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Vom Asiatischen Wildhund, auch Rothund genannt, gibt es in ganz Asien nur noch wenige Tausend Individuen. Die Art ist seltener als der Tiger, mit dem sie ihren Lebensraum teilt. Jagd und Naturzerstörung haben Rothunde in weiten Teilen ihres einstigen Verbreitungsgebietes zum Phantom werden lassen. In Indien aber haben sie gute Zukunftsaussichten. Zu verdanken ist das der Einrichtung der Tigerschutzgebiete. Der Autor ist nach Indien gereist, hat sich - mit Erfolg - auf die Suche nach den seltenen Rudeljägern gemacht und führende Rothundforscher aus Indien und Großbritannien interviewt. - Illustriertes eBook mit zahlreichen Fotos.
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Inhaltsverzeichnis
Asiens Phantom der Wälder
Kai Althoetmar
Asiatische Wildhunde. Überlebenskünstler mit Biß
Impressum:
Titel des Buches: „Asiens Phantom der Wälder. Asiatische Wildhunde. Überlebenskünstler mit Biß“.
Erscheinungsjahr: 2018.
Inhaltlich Verantwortlich:
Verlag Nature Press
Kai Althoetmar
Am Heiden Weyher 2
53902 Bad Münstereifel
Deutschland
Text: © Kai Althoetmar.
Titelfoto: Rothund. Foto: Gallhampshire, CC BY 2.0.
Verlag und Autor folgen der bis 1996 allgemeingültigen und bewährten deutschen Rechtschreibung.
Da kommen sie wie ausgelassene Kinder aus dem Wald an das offene Seeufer. Zehn, elf, ein Dutzend, in dem Gewusel sind sie kaum zu zählen. Die rotbraunen Tiere, die wie halb Schakal, halb Wolf daherkommen, huschen auf dem Grasplatz zwischen See und Waldrand durcheinander. Manche trinken am Seeufer, andere wirken noch unschlüssig oder schauen herüber, als gelte es Wache zu halten. Das Ausflugsschiff mit den vielen Menschen an Bord scheint sie aber nicht wirklich zu stören. Sie sind es gewohnt.
Ausflugsboote gondeln den Periyarsee, gelegen im Hinterland des südindischen Bundesstaates Kerala, an schönen Tagen im Viertelstundentakt auf und ab - ein beliebtes Freizeitvergnügen für indische Familien und Honeymooner. Cola in der Hand, zwei Stunden Naturromantik, keine Anstrengung und vermeintlich kein Risiko, aber mit Aussicht auf eine große Wildlife-Bühne. Der Schauplatz: das Periyar Tiger Reserve, ein Tigerschutzreservat in den Kardamombergen, einem Gebirgszug der Westghats.
Die Touristen zücken Ferngläser und Kameras und rennen nach Steuerbord. Vor Jahren, im September 2009, ging das nicht gut aus, als sich am Ufer eine Elefantenherde zeigte und die Passagiere, während das Boot eine Kurve fuhr, zum Public Viewing blitzartig alle nach Steuerbord stürzten. Das kleine Schiff bekam Schlagseite und kippte - 45 Tote wurden später gezählt, bis auf zwei alles Inder, die meisten Frauen und Kinder.
Unser Dieselkahn neigt sich nicht spürbar. Die wenigsten Ausflügler dürften wissen, was für eine zoologische Rarität sich da ihnen wie auf dem Silbertablett präsentiert: Cuon alpinus, der Asiatische Wildhund, auch Rothund genannt. Auch nur einen einzigen Asiatischen Wildhund in freier Wildbahn zu sehen, ist statistisch gesehen noch unwahrscheinlicher als die Sichtung eines Tigers im Dschungel.
Der Rothund-Forscher Matt Hayward von der walisischen Bangor University schätzt die Zahl von Rothunden im fortpflanzungsfähigem Alter in ganz Asien auf nicht einmal 2.500. „Wenige Großraubtiere sind so bedroht wie derzeit die Rothunde“, urteilt er. Tiger in freier Wildbahn gibt es schätzungsweise noch etwa 3.800, davon etwa zwei Drittel im Alter über eineinhalb Jahre. Rothunde gibt es in elf Unterarten. Die in Indien südlich des Ganges vorkommende Unterart Cuon alpinus dukhunensis heißt auch Dekkan-Rothund, benannt nach dem Südteil Indiens, dem Dekkan. Die Gesamtart firmierte früher auch unter dem Namen „Alpenwolf“ - geographisch eine Nonsensbezeichnung.
Verbreitet sind die Rudeljäger aus der Familie der Hunde noch in 16 Ländern Asiens, von Indien über Bhutan bis nach Tibet, von Sumatra und Java bis in die Länder Südostasiens. Im Pleistozän, das zeigen fossile Funde, gab es sie auch in Europa. Ihr Verbreitungsgebiet ist asienweit auf einen Bruchteil von einst geschrumpft, oftmals auf isolierte kleine Refugien - eine Folge der Abholzung von Wäldern und der Jagd auf die Wildhunde selbst wie auf ihre Beutetiere.