Säuren loswerden - Barbara Simonsohn - E-Book

Säuren loswerden E-Book

Barbara Simonsohn

0,0

Beschreibung

Durch unausgewogene Ernährung, Stress und Bewegungsmangel gerät der Säure-Basen-Haushalt leicht aus dem Gleichgewicht. In diesem Buch zeigt die renommierte Ernährungs- und Gesundheitsexpertin Barbara Simonsohn, wie wir auf natürliche Weise der Übersäuerung des Körpers entgegenwirken können. Von Azidose-Massagen über Wickel bis zu einer basenbetonten Ernährung stellt sie erprobte Maßnahmen vor, um überschüssige Säuren auszuleiten und neue Vitalität zu gewinnen. Entdecken Sie, wie Sie bis ins hohe Alter gesund, fit, schön und glücklich bleiben können.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 155

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat, sondern dienen der Begleitung und der Anregung der Selbstheilungskräfte. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne Gewährleistung oder Garantie seitens der Autorin oder des Verlages. Eine Haftung der Autorin bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Dieses Buch enthält Verweise zu Webseiten, auf deren Inhalte der Verlag keinen Einfluss hat. Für diese Inhalte wird seitens des Verlags keine Gewähr übernommen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich.

ISBN Printausgabe: 978-3-8434-1557-6

ISBN E-Book: 978-3-8434-6535-9

Barbara Simonsohn:

Säuren loswerden

Von Darmreinigung über Massage bis Basenwickel: Alles, was hilft, gesund & fit zu werden!

© 2016, 2024 Schirner Verlag, Darmstadt

Umschlag: Anna Twele, Schirner,

unter Verwendung von # 2266502845 (© Jeronimo Vilaplana), # 2221952137 (© StudioPhotoDFlorez), # 1431751547 (© Tatjana Baibakova) und # 163434386 (© B-D-S Piotr Marcinski),

www.shutterstock.com

Print-Layout: Anna Twele, Schirner

Lektorat: Bastian Rittinghaus, Schirner

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt, Germany

www.schirner.com

Neuausgabe 2023 mit neuem Titel (vormals »Azidose-Therapie«) – 1. E-Book-Auflage März 2024

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten

Inhalt

DANKSAGUNG

VORWORT VON DR. RUEDIGER DAHLKE

Einleitung oder: Wie ich zur Azidose-Therapie kam

Renate Collier – ein Leben gegen den Strom

AZIDOSE – WAS IST DAS?

Zur Geschichte der Azidose-Therapie – wie alles begann

Mineralstoffmangel – eine der Hauptursachen der Übersäuerung

Der Darm – ein Wunderwerk

»Die Milch macht’s«? – Milch und Azidose

Allergien austesten

DIE AZIDOSE-KUR

Fasten zu Hause – geht das?

Plan für die Fastenzeit

Was, wenn Fasten nicht infrage kommt?

Der Bittersalztrunk – ein Einlauf von oben

Massagen – Säuredepots im Bindegewebe lösen

Die Rolle des Bindegewebes in der Azidose-Therapie

Sinn und Zweck der Azidose-Massage

Die Bauchselbstmassage

Die Kopf-Nacken-Selbstmassage

Die Beinselbstmassage

Die Rückenselbstmassage

Die Rückenmassage bei anderen

Die Rolle der Bewegung in der Azidose-Therapie

Warum Entspannung und Schlaf so wichtig sind

Wickel – »mein bestes Pferd im Stall«

AZIDOSE-THERAPIE – BEI WELCHEN KRANKHEITEN SIE HILFT, UND WARUM

Wie die Azidose-Therapie auf Seele und Geist wirkt

BASENKOST – WARUM DIESE HEILNAHRUNG SO WICHTIG FÜR UNS IST

SCHNELLPROGRAMM ZUM LOSWERDEN VON SÄUREN

BASEN-POWER-REZEPTE

ÜBER DIE AUTORIN

ADRESSEN

LITERATUR

Bücher

Broschüren

Aufsätze und Artikel

BILDNACHWEIS

DANKSAGUNG

Ich danke Renate Collier, dass sie mir meine Gesundheit zurückgegeben und mir gezeigt hat, wie ich diese erhalte. Und dafür, dass ich mich aufgrund dessen seither für Ernährung interessiere und schon viele Bücher darüber geschrieben habe.

