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Kolmanskuppe, die einstige deutsche Diamantengräbersiedlung in Südwestafrika, dem heutigen Namibia, ist eine Geister- und Museumsstadt. Während der Endphase des deutschen Kaiserreichs war der Ort voller Leben, ein Vorposten deutscher Lebensart in Afrika - Kaiser Wilhelms Traum von einem deutschen Kimberley. 1908 begann der kometenhafte Aufstieg, als ein Bahnarbeiter im Wüstensand den ersten Diamanten fand. Der kleine Ort in der Namibwüste wurde zur reichsten Stadt Afrikas. In den Bars wurde mit Karat gezahlt, das Bier kam in Strohhülsen verpackt mit "Woermann"-Dampfern aus dem Deutschen Reich, nach Feierabend wurde in der Halle geturnt und gekegelt, sonntags ging es auf Antilopenjagd, und der Pastor kam mit dem Motorrad. Dann kam der Niedergang... Kai Althoetmar ist in Kolmanskuppe auf Spurensuche gegangen. Mit Informationsteil für Reisende. Plus XXL-Interview mit einem Zeitzeugen, der in Kolmanskuppe aufgewachsen ist, über Kindheit und Jugend in der Diamantengräbersiedlung und das Leben in den 1920er und 1930er Jahren in Südwestafrika. - Illustriertes eBook mit zahlreichen Fotos und alten Ansichten. Auch als Taschenbuch erhältlich.
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Inhaltsverzeichnis
Diamantenfieber Deutsch-Südwest
Kai Althoetmar
Kolmanskuppe, Geisterstadt der Namib
Impressum:
Titel des Buches: „Diamantenfieber Deutsch-Südwest. Kolmanskuppe, Geisterstadt der Namib“.
Erscheinungsjahr: 2019.
Inhaltlich Verantwortlich:
Edition Kultour
Kai Althoetmar
Am Heiden Weyher 2
53902 Bad Münstereifel
Deutschland
Text: © Kai Althoetmar.
Titelfoto: Kolmanskuppe, Namibia. Foto: Eric Bauer, CC BY-SA 2.0.
Verlag und Autor folgen der bis 1996 allgemeingültigen und bewährten deutschen Rechtschreibung.
Die Recherchen zu diesem Buch erfolgten eigenfinanziert und ohne Zuwendungen oder Vergünstigungen Dritter.
Kolmanskuppe, Luftbild. Foto: Sky Pixels, CC BY-SA 4.0.
Vom Winde verweht
Kolmanskuppe. Auf Spurensuche in der Wüste Namib
Ein heftiger Wind fegt vom Atlantik durch die Wüste Namib in Richtung Diamantensperrgebiet. Feiner Sand dringt durch Fenster und Türritzen der wildwestartigen Kolonistenhäuser von Kolmanskuppe. Meterhoch türmt sich der Sand in den Stuben und Dielen, gleißendes Sonnenlicht strömt durch die Fenster, deren verwitterte Läden schief aus den Angeln hängen. Niemand lebt hier mehr. Außer vielleicht ein paar Geckos und Skorpionen.
Ein Trupp Touristen stapft einer jungen deutschsprachigen Fremdenführerin hinterher. Ortstermin in einer restaurierten Vorzeigestube. „Und hier sehen Sie, wie so ein deutscher Diamantengräber damals gelebt hat.“ Feldbett, Kommode, Nachtgeschirr, Eßgeschirr, Kaiser Wilhelm in Öl - Puppenstubenromantik in Südwestafrika. „Bitte folgen Sie mir nun in die Turnhalle!“ auch die wurde konserviert: Reck, Pferd und Barren stehen da, als hätten sich eben noch Soldaten der kaiserlichen Schutztruppe mit Klimmzügen für den nächsten Herero-Aufstand gerüstet. Auf Kaisers Kegelbahn darf jeder mal in die Vollen werfen.
Kolonialkarte von 1905.
Kolmanskuppe, die einstige deutsche Diamantengräbersiedlung in Südwestafrika, dem heutigen Namibia, ist eine Geister- und Museumsstadt. Während der Endphase des deutschen Kaiserreichs war der Ort voller Leben, ein Vorposten deutscher Lebensart in Afrika. Kaiser Wilhelms Traum von einem deutschen Kimberley.
