Apokalyptika – Fünfter Akt: Verlorene Heimat - Tom K. Williams - E-Book

Apokalyptika – Fünfter Akt: Verlorene Heimat E-Book

Tom K. Williams

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Beschreibung

Um seine Schwester und seinen Stamm zu retten, macht sich Tyr auf die Reise in seine verlorene Heimat. Doch der Kreis der Erhobenen ist ihm zuvorgekommen. In der Ödnis von Madras muss er nun kämpfen um zu bewahren, was von seinem alten Leben geblieben ist. Dabei muss er sich auch den Schatten seiner Vergangenheit stellen.

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Seitenzahl: 124

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Kurzbeschreibung:

Um seine Schwester und seinen Stamm zu retten, macht sich Tyr auf die Reise in seine verlorene Heimat. Doch der Kreis der Erhobenen ist ihm zuvorgekommen. In der Ödnis von Madras muss er nun kämpfen um zu bewahren, was von seinem alten Leben geblieben ist. Dabei muss er sich auch den Schatten seiner Vergangenheit stellen.

Tom K. Williams

Apokalyptika 

Fünfter Akt: Verlorene Heimat

Edel Elements

Edel Elements

Ein Verlag der Edel Germany GmbH

© 2017 Edel Germany GmbH Neumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edel.com

Copyright © 2017 by Tom K. Williams

Lektorat: Raiko Oldenettel

Korrektorat: Lennart Petersen

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Verlagsagentur Lianne Kolf

Konvertierung: Marie Wölk, Wolkenart

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-95530-978-7

www.facebook.com/EdelElements/

www.edelelements.de/

Inhalt

Fünfter Akt

I. Zurück in die Ödnis

II. Verlorene Heimat

III. Es ist der Tod

Fünfter Akt

I. Zurück in die Ödnis

Die Legatin der Kreisarmee schritt vor ihrem Kommandoposten auf und ab. Schon seit Stunden währte der Angriff, dichte Rauchglocken stiegen aus den Höhleneingängen der unterirdischen Feindbasis auf. Unablässig trugen abkommandierte Hilfstruppensoldaten Verwundete aus dem Inneren, wurde ihr von ihren Untergebenen Meldung gemacht, kamen weitere Verstärkungseinheiten heran. Vor wenigen Augenblicken hatte ihr Adjutant ihr mitgeteilt, dass der Feind vollständig umzingelt und aufgerieben worden war. Die Brände im unterirdischen Schlachtfeld breiteten sich aus, bald würde alles Leben im Inneren erloschen sein. Die Legatin lächelte zufrieden.

Ein abgekämpft wirkender Militärtribun, dessen Gesichtsmaske und Uniform maßgebliche Schäden aufwiesen, salutierte vor ihr.

Ohne den Gruß zu erwidern, fragte sie: „Was sind die neuesten Entwicklungen?“

Der Mann keuchte, war aber sichtlich um einen schneidigen Tonfall bemüht: „Die letzte Bastion des Gegners ist soeben zusammengebrochen, Herrin.“

„Das heißt, sie wurden niedergerungen?“

„Nein, nicht ganz…“

Sie warf dem Mann einen vernichtenden Blick zu.

„Die Höhle selbst ist vielmehr zusammengebrochen, jedenfalls zum Teil. Einige unserer Männer standen zu dicht dran und… Nun, ich fürchte, wir müssen sie als gefallen betrachten.“

„Wie hoch sind unsere Verluste insgesamt?“

Der Tribun kratzte sich hilfesuchend am Kopf, anscheinend versuchte er, seine Gedanken unter dem Eindruck der letzten Stunden zu ordnen. „Sie sind hoch, aber nicht so hoch, wie wir befürchtet haben. Letztendlich zählt wohl nur, dass wir die vermaledeiten Rebellen ausgeräuchert haben, nicht wahr?“ In seinem Blick konnte man mehr als deutlich erkennen, dass er auf eine Bestätigung seiner Worte hoffte. Anscheinend plagten ihn Schuldgefühle ob seiner gefallenen Soldaten.

