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Aus Frauen werden Sklavinnen … Es war ein heißer Nachmittag Ende August. Wir saßen zu sechst miteinander im Biergarten. Die Stimmung war gut, wir genossen unsere Semesterferien und orderten eine Lage nach der anderen. Alles war entspannt – bis Simone, die mir am Tisch gegenüber saß, plötzlich ihre Bluse auszog, unter der sie nichts mehr trug. Woraufhin sie jetzt mit nacktem Oberkörper zwischen uns saß. "Ist das nicht ein bisschen sehr gewagt?", raunte Steffi ihr zu, die nicht ganz begriff, was hier gerade abging. Simone sagte kein Wort, sondern starrte mich nur mit blitzenden Augen an – genau wie Thomas. "Lass sie doch!", versuchte ich Steffi zu beschwichtigen. "Simone kann doch stolz auf das sein, was sie vorzuweisen hat!" – "Du Mistkerl!", zischte Simone mir über den Tisch hinweg zu. "Was meinst du?" fragte ich mit unschuldigem Augenaufschlag zurück und griff nach meiner Cola. Um uns herum war lauter werdendes Gemurmel zu hören. Offenbar wurden immer mehr andere Gäste des Biergartens auf Simone aufmerksam. Diese Aktion war von mir natürlich vorbereitet worden. Unser letztes Spiel hatte aus dem posthypnotischen Befehl bestanden, dass Simone, wann immer ich sie mit ihrem Namen ansprach, eines ihrer Kleidungsstücke ausziehen sollte. Sie war wieder einmal davon ausgegangen, dass ich diesen Befehl danach wieder bei ihr gelöscht hatte. Aber da irrte sie sich. Als unsere Clique sich im Biergarten traf, trug Simone nicht sehr viel. Sie musste unter dem Tisch erst eine Sandale abgestreift haben, dann die andere und schließlich ihre Bluse. "Bitte!" Simone wimmerte fast. Sie schien zu erwarten, dass ich den posthypnotischen Befehl irgendwie wieder zurücknahm. Ich stellte mich immer noch dumm. "Was möchtest du denn, meine Kleine?" – "Das kannst du doch nicht mit mir machen, Herr!", stieß sie aus. Das letzte Wort konnte sie nicht mehr zurückhalten, auch wenn ich ihr ansah, dass sie sich dafür am liebsten die Zunge abgebissen hätte. Noch ein Befehl, den ich nie gelöscht hatte. Und das war erst der Anfang. Unbegrenzte Macht über alle Frauen erwuchs mir, als ich der Dämonenprinz wurde … Roman eines Experiments, das zu weit ging
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Seitenzahl: 232
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Arne Hoffmann
Hörig und ausgeliefert
Dieses Buch ist
eine Neuauflage
des Titels
»Dämonenprinz«
Der Verleger
Hörig und ausgeliefert
SM-Thriller
von
Arne Hoffmann
MARTERPFAHL VERLAG
Impressum der Ebook-Ausgabe:
© 2019 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ (s. o.)
Omnia eius editionis iura reservantur
Herausgegeben als Ebook via Readbox
Titelbildgestaltung: Rüdiger Happ, unter Verwendung desselben Fotos wie unten angegeben
E-Book ISBN 978-3-944145-65-5
Impressum der kartonierten Ausgabe:
© 2012 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,
Firstbergstr. 2, D-72147 Nehren
www.marterpfahlverlag.com
Einbandgestaltung: Sibil Joho, unter Verwendung eines Fotos von Peter Schwandner (www.head-of-art.com)
Druck: Print Com, Erlangen
ISBN 978-3-936708-88-2
Mir selbst gewidmet
Here’s my story, sad but true
It’s about a girl that I once knew
She took my love then ran around
With every single guy in town
Ah, I should have known it from the very start
This girl will leave me with a broken heart (…)
Ah, she likes to travel around
She’ll love you but she’ll put you down. (…)
Dion: “Runaround Sue”, 1961
SCHON ALS ICH 13 ODER 14 JAHRE ALT WAR, hatte mich Showhypnose fasziniert wie ein Tier.
Einer von diesen Typen war mit seinem Auftritt in unserem Gemeindehaus. Er bat Leute auf die Bühne, einen nach dem anderen, einige davon kannte ich sogar, und dann versetzte er sie in Trance. Das war das Abgefahrenste, was ich bis zu diesem Zeitpunkt je gesehen hatte. Er brachte sie zum Beispiel dazu, die Existenz der Zahl der »vier« zu vergessen und ließ sie dann die Finger ihrer Hand abzählen: »Eins, zwei, drei, fünf, sechs …« Zum Schluss landeten sie bei der Zahl »elf«, waren in ihrem dusseligen Zustand völlig verdattert darüber, und das Publikum johlte. Oder er ließ sie in eine Zitrone beißen, nachdem er ihnen eingeflüstert hatte, das sei die beste Schokolade, und die Leute verzogen dann beim Kosten tatsächlich nicht angesäuert das Gesicht, sondern verhielten sich so, als ob das absolut köstlich schmecken würde. Wirklich krass.
