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Unterrichtsentwurf aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Didaktik - Biologie, Universität Bremen (FB 12, Fachbezogene Bildungswissenschaften, Arbeitsorientierte Bildung), Sprache: Deutsch, Abstract: „Damals an der Nordsee…“ – die ersten touristischen Spuren führen in dieser Region bis in das Jahr 1783 zurück. Der Pastor Janus auf der Nordseeinsel Juist hatte in den Gazetten seiner Zeit gelesen, dass die Briten die gesundheitsfördernde Wirkung des Meerwassers entdeckt und daher Bäder im Meer genommen hatten. Dies veranlasste ihn darüber nachzudenken, ob sich die Heilkraft des Meeres nicht auch auf seiner Insel zugunsten der armen Bewohner auswerten ließe. Mit diesen Überlegungen begann eine Erfolgsgeschichte, die heute Millionen von Touristen pro Jahr an die deutsche Nordseeküste führt. Diese Entwicklung hat allerdings zwei Seiten: Ohne die vielen Besucher würden viele Menschen an der Küste keine Arbeit haben. Aber zu viel Tourismus belastet die Natur. Die einzigartige Landschaft muss geschützt werden, damit sie auch zukünftigen Generationen erhalten bleibt. Qualitätsmerkmale für den Urlaub rücken damit, sowohl auf Seiten der Anbieter als auch der Reisenden selbst, mehr als bisher in den Vordergrund. Die Nordseeregion bietet günstige Voraussetzungen, sie als zukunftsfähiges Reiseziel zu empfehlen. In der Verantwortung der Reisenden liegt es, sich entsprechend vorzubereiten und geeignete Angebote zu wählen. Schülerinnen und Schüler erhalten mit den Materialien die Gelegenheit, sich vielschichtig mit verschiedenen Eigenarten der Nordseeregion auseinander zu setzen. Sie erwerben exemplarische Kenntnisse über ökologische, soziale und wirtschaftliche Eigenheiten, aber auch über Konflikte in diesen Bereichen. Mit den erworbenen Kenntnissen sind sie in der Lage, Kriterien eines zukunftsfähigen Tourismus bei der Planung und der Durchführung einer Nordseereise zu berücksichtigen. Es wird jeweils kurz und kompakt in das Thema eingeführt. Daraus entwickeln sich dann Forschertipps, die die Jugendlichen zu verschiedenen Aktionen anregen. Die Lernenden können sich mit den Informationen sowohl zur Vorbereitung in der Schule als auch direkt an der Nordsee beschäftigen. Die ausgewählten Themen ermöglichen verschiedene exemplarische Sichtweisen auf die Urlaubsregion Nordsee.
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Veröffentlichungsjahr: 2010
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Vorwort
„Damals an der Nordsee…“ -die ersten touristischen Spuren führen in dieser Region bis in das Jahr 1783 zurück. Der Pastor Janus auf der Nordseeinsel Juist hatte in den Gazetten seiner Zeit gelesen, dass die Briten die gesundheitsfördernde Wirkung des Meerwassers entdeckt und daher Bäder im Meer genommen hatten. Dies veranlasste ihn darüber nachzudenken, ob sich die Heilkraft des Meeres nicht auch auf seiner Insel zugunsten der armen Bewohner auswerten ließe. Denn wenn Fremde auf die Insel kämen, um im Meer zu baden, würde das eine neue Einnahmequelle erschließen. Juist war, wie manche andere Nordseeinsel damals auch, recht arm. Mit diesen Überlegungen begann eine Erfolgsgeschichte, die heute Millionen von Touristen pro Jahr an die deutsche Nordseeküste führt. Die Küsten und Inseln des Nordseeraums sind mittlerweile stark vom Reisewesen geprägt. Diese Entwicklung hat allerdings zwei Seiten: Ohne die vielen Besucher würden viele Menschen an der Küste keine Arbeit haben. Aber zu viel Tourismus belastet die Natur. Die einzigartige Landschaft muss geschützt werden, damit sie auch zukünftigen Generationen erhalten bleibt. Qualitätsmerkmale für den Urlaub rücken damit, sowohl auf Seiten der Anbieter als auch der Reisenden selbst, mehr als bisher in den Vordergrund.
