Aufbau und Erhalt einer Elektrosicherheitsstruktur - Matthias Surovcik - E-Book

Aufbau und Erhalt einer Elektrosicherheitsstruktur E-Book

Matthias Surovcik

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Beschreibung

Weltweit müssen für elektrische Anlagen und Betriebsmittel neben der Einhaltung lokaler Vorschriften im Rahmen internationaler Lieferkettengesetze auch Strukturen moderner Elektrosicherheit geschaffen und nachgewiesen werden, um auf dem internationalen Markt bestehen zu können. Dieses Buch wurde geschrieben, um sowohl das Management der Elektrosicherheit beziehungsweise die Rolle als Verantwortliche Elektrofachkraft mit ihren unterschiedlichen Faktoren und Auswirkungen zu beschreiben als auch die Unterstützung beim Aufbau einer adäquaten Struktur zu bieten, ohne sich dabei auf einzelne Normen oder zumeist rein nationale Gesetze berufen zu müssen.

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Mitarbeiter und Rollen in der Elektrotechnik

Verpflichtung und Haftung

Organisationsverschulden vermeiden

Die Unfallanalyse

Die Gefährdungsbeurteilung

Maßnahmen umsetzen

Sicherheitsunterweisungen

Arbeitsbereiche und Arbeiten erhöhter Gefahr

Persönliche Schutzausrüstung

Zusammenarbeit mehrerer Unternehmen und mit internationalen Teams

Konsequenzen der Nichtbeachtung von Vorschriften

Elektrosicherheit als Projekt?

Das Ziel Ihrer Arbeit mit Methoden

Das Organigramm als Bauplan der Struktur

Prioritäten festlegen und danach arbeiten

Auswahl, Einsatz und Führung geeigneter Mitarbeiter

Bedeutung nationaler und internationaler Gesetze, Vorschriften und Normen

Grenzen von Kompetenz und Verantwortung

Zu guter Letzt

Einleitung

Dass die Elektrosicherheit als Teil des gewerblich obligatorischen Arbeitsschutzes ein besonderer Bereich ist, gelangt zunehmend ins Blickfeld von Management und Unternehmensführung gerade mittelständischer sowie großer Unternehmen. Und das zurecht nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene!

Im Rahmen der Nachhaltigkeit von Lieferketten, der sogenannten „Supply Chain Sustainability“, ist neben dem Blick auf Umwelt und faire Behandlung auch der Nachweis einer adäquaten Arbeitssicherheit und damit auch der Sicherheit elektrischer Anlagen und Betriebsmittel von zentraler Bedeutung. Wer im internationalen Wettbewerb bestehen will, muss zunehmend transparent und nachhaltig agieren. Egal, ob es um das Beliefern von Kunden auf der ganzen Welt oder um die eigene Produktion an verschiedenen Standorten der Welt geht.

Das Beachten der „Supply Chain Sustainability“ endet nicht am Rand des eigenen Firmengeländes. So müssen Sie einfordern, was Sie selbst umsetzen: eine umfängliche Elektrosicherheitsstruktur. Diese Unternehmerpflicht, übernommen und ausgefüllt von einer Verantwortlichen Elektrofachkraft, entspricht grundsätzlich, aber nicht abschließend der Aufsichts-, Kontroll-, Organisations-, Fürsorge-, Verkehrssicherungs-, Auswahl-, und Dokumentationspflicht.

Dieses Werk befasst sich mit den Strukturen und dem Aufbau betrieblicher Elektrosicherheit als Teil der genannten unternehmerischen Pflichten, nicht in Form einer wissenschaftlichen Publikation, sondern als konkrete Unterstützung von Fachleuten, welche diese Aufgabe übernehmen oder übergeben.

Ihr Auftreten in dieser Position, welche in einer fachlichen Rolle als „Verantwortliche Elektrofachkraft“ bezeichnet wird, besteht aus dem von außen sichtbaren Teil des zum größten Teils unter Wasser liegenden Eisberges Ihrer Aufgaben. Und glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass dieser Eisberg ganz schön viel unter der Oberfläche hat.

