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In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. "Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. Der Kuss hatte ihren Mund treffen sollen. Doch Antonia Prinzessin zu Hohenstein hatte blitzschnell ihren schönen Kopf zur Seite gedreht. Der heftige Schmatz von Lord Peter Rutherford traf so lediglich ihre vom Tanz leicht gerötete Wange. Der machte das Beste aus dem verfehlten Versuch: »Geben Sie mir wenigstens Ihre Telefonnummer«, flüsterte er ihr ins Ohr, da das gerade vor seinen Lippen war. Prinzessin Antonia dachte: »Na also« und murmelte eine Zahlenfolge. »Mal sehen, ob Sie die behalten können«, flötete sie schnippisch und blickte ihn aus ihren hellblauen Augen herausfordernd an. Dann eilte sie die wenigen Stufen der Hoteltreppe hinab, so schnell sie ihre Stilettos tragen wollten. Lord Peter blickte ihr nach und murmelte dabei leise ein »Da sei mal sicher« vor sich hin. Dann zückte einen silbernen Stift. Mit dem schrieb er Antonias Handy-Nummer auf die weiße Manschette seines Hemdes. Derweil hatte Antonia schon die schwere Mercedes-Limousine erreicht, die unten auf sie wartete. Karl, der Fahrer, mit der Mütze in der Hand, hielt ihr die hintere Tür auf. Er schloss den Wagenschlag, nachdem die Prinzessin eingestiegen war. Los ging die Fahrt. Karl hatte die jetzt 23jährige Antonia gefahren, seit sie ein Teenager war. Manchmal, in ihren wilden Jahren, hatte er sie von Lokalitäten abgeholt, von denen ihr Vater, Ferdinand Herzog zu Hohenstein, besser nichts zu wissen brauchte.
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Der Kuss hatte ihren Mund treffen sollen. Doch Antonia Prinzessin zu Hohenstein hatte blitzschnell ihren schönen Kopf zur Seite gedreht. Der heftige Schmatz von Lord Peter Rutherford traf so lediglich ihre vom Tanz leicht gerötete Wange.
Der machte das Beste aus dem verfehlten Versuch: »Geben Sie mir wenigstens Ihre Telefonnummer«, flüsterte er ihr ins Ohr, da das gerade vor seinen Lippen war.
Prinzessin Antonia dachte: »Na also« und murmelte eine Zahlenfolge. »Mal sehen, ob Sie die behalten können«, flötete sie schnippisch und blickte ihn aus ihren hellblauen Augen herausfordernd an. Dann eilte sie die wenigen Stufen der Hoteltreppe hinab, so schnell sie ihre Stilettos tragen wollten.
Lord Peter blickte ihr nach und murmelte dabei leise ein »Da sei mal sicher« vor sich hin. Dann zückte einen silbernen Stift. Mit dem schrieb er Antonias Handy-Nummer auf die weiße Manschette seines Hemdes.
Derweil hatte Antonia schon die schwere Mercedes-Limousine erreicht, die unten auf sie wartete. Karl, der Fahrer, mit der Mütze in der Hand, hielt ihr die hintere Tür auf. Er schloss den Wagenschlag, nachdem die Prinzessin eingestiegen war. Los ging die Fahrt.
Karl hatte die jetzt 23jährige Antonia gefahren, seit sie ein Teenager war. Manchmal, in ihren wilden Jahren, hatte er sie von Lokalitäten abgeholt, von denen ihr Vater, Ferdinand Herzog zu Hohenstein, besser nichts zu wissen brauchte. Jetzt steuerte er das Fahrzeug zügig aus der Frankfurter Innenstadt hinaus in Richtung Taunus. Dort lag Schloss Hohenstein. Karl hätte mit seinen bald 70 Jahren den Weg auch im Schlaf gefunden, so lange fuhr er nun schon die Familie zu Hohenstein. Er hatte noch Antonias Mutter gekannt, die kurz nach der Geburt ihrer Tochter gestorben war. Der Herzog hatte nie wieder geheiratet, und so blieb Antonia das einzige Kind auf Schloss Hohenstein.
