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- Ashwagandha ist ein umfassendes Sachbuch über die beliebte „Wunderwurzel“, die zu den ältesten Heilpflanzen der Welt gehört und schon lange in der ayurvedischen Medizin verwendet wird. - Gesundheitsexpertin Barbara Simonsohn erklärt die vielfältigen Anwendungsgebiete von Ashwagandha, z. B. gegen chronischen Stress und Schlafstörungen, für mehr Energie sowie zur Stärkung des Immunsystems und des inneren Gleichgewichts. - Auch zur Behandlung von Erkrankungen wie Depressionen, Alzheimer, Demenz, Diabetes und Schilddrüsenproblemen wird die „Königin des Ayurveda“ als bewährtes Heilmittel empfohlen. - Dieses Buch bietet viele auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Tipps und Rezepte, wie Ashwagandha angewendet wird. Von A–Z werden die Heilwirkungen umfassend erklärt.
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Seitenzahl: 167
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Barbara Simonsohn
ASHWAGANDHA
Wirkung und Anwendung einer uralten Heilwurzel
Barbara Simonsohn
Ashwagandha
Wirkung und Anwendung einer uralten Heilwurzel
1. deutsche Auflage, 2024
ISBN: 978-3-96257-335-5
© 2024, Narayana Verlag GmbH
Satz: Buch&media GmbH, München
Coverdesign: Madita Fricker
Unimedica im Narayana Verlag GmbH,
Blumenplatz 2, D-79400 Kandern
Tel.: +49 7626 974 970-0, E-Mail: [email protected]
www.unimedica.de
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Die Gleichberechtigung aller Geschlechteridentitäten ist in unserem Unternehmen eine Selbstverständlichkeit. Wir sehen daher davon ab, diese Haltung auch in unseren Publikationen zu betonen, und verzichten zugunsten des Leseflusses auf Mehrfachnennungen, um einzelne Geschlechter ansprechen. Mit der Verwendung des generischen Maskulinums als neutrale, klassische Schreibweise sind alle Identitäten gemeint.
Einleitung
Ashwagandha – ein Adaptogen für unsere Zeit
Der Hintergrund: chronischer Stress und Stimulanzien
Adaptogene – die ganzheitliche Lösung
Die Wirkweise der Adaptogene im Überblick
Ashwagandha als Adaptogen
Wissenswertes über Ashwagandha
Verbreitung
Botanik
Ashwagandha für Hobbygärtner
Anwendung in der Volksmedizin
Ashwagandha – die Queen of Ayurveda
Ein mächtiges Rasayana
Ashwagandha für Körper und Geist
Die Inhaltsstoffe von Ashwagandha
Eisen
Alkaloide
Phytosterole
Polysaccharide
Bitterstoffe
Polyphenole und Flavonoide
Weitere aktive Inhaltsstoffe
Ashwagandha, das Antioxidans der Superlative
Ashwagandha für Ihre Gesundheit
Ashwagandha gegen Stress
Mit Ashwagandha Ängste überwinden
Ashwagandha zur Förderung der kognitiven Funktionen
Alzheimer, Demenz und andere chronische Nervenerkrankungen
Das Potenzial von Ashwagandha bei Amyotropher Lateralsklerose (ALS)
Ashwagandha für einen gesunden Schlaf
Ashwagandha bei Depressionen
Ashwagandha als Antioxidans und Verjüngungsmittel
Wie Ashwagandha das Immunsystem stärkt
Ashwagandha zur Vorbeugung und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Ashwagandha bei Diabetes
Ashwagandha bei Schilddrüsenproblemen
Ashwagandha bei Arthritis und anderen entzündlichen Krankheiten
Ashwagandha in Krebsprophylaxe und Krebstherapie
Ashwagandha für Männer
Ashwagandha für Frauen
Ashwagandha für eine schöne Haut
Heilwirkungen von A BIS Z
Ashwagandha: Rezepte und Dosierung
Ayurvedisches Ashwagandha-Tonic
Ashwagandha-Milchshake
Ashwagandha-Schlaftrunk
Ashwagandha-Smoothie
Power-Smoothie zur Verjüngung
Mango-Smoothie
Smoothie zur Aktivierung des Liebeslebens
Ashwagandha-Tee
Ashwagandha-Quark
Zubereitung eines traditionellen Rasayana
Erfrischendes Ashwagandha-Tonic
Erfahrungsberichte
Anerkennung und Sicherheit
Ashwagandha – eine größere Perspektive für die Zukunft?
