Angst - Holger Bertrand Flöttmann - E-Book

Beschreibung

Für viele ist dieses Buch seit Jahren ein wichtiger Leitfaden. Der Autor schildert die vielen Gesichter der Angst, die tiefenpsychologischen Hintergründe und den therapeutischen Weg, der aus den Ängsten herausführt. Anhand von Fallbeispielen, Patientenäußerungen und Träumen, aber auch durch die psychoanalytische Interpretation literarischer Zeugnisse gelingt es dem Autor, die Erscheinungsformen der Angst in einen systematischen Zusammenhang zu stellen. Das Buch ist kenntnisreich und sachlich geschrieben, in seiner Sprache lebendig und konkret. Damit spricht das Werk ärztliche Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialpädagogen, Lehrer sowie Eltern und Betroffene in kompetenter Weise an.

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Seitenzahl: 445

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Für viele ist dieses Buch seit Jahren ein wichtiger Leitfaden. Der Autor schildert die vielen Gesichter der Angst, die tiefenpsychologischen Hintergründe und den therapeutischen Weg, der aus den Ängsten herausführt. Anhand von Fallbeispielen, Patientenäußerungen und Träumen, aber auch durch die psychoanalytische Interpretation literarischer Zeugnisse gelingt es dem Autor, die Erscheinungsformen der Angst in einen systematischen Zusammenhang zu stellen. Das Buch ist kenntnisreich und sachlich geschrieben, in seiner Sprache lebendig und konkret. Damit spricht das Werk ärztliche Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialpädagogen, Lehrer sowie Eltern und Betroffene in kompetenter Weise an.

Dr. med. Holger Bertrand Flöttmann war bis 2014 als Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in Kiel tätig und leitete dort das Wilhelm-Griesinger-Institut.

Holger Bertrand Flöttmann

Angst

Ursprung und Überwindung

7., aktualisierte Auflage

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetrageneWarenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

7., aktualisierte Auflage 2015 Alle Rechte vorbehalten © 1989/2015 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print: 978-3-17-026145-7

