Annes abenteuerliche Weihnacht mit Pia und Rita - Romhilde Veronika Albrecht - E-Book

Annes abenteuerliche Weihnacht mit Pia und Rita E-Book

Romhilde Veronika Albrecht

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Beschreibung

Weihnachtsvorbereitung ohne Stress. Denkste! Für den sorgt Klein-Anne, indem sie ihrer Familie durch ihre verrückte Idee, zwei Wildkaninchen zu retten, zusätzliche Arbeit aufhalst. Oh, die Nerven ihrer Eltern und erst ihrer Großeltern. Am leidtragensten ist Annes Opa, weil der ihr immer nur nachgibt. Das bringt ihm noch zusätzlichen Ärger mit der Oma ein. Die hat die Nase voll, von dem ganzen Karnikeltheater. Dann noch die zusätzliche Anstrengung von Früh bis Spät immer lieb und gut zu sein damit die Weihnachtsstimmung nicht kippt. Schließlich soll Weihnachten in liebevoller Einigkeit und Frieden im Kreis der Familie gefeiert werden. Neben den vorweihnachtlichen Aktivitäten von Annes Familie, wird die ganze Wildkaninchenrettungsaktion aus der Sicht von zwei Wildkaninchen erzählt. Für Pia und Rita, die zwei Häschen, war Annes Idee sie zu retten schon sehr wichtig. Wer weiß, ob sie den Winter überlebt hätten. Dann gibt es auch noch den Heinz Rabe, der schlaue Vogel schließt sich den Hasen an und hat von dem Augenblick an, keine Futtersorgen mehr. Schließlich wird das Weihnachtsfest für Mensch und Tier zu einem wunderbaren Erlebnis, bei dem Alle glücklich sind.

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Seitenzahl: 193

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Romhilde Veronika Albrecht

Annes abenteuerliche Hasenweihnacht

Mit Pia und Rita

© 2021 Romhilde Veronika Albrecht

Verlag und Druck: tredition GmbH, Hamburg

Cover:

Romhilde Veronika Albrecht

Illustrationen: Romhilde Veronika Albrecht

ISBN

Softcover:

978-3-347-46894-8

Hardcover:

978-3-347-46899-3

e-Book:

978-3-347-46902-0

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Im Haus von Annes Familie

Ein Hasenbau hinter dem Garten

Eine Rodelfahrt zur Kita ins Dorf

Anne streitet mit ihrem Opa

Erster Wildkaninchenrettungsversuch

Oma regelt alles

Im Hasenbau

Im Wohnhaus

Im adventgeschmückten Wohnzimmer

Am nächsten Morgen vor der Kirche im Dorf

Am gleichen Morgen bei Anne und ihrer Familie

Zur gleichen Zeit im Hasenbau

Im Gemeindehaus der Pfarrei

Nach dem Gemeindefest

Ein neuer Tag im Hasenbau

Fuchs Richard

Bekanntschaft mit Heinz Rabe

Am Frühstückstisch im Haus

Oma reicht es

Große Aufräumaktion im Hühnerstall

Pia und Rita verlassen ihren Hasenbau

Heinz Rabe bleibt bei den Hasen

Im Kindergarten ist Weihnachtsprogramm

Eine gelungene Hasenrettung

Beim alten Hühnerstall

Anne versorgt ihre Kuschelhäschen

Das Tannenbaumaufstellen

Wo ist das EngelskostüM?

Endlich Heiliger Abend

Eine Bescherung für die Tiere

Annes Bescherung mit Überraschung

Im Hühnerstall bei Rita, Pia und Heinz

Annes abenteuerliche Weihnacht mit Pia und Rita

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Im Haus von Annes Familie

Im Hühnerstall bei Rita, Pia und Heinz

Annes abenteuerliche Weihnacht mit Pia und Rita

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Im Haus von Annes Familie

Türenknallen und Geräusche von Stiefeln, die abgeklopft wurden. „Brrrrrr, so ein verrückter Winter dieses Jahr. Vor ein paar Tagen noch Regen und plötzlich der viele Schnee“, rief eine fröhliche Stimme laut, damit es auch jeder mitbekam, aus dem Flur zur Küche hin.