Gelegentlich warf Karl während der Fahrt im Rückspiegel einen fürsorglichen Blick auf die schöne junge Frau. Prinzessin Antonia saß dort ihn ihrem zerdrückten weißen Ballkleid. Die kunstvoll gestaltete Hochfrisur, für die am Nachmittag eigens eine Stylistin aus Frankfurt auf das Schloss kommen musste, war nur noch eine zerzauste Ruine. Eine blonde Strähne hatte sie um ihren Finger gewickelt. Während der knapp einstündigen Fahrt blickte Antonia die meiste Zeit verträumt aus dem Fenster. Sie träumte, da war sich Karl sicher, von dem Mann, der sie auf Hoteltreppe geküsst hatte, wenn auch nur auf die Wange. Hoffentlich war es diesmal der Richtige.
In der Tat dachte Antonia an Lord Peter. Sie war ihm schon im Winter begegnet. Beim Skilaufen in St. Moritz, vor allem aber während einiger Après-Ski-Parties hatten sie gelegentlich ein paar Worte gewechselt. Etwa darüber, wie der Schnee in diesem Jahr war und welche Lokalitäten in dieser Saison besonders angesagt waren. Schon damals fand sie den dunkelhaarigen, über ein Meter achtzig großen, schlanken Engländer attraktiv. Da Antonia, den weisen Ratschlägen ihres Vaters folgend, eine Zeit in einem Internat in England verbracht hatte, konnte sie sich auch mühelos mit ihm unterhalten.
Auch der Lord hatte sie augenscheinlich ganz apart gefunden. Doch irgendwie hatte sich daraus nichts weiter entwickelt. Dann war der Ski-Urlaub zu Ende, und jeder war seiner Wege gegangen.
Jetzt hatte sie das Schicksal auf diesem Ball erneut zusammengeführt, den die bessere Frankfurter Gesellschaft für wohltätige Zwecke veranstaltete. Antonia hatte keine Ahnung, was dieser wohltätige Zweck sein sollte. Sie hatte das unbehagliche Gefühl, dass sie es wissen sollte. Doch wie dem auch sei, dass sie Peter wiedergetroffen hatte, war wirklich ein herrlicher Glücksfall.
Er war gleich zu ihr hingeeilt und hatte sie an ihre alte flüchtige Bekanntschaft erinnert. Dann hatten sie den ganzen Abend getanzt. Die jungen Herren ihrer zahlreichen Frankfurter Bekanntschaft waren ziemlich beleidigt, dass Antonia nur Augen für den jungen englischen Lord hatte.
Es war weit nach Mittagnacht, als der Wagen die Toreinfahrt zum Schloss Hohenstein passierte. Karl hatte zehn Minuten vor ihrer Ankunft den Torwächter angerufen, damit dieser bereit war. Sonst hätte der Chauffeur aussteigen und den Sicherheitscode an der Pforte eintippen müssen. Das aber hatte sein Dienstherr, der Herzog, ausdrücklich verboten, wenn Antonia im Auto saß, jedenfalls nach Einbruch der Dunkelheit. Er wollte sichergehen, dass seine geliebte Tochter nicht am Ende Opfer einer Entführung wurde.
Vor dem Schlossportal öffnet Karl der Prinzessin die Wagentür. Antonia wand sich aus dem Auto. »Danke, Karl«, sagte sie. »Gute Nacht.«
»Gute Nacht, Prinzessin«, erwiderte der alte Fahrer. Er blickte ihr nach, als sie die Stufen emporstieg. Oben öffnete ein Dienstbote die Tür. Fast war die Prinzessin – auf dem Weg zu süßen Träumen.
*
Früh am nächsten Morgen stand Lord Peter Rutherford an einem Fenster seiner Hotelsuite in Frankfurt und blickte in den hell werdenden Tag. Er trug einem weißen Hotelbademantel mit einem goldenen Emblem auf der Brusttasche. Der war eine beliebte Beute für diebische Hotelgäste. Aber zu denen gehörte der Lord bestimmt nicht. Er dachte an anderes.
