Artus: Von Mythen zu Legenden - Henry S. Wood - E-Book

Artus: Von Mythen zu Legenden E-Book

Henry S. Wood

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Beschreibung

König Artus und seine Ritter der Tafelrunde gehören zu den bekanntesten und faszinierendsten Gestalten der europäischen Literatur. Doch wo liegen die wahren Ursprünge dieser legendären Figuren? In "Artus: Von Mythen zu Legenden" nimmt Henry S. Wood den Leser mit auf eine spannende Reise in die Tiefen der Geschichte, von den frühesten keltischen Erzählungen bis zur mittelalterlichen Romantik. Mit einem scharfen Blick auf die historischen Wurzeln und die kulturellen Einflüsse verfolgt Wood, wie die Gestalt des Artus aus den nebligen Erzählungen der britischen Inseln auftauchte und durch die Jahrhunderte hinweg zum Symbol für Heldentum und ritterliche Tugenden wurde. Der Autor beleuchtet dabei nicht nur die Rolle keltischer Mythen und die historische Realität, sondern zeigt auch, wie mittelalterliche Chronisten wie Geoffrey von Monmouth und romantische Dichter wie Chrétien de Troyes die Sage weiter veränderten und prächtig ausschmückten. Dieses Buch ist ein Muss für alle, die den geheimnisvollen Kern des Artus-Mythos ergründen und verstehen möchten, wie aus einem einfachen Kriegerkönig eine unsterbliche Legende entstand, die noch heute die Fantasie beflügelt.

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Seitenzahl: 253

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Henry S. Wood

Artus: Von Mythen zu Legenden

Historische Ursprünge, keltische Einflüsse und die Entwicklung eines unsterblichen Mythos

Die historischen Ursprünge der Artus-Sage

Frühgeschichtliche Einflüsse und keltische Mythen

Die Artus-Sage ist eine der bekanntesten und faszinierendsten Erzählungen der europäischen Literatur. Die Geschichten um König Artus und seine Ritter der Tafelrunde haben Generationen von Lesern und Schriftstellern inspiriert und sind in zahllosen Adaptionen weitergegeben worden. Doch was ist der Ursprung dieser Mythen? Um die tiefen Wurzeln der Artus-Sage zu verstehen, muss man sich in die frühgeschichtlichen und keltischen Einflüsse vertiefen, die den Kern dieser Erzählungen bilden.

Die Kelten, die in Großbritannien und auf dem europäischen Kontinent siedelten, hinterließen ein reiches Erbe an Mythen und Legenden, die später in die Artus-Sage einflossen. Diese Mythen waren häufig mündlich überliefert und erst in späteren Zeiten niedergeschrieben. Einer der wichtigsten Bestandteile dieser keltischen Erzählungen war die Idee des heiligen Königs und der rituellen Königtum, ein Konzept, das später in der Figur von König Artus seine Verkörperung finden sollte.

Die keltischen Mythen beinhalten oft Elemente von Magie und Übernatürlichem, die in der Artus-Sage immer wieder auftauchen. Ein prominentes Beispiel ist die Gestalt des Zauberers Merlin, der in den Legenden als Berater und Prophet König Artus' fungiert. Merlin lehnt sich an die Figur eines druidischen Weisen an, eine Quelle von Weisheit und Macht in den keltischen Gemeinschaften. Diese Druiden hatten bedeutenden Einfluss in der keltischen Gesellschaft und galten als Vermittler zwischen den Welten der Menschen und der Götter.

Ein weiterer zentraler Einfluss auf die Artus-Sage sind die keltischen Kriegergeschichten und Heldensagen. Die keltischen Krieger standen im Ruf, furchtlos zu sein und sich durch große Tapferkeit und Kampfeslust auszuzeichnen. Diese Eigenschaften lassen sich in den Geschichten um Artus und seine Ritter der Tafelrunde wiederfinden. Artus selbst wird oft als der idealisierte Kriegerkönig dargestellt, der seine Kräfte dazu einsetzt, sein Reich zu verteidigen und Gerechtigkeit durchzusetzen. Diese Darstellung lässt sich auf keltische Vorbilder wie den mythischen Helden Cú Chulainn zurückführen, der für seine herausragende körperliche Stärke und seinen Mut bekannt war.

Ein besonders bemerkenswertes Element der keltischen Mythen, das in die Artus-Sage eingeflossen ist, sind die mythischen Landschaften und heiligen Orte. Eine zentrale Rolle spielt die Insel Avalon, die in der Artus-Legende als ein mystischer Ort der Heilung und des Friedens beschrieben wird und wo Artus nach seiner letzten Schlacht hin gebracht wird, um von seinen Wunden zu genesen. Avalon erinnert an die keltischen Vorstellungen von der Anderswelt - einer Welt jenseits der sichtbaren Realität, die von Göttern bewohnt wird und mit magischen Kräften ausgestattet ist. Diese Vorstellung von einer "anderen Welt" oder eines "anderen Landes" ist ein wiederkehrendes Motiv in der keltischen Mythologie und wurde in die Erzählungen um König Artus integriert.

Die keltische Symbolik ist ebenfalls tief in die Artus-Sage eingebettet. Symbole wie der Kelch oder Gral, das Schwert Excalibur und die Tafelrunde selbst haben ihre Ursprünge in der keltischen Kunst und Kultur. Der Gral, der als heiligstes aller Heiligtümer gilt, erinnert an keltische heilige Gefäße, die für ihre magischen und heilenden Eigenschaften bekannt waren. Diese Symbole wurden später von christlichen Autoren übernommen und in einen neuen Kontext gestellt, behielten aber ihre ursprüngliche mystische Bedeutung.

