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»Wer bist du?« Die meisten Menschen hätten Schwierigkeiten, diese vermeintlich simple Frage zu beantworten. Dabei ist sie laut dem renommierten Psychologen Peter Lauster eine der elementarsten Fragen, die sich der Mensch stellen kann. In seinem inspirierenden Ratgeber nimmt uns Lauster an die Hand und führt uns auf eine Entdeckungsreise zu unserem authentischen »Ich«, das tief in uns schlummert. Er zeigt uns, wie wir unsere Individualität erkennen und entfalten können, indem wir uns von äußeren Bestimmungen befreien, irreführenden Lebensphilosophien entkommen und seelische Blockaden abbauen. Alles mit dem Ziel, Freiheit, Abenteuer, Kreativität und Liebe wieder als Eckpfeiler unserer Existenz zu etablieren. Dieses Buch ist ein leuchtender Leitfaden, der Sie inspiriert: • Ihre individuellen Facetten zu entfalten • Ihre verborgene Stärke zu enthüllen • Ihrem Leben mehr Raum für Ihre Leidenschaften zu geben Der Sachbuch-Klassiker zum Thema »Selbstfindung« für Fans von James Clear (»Die 1% Methode«), Ishiro Kishimi und Fumitake Koga (»Du musst nicht von allen gemocht werden«).
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 199
Über dieses Buch:
»Wer bist du?« Die meisten Menschen hätten Schwierigkeiten, diese vermeintlich simple Frage zu beantworten. Dabei ist sie laut dem renommierten Psychologen Peter Lauster eine der elementarsten Fragen, die sich der Mensch stellen kann. In seinem inspirierenden Ratgeber nimmt uns Lauster an die Hand und führt uns auf eine Entdeckungsreise zu unserem authentischen »Ich«, das tief in uns schlummert. Er zeigt uns, wie wir unsere Individualität erkennen und entfalten können, indem wir uns von äußeren Bestimmungen befreien, irreführenden Lebensphilosophien entkommen und seelische Blockaden abbauen. Alles mit dem Ziel, Freiheit, Abenteuer, Kreativität und Liebe wieder als Eckpfeiler unserer Existenz zu etablieren.
Über den Autor:
Peter Lauster wurde in Stuttgart geboren und studierte nach dem Abitur Psychologie, Philosophie, Kunst und Anthropologie an der Universität Tübingen. Im Januar 1971 begann er die freiberufliche Tätigkeit in eigener Praxis als beratender Psychologe und Buchautor. Seine psychologischen Sachbücher wurden in zwanzig Sprachen übersetzt. Die deutsche Gesamtauflage seiner Bücher beträgt über 5 Millionen.
Bei dotbooks veröffentlichte der Autor »Liebe – Psychologie eines Phänomens«, »Lassen Sie sich nichts gefallen«, »Selbstbewusstsein: Sensibel bleiben – selbstsicher werden«, »Wege zur Gelassenheit« und »Ausbruch zur inneren Freiheit« (dieser Titel ist auch als Hörbuch bei SAGA Egmont erhältlich).
Die Website des Autors: peterlauster.de/
Der Autor bei Facebook: facebook.com/peter.lauster
Das Diskussionsforum des Autors: peterlaustercommunity.de
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eBook-Neuausgabe Oktober 2024
Dieses Buch erschien bereits 1995 im Econ-Verlag, Düsseldorf und Wien
Copyright © der Originalausgabe 1995 Econ-Verlag, Düsseldorf und Wien
Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Montasser Medienagentur, München.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Karol Kinal unter Verwendung von Bildmotiven von shutterstock und Adobe Stock
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (vh)
ISBN 978-3-98952-418-7
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dotbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, einem Unternehmen der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt: www.egmont.com/support-children-and-young-people. Danke, dass Sie mit dem Kauf dieses eBooks dazu beitragen!
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Peter Lauster
Ausbruch zur inneren Freiheit
Mut, eigene Wege zu gehen
dotbooks.
Unsere Taten müssen vor allem
ein Ausdruck der Freiheit sein,
sonst gleichen wir Rädern,
die sich drehen, weil sie
von außen dazu gezwungen werden.
