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Für viele ist dieses Buch seit Jahren ein wichtiger Leitfaden. Der Autor schildert die vielen Gesichter der Angst, die tiefenpsychologischen Hintergründe und den therapeutischen Weg, der aus den Ängsten herausführt. Anhand von Fallbeispielen, Patientenäußerungen und Träumen, aber auch durch die psychoanalytische Interpretation literarischer Zeugnisse gelingt es dem Autor, die Erscheinungsformen der Angst in einen systematischen Zusammenhang zu stellen. Das Buch ist kenntnisreich und sachlich geschrieben, in seiner Sprache lebendig und konkret. Damit spricht das Werk ärztliche Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialpädagogen, Lehrer sowie Eltern und Betroffene in kompetenter Weise an.
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Seitenzahl: 445
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Für viele ist dieses Buch seit Jahren ein wichtiger Leitfaden. Der Autor schildert die vielen Gesichter der Angst, die tiefenpsychologischen Hintergründe und den therapeutischen Weg, der aus den Ängsten herausführt. Anhand von Fallbeispielen, Patientenäußerungen und Träumen, aber auch durch die psychoanalytische Interpretation literarischer Zeugnisse gelingt es dem Autor, die Erscheinungsformen der Angst in einen systematischen Zusammenhang zu stellen. Das Buch ist kenntnisreich und sachlich geschrieben, in seiner Sprache lebendig und konkret. Damit spricht das Werk ärztliche Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialpädagogen, Lehrer sowie Eltern und Betroffene in kompetenter Weise an.
Dr. med. Holger Bertrand Flöttmann war bis 2014 als Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in Kiel tätig und leitete dort das Wilhelm-Griesinger-Institut.
Holger Bertrand Flöttmann
Angst
Ursprung und Überwindung
7., aktualisierte Auflage
Verlag W. Kohlhammer
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7., aktualisierte Auflage 2015 Alle Rechte vorbehalten © 1989/2015 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