Die Bedeutung der keltischen Einflüsse auf die Artus-Sage lässt sich nicht hoch genug einschätzen. Die Art und Weise, wie diese Mythen transformiert und in die mittelalterlichen Erzählungen eingewoben wurden, zeugt von der fortwährenden Anziehungskraft und Adaptationsfähigkeit der keltischen Kultur. Es ist diese reichhaltige und vielschichtige Grundlage, die den Artus-Erzählungen ihre Tiefe und ihren anhaltenden Charme verleiht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die frühgeschichtlichen Einflüsse und keltischen Mythen eine wesentliche Rolle in der Formgebung der Artus-Sage gespielt haben. Von den druidischen Weisen wie Merlin über die tapferen Krieger bis hin zu den heiligen Landschaften und symbolischen Gegenständen: Die Wurzeln der Artus-Erzählungen sind tief in der keltischen Kultur verankert und haben deren reiche Mythologie in die späteren mittelalterlichen Legenden hineingetragen und bereichert.

Der historische Artus: Wahrheit und Legende

Der Name König Artus ist heute allgegenwärtig, aber die Person dahinter ist von Geheimnissen umhüllt. Viele Gelehrte und Historiker haben versucht, den historischen Kern der Artus-Sage aufzudecken. Ob es jedoch jemals einen tatsächlichen König namens Artus gegeben hat, bleibt weiterhin ungewiss. Dieses Unterkapitel beleuchtet die verschiedenen Facetten des Themas und versucht, Licht in die Dunkelheit der Legendenbildung zu bringen.

Erste Hinweise auf eine historische Figur namens Artus stammen aus der „Historia Brittonum“, einem historischen Werk, das dem walisischen Mönch Nennius zugeschrieben wird. Nennius’ Schrift aus dem 9. Jahrhundert beschreibt eine Reihe von zwölf Schlachten, die Artus gemeinsam mit den Briten gegen die eindringenden Sachsen führte. Die vielleicht bekannteste dieser Schlachten ist die Schlacht von Badon, in der Artus angeblich 960 Feinde eigenhändig niederstreckte. Historiker wie John Morris argumentieren, dass diese Beschreibungen weniger auf historische Tatsachen und mehr auf die Notwendigkeit politischer Legitimation zurückzuführen sind.

Ein weiteres wichtiges Werk in diesem Kontext ist „De Excidio et Conquestu Britanniae“ des Mönchs Gildas, der ebenfalls das frühe Mittelalter thematisiert, jedoch König Artus nicht ausdrücklich erwähnt. Gildas schildert die Ereignisse um die römische Abkehr von Britannien und die darauf folgenden Invasionen durch Pikten und Sachsen. Er spricht von einem gewissen Ambrosius Aurelianus, einem römisch-britischen Heerführer, dessen Widerstand entscheidend für den Erhalt britischer Kontrolle über das Territorium war. Einige Historiker wie Leslie Alcock sehen in Ambrosius eine mögliche historische Vorlage für das spätere Artus-Narrativ.

Ein weiteres kritisches Werk, die „Annales Cambriae“, liefert möglicherweise einen Hinweis auf einen realen Artus. Dieses Dokument datiert auf das 10. Jahrhundert und enthält die wohl früheste schriftliche Erwähnung von Artus und der Schlacht von Badon. Diese kurze Erwähnung lässt zumindest vermuten, dass eine historische Figur oder ein Heerführer namens Artus um das 5. oder 6. Jahrhundert in Britannien aktiv war. Dennoch sind die Annales Cambriae selbst eine Zusammensetzung aus älteren und oft widersprüchlichen Quellen, was ihre historische Zuverlässigkeit beeinträchtigt.

Im 20. Jahrhundert wuchs das Interesse an archäologischen Untersuchungen. So wurden bei Ausgrabungen in Tintagel, Cornwall, eine Reihe von Funden gemacht, die den Mythos eines königlichen Geburtshauses von Artus stützten. Besonders erwähnenswert ist dabei die Entdeckung eines 7. Jahrhunderts datierten lateinischen Inschriftensteins mit der Aufschrift „ARTOGNOV“, was als Hinweis auf einen gewissen „Artognou“ interpretiert wurde und möglicherweise die linguistische Grundlage für Artus bietet.

Ein weiteres interessantes Detail offenbart sich in der toponymischen Analyse. Viele Ortsnamen in Britannien, die „Arthur“ oder ähnliche Varianten im Namen enthalten, verlangten nach einer regionalen historischen Figur, die für ihre Benennung verantwortlich sein könnte. Das Phänomen des „Artus“-Kultes in der Geographie wird von Autoren wie Nick Higham und John T. Koch beleuchtet, die darauf hinweisen, dass Artus nicht nur ein denkwürdiger Krieger, sondern auch eine kulturell signifikante Figur gewesen sein könnte.

Es ist ebenso wichtig zu berücksichtigen, dass die historische Wahrhaftigkeit des Artus durch die späteren literarischen Erweiterungen verschleiert wurde. Zum Beispiel nimmt Geoffrey von Monmouth in seiner „Historia Regum Britanniae“ eine entscheidende Rolle bei der Erhöhung Artus zu einer mythischen Gestalt ein. Seine Beschreibung Artus' erinnert an eine Mischung aus heldenhaften Taten und magischen Elementen, die spätere Autoren wie Chrétien de Troyes stark beeinflussen sollten.

Die Kunst, Geschichte und Legende zu trennen, wird durch die Tatsache erschwert, dass die legendären Schichten, die mit Artus verbunden sind, wahrscheinlich viel später entwickelt wurden. Geschichten von heldenhaften Figuren, die scheinbar unüberwindliche Feinde bekämpfen und ein goldenes Zeitalter einläuten, sind universelle Motive, die in vielen Kulturen weltweit zu finden sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der „historische Artus“ ein komplexes Konstrukt aus verschlungenen frühen Berichten, politischen Notwendigkeiten und mythischen Ausschmückungen ist. Die wenigen historischen Belege, die existieren, weisen darauf hin, dass es tatsächlich einen bedeutsamen britischen Heerführer im frühen Mittelalter gab, doch der Großteil von Artus’ erzählerischen Ruhm entspringt der Feder späterer Autoren und Dichter. So bleibt König Artus ein faszinierendes Rätsel, dessen Untersuchung tiefere Einsichten über die Entstehung und Evolution nicht nur britischer, sondern auch europäischer Geschichte und Mythologie bietet.