„Sehr richtig, Tribun. Narbo Martius ist voll von Waisen und platzt vor Erziehungsanstalten voller Erhobener ohne Stammbaum. Wir werden unsere Reihen mühelos wieder füllen können. Was jetzt zählt, ist unser Sieg. In der Stadt der Städte wird man uns mit einer Parade und in allen Ehren empfangen. Vielleicht springt sogar eine Beförderung für den einen oder anderen von uns heraus, nicht wahr, Soldat?“

Die Miene des Mannes hellte sich merklich auf. Er salutierte und ging davon.

Als er verschwunden war, wandte sich die Legatin einer ihrer Schreiberinnen zu: „An die hochgeehrte Ratsherrin Latrodecta: Unsere siegreichen Truppen haben im Dienste des Kreises und unter Aufbietung ihres Lebens den Feind vernichtend geschlagen. Er wurde aufgespürt, vollständig eingekesselt und vernichtet. Dieser Landstrich ist ab sofort wieder fest in unserer Hand. In tiefer Demut, Legatin Aphidoida.“

Zufrieden mit dem diktierten Text wippte sie ihr Kinn in zwei ausgestreckten Fingern. Nach einer Weile wandte sie sich selbstsicher an ihren Beraterstab: „Wenn ich es recht bedenke, könnte auch für mich eine Beförderung anstehen. Ich habe schon oft vom Sprung über die Legion in den Senat nachgedacht. Und nach dem heutigen Sieg…“ Ihr Blick schweifte über die groteske Szenerie, in der Verwundete unter lautem Wehklagen versorgt und Diebesgut aus den letzten noch offenen Zugängen geschafft wurde. Die Sonne stand im Zenit und hüllte alles in einen unwirklichen, grellen Schein.

„Ist das nicht ein herrlicher Tag?“

Eine der Schreiberinnen sah verdutzt auf, senkte den Blick jedoch schlagartig wieder, als ihr das entrückte Lächeln der Herrin einen kalten Schauer den Rücken hinunterjagte. Eifrig machte sie sich an eine saubere Abschrift des Diktierten.

Vor dem Ausgang des Geheimtunnels, weit weg vom Kommandozelt der Legatin, sammelte sich eine Gruppe Menschen – weinend, apathisch, am Ende ihrer Kräfte. Die Sonne senkte sich langsam dem Horizont entgegen. Ein schrecklicher Bluttag ging soeben zu Ende. So viele Seelen waren aus ihrer Mitte gerissen worden, dass allein ein Blick auf die Umherstehenden und Liegenden ausreichte, um ihre schrecklichen Verluste zu erahnen. Der Großteil der Männer war in der Höhle geblieben, etliche Frauen ebenso. Der einzige Trost war, dass durch Avelines mutigen Einsatz zumindest die meisten Kinder gerettet worden waren.

Odonata ging mit versteinertem Blick durch die klagende Menge. Menschen liefen umher und suchten ihre Angehörigen, versorgten ihre Wunden oder saßen schweigend und teilnahmslos herum, unfähig sich zu rühren. Nachdem Araneus und Tyr aus dem Dunkeln ins Licht getreten waren, stand fest, dass nun niemand mehr folgen würde. Der Zugang war verschlossen und auf der anderen Seite nur die sengende Glut des Feuers und der unbarmherzige Feind. Bleierne Gewissheit breitete sich aus, die Gewissheit, dass nun alles vorbei war. Der Kreis der Erhobenen hatte endgültig gesiegt.