Rabindranath Tagore
In diesem Buch schreibe ich über viele menschliche Eigenschaften, die uns selbst und unseren Mitmenschen zu schaffen machen. Es geht um Eitelkeit und Ehrgeiz, um Aggression, Neid und Liebe, um Freiheit und Angst. Eine wichtige Rolle spielt dabei, wie wir diese Eigenschaften bewerten. Ich möchte Wege zu einem freiheitlichen Bewusstsein und Denken aufzeigen; dabei müssen traditionelle Denkmuster über Bord geworfen werden. Wir sehnen uns alle nach mehr Freiheit, und dennoch ist sie sehr schwer zu realisieren, denn es handelt sich dann um eine geistige Revolution. Die Liebe spielt dabei eine große Rolle, denn hier verfangen wir uns oft in einem Netz von Irritation und Abhängigkeiten. Es ist die Fähigkeit notwendig, loslassen zu können, aber dagegen entwickeln wir große innere Widerstände.
Wir wollen stark sein und lehnen Schwäche bei uns selbst und anderen ab. Das Thema Stärke und Schwäche spielt deshalb in unserem Umgang mit anderen eine große Rolle. Stärke versucht man zwar vorzutäuschen, aber das bedeutet eine große Kraftanstrengung. Erst eine neue Einstellung zur Schwäche macht uns wirklich stark. Eigene Wege zu gehen, also individuell und authentisch zu leben, das heißt, sich von Normen und Spielregeln der Gesellschaft wirklich loszulösen. Dabei entstehen Ängste. Freiheit ist nicht leicht zu haben, denn wir müssen durch diese Ängste und Anfeindungen der Mitmenschen (aufgrund ihrer Ängste) hindurch.
Ich möchte Ihnen natürlich keine Angst machen, bevor Sie überhaupt zu lesen begonnen haben. Schon alleine ein Buch mit diesem Titel zu kaufen und damit zu beginnen, es zu lesen, zeigt, dass Sie sich Gedanken machen wollen, die über Traditionelles und Konformistisches hinausgehen. Wir wollen gemeinsam erforschen, wie man auf diesen Weg gelangt und was Freiheit für uns bedeutet.
Peter Lauster
Wir werden als Joker im Patiencespiel des Lebens geboren. Aber wenn wir heranwachsen, werden wir zu Herz und Karo, Kreuz und Pik. Das heißt nicht, dass der Joker ganz verschwindet.
Jostein Gaarder
Die Frage »Wer bin ich?« ist eine der wichtigsten Fragen, die der Mensch sich stellt. Wenn du ernsthaft lebst, begleitet dich diese Frage durch dein ganzes Leben. Sie stellt sich dir besonders deutlich in der Pubertät, in dieser hochsensiblen Lebensphase, in der wir uns selbst finden wollen im Vergleich zu anderen. In der Pubertät will der Einzelne außerdem erkunden, welche Rolle er einnimmt im Vergleich zu Gleichaltrigen und Erwachsenen. Die Pubertät ist ein Erwachen: Du siehst dich selbst und die Mitmenschen mit neuen Augen, hervorgerufen durch die körperlichen Veränderungen während der Geschlechtsreife. Dem Jungen wird plötzlich bewusst, dass er ein männliches Wesen ist, dem Mädchen, dass es zur Frau wird.
Die Suche nach Antworten darauf, wer ich bin, hält über die Pubertät hinaus an. Allerdings kommt die turbulente Krise der Selbstfindung zwischen siebzehn und einundzwanzig etwas zur Ruhe. In diese Zeit fallen Abitur und Studienwahl oder die praktische Berufsausbildung. Viele definieren sich dann über ihre Ausbildung und ihre Berufswahl.
Die Pubertät ist im Leben nicht die einzige Zeit, die von einer Selbstfindungskrise geprägt ist. Es folgen noch viele weitere Krisen, die durch äußere Ereignisse angestoßen werden, so etwa durch das Zerbrechen einer Liebe und durch Liebeskummer, durch berufliche Misserfolge, durch Krankheit – oder auch durch Lügen, durch Intrigen, die von Mitmenschen und Freunden ausgehen.
Kein Leben verläuft erfolgreich und glatt. Es werden dir Grenzen aufgezeigt und deiner Entfaltung Riegel vorgeschoben. Doch jede dieser Krisen hält die Chance bereit, dir die Frage »Wer bin ich?« erneut zu stellen. Schließlich bist du ein besonderes Individuum, und die anderen sind das gleichfalls.