Vortigern, Ambrosius und die Römer

Die historische Artus-Sage ist ein komplexes Geflecht aus verschiedenen Legenden, Mythen und historischen Berichten, die im Laufe der Jahrhunderte miteinander verflochten wurden. Ein wesentlicher Bestandteil dieses Geflechts sind die Figuren von Vortigern, Ambrosius und die römischen Einflüsse auf Britannien. Um diese komplexen Verbindungen zu verstehen, müssen wir tief in die Geschichte eintauchen und die verschiedenen Elemente, die zur Entwicklung der Artus-Sage beigetragen haben, sorgfältig analysieren.

Vortigern, dessen Name in der altwalisischen Sprache „Oberherr“ oder „Großer König“ bedeutet, wird oft als eine der umstrittensten Figuren in der britannischen Geschichte dargestellt. Er erscheint in verschiedenen mittelalterlichen Quellen, darunter Nennus' Historia Brittonum, als ein machthungriger und manchmal verräterischer König, der die ersten sächsischen Söldner nach Britannien einlud. Diese Entscheidung führte letztlich zu einer Invasion und Besetzung britischer Gebiete durch die Angelsachsen. Doch während einige Historiographen ihn als Verräter sehen, deuten andere Quellen darauf hin, dass er versuchte, seine Herrschaft gegen interne und externe Bedrohungen zu verteidigen.

Ambrosius Aurelianus hingegen wird oft als die positive Gegenfigur zu Vortigern dargestellt. Seine Erwähnung in der antiken Literatur stammt hauptsächlich aus Gildas' De Excidio et Conquestu Britanniae, in dem Ambrosius als nobler Römer beschrieben wird, der gegen die sächsischen Eroberer kämpfte und damit den Grundstein für die Legende von König Artus legte. Fascinierend ist, dass Ambrosius in einigen Erzählungen auch mit Merlin, der legendären Beraterfigur in Artus' Hof, verknüpft wird. Laut Geoffrey von Monmouths Historia Regum Britanniae war Merlin unter dem Pseudonym „Ambrosius“ bekannt. Diese Darstellung war maßgeblich für die Verschmelzung von Geschichte und Mythos, die die Artus-Erzählungen prägt.

Die römischen Einflüsse auf Britannien sind im Kontext der Artus-Sage nicht zu unterschätzen. Britannien war seit 43 n. Chr. Teil des Römischen Reiches und erlebte eine erhebliche Romanisierung in den nachfolgenden Jahrhunderten. Diese Periode hinterließ bleibende Spuren in der Kultur, Sprache und Politik der Insel. Der Niedergang der römischen Herrschaft Anfang des 5. Jahrhunderts schuf ein Machtvakuum, das zur Entstehung neuer, lokaler Königreiche und Dynastien führte. Die römischen Stadtstrukturen und Straßen sowie die militärische Organisation waren entscheidende Rahmenbedingungen für die spätere Verteidigung der Insel gegen die sächsischen Eindringlinge.

Ein besonders interessantes Element in dieser historischen Periode ist der Übergang von römischen zu „post-römischen“ Strukturen. Diese Übergangsphase war geprägt von einem Nebeneinander von römischen und keltischen Traditionen, das auch in den späteren Artus-Geschichten wiederhallt. So wird in einigen Versionen der Sage Artus als ein "Rex Quondam, Rexque Futurus" – ein "ehemaliger und zukünftiger König" – beschrieben, was auf ältere keltische Vorstellungen von zyklischen und erneuernden Herrschern verweist. Gleichzeitig betonen Quellen wie die Annales Cambriae, dass er auch eine wichtige Rolle im Schutz und der Konsolidierung dieser zerfallenden römisch-britannischen Gesellschaft spielte.

Schließlich ist es wichtig zu erwähnen, dass die Verwebung von Vortigern, Ambrosius und den Römern in der Artus-Sage ein Beispiel für die Art und Weise ist, wie historische Fakten und Mythen eng miteinander verflochten sind. Diese Figuren und die damit verbundenen Ereignisse bieten eine facettenreiche Perspektive auf die Veränderungen und Herausforderungen, mit denen Britannien in der Übergangszeit von der Antike zum frühen Mittelalter konfrontiert war. Sie tragen entscheidend zum reichen kulturellen und literarischen Kontext bei, in dem die Artus-Sage verwurzelt ist.

Durch die Untersuchung dieser historischen Ursprünge können wir ein tieferes Verständnis dafür gewinnen, wie die Artus-Sage nicht nur als literarisches Werk, sondern auch als Spiegelbild der sozialen, politischen und kulturellen Dynamiken jener Zeit fungiert. So wird deutlich, dass die Artus-Sage sowohl ein Produkt ihrer Zeit als auch ein ewiges Symbol für die Sehnsucht nach einer gerechten und edlen Herrschaft ist.

Gildas und die Entstehung der walisischen Mythologie

Die Figur Gildas, ein christlicher Mönch und Historiker des 6. Jahrhunderts, nimmt eine zentrale Rolle bei der Entstehung der walisischen Mythologie ein und bietet uns wertvolle Einblicke in die Zeit, aus der die Artus-Sage zumindest teilweise hervorging. Gildas, dessen Werk "De Excidio et Conquestu Britanniae" ("Über den Verfall und die Eroberung Britanniens") eine der frühesten verfügbaren Quellen zur britischen Geschichte nach dem Rückzug der Römer darstellt, beeinflusste die historiografische Tradition Großbritanniens tiefgehend.

In seinem Schriftstück bietet Gildas eine leidenschaftliche Kritik an den moralischen und politischen Zuständen seiner Zeit. Gildas beschränkt sich jedoch nicht nur auf moralische Belehrungen, sondern liefert auch historische Berichte, die für die Rekonstruktion der post-römischen britischen Geschichte von Bedeutung sind. Obwohl er König Artus nicht direkt erwähnt, beschreibt er die Zeit der sogenannten "Sachsenkriege" und den Aufstieg britischer Führer wie Ambrosius Aurelianus, der in späteren Traditionen eng mit der Artus-Saga verknüpft wurde.