Das Ganze ging einige Zeit so dahin, und er suchte immer neue Freiwillige aus dem Publikum heraus. Irgendwann fielen seine Augen auf Martina, und er winkte sie zu sich. Martina war ein paar Jahre älter als ich, schlank, sportlich, blond, und ich war damals megascharf auf sie. Eigentlich war sie die heißeste Braut, die ich unserem Städtchen kannte, aber mir war natürlich klar, dass ich gar nicht erst zu versuchen brauchte, sie anzubaggern; sie stand auf Typen, die waren vielleicht 23 oder so. Außerdem wirkte sie auf mich immer ein bisschen stolz und unnahbar, und nicht zuletzt war ich damals noch zu schüchtern, ein Mädel aus meiner eigenen Klasse anzuquatschen, das ich niedlich fand. Nun ja, jetzt stand sie da jedenfalls auf der Bühne, der Hypnotiseur ließ ein silbern glänzendes Pendel vor ihren Augen hin und her schwingen, dann bewegte er seine Hand über ihr Gesicht, und auf einmal war sie in Trance. Mein Herz schlug bis zum Hals, als ich sie so da oben stehen sah. Er stellte ihr ein paar Fragen, an die ich mich nicht mehr erinnere, aber an der Art, wie Martina antwortete, wurde klar, dass sie völlig weg war – woraufhin er sie erst ein Kinderlied singen ließ, sehr zur Begeisterung vieler Zuhörer, und dann auf allen vieren über die Bühne kriechen wie einen Hund.
Wobei ich mir da heute nicht mehr ganz sicher bin, ob er das wirklich gemacht hat oder ob das nicht schon zu meinen heißen Phantasien gehörte, als ich nach der Show wieder alleine in meinem Bett war. Und ich meine nicht nur unmittelbar nach der Show. Zugegeben, direkt nach der Vorstellung war ich selbst in einer Art verändertem Bewusstseinszustand, so rappelgeil hatte mich das gemacht. Und meine Phantasien gingen natürlich noch viel weiter. Was, wenn er dieses stolze Luder nicht nur ein Liedchen hätte singen lassen, sondern ihr auch ganz andere peinliche Dinge aufgetragen hätte, zum Beispiel Knopf für Knopf ihre Bluse zu öffnen? Über Wochen hinweg kehrten meine Gedanken beim Wichsen immer wieder zu diesem Auftritt zurück, und ich hatte immer neue Bilder vor Augen, was Martina komplett hilflos alles mit sich anstellen ließ.
Aber die Faszination der Hypnose hatte mich zu sehr ergriffen, als dass ich sie Tag für Tag einfach aus meinem Körper spritzen konnte. Sie beschäftigte mich nicht nur in meinen Phantasien, auch im Alltag kehrten meine Gedanken immer wieder dorthin zurück. Also fing ich an, erst unsere Stadt-, dann die nächste Landesbibliothek nach Büchern zu diesem Thema zu durchforsten. Und war danach erst mal komplett verwirrt.
Manche Bücher waren einfach sterbenslangweilig. Bei ihnen hörte sich Hypnose so an, als ob es nichts anderes als eine Entspannungsübung wäre, ähnlich dem Autogenen Training vielleicht. Andere berichteten von den geheimen Gedankenkontrollen des CIA, waren aber derart reißerisch geschrieben, dass ich sehr an ihrem Wahrheitsgehalt zweifelte. Wieder andere Bücher bestritten rundheraus, dass es so etwas wie »Hypnose« überhaupt gab. Angeblich machten sich dabei der Hypnotisierte und der Hypnotiseur nur selbst und gegenseitig etwas vor. Der Mensch, der angeblich in Trance war, hätte demnach lediglich die offizielle Erlaubnis bekommen, seine versteckten Neigungen zum Exhibitionismus und zur Selbstdarstellung offen auszuleben, weil er in diesem Zustand ja angeblich nichts dafür konnte. Dann schnatterte plötzlich der Sachbearbeiter einer Sozialbehörde wie eine Ente und flatterte mit den Armen, ein Versicherungsmakler ließ sich einreden, dass er ein Polizist sei und mehrere Zuschauer festnehmen müsse, und eine brave Sekretärin begann, einen aufreizenden Strip hinzulegen. Aber auch diese scheinbar einleuchtende Erklärung stieß an ihre Grenzen, wenn ich Fälle las wie von der Zuschauerin, die sich so benehmen sollte, als ob ein Blitzschlag von 10.000 Volt durch ihren Stuhl führe, die daraufhin zusammenklappte und wenige Minuten später verstarb. Oder von Effekten wie dem der selektiven Blindheit: Dabei redete der Hypnotiseur seinem Zuschauer ein, dass er ihn nicht mehr wahrnehme, dass er für ihn unsichtbar geworden sei. Wenn sich der Hypnotiseur dann eine Zigarette anzündete, sah es für den Hypnotisierten so aus, als schwebte der Glimmstengel in der Luft. Wie zur Hölle sollte man so etwas sinnvoll erklären?
