Apokalyptika – Sechster Akt: Früchte des Zorns - Tom K. Williams - E-Book

Apokalyptika – Sechster Akt: Früchte des Zorns E-Book

Tom K. Williams

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Beschreibung

Ein Sturm zieht auf. Während sich Tyr wieder mit den Rebellen vereint, droht in Narbo Martius ein Sklavenaufstand, der jeden Augenblick losbrechen kann. Der Zeitpunkt scheint gekommen, um Tyrs verschleppte Schwester zu retten und Rache zu nehmen am Kreis der Erhobenen. Die letzte Schlacht mit den Legionen von Narbo Martius scheint unausweichlich.

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Kurzbeschreibung:

Ein Sturm zieht auf. Während sich Tyr wieder mit den Rebellen vereint, droht in Narbo Martius ein Sklavenaufstand, der jeden Augenblick losbrechen kann. Der Zeitpunkt scheint gekommen, um Tyrs verschleppte Schwester zu retten und Rache zu nehmen am Kreis der Erhobenen. Die letzte Schlacht mit den Legionen von Narbo Martius scheint unausweichlich.

Tom K. Williams

Apokalyptika 

Sechster Akt: Früchte des Zorns

Edel Elements

Edel Elements

Ein Verlag der Edel Germany GmbH

© 2017 Edel Germany GmbH Neumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edel.com

Copyright © 2017 by Tom K. Williams

Lektorat: Raiko Oldenettel

Korrektorat: Lennart Petersen

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Verlagsagentur Lianne Kolf

Covergestaltung: Marie Wölk, Wolkenart

Konvertierung: Datagrafix

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-95530-979-4

www.facebook.com/EdelElements/

www.edelelements.de/

Inhalt

Sechster Akt

I. Ein Sturm zieht auf

II. Früchte des Zorns

III. In Rauch und Flammen

Epilog

Sechster Akt

I. Ein Sturm zieht auf

Mantis Religiosa zog seinen groben Wollmantel enger zu, als er die schmale Gasse hinunter zum Justizpalast lief. Ein kalter Wind fegte zwischen den Häuserfronten hindurch, so schneidend wie die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen. In ganz Narbo Martius brodelte es bedrohlich. In den Gassen patrouillierten Seelenlose, Legionäre und Auxiliare. In den Gärten der Oberschicht trieben sich zwielichtige Spießgesellen herum, nur zu dem einen Zweck eingestellt, den hohen Herrschaften ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Auch die Sklaven verhielten sich eigenartig. Normalerweise hörte man sie in den verschiedensten Sprachen miteinander sprechen, manchmal gar singen, wenn es ihre Herren zuließen. Nun lag eine gespenstische Stille über den Baracken, den Gärten und den Bordellen. Eine unbestimmte Gefahr hing in der Luft und jeder schien sie zu spüren.

Mantis kam vor zwei grobschlächtigen Hilfstruppensoldaten zum Stehen, welche ihre Auxiliaruniformen mit martialischen Symbolen, Knochen und Metallstücken verziert hatten. Eine Freiheit, die nur den Decurios und anderen Unteroffizieren unter den Militärsklaven verliehen wurde. Mantis schluckte, als die beiden Männer bei seinem Anblick schäbig zu lächeln begannen. Der eine, dessen Gesicht von einer ausgefransten Narbe verunstaltet wurde, sprach ihn an. „Na sieh mal an, wer sich da in unseren Wachbereich verirrt hat…“

Sein Latein war zwar grammatikalisch makellos, doch sein Akzent verriet, dass er ein Gefangener aus den nördlichen Stadtstaaten sein musste, oder zumindest ein Nachkomme ihrer Bewohner.