Eine Anmerkung zum Schluss
Zur Autorin
Literaturverzeichnis
Bildnachweis
Anmerkungen
Sie haben noch nie von Ashwagandha gehört? Damit sind Sie in guter Gesellschaft. Ich schätze, dass es 99 Prozent der Deutschen, Schweizer und Österreicher genauso geht. Die meisten denken eher an einen orientalischen Mädchennamen als an eine potente Heilpflanze. Das Buch, das Sie in den Händen halten, soll diese Wissenslücke schließen. Auch wenn sich der Konsum der exotischen Heilpflanze hierzulande noch in Grenzen hält, gehört Ashwagandha inzwischen zu den 32 medizinisch aktiven Pflanzen, die weltweit am stärksten nachgefragt sind. Pro Jahr könnten theoretisch 12 000 Tonnen davon verkauft werden. Dieser enorm großen globalen Nachfrage nach den wirksamen Inhaltsstoffen der Pflanze – den Withanoliden – steht jedoch nur ein Angebot von etwa 6000 Tonnen gegenüber.1 Die Nachfrage auch bei uns hier in Europa steigt und steigt.
Von den etwa 18 000 Blühpflanzen auf unserem Planeten sind immerhin 44 Prozent aufgrund ihrer Phytochemikalien von medizinischer Bedeutung.2 Pflanzen – insbesondere die Heilpflanzen mit der Untergruppe der Adaptogene – können in meinen Augen mehr als uns nur körperliche Gesundheit schenken. Sie sind auf der Erde, um als Beispiele für die Liebe unseres Schöpfers zu dienen. Im 19. Jahrhundert stammten beispielsweise noch 70 Prozent der im Arzneimittelbuch Großbritanniens verzeichneten pflanzlichen Heilmittel aus dem fernen Indien.3 Kein Wunder, sind doch Heilpflanzen der Hauptbestandteil im Arsenal der Behandlungsmöglichkeiten des Ayurveda, einer aus Indien stammenden uralten, ganzheitlichen und ursächlichen Gesundheitslehre. Mehr als 2000 Pflanzen finden dort für Prophylaxe und Therapie Verwendung, und Ashwagandha sticht als eines der wenigen Adaptogene mit Anti-Stresswirkung und als einzigartiges Verjüngungsmittel daraus hervor.
Wir leben in Zeiten globaler Krisen, die sich sogar überlagern. Erst Pandemie, dann Krieg in der Ukraine und Energiekrise, eine ungewohnt hohe Inflation, und der Klimawandel schwebt als Bedrohung seit Jahrzehnten über uns und gefährdet ein lebenswertes Leben für unsere Kinder und Kindeskinder. Hinzu kommen Doppel- und Dreifachbelastung, mobbende Arbeitskollegen oder Chefs, vielleicht eine wenig sinnvolle Tätigkeit und entweder Beziehungsstress oder Stress durch Einsamkeit. Chronischer Stress aber ist ein Vitalstoffräuber, schwächt unser Immunsystem und macht auf Dauer krank. Vitalstoffarme Lebensmittel und Genussmittel verschärfen das Problem. Unser Gehirn leidet, psychische Störungen und immer früher einsetzende neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz, aber auch Schlafstörungen sind im Vormarsch. Unser Gehirn ist eine Hochleistungsmaschine und braucht vitalstoffreiche Nahrung, um optimal funktionieren zu können. Viele fühlen sich in einer Abwärtsspirale von Stress und Krankheit gefangen.
Was, wenn es ein Mittel gäbe, das uns resilienter macht? Mit dem wir den Herausforderungen des Lebens gegenüber widerstandsfähiger werden? Das uns auf körperlicher und seelischer Ebene ermöglicht, sich gegenüber allen Bewährungsproben gewappnet zu fühlen? Ein Mittel, das mein Immunsystem stärkt und mir heitere Gelassenheit schenkt? Mich zurück ins Gleichgewicht bringt – back to balance?
