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Dieses Hörbuchskript des gleichnamigen Hörbuchs möchte Ihnen die wichtigsten Grundlagen der Fachkunde in der Elektrotechnik näherbringen. Es richtet sich in erster Linie an Berufstätige und in der Ausbildung befindliche Hörerinnen und Hörer aus der Elektrotechnik und setzt damit ein gewisses Grundwissen der Elektrotechnik voraus. Sie erhalten einen fundierten Überblick zu den für alle Elektrotechnikerinnen und Elektrotechniker wichtigsten Themen.
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Seitenzahl: 57
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Was jede Elektrofachkraft wissen muss - Grundlagen der Fachkunde für Elektrotechniker, Elektriker und Elektroingenieure
Copyright 2022 by Matthias Surovcik
http://tcs-engineering.de
Einleitung
Die Fünf Sicherheitsregeln
Definition der Elektrofachkraft und Rollen der Verantwortung
Elektrotechnische Normen
Netzsysteme
Direktes und Indirektes Berühren
Schutzmaßnahmen nach VDE 0100-410
Die Schutzklassen
Weitere Schutzeinrichtungen
Schutzarten nach EN 60529: Der IP-Code
Kabel- und Leitungsverlegung
Prüfungen elektrischer Anlagen und Betriebsmittel nach § 5 DGUV Vorschrift 3
Mittelspannung, Hochspannung und Höchstspannung
Gefahren des elektrischen Stromes
Schlussbemerkung
Liebe Kollegin, lieber Kollege,
geschätzte Interessierte und Neugierige,
schön, dass Sie das Hörbuchskript lesen. Mit Hilfe dieses Mediums möchte ich Ihnen zusätzlich zum Hörbuch die wichtigsten Grundlagen der Fachkunde in der Elektrotechnik näherbringen. Skript und Hörbuch richten sich in erster Linie an Berufstätige und in der Ausbildung befindliche Hörerinnen und Hörer - beziehungsweise Leserinnen und Leser - aus der Elektrotechnik und setzt damit ein gewisses Grundwissen der Elektrotechnik voraus. Dabei kann und will ich als Autor keinesfalls einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Der Titel lautet auch bewusst „Was jede Elektrofachkraft wissen muss“ und definitiv nicht „Alles, was eine Elektrofachkraft wissen muss“. Das wäre im Ergebnis um ein Vielfaches länger als die Hörbücher aller „Harry-Potter-Bände“ plus „Herr der Ringe“ zusammen. Sollte es einmal aber die gesammelten Werke der VDE einschließlich Kommentarliteratur als Hörbuch geben, käme das dem vermutlich am nächsten. Daher musste eine Auswahl getroffen und jedes Thema nur in seinen Grundzügen behandelt werden. Auch muss jeder Arbeitsbereich einen eigenen Fokus haben, weswegen auch nicht der Anspruch besteht, dass die Gewichtung der einzelnen Inhalte in dem Hörbuch dieses Skripts jedem Fachbereich gleichermaßen entsprechen. Dennoch soll es hier einen fundierten Überblick zu den für alle Elektrotechnikerinnen und Elektrotechnikern wichtigsten Themen geben und auch Interessierten mit elektrotechnischen Grundkenntnissen einen Einblick gewähren. Sie werden als geneigte Hörer beziehungsweise Leser auch feststellen, dass sich die Inhalte der Kapitel stark am Niederspannungsbereich orientieren und die Hochspannung nur einen kurzen Exkurs erfährt. Hören Sie sich das Hörbuch ruhig häufiger an, gerne auch beim Autofahren, im Bus oder während einer Zugfahrt, wenn Sie der Typ dafür sind. Gerade bei Fachhörbüchern kommen einem oft gute Gedanken nach mehrfachem Hören, und genau das möchte ich als Autor Ihnen bescheren: gute Gedanken, die Ihnen für Ihre Arbeit und Ihre Sicherheit an elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln nützlich sind.
Lassen Sie uns also im Folgenden gleich mit dem Thema beginnen, welches ohne Zweifel für alle Elektrofachkräfte gleichermaßen von zentraler Bedeutung ist.
Die in der VDE 0105-100 definierten fünf Sicherheitsregeln lauten:
Erstens: Freischalten
Zweitens: Gegen Wiedereinschalten sichern
Drittens: Spannungsfreiheit feststellen
Viertens: Erden und Kurzschließen
• Fünftens: Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken
Diese Regeln können sich je nach Sprache und Land auch etwas unterscheiden, insgesamt sind sie aber weltweit gültig. Die englische Version beispielsweise lautet:
Disconnect from the mains
Secure against reconnection
Verify that the system is dead
Carry out earthing and short circuiting
Provide protection from adjacent live parts
Diese fünf Regeln muss jede Elektrofachkraft beherrschen. Ich gehe soweit zu behaupten, eine Person, welche die fünf Sicherheitsregeln nicht beherrscht, kann keine Elektrofachkraft sein, egal, welche Qualifizierungen sie hat.