Um diese Aufgaben umzusetzen, ist es erforderlich, den Stand der Technik, Sicherheit und Gesetzeslage zu kennen. Die Regeln der Elektrotechnik sind in ihren Details nicht unveränderlich in Stein gemeißelt. Die Weiterentwicklung von Sicherheit und ihren Vorschriften basiert nicht nur auf technischen Erneuerungen, sondern insbesondere auch auf Erfahrungen. Zudem ist die Elektrosicherheit nicht alleinstehend; sie ist ein wichtiger Teil eines Unternehmens.

Eine gute Kommunikation mit der Geschäftsleitung und allen anderen Verantwortungsbereichen ist hierfür unumgänglich. Genauso wenig wie das Qualitätsmanagement oder die Verwaltung darf auch die Sicherheit nicht zum Selbstzweck werden. Auch wenn alle an einem Strang ziehen, muss man aus der Sicht der eigenen Verantwortung die unbequemen Fragen stellen und Anforderungen früh und klar benennen. Nicht nur in ressortübergreifenden Gremien, sondern gerade innerhalb Ihres Verantwortungsbereiches.

Als für die Elektrosicherheit verantwortliche Person haben Sie die Fachaufsicht für die in Ihrem Zuständigkeitsbereich tätigen Fachkräfte. Mit diesen müssen Sie ebenso kommunizieren und Ihre eigene Struktur aufbauen, welche ein Teil der Unternehmensstruktur sein muss. Diese muss es Ihnen auch ermöglichen, den Überblick zu behalten, damit Ihre Arbeit nicht zu einer chaotischen Papierschlacht wird.

Das Erstellen und Absegnen von Arbeitsanweisungen, Verfahrensdokumentationen und Betriebsvorgaben der Elektrosicherheit gehören dabei ebenso zu Ihrem Verantwortungsfeld wie die Erarbeitung einer Qualifizierungsmatrix ebenso wie die Ernennung und das Einsetzen geeigneter Fachleute. Dies erzeugt im klassischen Sinne viele Dokumente – egal, ob analog oder digital. Auch hierfür bedarf es einer Struktur, denn nur allzu leicht landet undifferenziert alles in einer großen Ablage.

Dieses Buch wurde geschrieben, um sowohl das Management der Elektrosicherheit beziehungsweise die Rolle als Verantwortliche Elektrofachkraft mit ihren unterschiedlichen Faktoren und Auswirkungen zu beschreiben als auch die Unterstützung beim Aufbau einer adäquaten Struktur zu bieten, ohne sich dabei auf einzelne Normen oder zumeist nationale Gesetze berufen zu müssen.

Dabei werden Sie als für die Elektrosicherheit verantwortliche Person auch als Verantwortliche Elektrofachkraft angesprochen, da ich als Autor davon ausgehe, dass Sie dies als mein Leser sind. Damit richte ich mich in erster Linie an Menschen, welche entweder als Unternehmer oder Manager grundsätzlich für die Sicherheit verantwortlich sind oder aber diese Aufgabe und Verantwortung übertragen bekommen haben beziehungsweise übertragen bekommen sollen oder sich zumindest des Themas in Ihrem Unternehmen annehmen.

Falls es in Ihrem Unternehmen bereits eine Elektrosicherheitsstruktur gibt, so werden Sie feststellen, dass diese in ihren Details den Anforderungen Ihres Unternehmens angepasst wurde und damit nicht buchstabengetreu einer vorgegebenen Vorlage folgt.

Dies ist auch immens wichtig! Als Autor möchte ich Sie dazu anhalten, Ihre eigene Struktur aufzubauen – Sie kennen Ihr Unternehmen. Dieses Buch möchte Ihnen nicht vorgeben, wie exakt es bei Ihnen zu laufen hat, sondern lediglich Anregungen, Anhaltspunkte und eine fachliche Unterstützung für Ihre Arbeit bieten.

