkundungen fasste Frankreich nur ganz allmählich auf dem nordamerikanischen Kontinent Fuß.
Wirtschaftlich gesehen waren die Nordostküste sowie das Landesinnere für die Franzosen durchaus interessant: Normannische und bretonische Fischer schätzten die reichen Fischgründe und liefen mit ihren Flotten von kleinen Stützpunkten an der amerikanischen Küste zum Fischfang aus. Pelzhändler drangen über den St.-Lorenz-Strom in das Gebiet der Großen Seen und ins spätere Neuengland vor. Die französische Besiedlung blieb allerdings dünn, zu groß waren die beanspruchten Gebiete. Nur ein Netz verstreut liegender Stützpunkte – wie das 1608 von Samuel de Champlain gegründete Québec City – hielt Neu-Frankreich, dessen Zentrum in der heutigen kanadischen Provinz Québec lag, zusammen.
1673 stießen der Jesuit Jacques Marquette (1637–75) und Louis Joliet (1645–1700) vom Nordosten aus zum Mississippi vor, und 1682 erreichte Robert Cavelier de La Salle (1643–87) die Mississippi-Mündung. Sie untermauerten den französischen Anspruch auf die ganze Region zwischen der Mündung in den Golf von Mexiko bis hinauf an die Großen Seen und weiter in den Nordosten bis zur Mündung des St.-Lorenz-Stroms. Das gesamte Flussbecken nannte de La Salle „La Louisiane“ und nahm es für König Ludwig XIV. in Besitz. 1718 gründete Jean Baptiste le Moyne, Sieur de Bienville (1680–1768), „La Nouvelle Orléans“, das heutige New Orleans.
Aufgrund der sich mehrenden europäischen Konflikte war Frankreich nicht in der Lage, langfristig die Gebietsansprüche gegen die sich von der Küste aus langsam ausbreitenden Engländer zu verteidigen. Im Frieden von Utrecht, 1713, erhielt England beispielsweise die Gebiete der Hudson Bay, Neuschottland und Neufundland zugesprochen. Nach dem King George’s War (1744–48) sowie dem French and Indian War (1754–63) übernahm England dann auch die kanadischen Gebiete sowie das Territorium östlich des Mississippi. Im Jahr 1803 schließlich verschwand Frankreich ganz von der Bildfläche, Napoleon hatte die letzten französischen Gebietsansprüche an die USA verkauft (Louisiana Purchase).
Das holländische Interesse an der Neuen Welt konzentrierte sich vor allem auf das heutige Gebiet von New York und New Jersey. Im Jahr 1609 versuchte Henry Hudson im Auftrag der holländischen Ostindischen Handelsgesellschaft eine Nordwestpassage nach Asien zu finden. Er gelangte dabei in das Mündungsgebiet des nach ihm benannten Flusses, befuhr ihn bis in die Gegend von Albany und beanspruchte den Fluss sowie das Tal für seine niederländischen Auftraggeber.
Nur wenige Jahre später, 1614, erforschten die Holländer die Landschaften um Long Island und hoben hier Nieuw Holland (Neuholland) aus der Taufe. 1626 kaufte der damalige Direktor der neu gegründeten Westindischen Handelskompanie, Peter Minuit, den Indianern die Insel Manhattan für einen Gegenwert von 60 Gulden ab. Hier wurde Nieuw Amsterdam gegründet, die Hauptstadt von Neuholland.
Im Jahr 1647 übernahm Peter Stuyvesant das Amt des vierten Gouverneurs von Nieuw Amsterdam und trieb die Stadtentwicklung voran. Schon 1664 endete jedoch die holländische Kolonialepisode mit der Besetzung der Stadt durch die Engländer.
Für die sicherlich systematischste und nachhaltigste Kolonisierung waren die Briten verantwortlich. Von Beginn an wurden die englischen Kolonien als Siedlungen angelegt und nicht nur – wie bei den Franzosen – als Handelsstützpunkte. Stets folgte der Gründung auch die Besiedlung des die englischen Kolonien umgebenden unbekannten Inneren des nordamerikanischen Kontinents. Von vornherein zielte die britische Kolonialpolitik auf die Erschließung neuer Siedlungsräume: Auswanderer aus dem überbevölkerten England sowie unliebsame Untertanen sollten hier eine dauerhafte Bleibe finden.
Handelskompanien und andere private Gesellschaften erhielten deshalb Schutzbriefe der britischen Könige und bauten ganz offiziell „königliche Kolonien“ auf. Natürlich steckte seitens der Krone keine reine Menschenliebe dahinter, sondern man versprach sich neue Steuereinnahmen, Absatzmärkte und Rohstofflieferanten. Nach Bezahlung ihrer Überfahrt an die Koloniebetreiber oder dem Erwerb von Anteilen der Gesellschaft wurden die Einwanderer selbstständige Landeigentümer. Da in den Kolonien erstmals auch neue politische und religiöse Grundstrukturen erprobt werden konnten, wurden später die in großer Zahl aus dem englischen Mutterland eingeströmten Einwanderer zur führenden Kraft im Kampf gegen die Bevormundung durch das Mutterland und im folgenden Unabhängigkeitskampf.