Kurz gesagt: Wäre ich über diese Bücher auf das Thema Hypnose gestoßen und hätte nicht am Anfang meiner Begeisterung diese umwerfende Bühnendarbietung gestanden, ich hätte es nach diesem ganzen Wirrwarr von Theorien und Spekulationen vermutlich aufgegeben. Womöglich hätte ich es echt gesteckt, aus dem ganzen Krempel schlau werden zu wollen, sondern hätte mich damit zufrieden gegeben, dass Hypnose vor allem als Entspannungstechnik benutzt wurde. Aber ich hatte immer noch dieses Bild im Kopf, wie einer aus unserer Stadt in diese Zitrone biss und sich einbildete, es sei Schokolade – und wie ein anderer die Zahl »vier« vergessen hatte. Und dann las ich wieder von Zahnärzten, die auch schmerzhafteste Eingriffe bei extrem ängstlichen Patienten in Hypnose durchführten, ohne dass diese irgendetwas davon spürten.
Aber was mich eigentlich interessierte, war ja: Konnte man andere Menschen durch Hypnose wirklich seinem Willen unterwerfen?
In vielen Büchern hieß es: »Man kann einen Menschen zu nichts zwingen, wogegen er sich innerlich sperrt, was dieser nicht auch wirklich selbst will. Der berühmte ›Banküberfall in Hypnose‹ ist nichts weiter als eine Phantasie in Krimis und Heftchenromanen.« Falls ein Hypnotiseur so etwas versuche, komme es bei seinem Opfer zu einem inneren Konflikt, der es aus seiner Bewusstseinstrübung erwachen lasse. Aber so oft das wiederholt wurde, so wenig wurde das wirklich belegt. Es war wie ein Glaubenssatz, den ein Autor vom anderen abschrieb und dann mit Inbrunst wiedergab, fast als ob er seine Leser nicht auf dumme Gedanken bringen wollte. Tatsächlich war die Forschungsliteratur alles andere als eindeutig: So berichtete etwa Werner Eberwein in seinem Buch »Abenteuer Hypnose« von höchst widersprüchlichen Experimenten, während zum Beispiel Werner Meinhold in seinem »großen Handbuch der Hypnose« die Möglichkeit für durchaus gegeben erklärte, dass eine hypnotisierte Person Aufträge ausführte, die sich ihrer Wachkritik und Willensstärke vollkommen entzogen.
Relativ schnell hatte ich die Bücher aus unseren Bibliotheken durch. Ich begann mir einige zu kaufen, aber dann reichte mein Taschengeld schnell nicht mehr aus. Glücklicherweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt in Deutsch gerade ein Referat zu halten. Ich nutzte die Gelegenheit, um meine Lehrerin zu fragen, wie man denn an Literatur komme, die in der eigenen Bücherei nicht vorhanden ist. Sie erklärte mir, wie eine Fernleihe funktionierte und dass man damit an praktisch jedes deutsche Buch komme, das man suchte, und an etliche internationale Bücher dazu. Ab da gab es für mich kein Halten mehr.
Ich glaube, am meisten faszinierte mich der sogenannte posthypnotische Befehl. Auch das war ein Beweis dafür, dass Hypnose allen Skeptikern zum Trotz mehr war als nur eine leichte Entspannungsübung oder ein gegenseitiges Vortäuschen. Beim posthypnotischen Befehl wird dem Opfer, also dem Hypnotisierten, in Trance etwas eingepflanzt, was er später im Wachzustand durchführen soll. Also zum Beispiel: »Wenn immer du das Wort Rhododendron hörst, wirst du dir mit der Hand auf die Stirn schlagen.« Milton Erickson, einer der Stammväter der Hypnose und Schüler von Sigmund Freud, brachte zum Beispiel einen Patienten dazu, mitten im Zimmer während des Gesprächs plötzlich einen Regenschirm aufzuspannen. Als Erickson sich leutselig erkundigte, warum sein Patient das denn gemacht habe, hatte dieser an den Hypnosebefehl offensichtlich keine Erinnerung mehr, sondern machte sich daran, für sich selbst eine glaubhafte Begründung zu finden: Er sei spontan auf den Gedanken gekommen zu überprüfen, ob der Schirm noch ordentlich funktioniere. Erickson führte noch einige weitere Fälle dieser Art auf.