Ich danke auch Ilona Schütt, einer der besten Collier-Schülerinnen, die ich kenne, für die kompetente Optimierung der Kapitel für dieses Buch. Ilona, du hast begnadete Hände! Die Azidose-Ganzkörpermassage, die ich von dir bekam, war der Himmel auf Erden.

VORWORTVON DR. RUEDIGER DAHLKE

Bereits der deutsche Arzt und Forscher Otto Warburg, der 1931 den Medizin-Nobelpreis erhielt, fand heraus, dass sich Krebszellen gegenüber gesunden Zellen durch einen höheren Laktat- bzw. Milchsäure-Spiegel aufgrund anaerober Glykolyse auszeichnen. Er hielt diese Übersäuerung schon damals für die Entstehungsbasis von Krebs. Leider wurde dieser Ansatz von einer auf Chemotherapie und das damit zu machende Geschäft fixierten Pharmaindustrie, die immer größere Teile der Schulmedizin in ihren Einfluss brachte, ignoriert.

Am Ende meines Studiums vor fast 40 Jahren wurde dieser Ansatz nur noch in der Komplementärmedizin vertreten. Heute allerdings ist Fasten durch die wissenschaftliche Forschung des Italieners Dr. Valter Longo in den USA zu einer bewährten Behandlung bei Krebs geworden und wird sogar parallel zur Chemotherapie angewandt, weil es nachweislich gesunde Zellen stärkt und kranke schwächt. Zumindest einen entscheidenden Anteil dürfte daran die Entsäuerung haben, die beim Fasten stattfindet.

Auch bei den noch erstaunlicheren Heilwirkungen pflanzlich-vollwertiger Kost im Sinne von »Peace-Food« ist Entsäuerung durch deren Basenüberschuss ein wesentlicher, wenn nicht sogar entscheidender Faktor. Fast alle Gemüse fördern eine Alkalisierung des Gewebes und wirken so den modernen Säurefluten entgegen.

Aus persönlicher Erfahrung kann ich nach 45 Jahren vegetarischer Ernährung, bei der ich schon auf Milch und Eier verzichtete, und seit zehn Jahren konsequent veganer Kost und regelmäßigem Mitfasten bei meinen Fasten-Seminaren in Frühjahr und Winter berichten, von diesem tendenziell basischen Stoffwechsel sehr profitiert zu haben. Das Rheuma, das mir eine ärztliche Kollegin und Iridiologin aufgrund eines gut ausgebildeten Rheumaringes im Auge voraussagte, konnte ich bis heute vermeiden. Mit 65 Jahren habe ich keine Gelenkprobleme, sondern kann im Gegenteil weiter im Lotossitz meditieren und auch wieder bequem daraus aufstehen. Letzteres verdanke ich dem Umstieg von vegetarisch auf vegan. Als ich nicht nur die Milch, der ich immer widerstanden hatte, sondern alle Milchprodukte konsequent wegließ, verschwanden diesbezüglich entstandene Probleme wieder spurlos.

Tatsächlich hat dieser Lebensstil auch vielen Rheumapatienten dazu verholfen, ihr Rheuma wieder loszuwerden. Eine völlig übersäuerte, seit 40 Jahren von Rheuma geplagte Patientin hatte mit 70 Jahren ihre erste und obendrein schwere Fastenzeit mit erheblichen Erstreaktionen. Aber nach der Woche war sie ohne Medikamente fast schmerzfrei. Die zur Erhaltung dieses beglückenden Ergebnisses empfohlene pflanzlich-vollwertige »Peace-Food«-Kost traute sie sich nicht zu. Als aber die Schmerzen nach der Aufbauzeit mit der Mischkost zurückkamen, rang sie sich doch zum Pflanzlich-Vollwertigen durch und hat seitdem keine Schmerzen mehr gehabt. In ihrer zweiten Fastenwoche war sie unbeschreiblich glücklich und dann für einen Moment so traurig, dass ihr das nicht schon vor 40 Jahren geraten worden war.

Heute liegt diese Chance so nahe, und ich bin froh, in dieser Zeit Arzt sein zu dürfen, in der Fasten endlich wissenschaftliche Anerkennung bekommt, »Peace-Food« mit unzähligen Studien untermauert ist und die deutsche Ärztekammer sogar die Krankheitsdeutungen von »Krankheit als Symbol« im Rahmen der Integralen Medizin-Ausbildung für Ärzte anerkennt.

