Apokalyptika – Vierter Akt: Unter Mördern - Tom K. Williams - E-Book

Apokalyptika – Vierter Akt: Unter Mördern E-Book

Tom K. Williams

0,0
0,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Durch die Hilfe der Rebellen ist Tyr dem Tode entronnen, doch wird er nun in ihren Krieg gegen den Kreis der Erhobenen verwickelt. Unter Mördern und Plünderern muss er fortan seinen Wert beweisen und seine Schuld begleichen, wenn er seine Heimat je wiedersehen möchte. Dabei macht er eine schreckliche Entdeckung, die alles verändert.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 125

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Kurzbeschreibung:

Durch die Hilfe der Rebellen ist Tyr dem Tode entronnen, doch wird er nun in ihren Krieg gegen den Kreis der Erhobenen verwickelt. Unter Mördern und Plünderern muss er fortan seinen Wert beweisen und seine Schuld begleichen, wenn er seine Heimat je wiedersehen möchte. Dabei macht er eine schreckliche Entdeckung, die alles verändert.

Tom K. Williams

Apokalyptika 

Vierter Akt: Unter Mördern

Edel Elements

Edel Elements

Ein Verlag der Edel Germany GmbH

© 2017 Edel Germany GmbH Neumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edel.com

Copyright © 2017 by Tom K. Williams

Lektorat: Raiko Oldenettel

Korrektorat: Lennart Petersen

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Verlagsagentur Lianne Kolf

Covergestaltung: Marie Wölk, Wolkenart

Konvertierung: Datagrafix

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-95530-977-0

www.facebook.com/EdelElements/

www.edelelements.de/

Inhalt

Vierter Akt

I. Unter Mördern

II. Evolution

III. Mein Zuhause, meine Burg

Vierter Akt

I. Unter Mördern

Tyr versank tiefer in den Kissen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Widerwillig hatte er das welke Gemüse und das unangenehm riechende Fleisch heruntergewürgt. Nun stand die ausgebeulte Legionärsmaske, die ihm als Teller gedient hatte, neben seiner Pritsche auf dem festgetretenen Lehmboden. Er starrte hinauf auf die verschachtelte Balkenkonstruktion, welche die Erdmassen über seinem unterirdischen Unterschlupf davon abhielt, ihn unter sich zu begraben. Dabei dachte er über sich und seine Lage nach.

Seit etwas mehr als drei Wochen lebte er nun schon im Hauptquartier der Plünderer. Langsam aber sicher stellte sich Routine ein – und er begann sich zu langweilen. Die meiste Zeit über trainierte er mit seiner Muskete, half bei der Pflege von Waffen und Ausrüstung oder wurde von seiner neuen Lehrmeisterin Odonata weiter in der lateinischen Sprache unterrichtet. Obwohl der Befehl des Kommandanten es nicht ausdrücklich miteinbezogen hat, gab sie ihm auch Ratschläge in militärischen Taktiken, dem Umgang mit Waffen und der Kampfweise der Legionäre. So hatte er erfahren, dass die Soldaten des Kreises trotz der überlegenen Feuerkraft ihrer Sturmgewehre auch im Nahkampf gefürchtete Gegner waren. Die Erfahrung im Kampf mit den unterschiedlichen Barbarenstämmen hatte die Legion gelehrt, dass ein massiver Kugelhagel nicht ausreichte, um auf plötzliche Überfälle von Angreifern mit Speeren, Keulen und Messern zu reagieren. Aus diesem Grund waren alle Legionswaffen mit Bajonetten ausgestattet, die durch Drehen eines Sicherungsrings automatisch aufgeklappt werden konnten. Der Legionär konnte seine Schusswaffe so in Sekundenbruchteilen in einen Spieß verwandeln. Tyr hatte bei seinem Kampf vor dem Reaktor selbst erfahren, wie effektiv die Seitengewehre im Nahkampf eingesetzt werden konnten.