Die ersten Versuche, an der Ostküste sesshaft zu werden, starteten Sir Humphrey Gilberts im Jahr 1583 auf Neufundland (Kanada) sowie Sir Walter Raleigh 1585 auf Roanoke Island an der Küste von North Carolina. Beide mussten jedoch aufgrund der Unwirtlichkeit der Region, wegen Lebensmittelknappheit und Kapitalmangel vorzeitig aufgeben. Die eigentliche Kolonisierung begann erst 1607 mit der Entsendung von Siedlern durch die Virginia-Kompanie. Unter der Führung von John Smith gründeten sie in diesem Jahr den Ort Jamestown in der Kolonie Virginia.
1620 folgten die 102 sogenannten Pilgrim Fathers (Pilgerväter) ihrer Idee und gründeten eine Kolonie weiter nördlich, beim heutigen Plymouth in Massachusetts. Noch auf dem Schiff, der berühmten „Mayflower“, hatten sie den „Mayflower-Vertrag“ geschlossen, der die Gründung eines nach religiösen Vorstellungen geordneten politischen Gemeinwesens mit gewählten Repräsentanten vorsah. 1621 brachten die Pilgerväter mit Hilfe der einheimischen Indianer die erste Ernte ein und riefen den Thanksgiving Day ins Leben. 1630 erhielt Massachusetts offiziell den Status einer Kolonie, nachdem auch in Salem und Boston Siedlungen entstanden waren.
Schon 1623 war mit Portsmouth die erste Kolonie im heutigen New Hampshire gegründet worden und in der Folge ging es Schlag auf Schlag: 1629 übergab King Charles I. das ursprünglich von den Spaniern beanspruchte Carolina an Robert Heath und seine Gesellschaft – 1730 erfolgte erst die Teilung in einen Nord- und Südteil. Die Gründung der Kolonie Maryland erfolgte durch Katholiken, die 1634 von Cecil Calvert in Baltimore angesiedelt worden waren. Baltimore wurde erster katholischer Bischofssitz auf nordamerikanischem Boden.
Plimoth, die erste englische Kolonie im Nordosten
1635 wurde Connecticut gegründet, 1636 Rhode Island als Kolonie ins Leben gerufen, 1664 besetzten die Engländer das holländische New York, New Jersey sowie das ehemals schwedische, dann holländische Delaware. Der Quäker William Penn gründete 1681 Pennsylvania und 1683 als dessen Hauptstadt Philadelphia, die „Stadt der brüderlichen Liebe“. In den Folgejahren ließen sich viele deutsche religiöse Flüchtlinge, meist Mennoniten, dort nieder. Im Jahr 1732 schließlich gründete James Oglethorpe mit Georgia die letzte der 13 britischen Kolonien in Nordamerika.
Die Entwicklung der einzelnen Kolonien verlief aufgrund der geografischen und klimatischen Gegebenheiten sehr unterschiedlich. Verbindende Elemente waren die gemeinsame Sprache sowie der gemeinsame kulturhistorische Hintergrund, dennoch war man zunehmend auf Eigenständigkeit bedacht. Florierten in den Neuengland-Staaten im Nordosten Fischfang, Holzverarbeitung (Schiffsbau), Pelzhandel und Bergbau, war Pennsylvania zunächst agrarisch geprägt und brachte es durch Getreide zu Wohlstand. In den südlichen Staaten der Ostküste entstand dagegen eine prosperierende Baumwoll-, Tabak-, Reis- und Zuckerrohr-Plantagenwirtschaft mit imponierenden Herrenhäusern. Dort profitierte eine relativ kleine Oberschicht von der Arbeit ganzer Heerscharen rechtloser Sklaven.
In den Neuengland-Staaten blieb die Bevölkerung zunächst ziemlich homogen englischer Abstammung. Es galten puritanische Lebensideale wie Glaube, Fleiß und Sparsamkeit. Man lebte weitgehend autark und versorgte sich selbst mit Lebensmitteln, Kleidung und Möbeln. Boston und New Haven mauserten sich zu Zentren einer „Kolonial-Aristokratie“; hier wurden auch mit Harvard und Yale die ersten Universitäten gegründet.
In den zentralen Kolonien Pennsylvania, Delaware, New York oder New Jersey war die Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur facettenreicher als in Neuengland: Es gab sowohl kleine Farmen als auch riesige Landgüter (z. B. im Hudson-River-Tal), es wurden Ackerbau, Viehzucht sowie Obstanbau betrieben. In Städten wie New York und Philadelphia blühten Handel und Handwerk.
In der späteren Kolonialzeit war das kulturelle Leben in den Kolonien bereits rege. Universitäten wie Harvard (1636), Yale (1701) und Princeton (1746) trugen ebenso dazu bei wie sehr gute Privatschulen. Schon 1693 stand in Cambridge/Massachusetts die erste Druckerpresse, und bereits vor dem Unabhängigkeitskrieg erschienen allein in Boston fünf Zeitungen. Die erste Leihbibliothek (1731) ist Benjamin Franklin zu verdanken ebenso wie 1743 die Gründung der Amerikanisch-Philosophischen Gesellschaft. Um 1750 bildete sich zwischen Boston und Charleston eine Gesellschaft heraus, die sehr wohl mit europäischem Kulturgut vertraut war und mit den entsprechenden sozialen Kreisen in England oder Frankreich auf einer Stufe stand.
Die erste bedeutende Einwanderungswelle in die neuen Kolonien kam aus Großbritannien. Besonders viele Briten verließen den „alten Kontinent“, als unter Charles II. 1673 alle nicht der anglikanischen Kirche angehörenden Puritaner und Katholiken vom politischen Leben ausgeschlossen wurden. Ende des 17., Anfang des 18. Jh. kamen deutsche und irische Einwanderer hinzu. Der Grund für die deutsche Auswanderung war in erster Linie die religiöse Verfolgung Andersgläubiger (Mennoniten, Herrnhuter).