Sie waren es, die mich zum Schluss wirklich überzeugten. Entspannungsübung – am Arsch! Je mehr ich las, desto klarer wurde mir, dass die am reißerischsten und am verrücktesten klingenden Darstellungen entgegen meinem ursprünglichen Misstrauen am ehesten der Wahrheit entsprachen. Es war möglich, mit Hypnose andere Menschen unter seine geistige Kontrolle zu bringen, ohne dass die auch nur etwas davon wussten.
Wie megageil!
Schließlich war ich an einem Punkt angelangt, wo mich die ganze Bücherwälzerei auch nicht mehr befriedigte. Hypnose war ja doch ein anderes Hobby als zum Beispiel Dinosaurier. Es brannte mir auf den Nägeln, mich damit endlich auch einmal ganz praktisch zu beschäftigen.
Meinen Kumpeln und Klassenkameraden war es natürlich auch nicht entgangen, dass ich ständig solche komischen Bücher las. Wobei sie ihre eigenen Leidenschaften hatten, Nostradamus meinetwegen oder UFO-Entführungen, also waren wir da zueinander schon sehr tolerant. Und so war Jürgen auch nicht über die Maßen überrascht, als ich ihn an einem Nachmittag fragte, ob ich mit ihm nicht so ein paar Sachen ausprobieren konnte. Ich schwor ihm hoch und heilig, keinen Unfug anzustellen. Da er mich immer wieder über dieses Thema hatte schwafeln hören, insbesondere mein Hin-und-hergerissen-Sein darüber, was denn nun möglich war und was nicht, war er selbst schon neugierig geworden und zickte nicht lange herum.
Na ja, was soll ich sagen? Das Ganze endete eher als ein Fiasko.
Sicher, Jürgen tat so, als hätte ich ihn voll unter meinem hypnotischen Bann. Ich befahl ihm, bestimmte Dinge zu tun, zum Beispiel sich ein Glas Wasser einzuschenken und mit einem Schluck zu leeren, aber mir war die ganze Zeit über ziemlich klar, dass er mir etwas vormachte. Dazu hatte ich schon zu viel gelesen. Es gibt bestimmte sogenannte »ideomotorische Signale«, die dem Hypnotiseur verraten, ob sein Opfer in Trance ist, und bei Jürgen war keines davon zu erkennen. Mir wurde klar, dass die ganze Angelegenheit für ihn nicht einen Bruchteil so ernst war wie für mich, sondern dass er die Sache mehr als einen einzigen großen Spaß betrachtete.
Und bei keinem meiner anderen Kumpel würde es anders sein.
Sobald ich etwas von Hypnose berichtete, würden sie denken: O ja, witzige Sache! Mal gucken, was für eine coole Show wir da auf die Beine stellen können. Aber ich müsste bescheuert sein, wenn ich mich von diesem Irren tatsächlich willenlos machen lassen würde.
Ein paar Tage lang warf mich diese Erkenntnis wirklich zurück. Ich hatte den Eindruck, vor einem unüberwindbaren Hindernis angekommen zu sein. Mir fehlten einfach die Versuchspersonen zum Üben. Wie machten das eigentlich professionelle Showhypnotiseure – die mussten doch zu Beginn ihrer Karriere auch jemanden haben, der sich auf solche Experimente einließ?
Nachdem ich ein paar Tage lang auf diese Weise vor mich hingegrübelt hatte, kam mir der Gedanke, die Angelegenheit besser von hinten aufzuzäumen.
Dazu begann ich jetzt, bei meinen Klassenkameraden nach und nach die Info zu streuen, dass ich jetzt immer mehr damit beschäftigt sei, die therapeutische, die heilende Seite der Trancearbeit zu erkunden. Ich las in den Pausen Bücher wie »Seele ohne Angst. Autogenes Training, Hypnose – Wege zur Entspannung«. Und tatsächlich begann ich, durch verschiedene Entspannungsübungen zu einer größeren inneren Ruhe zu gelangen. Das merkte man mir auch im Unterricht an: Während ich früher bei Referaten immer etwas fahrig und unsicher gewesen war, strahlte ich nun förmlich die Gelassenheit selbst aus. Nachdem ich das ein paar Monate lang gemacht hatte, bot ich einigen meiner besonders nervösen Kumpels an, ihnen auf ähnliche Weise vor Klausuren oder Referaten zu helfen.