Gildas' Beiträge zur walisischen Mythologie und damit zur frühmittelalterlichen Geschichtsschreibung sind immens, besonders da er als Zeitgenosse der Ereignisse gelten kann, die in späteren Erzählungen mystifiziert wurden. Seine Schriften reflektieren die politische Instabilität und die sozialen Unruhen jener Zeit, die sich unter anderem in der Gestalt von Artus und seinen Kämpfen gegen die Eindringlinge spiegeln.

Ein zentraler Aspekt von Gildas' Werk ist seine Schilderung der moralischen Dekadenz der damaligen britischen Eliten. Diese moralische Korrumpiertheit, so argumentiert Gildas, habe zur Verheerung Britanniens durch die Sachsen beigetragen. Dieses Motiv der moralischen Verfallenheit und die daraus resultierende Notwendigkeit eines "gerechten" Königs, der Ordnung schafft, findet sich später in der Figur von König Artus wieder. Es ist durchaus plausibel anzunehmen, dass Gildas' moralische Rhetorik die späteren Artus-Dichtungen beeinflusst haben könnte, auch wenn dies indirekt geschah.

Neben seinen moralischen Lektionen liefert Gildas auch konkrete historische Informationen, wie die kurze Erwähnung eines "Schwertträgers", der möglicherweise Artus gewesen sein könnte. Hieraus ergibt sich eine interessante Frage: War seine Schweigsamkeit über eine so zentrale Figur wie Artus ein bewusster Versuch, Mythenbildung zu vermeiden, oder spiegelt sie die Realität wider, dass es zu seiner Zeit keine weit verbreitete Artus-Tradition gab? Diese Frage bleibt bis heute offen, ermöglicht aber spannende Spekulationen über die Artus-Überlieferung und ihre Entwicklung.

Die walisische Mythologie, wie sie in den Werken späterer Autoren wie Geoffrey von Monmouth und den walisischen Mabinogion-Sammlungen ihren Höhepunkt fand, wurde entscheidend durch die moralischen und historischen Rahmenbedingungen geprägt, die Gildas beschrieb. Diese Fachliteratur überlieferte Heldengestalten, Mythen und historische Erinnerungen, die teilweise bis zu den Zeiten der römischen Besatzung Britanniens zurückreichen. Gildas spielte eine fundamentale Rolle in diesem Prozess, indem er eine narrative Vorlage bot, die später adaptier- und transformierbar war.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Werke von Gildas auch eine theologische Dimension haben, die oft dazu diente, historische Ereignisse als göttliche Strafen oder Belohnungen zu interpretieren. Dieser theologische Rahmen ermöglichte es den späteren Artus-Schreibern, die Legende in einen moralisch-kosmischen Kontext zu stellen, der die christlichen und heidnischen Einflüsse der Geschichte miteinander verschmelzen ließ. Der Einfluss Gildas' auf die walisische Mythologie und letztendlich auf die Artus-Sage ist daher nicht nur direkt, sondern auch strukturell und thematisch von Bedeutung.

Schließlich bleibt festzuhalten, dass Gildas durch seine Überlieferungen den Grundstein für die mythologische und historische Rezeption Britanniens im Mittelalter legte. Seine Schriften boten nicht nur eine Quelle der Empörung und moralischen Belehrung, sondern auch eine narrative Basis für spätere historische und mythische Erzählungen, die die Gestalt von König Artus und andere Heldenfiguren prägten. Sein Werk "De Excidio et Conquestu Britanniae" bleibt somit ein unverzichtbarer Schlüssel zum Verständnis der frühmittelalterlichen britischen Geschichte und der walisischen Mythologie, die bis ins 19. Jahrhundert hinein weiterentwickelt und fortgeschrieben wurde.

Die Rolle der Historia Brittonum und Nennius' Einflüsse

Die Historia Brittonum, oft als „die Geschichte der Briten“ übersetzt, ist ein wichtiges historisches Werk, das im 9. Jahrhundert verfasst wurde. Es wird traditionell Nennius zugeschrieben, obwohl die genaue Autorschaft umstritten ist. Dieses Dokument ist von fundamentaler Bedeutung für das Verständnis der frühen Darstellung von König Artus und der keltischen Mythologie. In diesem Abschnitt untersuchen wir die Entstehung und den Inhalt der Historia Brittonum sowie die spezifischen Einflüsse von Nennius auf die Artus-Sage.

Die Historia Brittonum besteht aus einer Sammlung von Geschichten, Genealogien und Chroniken, die den Anspruch erheben, die Geschichte Großbritanniens von ihren mythischen Ursprüngen bis zur Zeit der römischen Besatzung und den nachfolgenden Eingriffen der Angelsachsen zu erzählen. Dieses Werk ist eine der frühesten bekannten Quellen, die Artus als militärischen Führer und bedeutende Figur der britischen Geschichte erwähnt. Die Rolle, die dieses Werk in der Konzeption und Verbreitung der Artus-Sage spielte, kann nicht unterschätzt werden (Higham, 2002).

Im Zentrum der Erzählungen über Artus in der Historia Brittonum steht eine Liste von zwölf Schlachten, angeblich unter seiner Führung in verschiedenen Teilen Britanniens gegen die Eindringlinge. Diese Schlachten, darunter die berühmte Schlacht von Badon Hill, vermitteln das Bild eines großen Kriegsfürsten, der die einheimischen Briten gegen die Angriffe der Sachsen verteidigte. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Darstellung Artus in den Rang eines historischen Helden erhebt, statt ihn lediglich als legendäre oder mythische Figur anzusehen (Field, 1999).

Auch wenn viele Historiker heute die historische Genauigkeit der Historia Brittonum in Frage stellen, bleibt sie ein entscheidender Text. Die Herausforderungen bei der Validierung der Quellen und Ereignisse in dieser Chronik rühren von der Mischung aus historischen Tatsachen, mündlicher Tradition und mythischen Erzählungen her, die Nennius möglicherweise bewusst als Mittel zur Förderung eines gemeinsamen nationalen Bewusstseins unter seinen Landsleuten verwendet hat. Dieser Ansatz könnte mit der Absicht verbunden gewesen sein, das britische Volk zu inspirieren und eine nationale Identität zu stärken (Snyder, 2003).