Deutsche siedelten bevorzugt im 1683 von Franz Daniel Pastorius als erste deutsche Siedlung in der „Neuen Welt“ gegründeten Germantown, heute Stadtteil von Philadelphia, in der Kolonie New York sowie im Mohawk-Tal. Die nördlichste deutsche Siedlung im 18. Jh. war Waldoboro in Maine, die südlichste hieß „Ebenezer“, bei Savannah in Georgia. Im Jahr 1750 lebten etwa 100.000 Deutsche in Amerika, fast 70 % davon in Pennsylvania. Kein Wunder, dass bis heute fast ein Sechstel der Amerikaner auf deutsche Wurzeln verweisen.
Gründe für die massive Auswanderung aus Irland und Schottland waren sowohl Verfolgung und Enteignung der irischen Katholiken unter Cromwell als auch die herrschenden Hungersnöte in Irland. Zwischen 1600 und 1770 zogen insgesamt mehr als 750.000 Menschen aus Europa nach Nordamerika. Der größte Teil konnte die Überfahrt durch den Verkauf aller Habseligkeiten finanzieren, andere bezahlten mit ihrer Arbeitskraft, die sie der Schifffahrtsgesellschaft oder einem „Arbeitsvermittler“ für eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen mussten. In den Kolonien wurden diese indentured servants wie Sklaven versteigert und verloren für eine bestimmte Zeit ihre persönliche Freiheit. Nach Ablauf ihrer „Dienstzeit“ erhielten sie Bürgerschaft und ein Stück Land.
Von Anfang an war die politisch-soziale Stimmung in den neuen Kolonien durch den demokratischen Gedanken bestimmt, wonach allen Menschen die gleichen Möglichkeiten und Rechte zustünden. Der wirtschaftliche, soziale aber auch kulturelle Aufstieg der Kolonien stärkte das Selbstwertgefühl gegenüber dem britischen Mutterland. Man entfremdete sich immer mehr vom Königreich, das gleichzeitig versuchte, die Kolonien durch verschiedene Maßnahmen und Gesetze strenger an die Kandare zu nehmen.
Beispielsweise verbot England zum Schutz der eigenen Wirtschaft die Einfuhr von Wolle und Stoffen ins Mutterland. Die amerikanische Textilindustrie durfte ihre Waren nur innerhalb der Kolonien verkaufen. 1707 beschloss das britische Parlament die volle gesetzgebende Macht auch über alle Kolonien. Der König behielt sich das Recht vor, Gouverneure zu ernennen oder abzusetzen. Ebenso konnte er eigenmächtig in den Kolonien verabschiedete Gesetze aufheben.
1750 verbot der Iron Act die Errichtung von Eisenhütten und Betrieben zur Eisenverarbeitung in den Kolonien; sie durften allerdings Roheisen nach England ausführen. Der sogenannte Currency Act, 1764, untersagte die Herausgabe eigenen Geldes in den Kolonien und der Stamp Act, 1765, schrieb vor, dass auf alle Urkunden und Druckerzeugnisse Gebührenmarken geklebt werden mussten. Im gleichen Jahr schrieb der Quartering Act den Kolonien vor, ein Drittel der Kosten für das britische Militär in den Kolonien selbst zu tragen. Als dann noch 1767 bestimmte Waren wie Papier, Glas, Tee und Malerfarben mit Einfuhrzöllen (Townshend Act) belegt wurden, stand das Fass kurz vor dem Überlaufen.
Die Engländer bekamen immer stärkeren Gegenwind zu spüren: Nach der Einführung des Stamp Act wurden öffentlich Stempelmarken verbrannt, sodass die englische Regierung ein Jahr später gezwungen war, das Gesetz aufzuheben. Die Parole der Kolonisten, „no taxation without representation“ (keine Besteuerung ohne Mitspracherecht), wurde zum politischen Wahlspruch. Gegen die Besteuerung der im Townshend Act benannten Güter wehrten sich die Bürger aller Kolonien, indem sie sich zum Boykott dieser Waren entschlossen. Bis auf die Besteuerung von Tee musste auch dieses Gesetz 1770 zurückgenommen werden.
Der Boykott brachte besonders die East India Company in finanzielle Schwierigkeiten und sie erhielt daraufhin das alleinige Recht, Tee nach Amerika zu exportieren. An der Steuerschraube für Tee wurde weiter gedreht – und der Proteststurm blieb nicht aus: Am 16. Dezember 1773 warfen als Indianer verkleidete Kolonisten unter der Führung von Samuel Adams Tee ins Meer. Diesen als Boston Tea Party in die Geschichte der USA eingegangenen Vorfall ließ die britische Regierung nicht auf sich beruhen. Man wollte den Hafen von Boston so lange schließen, bis die vernichtete Teemenge bezahlt worden war – was jedoch nie geschah.
George Washington kommandierte die Truppen der aufständischen Kolonisten
Die an Heftigkeit und Gewalt zunehmende Auseinandersetzung mit dem Mutterland schweißte die Kolonien noch stärker zusammen. Sie trafen sich 1774 zum 1. Kontinentalkongress in Philadelphia und beschlossen, den Handelsverkehr mit dem Mutterland sowie mit den anderen britischen Kolonien abzubrechen; nur Georgia und New York State stimmten diesem Plan zunächst nicht zu. Das britische Parlament verbot daraufhin vergeblich allen Kolonien, diesen Boykott umzusetzen. In Massachusetts, das wegen der Tea Party besonders in Ungnade gefallen war, wurde daraufhin eine Bürgermiliz aufgestellt: Die Minute Men hatten sich als feurige Patrioten zum sofortigen Einsatz, „innerhalb von Minuten“, bereit erklärt.
