Aus dem Kokon fliegt ein Schmetterling - Katharina Hero - E-Book

Aus dem Kokon fliegt ein Schmetterling E-Book

Katharina Hero

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Beschreibung

Vom Loslösen und Losfliegen Aus einem unsicheren, ängstlichen Mädchen ent-wickelt sich eine mutige, selbstbewusste Frau. Katharina Hero erzählt ihre eigene Geschichte, die geprägt ist von narzisstischem Verhalten im nahen Umfeld und vielen Herausforderungen. Eine davon hätte einen Menschen schon aus der Bahn geworfen, sie geht jedoch ihren Weg weiter. Stets eröffnen sich Katharina Hero neue Möglichkeiten, mit denen sie wächst. Schließlich löst sie sich aus dem engen Kokon ihrer Kindheit und fliegt los.

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Katharina Hero

Aus dem Kokon fliegt ein Schmetterling

© 2021 Katharina Hero

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen der Urheberrechtsgesetze ist ohne Zustimmung der Autorin unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen oder die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

[email protected]

Umschlaggestaltung:

Thomas Kuhn, Feine Fotografien, St. Peter Ording

Verlag und Druck:

tredition GmbH,

Halenreie 40-44,

22359 Hamburg

[email protected]

ISBN

978-3-347-38511-5 (eBook)

978-3-347-38509-2 (Paperback)

978-3-347-38510-8 (Hardcover)

Dieses Buch widme ich all denjenigen Menschen, die sich noch nicht trauen sich zu zeigen, obwohl sie so besonders sind. Insbesondere auch den traumatisierten Personen, die sich befreien wollen oder befreit haben und die vielleicht noch einen Impuls brauchen, um den entscheidenden Schritt zu gehen. Es gibt immer einen Weg. Und es finden sich immer Menschen, die einem hilfsbereit zur Seite springen, wenn man überhaupt nicht damit rechnet.

Auf diesem Wege möchte ich mich auch bei meinen vielen Wegbegleitern bedanken, die immer und über so viele Jahre bereits für mich da waren und noch sind, egal, was passiert ist: meine grossartigen Kinder, meine Freunde, Bekannte, Yoga-Lehrer: Innen und allen Anderen.

Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Prolog

Die frühen Jahre

Die Grundschuljahre

Die Mittel- und Oberstufe

Das Abitur, die Lehre und das Studium

Die Hochzeit und die Kinder

Die Ehe

Die Trennung

Die ersten Schritte

Das Haus

Weitere Herausforderungen

Ein neues Haus

Und noch ein Todesfall

Freiheit

Epilog

Über das Buch

Dieses Buch ist nach einer wahren Geschichte aufgeschrieben. Einige Namen, Ereignisse und Orte sind zum Schutz dieser und aufgrund meiner künstlerischen Freiheit, verändert worden.

Ich möchte hiermit Menschen Mut machen, den eigenen Weg zu gehen. Es ist lohnenswert, sich selbst zu reflektieren und zu spüren. Meist ist man selbst sein größter Kritiker, geprägt durch Glaubenssätze und Verhaltensmuster aus der Vergangenheit. Diese hindern einen oft daran sein Potential zu nutzen und sein Licht zum Leuchten zu bringen. Es steckt so viel in einem Selbst. Je besser man seine Bedürfnisse kennt, seinen Gefühlen vertraut, desto mehr findet man zu sich selbst und spürt, was einem gut tut.

Im Laufe der Jahre habe ich viele besondere Menschen kennengelernt, die sich aber nicht trauten eine Veränderung in ihrem Leben herbeizuführen, obwohl es ihnen nicht gut ging. Das Umfeld, die Struktur, manchmal auch eine finanzielle Abhängigkeit hindern, neben den eigenen Prägungen, daran, den Schritt in eine andere Zukunft zu gehen. Leider habe ich erlebt, dass dies zu Unzufriedenheit bis hin zu Krankheit, wie Depressionen führen kann. Die Angst vor dem eigenen Licht scheint viel größer zu sein als die Angst vor der Dunkelheit. Dabei ist das Leben insgesamt deutlich heller, wenn jeder Mensch sein Licht anzündet. Der Schritt auf die Bühne des Lebens erfordert viel Mut. Man wird sicht- und angreifbar und zieht dadurch ganz andere Menschen an, als diejenigen, die einem vertraut sind.

