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Familientreue, Liebe und Verrat bereiten die Bühne für die berühmteste Tragödie der griechischen Antike. In der Stadt Theben ist ein neuer Herrscher an die Macht gekommen. Um ein Exempel zu statuieren verbietet er die Beerdigung des Aufständigen Polyneikes. Dessen Schwester Antigone will sich diesem Verbot jedoch nicht beugen und setzt alles daran, ihren geliebten Bruder ehrwürdig zu bestatten. Maßlos erzürnt über diesen Verrat setzt König Kreon eine dramatische Kette von Ereignissen in Gang...-
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Seitenzahl: 51
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Sophokles
Übersezt von Friedrich Hölderlin
Saga
Antigone
Übersezt von Friedrich Hölderlin
Titel der Originalausgabe: Ἀντιγόνη
Originalsprache: Altgriechisch
Coverbild/Illustration: Shutterstock
Copyright © 1804, 2021 Sophokles und SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788728210857
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
www.sagaegmont.com
Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.
Antigone. Ismene.
Antigone
Gemeinsamschwesterliches! o Ismenes Haupt!
Weißt du etwas, das nicht der Erde Vater
Erfuhr, mit uns, die wir bis hieher leben,
Ein Nennbares, seit Ödipus gehascht ward?
Nicht eine traur'ge Arbeit, auch kein Irrsal,
Und schändlich ist und ehrlos nirgend eines,
Das ich in deinem, meinem Unglück nicht gesehn.
Jetzt aber, ahnest du das, was der Feldherr
Uns kundgetan, in offner Stadt, soeben?
Hast du gehört es? oder weißt du nicht,
Wie auf die Lieben kommet Feindesübel?
Ismene
Nicht kam ein Wort zu mir, Antigone, von Lieben,
Kein liebliches und auch kein trauriges, seitdem
Die beiden Brüder beide wir verloren;
Die starben einen Tag von zweien Händen;
Seit aber fort das Heer von Argos ist,
Vergangne Nacht, weiß ich nichts weiter mehr
Und bin nicht glücklicher und nicht betrübter.
Antigone
Das dacht ich wohl und rief dich aus dem Hoftor
Darum, daß du's besonders hören könntest.
Ismene
Was ist's, du scheinst ein rotes Wort zu färben?
Antigone
Hat mit der letzten Ehre denn nicht unsre Brüder
Kreon gekränzt, beschimpfet, wechselsweise?
Eteokles zwar, sagt man, behandelt er
Mit rechtem Recht, gesetzgemäß, und birgt
Ihn in der Erd, ehrsam den Toten drunten.
Vom andern aber, der gestorben ist armselig,
Von Polynikes' Leibe sagen sie, man hab
Es in der Stadt verkündet, daß man ihn
Mit keinem Grabe berg und nicht betraure.
Man soll ihn lassen unbeweint und grablos,
Süß Mahl den Vögeln, die auf Fraßes Lust sehn.
So etwas, sagt man, hat der gute Kreon dir
Und mir, denn mich auch mein ich, kundgetan,
Und hierher kommt er, dies Unwissenden
Deutlich zu melden. Und die Sache sei
Nicht, wie für nichts. Wer etwas tut dabei,
Dem wird der Tod des Steinigens im Orte.
So steht es dir. Und gleich wirst du beweisen,
Ob gutgeboren, ob die Böse du der Guten?
Ismene
Was aber, o du Arme, wenn es so steht?
Soll ich es lassen oder doch zu Grab gehn?
Antigone
Ob mittun du, mithelfen wollest, forsche!
Ismene
Das ist vermessen. Wie bist du daran?
Antigone
Ob du den Toten mit der Hand hier tragest?
Ismene
Dem willst zu Grabe du gehn, dem die Stadt entsagt hat?
Antigone
Von dir und mir mein ich, auch wenn du nicht es willst,
Den Bruder. Denn treulos fängt man mich nicht.
Ismene
Verwilderte! wenn Kreon es verbietet?
Antigone
Mit diesem hat das Meine nichts zu tun.