„Musst du immer Krawall machen, wenn du ins Haus kommst“, schimpfte eine weibliche Stimme aus derselben in den Flur hinaus.

„Vergiss nicht, deine Stiefel auf den Scheuerlappen zu stellen“, ging es mit Ermahnungen weiter.

„Sonst musst du nachher den Flur noch einmal wischen, wenn der Schnee, den du bestimmt wieder mit hereingeschleppt hast, taut. Ich habe heute Morgen schon alles sauber gemacht.“

Nach dieser Ansprache, vernahm man aus dem Flur die Geräusche von Jemandem, der sich von seinem Schuhwerk und seiner dicken Winterjacke befreite. Anschließend leises Türenklappen von einem Schränkchen, in dem die Pantoffeln aufbewahrt wurden. Dann schlurften Schritte in Richtung Küche und ein lachendes Gesicht schaute um den Türrahmen herum durch die offene Tür hinein.

„Einen schönen guten Morgen an meine beiden Lieblingsfrauen. Darf man sich denn zu euch beiden gesellen und noch eine Tasse Kaffee erbetteln?“

Von der Eckbank am Küchentisch kam ein Kichern. „Aber Opi. Ich bin doch nicht deine Frau. Das ist doch die Omi.“

„Weiß ich doch mein Spatz. Ich mach doch nur meinen Spaß mit dir. Komm, gib deinem Opa ein Guten-Morgen-Küsschen.“

„Nein. Du bist ganz kalt.“ Anne kicherte weiter und rückte von ihrem Opa ein wenig ab. Opa lachte mit und sah zu seiner Frau, die mit dem Geschirr hantierte und forderte seinen Morgenkaffee. Zu diesem war er noch nicht gekommen, weil er den Hof und die Gartenwege vom frisch gefallenen Schnee befreien musste.

Die Antwort seiner besseren Hälfte bestand darin, dass der alle wäre. Er hatte schließlich die Tatsache, dass der Frühstückstisch gedeckt war und alle auf ihn warteten, trotz mehrmaligem Rufen, völlig ignoriert. Nun sollte er erst einmal, wie versprochen, seine Enkeltochter in die Kita bringen, damit wenigstens die zu ihrem Frühstück nicht zu spät käme.

Danach würde sie sich noch einmal dazu überreden lassen und frischen Kaffee aufbrühen. Anne war inzwischen von der Bank heruntergehopst und in den Flur gelaufen, um sich anzuziehen.

Ihr Opa erhob sich seufzend und enttäuscht wegen des fehlenden, ersehnten Kaffees und ging Anne in den Flur nach. Dort zog er sich seine Arbeitsstiefel, die er gerade wie befohlen abgestellt hatte, wieder über seine Füße.

„Was willst du denn mit den alten Tretern?“ Annes Oma, die den beiden in den Flur gefolgt war, um zu kontrollieren, dass Anne sich auch richtig warm anzog, sah kopfschüttelnd ihren Mann an. „Mit denen kannst du doch nicht Auto fahren.“

„Tja, mit dem Auto geht es ja heute auch nicht in den Kindergarten.“ Nach dieser Ansage genoss er augenblicklich die volle Aufmerksamkeit der beiden weiblichen Personen im Flur. Auf eine genauere Erklärung wartend, sahen die zwei ihn gespannt an. Er ließ sich aber Zeit und zog sich besonders langsam an. Annes Oma unterbrach die Spannung und wollte von ihm wissen, ob er etwa vorhat, mit seiner Enkeltochter hinunter ins Dorf zum Kindergarten zu laufen.

„Nein“, kam als knappe Antwort zurück.

Das Nein brachte Anne dazu, an Opas Jacke zu zerren, um endlich zu erfahren, wie sie in die Kita kommt. Laufen wollte sie nicht, was sie sehr deutlich zum Ausdruck brachte.