Mantis überwand seinen Anflug von Unsicherheit und bemühte sich um ein selbstbewusstes Auftreten. „Ich komme im Auftrag des Justizmagistrats und soll einem Sklaven mit dem Namen Honore beistehen. Angeblich wurde er letzte Nacht außerhalb seiner Baracke aufgegriffen.“

„Honore? Ein Landsmann also. Der Name kommt mir in der Tat bekannt vor…“ Er stieß seinem Kameraden in die Seite, woraufhin dieser eine Wachstafel hervorholte, auf der er eifrig zu suchen begann. Mantis betrachtete die beiden Männer mit ernstem Blick. Er hatte nie verstanden, wie leicht sich mancher Sklave zu einem willigen Henkersknecht der Erhobenen machen ließ. Bei den Kindern konnte er noch Verständnis aufbringen, wenn sie durch militärische Erziehung und gezielte Verrohung zu Auxiliaren geformt wurden. Aber die zahlreichen Erwachsenen, denen der Kreis nur eine Waffe, einen Befehl, etwas zu essen und einen zu bekämpfenden Feind zu geben brauchte, um sich ihres gewalttätigen Naturells zu bedienen, stimmten ihn traurig.

Der Auxiliar hatte den passenden Namen gefunden, raunte seinem vernarbten Kameraden etwas in seiner Sprache zu. Dieser zeigte kaum eine Reaktion, behielt sein überhebliches Lächeln aufrecht.

Mantis verlor langsam die Geduld. „Also? Was ist nun? Ich verlange, dass ihr mich zu ihm bringt!“

Der Hilfstruppen-Decurio stieß belustigt Luft durch die Nase. „Du solltest dir genau überlegen, was du dir da wünschst, Freigelassener. Es könnte sein, dass du mit der Erfüllung sehr unglücklich wärst.“

„Was soll das heißen?“

Der Schweigsamere der beiden formte eine Faust, führte sie an seinem Kopf vorbei und zog einen imaginären Strick fest, ließ die Zunge aus dem Mund hängen. Dann lachte er dreckig. Mantis entglitten sämtliche Gesichtszüge.

„Aber das kann doch nicht… Wer hat das angeordnet, verdammt nochmal? Die Verhandlung war für heute Mittag angesetzt!“

Der Decurio stemmte bedrohlich die Fäuste in die Hüfte. „Es gibt keine Verhandlungen für das Gesocks mehr, zumindest bis auf Weiteres. Du wirst hier also nicht mehr benötigt. Geh nach Hause und schließ die Tür hinter dir. Nicht, dass du am Ende noch Besuch bekommst, weil du dich mit zwielichtigen Gestalten gemeinmachst.“

Mantis war die Drohung nicht entgangen, doch er schluckte die Angst vor der mit Sicherheit realen Gefahr herunter und erwiderte: „Selbst wenn er verurteilt wurde, so würde er für nächtliches Ausreißen lediglich ausgepeitscht werden, gebrandmarkt, im schlimmsten Fall.“

Der Decurio schien langsam die Geduld zu verlieren. Der Ausdruck spöttischer Überlegenheit wich langsam Gereiztheit. „Ich sage es dir noch einmal: Die Zeiten haben sich geändert. Auxiliare sind verschwunden, Legionäre ebenso. In den Wohnvierteln häufen sich die Morde an Erhobenen. Und letzte Nacht wurde eine Senatorentochter von einem Haufen Sklaven derartig vergewaltigt, dass man sie fast nicht mehr wiedererkannt hat.“ Er trat einen Schritt auf Mantis zu, den Blick auf seinen geheftet. „Ich sage es dir noch einmal: Verschwinde hier und misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen. Oder wir werden überprüfen müssen, ob du nicht vielleicht etwas Interessantes zu erzählen hast.“

Mantis ging rückwärts auf die gepflasterte Straße, weg vom Seiteneingang in den Justizpalast. Die beiden Auxiliare betrachteten seinen Rückzug mit sichtlicher Genugtuung. Der Vernarbte rief ihm zu: „So ist es gut! Lauf, Sklave, bevor noch ein Unglück mit dir geschieht!“

Mantis schluckte schwer, machte kehrt und ging eiligen Schrittes davon. Mit zunehmender Entfernung beschleunigte er sie noch. Erst jetzt waren ihm die Dutzenden schwarzen Vögel aufgefallen, die über dem Gelände des Justizpalastes kreisten. Sie wurden angelockt vom Geruch von Nahrung, dem Geruch des Todes. Ihr Schrei drang ihm bis ins Mark.