Mit dieser Geschichte möchte ich Menschen ermutigen sich zu trauen den ersten Schritt zu gehen, das Vertrauen zu haben, dass einem immer geholfen wird. Es steckt so viel mehr an Potential und Wissen in uns als wir denken.

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Prolog

…und endlich fühle ich, dass ich stark genug bin loszufliegen und mein Licht zum Leuchten zu bringen….

Mich haben schon immer Märchen, Erzählungen und Sagen fasziniert, u.a. die Gebrüder Grimm und Astrid Lindgren. Beeindruckend und inspirierend finde ich darüber hinaus Jean d'Arc, Albert Einstein, Mahatma Ghandi, Martin Luther King, und Yuval Harari, Vera Birkenbihl, Gerald Hüther, Eckhart Tolle, Brene Brown.

Und die Geschichte der „Kleinen Raupe Nimmersatt“ von Eric Carle.

Meine eigene Geschichte, die ich hier gern erzählen möchte, findet sich in abgewandelter Form in derjenigen der kleinen Raupe wieder, statt Nahrungsmittel nährten mich positive Erfahrungen. Ob ich auch ein wunderschöner Schmetterling geworden bin, vermag ich nicht zu sagen, zumindest fliege ich jetzt und habe den Kokon verlassen.

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Die frühen Jahre

Mein Name ist Katharina Hero, und ich bin sehr stolz auf diesen besonderen Namen. Katharina, nach „Katharina der Großen“ wie ich mir immer vorstellte, und Hero für die Heldin, die ich gern in meiner Fantasie war. Begeistert stellte ich mir mich selbst auch als Märtyrerin vor, die für andere starb und danach endlich die Anerkennung bekam, die sie im Leben nie bekommen hatte.

Meine Mutter ist als älteste Tochter einer Kaufmannsfamilie sehr behütet aufgewachsen und hat preußische Tugenden wie Ordnung, Zuverlässigkeit, Gehorsam komplett verinnerlicht.

Mein Vater kommt aus einer großen Handwerkerfamilie. Jeder in der Familie verdiente seinen Lohn durch „seiner Hände Arbeit“ und da jeder ein anderes Handwerk beherrschte, half man sich untereinander, was gerade bei größeren Vorhaben wie beispielsweise einem Hausbau von Vorteil war.

Meine Eltern haben sich auf einem Dorffest kennengelernt. Mein Vater forderte meine Mutter zum Tanz auf, wie es seinerzeit üblich war, und so verbrachten sie den einen oder anderen Abend zusammen.

Meine Mutter träumte von einem Studium und wollte Bücher schreiben, mein Vater wollte als Zimmermann sein Leben verbringen und dabei die Welt erkunden.

Damals gab es nur wenige Autos, und das Reisen, selbst in die nächste Großstadt, war ein besonderes Ereignis. Der Mann hatte das Sagen, konnte bestimmen, ob seine Frau arbeiten darf oder nicht, ob der Haushalt gut genug geführt wird. Uneheliche Kinder sowie nicht verheiratete zusammenlebende Paare waren gesellschaftlich verpönt. Verhütungsmittel kannte man damals noch nicht. Und ein Paar, das nicht verheiratet war, bekam keine Wohnung. Ein Kind erschwerte die Situation noch um ein Vielfaches.

In dieser Zeit kam ich ins Spiel, ungeplant und zumindest seitens meiner nicht aufgeklärten Mutter ungewollt. Eigentlich wollte sie mich wieder los werden, um sich ihren Traum erfüllen zu können. Doch ich blieb hartnäckig. Und im Endeffekt heirateten meine Eltern, trotz der massiven Widerstände meiner mütterlichen Großeltern, die sich für ihre Tochter aus gutem Hause etwas anderes vorgestellt hatten, als nun ausgerechnet einen Handwerker.

Mit meiner Geburt an einem sehr kalten Wintertag änderte sich für meine Mutter alles. Sie musste in ihrem kleinen Dorf bleiben, abgeschottet von der Stadt, war dem Dorftratsch ausgesetzt sowie der Familie meines Vaters, die gern und oft zusammen kam und jeden Anlass zum Feiern nutzte. Zudem war der einen Familie das Zusammenkommen wichtiger, als eine gewisse Etikette zu wahren, so dass es hier bereits zu Spannungen kam.