Nach und nach erklärten sich die ersten dazu bereit. Mit ihnen führte ich daraufhin verschiedene solcher Übungen durch. Nachdem die ersten berichten konnten, dass dabei nichts wirklich Aufsehenerregendes passierte, ja dass sie noch nicht einmal den Eindruck hatten, in ihrer Zeit bei mir ihr normales Bewusstsein verloren zu haben, dass die von mir ausgeübten Methoden aber tatsächlich sehr hilfreich waren, zeigten immer mehr andere Mitschüler von mir Interesse. Ich hatte den Ruf eines vertrauenswürdigen Fachmanns erworben, der nichts anderes tun wollte als helfen. Und oft genug tat ich ja auch gar nichts anderes.
Dann kam Astrid.
Ich sollte dazu vielleicht nachtragen, dass alles, was ich bis hierher sehr gerafft erzählt habe, einen Zeitraum von mehreren Jahren umfasste. Ich befand mich inzwischen in der zwölften Klasse der Oberstufe, Martina war für mich längst vergessen, und meine erotischen Tagträume waren inzwischen von ganz anderen Mädchen besetzt. Astrid befand sich in meinem Englisch-Leistungskurs und gehörte ganz sicher dazu. Sie hatte langes schwarzes Haar, trug häufig einen weiten schwarzen Mantel, und unter Jeans und Bluse zeichneten sich bei ihr durchaus ansprechende Formen ab. Ihre erfrischende, aufgeweckte Ausstrahlung griff fast automatisch auf einen über, wenn man sich in ihrer Nähe befand. Ab und zu schwatzten wir beide miteinander, aber mehr war da nicht.
Jetzt stand sie vor mir und sagte: »Du machst doch deine … na ja, deine Hypno-Behandlung gegen Prüfungsangst, die machst du doch noch, oder?«
»Mhm, ja«, erwiderte ich.
»Würdest du das auch mit mir mal probieren?«
Ich war ein bisschen überrascht, denn Astrid hatte eigentlich immer ziemlich selbstsicher auf mich gewirkt. Ihr entging meine Verblüffung nicht. »Es ist ja nicht so, als ob ich das reinste Nervenbündel wäre«, meinte sie. »Aber je näher es ans Abi geht, um so unwohler fühle ich mich bei jeder Klausur.« Sie lächelte und strich sich in einer etwas verlegen wirkenden Geste ihr langes schwarzes Haar aus dem Gesicht. »Und da dachte ich mir, vielleicht könnte man da etwas machen.«
»Das kann man ganz sicher«, versprach ich ihr.
Und dann kam sie das erste Mal zu mir. Ich hatte das Zimmer abgedunkelt, Teelichter aufgestellt und ein paar Duftkerzen. Im CD-Player dudelte einlullend Vogelgezwitscher und Bachgeplätscher aus Dan Gibsons »Solitudes«-Reihe. »Das mache ich immer so«, erklärte ich Astrid und schob eine Schüssel mit Keksen zu ihr herüber. »Die Leute sollen sich schon gleich von Anfang an so gut wie möglich entspannen können. Ich gebe dir jetzt auch erst mal ein bisschen Zeit, damit du richtig hier ankommen kannst.«
Also plauderten wir ein bisschen, verhackstückten diesen Lehrer und jenen, ich machte ein paar Scherze und entlockte Astrid damit dieses Lachen, das mir direkt zwischen die Beine ging. Endlich ließ ich sie sich in dem Sessel mit der verstellbaren Lehne, in dem sie saß, in eine so angenehme Lage wie möglich bringen. Ihre weiße Bluse spannte sich über ihre Brüste. Ich ließ mir von meiner leichten Erregung kein bisschen anmerken, sondern war ganz und gar professionell.
»Okay«, sagte ich. »Dann mach es dir so gemütlich wie möglich. Falls dich noch irgendwas stört, ein Stück Schmuck oder so, dann leg es jetzt ab. Gut. Jetzt kannst du dich erst einmal richtig entspannen. Du brauchst jetzt gar nichts weiter zu tun. Lass es einfach geschehen. Auch deine Augen brauchst du erst zu schließen, sobald du für deine Trance bereit bist. Höre einfach auf den Klang meiner Stimme und entspanne dich. Lass die Geräusche im Hintergrund einfach so sein, wie sie sind, sie ziehen vorüber und stören dich nicht bei deiner tiefen Entspannung.« So plätscherte meine Stimme dahin, selbst ein gewundener kleiner Bach, der es nicht eilig hatte. Astrid sprach gut darauf an. Ihre Atemzüge wurden immer gleichmäßiger und tiefer. Ihre Bluse hob und senkte sich.