Aber auch dann, wenn Sie keine eigene hohe Verantwortung tragen, sondern beispielsweise als Elektrofachkraft auf operativer Ebene das Thema der strukturellen Elektrosicherheit näher interessiert, werden Sie in diesem Werk fündig. Sie werden grundsätzliche Zusammenhänge und Strukturanforderungen kennenlernen, wie sie weltweit gefordert und benötigt als auch anerkannt werden. Auch wenn bestimmte Aspekte in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich und teils von Beschreibungen in diesem Buch abweichend differenziert, tituliert oder gewichtet werden, bleibt die Konsequenz für den Aufbau einer Elektrosicherheitsstruktur bestehen.

So hilfreich und nützlich Ihnen dieses Buch auch ist, seien Sie sich bitte bewusst: Dieses Buch ersetzt mit all seinen Inhalten weder eine adäquate, professionelle rechtliche Beratung im Einzelfall noch die Anpassung an die jeweils vor Ort geltenden Gesetze und Bestimmungen und natürlich an die Spezifikationen Ihres Unternehmens, die hier keineswegs abgebildet sein können.

Jedoch erfüllt es die Bedürfnisse eines nicht nur nationalen, sondern weltweiten Sicherheitsanspruchs und ist gerade bei nicht rein nationalen Projekten und Standortanforderungen eine sehr gute Hilfe und ein wertvoller Begleiter, bei neuen wie bei bestehenden Aufgaben als für die Elektrosicherheit verantwortliche Person, welche im Weiteren, wie bereits erwähnt, auch als die Verantwortliche Elektrofachkraft bezeichnet wird.

Mitarbeiter und Rollen in der Elektrotechnik

Sie als für die Elektrosicherheit verantwortliche Person in der Rolle der Verantwortlichen Elektrofachkraft sind eine Schlüsselfigur im Thema der Elektrotechnik, weswegen ich mit dieser Rolle beginne. Vereinfacht gesagt, geht es darum, zu verhindern, dass es zu Arbeitsunfällen im Zusammenhang mit elektrotechnischen Anlagen, Betriebsmitteln oder Arbeiten kommt. Für eine Struktur zu sorgen, die solche Unfälle verhindert, liegt grundsätzlich im Aufgabenbereich des Unternehmers. Der Unternehmer ist dazu verpflichtet, die notwendigen Maßnahmen zur Gewährleistung eines wirksamen Arbeitsschutzes zu treffen.

Dabei müssen alle Gegebenheiten berücksichtigt werden, welche nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei der Arbeit beeinflussen. Zudem muss jeder Unternehmer für eine Organisationsstruktur sorgen, die hierfür geeignet ist. Dazu gehört auch, die zu diesem Zweck erforderlichen Mittel bereit zu halten und Materialien wie Gerätschaften zur Verfügung zu stellen und hierzu gegebenenfalls diese rechtzeitig zu beschaffen. Dies wird unterschiedlich formuliert, aber inhaltlich vergleichbar entweder direkt oder herleitbar im Großen oder Kleinen in Gesetzestexten und Vorschriften der meisten Länder der Welt zu finden sein.

Wenn die Unternehmensführung diese Aufgaben im Bereich der Elektrosicherheit nicht übernehmen kann oder will – sei es aus Gründen des fachlichen Hintergrundes oder der Arbeitsprioritäten –, können diese an eine geeignete Person übertragen werden. Jene für die Elektrosicherheit verantwortliche Person ist die sogenannte Verantwortliche Elektrofachkraft, abgekürzt die VEFK. In diesem Buch soll der Begriff der Verantwortlichen Elektrofachkraft grundsätzlich neben der Bezeichnung der für die Elektrosicherheit verantwortlichen Person verwendet werden. Gemeint ist aber nicht lediglich die explizit schriftlich ernannte, Verantwortliche Elektrofachkraft – auch wenn dies allein aus Dokumentationszwecken und damit zur Erlangung von Rechtssicherheit sehr zu empfehlen ist! –, sondern auch jede andere de facto für die Elektrosicherheit verantwortliche Person wie eine Betriebsleitung oder ein verantwortlicher Meister der Elektrowerkstatt, wenn keine explizit ernannte, separate Verantwortliche Elektrofachkraft existiert.