Zur Jahrhundertwende lag Europa im Kolonialfieber. Deutschland hatte es auf Südwestafrika abgesehen. Im Dienste seiner Majestät und eigener merkantiler Interessen stand der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz. 1883 legte der mit seiner Brigg in der Bucht von Angra Pequena an, dem heutigen Lüderitz. Sein Vertrauter Heinrich Vogelsang schwatzte dem Nama-Häuptling Joseph Fredericks das Land im Umkreis von fünf Meilen um die Bucht ab. Preis: 10.000 Reichsmark und 260 Gewehre.
Kolonistenstube. Foto: Tee La Rosa, CC BY-ND 2.0.
Weitere Landkäufe folgten. Die Deutsch-Südwest-Chronik begann mit einem großen Nepp: Adolf Lüderitz veranschlagte jede Meile mit 7,4 Kilometern statt mit dem englischen Maß von 1,6 Kilometern. Ein Jahr später, 1884, die Berliner Konferenz: Ganz Südwestafrika wurde deutsches Schutzgebiet. Deutsche Siedler wanderten ein, in der Hoffnung auf Farmland, auf ein besseres Leben.
Die Siedler forderten Schutz. Der junge Kaiser Wilhelm II. entsandte die Schutztruppe. Die ersten 21 Kolonialsoldaten gingen 1889 an Land. Bis 1915, dem Ende der deutschen Kolonialära in Südwestafrika, sollte noch viel Blut im Wüstensand versickern. Aufstände von Namas und Hereros schlug die Schutztruppe unerbittlich nieder.
Die Kolonialherren erschlossen das Land per Eisenbahnbau. 1908 wurde die Bahnstrecke von Lüderitzbucht nach Keetmanshoop fertiggestellt. Der thüringische Eisenbahnbeamte August Stauch kontrollierte den 25 Kilometer langen Gleisabschnitt zwischen Lüderitzbucht und der Station Grasplatz, der häufig vom Flugsand der Namib verweht wurde. Schwarze mußten die Gleise freischaufeln. Stauch schärfte seinen Männern ein, auf ungewöhnlich aussehende Steine zu achten. Stauchs Hobby war die Mineralogie. Am 14. April 1908 kam der Arbeiter Zacharias Lewala mit einem Fund zu Stauch.
Lewala stammte aus der Kapkolonie, hatte in der Diamantengrube von Kimberley in Südafrika malocht. Stauch versuchte mit dem Stein am Glas seiner Taschenuhr zu kratzen. Es gelang, der Stein war härter als Glas: ein Diamant! Bahnmeister Stauch hielt den Fund erst geheim, kaufte mit eingeweihten Freunden die Schürfrechte für das Gelände und steckte Claims ab. Angeheuerte Schwarze und Mischlinge wurden durch den Sand gescheucht, bewacht von Aufsehern mit Peitschen und Pistolen, auf der Suche nach weiteren Klunkern.
Bis Ende 1908 waren 39.000 Karat Rohdiamanten ausgebuddelt. Stauch wurde zum Diamantenkönig von Deutsch-Südwest. Hunderte, dann Tausende Glücksritter machten sich auf die Socken. Der Ruf vom Glück der kleinen Schürfer drang schon bald ins Reichskolonialamt. Die Reichsregierung setzte dem Treiben ein jähes Ende. Bereits am 22. September 1908 erklärte sie einen 100 Kilometer breiten Küstenstreifen vom 26. Breitengrad bis zur südafrikanischen Grenze zum Diamantensperrgebiet. Das Gebiet wurde der flugs gegründeten Deutschen Diamanten Gesellschaft unterstellt. Die stellte eigene Leute an: deutsche Handwerker und Ingenieure, schwarze Kontraktarbeiter.
Die Glücksritter der Namib hatten ausgespielt. Fortan verdiente das Kaiserreich. Die Diamantengesellschaft ließ die Minenstadt Kolmanskuppe aus der Wüste stampfen, 15 Kilometer von Lüderitzbucht entfernt, benannt nach dem Nama Johnny Coleman, der hier in der Einöde 1905 mit seinem Ochsenwagen steckengeblieben war. 1910 war der Ort bereits eine boomende Wüstenoase, das Pro-Kopf-Einkommen der Kleinstadt das höchste Afrikas. Bis 1914 wurden 1.000 Kilo Diamanten gewonnen.
Der deutsche Kronprinz Wilhelm von Preußen hätte in Kolmanskuppe in Karat baden können, hätten nicht die Schüsse von Sarajewo seiner geplanten Reise nach Deutsch-Südwest 1914 einen Strich durch die Rechnung gemacht.