»Bevor du gleich in deiner Trance versinkst«, sprach ich weiter, »lenke deine Aufmerksamkeit auf die Empfindungen deines Körpers. Beginnen wir mit deinen Füßen. Wie fühlen sie sich auf ihrer Unterlage an?« Nach den Füßen kamen Astrids Beine an die Reihe, dann ihre Arme, und so ging das weiter. Ganz allmählich fuhr ich die Lautstärke der Hintergrundsmusik noch weiter herunter, so dass der Raum jetzt nur noch von meiner Stimme erfüllt war. Nach einiger Zeit suggerierte ich bei Astrid behutsam ein Gefühl von Schwere, dann wieder von Leichtigkeit. Dabei ließ ich mir so viel Zeit, dass es gut und gerne zehn Minuten dauerte. Dann machte ich mich daran, ihre Hypnose noch ein bisschen zu vertiefen: »Stell dir vor, du kommst an eine steinerne Treppe, die nach unten führt« sagte ich. »Es sind genau zwanzig Stufen. Ganz langsam setzt du deinen Fuß auf die erste Stufe. Eins. Du stehst jetzt auf der ersten Stufe und spürst sie unter dir. Du wirst von der ersten Stufe gut und sicher getragen. Jetzt richtest du deinen Blick auf die zweite.« So führte ich Astrid immer mehr und mehr hinab in die Tiefe der Trance.
»Jetzt bist du wirklich und vollkommen entspannt« sagte ich dann. »Lass auch diesen Zustand auf dich einwirken. Wie fühlt er sich an? Bei deiner nächsten Klausur wirst du dich an diesen Zustand erinnern. Und du wirst dieses Gefühl tiefer Entspannung dann genauso empfinden wie jetzt.« Damit geleitete ich Astrid über die lange Treppe wieder Stufe für Stufe nach oben. »Bei drei wirst du deine Augen öffnen und noch immer sehr entspannt, aber gleichzeitig auch sehr wach sein«, erklärte ich ihr. »Eins … zwei … und drei.«
Astrid blinzelte, ihre Augenlider flatterten, und sie begann sich zu recken und zu rekeln wie eine Katze. Ich stand auf und zog die Rollläden in die Höhe.
»Ich weiß gar nicht, ob es geklappt hat« sagte Astrid und rieb sich die Augen. »Ich bin gar nicht richtig weg gewesen.«
»Ja«, sagte ich. »Das ist immer so am Anfang. Ich denke, dass es trotzdem helfen wird. Natürlich klappt es umso besser, je öfter wir diese Übung wiederholen. Ein paar Mal sollten es schon sein.«
Und so machten wir es. Astrid kam immer öfter bei mir vorbei, um sich von mir in diesen Trancezustand versetzen zu lassen. Ich glaube, meine Eltern freuten sich damals schon ein bisschen darüber, dass ich nicht immer nur mit irgendwelchen Jungs auf meinem Zimmer verschwand, sondern jetzt auch mit einem Mädchen, und noch dazu immer mit demselben. Astrid wiederum schien bei ihren Klausuren wirklich immer ruhiger zu werden. Und ich hatte endlich die Gelegenheit, mit einer Freiwilligen über längere Zeit kontinuierlich am Stück zu arbeiten und meine Suggestionen so immer weiter zu verfeinern. Meinem Eindruck nach klappte die Hypnose immer besser und besser.
An einem Nachmittag hatte ich den Eindruck, dass sie vollständig gelungen war. Astrid wirkte völlig weggetreten, konnte aber auf alles, was ich sagte, reagieren.
Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie mir irgendetwas vormachte. Aber es kribbelte mir wirklich in den Fingern, es zu überprüfen. Und als ich darüber nachdachte, wie ich das am besten tun könnte, kam mir etwas in den Sinn, was ich in einem meiner vielen Bücher gelesen hatte. Es würde ein bisschen dauern, aber wir hatten ja alle Zeit der Welt.
Etwa eine halbe Stunde lang verwendete ich darauf, Astrids Zustand des Halbschlafs in eine Art Lethargie umzuwandeln, in der sie außerordentlich aufnahmebereit für sämtliche Suggestionen war. Auch das funktionierte gut. Astrid tat ohne zu zögern alles, was ich ihr befahl: Sie berührte ihre Nase mit den Fingerspitzen, rieb sich den Arm und zeichnete mit der Hand Buchstaben in die Luft.
Der Schwanz in meiner Hose war auf einmal knüppelhart.
Kamen wir jetzt zu etwas, was ich noch nicht ausprobiert hatte. Ich griff nach dem Drehstuhl an meinem Schreibtisch und schob ihn in die Mitte des Zimmers.
»Ich habe jetzt meinen Stuhl vor dich gestellt, Astrid« erklärte ich. »Gleich werde ich dich bitten, deine Augen aufzumachen. Aber du wirst meinen Stuhl nicht sehen. Er wird völlig unsichtbar für dich sein.«
Astrid nickte.
»Gut. Jetzt mach die Augen auf.«
Flatternd flogen ihre Lider nach oben.