Zum Beispiel daran, dass es eine grottendumme Idee gewesen war, mitten in der Woche einen Ball zu veranstalten. Es gab schließlich Leute, die arbeiten mussten. Und zwar am Vormittag, und nicht irgendwann in der Nacht. Das galt selbst für die Reichen und Berühmten, die zu solchen Festveranstaltungen erschienen. Jedenfalls für ein paar von ihnen.
Resigniert blickte der Lord auf einen Stapel Unterlagen, die auf dem Schreibtisch lagen. Die musste er noch einmal durcharbeiten, ehe das Treffen mit den Bankern um zehn Uhr begann. Die Papiere betrafen Immobiliengeschäfte seines Vaters, Lord Douglas Rutherford. Der hatte in Deutschland Häuser und Grundstücke gekauft und auf rasante Wertsteigerungen gehofft. Doch die waren nicht im erwünschten Umfang eingetreten. Jetzt wollten die Banken frisches Geld sehen. Das genau aber sollte Peter ihnen ausreden. Das Ganze war jedenfalls eine schöne Bescherung.
Dabei war Lord Peter durchaus nicht sicher, ob er der Sache überhaupt gewachsen war. Er hatte in Oxford Geschichte studiert und danach bei der Royal Air Force das Fliegen gelernt. Zwar beauftrage ihn seit Vater nun schon seit bald einem Jahr mit finanziellen Sonderaufgaben. Zum Experten in Finanzfragen machte es ihn aber noch lange nicht. Soviel war ihm schon klar.
Es klopfte an der Tür der Suite. Das musste das Frühstück sein. Peter ging und öffnete sie. Ein Zimmerkellner, ein junger Bursche noch, stand mit dem Servierwagen davor und sagte, wenig überraschend: »Guten Morgen, Mylord, Ihr Frühstück«.
Der Lord erwiderte den Gruß und ließ den Mann seinen Wagen an den Esstisch rollen. Er schnupperte schon den Kaffee. In Deutschland bestellte er zum Frühstück immer Kaffee, ein Gedanke, der ihm daheim in England niemals in den Sinn gekommen wäre. Aber eines musste man diesen Deutschen lassen: Kaffee kochen konnten sie.
Während der Kellner noch das Frühstück auf dem Tisch arrangierte, nahm Peter schon mal eine Erdbeere. An der reichhaltigen Auswahl gab es wirklich nichts zu kritisieren. Die Frühstücksmannschaft hatte tatsächlich auch an Champagner gedacht. Doch danach stand ihm jetzt wirklich nicht der Sinn. Lord Peter entließ den jungen Zimmerkellner mit einem fürstlichen Trinkgeld.
Allein der Anblick des Champagners hatte nämlich seine Laune deutlich aufgehellt. Denn von dem Sprudelgetränk waren seine Gedanken unwillkürlich zu Prinzessin Antonia und dem gestrigen Abend gesprungen. Wie süß sie ausgesehen hatte in ihrem zerknautschten Ballkleid. Und dann das Kunstwerk von Frisur! Warum sie ihre langen blonden Haare bloß so aufwendig drapieren ließ, wenn nach ein oder zwei Stunden wilden Tanzes ohnehin alles zum Teufel war? Aber blendend ausgesehen hatte sie doch. Peter wagte ein paar Tanzschritte, ganz in die Erinnerungen an den gestrigen Abend versunken. Dann holte er das Hemd mit der Telefonnummer Antonias hervor und speicherte die Ziffern in seinem Mobiltelefon.
Nun blieb nur noch eines zu tun, bevor er sich den Geschäften des Tages widmen konnte: Der Prinzessin einen gewaltigen Blumenstrauß zu schicken. Nur keine Rosen, das wäre vielleicht doch zu einfallslos. Peter wählte die Nummer der Rezeption. Die würden gewiss die Adresse des Hohensteinschen Schlosses kennen. Danach rief er einen Blumenladen an. Blumen für die Liebste zu bestellen, das konnte man nicht jemand anderem überlassen. Auf die Karte, die mit dem Strauß geliefert werden sollte, ließ er schreiben: »Für die Prinzessin meines Herzens.« Einen Namen als Absender nannte er nicht.