Am 19. April 1775 begann der Unabhängigkeitskrieg, als bei Lexington und dem benachbarten Concord (nahe Boston) britisches Militär versuchte, die kolonialen Milizverbände zu entwaffnen. Die britischen Verbände mussten sich zurückziehen und aus dem Streit um mehr Rechte war ein Kampf um die Unabhängigkeit der nordamerikanischen Kolonien geworden.
Am 10. Mai 1775 fand in Philadelphia der zweite Kontinentalkongress statt. Der bisher eher lockere Verband der Minute Men wurde zur „Amerikanischen Kontinentalarmee“ zusammengefasst und George Washington zum Oberbefehlshaber ernannt. Die professionell ausgebildeten britischen Truppen schienen mit dem bunt zusammengewürfelten Trupp von Kolonisten kurzen Prozess zu machen. Dennoch erklärte am 4. Juli 1776 der Kongress in Philadelphia die Unabhängigkeit der Kolonien von Großbritannien. Thomas Jefferson war beim Entwurf der Unabhängigkeitserklärung, die alle 13 Kolonien wenig später unterzeichneten, federführend. Mit diesem Dokument waren das Leben, die Freiheit sowie das persönliche Streben nach Glück als unveräußerliche Menschenrechte fixiert worden – und die Vereinigten Staaten von Amerika geboren.
Es war durchaus nicht so, dass die Auseinandersetzungen mit den Briten am Tag der Unabhängigkeitserklärung zu Ende gewesen wären. Im Gegenteil: General Washington musste sich zunächst bei Brandywine (südlich Philadelphia) geschlagen geben, die Engländer besetzten New York und Philadelphia und der Kongress floh nach York (Pennsylvania).
In Europa verfolgte man die Entwicklungen mit Interesse. 1777 segelte Marquis de Lafayette mit einer kleinen Freiwilligenschar nach Nordamerika, um Washington zu unterstützen. Außerdem machte sich ein ehemaliger preußischer Offizier namens Friedrich Wilhelm von Steuben daran, aus einem zusammengewürfelten Haufen eine schlagkräftige Armee zu formen. Dank seiner Bemühungen wendete sich das Blatt und die Briten konnten mehrmals geschlagen werden, rund 100.000 England-Getreue flohen nach Kanada.
Nach dem Erfolg in der Schlacht bei Saratoga am 7. Oktober 1777 erkannte Frankreich die Vereinigten Staaten offiziell an und erklärte Großbritannien den Krieg. 1780 folgten Spanien und 1781 die Niederlande dem Beispiel Frankreichs. Am 19. Oktober 1781 schließlich kapitulierten die Briten bei Yorktown/Virginia. Nun blieb Großbritannien nichts mehr anderes übrig, als im Frieden von Paris (Treaty of Paris) am 3. September 1783 die 13 Kolonien als frei, unabhängig und selbstständig anzuerkennen.
Noch heute lebt der Unabhängigkeitskrieg in den Köpfen fort. Hier ein Reenactment in Valley Forge
Auf die Unabhängigkeitserklärung und den militärischen Befreiungsschlag folgte die Verabschiedung einer Verfassung am 17. September 1787 durch die Constitutional Convention. Sie ist im Kern bis heute gültig und wurde lediglich nach und nach durch derzeit 27 Verfassungsänderungen oder Amendments ergänzt. Sie ist damit die älteste, immer noch gültige demokratische Verfassung der Welt und beruht auf der strengen Trennung zwischen Exekutive, Legislative und Judikative.
Die Verfassung trat am 4. März 1789 nach der Ratifizierung durch alle 13 ehemaligen Kolonien in Kraft. Auf ihrer Grundlage wurde George Washington einstimmig zum ersten Präsidenten der USA gewählt. 1791 wurden die ersten zehn Ergänzungen zur Verfassung (amendments) verabschiedet. In dieser Bill of Rights wurden die grundsätzlichen Menschenrechte wie Unverletzbarkeit von Eigentum und Person, Presse- und Versammlungsfreiheit sowie freie Religionsausübung festgehalten.
1793 wurde George Washington wiedergewählt und als Bundeshauptstadt Washington D. C. (District of Columbia) bestimmt, das ab 1800 Sitz des Präsidenten und des Kongresses wurde. Zu dieser Zeit lebten rund 4 Mio. Menschen in Amerika, es gab nur fünf Städte mit mehr als 10.000 EW. Im Jahr 1796 beendete Washington seine Amtszeit, nicht ohne in seiner Abschiedsrede den Amerikanern nahezulegen, sich nicht in europäische Angelegenheiten einzumischen. Das wurde später allerdings nicht beherzigt.
Auf John Adams (1797–1801) folgte Thomas Jefferson als dritter US-Präsident. In seine Amtszeit fiel 1803 der Erwerb des von Frankreich beanspruchten Territoriums in Nordamerika. Dieser sogenannte Lousiana Purchase umfasste die heutigen Bundesstaaten Arkansas, Nebraska, Missouri, Iowa, South Dakota, den größten Teil Oklahomas und Kansas sowie Teile des heutigen North Dakota, Montana, Wyoming, Colorado, Minnesota sowie Lousiana. Auf einen Schlag konnten die Vereinigten Staaten für den lächerlichen Betrag von 15 Mio. Dollar ihr Staatsgebiet verdoppeln.
