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Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,0, Universität Münster, Sprache: Deutsch, Abstract: Der italienische Mönch und Prediger Arnold von Brescia (†1155) war eine wichtige Persönlichkeit des 12. Jahrhunderts. Doch ist die Rolle, die er vor allem in Italien gespielt hat, nicht eindeutig zu definieren. Als was sollen wir ihn sehen? War er ein Reformer, der in seinen Methoden zu weit gegangen war, oder war er ein Ketzer, ein ‚Irrgläubiger‘, der falsche Lehren verbreitete und eine Bedrohung für die katholische Kirche darstellte? Die Zeit von Arnolds Wirken war geprägt durch die Nachwirkungen des Investiturstreites und eine Reihe Gegenpäpste, die an der Unfehlbarkeit des Oberhauptes der christlichen Kirche zweifeln ließen. Die Kirche war nicht mehr das unantastbare Gebilde, an dem keine Kritik geübt werden durfte. Innerhalb und außerhalb der Kirche gab es Reformbestrebungen, da durchaus erkannt worden war, dass die Kirche dieser Reformen bedurfte. Doch wie weit durfte man dabei gehen? Wann wurde in den Augen der Kirche aus Reform Ketzerei? In der vorliegenden Arbeit soll versucht werden, das Leben Arnolds von Brescia nachzuzeichnen und dann, in einem zweiten Teil, seine Ansichten in den Rahmen der Lehren seiner „Ketzer“-Zeitgenossen Heinrich der Mönch, Peter von Bruis und Tanchelm von Antwerpen einzuordnen, um diese Fragen zu beantworten.
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Der italienische Mönch und Prediger Arnold von Brescia (†1155) war eine wichtige Persönlichkeit des 12. Jahrhunderts. Doch ist die Rolle, die er vor allem in Italien gespielt hat, nicht eindeutig zu definieren. Als was sollen wir ihn sehen? War er ein Reformer, der in seinen Methoden zu weit gegangen war, oder war er ein Ketzer, ein ‚Irrgläubiger‘, der falsche Lehren verbreitete und eine Bedrohung für die katholische Kirche darstellte? Die Zeit von Arnolds Wirken war geprägt durch die Nachwirkungen des Investiturstreites und eine Reihe Gegenpäpste, die an der Unfehlbarkeit des Oberhauptes der christlichen Kirche zweifeln ließen. Die Kirche war nicht mehr das unantastbare Gebilde, an dem keine Kritik geübt werden durfte. Innerhalb und außerhalb der Kirche gab es Reformbestrebungen, da durchaus erkannt worden war, dass die Kirche dieser Reformen bedurfte. Doch wie weit durfte man dabei gehen? Wann wurde in den Augen der Kirche aus Reform Ketzerei? Im Folgenden soll versucht werden, das Leben Arnolds von Brescia nachzuzeichnen und dann, in einem zweiten Teil, seine Ansichten in den Rahmen der Lehren seiner „Ketzer“-Zeitgenossen Heinrich der Mönch, Peter von Bruis und Tanchelm von Antwerpen einzuordnen.
Als Grundlage für die Darstellung des Lebens Arnolds von Brescia dient dabei vor allem die 1931 erschienene, aber immer noch maßgebliche Biographie über den italienischen Prediger von G.W. Greenaway („Arnold of Brescia“) sowie die von W. Giesebrecht verfasste Biographie („Arnold von Brescia“). Ebenfalls berücksichtig wurden die Biographien des wohl schärfsten Widersachers Arnolds von Brescia, des Zisterzienserabtes Bernhard von Clairvaux, von P. Dinzelbacher sowie die Biographie von Arnolds Lehrer, dem berühmten Philosophen Abaelard, verfasst von M. Clanchy.
Die maßgeblichen historischen Quellen stammen von Zeitgenossen des Italieners. Darunter ist zum einen die „Gesta Frederici“ des staufischen Bischofs und Onkels von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, Otto von Freising (um 1112-1158), zu nennen. Otto von Freising dürfte durch seine Nähe zum Kaiser vor allem über die politischen Hintergründe gut informiert gewesen sein. Als weiteres ist die „Historia Pontificalis“ des englischen Humanisten, Philosophen und Bischofs von Chartres, John of Salisbury (ca. 1115/20-1180) zu erwähnen, der selbst ein Schüler Abaelards war, sowie schließlich auch noch die Briefe Bernhards von Clairvaux (um 1090-1153). Bei all diesen Quellen muss allerdings berücksichtig werden, dass die Verfasser durchweg Gegner des Italieners gewesen sind. Besonders der berühmte Zisterzienserabt und eifrige Kreuzzugsprediger Bernhard von
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Clairvaux verfolgte ihn über lange Zeit mit seiner Feindschaft, die sich auch in seinen Briefen widerspiegelt. Dennoch erscheint es möglich, ein realitätsnahes Bild von Leben und Lehren des Arnold von Brescia zu zeichnen, auch wenn gerade über die ersten Jahrzehnte seines Lebens wenig bekannt ist und - was sehr zu bedauern ist - keine seiner Schriften auf uns gekommen ist.