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978-3-17-026146-4
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978-3-17-026147-1
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Vorwort zur 7. Auflage
Einleitung
1 Was ist Angst?
2 Was berichten Menschen, die unter Angst leiden?
3 Definition der Angstneurose und der Phobie
4 Auswirkungen der Angst
4.1 Veränderungen der Verstandesfunktionen
4.2 Veränderungen der Körperfunktionen
4.3 Veränderungen des Verhaltens
a) Angst bewirkt Angriff
b) Angst bewirkt Flucht
c) Angst bewirkt Bindung
5 Äußere Entstehungsbedingungen der Angstneurose
6 Auslösende Situation der Angstsymptomatik
7 Symbiose
7.1 In der Kindheit
7.2 Im Erwachsenenalter
8 Bindungsmechanismen
8.1 Bindung auf der Über-Ich-Ebene
8.2 Bindung auf der Ich-Ebene
a) Mangelnde Unterscheidung zwischen Ich und Du
b) Fehllaufende Kommunikation
c) Umdefinierung der Gefühle
d) Mangelnde Sozialisation
e) Mangelnde Konzentrationsfähigkeit
8.3 Bindung auf der affektiven Ebene
a) Bindung durch Angst
b) Bindung durch Verwöhnung
c) Bindung durch Sexualität
d) Bindung durch Trauer
e) Bindung durch Gewalt
9 Symbiotisches Verhalten
9.1 Angst
9.2 Passives Verhalten
9.3 Überanpassung
9.4 Innere Unruhe und Anspannung
9.5 Ungeduld
9.6 Kränkbarkeit und Wut
9.7 Grandiosität
9.8 Abwertungen
9.9 Depressivität
9.10 Sucht
9.11 Suizidalität
10 Bulimie
10.1 Vorbemerkungen
a) Definition
b) Diagnostische Kriterien der Bulimie
c) Häufigkeit
d) Körperliche Störungen bei Bulimie
10.2 Zwei Fallbeschreibungen
10.3 Bulimie als Ausdruck einer Suchtproblematik
10.4 Bulimie als aggressives Symptom
10.5 Bulimie als Symptom unterdrückter Sexualität
10.6 Bulimie als Symptom von Trauer
10.7 Bulimie als Angstäquivalent
10.8 Das Erbrechen
10.9 Psychodynamik des Symptoms Erbrechen
10.10 Weitere psychische Symptome bei Bulimie
10.11 Therapie der Bulimie
11 Kritische Thesen zur Borderline-Störung
11.1 Zur Genese der Borderline-Störung
11.2 Das Symbiosekonzept
11.3 Typische Symptomenkomplexe der Borderline-Störung
a) Angst
b) Polysymptomatische Neurosen, Phobien
c) Zwangssymptome
d) Bewußtseinsstörungen, Entfremdungserlebnisse
e) Hypochondrie
f) Paranoide Symptome
g) (Polymorph-perverse) Sexualität
h) Erhöhte Aggressivität
i) Charakterstörungen von niederem Strukturniveau
j) Selbstdestruktivität
k) Depression
l) Identitätsstörung
m) Minipsychose
n) Ich-Schwäche
o) Triebhafter Charakter oder mangelnde Impulskontrolle
p) Spaltungsmechanismen
q) Primitive Idealisierung
r) Projektive Identifikation
s) Grandiosität und Allmacht
t) Abwertungen
12 Prüfungsangst
12.1 Definition
12.2 Ursachen
a) Prüfung gleich Reifung
b) Minderwertigkeitsgefühle
c) Prüfer gleich Elternfigur
d) Passivität
e) Zerstreutheit
f) Abwesende Eltern
12.3 Überwindung der Prüfungsangst
13 Infantilität
13.1 Definition
13.2 Zeichen kindlichen Verhaltens
13.3 Fallbeispiele
a) Ach, Kind
b) Ich möchte ein Kind sein
c) Ich bin schnell beleidigt
d) Ich kuschel mit meinem Tier
e) Ich habe fünf Katzen
f) Ich stampfe mit dem Fuß
13.4 Das Verbleiben in der Infantilität
13.5 Wege aus dem infantilen Verhalten
14 Alles verstehen heißt nicht alles verzeihen
14.1 Empathie und Mütterlichkeit
14.2 Konfrontation und Väterlichkeit
14.3 Psychotherapieverfahren mit Abgrenzung
14.4 Folgen einer übersteigerten empathischen Haltung
14.5 Konfrontation in der Therapie
14.6 Träume und Konfrontation
14.7 Formen der Konfrontation
14.8 Ich gehe wieder arbeiten
14.9 Sitzungen mit Ärger waren am intensivsten
14.10 Gefahren der Konfrontation
14.11 Wann ist Konfrontation nicht angezeigt?