Kurze Zeit später griffen europäische Konflikte erneut auf den amerikanischen Kontinent über. Da seit dem Unabhängigkeitskrieg Frankreich und die USA Verbündete waren, führte der britisch-französische Krieg um die Vorherrschaft in Europa 1806 zur Kontinentalsperre sowie im folgenden Jahr zur britischen Gegenblockade. Amerikanische Handelsschiffe konnten fortan die wichtigsten europäischen Häfen nicht mehr anlaufen, worunter die Wirtschaft der Neuen Welt in wachsendem Umfang litt. Zudem griffen britische Kriegsschiffe US-Handelsschiffe an und zwangsrekrutierten die Besatzungen für ihre Kriegsschiffe.
Die Sticheleien zwischen den USA und dem ehemaligen britischen Mutterland führten schließlich zum „War of 1812“ (1812–1814), für die USA der zweite Unabhängigkeitskrieg. Es ging bei dem Konflikt in erster Linie um den Anspruch auf die Gebiete außerhalb der 13 Kolonien, die sogenannten Old Northwest Territories, wie man die Region um die Großen See nannte, um die sich britische Händler und Neusiedler stritten. Zudem versuchte die britische Kolonialmacht Unabhängigkeitsbestrebungen in Upper und Lower Canada (heute Québec und Ontario) erst gar nicht aufkommen zu lassen und zudem die Machtausdehnung der USA ins britische Kanada zu unterbinden.
Natürlich wurden die in diesen Gebieten lebenden Ureinwohner in die Auseinandersetzungen einbezogen. Während sich nur einige Völker auf die Seite der USA stellten, versuchte der legendäre Shawnee-Führer Tecumseh eine indianische Allianz gegen den Expansionsdruck der USA aufzustellen. Diese zerbrach jedoch nach der Battle of the Thames 1813 in Chatham, Ontario, bei der die US-Armee unter William Henry Harrison nicht nur die Briten und deren indianische Verbündete besiegten, sondern auch Tecumseh den Tod fand.
Zunächst defensiv vorgehend, begannen die Briten nach Napoleons Niederlage in Europa 1814 die USA an der Ostküste mit Invasionsarmeen anzugreifen. Die zu kleine und schlecht ausgerüstete US-Armee wurde dort schnell in die Defensive gedrängt. So konnte sie die Besetzung von Washington, D. C., und die Zerstörung von Kapitol und Weißem Haus im August 1814 – als „Burning of Washington“ in die Geschichte eingegangen – nicht verhindern. Als jedoch die Briten anschließend versuchten, auch noch die nahe, damals dominierende Wirtschaftmetropole Baltimore zu erobern, wurde ihr Vormarsch gestoppt.
Während der Battle of Baltimore im September 1814 konnte die US-Armee dank solider Befestigungen um Baltimore und der vorgelagerten Festung Fort McHenry den britischen Ansturm nicht nur bremsen, sondern zurückschlagen. Dabei kam auch der britische Befehlshaber General Robert Ross ums Leben. Während der tagelangen Beschießung des Forts dichtete übrigens der Dichter Francis Scott Key (1779–1843) jene Zeilen, die heute die Nationalhymne „The Star-Spangled Banner“ bilden. Die riesige Fahne, die einst über dem Fort wehte und das Bombardement fast unbeschadet überstand, wird heute wie ein Reliquie verehrt und in einem eigenen Saal im National Museum of American History an der National Mall in der Hauptstadt aufbewahrt.
Die gleichzeitige Niederlage der Briten in der Battle of Plattsburgh, womit die Einnahme New York vereitelt werden konnte, führte schließlich zum Friedensvertrag von Gent (Treaty of Gent) am 24.12.1814 und beendete die Feindschaften zwischen Großbritannien und den USA. Es dauerte jedoch, bis sich der Friedensschluss auch in Nordamerika herumgesprochen hatte. Deshalb erlitten die Briten noch Anfang Januar 1815 eine letzte schmerzliche Niederlage in der Battle of New Orleans.
Nach einer militärischen Forschungsreise 1804–1806, geleitet von den Offizieren Meriwether Lewis und William Clark im Auftrag Präsident Jeffersons begann die Erschließung und Besiedlung des „Wilden Westens“. Die frontier, jene Grenze, bis zu der Siedler sesshaft geworden waren, verschob sich weiter westwärts. Der große Zug nach Westen setzte bereits Anfang des 19. Jh. ein: Hohe Geburtenraten in den Staaten an der Ostküste sowie ein nicht abreißender Einwandererstrom aus Europa – 1825 waren über 10.000, 1854 bereits über 4 Mio. Menschen zugewandert – förderte die zunehmende Inbesitznahme der fruchtbaren, verheißungsvollen Gebiete im mittleren und pazifischen Westen.