Freischalten
Bevor an einer Anlage oder einem Betriebsmittel gearbeitet wird, schaltet man diese spannungsfrei. Man trennt also alle spannungsführenden Teile oder Anschlüsse von der Anlage oder dem Anlagenteil, an welchem gearbeitet werden soll. Man spricht daher auch vom „allpoligen Trennen“, da alle Pole getrennt werden. Dies kann etwa die drei Phasen eines Systems betreffen. Es reicht jedoch nicht aus, lediglich über einen Kippschalter auszuschalten, wie man es vom Küchenlichtschalter kennt.
Gegen Wiedereinschalten sichern
Es genügt nicht, spannungsfrei zu schalten, es muss auch sichergestellt werden, dass es niemandem möglich ist, das System erneut unter Spannung zu setzen. Hierzu gibt es unterschiedliche Sperrvorrichtungen. Eine solche wird oft mit einem Vorhängeschloss gesichert. Natürlich kann das nicht verhindern, dass jemand mit aller Gewalt wieder zuschaltet. Es geht aber nicht um die Befürchtung, dass jemand mit einer Flex das Vorhängeschloss entfernen könnte, sondern darum, dass jemand aus gedankenverlorenem Handeln heraus die Anlage wieder einschalten könnte. Schilder mit Hinweisen wie „Nicht Schalten“ und einem passenden Piktogramm hierzu werden zusätzlich angebracht. Das zu verwendende Schild zeigt hierbei das Sicherheitszeichen P 031 "Schalten verboten" nach EN ISO 7010. Dies ersetzt aber nicht das reale Sichern gegen Wiedereinschalten etwa mit einem abzuschließenden Vorhängeschloss. Meine Empfehlung hierbei ist, dass nach Möglichkeit jede Elektrofachkraft ihr eigenes Schloss hat. Denn Sie als Elektrofachkraft sollten den Schlüssel zu Ihrer eigenen Sicherheit auch selbst in der Hand behalten.
Spannungsfreiheit feststellen
Nachdem Sie freigeschaltet und gegen Wiedereinschalten gesichert haben, müssen Sie feststellen, ob das System oder der Anlagenteil, an welchem Sie arbeiten wollen, auch wirklich frei von Spannung ist. Dies wird bei Niederspannungen, also bei Spannungen unterhalb von 1000 Volt Wechsel- und 1500 Volt Gleichspannung, mit einem zweipoligen Spannungsprüfer nach der internationalen Norm IEC 61243-3 beziehungsweise der europäischen Norm EN 61243-3 durchgeführt, beispielsweise mit einem Duspol – keinesfalls mit einem Multimeter! Ein Multimeter mit integriertem Voltmeter ist ein Messgerät und kein Prüfgerät. Es ermöglicht beispielsweise Bedien- oder Einstellungsfehler und benötigt eine eigene Spannungsquelle, zum Beispiel in Form einer Batterie, um korrekt zu arbeiten. Ein Spannungsprüfer nach EN IEC 61243-3 hat zwar oft eine eigene Batterie für Zusatzfunktionen oder einen Selbsttest, aber sobald eine Spannung vorhanden ist, wird diese auch so von diesem Prüfgerät angezeigt. Hierzu zeigt ein zweipoliger Spannungsprüfer Spannungsbereiche an. Er ist aber direkt vor dem Einsatz auf Funktionsfähigkeit zu prüfen, beispielsweise an einer naheliegenden Schuko-Steckdose. Kontaktlose Spannungsprüfer sind zur Feststellung der Spannungsfreiheit nicht zulässig. Kontaktlose Spannungsprüfer werden sehr gerne von Elektrofachkräften eingesetzt. Das ist auch zulässig, um festzustellen, ob an einer bestimmen Stelle Spannung ist. Beispielsweise um Schaltungen und Anschlüsse einer Installation zu überprüfen. Aber sie sind nicht zulässig zur Feststellung der Spannungsfreiheit. Das Feststellen der Spannungsfreiheit passiert mit der Absicht, an der Anlage zu arbeiten und gegebenenfalls sonst unter Spannung stehende Teile nun spannungsfrei auch berühren zu können. Um also diese Arbeit zu tun, ist es erforderlich, die Spannungsfreiheit festzustellen, was nur mit einem zweipoligen Spannungsprüfer nach EN 61243 zulässig ist.
Es heißt auch aus gutem Grund „Spannungsfreiheit feststellen“ und nicht „prüfen“, denn bevor an der Anlage gearbeitet werden darf, ist festzustellen, dass keine Spannung vorhanden ist. In der Regel ist also das erforderliche Ergebnis einer Prüfung enthalten. Denn bei einer reinen Prüfung könnte ja auch „Ja, da ist Spannung drauf“ ein mögliches Prüfergebnis sein. Damit niemand auf die Idee kommt zu sagen „Ja, Spannungsfreiheit ist geprüft, kam raus, dass da wohl noch Spannung drauf ist, aber ich mach einfach mal weiter im Text“, heißt die Regel explizit „Spannungsfreiheit feststellen