In diese vom Gesundheitsgesichtspunkt wundervolle Zeit passt auch dieses wichtige Azidose-Buch von Barbara Simonsohn, die seit so vielen Jahren der neuen (Ernährungs-)Medizin mit ihren Büchern dient und auf die Sprünge hilft.

Dieses Buch kann vielen helfen, die Übersäuerung als eines der Grundübel unserer an Problemen reichen Gesundheitsmisere zu erkennen. Das ist besonders wichtig angesichts einer Schulmedizin, die den Zusammenhang zwischen Übersäuerung und Krebs, aber auch so vielen anderen Krankheitsbildern noch immer und fast konsequent übersieht sowie durch die Kunstfehler ihrer Vertreter und die Nebenwirkungen der von ihnen verordneten Pharmazeutika zum Schatten ihrer selbst geworden ist, nämlich zur dritthäufigsten Todesursache nach Herzproblemen und Krebs.

Wenn ich meine vier wirksamsten Mittel anschaue, dienen drei von ihnen direkt auch der Entsäuerung, neben Fasten und »Peace-Food« auch der »Verbundene Atem«, jene Überschwemmung mit der Lebenskraft Prana. Und letztlich zielt auch das Kernstück meiner Therapieempfehlungen, die Krankheitsbilderdeutung von »Krankheit als Symbol«, auf die Verwirklichung der Mitte, die immer Ziel der Medizin wie auch der Meditation war. Insofern ist Entsäuerung auch ein echtes Remedium, wie früher Heilmittel hießen: Sie bringt zurück ins Gleichgewicht.

Das Besondere dieses Buches von Barbara Simonsohn, das es von anderen Azidose-Büchern abhebt, ist sein ganzheitlicher Ansatz, die Beschreibung der Auswirkungen von Entsäuerung nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die Seele und den Geist. Übersäuerung bedeutet letztlich, zu tief in den archetypisch männlichen Pol gerutscht zu sein, was auch tiefe spirituelle Erfahrungen verhindert. Erleuchtung heißt in seiner Doppelbedeutung im englischen »Enlightenment« auch »Erleichterung«. Entsäuerung aber ist eine Form von körperlicher Entschlackung, die bis auf seelische und geistige Ebene erleichtert und befreit. Aber selbstverständlich wird auch die Rolle von Bewegung und Entspannung dargestellt beim Loswerden überflüssiger Säure.

Meines Wissens ist dieses auch das erste Buch über die Azidose-Therapie nach Dr. Renate Collier, das ihre genialen Massagen berücksichtigt und entsprechende Anleitungen enthält, sie sogar in Eigenregie durchzuführen wie eine Kopf-Nacken-Selbstmassage, eine Bauch- und eine Bein-Fuß-Selbstmassage.

So wünsche ich diesem Buch von Barbara Simonsohn den verdienten Erfolg und der Medizin, dass sie sich seinen Anregungen öffnet, sie prüft, anerkennt und verwirklicht – je früher, desto besser. Den Patientinnen und Patienten können sie zu einem schmerzfreieren, entspannteren, geschmeidigeren, ja, beschwingteren Leben verhelfen, und indem sie den großen Geißeln der Moderne wie Krebs und Entzündungen die Grundlage entziehen, haben sie echte Vorbeugung zu bieten.

Ruediger Dahlke

Bürgenstock im Juli 2016

www.dahlke.at

EINLEITUNGODER: WIE ICH ZUR AZIDOSE-THERAPIE KAM

»ES LIEGT MIR AM HERZEN, DEN MENSCHEN ZU HELFEN, BEVOR SIE UNHEILBAR WERDEN.«

(Renate Collier)

Ich war erst 23 Jahre alt und hatte oft das Gefühl, mein Leben sei nicht mehr so recht lebenswert. Oft quälte ich mich morgens aus dem Bett und schleppte mich zur Universität. In der Nacht waren meine Füße eiskalt und fühlten sich taub an. Eines Nachts waren zwei Zehen blau angelaufen, und ich hatte Angst, sie seien erfroren. Meine Verdauung war eine Katastrophe: mal Durchfall, dann wieder tagelang Verstopfung. Ich nahm schließlich Bisacodyl, ein pflanzliches Abführmittel.

Was ich nicht wusste: Solche Mittel rauben dem Körper wertvolle Mineralstoffe und lassen mit der Zeit den Darm erschlaffen. Außerdem können sie zur Gewöhnung führen. In meiner Bisacodyl-Zeit war ich auf 21 Tabletten täglich, und dennoch funktionierte die Verdauung oft nicht. Ich hatte ständig einen Blähbauch, besonders nach dem Frischkornbrei, den ich morgens aß. Fast immer war ich müde und erschöpft, fühlte mich von allem überfordert, die Lebensfreude war mir abhandengekommen.

