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Anton und Gerda ist ein Roman des Schriftstellers Hans Fallada von 1923. Hans Fallada, eigentlich Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen (* 21. Juli 1893 in Greifswald; † 5. Februar 1947 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller. Bereits mit dem ersten, 1920 veröffentlichten Roman Der junge Goedeschal verwendete Rudolf Ditzen das Pseudonym Hans Fallada. Es entstand in Anlehnung an zwei Märchen der Brüder Grimm. Der Vorname bezieht sich auf den Protagonisten von Hans im Glück und der Nachname auf das sprechende Pferd Falada aus Die Gänsemagd: Der abgeschlagene Kopf des Pferdes verkündet so lange die Wahrheit, bis die betrogene Prinzessin zu ihrem Recht kommt. Fallada wandte sich spätestens 1931 mit Bauern, Bonzen und Bomben gesellschaftskritischen Themen zu. Fortan prägten ein objektiv-nüchterner Stil, anschauliche Milieustudien und eine überzeugende Charakterzeichnung seine Werke. Der Welterfolg Kleiner Mann – was nun?, der vom sozialen Abstieg eines Angestellten am Ende der Weimarer Republik handelt, sowie die späteren Werke Wolf unter Wölfen, Jeder stirbt für sich allein und der postum erschienene Roman Der Trinker werden der sogenannten Neuen Sachlichkeit zugerechnet.
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Inhaltsverzeichnis
Erstes Buch
Warum müssen Hunde nachmittags bellen?
Spazierwandeln. Anfang
Spazierwandeln. (Fortgesetzt)
Schwer. Schwer
Fortsetzung
Mulus in jedem Belang
Trautes Heim – Glück alleim
Vollkommen unverständlich
Der zu Schleifende
Kotzen
Trara! Trara!
Seltsam unverständliches Gespräch
Denkens Beginn
Heimgang in der Frühe
Horche auf, Kleiner ...
Der Träumer legt sich von der Herzseite auf die rechte
Abgetan im Unratwinkel
Fiebertag
Abfuhr
Kleines Gewitter
Mutter und Sohn
Onkel Otto
Der Traum
Angst
Im Garten
Schaukel und Kokotte
Der Gummi
Garten im Mondschein
Eine Wolkenwand vorm Monde
Zweites Buch
Auftakt
Heimkunft
Wiedersehen
Letzter Rundgang
Kleinmädchengeschichte
Die Zeitung
Hotelhalle
Wirbel
Abend
Diskorde
Nacht
Refrain
Noch Nacht, bald Dämmern
Morgen
Mittag ... doch bald Dämmerung
Drittes Buch
Im Wartesaal
Erinnerung
Wind, Wellen, Nacht erzählt
Fremde Stadt
Lokal
Begegnungen
Irre ... wo Ziel?
Angst
Gesang von Wind und Wellen, Gesang der Nacht
Erwachen
Wie werde –?
Nachtwanderung
Nachtvergnügung
Schlafsaal
Halbe Heimat
Fort, nur zu ihr ...
Marsch
Das Sandfarbene
Wartesaal
Viertes Buch
Motiv
Hierhin – dorthin
Dampfer Möwe
Dämmerungswege ...
Halbwach
Das andere Gesicht
Die Glücks- und Unglückstage
Morgen am Meer
Strand, Sand, Sonne
Verhalten
Tage ... Nächte ...
Variationen über ein Thema
Zwei Briefe
Zwei Gegner
Entspannung
Mahnung ...
Freundin –?
Feindin ...?
Vor dem Brief
Brief – Katze – Brief –
Intermezzo ...
Noch einmal der Strand ...
Und das Meer ...
Hans Fallada
Anton und Gerda
Zuerst erschienen: 1923
Erstes Buch
Warum müssen Hunde nachmittags bellen?
Der mittellose, etwa dreißigjährige Dichter Anton Färber, der bei Freunden auf dem Lande lebte, hatte sich soeben zum Nachmittagsschlaf auf sein Bett gelegt, als das jaulende Lärmen der Hofhunde ihn mit einer Verwünschung hochfahren ließ. Kurzsichtig – das Glas lag neben ihm auf dem Stuhle – blinzelte er zum Fenster, pfiff einige Male gellend und ließ den Kopf wieder zwischen die Kissen fallen, mit einem Aufatmen in der plötzlich stark rauschenden Stille. Die Augenlider glitten kühl herab, der Mund öffnete sich ein wenig, die Glieder ruhten tiefer in den Polstern, und sacht verschwimmende Bilder flossen im Hirn –, als das Jaulen neu einsetzte und Färber vollwach auffuhr.
»Auf dem Lande kommen die Tiere vor den Menschen, also, da sich das Viehzeug, scheint's, nicht beruhigen will, geh ich ein wenig spazieren –?
Ans Meer –?
Ans Meer!«
Spazierwandeln. Anfang
An der Gartenpforte zögerte er, öffnete sie, trat ein, und zwischen Gemüsebeeten hindurch ging er den überrasten Gang abwärts, bis dahin, wo er sich im Gewucher von Haseln, Schneeballstrauch, Holunder und anderm Wildgewächs verlor. Hier setzte er sich auf eine Bank und sann vor sich. Seine Hand tastete spielend nach manchem Zweig, riß ihn ab, entblätterte ihn. Er kaute darauf. Dann waren rote Beeren da, und er freute sich an ihnen. Seine Stirn runzelte sich unwillig. »Ich muß gehen«, murmelte er und gab sich einen Ruck. Aber er war so müde. Er lehnte sich zurück, ein bitterer Geschmack zog im Munde herum. Noch mehr Zweige, noch mehr Blätter, noch mehr Gekäu. Was sollte das? Die reine Spielerei.
»Nein, ich muß gehen.«
Dann war ihm, als kläfften die Hunde wieder, aber so fern, so fern ...
Dann ...
Und nun ging er wirklich.
Spazierwandeln. (Fortgesetzt)
Seit die letzten Hocken eingefahren sind, ist die Landschaft weit geworden, ausgeräumt. Die verstreuten Höfe liegen endlos voneinander entfernt, jeder in seinem windbewegten Baumhorst von einer Eigenschicht durchsonnter Luft umgeben, und der dunkle Waldstreif am Horizont wird durch die Landweite der geschälten Felder und die Wolkenballungen über den Wipfeln niedrig und weltenfern gemacht.
»Vielleicht wird es schon dunkeln, wenn ich an den Strand komme. Am Rand der Dünen auf der König-Lear-Heide will ich liegen«, beschloß Färber, der rasch querfeldein ging.
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