„Brauchst du auch nicht, denn gleich kommt eine große Vorweihnachtsüberraschung.“ Opa lachte hinunter in Annes neugierige Gesicht und dann seine Frau an.

„Ich habe vor ein paar Tagen den alten Hörnerschlitten im Schuppen gefunden und mit dem fahre ich Anne ins Dorf hinunter.“

„Au fein.“ Anne hüpfte vor Freude im Flur herum und riss beinahe Omas Nussknacker-Parade vom Schuhschränkchen, welches ihr Opa gerade noch rechtzeitig verhindern konnte.

„Du spinnst doch.“ Annes Oma stemmte ihre Hände in die Hüften und legte los. „Was soll dieser Opa-Blödsinn schon wieder? Mit dem Schlitten kommst du nicht rechtzeitig in die Kita und gefährlich ist es auf der Straße sowieso bei dem Schnee und der Glätte.“

„Wer sagt denn, dass ich mit Anne und dem Schlitten die Straße lang will? Ich weiß auch, dass das viel zu lange dauert und zu gefährlich ist. Das braucht mir keiner vorzubeten.“ Annes Opa war inzwischen startklar und brauchte nur noch seine Bummelmütze aufzusetzen.

„Wo wollen wir denn mit dem Schlitten in die Kita fahren?“ Anne sah neugierig ihren Opa an. Oma ebenfalls neugierig meinte, dass sie das jetzt auch sehr interessieren würde. Annes Opa sah grinsend von seiner Enkeltochter zu seiner Frau und wieder zurück.

Dann wollte er, dass die beiden es erraten sollten, wozu weder Anne noch deren Oma Lust hatten.

„Na was denkt ihr denn, warum ich heute Morgen schon durch den Garten hinaus zur alten Kuhweide Bahne gemacht habe? Ich habe gerackert, weil wir heute über die Wiese mit dem Schlitten runter ins Dorf fahren. Da sind wir ruckzuck da.

Das wird zwar bei diesem Schnee ein bisschen beschwerlich wieder raufzukommen, aber schaffen werde ich das allemal.“

„Hurra!“ Anne drückte vor Begeisterung ihren Opa ab und meinte, dass er der beste Opa mit den allerbesten Überraschungen sei.

„Ja mit Überraschungen kommt er immer aus dem Hinterhalt. Aber nichts da“, schimpfte Annes Oma und fuchtelte erregt mit ihren Händen herum. Dabei brachte sie selbst ihre Nussknacker auf dem Schränkchen in Gefahr. „Diesen Unsinn lässt du schön sein. Du ziehst sofort deine anderen Schuhe an und fährst Anne mit dem Auto.“

„Nein Opi fährt mich mit dem Schlitten über die Wiese in den Kindergarten. Er hat die besten Ideen.“ Anne schlug sich auf die Seite ihres Opas. Oma wusste sofort, dass sie verloren hatte und kein weiteres Argument von ihrer Seite gegen die Schlittenfahrt überzeugen würde.

„Meinetwegen“, gab sie seufzend nach, „dann macht was ihr wollt. Aber wenn was schief geht, wie meistens, wenn ihr zwei etwas ausheckt, dann gibt es richtig Theater.

Egal, ob Weihnachten ist oder nicht.“ Sie ließ nach dieser Drohung, das Opa-Enkeltochter-Gespann im Flur alleine und ging in ihr Küchenrevier zurück.

Dort nahm sie sich vor, die ganze Sache durch das Küchenfenster, welches in den Garten hinausging, zu beobachten.

Man konnte aus diesem Fenster nicht nur einen großen Teil des Gartens überblicken, sondern sah noch darüber hinaus auf die große Wiese, die an diesem Morgen die Bühne für das große Spektakel werden sollte.