Dann hatten wir einen Gesundheitstag in der Universität. Im Philosophenturm der Hamburger Uni hielt die Ärztin Renate Collier einen Vortrag über Gesundheit, Übersäuerung und Azidose-Therapie. Ich war fasziniert von dieser kleinen energievollen Person. Alles, was sie sagte, hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck, weil sie genau über meine Gesundheitsprobleme redete.

Nach dem Vortrag konnte ich es nicht erwarten, mit ihr zu sprechen. Ich erzählte ihr von meinen Symptomen. Sie schaute mich aufmerksam an, als ob sie alles in meinem Gesicht sehen könnte. Wie ich später erfuhr, kann man tatsächlich schon am Gesicht ablesen, ob und wie stark jemand übersäuert ist. Sie empfahl mir eine offene Badekur in Westerland/Sylt, wo sie ärztliche Leiterin einer Kurklinik war. Geld für eine stationäre Azidose-Kur hatte ich als BAföG-Studentin nicht.

Keine fünf Wochen später war ich dort. Während der gründlichen Anamnese massierte Renate Collier meinen Bauch. Erst konnte sie meinen Querdarm nicht finden, denn mein Darm war so erschlafft, dass er sich unter dem Schambein verkrochen hatte. Renate Collier erklärte mir, warum ich solche Probleme hatte. Dass ich mit Bisacodyl und Frischkornbrei alles nur noch schlimmer machte. Es sei für mich fünf vor zwölf, beinahe hätte ich mir einen Organschaden zugezogen. Schon während ihrer Bauchmassage entspannte sich mein Darm, und ich fühlte mehr Lebensenergie. Noch viele dieser Massagen sollte ich von ihr erhalten. Ihr Ansatz war ein ganzheitlicher. Während der morgendlichen Bauchmassagen interpretierte sie mir gekonnt die Träume der letzten Nacht. Durch die Entsäuerung trennte sich nicht nur der Körper von Schlacken, Säuren und Giften, die Generalreinigung betraf auch die Seele.

Im Laufe der Kur wurden mir und den anderen Patienten die Rückenmassage, die Kopf-Nacken-Massage im Sitzen, die Beinselbst- und die Bauchselbstmassage gezeigt. Von Anfang an massierten wir uns auch gegenseitig. Das war das ganz große Plus bei dieser Mayr-Ärztin: Sie erklärte alles so, dass jeder sie verstehen konnte, und erzog ihre Patienten zur Selbstständigkeit. Sogenannte Götter in Weiß gab es für sie nicht, jeder wurde ernst genommen, musste aber auch im wörtlichen Sinn mit anpacken. Dafür, dass sie ihren Patienten die Bauchmassage als Selbstmassage beibrachte, flog sie hochkant aus dem Bund der Mayr-Ärzte hinaus. Damals hatte dieser Verband nicht den mündigen Patienten im Sinn, Franz X. Mayr hätte die Angelegenheit wahrscheinlich anders gesehen. Als sie viele Jahrzehnte später wieder aufgenommen werden sollte, lehnte sie dankend ab.

Renate Collier war mit ihrer Azidose-Therapie eine Außenseiterin. Noch heute ist es so: Wenn man seinem Arzt von Säuren oder Schlacken erzählt, bekommt man meist zu hören, so etwas gebe es nicht. Wer einmal eine gründliche Azidose-Kur absolviert hat, weiß es besser.

Ich habe bei Renate Collier gleich 28 Tage lang gefastet mit täglicher Darmreinigung. In der dritten Woche hörte ich in der Kloschüssel ein Geräusch, als wenn ein metallener Gegenstand hineingefallen wäre. Ich angelte den fünf Zentimeter langen, verschlungenen Gegenstand heraus. Renate Collier erklärte mir, dass es sich um einen versteinerten Kotrest handelte, der sich lange in meinen Darmzotten versteckt hatte.

Nach Fastenkrisen am fünften und sechsten Tag und vom zehnten bis zwölften Tag erlebte ich überschäumende Lebensfreude und eine unerschöpfliche Energie, sodass ich zierliche Person schwergewichtige Patienten behandeln und bei Windstärke sechs gegen den Sturm auf dem Deich radeln konnte – und dem Wind dabei noch laut entgegensang. Das war in der vierten Fastenwoche.