Als ob Odonata diese Gedanken laut ausgesprochen hätte, trat der Kommandant von hinten an sie heran. „Es war uns allen klar, dass es eines Tages so kommen würde. Wir haben in diesem Krieg ein ums andere Mal mit dem Schicksal gewettet und nun die Quittung erhalten. Ein törichter Krieg, wenn man die Stärke unseres Feindes bedenkt, aber wir haben uns wacker geschlagen.“

Sie wandte sich zornig um. „Töricht? Dieses Wort höre ich in diesem Zusammenhang das erste Mal von dir!“

„Womöglich. Aber der heutige Tag hat mir gezeigt, dass unser Streben allem Heldenmut zum Trotz sinnlos war, von Anfang an. Wir haben einen von ihnen getötet, schon standen zwei Neue bereit. Wir haben ihre Karawanen überfallen, doch es gab hunderte mehr.“

Odonatas Blick verengte sich noch weiter. „Wenn uns dieser Tag etwas gezeigt hat, dann dass wir schlecht vorbereitet waren. Dass wir schlafend erwischt wurden – das und nichts weiter! Seit der Krieg im Norden beendet war, waren wir stets das größte Problem des Kreises. Zumindest haben wir uns nach Kräften gewehrt. Unser Kampf war nicht sinnlos!“

Der Kommandant seufzte schwer. „So oder so ist es jetzt vorbei. Mit dieser letzten Schlacht endgültig. Wir sind schlicht und ergreifend gar nicht mehr in der Lage, uns zu wehren!“

Odonata verzog die Mundwinkel zu einem verächtlichen Ausdruck, sie kam dem Gesicht des Mannes nun sehr nah. „Und wessen Schuld ist das?“

Ihre Augen blitzten angriffslustig, er schwieg mit versteinerter Miene.

Plötzlich stand Araneus neben den beiden. Seine Stimme klang ruhig und gesetzt, obwohl man seine Anstrengung unmissverständlich wahrnahm. „Wir sollten möglichst schnell einen Entschluss fassen, wie es weitergehen soll. Hierbleiben können wir nicht – wer weiß, ob die Legion nach Überlebenden sucht?“

Der Kommandant nickte bestimmt, während Odonata den Blick nicht von ihm nahm. Sie zischte: „Dieser eingebildete alte Mann meint, dass der Kampf jetzt endgültig vorbei wäre.“

Eine Weile lang herrschte eisiges Schweigen. Dann erwiderte Araneus kühl: „Er wird nicht mehr lange unser Anführer sein. Allerdings glaube auch ich, dass unser Krieg vorbei ist.“

Odonata entgleisten sämtliche Gesichtszüge, der Kommandant machte kehrt und ging schnellen Schrittes zu den Widerständlern. Der Schwarzäugige folgte ihm. Nun stand Odonata einsam und verlassen in der aufdämmernden Nacht, unfähig sich zu rühren.

Emsig helfende Frauen hatten in der Mitte der Überlebenden ein Feuer entzündet, um das sich das Leben nun scharte. Tyr saß mit ernstem Blick davor. Aveline hatte ihre Arme um seinen Hals geschlungen und schlief vor Erschöpfung, wie zahlreiche andere Überlebende um sie herum. Obwohl es viel zu bereden gab, vermochte niemand, den ersten Schritt zu tun. Zu tief saßen der Schrecken, die Erschöpfung und der Verlust.

Es war Araneus, der unvermittelt aufstand und seine kräftige Gestalt gegen den pechschwarzen Nachthimmel erhob. „Wir werden nach Norden ziehen, so weit, dass wir außerhalb des Einflusses des Kreises liegen.“

Ein Verwundeter, der einen blutgetränkten Verband um den Kopf trug, unterbrach barsch seinen weiteren Versuch, den Plan zu erläutern. „Und was sollen wir dort oben? Wissen wir, was dort vor sich geht? Nein! Wir können nicht einfach blindlings ins Nirgendwo laufen und hoffen, dass alles gut geht.“

Der Schwarzäugige zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf den Mann. „Und was ist dein Vorschlag? Hierzubleiben? Hier erwartet uns der gewisse Tod! Seht euch doch um! Unsere Kraft ist versiegt. Denkt ihr denn, ich würde mich nun feige verkriechen wollen? Was bleibt mir aber anderes übrig, wenn wir so… wenn wir nur ein Haufen verängstigter, verrohter Menschen sind, dem der gewaltige Tross aus Waisen und Witwen unserer toten Freunde nachfolgt?“