Ismene
O mir! bedenke, Schwester, wie der Vater
Von uns verhaßt und ruhmlos untergangen
Nach selbstverschuldeten Verirrungen,
Da er sein Augenpaar mit eigner Hand zerstochen.
Und dann die Mutter, Ehefrau zugleich,
Ein doppelt Leiden, mit gewundnen Stricken
Verstümmelte das Leben sie. Zum dritten
Die beiden Brüder, die an einem Tage
Verwandten Tod mit Gegnershand bewirket.
Und nun wir zwei, die wir allein geblieben,
Sieh, wie am schlimmsten wir vergingen, wenn
Gewaltsam wir des Herrn Befehl und Kraft
Verfehlten. Dies auch denke, Weiber sind wir
Und dürfen so nicht gegen Männer streiten.
Und dann auch, weil von Stärkern wir beherrscht sind,
So müssen wir dies hören; Härters noch!
Ich also bitte sie, die drunten sind,
Mir zu verzeihen, daß mir dies geschieht,
Und laß sie walten, die da ferne gehen,
Denn Überflüssiges zu tun ist sinnlos.
Antigone
Befehlen will ich's nicht, und wolltest du's nun
Noch tun, es wär in deiner Hülfe Lust nicht.
Nein! denke du, wie dir's gefällt; doch ihn
Begrab ich. Schön ist es hernach, zu sterben.
Lieb werd ich bei ihm liegen, bei dem Lieben,
Wenn Heiligs ich vollbracht. Und dann ist's mehr Zeit,
Daß denen drunten ich gefall, als hier.
Dort wohn ich ja für immer einst. Doch du,
Beliebt es, halt ehrlos vor Göttern Ehrsams.
Ismene
Für ehrlos halt ich's nicht. Zum Schritt allein, den Bürger
Im Aufstand tun, bin linkisch ich geboren.
Antigone
Nimm nun zum Vorwand dies. Ich aber gehe,
Ein Grab dem liebsten Bruder aufzuwerfen.
Ismene
Ich Arme! oh! wie fürcht ich für dich!
Antigone
Mir rate nicht! komm aus mit deinem Leben!
Ismene
Meinwegen. Laß die Tat nur niemand hören!
Halt dich jetzt still! So kann ich mit dabeisein.
Antigone
O mir! schrei laut es aus! Ich hasse nur noch mehr dich,
Schweigst du und sagst nicht dieses aus vor allen.
Ismene
Warm für die Kalten leidet deine Seele.
Antigone
Ich weiß, wem ich gefallen muß am meisten.
Ismene
Könntst du es, doch Untunliches versuchst du.
Antigone
Gewiß! kann ich es nicht, so muß ich's lassen.
Ismene
Gleich anfangs muß niemand Untunlichs jagen.
Antigone
Magst du so etwas sagen, haß ich dich,
Haßt auch dich der Gestorbene mit Recht.
Laß aber mich und meinen irren Rat
Das Gewaltige leiden. Ich bin überall nicht so
Empfindsam, daß ich sollt unschönen Todes sterben.
Ismene
Wenn dir es dünkt, so geh. Wiß aber dies,
Sinnlos, doch lieb in liebem Tone sprichst du.
Chor der thebanischen Alten
O Blick der Sonne, du schönster, der
Dem siebentorigen Thebe
Seit langem scheint, bist einmal du
Erschienen, o Licht, bist du,
O Augenblick des goldenen Tages,
Gegangen über die dirzäischen Bäche,
Und den Weißschild, ihn von Argos,
Den Mann, gekommen in Waffenrüstung,
Den hinstürzenden Flüchtling
Bewegst du mit der Schärfe des Zaums, ihn,
Mit welchem über unser Land
Sich geschwungen Polynikes
Aus zweideutigem Zank, und scharf wie ein Adler
Schrie er und flog,
Schneeweiß sein Flügel,
Furchtbar, mit Waffen viel
Und Helmen, geschmückt mit dem Roßschweif.
Und über Palästen stand er und wies,
Voll blutiger Spieße, rings
Das siebentorige Maul;
Doch ging er davon,