Wenn der Justizpalast begann, seine eigenen Gesetze zu missachten, um unliebsame Elemente loszuwerden und den geringen Zeitaufwand eines kurzen Verfahrens zu vermeiden, dann musste die Lage wirklich ernst sein. Er hatte Gerüchte gehört, dass nur die Manufakturbesitzer und die großen außerstädtischen Gutshöfe noch verhinderten, dass die Legion einen großen Kahlschlag an den Sklaven von Narbo Martius durchführte. Wie lange würden sie gegen die Bedrohung eines großflächigen Aufstandes noch anreden können?

Mantis begegnete einer Gruppe Sklavenfrauen, die, der Kleidung nach zu urteilen, zu einem bürgerlichen Haushalt gehörten. Sie sahen ihn kaum an, senkten den Blick, huschten wortlos an ihm vorbei. Es war überall zu spüren: Die Lunte brannte bereits.

Vor dem Winterquartier der Widerständler standen sich zwei große Menschenmengen schweigend gegenüber. Auf der einen Seite die Reste der Rebellenkämpfer, Frauen und Kinder, auf der anderen das, was von Tyrs Sippe übriggeblieben war. Die Fremden betrachteten sich mit sichtbarer Skepsis. Die ehemaligen Widerständler trugen teilweise Legionärskleidung, wohingegen die Stammesleute von den Strapazen der letzten Zeit gezeichnet waren – sie sahen müde, dreckig und abgekämpft aus. Viele von ihnen waren in speckige Felle oder alte Plastikutensilien gekleidet. Langsam, sehr langsam, gingen die beiden Gruppen aufeinander zu. Man verständigte sich mittels Zeichensprache und Gestik, brachte zögerlich kleine Geschenke vor. Obwohl man sich bemühte, einander mit Respekt zu begegnen, hörte man nirgends Lachen oder andere Zeichen von Fröhlichkeit.

Abseits dieses Kennenlernens trafen Tyr, Araneus, Dipterus, Odonata, Kvasir, Balder und Melolonthus aufeinander. Dieses Zusammentreffen verlief freundlicher, etliche Umarmungen wurden ausgetauscht. Nur Kvasir blieb zurückhaltend abseits der anderen stehen.

„Endlich seid ihr hier. Wir hatten schon nicht mehr mit euch gerechnet. Ganz zu schweigen von diesem Haufen von Wilden. Euer Ausflug in den Westen scheint von Erfolg gekrönt zu sein.“ Araneus nickte in Richtung des großen Pulks, der sich mittlerweile aus beiden Fraktionen gebildet hatte.

Dipterus fragte an Tyr gerichtet: „Deine Verwandtschaft?“

„Sozusagen.“

Der Schwarzäugige fügte hinzu: „Und warum sind sie hier?“ Argwohn und Bedenken zeichneten sich in seinem Blick ab.

Tyr sah ihn unverwandt an. „Geht es dir um die Versorgung? Wir haben Vorräte dabei, außerdem sind meine Sippenbrüder ausgezeichnete Jäger. Sie werden ihren Teil beitragen, mehr noch, sie könnten in der Ödnis für euer Überleben sorgen.“ Nachdem sich Araneus‘ Mimik entspannt hatte, fuhr er fort: „Ich konnte sie nicht in Madras lassen. Dort wären sie untergegangen. Die Stadt ist tot, zumindest vorerst. Ich hatte gehofft, dass ihr gemeinsam mit ihnen nach Norden ziehen könntet.“

Araneus wurde augenblicklich hellhörig. „Das heißt, du willst uns nicht begleiten?“

Tyr schüttelte den Kopf. „Nein. Ich konnte meine Sippe retten, doch der Kreis hat meine Schwester vor mir gefunden. Ich muss nach Narbo Martius und Ari zurückholen. Wenn ich sie ihnen überlasse, werden sie ihr unbeschreibliche Dinge antun. Wer wüsste das besser als ihr.“