Odonata hatte die Zeit weiterhin genutzt, um ihm zu erklären, wie er die Ränge eines Optio, Centurio und Präfekten in der Legion erkennen konnte, um sie aus dem Hinterhalt anzugreifen und, wie sie es nannte, der Schlange den Kopf abzuschlagen. Obwohl die Legionäre des Kreises auch ohne direkte Anweisungen eines Vorgesetzten zu kämpfen verstanden, war der Anblick eines am eigenen Blut erstickenden Kommandanten ein nicht zu unterschätzender Moralbrecher. Tyr bemerkte in solchen Situationen des Öfteren, wie sich ein beunruhigend sehnsüchtiger Ausdruck in Odonatas Züge schlich. Er war froh, dass sie auf derselben Seite standen.

Tyr dachte nun, da er aus dem Joch der Sklaverei entkommen war, wieder häufiger an seine Sippe in Madras. Vor allem seine Schwester Ari begegnete ihm nachts in seinen Träumen. Aber auch Vali, den er seit ihrer Entführung durch die Legion nicht mehr gesehen hatte, kam ihm oft in den Sinn. Hätte er in Narbo Martius nach ihm suchen sollen? Vermutlich ein sinnloses Unterfangen angesichts der schieren Ausmaße der Stadt und der eingeschränkten Bewegungsfreiheit als Sklave. Dennoch schämte er sich dafür, es nicht einmal versucht zu haben. Ob Vali nach ihm gesucht hatte? Hatte er von ihm gehört? Dem Dämon der Ödnis?

Während Tyr mit Sehnsucht an seine Familie dachte, versuchte er, Anouk aus seinem Geist zu verbannen. Zu schmerzhaft war der Gedanke an ihren Tod, an das Leid, das ihr die Erhobenen zugefügt hatten – der Anblick ihres leblosen, zerschundenen Körpers, den man zur Abschreckung an ein Kreuz gebunden hatte. An ihre tiefsitzende Trauer, an der sie ihn zuweilen hatte teilhaben lassen. Und das kleine bisschen Glück, das sie zusammen in ihrer Hilflosigkeit gefunden hatten.

Tyr wischte sich eine Träne aus dem Auge, griff die Legionärsmaske und schleuderte sie schreiend durch den Raum. Sie krachte laut scheppernd gegen einen Balken, tanzte geräuschvoll auf dem Rand, während sie in kreisförmigen Bewegungen zum Stehen kam. Durch die schief zusammengenagelten Bretterwände drangen zornige Rufe. Tyr drehte sich auf die Seite, drückte den Kopf in seine Armbeuge und versuchte, die Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben.

Tage später saß Tyr in einem der Übungsräume, ihm gegenüber Odonata, die ungeduldig mit dem Kopf hin und her wippte. Ihr Gesicht sprach Bände über ihre Gedanken und der junge Mann schien in diesen nicht eben gut gelitten zu sein. Sie gehörte nicht zur geduldigen Sorte Mensch und hatte ihm, während er gegessen hatte, einen müßigen Vortrag über seine himmelschreiende Unfähigkeit gehalten. Die Pause, die sie in den letzten Minuten eingelegt hatte, schien nun vorbei zu sein. Sie setzte erneut an: „Wenn du genauso schlecht zielst, wie du dir Lektionen einprägen kannst, können wir dir gleich ein Schild um den Hals hängen, auf dem geschrieben steht: Los, kommt und tötet mich!“

Tyr betrachtete sie aus ernsten Augen, während er sich den schweren Krug an die Lippen hob. Er hatte nicht den Eindruck, er würde sich besonders dumm anstellen. Odonata hingegen verhielt sich in ihrer Fähigkeit als Lehrerin umgekehrt zu den Fähigkeiten von Melolonthus. Tyr sehnte sich nach der geduldigen Art seines alten Lehrmeisters. Diese Frau war der reinste Kinderschreck.

„Hörst du mir überhaupt zu, du Wicht?“ In ihren Augen pulsierte der brennende Wunsch, zu ihm herüberzugreifen und ihm die Kehle zuzudrücken.