Nennius und sein Werk waren jedoch nicht isoliert in ihrer Zeit. Sie wurden stark beeinflusst von früheren Chroniken und Schriften, darunter die Werke von Gildas und Beda Venerabilis. Während Gildas in seiner De Excidio et Conquestu Britanniae nur kurz auf die Figur des Ambrosius Aurelianus eingeht, fügt Nennius seiner Darstellung von Artus detailliertere und mythenumwobene Elemente hinzu. Dies deutet darauf hin, dass Nennius möglicherweise aus einer reichen Tradition von mündlichen Erzählungen schöpfte, die er dann in eine geschriebene Form goss (Thorpe, 1978).

Ein weiteres bemerkenswertes Element der Historia Brittonum ist die Art und Weise, wie Nennius die Genealogie und Abstammung der britischen Könige beschreibt. Dies deutet darauf hin, dass er bestrebt war, die Legitimität und Kontinuität der britischen Herrscherlinie zu betonen, was in einer Zeit politischer Unsicherheit von besonderer Bedeutung war. Die Nutzung von Artus in dieser genealogischen Darstellung zeigt, wie die Figur strategisch eingesetzt wurde, um historische und politische Ansprüche zu untermauern (Dumville, 1977).

Die Einflüsse der Historia Brittonum und Nennius' spezifische Darstellungen sind tief in das kulturelle Gedächtnis Britanniens eingepflanzt worden. Dieser Text diente als eine der Hauptquellen für spätere mittelalterliche Chronisten, darunter Geoffrey von Monmouth, dessen Historia Regum Britanniae eine der weitreichendsten und einflussreichsten Erweiterungen der Artus-Legende bietet. Das Werk von Nennius legt die Grundlage für viele der Elemente, die später in der Artus-Sage auftraten, und hat so einen erheblichen Einfluss auf die mittelalterliche Literatur und die Vorstellung von Artus als nationalem Symbol (Echard, 2011).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Historia Brittonum und Nennius' Rolle bei der Schaffung und Gestaltung der Artus-Sage von zentraler Bedeutung sind. Ihre wirkliche Bedeutung liegt weniger in der historischen Genauigkeit, sondern vielmehr in der Fähigkeit, eine fesselnde und bedeutungsvolle Erzählung zu schaffen, die bis heute nachklingt und das Bild von König Artus als Helden und Beschützer der britischen Nation geprägt hat.

Quellen und Literaturverweise:

Higham, N. J. (2002). King Arthur: Myth-Making and History. Routledge.

Field, P. J. C. (1999). Revising Nennius. In: Arthurian Literature XVI. D.S. Brewer Publishers.

Snyder, C. A. (2003). The Britons. Blackwell Publishing.

Thorpe, L. (1978). The History of the Kings of Britain: An edited translation of the Historia Regum Britanniae. Penguin Books.

Dumville, D. N. (1977). Sub-Roman Britain: History and Legend. History 62.

Echard, S. (2011). The Arthur of Medieval Latin Literature: The Development and Dissemination of the Arthurian Legend in Medieval Latin. University of Wales Press.

Geoffrey von Monmouth und die Historia Regum Britanniae

Die „Historia Regum Britanniae“ (Geschichte der Könige Britanniens), verfasst von Geoffrey von Monmouth Anfang des 12. Jahrhunderts, spielt eine zentrale Rolle in der Verbreitung und Popularisierung der Artus-Sage. Geoffrey, ein Geistlicher und späterer Bischof von St Asaph in Wales, war für seine Zeitgenossen eine angesehene Persönlichkeit. Sein Werk bot nicht nur eine weitläufige Chronik der britischen Geschichte, sondern festigte auch jene Erzählungen, die König Artus und seine Tafelrunde zur bekanntesten Legende des mittelalterlichen Europas machten.

Die Frage nach den historischen Ursprüngen von Geoffreys Stoff erhebt sich notwendigerweise bei der Betrachtung seiner „Historia“. Im Vorwort zu seinem Werk behauptet Geoffrey, auf „ein sehr altes Buch in der britischen Sprache“ zurückgegriffen zu haben, das ihm ein Freund gesandt habe. Diese Behauptung ist höchst umstritten. Viele moderne Historiker und Literaturwissenschaftler vermuten, dass Geoffrey seiner kreativen Vorstellungskraft großen Raum gab und diverse mündliche Überlieferungen sowie schriftliche Quellen, darunter Beda Venerabilis' „Historia ecclesiastica gentis Anglorum“ und die „Historia Brittonum“ von Nennius, in seine eigene epische Erzählung verwob.

Mit seinen fesselnden Geschichten lieferte Geoffrey den Menschen seiner Zeit eine patriotische Erzählung, die weit über die bisherigen, wenig detaillierten Erwähnungen von Artus hinausging. Insbesondere verfolgte Geoffrey das Ziel, das Ruhmesblatt der britischen Geschichte zu bereichern und gegenüber den anglonormannischen Besatzern eine stolze Identität zu etablieren. Während er die Geschichten des großen Königs und seiner Krieger, der Prophezeihungen Merlins und der ruhmreichen Kämpfe entwickelte, überschritt er bewusst die Grenzen zwischen Mythos und tatsächlicher Geschichte. Diese hybride Darstellung hat sicherlich den enormen Erfolg seines Werkes befördert.

Geoffrey erzählte von der Herkunft Bretons und Britanniens, verknüpft mit der mythischen Figur des Brutus von Troja, dem Urenkel des trojanischen Helden Aeneas. Er führte detailliert aus, wie dieser Brutus durch göttliche Fügung die Insel Britannien entdeckte und besiedelte. Geoffreys Werk schildert König Artus als blühenden Monarchen, der Britannien gegen die Einfälle der Sachsen verteidigt und ein großartiges Reich errichtet. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Schilderungen der Ritterschlagen und Intrigen am Hof, die zukünftig die Grundmuster zahlreicher weiterer Erzählungen und Epen bilden sollten.

