Auf Augenhöhe mit Hühnern - Silke Braemer - E-Book

Auf Augenhöhe mit Hühnern E-Book

Silke Braemer

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  • Herausgeber: pala
  • Kategorie: Fachliteratur
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Dieses Buch hat fünf Hauptdarstellerinnen: - Da ist zunächst Berta, die Unerschrockene, die Chefin. - Dann gibt es Mimi, die anfangs Unauffällige, stets im »Windschatten« von Berta. Inzwischen ist sie selbstbewusster und zeigt auch ganz andere Seiten. - Dickie hat einen besonderen Hang zu den genüsslichen und beschaulichen Seiten des Lebens und macht auch mal Pausen. - Merle hingegen ist sehr hübsch und scheint das auch zu wissen. Sie achtet sehr auf ihr Äußeres. - Die Letzte im Bunde ist Nöli, die von Anfang an irgendwie anders war als die anderen, eine Außenseiterin. Berta, Mimi, Dickie, Merle und Nöli sind Hühner und leben zusammen mit Frau Braemer und ihrer Freundin auf einem alten Winzerhof am Dorfrand von Ihringen am Kaiserstuhl. Dort erfreuen die Hühner die ganze Nachbarschaft, die Freunde und die Feriengäste, die auf dem Hof übernachten. Silke Braemer erzählt unterhaltsam und anschaulich von diesem Hühner- und Menschenleben, von den gemeinsamen Erfahrungen und von den Freuden und Sorgen des Zusammenseins. Dabei erfahren die Leserinnen und Leser viel Wissenswertes über die artgerechte Hühnerhaltung und erhalten wertvolle Tipps für den Einstieg. Illustriert ist das Ganze mit liebenswerten Zeichnungen der Autorin.

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Seitenzahl: 80

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Auf Augenhöhe mit Hühnern

Erlebnisse mit gefiederten Mitbewohnern

erzählt und gezeichnet von Silke Braemer

Herzlichen Dank

an Inge Osswald für die Ermutigungen, alles aufzuschreiben, an die »hühnerkundige Tante« Christine Adrian für viele wertvolle Tipps, an meine Cousine Dr. Judith Adrian für unterstützende Beratung bei Krankheit und Pflege, an Werner Zech für den Bau des Hühnerhauses und gelegentliches Hühnersitting und an unsere Nachbarn Christoph und Bianca und ganz besonders Sonja für die großzügige nachbarschaftliche Unterstützung.

Vielen herzlichen Dank auch an liebe Freunde fürs Probelesen und Anregungengeben und an unsere Buchhändlerin Annette Böder, die die Idee hatte, sich an den pala-verlag zu wenden.

Berta, Mimi, Dickie, Merle und Nöli sind Hühner und leben mit Silke Braemer auf einem alten Winzerhof. Dort erfreuen die Hühner die Nachbarschaft, Freunde und Feriengäste. Unterhaltsam erzählt die Autorin von diesem Hühner- und Menschenleben, von gemeinsamen Erfahrungen, Freuden und Sorgen des Zusammenseins.

Dabei erfährt man viel Wissenswertes über die artgerechte Hühnerhaltung.

Illustriert ist das Buch mit liebenswerten Zeichnungen der Autorin.

Silke Braemer hat Musik und Kunst/Gestaltung in den USA und Deutschland studiert, zehn Jahre freiberuflich als Filmemacherin und zehn Jahre als Professorin in der Lehre gearbeitet. Sie lebt und arbeitet mit drei anderen Menschen und ihren Hühnern in einem alten Winzerhof in Ihringen am Kaiserstuhl.

Inhalt

Cover

Titel

Prolog

Die fünf Hauptdarstellerinnen

Das erste Jahr

Das zweite Jahr

Das dritte Jahr

Nachwort

Anhang

Buchtipp und Internet

Die Autorin

Weitere Bücher

Impressum

Prolog

Wir beide hatten noch nie Hühner gehabt. Meine Freundin Inge überhaupt noch keine Tiere, auch als Kind nicht. Sie stellte sich vor, dass man mit Schutzanzug und -brille den Hühnerstall (und die Hühner?!) regelmäßig mit dem Hochdruckreiniger sauber machen muss und es trotzdem überall im Garten nach Hühnermist riecht. Ich bin mit vielerlei Tieren aufgewachsen und stellte mir vor, dass Hühner ein weitgehend unabhängiges Leben führen. Die meisten Hühner, die ich gesehen hatte, waren scheu und dünn, hatten verschmutzte Hintern und bekamen ein- oder zweimal am Tag eine Handvoll Körner hingeworfen – in einem ansonsten völlig kargen Auslauf.

Einig waren wir uns nur darüber, dass wir unsere Hühner gut behandeln und nicht sofort wieder an Marder oder Fuchs verlieren wollten – und so baute ich vor der Anschaffung der Hühner mit Werner, unserem Handwerkerfreund, ein stabiles und marderfestes Hühnerhaus.