Die von der Verantwortlichen Elektrofachkraft übernommenen Unternehmerpflichten sind grundsätzlich, aber nicht abschließend die Aufsichts-, Kontroll-, Organisations-, Fürsorge-, Verkehrssicherungs-, Auswahlund Dokumentationspflicht, wobei die Verantwortliche Elektrofachkraft seitens der Unternehmensleitung weisungsfrei gestellt ist. Das bedeutet, dass die Verantwortliche Elektrofachkraft keinerlei Weisung untersteht und in Sachen Elektrosicherheit die alleinige Entscheidungsbefugnis hat. Schließlich trägt diese auch die Verantwortung. Dies ergibt sich natürlich aus einem Vertrag, der eine solche Pflichtenübertragung regelt, ist aber allein aus dem Verantwortungsverständnis eine Grundvoraussetzung der geregelten Pflichtenübertragung. So ist es nicht möglich, eine Verantwortung zu übertragen, ohne die dazugehörige Befugnis, Entscheidungen zu treffen. Wäre dies möglich, so spräche man nicht von einer Verantwortlichen Person, sondern im klassischen Sinne von einem Prügelknaben. Folglich würde allein der Versuch, sich seiner Verantwortung als Unternehmer auf diese Weise zu entledigen, im Regelfall nicht anerkannt werden.

Allein schon, wenn Sie auf Missstände hinweisen, nichts dagegen tun können und die obere Verantwortungsebene untätig bleibt, würde diese damit automatisch die alleinige Verantwortung übernehmen. Und tatsächlich: Solange niemand als für die Elektrosicherheit verantwortliche Person benannt worden ist, hat die Geschäftsleitung die Pflichten der Elektrosicherheit vollumfänglich und allein inne. Die Elektrosicherheit in der Hand der Geschäftsleitung zu behalten, kann je nach Unternehmen auch Vorteile haben. Der größte Vorteil liegt sicherlich darin, dass so die Geschäftsleitung die Kontrolle behält. Die Aufgaben der Elektrosicherheit selbst zu übernehmen, beinhaltet natürlich mehr Möglichkeiten der Intervention. Damit geht auch der Vorteil der flexibleren Entscheidungen auf oberster Managementebene konform. Insbesondere bei der Budgetierung von Mitteln des elektrotechnischen Arbeitsschutzes herrscht so eine gute Dynamik. Die klarere Hierarchie kann außerdem nicht nur für die Geschäftsleitung, sondern auch für die Belegschaft angenehmer sein. Die strategische, fachliche und disziplinarische Führungsrolle zu vereinen, bedeutet, nur einen obersten Chef zu haben, was beispielsweise Zuständigkeitsprobleme vermeidet.

Natürlich setzt dies voraus, dass die Geschäftsleitung auch die fachlichen und persönlichen Voraussetzungen einer für die Elektrosicherheit verantwortlichen Person erfüllt. Trotz all dieser nicht von der Hand zu weisenden Vorteile kann die Abgabe der Aufgaben der Elektrosicherheit dennoch interessant und vor allem sinnvoll sein. Mehr Zeit für und auch den Fokus auf die eigentlichen Aufgaben einer Geschäftsleitung zu haben, spricht besonders dafür. In der Unternehmensleitung gibt es so schon sehr viele Aufgaben, die man noch zusätzlich übernehmen muss. Das Delegieren der Elektrosicherheit befreit Ressourcen, die zur Leitung des Unternehmens benötigt werden.

Damit geht auch einher, dass sich bei einer Aufgabenteilung jeder stärker auf seine Kerngebiete fokussieren kann. Eine explizit mit der Elektrosicherheit beauftragte Person kann sich besser auf das Thema fokussieren als die alles leitende Geschäftsführung. Auch vermeidet man damit den Verdacht des Interessenkonfliktes bei der Abwägung betriebswirtschaftlicher Interessen und der Kosten der Sicherheit.

Zudem sollte der Umfang der Aufgaben in der Verantwortung für die Elektrosicherheit nicht unterschätzt werden. Tendenziell lässt sich sagen, je größer der Betrieb, desto eher sollte die Verantwortung für die Elektrosicherheit von jemand anderem als dem Betriebsleiter übernommen werden, auch wenn das natürlich im Regelfall die Entscheidung der Betriebsleitung selbst ist.