Ein wesentlicher Bestandteil der „Historia Regum Britanniae“ ist die Figur Merlins, eines Zauberers und Propheten, der bis zu Geoffreys Zeit nur als Myrddin Wyllt, eine leicht exzentrische Figur der keltischen Literatur, bekannt war. Geoffreys umfassende Ausarbeitung dieser Gestalt schuf den Merlin, den wir heute kennen, und verband diesen mit den Prohezeiungen über das Schicksal Britanniens.

Viele Details und Episoden der Artus-Sage, die wir heute für selbstverständlich halten, stammen aus Geoffreys „Historia“. So finden wir hier die erste Erwähnung von Excalibur, dem magischen Schwert des Königs, sowie den Ursprung der Tafelrunde – ursprünglich eine Idee, die in keltischen Sagen nur angedeutet wurde. Geoffrey macht Artus nicht nur zu einem großen Herrscher, sondern auch zu einem militärischen Genie, der in zahlreichen Schlachten gegen Saschen, Pikten und Iren einen glorreichen Sieg nach dem anderen erringt.

Geoffrey von Monmouths Erzählung war sofort ein großer Erfolg in der lateinisch sprechenden Welt und wurde schnell in verschiedene europäische Sprachen übersetzt. Diese Verbreitung trug maßgeblich dazu bei, das Narrativ der Artus-Sage zu formen und weit über die britischen Inseln hinaus bekannt zu machen. Die „Historia“ beeinflusste eine Vielzahl nachfolgender Autoren, darunter auch den französischen Dichter Chrétien de Troyes und den deutschen Minnesänger Wolfram von Eschenbach. Diese Autoren nahmen Elemente von Geoffreys Werk auf und erweiterten sie, wodurch sie wiederum neue Aspekte und Figuren der Artus-Geschichte schufen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Geoffrey von Monmouths „Historia Regum Britanniae“ als zentraler Dreh- und Angelpunkt in der Evolution der Artus-Sagen betrachtet werden muss. Ohne sein Werk wäre die komplexe Überlieferung und Verwurzelung des Artus-Mythos in der europäischen Literatur und Kultur kaum vorstellbar. Durch seinen literarischen Beitrag eröffnete Geoffrey den Weg für die glorifizierende Wiederentdeckung und Interpretation der Artus-Sage vom Mittelalter bis in die Moderne hinein.

Quellen:

Geoffrey von Monmouth, „Historia Regum Britanniae“, um 1136.

Lacy, Norris J., „The New Arthurian Encyclopedia“, Garland, 1991.

Ashe, Geoffrey, „The Discovery of King Arthur“, Guild Publishing, 1968.

Morris, John, „The Age of Arthur: A History of the British Isles from 350 to 650“, Weidenfeld & Nicolson, 1973.

Die Verschmelzung von christlichen und heidnischen Elementen

Die Verschmelzung von christlichen und heidnischen Elementen ist ein zentrales Merkmal der Artus-Sage, das ihren Reichtum und ihre Komplexität maßgeblich prägt. Um zu verstehen, wie diese Mischung zustande kam, muss man tief in die religiösen und kulturellen Strömungen der späten römischen und frühmittelalterlichen Periode eintauchen.

Während der Übergangszeit vom römischen Britannien zu den keltischen Königreichen im 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. wurden viele heidnische Traditionen in die sich ausbreitende christliche Religion integriert. Diese Zeit war geprägt von einer Koexistenz und allmählichen Verschmelzung zweier scheinbar gegensätzlicher Weltanschauungen. Die keltischen Stämme Britanniens, die tief in einer polytheistischen und naturnahen Religion verwurzelt waren, begannen, christliche Elemente in ihre Mythen und Erzählungen zu integrieren.

Ein auffälliges Beispiel dieser Synthese ist die Figur des Merlin. Traditionell wird Merlin als Druide und Prophet dargestellt, der über magische Kräfte verfügt, die aus der vorchristlichen keltischen Tradition stammen. In Geoffrey von Monmouths "Historia Regum Britanniae" jedoch wird Merlin als eine komplexe Figur gezeigt, die sowohl heidnische als auch christliche Eigenschaften vereint. Merlin, der Heidenzauberer, wird zu einem Berater, der den christlichen König Artus leitet, wodurch eine Brücke zwischen den alten und neuen Glaubenssystemen geschlagen wird.

Ein weiteres Element sind die berühmten Artefakte der Artus-Sage, insbesondere das Schwert Excalibur und der Heilige Gral. Excalibur hat parallelen in der keltischen Mythologie, wo mächtige, magische Waffen von Helden besessen wurden, oft als Symbole göttlicher oder übernatürlicher Auserwähltheit. Andererseits wird der Heilige Gral, ein Gegenstand, der im Kontext der Artus-Erzählungen um 1190 von Chrétien de Troyes ausführlicher beschrieben wurde, eindeutig als christliches Symbol interpretiert. Der Gral wird oft mit dem Kelch des Letzten Abendmahls und dem Blut Christi in Verbindung gebracht.

Der Gralssuche wohnt eine spirituelle Dimension inne, die eine zutiefst christliche Botschaft der Erlösung und des göttlichen Segens vermittelt. Gleichzeitig ist die Suche nach dem Gral auch eine Heldenreise voller Prüfungen und Abenteuer, die tief in der heidnischen Tradition verwurzelt ist. Helen Adolf argumentiert, dass „die Gralsgeschichte ein Spiegelbild der Bemühungen der mittelalterlichen Christenheit ist, heidnische Mythen und christliche Lehren zu vereinen“ (Adolf, H., „Visio Pacis: Holy City and Grail“, 1960).