In der einen Familie wurde viel auf Tischmanieren geachtet, es gab sogar Messerbänkchen und die Frauen trugen Kleider. Der Tisch wurde schön eingedeckt, mit schweren weissen Damasttüchern. In der anderen Familie war die Etikette nicht so wichtig, die Kaffeetassen standen ohne Untertasse auf dem Tisch, da dies aufgrund der großen Anzahl Menschen, die oft zusammenkamen, Abwasch sparte und auch praktischer war. Auch die sprachliche Ausdrucksweise war sehr unterschiedlich. Zudem durften in der einen Familie alle sprechen, in der anderen die Kinder nur, wenn sie angesprochen wurden. Ich lernte schon als kleines Mädchen zwei komplett verschiedene Lebensweisen kennen und mich an beide anzupassen.

Mit achtzehn Monaten erhielt ich meine erste Brille, nachdem ich angeblich gegen jeden Laternenmast auf dem Weg lief, hinfiel und permanent blaue Flecken hatte. Es stellte sich heraus, dass ich kein räumliches Sehvermögen habe, was mich auch heute noch in fremden Umgebungen etwas verunsichert. Allerdings hat unser Gehirn erstaunliche Fähigkeiten, die sogar eine solche Fehlbildung ausgleichen können, so dass ich heutzutage fast ohne blaue Flecken durch das Leben gehe. Heute weiß ich auch, warum mich das Autofahren in der Dunkelheit bei Schneefall deutlich mehr fordert als andere, ich sehe immer alles scharf, erkenne jeden kleinen Tropfen auf der Windschutzscheibe. Dies ermüdet viel schneller. Dass ich deutlich anders sehe, als die anderen kam erst vor ein paar Jahren zufällig zutage. Damals wurde eine Ausstellung gefilmt und der Fokus lag auf den jeweiligen Ausstellungsstücken, drumherum wurde alles unscharf gezeigt. Mich hat das total genervt, ich habe das mit den Worten: „so schaut ja kein Mensch“ kommentiert. Meine Familie schaute mich völlig entgeistert an, denn so würden sie immer schauen. Erst da lernte ich, dass es ungewöhnlich ist, immer alles um sich herum scharf zu sehen. Das ist nur ein anderer Teilaspekt, der mir deutlich macht, wieviel Mut ich bereits in meinem Leben bewiesen habe, insbesondere beim Steigen von Treppen oder Springen über Hindernisse. Zudem ist dieser Sehfehler für niemanden äußerlich sichtbar, verunsicherte mich selbst allerdings das eine oder andere Mal, bzw. es kostete mich viel Überwindung etwas Neues auszuprobieren.

Während meiner frühesten Kindheit wohnten wir in einem schönen Haus. Ich hatte mein eigenes großes Zimmer mit Balkon und rote Clogs und fühlte mich grundsätzlich wohl, in manchen Momenten allerdings auch sehr allein und traurig, nicht zugehörig. Kinder haben ein feines Gespür für Schwingungen und wollen, dass es ihren Eltern gut geht. Ich habe wohl gespürt, dass ich nicht wirklich gewollt und für das Leben meiner Mutter jetzt verantwortlich war. Ich habe mich oft schuldig gefühlt. Vor allem habe ich mich damals niemanden anvertrauen können, daher war es für mich jahrzehntelang völlig normal, dass ich permanent Schuldgefühle hatte.

Meine Eltern beschlossen, dass mein Vater etwas sesshafter werden sollte, und so bildete er sich drei Jahre lang in Hamburg weiter. Dies bedeutete, dass er unter der Woche in der Stadt blieb und nur noch am Wochenende nach Hause kam. Durch diese Weiterbildung konnte er jedoch später verbeamtet werden, was das Sicherheitsdenken meiner Mutter stützte.

