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Die Grundlagen und Grundprinzipien des guten Coachings hat Sascha Büttner in diesem Buch niedergeschrieben. Anweisungen für den Coach ist als Handapparat zu verstehen, der dem Coach in der Beratung von Menschen als Leitfaden dienen soll.
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Seitenzahl: 83
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Grundlegung
Das Coaching
Der Coach
Bedeutungsfragen und Antworten der fragenden Antwortenden
Das Coaching der Antwortenden
Der Kontext
Das Theoretische
Anmerkungen
Prinzipien
Punkt
Linie
Linie – Grundtypen
Fläche – Kreis
Fläche – Quadrat
Fläche – Rechteck
Fläche – Dreieck
Fläche – Fünfeck
Kommen und Gehen – Auf- und Absteigen
Modelle, Modelle
Prozess
Begriffe, Konzepte
Literatur
Nachwort
Dank
Indem du sprichst, gestaltest du die Welt.
In Wirklichkeit «lehrt» der Meister gar nicht. François Jullien
Jeder Mensch ist eine kleine Gesellschaft. Novalis
Wer wirklich untätig ist, behauptet sich nicht. Er legt seinen Namen ab und wird Niemand. Byung-Chul Han
Was ist die Kunst des Coachings?
Die Kunst des Coachings ist es, das Richtige zur richtigen Zeit richtig zu machen. Die Frage lässt sich nur phrasenhaft beantworten, so wie die Frage nach dem Wesen der Kunst.
Gutes Coaching lässt sich nur erfahren: für den Kunden wie für den Coach.
Die Kunst des Coachings ist es zu lernen, die Tendenz zu einer Entwicklung zu erkennen, den günstigen Zeitpunkt nicht verstreichen zu lassen und dem Drang zu einer Entwicklung auf natürliche Weise nachzugeben.
Was sind die Grundanliegen von Coaching?
Hier halten wir es mit der Neue Hamburger Schule. Gutes Coaching löst Wahrnehmungserweiterungen aus bzw. ermöglicht diese, erweitert die Handlungsalternativen und sichert die Entscheidungsfähigkeit des Kunden.
Im Coaching von Führungskräften in Politik und Wirtschaft stellen wir uns der Herausforderung, dass der Kunde zum einen seine eigenen Handlungsalternativen erweitern und zum anderen gleichzeitig im Sinne seiner Rolle, die Handlungsalternativen von Untergebenen und Regierten minimieren möchte.
In der Führungskräfteberatung agieren wir stets machtbewusst und erarbeiten Konzepte, die unseren Grundsätzen nicht widersprechen. Es geht um die gute Führung und das gute Regieren.
Ist Coaching wirksam?
Zu der Aussage der Wirksamkeit von Coaching kann man genauso viele Studien finden, die die Wirksamkeit bestätigen, wie Studien, die das Gegenteil feststellen. Coaching-Verbände wie Ausbildungsanbieter lassen nichts unversucht, die Wirksamkeit von Coaching zu belegen.
Wir wissen nicht, ob Coaching wirksam ist. Wir wollen das gar nicht belegt wissen, denn wir sehen Coaching als professionelle Beratung und nicht als Heil- bzw. Arzneimittel.
Das «Thomas Theorem» besagt, dass dann, wenn Menschen Situationen als wirklich definieren, sie in ihren Konsequenzen wirklich sind.[1] Auf Coaching angewendet heißt das, dass Coaching wirksam ist, wenn der Kunde es als solches definiert (bzw. wahrnimmt). Spannend finden wir die Frage, ob unser Coaching hilfreich ist.
Was zeichnet gutes Coaching aus?
Gutes Coaching muss einfach sein. Einfach und lecker, im übertragenen Sinn. Die drei wesentlichen Aspekte, oder «Mittel», eines guten Coachings sind (Körper-)Haltung, Atmung und geistige Tätigkeit. Haltung, Atmung und Vorstellungskraft fördern sich gegenseitig und tragen zum Gelingen eines guten Coachings bei.
Gutes Coaching ermöglicht dem Coaching-Partner seine latent vorhandenen Energien und Fähigkeiten allmählich zu mobilisieren und zur vollen Entfaltung zu bringen.
Geht es im Coaching immer um Ziele und Zielfindung?