Düsteres Gemurmel brandete auf, der Verwundete nickte fast unmerklich und ließ sich nach hinten sinken. Dipterus starrte wie hypnotisiert ins Feuer. Dann sah er plötzlich auf. „Wir dürfen nicht ungesühnt lassen, was heute hier geschehen ist. Wir müssen den Kreis bluten lassen!“

Araneus schüttelte langsam den Kopf. „Heute nicht, mein Freund – und auch morgen nicht.“

Der massige Dipterus sah seinen langjährigen Begleiter aus großen Augen an, die Hoffnung, sich noch in diesem Leben zu rächen, verließ ihn sichtlich und er senkte niedergeschlagen den Blick.

Araneus verharrte. Er ließ seine Worte sacken und das Gemurmel um sich herum gewähren. Plötzlich erhob sich der Kommandant schwungvoll aus der Menge. „Auch wenn ich deiner Meinung bin, Araneus, möchte ich dich daran erinnern, dass ich noch immer die Befehlsgewalt habe! Niemand außer mir wird hier die Entscheidungen treffen!“

Araneus schienen die Worte des Kommandanten richtiggehend zu empören. „Nein“, sagte er langsam und funkelte ihn düster an, „ das wirst du nicht. Deine Befehlsgewalt endete zu dem Zeitpunkt, als die Haupthalle in sich zusammenbrach. Wir sind keine Armee mehr, also brauchen wir auch keinen Kommandanten. Was wir jetzt brauchen, ist ein Anführer. Und der werde ich sein, oder Odonata, wenn das der Wunsch der Mehrheit ist. Aber bestimmt nicht du, Kvasir!“

Kvasir.

Tyr hatte diesen Namen lange nicht mehr gehört. Ein gewaltiger Schwall längst vergrabener Erinnerungen brach über ihn herein. Er sah unvollständige Bilder, roch abgestandene Gerüche, fühlte sich so, wie er sich schon lange nicht mehr gefühlt hatte. All diese Eindrücke ergaben langsam aber sicher ein Ganzes. Über diesem lag ein wohlbekannter Duft – der Duft seiner Heimat, der Duft der Höhlen von Madras.

„Auch dein Sohn will dir nicht mehr folgen“, flüsterte Tyr boshaft und starrte den Kommandanten vielsagend an.

„Was soll das heißen?“

„Wie ich es sagte. Du bist mein Vater“, zischte Tyr kühl und bedrohlich. Alle Blicke wandten sich ihm zu und Stille kehrte ein. Er hatte sich die ganze Zeit über gefragt, weshalb der Kommandant die Sprache von Madras beherrschte. Nun kannte er die Antwort.

Araneus sah ihn zweifelnd an. „Was ist los mit dir, Junge? Hast du beim Einsturz vielleicht doch was auf den Kopf…“

„Er hat recht.“ Der Kommandant erwiderte Tyrs durchdringenden Blick.

Araneus war sprachlos. Kvasir fuhr sich über seine grauen Schläfen, sein verbundener Arm baumelte lose an seiner Seite herab. „Das heißt, ich denke, dass er recht hat. Ich hatte diesen Verdacht schon lange, aber wie hätte ich ihn fragen sollen?“

„Dann frag mich jetzt, alter Mann.“ Tyr erhob sich nicht, seine Finger ruhten auf den Knien. Ein unbestimmtes Gefühl der Ablehnung stieg in ihm auf, sowie andere Gefühle, die er nicht einordnen konnte.

Kvasir sah sich hilfesuchend um. Als er niemanden fand, der ihm zur Hilfe kommen wollte, fügte er sich seinem Schicksal und begann zu fragen. „Wer ist dein Onkel?“

Tyrs Finger gruben sich in sein Bein. Was sollte das? „Warum fragst du nicht nach meiner Mutter, alter Mann? Warum nach ihm? Ausgerechnet den Namen ihres Bruders willst du von mir hören. Aber wenn ich dir damit jeglichen Zweifel zerstreuen kann: Sein Name war Donar.“