Die wegweisende Expedition von Lewis & Clark in den „Wilden Westen“
Die Aneignung des Indianerlandes erfolgte dabei in mehreren Stufen: von Forschern und Trappern über Händler bzw. Handelsposten zu „normalen“ Siedlern, Handwerkern, Kaufleuten und anderen Berufsgruppen, die mit ihrem Pioniergeist das Land urbar machten und neuen Lebensraum schufen. Die Besiedlung des Westens war zugleich eine Zeit der Auseinandersetzungen mit den Indianern. Hatte Jefferson noch edle Pläne gehabt, überrollten Glücksritter und Siedler schon bald das Indianerland. Dezimiert durch eingeschleppte Krankheiten und erschöpft vom verzweifelt geleisteten militärischen Widerstand, verschlechterten sich die Lebensbedingungen der Indianer zusehends. Mit der Ausrottung der vormals riesigen Büffelherden hatte man die einst stolzen „Herren der Prärie“ ihrer Lebensgrundlagen beraubt; sie wurden in Reservate gepfercht bzw. umgesiedelt.
Bald schon machten die neuen Siedlungsräume neue Verkehrsverbindungen nötig, um mit der „Zivilisation“ des Ostens in Verbindung zu bleiben. Überlandstraßen wurden gebaut, als erste Westverbindung die Cumberland Road, die bereits 1818 Cumberland in Maryland mit Vandalia in Illinois verband. Ihr folgten weitere Straßen im Osten und dann entlang der alten Siedlertrails, wie dem Oregon oder California Trail im Westen. Der knapp 600 km lange Erie-Kanal (1817–25) schuf schließlich eine Verbindung zwischen dem Lake Erie und Hudson River bzw. zwischen Großen Seen und Atlantik.
Um 1850 waren die Gebiete an der Ostküste zudem durch Eisenbahnlinien verbunden. Als am 10. Mai 1869 die erste Transkontinentaleisenbahnverbindung mit dem symbolischen Zusammentreffen der Bautrupps von Union und Central (später Southern) Pacific Railroad bei Promontory, Utah, gefeiert wurde, war ein weiterer entscheidender Schritt in Richtung Besiedelung des Westens getan.
Parallel zur infrastrukturellen Erschließung kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, der sich zunächst auf die Nordost- und Oststaaten beschränkte: Der Überseehandel blühte auf, ebenso Schiffbau und Fisch- bzw. Walfang. In den Neuengland-Staaten entwickelte sich eine produktive Textilindustrie und in Massachusetts gab es bereits 1814 eine Spinnerei und Weberei. Hier erfand 1793 Eli Whitney die Baumwollentkernungsmaschine; sie wurde ab 1800 in Serie hergestellt. Cyrus McCormicks Erntemaschine war ein weiterer wichtiger Impuls für die expandierende Farmwirtschaft.
Sowohl die industrielle als auch die landwirtschaftliche Produktion stieg an. Gleichzeitig wuchs jedoch die Diskrepanz zwischen Nordoststaaten und südlichem Landesteil: In den Südstaaten herrschte ein aristokratisch gesonnener Landadel, dem riesiger Grund gehörte und der auf pompösen Landsitzen residierte. Auf Großplantagen wurden, basierend auf der billigen Arbeitskraft der Sklaven, Baumwolle, Tabak oder Zuckerrohr angebaut. In den nördlichen Staaten war die Gesellschaftsstruktur differenzierter: Hier lebten Geschäftsleute, Industrielle, Bankiers, Industriearbeiter sowie Farmer und das demokratische Gedankengut war fester verankert.
Zum zentralen Streitpunkt zwischen Nord und Süd eskalierte die Sklavenfrage. Die ersten Präsidenten der USA hatten noch gehofft, dass sich das Problem von selbst lösen würde. Washington hatte in seinem Testament die Freilassung seiner Sklaven bestimmt und Jefferson 1808 den Sklavenhandel verboten. 1619 erstmals nach Amerika verschifft, lebten zu diesem Zeitpunkt schon über eine Million Sklaven in den USA und stellten ein Viertel der Gesamtbevölkerung. 1818 gab es in den Vereinigten Staaten zehn Bundesstaaten, die Sklavenhaltung erlaubten, und elf „freie“ Staaten.
Die zwiespältige Haltung in der Sklavenfrage wurde deutlich, als 1820 Missouri als neuer Bundesstaat aufgenommen werden sollte. Im Missouri-Kompromiss spielte die zwischen 1763 und 1767 gezogene Mason-Dixon-Line entlang dem 39. Breitengrad eine entscheidende Rolle als Trennlinie zwischen sklavenhaltenden und sklavenfreien US-Staaten. Missouri erhielt die Erlaubnis, Sklaven zu halten und das führte dort und im benachbarten Kansas in den 1860er-Jahren zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen.
In den Jahren 1832/33 waren erste Gruppen von „Abolitionisten“, d. h. Zusammenschlüsse von Gegnern der Sklaverei, entstanden, die 1854 die Republikanische Partei gründeten. Die Abschaffung der Sklaverei wurde zum heißen Eisen und vor allem Staaten mit großen Plantagen (Virginia, Georgia, North und South Carolina) waren um ihren wirtschaftlichen Wohlstand besorgt.
Als 1860 der Republikaner und Abolitionist Abraham Lincoln zum Präsidenten gewählt wurde, brach der Konflikt zwischen den Süd- und Nordstaaten in aller Schärfe aus. Aus Protest gegen seine Wahl schied Ende 1860 South Carolina aus der Union aus. Im ersten Halbjahr 1861 folgten Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana, Texas, Virginia, Arkansas, Tennessee und North Carolina. Formell wurde die Spaltung am 4. Februar 1861 vollzogen, als sich die Abtrünnigen zu den Konföderierten Staaten von Amerika zusammenschlossen und Jefferson Davis zu ihrem Präsidenten wählten. Die Hauptstadt hieß zunächst Montgomery (Alabama), dann Richmond (Virginia).