Menschen kommen ins Coaching, weil sie Unterstützung bei der Formulierung ihres Ziels suchen und oder ihr Ziel kennen, aber den Weg dorthin noch nicht wissen. Dieser Zweiteilung fügen wir den weitaus größeren Mittelbau hinzu, der einen weiten Raum der Selbstreflexion eröffnet. Wo stehe ich? Wie hat sich mein Umfeld verändert? Wie wirken neue Einflussfaktoren auf mein Tun? Bin ich da, wo ich agiere, wirksam? Menschen in verantwortungsvollen Positionen und Menschen in Machtpositionen ermangelt es oft an Reflexionspartnern. Diese Leerstelle füllen wir.
Am Markt findet sich diese Tätigkeit unter dem Begriff Sparringspartner. Wir bewerten diesen Begriff zwar als griffig, aber als ungenügend. Reflexion geht tiefer und entfaltet daher eine größere Wirksamkeit. Menschen, die über sich, ihr Umfeld und ihre Handlungsmöglichkeit reflektieren wollen, die sind bei uns herzlich willkommen.
Verhilft Coaching zum Glück?
Das lässt sich nicht ausschließen. Zu meinen, Coaching helfe in jedem Fall dem eigenen Glück auf die Sprünge, ist ein weitverbreiteter Irrglaube. Mit dem Boom der «positiven Psychologie» und der unwissenschaftlichen Glücksforschung[2] kam es zum Boom des Coachings und aller Spielarten der Selbstoptimierung. Mittlerweile ist das ein Riesengeschäft – weltweit.
Wir geben keinerlei Glücksversprechen und gehen hier deutlich auf Distanz. Gutes Coaching fördert und unterstützt die spiralförmigen Kreisbewegungen des Denkens. Wir denken etwas nicht zu Ende, sondern wieder bis zu seinem Anfang. Aus dieser Reflexion entstehen (neue) Möglichkeiten, aus denen Handlungen erwachsen. Ob dabei «Glück» herauskommt, bleibt offen und dem Kunden überlassen. Gemäß dem Satz: «Die Kunst entsteht im Auge des Betrachters.»
Wir stellen uns nicht gegen das Glück, halten aber nichts davon, das persönliche Streben danach auszurichten.
Was ist die Einfachheit des Coachings?
Mittlerweile sind wir hier vorsichtig geworden, da mit Einfachheit oft Zen bzw. Achtsamkeit oder Minimalismus verbunden wird. Weiters wird Einfachheit gerne mit Vereinfachung gleichgesetzt. Das ist ein Irrweg.
Die Vielfältigkeit und Ambiguität sind Garant für ein gutes Coaching und einen guten Coach. Die Art und Weise, wie gecoacht wird, sollte einfach und locker, also entspannt sein und wirken.
Was hat Beratung mit Coaching zu tun?
Für uns ist der Begriff Coaching ein Zeitgeistbegriff. Die Tätigkeit des Coaches ist die, Menschen zu beraten. Treffender noch ist der Begriff Beratung ohne Ratschlag. Daran anknüpfend bieten wir die Ausbildung von Beratern (Coaches) an, Organisationscoaching und Metaberatung.
Welche Zukunft hat Coaching?
Mit Sicherheit können wir sagen, dass Coaching auch in der Zukunft einen hohen Stellenwert haben wird. Gleichwohl, so müssen wir einschränken, kommt es darauf an, was man unter Coaching versteht. Wir gehen davon aus, dass die Junk-Coaching-Angebote in naher Zukunft durch intelligente Apps und Plattformen ersetzt werden. Wozu braucht es Menschen, die ihre Muster und Du-Sollst-Botschaften abspulen, wenn das Apps smarter und intelligenter werden leisten können? Schon heute etablieren sich immer mehr Anbieter in diesem Segment. Oft in Kombination mit einem Tool, wie zum Beispiel «Klarheit» mit einem Planer.[3] Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die analogen Angebote durch smarte Apps ergänzt, erweitert oder komplett abgelöst werden.
Auch die Prognose[4], dass wir in Zukunft jeweils mehr als einen Coach haben werden, scheint das Berufsbild Coach abzusichern. Jedoch geben wir hier zu bedenken, dass diese Art von Coaching durch KI und smarte Apps abgelöst werden wird.
Der Coach wird in Politik und Wirtschaft immer als Berater und «Freund» gefragt sein.
Coaching, wie wir es verstehen, hat Zukunft, stützt sie sich doch auf die Jahrtausende alte Tradition des Lehrens von Führung und Beraten von Entscheidungsträgern. Frei von Anhaftungen und Ideologien ist unser Coaching-Angebot immer willkommen und kann durch keine Software ersetzt werden, da heute und in der Zukunft Freundlichkeit, Empathie, Nähe sowie gleichzeitig Distanz, Moral und Ethik, Macht und Strategie, Philosophie und Soziologie nur im Dialog, von Mensch zu Mensch entstehen kann.