»Okay. Jetzt beschreib mir alles, was du siehst.«
Mit träger, schleppender Stimme zählte Astrid die Einrichtungsgegenstände meines Zimmers auf.
»Okay, schon gut«, sagte ich schließlich. »Und was siehst du direkt vor dir?«
»Die Wand. Einen FHM1-Kalender. Jessica Alba im Bikini.«
»In Ordnung, danke.« Ich erhob mich und stellte mich so hin, dass sich der Stuhl zwischen Astrid und mir befand. Wenn meine schlauen Bücher recht hatten, war das der ultimative Test.
»Jetzt steh auf und komm auf mich zu.«
Astrid erhob sich ebenfalls und tappte mit langsamen, etwas zombiemäßigen Bewegungen auf mich zu, wobei sie den Stuhl sorgsam umrundete, ohne ihm viel Beachtung zu schenken.
Ich pfiff durch die Zähne. Meinen schlauen Büchern zufolge bestand der Trick bei dieser Sache darin, dass jeder, der eine Hypnose nur vortäuschte, so tat, als wolle er durch den unsichtbaren Stuhl hindurchgehen, wobei er ihn umstieß. Echte Hypnotisierte liefen um ihn herum, so wie Astrid eben. Scheinbar nahmen sie das Möbelstück auf einer anderen Bewusstseinsebene doch wahr. Was genau sich da eigentlich abspielte, wusste so richtig kein Mensch.
Der Nebeneffekt dieser Übung war, dass ich jetzt eine hypnotisierte Astrid vor mir stehen hatte und mir ihr Parfüm in die Nase stieg. Die Situation kostete mich einiges an Selbstbeherrschung.
»Prima«, sagte ich. »Jetzt setz dich wieder hin.« Ich konnte mir ein »Und pass auf den Stuhl auf!« gerade noch verkneifen.
Sekunden später saß Astrid wieder in meinem Sessel.
Es sah so aus, als wäre ich bei meinen Experimenten um einen Riesenschritt nach vorne gekommen. Jetzt fehlte mir nur noch eine Idee, wie ich diese Entwicklung weiter ausnutzen konnte …
Und dann hatte ich sie. Etwas, was ich schon lange ausprobieren wollte: den posthypnotischen Befehl. Na ja, nicht so richtig, also nicht in der Art, dass man nach der Hypnose mit den Fingern schnipste und das Opfer dann zu springen begann. Ich versuchte lieber, bei Astrid nach ihrem Erwachen eine bestimmte Reaktion zu erzeugen.
»Nachdem du gleich wieder vollständig zu dir gekommen bist«, flüsterte ich ihr deshalb ein, »wirst du die unbändige Lust verspüren, mit mir ein Eis essen zu gehen.«
Dann führte ich sie wieder behutsam zurück, Schritt für Schritt, aus den Tiefen der Trance in ihr Alltagsbewusstsein. Bis wir wieder bei der Schlussformel angekommen waren: »Eins … zwei … und drei. Augen auf! Du bist hellwach.«
Und das war sie. Ihre Augen funkelten mich an. »Du liebes bisschen, wie lange bin ich denn diesmal weg gewesen?«
Ich zuckte mit den Schultern. »So genau hab ich gar nicht auf die Zeit geachtet.«
Anfangs wirkte Astrid noch ein bisschen orientierungslos, aber das legte sich schon, während sie noch von ihren Erfahrungen plapperte. »Ich war total weg, oder? Krass! Ich bin aber nicht eingeschlafen oder so was? Scheiße, ist das ein komisches Gefühl. Also erinnern kann ich mich an gar nichts.«
Ich ging im Zimmer herum, löschte die Teelichter, zog die Rollläden in die Höhe und öffnete das Fenster. »Jetzt bist du ja wieder zurück.« Ich zwinkerte ihr zu. »Es hat alles ganz toll geklappt.«
Astrid warf einen Blick auf ihre Uhr, die sie zuvor abgelegt hatte. »Hui, doch schon so spät!«, rief sie aus. »Dann müsste ich eigentlich schleunigst los. Ich hab noch keine Seite für die Stundenwiederholung morgen in Bio gelesen. Dabei …« Sie zögerte.
»Ja?« fragte ich und wandte mich ihr wieder voll zu.
Sie lachte mich an. »Eigentlich hätte ich jetzt ganz große Lust auf ein Eis …«
Ich war so euphorisch wie noch nie in meinem Leben.
Nicht nur wegen dem Eis mit Astrid. Okay, deswegen auch. Astrid war wirklich, wirklich scharf, so ist das nicht. Aber dass ich nach all den Jahren diesen … diesen unglaublichen Durchbruch erreichen würde: dass ich einen anderen Menschen, eine Frau hypnotisieren und ihr einfach so meinen Willen aufzwingen konnte – das war der absolute Thrill für mich!