E-Book-Formate

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur 7. Auflage

Einleitung

1 Was ist Angst?

2 Was berichten Menschen, die unter Angst leiden?

3 Definition der Angstneurose und der Phobie

4 Auswirkungen der Angst

4.1 Veränderungen der Verstandesfunktionen

4.2 Veränderungen der Körperfunktionen

4.3 Veränderungen des Verhaltens

a) Angst bewirkt Angriff

b) Angst bewirkt Flucht

c) Angst bewirkt Bindung

5 Äußere Entstehungsbedingungen der Angstneurose

6 Auslösende Situation der Angstsymptomatik

7 Symbiose

7.1 In der Kindheit

7.2 Im Erwachsenenalter

8 Bindungsmechanismen

8.1 Bindung auf der Über-Ich-Ebene

8.2 Bindung auf der Ich-Ebene

a) Mangelnde Unterscheidung zwischen Ich und Du

b) Fehllaufende Kommunikation

c) Umdefinierung der Gefühle

d) Mangelnde Sozialisation

e) Mangelnde Konzentrationsfähigkeit

8.3 Bindung auf der affektiven Ebene

a) Bindung durch Angst

b) Bindung durch Verwöhnung

c) Bindung durch Sexualität

d) Bindung durch Trauer

e) Bindung durch Gewalt

9 Symbiotisches Verhalten

9.1 Angst

9.2 Passives Verhalten

9.3 Überanpassung

9.4 Innere Unruhe und Anspannung

9.5 Ungeduld

9.6 Kränkbarkeit und Wut

9.7 Grandiosität

9.8 Abwertungen

9.9 Depressivität

9.10 Sucht

9.11 Suizidalität

10 Bulimie

10.1 Vorbemerkungen

a) Definition

b) Diagnostische Kriterien der Bulimie

c) Häufigkeit

d) Körperliche Störungen bei Bulimie

10.2 Zwei Fallbeschreibungen

10.3 Bulimie als Ausdruck einer Suchtproblematik

10.4 Bulimie als aggressives Symptom

10.5 Bulimie als Symptom unterdrückter Sexualität

10.6 Bulimie als Symptom von Trauer

10.7 Bulimie als Angstäquivalent

10.8 Das Erbrechen

10.9 Psychodynamik des Symptoms Erbrechen

10.10 Weitere psychische Symptome bei Bulimie

10.11 Therapie der Bulimie

11 Kritische Thesen zur Borderline-Störung

11.1 Zur Genese der Borderline-Störung

11.2 Das Symbiosekonzept

11.3 Typische Symptomenkomplexe der Borderline-Störung

a) Angst

b) Polysymptomatische Neurosen, Phobien

c) Zwangssymptome

d) Bewußtseinsstörungen, Entfremdungserlebnisse

e) Hypochondrie

f) Paranoide Symptome

g) (Polymorph-perverse) Sexualität

h) Erhöhte Aggressivität

i) Charakterstörungen von niederem Strukturniveau

j) Selbstdestruktivität

k) Depression

l) Identitätsstörung

m) Minipsychose

n) Ich-Schwäche

o) Triebhafter Charakter oder mangelnde Impulskontrolle

p) Spaltungsmechanismen

q) Primitive Idealisierung

r) Projektive Identifikation

s) Grandiosität und Allmacht

t) Abwertungen

12 Prüfungsangst

12.1 Definition

12.2 Ursachen

a) Prüfung gleich Reifung

b) Minderwertigkeitsgefühle

c) Prüfer gleich Elternfigur

d) Passivität

e) Zerstreutheit

f) Abwesende Eltern

12.3 Überwindung der Prüfungsangst

13 Infantilität

13.1 Definition

13.2 Zeichen kindlichen Verhaltens

13.3 Fallbeispiele

a) Ach, Kind

b) Ich möchte ein Kind sein

c) Ich bin schnell beleidigt

d) Ich kuschel mit meinem Tier

e) Ich habe fünf Katzen

f) Ich stampfe mit dem Fuß

13.4 Das Verbleiben in der Infantilität

13.5 Wege aus dem infantilen Verhalten

14 Alles verstehen heißt nicht alles verzeihen

14.1 Empathie und Mütterlichkeit

14.2 Konfrontation und Väterlichkeit

14.3 Psychotherapieverfahren mit Abgrenzung

14.4 Folgen einer übersteigerten empathischen Haltung

14.5 Konfrontation in der Therapie

14.6 Träume und Konfrontation

14.7 Formen der Konfrontation

14.8 Ich gehe wieder arbeiten

14.9 Sitzungen mit Ärger waren am intensivsten

14.10 Gefahren der Konfrontation

14.11 Wann ist Konfrontation nicht angezeigt?

14.12 Konfrontation und therapeutischer Erfolg

15 Auflösung der Symbiose und Therapie der Angstneurose

15.1 Stärkung der Ich-Funktion

15.2 Der Zweifel

15.3 Das Auftreten von Symptomen als Ausdruck einer bevorstehenden psychischen Entwicklung

15.4 Strukturiertes Verhalten

15.5 Überwindung der Kontaktstörungen

15.6 Der Prozeß der Trennung und des Abschiednehmens

15.7 Ursprung und Überwindung der Minderwertigkeitsgefühle

15.8 Gestalttherapeutische Methoden

15.9 Verhaltenstherapie

a) Das Aufsuchen der angstauslösenden Situation (Überflutungsmethode)