Heute steht nicht nur das Bad im Meer an erster Stelle der Urlaubsmotive, sondern die Besucher suchen Ruhe, Entspannung und Naturerleben, aber auch sportliche Aktivitäten wie Wassersport (Windsurfen, Segeln), Wattwandern, Angeln oder Fahrradfahren. Die Gezeiten spielen für die Urlauber immer wieder eine große Rolle. Die einen genießen die Wattwanderungen, die anderen wollen lieber in der Nordsee schwimmen gehen. Die klimatischen Bedingungen an der Nordseeküste gelten als gesundheitsfördernd. Schon früher nutzten viele Reisende ihren Aufenthalt an der Küste als Kururlaub. Die günstigen Klimafaktoren von Luft, Temperatur, Wasser, Wind und Sonnenstrahlung aktivieren Abwehrkräfte und Kreislauf, stärken das Immunsystem und wirken heilend, insbesondere auf Haut und Atemwege.
Die Nordseeregion bietet günstige Voraussetzungen, sie als zukunftsfähiges Reiseziel zu empfehlen. In der Verantwortung der Reisenden liegt es, sich entsprechend vorzubereiten und geeignete Angebote zu wählen.
Betonblicks am Strand, in denen sich die Touristen drängeln prägen heute weltweit Urlaubsgebiete, die früher einmal natürliche Oasen mit individuellem Flair waren. Nicht erst seit der Diskussion um den Klimawandel wird der Tourismus, insbesondere der Ferntourismus, zu-nehmendkritisiert. Die negativen Folgen auf die Natur und die Individualität von „Land und Leuten“ sind vielerorts nicht zu übersehen. Aber: es gibt genügend Angebote, „anders“ zureisen.
Das Problem: FernWeh-Reisen mit Folgen
Der Tourismus hat sich in den letzten 50 Jahren nach der Öl- und der Automobilindustrie zu einem der größten Wirtschaftszweige der Welt entwickelt und erzielte 2004 nach Angaben der Welttourismusorganisation (WTO) einen Gesamtumsatz von etwa 623 Mrd. US-Dollar. Diese Einnahmen sind allerdings höchst ungleich verteilt: 50 % davon werden in nur 7 Ländern (USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland, Österreich) erzielt, während sich der Rest der Welt (ohne Ostasien/Pazifik) mit nur 5 % der Einnahmen begnügen muss. In den westlichen Industriestaaten werden ca. 11 % der Konsumausgaben für Reisen ausgegeben. Die Zahl der Arbeitsplätze im Tourismus liegt weltweit bei rund 100 Millionen Beschäftigter. Alle Prognosen weisen darauf hin, dass in Zukunft noch mehr Menschen reisen werden als bisher. Die WTO rechnet sogar mit jährlichen Steigerungsraten von 12 %. Doch wo viele Menschen Güter und Angebote nutzen, entsteht ein Gefälle zwischenQualität und Quantität. Gigantische Hotelkomplexe, angelegt für Pauschalreisende, „schmü-
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cken“ heute viele Regionen der Erde, die früher einmal durch weite Strände, Fischerbooteund originäre Flora und Fauna charakterisiert waren.