Was zu schön klingt, um wahr zu sein: Mit Ashwagandha gibt es ein solches Mittel. Die Breite der Anwendungsmöglichkeiten ist schier unerschöpflich. Nebenwirkungen sind unbekannt, die Heilpflanze ist seit Jahrtausenden erprobt. Mit Ashwagandha steht uns ein intelligentes Superfood zur Verfügung für alle Eventualitäten des Lebens. Lassen Sie sich überraschen. Wenn Sie Ashwagandha einnehmen, kann es sein, dass Sie sich fühlen, als regne der endlich ersehnte Sommerregen auf ein ausgedörrtes Stück Land. Der Mensch – Sie! – blüht auf. Kultivieren Sie die Art von Gesundheit, die Sie aufblühen lässt. Ihr Leben als eine Reise des Wandels und des gesunden Wachsens wird vielleicht nicht nur um Jahre verlängert, sondern Ihren Jahren wird auch mehr Leben gegeben.
Vielleicht kennen Sie den Begriff Adaptogen noch nicht. Ich habe ihn erstmals in dem Buch von Bodo Baginski und Shalila Sharamon über die Shisandra-Beere kennengelernt. Diese Frucht soll Körper und Geist in Balance bringen und alle ihre Funktionen optimieren. Aber was steckt eigentlich genau hinter diesem Begriff?
Viele Menschen sind in bewegten Zeiten wie der unseren erschöpft, einige landen sogar im Burn-out. Gesamtgesellschaftlich scheint der Krisenmodus nicht aufzuhören: jahrelang Corona, dann der Ukraine-Krieg, Inflation, Klima- und Energiekrise. Der Stress durch Mehrfachbelastung, sinnentleerte Tätigkeiten und am Arbeitsplatz kommt hinzu. Zeitdruck und Informationsüberfluss tragen zur Stressbelastung bei, Chemikalien in der Luft, im Trinkwasser und in Nahrungsmitteln sowie Belastungen durch Elektrosmog tun ihr Übriges. Stress ist für fünfzig bis sechzig Prozent der krankheitsbedingten Arbeitsunfälle verantwortlich.4 Fast jede Erkrankung hängt direkt oder indirekt mit Stress zusammen, ob es sich um Erkältungen, Herzprobleme oder Krebs handelt.
Fühlen sich Menschen müde und erschöpft, nehmen sie oft Stimulanzien wie Kaffee, Cappucchino oder Energy Drinks zu sich, um weiter zu Höchstleistungen in der Lage zu sein. Das ist aber eine Art von natürlichem Doping. Es ist so, als wenn man einem müden Gaul die Peitsche gibt: Das Pferd läuft zwar schneller, bricht aber vielleicht schon in der Zielgeraden zusammen. Rien ne va plus, nichts geht mehr. Es handelt sich um eine Vortäuschung falscher Tatsachen. Eigentlich sind wir erschöpft, dopen uns aber mit Stimulanzien über diesen Zustand hinweg, was unser System wiederum langfristig überfordert und zu gesundheitlichen Problemen führt.
Immer häufiger greifen auch junge Menschen zu Medikamenten und Psychopharmaka wie Methylphenidat, Modafinil oder Amphetaminen als »Neuro-Enhancement« oder »Hirn-Doping«, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Einer von der Allgemeinen Deutschen Krankenkasse in Auftrag gegebenen Studie zufolge waren es 2008 knapp fünf Prozent aller Befragten, die angaben, bereits einmal Drogen oder Medikamente zur Leistungssteigerung eingenommen zu haben. Im Jahr 2015 waren es bereits 6,7 Prozent. In einer Handelsblatt-Umfrage aus dem Jahr 2015 gaben sieben Prozent der anonym befragten Führungskräfte zu, regelmäßig Medikamente zur Leistungssteigerung einzunehmen.5 Durch solche Stimulanzien plus chronischem Stress und Überarbeitung landen wir über kurz oder lang im Burn-out, einer Erschöpfungsdepression. Viele der legalen und illegalen Substanzen haben außerdem gravierende Nebenwirkungen; einige können auch abhängig machen. Wir zahlen also einen hohen Preis.