Wie erstaunt waren wir, als wir dann fünf Lebewesen kennenlernten, die nicht nur schnell zutraulich wurden, sondern auch ausgeprägte Persönlichkeiten hatten! Jedes Huhn ist ein besonderes Wesen, mit Gefühlen, Vorlieben und Abneigungen, Stärken und Schwächen.

Die Hühnergruppe, zufällig zusammengestellt, hat lebendige soziale Kontakte, Konflikte, Freundschaften – und natürlich eine Rangordnung.

Besonders fasziniert waren wir davon, wie menschenbezogen und anhänglich Hühner sein können und wie selbstverständlich und differenziert sie von Anfang an mit uns kommunizierten.

Die fünf Hauptdarstellerinnen

Berta

Berta, die Unerschrockene, ist die Chefin. Eine braune Henne mit rotbraunem Gefieder, intelligent, pflichtbewusst, kommunikativ und in jeder Hinsicht die geborene Leithenne. Ihrem scharfen Blick entgeht (fast) nichts! Sie hat keine Angst vor Menschen und lässt sich ohne Weiteres auf den Arm nehmen. Meist weiß sie, wo es langgeht, und geht voran. Auch Vorkosterin ist sie. Was sie frisst, fressen auch die anderen.

Ihr Verständnis des Chefin-Seins ist, dass sie – und nur sie – die leckersten Happen als Erste bekommt, die anderen haben zu warten. Wenn sie im Futter etwas besonders schmackhaft findet, stellt sie sich kurzerhand drauf. Wer sich nicht an ihre Regeln hält, wird kurz gepickt – oder bestiegen, wie von einem Hahn, wobei im schlimmsten Fall auch noch am Kamm gezogen wird, um ihrer Autorität Nachdruck zu verleihen.

Die Untergebenen, denen dies widerfährt, schütteln sich dann kurz – und geben ihren Unmut meist sofort weiter, indem sie ihrerseits ein anderes, im Rang gleichwertiges oder niedrigeres Huhn picken. (Hühner sind eben auch nur Menschen.)

Berta ist so gezüchtet, dass sie zuverlässig fast jeden Tag ein Ei legt. Sie nimmt das auch sehr ernst: »Erst das Ei, dann das Vergnügen.«

Berta konnte von Anfang an so mit mir kommunizieren, dass ich sie verstand.

Mimi

Mimi ist – wie Berta – eine braune Henne, legt fast jeden Tag, hat aber ein völlig anderes Wesen. Am Anfang verhielt sie sich möglichst unauffällig, stets im »Windschatten« von Berta. Sie war oft langsamer als die anderen und verpasste manchmal den Anschluss, wenn die Gruppe den Standort wechselte. Inzwischen ist sie selbstbewusster und zeigt auch ganz andere Seiten. Eine ihrer Stärken ist, sehr genau hinzusehen, zu beobachten und geduldig auszuprobieren. Selbst kleinste Details entgehen ihr nicht. Wenn es kleine Ritzen im Steckzaun gibt, entdeckt Mimi sie sofort und quetscht sich in einem unbemerkten Augenblick hindurch. Doch dann weiß sie nicht weiter. Sie sitzt und wartet eine Weile außerhalb des Geheges – bis es ihr zu langweilig wird und sie sich zurück durch den Zaun zu ihrer Gruppe quetscht. Eine Spur von kleinen Federn, die am Zaun hängen geblieben sind, und Kot-Klekse außerhalb des Geheges erzählen die Geschichte. Mimi ist gemütvoll und hat eine laute, tiefe und raue Stimme. Seit einem gemeinsamen Ausflug zum Tierarzt hat sie mich in ihr Hühnerherz geschlossen. Ich gehöre dazu, findet sie, und so ruft sie mich manchmal, wenn ich im Garten arbeite. Ihre Leidenschaft ist es, stundenlang im Sand zu baden.

Dickie

Dickie mit weißem Gefieder und hübscher, schwarzer Halskrause ist eine Sussex Henne.

Sie hat einen besonderen Hang zu den genüsslichen und beschaulichen Seiten des Lebens und macht auch mal Pausen beim Legen – wenn es zum Beispiel zu heiß ist. Gutmütig und ausgeglichen, ist sie die einzige Henne, die sich mit allen anderen versteht. Sie war auch diejenige, die als Erste auf meinen Schoß hüpfte, um mich aus der Nähe zu betrachten. Da saßen wir dann und sahen uns an. Ich dachte darüber nach, wie erstaunlich ähnlich wir uns sind. Was sie wohl dachte?