b) Positives Denken

c) Das Unterbrechen von Grübel- und Angstphantasien

d) Die Korrektur infantiler Verhaltensmuster

e) Hausaufgaben

f) Verträge

g) Arbeitsstörungen

h) Verhaltenstherapeutische Aspekte der Sexualität

15.10 Einzel- oder Gruppentherapie

15.11 Dauer der Therapie

15.12 Vorzeitiger Abbruch der Therapie

15.13 Medikamentöse Behandlung von Angstzuständen

16 Symbiose und Angst vor Sexualität

16.1 Angst und Ekel vor Sexualität und Nähe

16.2 Sexualität und Aggressivität

17 Symbiose und Suizid

17.1 Psychodynamik

17.2 Therapie

18 Traumanalyse

18.1 Der Umgang mit dem Traum

18.2 Träume als diagnostischer Wegweiser

18.3 Träume und Verhaltensänderung

18.4 Träume und Hausaufgaben

18.5 Typische Traumsymbole des Reifungsprozesses

18.6 Die Symbolik des Wassers

18.7 Das Traumsymbol des Parasiten

18.8 Die Angst vor dem Mond

19 Zur Psychoanalyse der Atomangst

19.1 Das Traumsymbol der Atomexplosion

19.2 Die Atomkraft als Symbol der Wandlung

19.3 Das Traumsymbol der Radioaktivität

20 Die Angst vor dem Tod

20.1 Die Angst vor dem Tod in der Kindheit

20.2 Die Angst vor dem Tod anderer

20.3 Die Angst vor dem gewaltsamen Tod

20.4 Die Angst vor dem Tod als der Angst vor der allmächtigen und verschlingenden Mutter

20.5 Der vermeintliche Sieg über den Tod in der Allmacht

a) Im Sport

b) In der darstellenden Kunst

c) In der Medizin

d) In der Verherrlichung des Krieges

20.6 Die Aufgabe des eigenen Selbst und die damit verbundene Angstlosigkeit vor dem Tod

20.7 Der Tod als Symbol der Wiedergeburt und Wandlung

20.8 Die Angst vor dem Tod als Ausdruck von Trennungsangst

20.9 Die Angst vor dem Tod als Angst vor dem orgastischen Erleben

21 Symbiose und Ehe

22 Die Rolle des Vaters

22.1 Das Bild der Eltern lebt

23 Die Angst vor Nähe im Leben des Revolutionärs und Dichters Harro Harring *

23.1 Tod und Trauer in Harrings Kindheit

23.2 Harrings Beziehung zu seinen Eltern

23.3 Harrings Beziehungen zu Frauen

23.4 Harrings Suizidalität

23.5 Harring als missionarischer Revolutionär

24 Was berichten Patienten über Therapieerfolge?

24.1 Wie zeigt sich, daß mein Zug des Lebens in Schwung kommt?

24.2 Wie zeigt sich, daß ich abgrenzungsfähiger geworden bin?

24.3 Wo entwickle ich im Moment meine männliche Seite? Sexualität und Schuldgefühle?

24.4 Was ich erreicht habe

24.5 Was ich noch erreichen will

24.6 Wir haben besseren Sex

24.7 Das Wichtigste in der Therapie

24.8 Die aufrechte Haltung

24.9 Wie zeigt sich, daß ich immer noch zu sehr an meinem Sohn hänge?

24.10 Mehr Lebensfreude

24.11 Ich besiegte meine Ängste

24.12 Die Gruppe schafft Vertrauen

24.13 Früher war ich so passiv

24.14 Ich mag mich leiden

24.15 Ich kämpfe

24.16 Es klappt wieder ohne Angst

24.17 Der Nebel lichtet sich

24.18 Der Horizont erweitert sich

24.19 Ich fühle mich als Mann

24.20 Ich lege Wert auf Sexualität

24.21 Menschen kommen auf mich zu

Stichwortverzeichnis

Vorwort zur 7. Auflage

Ich wünsche dem Leser, der diese 7. Auflage in den Händen hält, dass er sich bereichert fühlt und geleitet sieht.