Mit einem süffisanten Lächeln erwiderte Tyr: „Ich beginne wieder damit, wenn du deinen Gefühlsausbruch überwunden hast.“

Ihr Gesicht verzog sich zu einer Maske angewiderter Verachtung. „Du hast ausgesprochenes Glück, dass der Kommandant und dein neuer Freund Schwarzauge für dich bürgen. Ich persönlich hätte dich einfach den Eisengesichtern überlassen. Mit dir hat dieser ganze Scheißdreck hier erst angefangen. Wir waren seit Wochen nicht mehr an der Oberfläche, abgesehen von ein paar Kundschaftern.“

„Ich war nicht derjenige, der den zweiten Angriff befohlen hat…“

Auf diese Worte ließ Odonata ein kurzes, bissiges Lachen ertönen, das ihm in die Ohren stach. „Und wenn uns die Kriegsgötter hold sind, wirst du nie in die Position kommen, auch nur das Mittagessen zu gestalten. Wenn deinesgleichen Recht haben und es übernatürliche Wesen gibt, dann hoffe ich, dass sie uns einen segensreichen Blitz herunterschicken, der dich in den Boden stampft!“

„Ist das alles?“

Tyr erhob sich, während er sich mit seinem verbliebenen Arm den Staub vom Körper klopfte. Er hatte nicht das Bedürfnis, Odonatas Tirade weiter zuzuhören. Für Abwechslung hätte er alles getan – und die wollte er nun bei Araneus suchen.

Als er den Raum verließ, schrie ihm Odonata noch wüste Beschimpfungen hinterher, doch es kümmerte ihn nur wenig. Er wusste nur zu gut, dass sie ihre Aufgabe, Tyr auszubilden, als eine Art Strafe des Schicksals betrachtete, eine Bürde, vielleicht sogar eine Beleidigung. Darüber hinaus unverhohlen als Zeitverschwendung, denn dass sie mit seinem baldigen Ableben rechnete, hatte sie ihm diverse Male dargelegt.

Als Tyr auf den Flur hinaustrat, würdigte ihn kaum jemand eines Blickes. Die Männer und Frauen starrten auf den Boden, an die Decke oder ins Nichts. Manch einer murmelte unverständliche Verwünschungen vor sich hin, die den jungen Mann nicht berührten. Er wusste, dass es die nackte Angst war, kalt und berechnend, die den Widerständlern dermaßen zusetzte. Sie fühlten sich in ihrer Höhle nicht mehr sicher, belauert vom Feind. Sie, die sie sich tief in der Erde eingegraben hatten wie die Feldmäuse, ahnten bereits, dass der Bussard über ihnen kreiste und bei der kleinsten Bewegung zuschlagen würde. Der Kommandant hatte am vorherigen Tag bei einer Ansprache angedeutet, dass der Kreis womöglich die Position des Hauptquartiers erfahren haben könnte. Woher? Darüber schwieg er sich aus. Tyr war sich im Klaren darüber, dass seine neuen Waffenbrüder einen Verräter hinter dem Ganzen sahen – und wer wäre wohl verdächtiger als ein Neuankömmling gewesen, über den die wildesten Gerüchte im Umlauf waren?

Tyr schob den Gedanken beiseite und spuckte effekthaschend auf den Boden. Sollten sie doch denken, was sie wollten! Er hatte sich in den letzten Monaten in weitaus zweifelhafterer Gesellschaft befunden.

Bald bog er in den großen Speisesaal ein, wo er Araneus zu treffen hoffte, und wurde fündig. Der Schwarzäugige saß über einen armselig gefüllten Teller gebeugt und schaufelte entschlossen undefinierbare Pampe in sich hinein. Zu seiner Linken saß Dipterus, dessen Oberkörper in einen stichigen Verband gehüllt war. Ohne Umschweife nahm Tyr neben den beiden Platz. Diese beäugten ihn mit undurchsichtigen Mienen.