Während sie sich gespannt und neugierig am Fenster postierte, sah sie eine fröhliche Anne vor ihrem Opa durch den verschneiten Garten zum hinteren Gartentor hüpfen. Durch dieses Tor gelangt man auf eine große Wiese und den anschließenden Wald.

Annes Opa machte erst einmal einen Abstecher zum Schuppen, um kurze Zeit später mit einem großen Hörnerschlitten zu erscheinen. Plötzlich stoppte er, schlug sich an seine Stirn und ließ den Schlitten mitten auf dem Gartenweg stehen.

Er drehte sich um und ging zum Haus zurück. Annes Oma hörte auf ihrem Lauschposten, wie die hintere Tür zum Flur leise auf- und nach einer Weile ebenso leise wieder zuging.

Schnellen Schrittes kam ihr Mann wieder in ihr Blickfeld und hatte dieses Mal Annes kleine Tasche mit deren Frühstück in der Hand. Aha, dachte sie sich, das geht schon gut los. Mal sehen, was weiter passiert.

So, jetzt ist er endlich bei Anne und die muss auch noch in den Schnee fallen. Ach du je. Hoffentlich hat die kleine Maus sich nicht wehgetan. Na, ich warte erst einmal ab, ehe ich mich einmische.

Dass ich heute Morgen noch gebraucht werde, ist so sicher wie in ein paar Tagen Weihnachten kommt.

Ein Hasenbau hinter dem Garten

„Ich friere“, wisperte Pia und kroch zitternd tiefer in den feuchten Laubhaufen hinein, den sie mit ihrer Schwester als Schlaflager benutzte. Rita, ihre Schwester seufzte als Antwort ebenfalls tief auf und meinte, dass sie auch frieren würde und Pia nicht immer jammern sollte. Die beiden kuschelten sich daraufhin, in der Hoffnung sich gegenseitig zu wärmen, noch fester aneinander. Pia fing ein paar Minuten später, in der Annahme, dass Rita schläft, ganz leise mit Weinen an.

Rita schlief aber noch nicht. Sie dachte gerade angestrengt darüber nach, wie man aus der derzeitigen Situation, ohne großen Schaden zu nehmen, wieder aus ihrem Bau herauskommen konnte.

Denn zu ihrem Hasenpech war der Ausgang von ihrem in Eile gebuddelten Bau versperrt. In den vergangenen Tagen hatte es sehr viel geschneit und zwischendurch sogar einmal geregnet. Dann wurde es plötzlich bitterkalt und der Schneematsch, der durch den Regen in den Hasenbau hineingerutscht war, war zu einer festen Eismasse gefroren. Die feuchte Erde und der Schnee rings um den Hasenbau herum leider auch.

Die beiden Hasenmädchen konnten nicht mehr nach draußen und saßen in ihrem Bau fest. Rita, die schlauere der beiden Hasenschwestern, fand bisher immer einen Ausweg, wenn es ums Überleben ging. Ja und Pia, die nicht gerne nachdachte, verließ sich in jeder noch so schwierigen Situation auf ihre Schwester. Aber gerade jetzt, beim anstrengenden Nachdenken auf der Suche nach einem Rettungsweg, störte Rita das unentwegte Schluchzen Pias.

Genervt stieß sie ihrer Schwester in die Seite. „Sei endlich ruhig und versuche ein wenig zu schlafen.“

„Kann nicht“, heulte die, nachdem sie merkte, dass sich Rita auf sie konzentrierte, erst recht los.

„Warum denn nicht? Ein bisschen wärmer wird es doch langsam. Wir müssen nur eng zusammen liegen bleiben.“

„Rita“, jammerte Pia nervig weiter, „Ich friere und Hunger habe ich auch noch. Sehr großen sogar.“

Weil ihre Schwester Rita, auf die Tatsache, dass sie sogar Hunger hatte, nicht reagierte, schniefte Pia ein paarmal ganz lang und tief durch ihr Hasennäschen, ehe sie weiter lamentierte. „Wir waren seit wer weiß wie lange nicht mehr draußen vor dem Bau und es ist bestimmt schon wieder ein ganzer oder sogar mehrere Tage vorbei.“

