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"Nicht das Ende der Welt" führt in das schwarze Kapstadt abseits von Tafelberg und Waterfront-Touristenmeile. Der Autor reist in die Cape Flats, die Ghettos der Schwarzen, und zeigt die Townships von ihrer anderen Seite: der des Aufbruchs und des Miteinanders. Auf der vor Kapstadt gelegenen ehemaligen Gefängnisinsel Robben Island geht er den Spuren Nelson Mandelas nach und läßt einen Anti-Apartheid-Veteranen und Weggefährten Mandelas von seiner Haft auf Robben Island berichten. Im Kapstädter Hafenviertel geht er dem Schicksal illegaler Einwanderer nach, die es nach Kapstadt verschlagen hat. Illustriertes eBook mit zahlreichen Fotos.
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Inhaltsverzeichnis
Nicht das Ende der Welt
Kai Althoetmar
Streifzüge durch das schwarze Kapstadt
Impressum:
Titel des Buches: „Nicht das Ende der Welt. Streifzüge durch das schwarze Kapstadt“.
Erscheinungsjahr: 2022.
Inhaltlich Verantwortlich:
Edition Kultour
Kai Althoetmar
Am Heiden Weyher 2
53902 Bad Münstereifel
Deutschland
Text: © Kai Althoetmar.
Titelfoto: Blick auf den Tafelberg, Kapstadt. Foto: Harvey Barrison, CC BY-SA 2.0.
Verlag und Autor folgen der bis 1996 allgemeingültigen und bewährten deutschen Rechtschreibung.
Inhaltsverzeichnis:
1. Die Insel der Verdammten. Auf der ehemaligen Gefängnisinsel Robben Island.
2. Was machen die denn hier? Das etwas andere Kapstadt: Eine Rundreise durch die Ghettos der Schwarzen.
3. Musikanten der Straße. Südafrika zieht Millionen von Glücksrittern aus den ehemaligen Frontstaaten an.
Die Insel der Verdammten
Auf der ehemaligen Gefängnisinsel Robben Island
Am Strand der Insel der Verdammten liegen zwei zerfallene Schiffswracks, verwittert von den Elementen Sonne, Wind und Meer, Sinnbild einer untergegangenen Ära, einer gestrandeten Politik: der südafrikanischen Apartheid, die vom Strudel der Revolutionen erfaßt wurde und heute Geschichte ist. Die ehemalige Gefängnisinsel Robben Island, vierzig Kilometer von Kapstadts Hafen entfernt, verkauft heute ihren Mythos: den des Hochsicherheitsknastes, in dem die Prominenz des ANC, des African National Congress, und des PAC, des Pan Africanist Congress, mitunter jahrzehntelang schmachtete.
Die „Makana“, ein High Speed Luxury Catamaran legt an, benannt nach dem Anführer der Xhosa-Truppen, der nach verlorenem Grenzkrieg gegen die Briten auf die Insel verbannt wurde und bei einem Fluchtversuch ertrank. Im Stundentakt machen Katamarane und Fähren an der Kai-Mauer von Südafrikas einstigem Alcatraz fest und spucken Touristen zu Hunderten von Bord. Die Busrundfahrten über die Insel enden im Gefängnis.
„Wir dienen mit Stolz“ prangt noch das Wärtermotto auf Afrikaans über der Toreinfahrt. Politischer Gruseltourismus für Betuchte, knapp vier Stunden lang. Umgerechnet zwanzig Euro zahlen der Studienrat aus Altöttingen und der Investmentbroker von der Wall Street für diese Halbtagestour durch die jüngere südafrikanische Geschichte. So viel, wie manche Südafrikaner in einer Woche verdienen.
Im Museumsladen gibt es nach getanem Rundgang Coke, Postkarten und Afro-Souvenirs zu kaufen. „Und hier Zelle Nummer fünf.“ Studienräte, Investmentbroker, deutsche Studenten und dänische Hausfrauen defilieren an der grauen Fünf-Quadratmeter-Zelle andächtig vorbei, als wäre seine Leiche dort aufgebahrt. Zu besichtigen: sein Geschirr, seine Decke, seine Einsamkeit. Mandela war hier, viele Jahre. 1990 durfte er gehen, nach achtundzwanzig Jahren Haft in den Händen des Apartheidstaates.
Wrack am Strand von Robben Island. Foto: Kai Althoetmar.
Robben Island ist heute ein Nationaldenkmal und eine Touristenattraktion. Seit 1997 bietet das Robben Island-Museum jeden Tag geführte Touren auf dem Gruseleiland an. Die verrückte Idee, Touristen gegen Cash in Mandelas Zelle nächtigen zu lassen, wurde rasch verworfen. Südafrikas verstorbener Präsident Nelson Mandela hat auf Robben Island als Gefangener eingesessen und im Steinbruch geschuftet, von 1964 bis 1990.
Ursprünglich war er zum Tode, dann zu lebenslanger Verbannung verurteilt worden - wegen „Terrors, kommunistischer Aktivitäten und des Versuchs, die Regierung zu stürzen". Sein Eintreten für Gewalt im politischen Kampf, seine Aktivitäten in der militanten ANC-Organisation „Speer der Nation“ („Umkhonto we Sizwe - MK“), der auch unschuldige Zivilisten zum Opfer fielen, standen einer Rolle als „schwarzer Mahatma Ghandi“ entgegen. Die Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International weigerte sich schließlich, Mandela als „prisoner of conscience“, als Gewissensgefangenen, einzustufen. Noch Ende der 1980er Jahre galt er der britischen und der US-amerikanischen Regierung als Terrorist.
Die Ablösung der Regierung gelang Mandela erst später - am Verhandlungstisch. Im Dezember 1996 verließen die letzten dreihundert Gefangenen und ihre neunzig Aufpasser die Sträflingsinsel. Und auch die achtzehn Spürhunde setzten nach Kapstadt über.
Sowjetische Briefmarke zu Mandelas 70. Geburtstag 1988. Bild: Wikimedia.
Geblieben sind dreiundvierzig Familien - Arbeiter, Museumsbedienstete und ihre Kinder. Die Tennisplätze und die Minigolfanlage sind verwaist, die ehemalige Offiziersmesse ist heute eine Schule, das kleine Postamt expediert Touristengrüße in alle Welt, und die Filiale der Trust-Bank hat nur noch donnerstags auf. Seit 1999 ist das Eiland World Heritage Site, UNESO-Weltkulturerbe der Menschheit.
Die Geschichte der Insel hat nicht erst mit der Apartheid begonnen. Schon im sechzehnten Jahrhundert nutzten die Holländer Robben Island als Sträflingsinsel. Schon damals mußten die Häftlinge im Steinbruch arbeiten und Muscheln sammeln. Kalk und Schiefer wurden für den Bau des Castle of Good Hope, des alten Forts in Kapstadt, genutzt. Von 1806 bis 1820 diente Murrays Bay, der winzige Hafen der Insel, als Auslaufstation für Walfänger. 1843 schloß das Gefängnis seinen Betrieb, und Leprakranke wurden auf die Insel verbannt. Die Aussätzigen bauten eine inzwischen verfallene Kirche, und sie setzten dreiundvierzig Kinder in die Welt, statt schnell zu wegzusterben. 1931 wurden die Überlebenden der Leprastation nach Pretoria umgesiedelt.
Kurz vor der Entfesselung des Zweiten Weltkriegs errichtete das südafrikanische Militär eine Basis auf der Insel.