*
Es war schon fast Mittag, als Prinzessin Antonia strahlend wie der junge Morgen die große Treppe hinabstieg. Sie trug ein nicht zu kurzes buntes Sommerkleid. Das frisch geföhnte Blondhaar hing ihr wie ein goldener Schleier über die Schultern. Die Prinzessin begab sich beschwingten Schrittes in den kleinen Frühstückssalon.
Dort war zu dieser Stunde selbstverständlich kein Mensch. Doch kaum hatte sie sich an den Tisch gesetzt, kam auch schon ein Dienstmädchen herbeigeeilt und sagte: »Guten Morgen, Durchlaucht, Zeit für das Frühstück?«
»Ja, höchste Zeit, Natalia«, erwiderte Antonia. »Bringen Sie mir doch ein wenig Toast und Butter. Haben wir Orangenmarmelade? Und ich trinke heute Morgen ausnahmsweise keinen Kaffee, sondern Tee. Mir ist so englisch zumute.« Bei diesen Worten zog sie ein wenig die Mundwinkel nach oben, sodass ein schiefes, kaum noch damenhaftes Grinsen zustande kam.
Das Dienstmädchen Natalia, zierlich und mit langen braunen Haaren, mochte sich seinen Teil denken oder nicht, jedenfalls knickste sie und sagte einfach: »Sehr wohl, Durchlaucht«, worauf sie Richtung Küche verschwand.
Antonia reckte sich auf dem Stuhl. Sie drehte die Hände nach hinten und streckte die Arme aus. Dieser Lord sah wirklich gut aus, dachte sie. Auch war es ein Vergnügen, mit ihm zu tanzen. Ob sie ihm hätte erlauben sollen, sie richtig zu küssen? Doch nein, besser noch ein wenig die Kühle spielen. Ob er sich ihre Telefonnummer hatte merken können? Aber auch wenn nicht, er würde doch wohl imstande sein, die Nummer in Erfahrung zu bringen. Schließlich waren auf dem Ball jede Menge Bekannte gewesen. Die konnte er doch fragen, wenn er sie wiedersehen wollte.
Tee, Toast und Marmelade kamen. Antonia hatte gerade eine Schluck getrunken und wollte eben zum Toast greifen, da piepte ihr Handy. Eine SMS. Die kurze Mitteilung lautete: »Herzlichen Dank für den wunderbaren Abend. Ich werde Sie nicht vergessen. Bis bald. Peter.«
*
Die große Uhr am Turm des Schlosses schlug eins, als Ferdinand Herzog zu Hohenstein das kleine Speisezimmer betrat. Er trug wie meist einen grauen Anzug von elegantem Schnitt, ein weißes Hemd und eine blaugestreifte Krawatte. Kein lebendiger Mensch hatte den 57-Jährigen je außerhalb seiner Privaträume ohne Schlips gesichtet. Der Herzog bewegte sich in seiner Kleidung mit jener Eleganz, die nur sehr alter Reichtum den Menschen zu verleihen pflegt.
Den gestrigen Abend hatte der Herzog in der Oper verbracht, die seine Leidenschaft war. Er hätte auch zu dem Ball gehen können, den Antonia besucht hatte. Aber erstens hatte er kein großes Interesse an Bällen, und zweitens wollte er seiner Tochter das Vergnügen nicht verderben. Mit dem eigenen Vater auf einem Tanzvergnügen - welche junge, lebenslustige Frau wollte das schon?
Hier, im sogenannten kleinen Speisezimmer, nahm er immer seine Mahlzeiten ein, wenn keine oder nur ganz wenige Gäste im Haus waren. Dabei war ›klein‹ ein höchst relativer Begriff. An der Tafel hätten gut und gern zehn Personen Platz gehabt. Doch heute war der Herzog allein. Nicht einmal seine Tochter schien ihm diesmal Gesellschaft leisten zu wollen.
Kaum hatte er Platz genommen, servierte das Hausmädchen Natalia die Suppe. Er handelte sich dabei um eine Kreation aus Wildkerbel, angereichert um ein Wachtelei. Mochten seine Durchlaucht auch allein speisen, der Koch war durchaus nicht willens, deshalb die Dinge schleifen zu lassen. Er würde wie immer Spitzenkost abliefern.