„Kann sein, wissen wir aber nicht. Lass mich jetzt bitte in Ruhe weiter nachdenken.“

Rita war auch sehr hungrig, aber das wollte sie auf keinem Fall vor ihrer Schwester zugeben, damit die nicht noch trauriger wurde. Pia war ihre Lieblingsschwester, um die sie sich, solange sie auf der Welt und etwas größer waren, immer rührend kümmerte. Nachdem Rita und Pia ungewollt und überstürzt ihren Elternbau verlassen mussten, blieben die beiden Schwestern unzertrennlich. Rita brachte es einfach nicht übers Herz, die kleine Pia alleine zu lassen.

Sie blieb ihr immer treu an ihrer Seite. Obwohl es eher anders herum war, denn Pia war immer da, wo auch Rita war.

Rita war es recht, denn Anhängsel Pia hätte es sowieso niemals geschafft, alleine zu überleben. Die konnte kaum genießbares von ungenießbarem Futter unterscheiden. Denn die war unglaublich verfressen und schluckte alles hinunter, was ihr vors Näschen kam. Dazu kam noch, dass sie in ihrer Gutmütigkeit nicht einmal Feinde von nahem erkennen würde. Außer Richard. Den hatte sie schon kennen und fürchten gelernt.

„Wenn du Hunger hast, Pia“, schlug ihr Rita nach einem Weilchen vor, „dann knabbre ein wenig an dem Laub herum, auf dem wir liegen.“

„Nein das kann ich nicht mehr“, heulte Pia wieder los. „Ich habe es schon probiert. Das Laub ist nass und schmeckt irgendwie faulig und außerdem ist es gerade unser Bett.“

Rita, inzwischen völlig ratlos, versuchte ihre Schwester trotzdem weiter zu trösten.

„Es stimmt ja alles, was du sagst. Aber im Notfall geht es schon und höre jetzt endlich auf zu weinen, Pia. Bitte. Mir ist bis jetzt immer etwas zu unserer Rettung eingefallen. Ich brauche nur etwas Ruhe zum Nachdenken. Versuche ein wenig zu schlafen, da merkst du den Hunger nicht mehr so sehr. Eine Lösung, wie wir wieder nach draußen können, finde ich schon noch. Du weißt doch auch, dass wir sogar jetzt in der Kälte noch genug Futter für uns finden können.“ Rita machte eine kurze Pause und stupste Pia sachte an, damit diese sich beruhigte, ehe sie wieder sprach.

„Wenn wir endlich wieder aus unserem Bau an die Luft können, kratzen wir ein großes Loch in den Schnee hinein.“

„Und dann werden wir uns an dem Gras, welches darunter steht, satt essen. Selbst wenn es vertrocknet oder gefroren ist, schmeckt es noch gut. Außerdem können wir an der Rinde und den Knospen von den Büschen, die hier in der Nähe wachsen, herumknabbern. Genauso wie die Eichhörnchen. Baumrinde schmeckt auch und macht ebenfalls satt.“

Pia wusste, dass ihre Schwester, was Futter anging, Recht hatte und beruhigte sich trotz Magenknurrens allmählich und schnüffelte leise in das nasse Laub hinein.

„Du denkst, wir schaffen es bald hier heraus und kommen wieder auf an die Luft?“, wollte sie trotzdem noch einmal von Rita bestätigt haben.

„Natürlich schaffen wir beide es wieder nach draußen, du Dummerchen.

Nun sei aber endlich ruhig, sonst fällt mir wirklich nichts mehr ein, denn durch dein Gejammer und deine Fragerei werde ich ständig abgelenkt.“

„Tut mir leid“, entschuldigte sich Pia bei Rita, denn höflich war sie zu ihrer Schwester. „Ich versuche jetzt ruhig zu bleiben, versprochen.“

Nach diesem Versprechen wühlte sie nur noch ein bisschen herum, um eine bequeme Schlafstellung zu bekommen.