Drei Jahre nach meiner Geburt kam mein Bruder zur Welt. Durch seine Fröhlichkeit und sein offenes Gemüt gewann er schnell die Herzen der Besucher, und ich geriet in den Hintergrund. Auch meine Mutter war froh endlich einen Sohn zu haben und vergaß mich manchmal regelrecht. Das freundliche Wesen meines Bruders steckte mich an, und ich half ihm gern aus dem Laufstall, den er verabscheute und unterstützte ihn bei seinen vielen Einfällen, über die meistens gelacht wurde. Richtig viel Ärger hat er nicht bekommen.

Ich selber hielt mich immer mehr im Hintergrund.

In der Zeit kam ich in den Kindergarten, der mir gefiel, insbesondere das Basteln und Werken. Es war ein kleines überschaubares Haus mit wenigen Räumen und sehr netten Erzieherinnen, denen ich vertraute. Das war ein Ort, an dem ich mich sehr wohl und geborgen fühlte, an dem ich wahrgenommen wurde und man sich um mich kümmerte.

Dieses unbekümmerte Miteinandersein empfand ich auch bei einigen Besuchen bei Freunden und wollte oft nur ungern wieder zurück nach Hause. Bei diesen Treffen wurde mir das Gefühl gegeben, wichtig zu sein und dazuzugehören, was ich bei mir zu Hause nicht immer so empfand. Ich fühlte mich eher als Beobachterin, die Sorge trug, dass es den anderen gut geht. Aus diesem Grund habe ich nicht gelernt meine eigenen Bedürfnisse zu spüren, zum Ausdruck zu bringen und manchmal auch einzufordern. Dieses Gefühl, dass ich um meiner Selbst willen wichtig bin und mich ausprobieren kann habe ich nicht erlebt.

Während eines Familienfestes verletzte ich mich bedauerlicherweise durch einen Sturz auf einen Kinder-Lastwagen und musste aufgrund der Platzwunde am Kinn ins Krankenhaus zum Nähen. Ich fühlte mich so schlecht und schuldig, dass meine Mutter nun mit mir zum Arzt fahren musste und nicht mehr in der geselligen Runde bleiben konnte. Sie verstärkte in mir das Schuldgefühl noch. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich einmal von ihr zärtlich getröstet wurde oder „Wunderpuste“ bekommen habe. Diese besondere Puste hat ja angeblich schon so manche Wunde schnell heilen lassen.

Die Bindung zu meiner Mutter wurde immer mehr durch die „wenn-dann-Beziehung“ geprägt. Wenn ich artig, lieb und angepasst war, dann war alles in Ordnung. Wenn ich jedoch einmal nicht brav war, dann gab es Ärger, und ich hatte massive Schuldgefühle wieder etwas falsch gemacht zu haben. Irgendwann beschloss ich, als sehr junger Mensch, ich glaube ich war vier oder fünf Jahre alt, meine Gefühle gar nicht mehr zu zeigen - es war sowieso immer falsch. Nach den aktuellen Hirnforschungsstudien sind wir als Menschen in der Lage ungute Gefühle mittels hemmender Netzwerke im Gehirn auch dauerhaft zu unterdrücken. Und warum sollte ich mir immer wieder weh tun lassen? So erschuf ich mir einen Kokon um mich herum, einen sicheren Zufluchtsort, alles andere konnte draußen bleiben.

Erst Jahrzehnte später lernte ich, dass mich unter anderen eine Verhaltensmaßnahme meiner Mutter gebrochen hatte und mich darin stärkte, meinen geschützten Kokon nicht zu verlassen.

Wir waren in die Stadt gefahren, ich war vielleicht drei oder vier Jahre alt und angeblich sehr trotzig. Da ich meinen Willen nicht bekam, warf ich mich in der Fussgängerzone auf den Boden und weinte. Meine Mutter ging weiter und versteckte sich hinter der nächsten Ecke. Irgendwann stand ich dann auf und suchte meine Mutter, die ich nicht sehen konnte, was eine tiefe Furcht in mir auslöste. Eine Ewigkeit später - aus kindlicher Sicht - tauchte meine Mutter wieder auf. Es war furchtbar so allein gelassen zu werden. Und meine Mutter war stolz, dass ich mich danach nie wieder trotzig verhalten habe und erzählte gern von ihrer gelungenen Maßnahme. Ihr ist gar nicht bewusst gewesen, was ihr Verhalten bei mir ausgelöst hatte. Diese starke Angst hat mich mein Leben lang begleitet.