Auch die Tafelrunde selbst repräsentiert diese Fusion. Das Konzept einer edlen Bruderschaft und die Gleichheit aller Ritter ist ein Ideal, das sowohl in heidnischen als auch in christlichen Erzählungen eine Rolle spielt. Die Rundtabelle symbolisiert Harmonie und Einheit, während die Ritter ihre Tugenden nach christlichen Idealen wie Demut, Tapferkeit und Nächstenliebe ausrichten. In gewisser Weise kann die Tafelrunde als eine allegorische Darstellung der Verchristlichung keltischer Krieger-Kulturen interpretiert werden.

Interessant ist auch die Rolle von Avalon, der mystischen Insel, auf der Artus nach seiner letzten Schlacht zur Genesung gebracht wird. Avalon leitet sich aus der keltischen Anderswelt Arawn ab, einem geheimnisvollen Land der Toten und der Götter. Dies wurde in den christlichen Kontext überführt als eine Art irdisches Paradies, ähnlich dem Garten Eden. Geoffrey von Monmouth beschreibt, wie Artus in Avalon geheilt wird, was Parallelen zur Wiederauferstehung Christi aufweist. Christopher Snyder, ein Experte für walisische Geschichte, betont: „Avalon verweist auf die Kontinuität keltischer Mythen, die durch den Schleier des mittelalterlichen Christentums hindurchschimmern“ (Snyder, C., „The Britons“, 2003).

Die Verschmelzung von christlichen und heidnischen Elementen in der Artus-Sage zeigt sich nicht nur in den Charakteren und Symbolen, sondern auch in den Themen und moralischen Lehren der Geschichten. Die Ritter des Runden Tisches mögen heidnische Kriegerideale vertreten, doch ihre Heldentaten und Quests dienen zumeist christlichen Zwecken wie Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Schutz der Schwachen. Die kreative Integration dieser unterschiedlichen Glaubenskomponenten trug wesentlich zur Langlebigkeit und Anziehungskraft der Artus-Saga bei, die über Jahrhunderte hinweg verschiedene Kulturen und Religionen einbezogen hat.

Insgesamt ist die Artus-Sage ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie Geschichte, Mythologie und Religion auf vielseitige und komplexe Weise interagieren können. Diese Erzählungen, die sowohl christliche Botschaften der Erlösung als auch heidnische Vorstellungen von Ehre und Magie enthalten, repräsentieren die kulturelle Dynamik des Mittelalters und die fortwährende Fähigkeit von Mythen, sich an neue Zeiten und Glaubenssysteme anzupassen.

Archäologische Hinweise auf eine historische Grundlage

Die Artus-Sage hat seit Jahrhunderten Historiker, Archäologen und Literaturwissenschaftler gleichermaßen fasziniert. Ein zentraler Aspekt dieser Faszination ist die Frage nach der historischen Grundlage dieser sagenhaften Gestalt und der damit verbundenen Erzählungen. Trotz der überwältigenden mythischen Komponenten der Artus-Legende haben Archäologen im Laufe der Jahrzehnte mögliche Hinweise auf eine tatsächliche historische Grundlage untersucht.

Zuallererst ist es wichtig, die örtlichen Kontexte zu betrachten, in denen Artus angeblich gelebt und gekämpft haben soll. Ein signifikanter Fundort ist die Festungsanlage von Camelot. Historiker und Archäologen haben lange darüber spekuliert, ob es eine reale Burg gab, die als Vorlage für Camelot gedient hat. In Südwestengland, insbesondere in Somerset und Cornwall, gibt es mehrere archäologische Stätten wie Cadbury Castle und Tintagel Castle, die als mögliche Ursprungsorte für Camelot in Frage kommen.

Cadbury Castle ist eine eisenzeitliche Festung, die während der Spätantike erneut genutzt wurde. Archäologische Ausgrabungen, die seit den 1960er Jahren durchgeführt wurden, haben Überreste von Mauern und Gebäuden zutage gefördert, die auf eine bedeutende Ansiedlung hinweisen. Diese Deutungen gewinnen zusätzlich an Bedeutung durch die historische Überlieferung, dass Kamelot in dieser Region gelegen haben könnte (Alcock, 1971).

Trotz dieser Funde gab es auch in Tintagel Castle bemerkenswerte Entdeckungen. Frühmittelalterliche Keramiken und Hinweise auf den Import von Luxusgütern aus dem Mittelmeerraum deuten darauf hin, dass Tintagel während des 5. und 6. Jahrhunderts ein bedeutendes Zentrum gewesen sein könnte. Interessanterweise haben dortige Ausgrabungen eine zeitliche Übereinstimmung mit jener Epoche ergeben, in der Artus historisch verortet wird (Thomas, 1993).

Ein weiterer bedeutender Fundort ist Glastonbury Abbey. Die Ruinen dieser mittelalterlichen Abtei sind seit langem Bestandteil der Artus-Legende, was insbesondere auf eine „Entdeckung“ im 12. Jahrhundert zurückzuführen ist, als angeblich die Grabstätten von König Artus und Königin Guinevere gefunden wurden. Obwohl viele Historiker diese Behauptung als möglicherweise politisch motivierte Fälschung ansehen, bleibt Glastonbury ein wichtiger Ort der Arthurianischen Tradition. Jüngste archäologische Untersuchungen haben auf eine Siedlung während des 5. und 6. Jahrhunderts hindeutende Hinweise gefunden, die zumindest das historische Interesse an diesem Ort erhärten (Carver, 1989).

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Funde von Waffen und Artefakten aus der späten Antike und dem frühen Mittelalter, die mit der legendären Figur König Artus in Verbindung gebracht werden könnten. Diese Objekte zeigen technologische Fähigkeiten und einen gewissen Wohlstand, was darauf hindeutet, dass es mächtige Herrscher gegeben haben könnte, die über Teile Großbritanniens zu dieser Zeit geherrscht haben. Beispielsweise wurden in der Nähe von Hadrian's Wall Reste einer großen Schlacht gefunden, die möglicherweise auf die Kämpfe zwischen Britonen und sächsischen Eindringlingen hinweisen (Collins, 2002).