Rita, die noch ein bisschen nachdenken wollte, war froh, dass Pia endlich einschlief. Die Luft im Bau wurde langsam stickig und Kleinpia war vor lauter Hunger kurz vor dem Durchdrehen.

Aber so ein anstrengendes Nachdenken und Grübeln macht mit der Zeit genauso müde wie an frischer Luft Herumtollen.

An Pia gekuschelt schlief Rita ebenfalls erschöpft ein. Man hörte jetzt nur noch das gleichmäßige Atmen der beiden Hasenschwestern, bis Rita nach ein paar Minuten Schlaf mit einem lauten „Au“ von dem nassen Laubhaufen, auf dem sie gerade gelegen hatte, aufsprang.

Noch ganz benommen vom Schlaf und schlechten Träumen rieb sie ihr schmerzendes Ohr. „Warum hast du in mein Ohr gebissen?“, schimpfte sie, nachdem sie vollständig zu sich gekommen war, ihre Schwester Pia an.

Pia sprang von Ritas lautem Schrei erschrocken auf und verstand erst gar nicht, was die von ihr wollte. „Weil, weil“, stotterte sie.

„Was meinst du damit, ich hätte in dein Ohr gebissen?“

Pia versuchte Rita zu erkennen. Was sich als schwierig erwies, denn in dem Bau war es stockdunkel.

„Na du. Du hast gerade in mein Ohr gebissen.“ Rita war sauer. „Es tut sehr weh.

„Oh, das tut mir, das tut mit wirklich leid“, stotterte Pia, bis sie endlich verstand, was Rita meinte. „Aber ich habe doch nicht in dein Ohr gebissen. So etwas mache ich bestimmt nicht.“ Pia verstand nicht, warum ihre Schwester so etwas behauptete.

Rita, die immer noch die schmerzende Stelle an ihrem Ohr rieb, wurde versöhnlicher.

„Wer soll mich denn sonst gebissen haben? Vielleicht hast du schlechte Träume gehabt?“ Langsam hoppelte sie wieder zu Pia und dem Laubhaufen zurück.

„Ich habe keine schlechten Träume gehabt“, antwortete diese maulend.

„Meine Träume waren sehr schön. Gerade habe ich in saftiges Gras gebissen, da werde ich durch dein lautes Schreien munter.“

„Siehst du, da haben wir es. Du hast im Traum ins Gras gebissen, aber in Wirklichkeit in mein Ohr.“

„Oh je.“ Pia verstand nun endlich. „Entschuldige bitte. Das war nicht meine Absicht gewesen.“

„Ist schon gut. Der Schmerz lässt langsam nach.“ Rita legte ihre Pfote auf Pias Rücken, um diese zu beruhigen. Die beiden Hasenmädchen lagen dann ein Weilchen still nebeneinander und jede hing ihren Gedanken nach.

„Rita?“ Pia stupste, nachdem es ihr zu langweilig wurde, ihre Schwester vorsichtig an.

„Ja, was ist denn jetzt schon wieder?“

„Tut dein Ohr noch sehr weh?“

„Nein.“

„Darf ich dich noch etwas fragen?“

„Ja.“

„Hast du auch Hunger?“

„Ja, natürlich habe ich auch Hunger“, Rita seufzte laut auf und hoppelte noch einmal im Dunkeln aus dem Laubhaufen heraus. Nach einer kleinen stillen Pause wandte sie sich wieder ihrer Schwester zu.

„Hör mal Pia, ich kann doch nichts dafür, dass unser Bau so sehr eingeschneit ist. Wie du selber weißt, habe ich schon ein paarmal versucht, den gefrorenen Schneematsch, der hier hereingerutscht ist, mit meinen Krallen wegzukratzen. Aber leider ist der so hart gefroren, wie das Eis von dem Bach, an dem wir neulich waren.