Wer unter Stress leidet, hat einen erhöhten Vitalstoffbedarf. Unsere Lebensmittel enthalten wegen falscher Züchtungsziele, stark industrieller Verarbeitung und fragwürdiger landwirtschaftlicher Methoden wie der Auslaugung der Böden nicht mehr die Dichte an Inhaltsstoffen wie in früheren Zeiten. Wir verhungern sozusagen an vollen Töpfen. Unser Gehirn ist eine Hochleistungsmaschine und nimmt etwa 20 Prozent der Nährstoffe, die wir zu uns nehmen, in Anspruch. Vitalstoffreiche Wildkräuter wie Löwenzahn und Brennnessel wären eine Möglichkeit, Vitalstoffdefizite auszugleichen.
Adaptogene stellen zu Stimulanzien jeder Art eine gesunde und hochwillkommene Alternative dar, die Körper und Seele genau mit den Stoffen versorgen, die uns leistungsfähiger und gerade in Stresssituationen stärker und widerstandsfähiger werden lassen. Gleichzeitig fördern sie unsere Gesundheit. Man könnte auch sagen, Adaptogene bringen uns Fitness von innen! B. Hamann beschreibt sie in ihrem Buch als »Elitepflanzen der Natur«. Oft wachsen sie selbst unter extremen Wetter- und Klimabedingungen, bei intensiver Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturunterschieden. Ihre atemberaubende Anpassungsfähigkeit widrigen Bedingungen gegenüber schenken sie uns eins zu eins.
Der Begriff »Adaptogen« stammt von dem lateinischen Wort adaptare, was so viel heißt wie »an- oder ausgleichen«. Adaptogene optimieren nämlich alle körperlichen und psychischen Funktionen in Stresssituationen, sie erhöhen unsere körperliche und seelische Resilienz. Sie gleichen sowohl Defizite als auch Überfunktionen aus. »Adaptogen« ist auch eine alternativmedizinische Bezeichnung für biologisch aktive Pflanzenstoffe, die dem Organismus helfen, sich besser an körperliche und emotionale Stresssituationen anzupassen. Der Begriff wurde 1947 von dem russischen Pharmakologen Nikolai V. Lazarev geprägt. Er konnte zusammen mit etwa 1200 Wissenschaftlern, Biologen und Ärzten nachweisen, dass es Wirkstoffe gibt, die dem menschlichen Organismus helfen, besser mit Stresssituationen umzugehen, indem sie die körpereigene unspezifische Abwehr steigern. Und das alles ohne irgendwelche Nebenwirkungen.
Dass der Begriff noch wenig bekannt ist, erstaunt nicht, denn er wurde erst in den 1950er-Jahren von Israel I. Brekhman wissenschaftlich enger definiert. Brekhman gilt daher als »Vater der Adaptogene«. Lazarev und Brekhman untersuchten mit einem Forscherteam der Siberian Academy of Sciences etwa 160 Heilpflanzen aus Europa, Asien und der damaligen Sowjetunion. 2002 konnte man in der US National Library of Medicine lesen, dass es sich bei Adaptogenen um Pflanzen handelt, die das Immunsystem stärken und Müdigkeit erfolgreich bekämpfen.6 2011 erkannte die Europäische Arzneimittel Agentur EMA erstmals den positiven Einfluss des Adaptogens Rhodiola rosea, der Rosenwurz, auf Stresssymptome an.7 Heute, im Jahr 2023, gibt es in der medizinischen Datenbank PubMed und weiteren Datenbanken bereits mehr als 400 klinische und vergleichende Studien für das Wort »Adaptogen« bzw. den englischen Begriff adaptogenic. Die Zahl der Publikationen zu diesem Thema steigt von Jahr zu Jahr deutlich an, was das große Interesse von Forschern und der Öffentlichkeit widerspiegelt, weil wir mit Adaptogenen unsere Belastungs- und Stressresistenz oder -widerstandsfähigkeit erhöhen können. Der renommierte amerikanische Heilkräuterexperte Donald R. Yance definiert in seinem epochalen Werk Adaptogene in der medizinischen Kräuterheilkunde den Begriff so: »Adaptogene verbessern die adaptive Reaktion, die der körpereigene Schutzmechanismus ist, und setzen wichtige innerliche Schutzfaktoren ein, um vor chronischen Krankheiten zu schützen und das Leben zu erhalten.«8
Resilienz heißt Widerstandsfähigkeit, was auch innere Stärke einschließt. Einige Menschen können mit Umweltfaktoren wie Kälte, Hitze und Lärm wunderbar umgehen, andere sind damit komplett überfordert. Wiederum andere geraten beim geringsten Stress an ihre Grenzen und fühlen sich überlastet, während manch einer sogar mit unerwarteten Schicksalsschlägen klarkommt. Die einen laufen bei sportlichen Wettkämpfen oder in Prüfungssituationen zu Höchstleistungen auf, andere brechen zusammen.