Seien Sie sich stets darüber bewusst, was die Aufgaben der Positionen in Ihrem Unternehmen sind, dies ist in der organisierten Elektrosicherheit ebenso wichtig wie in anderen Themenbereichen. Die drei wichtigsten Rollen sind die Fachkraft, das Management und die Unternehmensleitung.

Eine Fachkraft hat eine Aufgabe und möchte diese so effektiv, gut und direkt wie möglich lösen. Die Fachkraft ist grundsätzlich ergebnisorientiert.

Die Unternehmensleitung in ihrer Reinform ist ausschließlich auf der strategischen Ebene tätig. Hier werden die großen Entscheidungen gemacht und der Kurs des gesamten Schiffes bestimmt.

Wenn Sie für die Elektrosicherheit Verantwortung tragen und Entscheidungen treffen müssen, könnte man auch folgern, dass Sie sich prinzipiell in der Ebene dazwischen befinden: im Management. Das Management hat die Aufgabe, Prozesse und Strukturen zu definieren sowie für deren Umsetzung zu sorgen. Sie müssen Strukturen aufbauen, welche am besten in allen Bereichen vergleichbar, leicht verständlich und möglichst hilfreich sind.

Die Vorgaben, die Sie machen müssen, stehen der eigentlichen Natur einer Fachkraft oft im Weg. So muss diese sich an Ihre Vorgaben halten und, wenn es durch die Struktur vorgegeben ist, auch die eigene Arbeit entsprechend der Vorgaben unterbrechen, statt sie zu Ende zu bringen oder überhaupt auszuführen.

Eine Struktur hat nicht immer den kürzesten Weg von A nach B zum Inhalt, auch wenn ein Mitarbeiter auf der Fachebene naturgemäß die eigene Arbeit so effizient, unbürokratisch und einfach wie möglich durchführen möchte. Dass man aber nicht immer den kürzesten Weg gehen kann, kann in der Frage nach der Sicherheit oder in Strategie- oder Managementanforderungen sowie gesetzlichen Zwängen begründet sein.

Dabei geht es bei Weitem nicht nur um Faktoren, wie beispielsweise das Empfinden, eine persönliche Schutzausrüstung sei unbequem oder erschwere die Arbeit.

Es sind oft eben die Strukturen selbst: Eine Anlage, die zwar höchstwahrscheinlich in Ordnung ist, muss dennoch zuerst geprüft werden. Auf die Prüfung der Notwendigkeit der Arbeit unter Spannung muss gewartet werden; nur bestimmte Personen dürfen bestimmte Arbeiten und vieles mehr anweisen, was den Arbeitsablauf aus oberer Sicht sicherstellt, aber aus fachlicher Sicht manchmal sogar behindert.

Vorgaben können Mitarbeiter immens nerven, selbst wenn die genervte Fachkraft voll und ganz den Sinn der Struktur begreift, aber eben doch einfach nur im Kopf hat, ihre Arbeit zu machen.

Trotz der erörterten Differenz zwischen Managementebene und Fachebene sprechen wir im Kontext der Elektrosicherheit von der „Verantwortlichen Elektrofachkraft“ und nicht vom „Verantwortlichen Elektrosicherheitsmanager“. Dies ist auch ein wichtiger Aspekt, der verdeutlicht, dass man als für die Elektrosicherheit verantwortliche Person nicht einfach nur „managed“. Management selbst ist eine eigene Ebene, welche im Regelfall es zwar begrüßt, aber nicht voraussetzt, dass man vom Fach des zu managenden Gebietes ist. Bei der Elektrosicherheit ist ganz klar: Wenn Sie hier die Verantwortung übernehmen, müssen Sie vom Fach sein! Sie müssen die technischen Faktoren Ihres Arbeitsgebietes kennen, um entsprechende Entscheidungen treffen zu können. Sie sind also sowohl auf fachlicher Ebene mit Ihrem Verantwortungsgebiet auf Augenhöhe als auch aufgrund Ihrer Position durchaus als eine besondere Art Manager tätig und müssen Strukturen aufbauen und Vorgaben machen.