„Na, wen haben wir denn da? Hat unser kleiner Lehrjunge heute keine Studien zu betreiben?“ Dipterus hatte so viel Spott in seine Worte gepackt, wie es ihm nur irgendwie möglich gewesen war. Der Satz hing wie Honig in der Luft und schien nur langsam schleimig zu Boden zu tropfen.

„Lass ihn. Schon schlimm genug, dass ich diese Pappe fressen muss – da kann ich auf dein dämliches Geschwafel gut und gerne verzichten!“

Der Bandagierte schien von den Worten seines Nebenmannes gekränkt. Er wandte sich ab und sondierte tranig den Raum. Araneus nahm seinen Teller, auf dem gräulich-brauner Schleim zu einem dicken Batzen aufgetürmt war, und hielt ihn Tyr vor die Nase. „Na, hast du Lust?“

Tyr verzog die Lippen zu einem mäßig amüsierten Lächeln und schüttelte den Kopf. „Nicht, dass ich was Besseres bekommen hätte… Wobei – wenn ich genau darüber nachdenke, konnte ich wenigstens erkennen, was man mir aufgetischt hat.“

Der Schwarzäugige stieß einen belustigten Laut aus und stellte die undefinierbare Masse auf einem kleinen Tischchen ab.

Dipterus drohte einem eingebildeten Feind, der unter der Decke zu hängen schien, und polterte: „Man gebe mir eine Waffe und ein langes Messer! Ich würde uns ein paar Eisengesichter auf der Oberfläche jagen!“

„Red‘ keinen Unsinn. Du weißt, wie zäh diese Bastarde schmecken.“

Der Verbundene brach in bellendes Lachen aus. Es schien Araneus ein Leichtes zu sein, seinen Kameraden aufzumuntern.

Araneus stieß Tyr unsanft in die Rippen und schaufelte nebenbei abermals einen Löffel in sich hinein. Er schien einen unverwüstlichen Magen zu haben.

„Wo wir gerade vom Essen sprechen… Der Kommandant lässt anfragen, ob du an einer kleinen Unternehmung interessiert wärst.“

Tyr sah seinen Nebenmann aus schiefen Augen heraus an. „Wieso das? Ich dachte, dass wir uns erst einmal bedeckt halten sollen?“

Der Schwarzäugige nickte weise, griff nach einem schmierigen Lumpen und wischte sich den Mund ab. „Ja, durchaus. Aber dir dürfte nicht entgangen sein, dass unsere Vorräte sich auf dem absteigenden Ast befinden. Mit anderen Worten, wenn ich noch einmal diesen widerlichen Schleim in mich stopfen muss, können sich die Legionäre die Kugel für mich sparen – dann blas ich mir nämlich selbst das Licht aus.“ Eine Kunstpause mit ausladender Gestik folgte. „Und genau aus diesem Grund werden wir dem Kreis einen kleinen Besuch abstatten. Den Rest erfährst du unterwegs.“

Tyr überlegte kurz, dann erwiderte er: „Und warum ich? Wie du siehst, stehe ich nicht gerade in der Blüte meiner Gesundheit!“

Mit einer übertrieben ausladenden Geste deutete der junge Mann auf den Stumpf seines abgetrennten Arms. Sein Nebenmann zuckte mit den Schultern und verengte die ausdruckslosen Augen. „Der Kommandant wollte dir einen Gefallen tun. Niemand in dieser Höhle vertraut dir. Außer uns vielleicht. Dämon, vielleicht sind wir deine letzten Freunde. Deshalb gibt er dir die Möglichkeit, deinen Wert zu beweisen oder bei dem Versuch draufzugehen. Abgesehen davon…“ In Araneus‘ pechschwarzen Augen leuchtete ein aufmunterndes Funkeln. „Abgesehen davon möchtest du diese Einschränkung ja gerne beheben.“ Ein Kopfnicken auf Tyrs Verstümmelung unterstrich die letzten Worte.