Folgende Kriterien muss ein Adaptogen laut Brekhman erfüllen, die alle auch auf Ashwagandha zutreffen:
1. Ein Adaptogen ist für den Körper auch langfristig eingenommen vollkommen unschädlich.
2. Ein Adaptogen steigert spezifisch die Widerstandskraft gegen ein breites Spektrum an physikalischen, chemischen und biologischen Einflüssen.
3. Ein Adaptogen erzielt eine normalisierende Wirkung auf den Stoffwechsel, unabhängig von der Richtung vorausgegangener pathologischer Veränderungen.9
An dieser Stelle möchte ich diese Eigenschaften erläutern: Ein Adaptogen erhöht die Widerstandsfähigkeit gegenüber einer Vielzahl an unterschiedlichen Stressoren oder Stressfaktoren. Dazu zählen Hitze, Kälte, körperliche Strapazen zum Beispiel durch giftige Chemikalien wie Schmermetalle, aber auch Angriffe von Krebszellen oder durch potenziell krank machende Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze sowie freie Radikale, also aggressive Sauerstoffverbindungen. Die Pflanze normalisiert Körperfunktionen, die in Stressphasen aus dem Gleichgewicht geraten sind. Ist der Blutdruck erhöht, wird er runterreguliert, ist er gefährlich niedrig, erhöht. Ein echtes Adaptogen reguliert eine Über- sowie eine Unterfunktion der Schilddrüse, um ein weiteres Beispiel zu nennen. Fühlen wir uns gestresst und nervös, beruhigen Adaptogene, fühlen wir uns energie- und kraftlos, wirken sie anregend und aktivierend.
Die Pflanze sorgt dafür, dass der Körper in einer Stresssituation angemessen reagiert, also auch nicht überreagiert, was zu viel Energie verbrauchen, das Energielevel der Zellen mittelfristig herabsetzen und den Menschen langfristig krank machen würde.10 Dabei wirken Adaptogene auch prophylaktisch, denn Vorbeugen ist besser als Heilen.
Alle Pflanzen enthalten adaptogen wirkende Stoffe, weil jede Pflanze mit irgendeiner Art von Stress klarkommen muss. Aber nur einige wenige Pflanzen verfügen über eine hochwirksame Menge davon. Nach den strengen Anforderungen von Dr. Brekhman schafften es nur vier der 160 untersuchten Pflanzen, diese Kriterien zu erfüllen, nämlich Sibirischer Ginseng, Asiatischer oder Koreanischer Ginseng, die Maralwurzel aus Russland und die Rosenwurz Rhodiola rosea. Ashwagandha wurde damals nicht mit untersucht. Kurz darauf wurden das Chinesische Spaltkörbchen (Schisandra) und Ashwagandha in die Liste der Adaptogene aufgenommen. Es ist interessant, dass Ashwagandha auch unter dem Namen Indischer Ginseng bekannt ist, wegen teils ähnlicher Inhaltsstoffe und eines ebenso breiten Wirkspektrums.