Manchmal sitzt sie lange und still auf einer halben »Trotte« und schaut in die Gegend. Eine Trotte ist eine Traubenpresse, in der früher Weintrauben ausgedrückt wurden, umfunktioniert zu zwei Lieblingshäuschen der Hühner im Auslauf. Vielleicht denkt sie über die magische Welt der Menschen oder über das Dasein als Huhn nach. Wenn wir im Garten sind, legt sie sich als Erste ganz dicht an den Zaun, um uns nahe zu sein.

Immer wieder macht sie ein ganz merkwürdig schnarrendes Geräusch. Zuerst dachte ich: »Das Tier hat Lungenentzündung und kriegt keine Luft!« Dickies entspannte Körperhaltung sagte aber etwas ganz anderes und mir wurde klar, dass es Laute höchsten Wohlbehagens waren – wie Schnurren bei Katzen! Inzwischen machen die anderen auch manchmal dieses Geräusch, zum Beispiel beim Sandbaden, wenn sie, sich genüsslich wälzend, mit einem Bein in der Luft rudern. Dickie kann das schönste Tremolo.

Merle

Merle, weiß-grau gesperbert, ist wahrscheinlich eine Amrok Henne. Sie ist sehr hübsch und scheint das auch zu wissen. Merle achtet sehr auf ihr Äußeres, putzt sich oft und frisst besonders gern Obst und Gemüse. Sie ist schüchterner als die anderen, gleichzeitig aber auch sehr mutig. Oft ist sie die Erste, die eine Gefahr wahrnimmt und die anderen warnt. Als unerfahrene Junghenne warnte sie vor allem, was flog, sogar vor Schmetterlingen und Spatzen. Wenn echte Gefahr droht, richtet sie sich mit gesträubtem Gefieder hoch auf und wird zur »wehrhaften Flaschenbürste«, auch bei deutlich größeren Feinden, wie zum Beispiel einem Hund.

Merle regt sich auf über Dinge, die nicht so sind, wie sie ihrer Meinung nach sein sollten, zum Beispiel, wenn zu viele Spatzen im Hühnerhaus fressen.

Die anderen Hühner kümmern sich nicht weiter um die frechen Gäste, Merle trompetet laut mit kurzen Stößen, die ich bis jetzt nur von ihr kenne. Auch wenn abends das Abendessen nicht pünktlich kommt, trompetet sie. Alles muss seine Ordnung haben!

Wir haben Merles Ego heimlich – ohne dass Berta es sehen konnte – mit Mehlwürmern aufgepeppt. Es wirkte sofort und so darf sie inzwischen zusammen mit den anderen auf den Schlafstangen schlafen. Merle pflückt gerne Blümchen – aber nur die Blütenblätter.

Nöli

Von Anfang an war Nöli irgendwie anders als die anderen, eine Außenseiterin. Sie hat lange Beine und ihr Augenschnitt ist schmaler und schräger als bei den Kolleginnen. Das gibt ihr einen etwas wilden Blick. Vermutlich ist sie ein »Italienisches Huhn«, groß und stolz. Zuerst nannten wir sie »Black Pearl« wegen ihres wunderschön schwarz-grün schillernden Gefieders mit braunem Kragen. Der Name wurde bald zu »Pearli«. Da sie sich aber viel und lautstark beschwerte, änderte er sich jedoch kurz darauf zu »Nöli«. Sie hatte von Anfang an einen auffallend starken Bewegungsdrang und machte selten Siesta mit den anderen. Während diese mittags unter der halben Trotte dösen, spaziert sie mit großen Schritten und fängt Fliegen, selbst in der größten Hitze. Sie ist die Sportlerin in der Gruppe. Mühelos kann sie auf die große Komposttonne springen – und ab und zu fängt sie sogar eine Eidechse!

Das erste Jahr

März

»Wie viele?« Die haarige Hand des Händlers greift geübt in eine der vielen nach Geflügelfarben sortierten flachen Kisten auf seinem Hänger, Zeige- und Mittelfinger unter die Flügel, und steckt die jungen Hennen blitzschnell in einen Karton.

Zwei Braune, ein Weißes, ein Schwarzes, ein grau-weiß Gesprenkeltes. »Macht 50 Euro.« So fing es an.

Die Hühner waren genauso perplex wie wir Menschen. Sie waren 22 Wochen alt, kurz vor dem legefähigen Alter.

»Eisperre!« hatte der Händler gesagt. Die erste Nacht im Hühnerhaus muss sehr turbulent gewesen sein. Wasser- und Körnergefäße waren umgefallen, Sägespäne überall, sogar die Holzwände hoch. Offenbar hatten die Hühner heftig über die zukünftige Rangordnung »diskutiert«. Nach dieser Nacht bestand kein Zweifel mehr: Eine der beiden Braunen ist die Chefin! Wer daran zweifelt oder es vergisst, wird mit Nachdruck von ihr erinnert.