Tyr musterte Araneus und Dipterus eindringlich. „Ihr wisst, wie es den Gefangenen des Kreises ergeht. Vor allem, wenn sich die Erhobenen die Erlösung von den Geistern, von der Strahlung, wie ihr sagt, erhoffen.“

Araneus nickte bitter. „Ja, das wissen wir. Und ich kann es dir nicht verdenken, dass du gehen willst. Was deinen Vorschlag betrifft: Ich denke auch, dass es klug wäre, gemeinsam weiterzuziehen. Wir können jede helfende Hand gebrauchen. Deinen Leuten wird es ähnlich gehen.“

Balder, der etwas außerhalb stand, ließ sich das Gesprochene von Kvasir übersetzen. Als der ehemalige Kommandant der Widerständler damit aufhörte, nickte der dunkelhäutige Häuptling. Er war verwirrt von der fremden Sprache und den neuen Eindrücken, aber er erkannte die Notwendigkeit der Zusammenarbeit an. Wortlos reichte er Araneus die Hand. Nach kurzem Zögern schlug der Schwarzäugige ein.

Dann wandte sich Araneus wieder Tyr zu. „Du willst also nach Narbo Martius gehen. Allein. Als erklärter Feind des Kreises, von dem sich die Erhobenenkinder Gruselgeschichten erzählen?“

Tyr kniff die Augen zusammen und sah ihn streng an. „Ja, das werde ich. Notfalls gehe ich allein.“

„Ich würde ihn begleiten“, fiel Odonata ein. Anders als zuvor brannte keine rücksichtslose Kampfeslust in ihren Augen. Ihr Gemüt blieb ruhig und gesetzt. Doch Araneus schüttelte den Kopf.

„Nein, das wirst du nicht. Du wirst die Menschen nach Norden führen, als Kommandantin oder Häuptling, wie du willst. Dies ist eine wichtige Aufgabe, die richtige Aufgabe für dich. Du wirst meinen Posten einnehmen.“

„Und du?“

Der Schwarzäugige hob und senkte die Schultern. „Ich begleite ihn. Wahrscheinlich wird es das letzte törichte Unterfangen in seinem kurzen, traurigen Leben sein. Dann will ich dabei sein, wenn der Vorhang fällt. Ich bin alt und habe es gehörig satt, die Verantwortung zu tragen. Ich will diesen letzten Weg mit ihm gehen.“

„Das heißt, dass du nicht damit rechnest, am Leben zu bleiben?“, fragte Odonata unwirsch.

„Das heißt, dass wir wahrscheinlich alle nicht am Leben bleiben werden. Zumindest nicht diejenigen, die uns begleiten.“

„Zum Beispiel ich!“

„Nein, verdammt, Odonata! Du übernimmst mein Kommando. Sieh es als meinen letzten Befehl an. Du bist jünger als ich und wahrscheinlich mittlerweile die bessere Kämpferin. Du wirst noch gebraucht.“

„Und was ist mit mir?“, fragte Dipterus und spuckte geräuschvoll auf den Boden. Der Schwarzäugige sah ihn fordernd an.

„Das ist deine Entscheidung, mein Freund. Ich werde dir keine Befehle erteilen.“

„Dann werde ich nicht gehen. Das Unterfangen ist sinnlos und selbstmörderisch. Wenn ich in den letzten Monaten eines gelernt habe, dann die Lektion, dass der Kampf gegen den Kreis uns nichts bringen kann und wird. Ich habe keine Lust, diesen ganzen hässlichen Dreck überlebt zu haben, nur um für die Schwester eines dahergelaufenen Wilden zu sterben!“ Ein entschuldigender Seitenblick auf Tyr zeigte, dass sein Ärger nicht ihm galt.