Meine Begeisterung über die heilende Wirkung der Azidose-Therapie, die ich bei mir und anderen beobachtete, kannte keine Grenzen. Ich organisierte für Renate Collier die ersten Seminare an der Hamburger Volkshochschule. Auch hier wurden die Teilnehmer gleich angeleitet, sich gegenseitig zu massieren. An ihrem ersten Seminar für Azidose-Therapie-Seminarleiter nahm ich teil und hielt am Ende stolz meine Urkunde in Händen. Ich weiß nicht mehr, wie viele Vorträge und Kurseminare ich bei der begnadeten Ärztin besucht habe. Sie war ein Füllhorn an Wissen und Erfahrung – und dabei immer bescheiden, Bewunderung war ihr eher peinlich. Dabei hat sie Unzähligen zu einem gesünderen, säureärmeren Leben verholfen. Im Namen auch all jener: Danke schön!

Renate Collier wollte immer ein Buch über die Azidose-Therapie für Laien schreiben. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Sie starb, viel zu früh, mit 82 Jahren an einem Schlaganfall.

Mit meinem kleinen Buch möchte ich ihr, dieser mutigen Pionierin, wenigstens ein kleines Denkmal setzen. Heute sind Publikationen über den Darm en vogue – man denke an »Darm mit Charme« –, doch damals vor 30 Jahren war das Thema verpönt. Wir schickten schon Menschen zum Mond, aber der Darm mit seinen vielfältigen Aufgaben als Basis unserer Gesundheit war Terra incognita. Ich weiß, Renate Collier hätte ihr Azidose-Werk (noch) besser und fundierter geschrieben. Vielleicht schaut sie mir von einer Wolke aus zu und lächelt. Möge dieses Buch einen Unterschied in Ihrem Leben machen, Sie zu noch strahlenderer Gesundheit führen. Dann hat es seinen Zweck erfüllt.

RENATE COLLIER – EIN LEBEN GEGEN DEN STROM

»DER SÄURE-BASEN-HAUSHALT IST DAS GRÖSSTE, OFT EXISTENZIELLE PROBLEM DES STOFFWECHSELS UND DAMIT DES MENSCHEN.«

(Renate Collier)

Renate Collier hat nie eine Autobiografie geschrieben, was angesichts ihres bewegten und bedeutenden Lebens sehr schade ist. Sie kam einfach nicht dazu. Ständig wurde sie belagert von Kurgästen, gab Seminare und hatte Besuch. Am Ende ihres Lebens genoss sie auch die Anerkennung von vielen Ärzten, was sie lange Zeit vermisst hatte.

Sie war wie ich eine Wassermann-Frau, daher waren wir uns vom Wesen sehr ähnlich: dickköpfig, offen für Neues, begeisterungsfähig, visionär, mit weitem Blick, allergisch gegen selbst ernannte Autoritäten. Sie war ein zierliches Persönchen, aber zäh, mit wachem Blick. Wenn sich ihr Gesicht durch ein Lächeln erhellte, war es, als ginge die Sonne auf.

Renate Collier wurde am 7. Februar 1919 in Krailling bei München geboren. Sie wuchs an der Kurischen Nehrung auf und studierte nach dem Abitur – ihre Abiturarbeit schrieb sie über den großen Arzt Paracelsus – in Königsberg Medizin. Damals war es noch nicht üblich, dass Frauen Medizin studierten, aber Renate Collier ging ihren Weg.

Mit 24 Jahren leitete sie bereits die Abteilung für chirurgische und innere Medizin an einem Krankenhaus in Lyck im ehemaligen Ostpreußen. Als 1945 die Russen kamen, floh sie mit ihren transportfähigen Patienten in Richtung Westen. Diese traumatische Zeit hat sie nie vergessen. Solche Erlebnisse stärkten sie letztlich, führten aber auch dazu, dass sie ihren Gefühlen selten freien Lauf ließ. 1952 eröffnete sie eine Praxis als Kneipp-Ärztin in Bielefeld und entwickelte eine eigene Therapie. Bald erkannte sie, dass sie diese ambulant nur ungenügend durchführen konnte. Daher verlegte sie ihr Arbeitsgebiet in zum Teil selbst gegründete Kurheime und Sanatorien, wo sie 17 Jahre tätig war, bis sie sich 1984 pensionieren ließ und ihren immer noch sehr aktiven Unruhestand begann.