Als die Konföderierten schließlich am 12. April 1861 Fort Sumter (Charleston) angriffen und die Unionstruppen von dort vertrieben, war der Bruderkrieg unabwendbar. Anfangs wurde die Auseinandersetzung noch als „sportlicher Wettstreit“ betrachtet, doch der zahlen- und materialmäßig überlegene Norden musste rasch einsehen, dass der zusammengewürfelte Haufen der Confederates sich bravourös wehrte und seine Erfolge vor allem den genialen Schachzügen von erfahrenen Befehlshabern wie Robert E. Lee oder „Stonewall“ Jackson zu verdanken hatte.
Der Sezessionskrieg zog sich insgesamt über vier Jahre, bis zum April 1865, hin und stellte auf allen Gebieten der Kriegsführung, von der technischen Ausrüstung bis hin zu den Menschenverlusten, alles bislang Dagewesene in den Schatten. Frappierend war vor allem die Brutalität der Kämpfe und das Elend im Umfeld. Von den etwa 260.000 Soldaten der Konföderierten, die im Bürgerkrieg starben, kamen „nur“ 94.000 im Kampf ums Leben, die große Masse starb an Krankheiten, Erschöpfung oder in Gefangenschaft. Nach neuesten Forschungen wurde von 40 Soldaten nur einer im Kampf getötet, einer von zehn starb an einer Krankheit und ein Zehntel wurde gefangen genommen. Jeder siebte Gefangene überlebte die primitiven Haftbedingungen nicht.
Beide Seiten waren nicht auf einen derart langen Krieg vorbereitet gewesen, doch letztendlich brachten die 23 unionstreuen Bundesstaaten, zu denen alle im Nordosten gehörten, die besseren Voraussetzungen für einen Sieg mit, allein zahlenmäßig: Schließlich lebten im Norden 22 Mio. Menschen, im Süden nur 9 Mio. Zudem war die Rüstungsindustrie schwerpunktmäßig im Norden ansässig und auch Kapital stand dort reichlicher zur Verfügung als im Süden. Je länger die Auseinandersetzungen dauerten, umso stärker konnten die Unionstruppen ihre Überlegenheit ausspielen, erst recht, als auf Unionsseite ab 1863 General Ulysses S. Grant als Oberbefehlshaber dem Konföderierten-Chef General Robert E. Lee gegenüberstand.
Eine Seeblockade sowie das Nichteingreifen der Franzosen und Briten in den „Bruderkampf“ brachten die Wende. Die Einnahme von Vicksburg und die Schlacht bei Gettysburg machten das Jahr 1863 zum Schicksalsjahr. Der berühmt-berüchtigte Marsch von General William T. Sherman von Tennessee durch Georgia an die Küste – der March to the Sea – von Mai bis Juli 1864 und die damit verbundene Zerstörung der Nachschubbasis der Konföderierten, Atlanta, brach den letzten Widerstand. Zwischen Atlanta und Savannah am Atlantik zog sich ein 100 km breiter verwüsteter Streifen hin und die nördlichen waren von den südlichen Bundesstaaten abgetrennt. Die auseinander fallende Konföderation und deren Heer unter General Lee kapitulierte schließlich nach langwierigen Rückzugsgefechten am 9. April 1865 in Appomattox, Virginia, nahe der alten Südstaatenhauptstadt Richmond.
Auf dem Schlachtfeld von Gettysburg entschied sich der Bürgerkrieg
Die Einheit der Nation konnte wiederhergestellt werden und die Sklaverei war nominell abgeschafft. Im Jahr 1863 erklärte Abraham Lincoln im Emancipation Act alle 3 Mio. Sklaven in den Südstaaten für frei. Dennoch waren der Süden als politischer und wirtschaftlicher Verlierer auf der einen Seite und der triumphierende Norden auf der anderen Seite nach Kriegsende nicht automatisch versöhnt. Abgesehen von den hohen Verlusten an Menschenleben auf beiden Seiten war das Land in eine Finanz- und Wirtschaftskrise gestürzt, die nationale Verschuldung enorm gestiegen und die Phase des Wiederaufbaus, der „Reconstruction“, wie jene Jahre von 1865 bis 1877 genannt wurden, gestaltete sich höchst schwierig.
Am 14. April 1865 wurde Präsident Lincoln, der stets auf Ausgleich bedacht war, von einem fanatischen Südstaatler in Washington, D. C., erschossen. Es folgte die Zeit der radikalen Republikaner, die vor allem die Interessen der Großunternehmer und des Kapitals vertraten. Die politische Szene in den Südstaaten änderte sich schlagartig – man fiel in die frühe Kolonialzeit zurück. Carpetbaggers, Geschäftemacher aus dem Norden, Scalawags, mit ihnen kooperierende Südstaatler, freie Schwarze, die weder des Schreibens noch des Lesens kundig waren, aber in politische Ämter drängten, und das Nordstaatenmilitär beherrschten das Land – häufig mit dubiosen Mitteln. Folgen waren eine Verarmung des Landvolkes und eine starke Opposition in der alten Oberschicht. Der Klu-Klux-Klan, ein Geheimbund, entstand, verübte Terroranschläge und versetzte die afroamerikanische Bevölkerung in Angst und Schrecken.