Bevor der Herzog seinen Löffel in die Suppe tauchte, nahm er einen kleinen Schluck von dem Apfelsherry, den er als Aperitif zu trinken pflegte. Dann fragte er das Dienstmädchen: »Haben Sie heute schon meine Tochter gesehen, Natalia?« Seine Durchlaucht pflegte das Dienstpersonal zu siezen. Nur bei denen, die schon seit Jahrzehnten in Diensten der Familie standen, machte er eine Ausnahme. So redete er den Fahrer Karl mit du an, auch seinen Butler. Wo der überhaupt wieder steckte? Offenbar setzte er großes Vertrauen in Natalia. Immerhin war sie ja auch seine Nichte. Und außerdem gab es auch wirklich derzeit für den Butler beim Mittagessen nicht viel zu tun.
Natalia antwortete: »Ja, Durchlaucht, sie hat eben erst gefrühstückt. Dann wollte sie in den Park.«
»Sie ist aber schon wieder zurück«, tönte es da von der Tür. Antonia erschien. Sie hatte einen dicken Schal um Hals und Schultern geschlungen. Denn im Park war es dann doch noch zu frisch für das Kleidchen, das sie trug. Der Wind hatte ihre Wangen gerötet.
»Ich will dir doch wenigstens Gesellschaft bei deiner Mahlzeit leisten, Papa, auch wenn ich jetzt noch keinen Appetit habe.« Sie setzte sich dem Vater gegenüber auf einen Stuhl.
»Wie war der Abend gestern?«, fragte der Herzog. Während seine Tochter erzählte, aß er seine Suppe. Vom Lord Peter erzählte sie allerdings nichts. Der Herzog hörte schweigend zu, warf nur hin und wieder eine Frage dazwischen. Er hatte ein anderes Thema auf dem Herzen und wartete nur auf den richtigen Augenblick, es zur Sprache zu bringen.
Der Hauptgang kam. Er war stark der hessischen Küche verpflichtet. Es gab gegrillte Ochsenbrust, ein Stück Dippekuchen und dazu eine Selleriekreation. Die Ochsenbrust hätte Antonia niemals angerührt. Doch mit dem Dippekuchen, einem Kartoffelkuchen mit Speck und Zwiebeln, war das etwas anderes. Schon der Duft machte ihr Appetit.
»Ach, Natalia, bringen Sie mir doch bitte auch etwas davon«, bat Antonia und zeigte auf die regionale Spezialität.
Derweil hatte sich der Herzog zu seiner Mahlzeit ein Glas Weißwein einschenken lassen. Der Tropfen stammte aus eigenem Anbau. Denn zu den herzoglichen Besitzungen zählten einige Weinberge nebst Kellerei in der Toskana. »Möchtest du auch? Er passt gut zum Dippekuchen«, fragte Ferdinand von Hohenstein seine Tochter und zeigte auf die Flasche. Die zögerte kurz, nickte dann aber. Sie wusste, wohin das führen würde.
Der Herzog kam auch direkt zur Sache: »Der Wein«, sagte er, »bringt mich nun doch zu der Frage, wann du nach Italien fährst und mit der Arbeit anfängst.«
Das war ein altes, aber auch heikles Thema. Antonia hatte an einigen Universitäten Weinbauwirtschaft und Italienisch studiert, um das Management der italienischen Geschäfte ihres Vaters zu übernehmen. Sie hatte auch durchaus nichts dagegen, jedenfalls nicht im Prinzip. Schon das italienische Wetter sagte ihr mehr zu als das Klima in ihrer Heimat. Sie hatte nur stets die Hoffnung gehabt, nicht allein nach Italien überzusiedeln, sondern in Begleitung eines attraktiven Ehemanns. Der hatte sich aber noch nicht gezeigt – bis gestern jedenfalls nicht.
Sie antwortete ihrem Vater: »Bis zur Weinlese ist es noch ein paar Monate hin. Drängt denn Signor Luigi sehr?«
Signor Luigi war der Verwalter in Italien. Er war deutlich über 70 und wollte schon seit Jahren in den Ruhestand treten.