14.12 Konfrontation und therapeutischer Erfolg
15 Auflösung der Symbiose und Therapie der Angstneurose
15.1 Stärkung der Ich-Funktion
15.2 Der Zweifel
15.3 Das Auftreten von Symptomen als Ausdruck einer bevorstehenden psychischen Entwicklung
15.4 Strukturiertes Verhalten
15.5 Überwindung der Kontaktstörungen
15.6 Der Prozeß der Trennung und des Abschiednehmens
15.7 Ursprung und Überwindung der Minderwertigkeitsgefühle
15.8 Gestalttherapeutische Methoden
15.9 Verhaltenstherapie
a) Das Aufsuchen der angstauslösenden Situation (Überflutungsmethode)
b) Positives Denken
c) Das Unterbrechen von Grübel- und Angstphantasien
d) Die Korrektur infantiler Verhaltensmuster
e) Hausaufgaben
f) Verträge
g) Arbeitsstörungen
h) Verhaltenstherapeutische Aspekte der Sexualität
15.10 Einzel- oder Gruppentherapie
15.11 Dauer der Therapie
15.12 Vorzeitiger Abbruch der Therapie
15.13 Medikamentöse Behandlung von Angstzuständen
16 Symbiose und Angst vor Sexualität
16.1 Angst und Ekel vor Sexualität und Nähe
16.2 Sexualität und Aggressivität
17 Symbiose und Suizid
17.1 Psychodynamik
17.2 Therapie
18 Traumanalyse
18.1 Der Umgang mit dem Traum
18.2 Träume als diagnostischer Wegweiser
18.3 Träume und Verhaltensänderung
18.4 Träume und Hausaufgaben
18.5 Typische Traumsymbole des Reifungsprozesses
18.6 Die Symbolik des Wassers
18.7 Das Traumsymbol des Parasiten
18.8 Die Angst vor dem Mond
19 Zur Psychoanalyse der Atomangst
19.1 Das Traumsymbol der Atomexplosion
19.2 Die Atomkraft als Symbol der Wandlung
19.3 Das Traumsymbol der Radioaktivität
20 Die Angst vor dem Tod
20.1 Die Angst vor dem Tod in der Kindheit
20.2 Die Angst vor dem Tod anderer
20.3 Die Angst vor dem gewaltsamen Tod
20.4 Die Angst vor dem Tod als der Angst vor der allmächtigen und verschlingenden Mutter
20.5 Der vermeintliche Sieg über den Tod in der Allmacht
a) Im Sport
b) In der darstellenden Kunst
c) In der Medizin
d) In der Verherrlichung des Krieges
20.6 Die Aufgabe des eigenen Selbst und die damit verbundene Angstlosigkeit vor dem Tod
20.7 Der Tod als Symbol der Wiedergeburt und Wandlung
20.8 Die Angst vor dem Tod als Ausdruck von Trennungsangst
20.9 Die Angst vor dem Tod als Angst vor dem orgastischen Erleben
21 Symbiose und Ehe
22 Die Rolle des Vaters
22.1 Das Bild der Eltern lebt
23 Die Angst vor Nähe im Leben des Revolutionärs und Dichters Harro Harring *
23.1 Tod und Trauer in Harrings Kindheit
23.2 Harrings Beziehung zu seinen Eltern
23.3 Harrings Beziehungen zu Frauen
23.4 Harrings Suizidalität
23.5 Harring als missionarischer Revolutionär
24 Was berichten Patienten über Therapieerfolge?
24.1 Wie zeigt sich, daß mein Zug des Lebens in Schwung kommt?
24.2 Wie zeigt sich, daß ich abgrenzungsfähiger geworden bin?
24.3 Wo entwickle ich im Moment meine männliche Seite? Sexualität und Schuldgefühle?
24.4 Was ich erreicht habe
24.5 Was ich noch erreichen will
24.6 Wir haben besseren Sex
24.7 Das Wichtigste in der Therapie
24.8 Die aufrechte Haltung
24.9 Wie zeigt sich, daß ich immer noch zu sehr an meinem Sohn hänge?
24.10 Mehr Lebensfreude
24.11 Ich besiegte meine Ängste
24.12 Die Gruppe schafft Vertrauen
24.13 Früher war ich so passiv
24.14 Ich mag mich leiden
24.15 Ich kämpfe
24.16 Es klappt wieder ohne Angst
24.17 Der Nebel lichtet sich
24.18 Der Horizont erweitert sich
24.19 Ich fühle mich als Mann
24.20 Ich lege Wert auf Sexualität
24.21 Menschen kommen auf mich zu
Stichwortverzeichnis
Ich wünsche dem Leser, der diese 7. Auflage in den Händen hält, dass er sich bereichert fühlt und geleitet sieht.