Araneus nickte zustimmend. „Ich sagte ja, dass es deine Entscheidung ist.“

Ein paar Momente lang hielt starrköpfiges Schweigen Einzug, die beiden Freunde belauerten sich ohne zu zwinkern. Schließlich schüttelte Dipterus den Kopf und zischte missmutig: „Meinetwegen. Wenn es nicht anders sein kann, dann gehen wir halt nach Martius. Aber sei dir sicher, dass ich dich als Totengeist heimsuchen werde, falls mir etwas zustößt.“

„Die Entscheidung steht dir noch immer frei.“

„Ach, vergiss es. Es gibt keine Entscheidung. Außerdem…“ Er stockte kurz. „Außerdem lasse ich dich nicht alleine untergehen, wenn du egoistischerweise deinen kleinen, privaten Heldentod sterben willst. Wenn es sein muss, dann bleib ich an deiner Seite, aber erwarte nicht, dass ich dir dafür dankbar bin.“

Araneus lächelte dankbar, aber mit müden Augen. Er legte Dipterus die Hand auf die Schulter. „Ich hatte gehofft, dass du mich begleiten würdest.“

Plötzlich platzte aus Kvasir heraus: „Ich komme ebenfalls mit.“

Doch Tyr fuhr ihn an. „Das wirst du nicht. Du begleitest den Zug nach Norden. Du hast unsere Sippe schon einmal verlassen. Nun möchte ich, dass du Vergangenes nachholst. Und sag Balder, dass auch er nicht dabei sein kann. Ich weiß, Ari ist seine Tochter und er liebt sie, aber er ist zu wichtig für die Sippe. Bis eine neue Kräuterfrau erkoren wurde, ist er ihre einzige Autorität.“

Der ehemalige Kommandant der Widerständler lauschte mit versteinerter Miene, dann drehte er sich herum und gab das Gesprochene an Balder weiter. Der Häuptling sah seinen Ziehsohn streng an, Tyr erwiderte den Blick. Schließlich sprach er ihn in ihrer Mundart an: „Du bist dir sicher, dass ich dich nicht begleiten soll, mein Junge?“

„Ja, bin ich. Unsere Sippe braucht dich jetzt. Die Zeiten sind hart und ungewiss. Sie werden einen Anführer brauchen, der ihnen vorangeht, jemanden, dem sie vertrauen. Und sie vertrauen dir.“

Der Ältere nickte. „Es fällt mir nicht leicht, dich ziehen zu lassen. Deine Mutter und ich haben gedacht, dich verloren zu haben – genauso wie Ari. Nun willst du uns wieder verlassen und wir können nicht sicher sein, dich jemals wiederzusehen.“ Balders Augen waren beherrscht und klar, doch begannen sie leicht zu schimmern. „Du bist jetzt ein erwachsener Mann, das hast du mehrfach bewiesen. Und du bist ein großer Krieger, genau wie dein Onkel Donar. Er wäre stolz auf dich, und ich bin es auch. Ich weiß, dass die Seele der Kräuterfrau mit dir ist. Wie auch die Götter.“ Er ging auf seinen Ziehsohn zu und nahm ihn in den Arm. „Versprich mir nur, dass du mir meine Tochter zurückbringst…“

Tyr war von der plötzlichen Umarmung überrascht, erwiderte sie jedoch herzlich.

„Und wenn du sie nicht zurückbringen kannst, dann ziehe alle, die für ihre Entführung verantwortlich sind, zur Rechenschaft. Kannst du das, mein Junge?“

Tyr stiegen Tränen in die Augen, sein Nacken verkrampfte sich. „Ja, Vater, das kann ich. Ich verspreche dir, keinen zu schonen, auch nicht mich selbst.“

Balder löste die Umklammerung, legte seinem Gegenüber die Hände auf die Schultern und sah ihm fest in die Augen. „Ich werde euch zwei meiner besten Jäger zur Verfügung stellen. Du kennst sie nicht, sie sind erst vor ein paar Monaten zu uns gestoßen. Aber sie sind gute Krieger, dafür kann ich bürgen. Lass sie dir an meiner Stelle zur Seite stehen.“ „Gut, Vater. Wir nehmen sie mit.“