In einer Reihe klinischer Studien haben Adaptogene signifikante Auswirkungen auf Stresssituationen gezeigt. Der Organismus wurde an die erhöhten körperlichen und emotionalen Stresssituationen angepasst. Damit stieg die Stressresistenz. Bei Ermüdung und seelischer Belastung wurde die körperliche und seelische Leistungsfähigkeit verbessert. Im EEG – Elektroenzephalogramm – wurde beobachtet, dass Adaptogene entspannen, was zu einer verbesserten Kompensation von Belastungen führt. Die Energieproduktion der Zelle werden in Stresssituationen hochgefahren und dadurch die körperliche Ausdauer und mentale Leistungsfähigkeit gesteigert.11
In der alten indischen Lehre des Ayurveda, in der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) und in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) galten adaptogen wirkende Pflanzen jeweils als Rasayana, Stärkungsmittel oder Qi-Tonika. Das Wissen um Adaptogene ist jahrtausendealt, auch wenn man damals noch keinen Namen dafür hatte. Adaptogene als intelligente Superfoods können den Zustand des Körpers analysieren und sich in ihren Wirkungsweisen darauf einstellen. Das klingt unglaublich und zu schön, um wahr zu sein, es ist aber dennoch eine wissenschaftlich vielfach belegte Tatsache. Mit Adaptogenen kommen wir wieder back to balance, zurück ins Gleichgewicht! Adaptogene verbessern darüber hinaus die Wirkung anderer gesundheitsfördernder Stoffe wie Vitamine und Mineralstoffe. In meinen Augen braucht jeder von uns Adaptogene, die unsere Gesundheit auf vielerlei Weise schützen oder wiederherstellen können, wenn sie uns verloren gegangen ist. Sie bewirken eine grundlegende Umstimmung des Organismus und wirken immer ganzheitlich und ursächlich. Dr. Nalini Chilkov bringt es schön auf den Punkt: »Bereits die Weisheit der Antike sagt uns, dass Adaptogene die königlichen Pflanzen sind, die Edelsteine im goldenen Schrein, die nähren, aufbauen, verjüngen, restaurieren und für ein langes Leben und die höchste Lebensqualität sorgen.«12
Adaptogene haben viele Gemeinsamkeiten, aber auch individuelle Inhaltsstoffe und Eigenschaften. Beispiele aus der Botanik für Adaptogene sind Ginseng, Noni, Shiitake-Pilz, Reishi (Ling-Zhi-Pilz), der Mandelpilz (Agaricus blazei), die Schisandra-Beere, Tulsi – auch »Kraut der Unsterblichkeit« genannt –, Jiaogulan, Moringa, Maca, Artemisia annua und eben Ashwagandha. Unter den Wirkstoffen der Adaptogene pflanzlicher Herkunft finden sich drei Hauptgruppen: die Polyphenole mit der Untergruppe Flavonoide, die Terpene / Triterpene mit der Untergruppe der Saponine sowie die Polysaccharide, darunter besonders Beta-Glucane. Alle diese bioaktiven Substanzen finden sich in Fülle auch in Ashwagandha.
Adaptogene machen aus dem, was sie vorfinden, das Beste. Genau diese Wirkung haben sie auch beim Menschen. Egal ob der Mensch gesund oder krank ist: Sie schenken ihm die Art von Unterstützung, die er gerade braucht. Mit Adaptogenen schaffen wir uns einen Vorrat an Energie, auf den wir bei Bedarf zurückgreifen können. Die meisten Krankheiten gehen mit einem Mangel an Lebensenergie Hand in Hand. Jeder Mensch profitiert jederzeit von Adaptogenen, egal in welcher Lebenslage, weil sie bei jedem Menschen anders wirken, je nach seinen momentanen Bedürfnissen.
Der Hauptmechanismus der Adaptogene ist laut Wikipedia ein »stressnachahmender und hochregulierender Effekt des Hitzeschockproteins 70 oder Hsp70, welches […] zu den Chaperonen zählt«.13 Dieser Eiweißstoff wirkt als Stresssensor und verringert die Menge des zirkulierenden Cortisols und Stickoxids, die sowohl in akuten Stresssituationen und unter Dauerstress vermehrt im Organismus gebildet und ausgeschüttet werden. Indem das Niveau dieser beiden Stoffe nicht mehr uferlos ansteigen kann, sondern ausgebremst wird, verbessern sich mentale Leistungsfähigkeit und körperliche Ausdauer.14
Adaptogene helfen durch diesen Mechanismus, sich körperlichen und seelischen Stresssituationen besser anzupassen. Die Mitochondrien – die Kraftwerke in unseren Zellen – werden geschützt, und bei sportlicher Betätigung bleiben die Lactatwerte niedrig. Während und nach Wettkämpfen wird die Regeneration gefördert. Adaptogene reduzieren die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin und steigern die Bereitstellung von ATP-Energie in den Zellen. Dadurch verringern sich Erschöpfung und Ermüdung. Adaptogene haben bei normalem Gebrauch keine Nebenwirkungen, sind jahrtausendelang erprobt und werden gut vertragen.