Die „Artus-Tafel“ (Arthur’s Table) in Somerset, auch bekannt als „Arthur's Round Table“, ist ebenfalls von großem Interesse. Diese Lagerstätte aus dem späten Mittelalter könnte archetypische Versammlungsorte oder Runden Tafeln symbolisieren. Regional wurde sie mit Sagen um König Artus verknüpft, jedoch fehlen konkrete archäologische Beweise, um diese Annahmen zweifelsfrei zu bestätigen (Johnson, 1975).

Zusätzlich zu den physikalischen Funden spielen auch linguistische Analysen eine Rolle. Ortsnamen und lokale Überlieferungen, die seit Jahrhunderten in keltischen und angelsächsischen Regionen weitergegeben wurden, bieten indirekte Hinweise. Namen wie Caerleon, ein historisches römisches Fort, werden oft mit Artus verknüpft und weisen auf die Symbiose von Geschichte und Mythos hin (Hutton, 1991).

Obgleich viele dieser archäologischen Entdeckungen nicht ausreichen, um die Existenz eines „historischen“ Artus eindeutig zu belegen, bieten sie dennoch einen faszinierenden Einblick in die materielle Kultur jener Epoche. Sie machen deutlich, dass die Artus-Sage, obwohl durchdrungen von Mythos und Fiktion, möglicherweise in einem realen historischen Kontext verankert ist.

Die Forschung bleibt fortlaufend, und zukünftige archäologische Entwicklungen könnten weitere Beweise liefern, die unsere Interpretation der Artus-Legende weiter nuancieren. Zusammen mit literarischen und historischen Analysen bieten diese archäologischen Hinweise eine wertvolle Perspektive auf die Entstehung und Evolution der Artus-Sage.

Quellen:

Alcock, Leslie. Arthur's Britain: History and Archaeology, AD 367–634. London: Allen Lane, 1971.

Thomas, Charles. Exploration in Early British History. Cornwall: Truro, 1993.

Carver, Martin. The Age of the Vikings. London: British Museum Press, 1989.

Collins, Rob. „The Spate of Conflict: Archaeological Evidence for the Battles of Arthur.“ Antiquity, vol. 77, no. 2, 2002.

Johnson, Stephen. Who Was King Arthur? New York: Thames and Hudson, 1975.

Hutton, Ronald. Pagan Britain. London: Yale University Press, 1991.

Der Einfluss der Angelsachsen und die Anpassung der Sage

Der Einfluss der Angelsachsen auf die sich entwickelnde Artus-Sage ist ein faszinierender und komplexer Prozess, der die mittelalterliche britische Geschichte widerspiegelt. Dieser Abschnitt wird sich eingehend mit der Anpassung und Transformation der Sage unter dem Einfluss der angelsächsischen Eroberung und kulturellen Integration beschäftigen. Hierbei werden historische, literarische und archäologische Betrachtungen miteinander verknüpft, um ein umfassendes Bild der Evolution der Artus-Sage zu zeichnen.

Die angelsächsische Invasion, beginnend im 5. Jahrhundert, markierte eine Periode gravierender Umwälzungen in Britannien. Die keltischen Briten sahen sich einer stetigen Bedrohung durch die neu eintreffenden Sachsen, Jüten und Angeln gegenüber, welche nach und nach bedeutende Teile der Insel einnahmen. In dieser Zeit der Unsicherheit und des Umbruchs entstand ein großes Interesse an einer schützenden Heldenfigur, die das keltische Erbe verteidigen konnte. Historiker wie J. N. L. Myres haben darauf hingewiesen, dass die Artus-Sage möglicherweise als Reaktion auf diese Bedrohung entstand, eine symbolische Verkörperung des keltischen Widerstandes gegen die sächsischen Eindringlinge (Myres, 1986).

Literarisch ist dieser Einfluss besonders in Werken wie dem “Annales Cambriae” und der “Historia Brittonum” zu erkennen. In der “Historia Brittonum”, die im 9. Jahrhundert vom Historiker Nennius zusammengestellt wurde, wird Artus nicht als König, sondern als ein Dux Bellorum (Kriegsherr) dargestellt, der zwölf Schlachten gegen die Sachsen führte. Diese Darstellung stimmt mit dem Bedürfnis der britischen Bevölkerung in dieser Zeit überein, einen militärischen Anführer und Verteidiger ihres Landes gegen die angreifenden Sachsen zu haben.

Ein weiterer zentraler Aspekt der Anpassung der Artus-Sage durch die Angelsachsen zeigt sich in der Integration und Modifikation verschiedener kultureller Elemente. So wurden wichtige angelsächsische Werte und Vorstellungen, wie beispielsweise der treue Gefolgschaft eines Herrschers durch seine Krieger, in die Artus-Geschichte integriert. Dies ist besonders in späteren Werken wie Geoffrey von Monmouths “Historia Regum Britanniae” sichtbar, das die Legende von Artus in einer Form erzählt, die sowohl keltische als auch angelsächsische Elemente verbindet. Geoffrey, der im 12. Jahrhundert schrieb, nutzte diese Synthese, um eine neue, harmonisierte Version der Artus-Sage zu präsentieren, die sowohl für die romanisierten Briten als auch die angelsächsischen Nachkommen verständlich und akzeptabel war (Geoffrey von Monmouth, 1966).

Sowohl im literarischen als auch im historischen Kontext ist der Prozess der Anpassung und Umformung der Artus-Sage durch die Angelsachsen kein Einbahnstraßen-Phänomen. Es ist klar, dass sich die angelsächsischen Siedler selbst allmählich mit der keltischen Kultur und Mythologie auseinanderzusetzen begannen, was zur wechselseitigen Befruchtung beider Traditionen führte. Dies zeigt sich beispielsweise in der Übernahme keltischer Ortsnamen und Legenden in die angelsächsische Folklore.

Archäologische Funde stützen diese These ebenfalls. Zahlreiche Funde aus dieser Zeit, etwa in Cadbury Castle in Somerset, belegen eine kontinuierliche keltische Präsenz und Aktivität inmitten der angelsächsischen Vorherrschaft. Archäologin Leslie Alcock