Eine politische Wende – die Demokratische Partei gewann wieder an Boden – und das Ende der Besatzung ermöglichten 1876 die Rückkehr der Südstaaten in die Union. Sofort begannen die konservativen Kräfte, die alten Plantagenfamilien, die Macht wieder an sich zu reißen, unterstützt von einer neuen Schicht von Händlern und Kaufleuten. Vor allem die Großgrundbesitzer hatten jedoch enorm gelitten und es kam teils zwangsläufig zur Aufspaltung in Mittel- und Kleinbetriebe. Vor dem Bürgerkrieg hatte die durchschnittliche Betriebsgröße noch über 1.000 Morgen betragen, um 1875 waren es nur noch 153. Auch die ärmeren Weißen und befreiten Sklaven konnten nun, zumindest theoretisch, Grund erwerben, zumeist bewirtschafteten sie das Land jedoch nur als rechtlose Pachtbauern (sharecropper). Es ging ihnen häufig nicht viel besser als den Sklaven zuvor – sie erhielten keinen Lohn, stattdessen Unterkunft und Geräte sowie einen Anteil an der Ernte.
Es dauerte, doch die Landwirtschaft erholte sich wieder und zur Baumwolle kam die Textilindustrie, der Tabakanbau wurde intensiviert. Es entwickelte sich allmählich auch im Süden, einhergehend mit verbesserten Bildungschancen, eine breitere Mittelklasse. Ein allmählicher Anschluss an die Nordstaaten schien in Aussicht, doch letztlich verstanden es die Konservativen, die kürzlich aufgehobenen Rassenschranken wieder aufzurichten – unter dem Motto „seperate-but-equal“ („gleich, aber getrennt“).
Die weitere Entwicklung der USA wurde nach Beendigung des Bürgerkrieges durch die zunehmende Erschließung des Westens geprägt. Der wirtschaftliche Aufschwung – die Epoche des „Gilded Age“ – nahm in der zweiten Hälfte des 19. Jh. ungeahnte Formen an. Verkehrserschließung, riesige Rohstoffvorkommen, eine durch Einwanderung erhöhte Zahl an Arbeitskräften, ein großer Binnenmarkt und staatliche Schutzzölle ließen den freien Wettbewerb explodieren.
Viele Erfindungen sorgten für zusätzliche Dynamik: der Telegraf von Samuel F. B. Morse (1837), das Telefon (Alexander Graham Bell, 1876), die Schreibmaschine (Christopher L. Sholes für Remington, 1873) und die wegweisenden Erfindungen von Thomas A. Edison. John B. Dunlop erfand 1888 den pneumatischen Reifen und Henry Ford stellte 1892 das erste Auto vor.
Die wirtschaftliche Dominanz ließ die USA auch auf internationaler Bühne aktiver werden. Bislang war die Monroe-Doktrin für die amerikanische Außenpolitik maßgebend gewesen, jene Rede, in der Präsident James Monroe 1823 festgelegt hatte, dass sich die USA nicht in europäische Belange einmischen und dass europäische Interessen nicht auf amerikanischem Boden ausgetragen werden dürfen. Diese Politik des Isolationismus lockerte sich zunehmend, speziell im Zuge einiger Zwischenfälle: 1895 war es in Kuba zu einem Aufstand gegen die spanische Kolonialmacht gekommen. Die US-Wirtschaft hatte hier erheblich investiert und sah nun ihre Einlagen gefährdet. Als das US-Schiff „Maine“ 1898 im Hafen von Havanna aus ungeklärter Ursache sank, erklärten die USA Spanien den Krieg. Im Frieden von Paris (10.12.1898) verzichtete Spanien daraufhin auf Kuba, Puerto Rico und Guam. 1898 annektierten die USA dann Hawaii, Puerto Rico und Guam, die Philippinen wurden als pazifischer Stützpunkt angegliedert.
Lesetipp
Ein grandioses und allein von den Maßen her – 40x30x6 cm, 5 kg – gigantisches Buch des Taschen-Verlages dokumentiert mit Fotos um 1900 das Leben in Nordamerika und bietet eine ungewöhnliche Bestandsaufnahme der Neuen Welt:
• Marc Walter/Sabine Arque, American Odyssey: Photos from the Detroit Photographic Company 1888–1924 (2014)
Immer stärker verstanden sich die USA als internationale Polizeimacht. So musste 1902 Kuba den USA Hoheitsrechte einräumen und als 1903 Panama gegründet wurde behielten sich die USA Schutzrechte vor, um den Bau des Panama-Kanals abzusichern. 1904 deklarierte Präsident Theodore Roosevelt das Recht der USA, sich auch in die inneren Angelegenheiten lateinamerikanischer Staaten einzumischen, um Interventionen europäischer Mächte zu verhindern. Auf dieser Grundlage besetzten die USA 1914 bis 1924 die Dominikanische Republik, intervenierten 1914–17 in Mexiko, 1921 in Guatemala, in Honduras 1911, 1913 und 1924/25, in Nicaragua 1912–25 sowie 1927–36 und mischten sich im Pazifik und in Asien als Ordnungsmacht ein. 1900 wurde gemeinsam mit den europäischen Großmächten der chinesische Boxeraufstand niedergeworfen.
Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 blieben die Vereinigten Staaten zunächst neutral, doch im Folgejahr bahnte sich ein Stimmungswandel an: Das mit Kriegsmaterial beladene britische Passagierschiff „Lusitania“ und die „Arabic“ wurden durch deutsche U-Boote versenkt, dabei fanden auch amerikanische Staatsbürger den Tod. Als Woodrow Wilson