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt ja noch keine Ahnung, was in dieser Sache noch alles für Thrills auf mich zukommen würden – und welche Gipfelerfahrungen. Dieser Gipfel war im Moment das Höchste, was ich mir vorstellen konnte, und dort oben zu stehen, am scheinbaren Ende all meiner Mühen, das war wirklich erhebend. Ich ging wie auf Wolken.
Offenbar spürte Astrid beim Eisessen, wie stark sich meine Ausstrahlung verändert hatte, und sie ließ sich davon anstecken. Vielleicht dachte sie auch, dass meine neue Begeisterung vor allem an ihr liege, und nahm es als Kompliment. Diese Illusion konnte ich ihr natürlich nicht nehmen. Vor allem, da sie bedeutete, dass Astrid sich umstandslos zu weiteren Sitzungen mit mir einverstanden erklärte.
»Ich habe den Eindruck, das läuft unglaublich gut«, erklärte ich ihr. »Es dauert nicht lange, und ich kann es bei dir so verankern, dass du vor Referaten oder Klausuren überhaupt keine Nervosität mehr spürst. Du wirst automatisch vollkommen ruhig werden, sobald du vorne vor der Klasse stehst oder ein Blatt mit Prüfungsaufgaben vor dir liegen hast. Stell dir erst mal vor, was das für deine Zeit an der Uni bedeutet!«
Erst als ich wieder alleine war, begannen die Selbstzweifel. War das alles nicht auf einmal ein bisschen sehr leicht gegangen? Selbst das Induzieren einer hypnotischen Blindheit für einen bestimmten Gegenstand? Hatte ich mir das alles wirklich selbst und ohne fremde Hilfe beigebracht, allein durch die Anleitung, die ich in den Büchern gefunden hatte? Eigentlich war es ja mein Ziel gewesen, nach dem Abi einen Mentor zu finden, der mir alle Feinheiten gründlich beibrachte. Aber vielleicht war ich ja ein solches Naturtalent, dass mir das von selbst gelang? Oder hatte Astrid mich doch nur veralbert? Oder, noch eine Variante: Das Ganze war viel harmloser, als ich dachte. Wenn ein Mensch schläft und man ihm das Wort »Vanilleeis« ins Ohr flüstert, kurz bevor man ihn weckt, vielleicht bekommt er nach dem Erwachen ja auch Lust darauf?
Es gab nur eine Möglichkeit für mich herauszufinden, was Sache war. Ich musste noch ein bisschen experimentieren.
Als ich mich das nächste Mal mit Astrid traf, hatte ich alle Mühe, weiterhin so sachlich und gelassen zu wirken wie zuvor. Ich hätte mir natürlich nur selbst ein Bein gestellt, wenn sie meine innere Aufgewühltheit bemerkt hätte. Aber es gelang mir, nach außen hin ruhig zu wirken und sie erneut in Trance zu versetzen – in eine wirklich tiefe Trance, soweit ich das einschätzen konnte.
Jetzt ging es darum auszutesten, wie stark ich Astrid unter meiner Kontrolle hatte.
»Sing ein Kinderlied«, befahl ich ihr. »Irgendeines, an das du dich noch besonders gut erinnerst. Das dir gut gefallen hat.«
Ohne zu zögern trällerte sie los. »Der Kuckuck und der Esel, die hatten einen Streit …« Ich starrte sie an. Meine rechte Schläfe kribbelte und bitzelte förmlich vor Erregung. Weniger befangene Leute als Astrid hätten starke Hemmungen zu überwinden gehabt, urplötzlich a capella loszusingen. Hier gelang es mir so leicht wie ein Messer, das durch weiche Butter glitt.
»Okay«, sagte ich. »Du kannst aufhören.« Der nächste Test. »Steh auf und komm zu mir her.«
Sie gehorchte wie an unsichtbaren Fäden gezogen.
»Jetzt knie dich vor mir hin.«
Sie sank vor mir nieder. Ohne das geringste Zögern und ohne ein Zeichen von Überlegen oder Widerstand. Meine hochattraktive Klassenkameradin kniete vor mir! Und sah zu mir auf, als würde sie nur auf meinen nächsten Befehl warten.
»Gut!«, krächzte ich. Meine Stimme war auf einmal heiser geworden, und ich musste mir erst wieder die Kehle freiräuspern. Das war aber auch wirklich heiß! Kamen wir zum nächsten Schritt meines mehrstufigen Testaufbaus.
»Küss mir die Füße.«
Astrid beugte sich nach vorne und platzierte je einen Kuss auf die Spitze sowohl meines rechten als auch meines linken Schuhs.