H. B. Flöttmann, Kiel, Frühjahr 2015

www.wilhelm-griesinger-institut.de

Einleitung

Das Buch gibt Ärzten und Psychotherapeuten wie auch Betroffenen einen theoretischen und praktischen Bezugsrahmen für die Behandlung von Angst, Angstsymptomen und Angstneurosen. Da die Angststörung als eine der häufigsten neurotischen Störungen gilt, ist es für die Helfer und Hilfesuchenden wichtig, diese Krankheit in ihren vielfachen Erscheinungen und Schattierungen zu kennen.

Unter Angst leiden viele Menschen. Sie suchen den Arzt wegen unterschiedlicher Beschwerden auf, die Ausdruck von Angst sind. Angst führt zu zahlreichen psychosomatischen Symptomen. Vor Angst »wird einem schwindelig«, vor Angst kriegt man »Herzklopfen« oder »Durchfall«. Angst macht »kopflos«, sie sitzt einem »im Nacken und auf den Schultern«. Vor Angst wird einem »mulmig und flau«. Angst kann sich hinter diesen Symptomen verbergen. Sie muß sich nicht immer direkt in einem Angstanfall äußern. Oft ist Schwindel allein schon ein Zeichen für Angst. Die Angst und ihre körperlichen Erscheinungen führen wegen der Hartnäckigkeit der Symptome und ihrer Dauer häufig zum Arzt. Der Betroffene selbst weiß meistens nicht, daß hinter seinem Schwindel oder Herzrasen Angst steckt. Es kommt dann für den Haus- oder Facharzt darauf an, den Patienten in einem Gespräch über eine Psychotherapie zu informieren und ihn dazu zu motivieren.

1 Was ist Angst?

Angst ist ein Gefahrensignal. Sie signalisiert, daß eine Gefahr droht. Die Gefahr kann real sein oder sich lediglich in unserer Phantasiewelt befinden. Bei fast allen Menschen, die sich in ärztliche Behandlung wegen Angst oder wegen ihrer Angstsymptome begeben, handelt es sich um eine nicht reale Angst. Die Angst, die sie haben, entspringt bewußt oder unbewußt einer Vorstellung, die angsterzeugend ist. Es können alle Situationen des Lebens Angst erregen. Alles kann uns Angst machen, so lange wir einer Person oder einem Ding soviel Macht und Kraft zuschreiben, daß sie über uns überhandgewinnen und uns ängstigen. Angst ist bei vielen Menschen ein Produkt ihrer Phantasie. Jedem vernünftigen Menschen leuchtet ein, daß eine Spinne von wenigen Millimetern Durchmessern in Mitteleuropa völlig ungefährlich und harmlos ist. Dennoch gibt es bei uns Menschen, die beim Anblick derartiger Geschöpfe vor Angst weglaufen und schreien.

Reale Angst dagegen tritt in lebensgefährlichen Situationen auf: Geht ein Mensch in ein Kaufhaus, in dem ein Feuer ausbricht, so wird er Angst um sein Leben haben. Er hat die Gefahr des Feuers wahrgenommen, mit den Augen, mit der Nase, vielleicht hat er auch einen Knall gehört. Er wird sich nicht lange überlegen, wie er aus dem Kaufhaus entrinnen kann. Draußen angelangt, werden ihm vor Angst die Knie zittern, sein Herz wird vor Angst pochen. Er wird feststellen, daß er schwitzt, ihm der Angstschweiß ausgebrochen ist. Vielleicht wird er in den folgenden Nächten Angstträume haben, in denen er vor dem Feuer flieht. Der gesunde Mensch wird ein solch einmaliges Erlebnis ohne Schaden überstehen. Dieser Mensch hat reale Angst erlebt. Wir werden Mitleid haben, Mitgefühl empfinden, selber etwas Angst empfinden und denken: »Zum Glück ist mir das nicht passiert.« Niemand käme auf die Idee, zu sagen: »Da brauchst du doch keine Angst zu haben!« Im Gegenteil, hier Angst zu haben, ist lebenswichtig und normal.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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