Die wenigen Krümel, die ich wegkratzen konnte, sind hierher in unser Nest gerollt und durch unsere Wärme geschmolzen. Deswegen ist das Laub in unserer Schlafecke so nass geworden.“

„Das weiß ich doch auch. Du brauchst es mir nicht immer wieder vorzuwerfen. Aber bitte, Rita“, bettelte Pia weiter.

„Du bist größer und kräftiger als ich. Bitte versuche es noch einmal. Vielleicht ist der Schnee jetzt nicht mehr ganz so hart. Ich will endlich hier raus.“

„Na gut du Quälgeist“, gab Rita wieder nach. „Ich versuche es noch einmal, damit du endlich Ruhe gibst. Und Pia, noch etwas. Ich werfe dir gar nichts vor.“

Rita hatte allerdings nicht viel Hoffnung, den Ausgang frei zu bekommen.

Aber das behielt sie auch wieder für sich und hoppelte zum verschneiten Ausgang hin. In der Dunkelheit verfehlte sie diesen und musste erst ein bisschen herumsuchen bis sie den harten Schnee unter ihren Pfoten spürte.

Sofort machte sie sich an die Arbeit, den Ausgang freizukratzen, doch ihre Krallen konnten auch dieses Mal, wie erwartet, nicht viel ausrichten. Trotzdem gab sie nicht auf und versuchte das Eis wegzukratzen. Nach einer Weile erfolglosem Bemühen, bemerkte sie plötzlich Pia neben sich. Die war zu ihr heran gehoppelt und half mit dem Ausgang frei zu bekommen. Aber vergebens.

Nachdem den beiden Hasenmädchen, nun auch noch ihre Pfoten wehtaten, mussten sie erst einmal aufgeben und hoppelten ohne ein Wort zu sprechen zurück zum Nest und hockten sich eng aneinander gekuschelt traurig hin.

„Wir müssen einfach abwarten“, meinte Rita nach ein paar Minuten in die Stille hinein. „Vielleicht wird es draußen wärmer und der Schnee taut weg.“

Pia fand in den Worten ihrer Schwester keinen Trost und heulte wieder einmal laut los. Rita ermahnte ihre Schwester dieses Mal nicht mehr zur Ruhe. Es war sowieso zwecklos. Sie überließ die Heulerei ihrer Schwester und döste eine Weile still vor sich hin, als sie plötzlich außerhalb ihres Baues eine Stimme hörte.

„Pst, leise Pia“, flüsterte sie dieser, voller Aufregung und völlig wach ins Ohr.

„Da kommt wer. Sei endlich einmal ruhig und höre genau hin. Hoffentlich ist das draußen nicht Richard.“ Pia wurde vor Schreck augenblicklich still und drängte sich noch dichter an Ritas Seite. „Denkst du er hat uns gefunden?“ flüsterte sie ganz leise und vor Angst zitternd.

„Ich mache dir ungern Angst, Pia“, flüsterte Rita zurück.

„Aber wenn Richard uns hier entdeckt hat, dann sind wir selber Futter. Horch, da ist er schon.“

Mit Ritas Selbstbeherrschung war es auch vorbei. Sie tat es ihrer Schwester nach und fing selbst vor Angst zitternd, leise mit Weinen an.

Tatsächlich drang von außerhalb, eine Stimme bis zu den zwei ängstlichen Häschen in den Bau hinein. Die beiden Hasenmädchen hörten mit ihrer Heulerei auf und lauschten, am ganzen Körper angespannt, nach draußen. Endlich holten sie erleichtert tief Luft und beruhigten sich sofort wieder. Denn sie hörten nicht Richard draußen vor ihrem Bau herumschnüffeln, sondern mit großer Erleichterung eine niedliche Kinderstimme.

Eine Rodelfahrt zur Kita ins Dorf

„Opa, Opa“, rief diese Stimme fröhlich. „Guck mal, der viele schöne Schnee hier auf der Rodelwiese. Komm her. Schnell. Wo bleibst du denn? Und vergiss meinen Schlitten nicht.“