Man darf auch Ihre Aufgabe nicht mit dem eines Projektmanagers gleichsetzen, denn Elektrosicherheit ist zumindest grundsätzlich kein Projektmanagement. Auch wenn sich der Strukturaufbau der Elektrosicherheit in einigen Punkten der Methoden des Projektmanagements durchaus nutzbringend bedienen kann, ist es kein Projektmanagement im ganz strengen Sinne, hierzu aber an späterer Stelle mehr.

Ihre Aufgabe besteht also auch darin, dafür zu sorgen, dass Ihre Vorgaben nicht nur sinnvoll sind, sondern ebenso angenommen werden. Dazu ist es wichtig, dass Sie sich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Unternehmens auseinandersetzen. Daher soll im Weiteren zunächst auf die wichtigsten Rollen der operativen Arbeit eingegangen werden.

Die Elektrofachkraft – Das Rückgrat elektrotechnischer Arbeiten

Der Begriff „Elektrofachkraft“ wird in verschiedenen Normen definiert. Nach herrschender Meinung bzw. nach allgemeinem Konsens ist Elektrofachkraft, wer aufgrund fachlicher Ausbildung, fachlicher Kenntnisse, fachlicher Erfahrung und hinreichendem Wissen anhand einschlägiger Bestimmungen wie Normen, Vorschriften oder auch Gesetzen die Arbeiten, welche man übertragenen bekommen hat, nicht nur ausführen, sondern auch beurteilen und die sich aus oder bei dieser Arbeit ergebenden Gefahren erkennen kann.

Das klingt einerseits gut definiert und andererseits sehr allgemein. Dies ist keinem Zufall oder gar einer Nachlässigkeit geschuldet, sondern beabsichtigt. Die fachliche Ausbildung in der Elektrotechnik macht dabei nur einen Teil der Voraussetzungen aus.

Das bedeutet, dass ein Mitarbeiter mit elektrotechnischer Berufsausbildung oder einem einschlägigen Studium nicht automatisch eine Elektrofachkraft ist. Zu dieser wird er aufgrund der genannten Definition vom Arbeitgeber aktiv ernannt bzw. als solche eingesetzt, was de facto einer Ernennung gleichkommt. Die Juristen sprechen in diesem Zusammenhang vom konkludenten Handeln des Arbeitgebers. Der Begriff der Elektrofachkraft beschreibt damit weniger eine formale Qualifizierung, sondern mehr einen Kompetenzstatus, welcher sich in erster Linie auf die Elektrosicherheit von Menschen und Einrichtungen wie Anlagen bezieht.

Ein Universitätsabsolvent der Elektrotechnik ist nicht zwangsläufig näher am Status der Elektrofachkraft als jemand, der gerade seine Berufsausbildung abgeschlossen hat, oft sogar im Gegenteil.

Auch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen sollte man nicht unbedingt vom ersten Tag an allein als Elektrofachkraft einsetzen. Neuen Mitarbeitern fehlt es zwar vielleicht nicht an hinreichend Arbeitserfahrung allgemein, wohl aber fehlt es ihnen an Arbeitserfahrung im neuen Unternehmen. Dies kann ebenfalls zu Fehlern führen.

Jeder Mensch braucht eine Einarbeitungszeit, um die Abläufe und die Kultur eines Unternehmens kennenzulernen. Da stellt die Elektrotechnik und insbesondere die Sicherheit in der Elektrotechnik keine Ausnahme dar. Zu den erforderlichen fachlichen Kenntnissen und Erfahrungen gehört nämlich auch die Kenntnis des Unternehmens beziehungsweise der Anlagen in welchem oder an welchen man tätig ist.

Dementsprechend ist es allgemeiner Konsens, dass eine fachliche Berufsausbildung oder ein Studienabschluss lediglich eine Basis ist, eine Art Lizenz zum Weiterlernen. Daher ist es durchaus angeraten ein Einarbeitungsprogramm für neue Elektrofachkräfte zu etablieren, zum Beispiel in Form eines Mentoring-Prinzips.

Die moderne Einschätzung zur Definition einer Elektrofachkraft liegt heute stärker in der beruflichen Praxiserfahrung denn in der reinen Berufsausbildung, welche mehr ein gutes Fundament darstellt.