H. B. Flöttmann, Kiel, Frühjahr 2015
www.wilhelm-griesinger-institut.de
Das Buch gibt Ärzten und Psychotherapeuten wie auch Betroffenen einen theoretischen und praktischen Bezugsrahmen für die Behandlung von Angst, Angstsymptomen und Angstneurosen. Da die Angststörung als eine der häufigsten neurotischen Störungen gilt, ist es für die Helfer und Hilfesuchenden wichtig, diese Krankheit in ihren vielfachen Erscheinungen und Schattierungen zu kennen.
Unter Angst leiden viele Menschen. Sie suchen den Arzt wegen unterschiedlicher Beschwerden auf, die Ausdruck von Angst sind. Angst führt zu zahlreichen psychosomatischen Symptomen. Vor Angst »wird einem schwindelig«, vor Angst kriegt man »Herzklopfen« oder »Durchfall«. Angst macht »kopflos«, sie sitzt einem »im Nacken und auf den Schultern«. Vor Angst wird einem »mulmig und flau«. Angst kann sich hinter diesen Symptomen verbergen. Sie muß sich nicht immer direkt in einem Angstanfall äußern. Oft ist Schwindel allein schon ein Zeichen für Angst. Die Angst und ihre körperlichen Erscheinungen führen wegen der Hartnäckigkeit der Symptome und ihrer Dauer häufig zum Arzt. Der Betroffene selbst weiß meistens nicht, daß hinter seinem Schwindel oder Herzrasen Angst steckt. Es kommt dann für den Haus- oder Facharzt darauf an, den Patienten in einem Gespräch über eine Psychotherapie zu informieren und ihn dazu zu motivieren.
Angst ist ein Gefahrensignal. Sie signalisiert, daß eine Gefahr droht. Die Gefahr kann real sein oder sich lediglich in unserer Phantasiewelt befinden. Bei fast allen Menschen, die sich in ärztliche Behandlung wegen Angst oder wegen ihrer Angstsymptome begeben, handelt es sich um eine nicht reale Angst. Die Angst, die sie haben, entspringt bewußt oder unbewußt einer Vorstellung, die angsterzeugend ist. Es können alle Situationen des Lebens Angst erregen. Alles kann uns Angst machen, so lange wir einer Person oder einem Ding soviel Macht und Kraft zuschreiben, daß sie über uns überhandgewinnen und uns ängstigen. Angst ist bei vielen Menschen ein Produkt ihrer Phantasie. Jedem vernünftigen Menschen leuchtet ein, daß eine Spinne von wenigen Millimetern Durchmessern in Mitteleuropa völlig ungefährlich und harmlos ist. Dennoch gibt es bei uns Menschen, die beim Anblick derartiger Geschöpfe vor Angst weglaufen und schreien.
Reale Angst dagegen tritt in lebensgefährlichen Situationen auf: Geht ein Mensch in ein Kaufhaus, in dem ein Feuer ausbricht, so wird er Angst um sein Leben haben. Er hat die Gefahr des Feuers wahrgenommen, mit den Augen, mit der Nase, vielleicht hat er auch einen Knall gehört. Er wird sich nicht lange überlegen, wie er aus dem Kaufhaus entrinnen kann. Draußen angelangt, werden ihm vor Angst die Knie zittern, sein Herz wird vor Angst pochen. Er wird feststellen, daß er schwitzt, ihm der Angstschweiß ausgebrochen ist. Vielleicht wird er in den folgenden Nächten Angstträume haben, in denen er vor dem Feuer flieht. Der gesunde Mensch wird ein solch einmaliges Erlebnis ohne Schaden überstehen. Dieser Mensch hat reale Angst erlebt. Wir werden Mitleid haben, Mitgefühl empfinden, selber etwas Angst empfinden und denken: »Zum Glück ist mir das nicht passiert.« Niemand käme auf die Idee, zu sagen: »Da brauchst du doch keine Angst zu haben!« Im Gegenteil, hier Angst zu haben, ist lebenswichtig und normal.
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