Bleibt zu erwähnen, dass die wissenschaftlich fundierten Coaching-Ansätze (s. Rauen, Simon, Weber and Friends, Neue Hamburger Schule oder Carl Auer Verlag) auch in Zukunft hohe Relevanz haben werden, da sie eine hohe Anschlussfähigkeit zur bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftsform in sich tragen.
Was verstehen Sie unter «Weg des Coachings»?
Wenn man den Beruf des Coaches, also des Beraters des Menschen, ernst nimmt, dann ist dies eine Lebensaufgabe. Eine, die nicht zwingend ausreicht, den Lebensunterhalt davon zu bestreiten.
Wir sind davon überzeugt, dass Coaching nicht in Abendkursen oder Schnellprogrammen oder in systemischen Eliteclubs erlernt werden kann. Dort lerne ich im besten Falle, die Rolle des Coaches zu spielen, bin dadurch aber lange kein Coach. Wenn ich mich dazu entschließe, Coach zu sein, dann begebe ich mich auf den Weg des Coachings. Dann möchte ich die Haltung verstehen und verinnerlichen. Den Weg des Coachings zu beschreiten, ist die Suche nach Weisheit. Sie ist nicht bekannt für schnellen Ruhm.
Welchen sozialen und gesellschaftlichen Wert hat Coaching?
Der Wert von Coaching hängt vom Standpunkt des Fragestellers bzw. Anspruchstellers ab. Einen allgemeingültigen Wert, so wie wir ihn verstehen, hat Coaching aktuell nicht. Dafür ist es für die große Masse nicht erschwinglich. Wenn nicht die Organisation oder eine andere Einrichtung das Coaching bezahlt, ist es zumeist nur für Besserverdienende möglich, die marktüblichen Preise zu bezahlen. Zudem ist das Gros der Coaching-Angebote auf Menschen in Beschäftigungsverhältnissen ausgerichtet. Armut kommt im Coaching nicht vor, es sei denn, es taugt zur Selbstdarstellung des jeweiligen Coaches. Manchmal macht sich eine abenteuerliche Vita ganz gut in der Akquise.
Der Wert des Coachings, so wie er in der breiten Masse vermittelt wird und akzeptiert ist, hat keinen wirklichen sozialen Wert oder einen Bezug zur Gesellschaft. Coaching bezieht sich darauf, sich wieder in den wirtschaftlichen Verwertungsprozess einzugliedern. Sich selbst zu optimieren, um mehr Geld zu verdienen oder allgemein selbstbewusster zu werden. Coaching, in dieser Ausprägung, produziert lediglich Egomanen.
Wir betrachten die soziale und gesellschaftliche Relevanz von Coaching als essenziell. In diesem Zusammenhang zitieren wir gerne Brechts Gedicht «An die Nachgeborenen», das wir als direkten Auftrag verstehen, die Welt freundlicher zu gestalten. Ein weiterer wichtiger Impulsgeber und Vorbild für uns ist Bernie Glassman, der einen engagierten Buddhismus lebte und dazu den Orden der Zen-Peacemaker gründete. Gemeinsam mit anderen baute er in New York die Greystone Bakery auf und zeigte, was wirkliches soziales Unternehmertum ist.[5] Wie die Zen-Peacemaker, kurieren wir nicht die Symptome, sondern sind bereit, das ganze System zu verändern.[6]
Coaches haben folglich eine soziale Verantwortung und können eine wichtige Rolle in der Gesellschaft einnehmen. In unserer Ausbildung geben wir dieses Wissen und diese Haltung an die Schüler weiter. Auch wir coachen zumeist Führungskräfte, Besserverdienende, Vorstände, Privatiers, Politiker und leitende Angestellte. Auch wir wollen den Kühlschrank füllen. Dabei blenden wir jedoch nicht den sozialen Kontext aus, auch stellen wir uns der Machtfrage, was uns nebenbei als besondere Coaches ausweist. Trotzdem vergessen wir nicht, unsere Fähigkeit in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. In sozialen Projekten, in der Nachbarschaft, in der Gemeinde, der Familie. Wir sind als Friedensstifter, Versöhner und Lebensberater für jedermensch ansprechbar und zu Diensten. Wir wünschten uns, dass dies alle so halten würden.
Wie grenzen Sie Coaching zu anderen Beratungs formen ab?