Wie kam Renate Collier auf das Thema Azidose? Ein Schlüsselerlebnis:1 Eine Patientin kam mit diffusen Beschwerden in ihre Praxis: Müdigkeit, schlechte Verdauung, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel und ein blasses und verquollenes Aussehen. Sie war schon bei diversen Ärzten für Allgemeinmedizin gewesen, doch die Laborwerte waren unauffällig. Ziemlich ratlos und verlegen begann Renate Collier, ihr nach den Massageregeln von Ulrich Storck Rücken, Bauch und Beine zu massieren. Sie behandelte sie zudem mit Güssen und Wickeln nach Kneipp und verordnete ihr eine Diät nach Bircher-Benner und Kneipp.

Das Wunder geschah. »Nach sechs Wochen stand eine junge, schöne und gesunde Frau vor mir«, berichtet Renate Collier. Die Metamorphose war durch das Ausschwemmen ungeheurer Wassermengen eingetreten. Die Kopfschmerzen waren verschwunden, die Frau hatte insgesamt sechs Kilo Gewicht verloren. Hieß schön etwa auch gesund? Fortan behandelte sie alle »hässlichen« Patienten genau so. Ihre genialen Hände massierten einfach alles Unschöne weg, sie meißelte sozusagen an ihnen wie ein Bildhauer an seinen Kunstwerken.

Dann fielen Renate Collier die Bücher des ebenfalls genialen Außenseiters Franz X. Mayr in die Hände. Das Buch »Schönheit und Verdauung« faszinierte sie am meisten. Sie lernte Mayr schließlich persönlich kennen, wurde Mayr-Ärztin und eröffnete als solche 1960 ihr erstes Kurheim bei Detmold. Offenbar war wirklich der Darm die Wurzel allen Übels. Doch etwas enttäuschte sie: Über kurz oder lang sah sie alle ihre Patienten wieder. Der Erfolg hielt offenbar nicht an.

Im Buch »Vegetative Ermüdung als pathogenetisches Prinzip« des Schweizer Zahnarztes Hugo Batt fand sie eine Erklärung: Die meisten Patienten, so auch ihr erster Fall, litten an einer funktionellen Reizstörung des Vegetativums, die schließlich zu dessen Erschöpfung führte. Batt hatte nicht nur die Störung entdeckt und analysiert, sondern auch festgestellt, dass sie reversibel ist, wenn man dem Patienten Ruhe zur Regeneration des Nervensystems gönnt.

Dann las Renate Collier das Buch »Der Säure-Basenhaushalt des menschlichen Organismus« von Friedrich F. Sander und entdeckte darin das noch fehlende Puzzleteil: Sie machte ihre Patienten zu Mitwissern und mündigen Gesundheitsexperten, indem sie ihnen fundiert und doch verständlich die Hintergründe erklärte und ihnen gleichzeitig die Massagen und Selbstmassagen beibrachte. In ihrem Buch »Wie neugeboren durch Darmreinigung« beschrieb sie ausführlich die Bauchselbstmassage, sodass jeder sie erlernen konnte. Einige Fachkollegen verärgerte dies, doch das Wohl ihrer Patienten hatte für sie stets höchste Priorität.

»DER NORMALE UND GESUNDE STOFFWECHSEL FUNKTIONIERT NUR INNERHALB EINES BASISCHEN MILIEUS. DAS LEBEN IST IM (BASISCHEN) MEER ENTSTANDEN, WIE ES DEN FÖTUS UND AUCH DEN SÄUGLING NOCH AUSZEICHNET.«

(Erich Rauch)

Übrigens war Renate Collier nicht nur ein Menschen-, sondern auch ein Tierfreund. Wir halfen ihr, ölverschmierte Vögel zu säubern. Als meine Eltern mich einmal dort besuchten, wurden auch sie eingespannt, und mein Vater transportierte kranke Vögel in seinem Auto. Um Kosten zu sparen, konnten wir Lehrlinge umsonst bei ihr wohnen und schliefen auf den Massageliegen. Auch bei der Behandlung ihrer Patienten mussten wir natürlich mithelfen.

Gemäß ihrem Ansatz der Ermächtigung ihrer Patienten bildete Renate Collier Azidose-Seminarleiter aus, die alle mehrere große Kuren mitgemacht haben mussten, sodass sich die Therapie noch weiter verbreiten konnte. Ich habe die ersten Kurse mit ihr an der Hamburger Volkshochschule organisiert und war auf zahllosen ihrer