Tyr begriff ohne Umschweife. „Wann soll es losgehen?“

„Sofort. Es gibt nichts, was die Moral eines Kampfverbands mehr beschädigt als schlechte Verpflegung. Naja, Seuchen vielleicht, aber du verstehst, was ich meine. Ach ja, ein kleiner Leckerbissen für dich: Deine liebe Freundin Odonata wird die Sache anführen. Schau mich nicht so an! Es war schließlich ihre Idee.“

Ihre Idee? Tyr schüttelte mit dem Kopf, während er widerwillig aufstand. Araneus begann belustigt zu lächeln, während sich Dipterus am Teller seines Freundes bediente und schmatzend murmelte: „Bin noch zu lädiert, um mitzukommen. Werdet ohne mich klarkommen müssen… Aber keine Angst, wenn’s schiefläuft, werde ich einen auf euch arme Schweine heben!“ Tyr hörte ihm nur noch mit halbem Ohr zu. Während Araneus ihm lachend beipflichtete, verließ er gerade den Raum.

Behutsam schob sich Odonata durch einen der Höhleneingänge. Mit behänder Geschicklichkeit drehte sie sich einmal um die eigene Achse, ging in die Knie und zielte mit ihrer Waffe in alle Himmelsrichtungen. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass alles in Ordnung war, rief sie ihre Begleiter zu sich. Langsam entstiegen sie dem Erdreich: sieben Männer und zwei entschlossen blickende Frauen, allesamt bewaffnet. Tyr trug wieder seine provisorische Muskete, auch wenn sie ihm beinahe nutzlos erschien.

Odonata hob den Arm in die Höhe, rief den Trupp zusammen. „Wir werden stramm marschieren müssen, wenn wir unser Ziel in der dunkelsten Stunde der Nacht erreichen wollen. Haltet euch bedeckt. Weiß der Teufel, was diese Legionsbastarde sich für Schweinereien ausgedacht haben.“ Mit einer zackigen Bewegung erhob sie sich und lief augenblicklich los, die ganze Rotte hinter sich.

In der Ödnis blies der Wind kalt wie immer, der Boden war hart und Tyr bemerkte mit Unbehagen, wie schlecht sein Schuhwerk beschaffen war. Bei jedem Schritt trat er sich einen spitzen Stein oder eine knorrige Wurzel in die Ferse. Wenige Stunden später hatte er das Gefühl, er würde auf blutigen Stumpen laufen.

Sie passierten schließlich den Ort jenes verhängnisvollen ersten Überfalls, den Tyr mitgemacht hatte. Am Boden waren noch immer dunkle, eingetrocknete Blutflecken zu sehen. Patronenhülsen lagen herum. Von den Leichen ihrer gefallenen Kameraden fehlte jedoch jede Spur.

Plötzlich stieß eine der Frauen einen spitzen Schrei aus. Sie war mit Odonata vorausgegangen und hatte eine hohe Düne erklommen, die Tyr noch den Blick über das Hinterland versperrte. Nun lief er das Hindernis eilig hinauf. Als er es geschafft hatte, wünschte er sich, er wäre nicht so eifrig gewesen. Keuchend kamen die anderen Widerständler neben ihm zum Stehen. Ihnen allen stockte der Atem.

Die Gefallenen des Gefechts hingen an einem knorrigen, verdorrten Baum, der ohne Blätter hinter dem steil abfallenden Pfad stand. Man hatte die Toten nicht an die Äste gebunden, nein, man hatte sie an ihnen aufgespießt. Mit leeren Blicken starrten sie ihren lebenden Freunden und Begleitern entgegen. Ihre Gesichter waren zu grausigen Masken verzerrt, an denen sich die Aasfresser des Ödlands bereits gütlich getan hatten.

„Diese elenden Bastarde…“, keuchte ein hagerer Mann neben Tyr, eine Frau in seiner Nähe begann herzerweichend zu schluchzen. Sie hatte wohl einen guten Freund oder Verwandten erkannt.