Natur- und Landschaftserleben gehören zu den wichtigsten Urlaubsmotiven, so dass der Tourismus wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig auf eine intakte Umwelt angewiesen ist. Aber nicht nur die Umwelt leidet unter dem Anstieg des Tourismus, sondern er hat oft auch gravierende Folgen für die einheimische Bevölkerung und deren Kultur. Für die Touristen wird vielfach eine entsprechende Infrastruktur (Hotelanlagen, Straßen sowie Transportmöglichkeiten bis hin zu eigens gebauten Flughäfen) errichtet. Auf Natur, Kultur und traditionelle Strukturen wird dabei häufig keine Rücksicht genommen. Wiederholt wird durch diese Entwicklung das touristische Potenzial der Region selbst beeinträchtigt: Massentourismus und die Umgebung der großen Ferienanlagen sind für viele Erholungssuchende nicht mehr attraktiv.
Kulturelle Auswirkungen
Touristische Anlagen entstehen häufig in abgelegenen Regionen, die bislang eher landwirtschaftlich genutzt wurden. Die Folge kann eine Veränderung traditioneller Strukturen, Konsum- und Werthaltungen sein. Die starke Anpassung an die Erfordernisse der Tourismuswirtschaft führt leicht dazu, dass lokale kulturelle Traditionen nur noch als Show und Inszenierung für die Touristen weitergeführt werden.
Touristen reisen in als solche beworbene und wahrgenommene „exotische Ur-laubsparadiese“undtragen gerade dadurch mit dazu bei, dass die kulturellen Eigenheitendieser Länder zurückgedrängt werden. Das„Fremde“ wird den Wünschen der Gäste und denVorgaben der Reiseveranstalter angepasst und damit letztlich zur Kulisse. Allerdings: Touristen spüren, dass die traditionelle Gastfreundschaft der Einheimischen vielerorts pragmatischem Geschäftssinn gewichenist, beklagen sich über „Touristenfallen“ und über den Ver-lustder Ursprünglichkeit der Region. Das wiederum führt zu einem weiteren Verlust des oftmals ohnehin schon gering ausgeprägten Respekts gegenüber den Einheimischen und ihren Belangen.
Umweltschäden
Klimawandel und Klimaschutz sind zurzeit in aller Munde. Die Folgen des Klimawandels werden immer deutlicher spürbar und die Aussichten für Menschen und die Umwelt erscheinen schwerwiegend. Im Februar 2007 mehrten sich die Schlagzeilen über schmelzende Polkappen, ungewöhnliche Wetterereignisse und in den Zeitungen tauchten Informationen über Treibhausgase, Tipps für ein klimaschonendes Verhalten im Alltag und CO2-Rechner auf. Der Auslöser war ein Bericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), einer Expertengruppe zum Klimawandel. Die globale Erwärmung durch den Menschen gilt als bewiesen. Entsprechend deutlich fallen die Forderungen der Klimaforscher an Politik und Gesellschaft aus. Im Vordergrund der Diskussion stehen insbesondere Bereiche wie Verkehr, energieoptimiertes Bauen, regenerative Energieerzeugung sowie die Erhöhung der Energieeffizienz.
Der Tourismus verursacht einen erheblichen Anteil der Treibhausgas-Emissionen, vor allem durch den grenzüberschreitenden Flugverkehr. Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach Urlaubsreisen noch zunimmt, wobei die Zahl der Menschen, die überhaupt in den Urlaub fahren, den Prognosen folgend nur gering steigt. So stammt die vorausgesagte Zunahme aus vermehrten Zweit- und Drittreisen. In Deutschland machen derzeit zwischen 17 und 19 % der Bevölkerung mehr als eine Urlaubsreise pro Jahr, wobei die Dauer der einzelnen Reise tendenziell abnimmt. Als Transportmittel wird das Flugzeug weiter an Bedeutung gewinnen. Laut einer Prognose des Öko-Instituts aus dem Jahr 2001 nehmen bis 2020 dank technischer Verbesserungen zwar die Emissionen pro Person und Reise bei Flugreisen um rund 25 %, bei Autos um 20 % und in den Unterkünften um 15 % ab. Durch das Wachstum steigen aber insgesamt die Treibhausgas-Emissionen bei Flugfernreisen auf das Doppelte, das sind 61 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente.