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Das Delta der Donau, größtes Schilfgebiet der Erde, ist eines der gewaltigsten Naturereignisse Europas. "Europas Amazonas", ein grünes Paradies aus Schilf und Wasser, ist nicht nur Kinderstube zahlloser seltener Tierarten, sondern auch eine Vielvölkerlandschaft, die einst Zufluchtsgebiet verfolgter Minderheiten war. Unter dem Sozialismus hat das Delta viel durchgemacht: brachiale Industrialisierung, Trockenlegung weiter Teile, Überfischung und ungehemmte Wasserverschmutzung. Seit dem Sturz Ceaucescus 1989 sind die Menschen im Delta sich selbst und den vielen neuen Vorschriften überlassen. Die Korruption blüht, der Ökotourismus ist ein zartes Pflänzchen, nur der Fisch macht in der Not satt, und die rote Vergangenheit erscheint so rosig wie die Rosapelikane. Reise durch ein Labyrinth am Ende Europas, das niemand freiwillig verläßt. Plus: Informationen für Reisende (Anreise, Unterkunft, Bootstouren etc.). - Illustriertes eBook mit zahlreichen Fotos. Auch als Taschenbuch erhältlich.
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Inhaltsverzeichnis
Letzte Ausfahrt Schwarzes Meer
Kai Althoetmar
Unterwegs im Donaudelta
Impressum:
Titel des Buches: „Letzte Ausfahrt Schwarzes Meer. Unterwegs im Donaudelta“.
Erscheinungsjahr: 2022.
Inhaltlich Verantwortlich:
Edition Kultour
Kai Althoetmar
Am Heiden Weyher 2
53902 Bad Münstereifel
Deutschland
Text: © Kai Althoetmar.
Titelfoto: Rosapelikane im Donaudelta. Foto: Goliath, Wikimedia.
Verlag und Autor folgen der bis 1996 allgemeingültigen und bewährten deutschen Rechtschreibung.
Die Recherchen zu diesem Buch erfolgten eigenfinanziert und ohne Zuwendungen oder Vergünstigungen Dritter.
Donaudelta in einer Kartenansicht von 1901. Bild: Wikimedia.
Wenn das der Heilige Georg sehen würde, der Drachentöter und Namenspatron des Südarms: Eine monotone Wasserautobahn, auf der ein Schnellboot mit Hautevolée in Partylaune vorbeibraust, in deren Fahrrinne Plastikflaschen und Getränkedosen dümpeln und alle 50 Meter ein Angler die Fischvorkommen dezimiert, wo wild gezeltet wird und wider die behördliche Ordnung Lagerfeuer kokeln. Dazu haben Hotelboote eingangs des Georgskanals, ein paar Bootsminuten von Tulcea entfernt, festgemacht - eine Autobahnraststätte wäre keine schlechtere Wahl. Da, ein Autobahnschild: Noch 37 Kilometer zum Schwarzen Meer, die letzten von 2.857.
Hinter der nächsten Kurve schon ist alles anders. Vom Arm des Drachentöters geht es links ab ins Labyrinth der Seen, Nebenarme, Auwälder, Riedzonen und Seerosenteppiche. Das Schilfrohr ragt wandhoch aus dem Wasser. Libellen tanzen, Moskitos schwirren, hier staksen Seidenreiher, da Weißstörche, später werden die Frösche zur Freilichtoper bitten, links und rechts alles grün, ein europäischer Amazonas.
Über den Bäumen kreisen die ersten Rosapelikane mit ihren Vorratsschnäbeln. Fischer mit Ruderbooten inspizieren ihre Reusen, ein Sohnemann präsentiert stolz den Fang. Auf dem Wasser zeigt sich eine Kormoran-Kolonie, im Röhricht ein Löffelreiher, auf dem Festland Rehe, dann in 30 Meter Entfernung auf dem Uzlina-See über hundert Pelikane. Motor aus, über allen Wipfeln Ruh'. Als der Motor der „River Lord“ wieder aufheult, das mußte ja so kommen, fliegen die Vögel fort.
Rund 2.500 Paare Rosapelikane nisten im Delta - die Hälfte des europäischen Bestands. Der Donau wirres Ende: eine Schatzkammer für Ornithologen. 331 Arten kommen im Delta vor, 174 davon brüten dort. Allein die Reiher: Silberreiher, Seidenreiher, Nachtreiher, Rallenreiher, Purpurreiher, Zwergreiher, dazu Braune Sichler, Kraniche, Krauskopfpelikane, Seeadler, Fischadler, Kaiseradler, Schmutzgeier. Sie alle dürfen unter 110 Fischarten wählen.
Daniel Nitu zählt auf, was ihm noch im Delta begegnet ist: „Schakale, Wildkatzen und sehr viele Marderhunde.“ Dazu gesellen sich Wolf, Fischotter, Hermelin, der extrem rare Europäische Nerz und dieEinwanderer Mink, Bisam und Nutria, nicht zu vergessen die domestizierten Meister der Adaption: Hunde, die Fisch fressen, Kühe, die mit Schilf Vorlieb nehmen.
Der Hafen von Tulcea: Ausgangspunkt für Touren ins Delta. Foto: Kai Althoetmar.
Die Tour mit dem überdachten Pontonboot für ein Touristen-Dutzend hat der Seemann aus Konstanza organisiert. Nitu mischt seit vielen Jahren im Geschäft der Donaudelta-Fahrten mit.