Kvasir erbleichte bei den Worten, fast schien es, als wich jeder Tropfen Blut aus seinem Gesicht. Langsam und ungeschickt ließ er sich nieder, legte seinen Ellbogen auf sein Knie und stemmte betrübt den Kopf in die Hände. „Dann ist es also tatsächlich wahr. Ich hatte die ganze Zeit meinen eigenen Sohn um mich. Nach all den Jahren… Die Asen müssen verrückt sein, wenn sie uns auf diese Weise zueinander führen.“

Kochende Wut fuhr in Tyrs Magen. Mit einem Satz sprang er auf und brüllte auf den Mann ein, dabei rutschte Aveline von seinem Schoß und wurde unsanft geweckt. „Komm mir nicht mit den Asen! Ob sie es nun waren, ein böses Schicksal oder nur ein unwahrscheinlicher Zufall – dies ist kein Moment des Glücks! Ich dachte – wir alle dachten – du wärst tot, in der Verbotenen Zone von den Geistern geholt. Man sagte mir, du seist verrückt geworden. Mutter ist daran in jungen Jahren zur Greisin geworden. Die Sippe hätte einen weiteren Jäger gut gebrauchen können. Wir haben gehungert und du hast uns alle verraten!“

Tyr keuchte, als der Schwall aus Zorn ihn verlassen hatte. Aveline sah ihn erschrocken an. Kvasir jedoch verzog keine Miene.

Unbewegt sah er seinem Sohn entgegen. „Ist dies deine Meinung? Ist es das, was du mir nach all den Jahren sagen wolltest?“

Tyr zischte: „Es ist eine schlechte Neuigkeit an einem schrecklichen Tag.“

Der ehemalige Kommandant nickte.

Das groteske Schauspiel hatte das Lager in eisiges Schweigen gehüllt, doch Araneus fand trotz allem, dass es Wichtigeres zu klären gäbe. Er erhob die Stimme: „Wie auch immer es um euch beide steht, Tyr… Kvasir. Meine Entscheidung steht fest. Wir ziehen nach Norden und suchen eine neue Heimat. Wir müssen das Schwert endlich vergraben und den Frieden suchen, den so viele von uns in dieser Welt nicht fanden.“

Seine Vision erntete allgemeine Zustimmung. Nur drei Personen zeigten keine Reaktion. Es waren Tyr, Kvasir und Odonata. Vater und Sohn blickten sich aus lauernden Augen an, Odonata starrte verkrampft in die Flammen.

Tyr sah zu Aveline und spürte einen Knoten in seiner Brust. Es war unmöglich, ihnen allen etwas vorzumachen. „Ich werde euch nicht begleiten.“

Araneus betrachtete ihn schweigend. Er war der Einzige gewesen, der bisher von Tyrs Plänen gewusst hatte.

„Der Kreis ist auf der Jagd nach meiner Schwester Ari. Ich kann nicht zulassen, dass sie in seine Fänge gerät. Ich werde nach Madras gehen und meinen Stamm suchen, bevor es zu spät ist.“

Kvasir horchte auf. „Ich kann mich nicht erinnern, eine Tochter gezeugt zu haben.“

Tyr warf ihm einen vernichtenden Blick zu und Aveline begann leise zu weinen, als sie die Worte ihres Gefährten begriff.

Araneus schüttelte geschlagen den Kopf. „Wenn du gehst, wird uns das hart treffen. Wir brauchen jetzt jeden starken Arm, mehr als vorher. Aber ich denke auch nicht, dass du dich von deinem Vorhaben abbringen lässt…“

„Nein. Sicher nicht.“

Der Schwarzäugige sah ihn nicht an, aber das bittere Lächeln auf seinen Lippen war Tyr Erlaubnis genug.

Er schlug Araneus freundschaftlich gegen die Schulter. Dann wandte er sich Kvasir zu. „Du wirst mich nach Madras begleiten. So kannst du wenigstens einen Teil deiner Schuld begleichen, Kvasir.“

Sein Vater wollte etwas erwidern, doch irgendetwas in Tyrs Blick hielt ihn davon ab.