Die eingangs erwähnten Stimulanzien hingegen verursachen bei längerer Einnahme im Gegensatz zu Adaptogenen Schlafprobleme und haben weitere unangenehme Nebenwirkungen. Stimulanzien, dazu zählt im Übermaß auch Koffein, erschöpfen nämlich auf Dauer die Nebennieren, die ihrerseits wichtige Hormone herstellen und ausschütten. Sie stören langfristig das fein austarierte Zusammenspiel von Sympathikus und seinem Gegenspieler Parasympathikus bzw. Vagusnerv. Wikipedia schreibt: »Sowohl bei Einmaldosen als auch bei längerem Gebrauch weisen Adaptogene eine messbar kräftigende Wirkung auf, die sich in einer erhöhten geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit, besonders vor dem Hintergrund von Müdigkeit und Stress zeigt.«15 Adaptogene sind daher intelligente Superfoods. Sie mildern die Nebenwirkungen von schulmedizinischen Behandlungsweisen wie Antibiose, Bestrahlung und Chemotherapie.
Ashwagandha, so zeigen viele Studien, verbessert die Stressantwort und zeigt, dass die Pflanze uns auf allen Ebenen – Körper, Seele und Geist – wieder ins Gleichgewicht bringt. Allein bei PubMed sind 1481 wissenschaftliche Studien gelistet, Stand April 2023! Wir fühlen uns den Herausforderungen des Alltags wieder besser gewachsen, können unser Potenzial ausleben und haben die Kraft, unser Umfeld gesünder und menschengerechter zu gestalten im Sinne von Mahatma Gandhis Aussage »Sei du die Veränderung, die du von der Welt erwartest«. Wirksame Adaptogene wie Ashwagandha – nicht jedoch Stimulanzien! – brauchen wir in meinen Augen heutzutage bei unserer stressbetonten Lebensweise dringender denn je. Ich betrachte Adaptogene daher als die vielversprechendste Medizin der Zukunft.
Für den Adaptogen-Experten Donald R. Yance ist Ashwagandha »eine gut ausgewogene adaptogene Heilpflanze, die für alle Menschen gut geeignet ist«.16 Ashwagandha erhöht die Energieproduktion direkt in der Zelle, den Serotonin- und Dopaminspiegel, fördert die Reparatur der DNA, verhindert Mutationen der Zelle und reduziert so die Krebsgefahr. Zudem wirkt es antioxidativ und schützt damit die Mitochondrien und Zellmembrane vor oxidativem Stress und der Zerstörung durch freie Radikale. Damit wird der Körper vor chronischen Entzündungen, chronischen Erkrankungen und verfrühten Alterungsprozessen geschützt. Ashwagandha wirkt antikanzerogen, verbessert die Sauerstoffversorgung des Körpers und optimiert damit alle Stoffwechsel- und Entgiftungsprozesse.
Adaptogene wie Ashwagandha mit ihrer besonderen Pflanzenintelligenz schützen vor stressbedingten Krankheiten und verhindern die Langzeitschäden von Dauerstress. Sie verlängern unsere Aufmerksamkeitsspanne und steigern unsere geistige Leistungsfähigkeit. Adaptogene erhöhen unsere Belastbarkeit und verbessern unsere Regenerationskraft zum Beispiel nach körperlichen und seelischen Höchstleistungen. Wie ein Schirm schützen sie uns vor einem Übermaß an Stress und Überforderung. Sie optimieren die sogenannte Stressantwort, ein fein tariertes System von Schlüsselmediatoren wie stressaktivierter C-Jun-N-terminaler Kinasen, Chaperonen, Stickoxiden und Cortisol. Diese Mediatoren stehen mit der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse HHN in Verbindung. Adaptogene regulieren die Funktion dieser sogenannten Stressachse. Diese verbindet Hirnanhangsdrüse, Hypothalamus und Nebennieren. Durch Adaptogene werden die Produktion von Stresshormonen reduziert, die Nebennieren entlastet und einer Nebennierenerschöpfung, verbunden mit rapidem Leistungsabfall, vorgebeugt. Die Abwärtsspirale von Stress, Angst und Depression wird unterbrochen. Betroffene sehen wieder Licht am Ende des Tunnels. Adaptogene beruhigen die Nerven, bringen Sympathikus und Parasympathikus in Balance und wirken angstlösend, antidepressiv und nervenstärkend.
All dies geschieht, ohne die körpereigenen Abläufe negativ zu