Viele glauben, durch Anpassung der Individualität ausweichen zu können. Ist Anpassung an die Normen von anderen aber die Lösung? Bitte stelle dir folgende Frage selbst: »Kann ich durch Anpassung an ein Persönlichkeitsbild, das mir andere empfehlen, oktroyieren wollen oder vorleben, mein Problem lösen?« Wohl kaum. Ständig bist du den Wertungen der anderen ausgesetzt, die »beurteilen«, ob du dieses gut und richtig gesagt oder gemacht hast und jenes falsch. In der Mathematik gibt es solch ein Richtig und Falsch, doch im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung und Individuation gibt es dieses Richtig und Falsch nicht, auch kein Gut und Schlecht. Was ist überhaupt objektiv gut, was schlecht?
Hermann Hesse sagt: »Meine Aufgabe ist es nicht, anderen das objektiv Beste zu geben, sondern das Meine so rein und aufrichtig wie möglich.«
Du brauchst nicht das objektiv Beste geben, denn wer kann schon bestimmen, was das ist? Wenn du das Deine so rein und aufrichtig wie möglich gibst, dann ist das das Beste, was du geben kannst. Es kommt also darauf an, dass du authentisch bist. Dieser Vorgang des Authentischwerdens, das ist der Reifeprozess des Erwachsenwerdens. Mehr und mehr authentisch zu sein, der werden, der du innerlich bist, also das, was du fühlst, aufrichtig zu erkennen und umzusetzen: Das ist der Weg der Selbstwerdung. Es geht darum, keine Kopie zu sein, sondern ein Original. Denn: Durch die Einflüsse der Umwelt besteht die Gefahr, dass du zu einer Kopie wirst, zu einem Abklatsch der Regeln, Richtlinien, Normen und Vorstellungen davon, wie du sein solltest. Es geht aber darum, dass du, gegen alle diese Fremdbestimmungen, herausfindest, wie und wer du wirklich bist.
Die Einflüsse der Fremdbestimmung sind gewaltig und verlockend. Deshalb bedarf es immer wieder der Konflikte und Krisen, damit du wach wirst und nein sagst. Fremdbestimmung ist Manipulation. Du wirst manipuliert von den Eltern und Lehrern, den Bekannten, Freunden und Partnern, den Kollegen und Chefs. Diese Einflüsse haben eine enorme Wirkung, denn wenn man es den anderen recht macht, dann hat man seine bequemliche Ruhe: Sie hören auf zu kritisieren und zu nörgeln, und du fühlst dich sicherer und geborgener.
Die Sicherheit und Geborgenheit der Anpassung ist jedoch nur ein Scheinfrieden. In ihm kommt deine eigene Wahrheit nie ganz zur Ruhe, da du dich nur angepasst hast. Du wirst deshalb vielleicht sogar gelobt, aber in dir ist noch etwas anderes, sind deine aufrichtigen Gefühle und die Gedanken, die daraus entstehen.
Die Anpassung durch Manipulation kannst du nur eine gewisse Zeit durchhalten. Wenn sich ein Freund von dir abwendet, wenn du deinen Job verlierst, wenn eine Liebesbeziehung zerbricht, dann wirst du innerlich aufgewühlt, wirst wachgerüttelt, denn es muss gehandelt werden. Das Leben stellt dich vor eine schwierige Anforderung – und vor ihr stehst du allein. Du kannst natürlich jemand anderen fragen, wie er an deiner Stelle handeln würde – aber kann er dir eine sinnvolle Antwort geben? Ist er nicht selbst manipuliert und dadurch abhängig von fremdbestimmten Vorurteilen, Meinungen und Einstellungen? Ein angepasster Mensch kann dir nur einen Rat der Anpassung geben. Brauchst du aber nicht gerade jetzt, in dieser Konfliktkrise, einen freien Rat, eine individuelle Lösung, einen dir gemäßen Gedanken?
In diesem Moment wird dir bewusst, dass es darum geht, wer du bist. Jede Krise birgt die Chance, dir selbst näher zu kommen, zur Selbstbestimmung zu gelangen, authentisch zu fühlen, zu denken und zu entscheiden. Jede Krise sollte deshalb, so leidvoll und schmerzhaft sie zweifellos ist, als ein Wachstumsprozess zur Reifung gesehen werden. Du erhältst die Chance, wieder ein Stück mehr über dich selbst zu erfahren.
Wenn alles glatt geht, dann funktionierst du zwar reibungslos, aber es verändert sich nichts in dir. Es bedarf daher gerade der Krisen, der Widerstände und der Reibungen, damit du lernen kannst, welche Möglichkeiten in dir stecken.
Glück und Erfolg zu haben ist einfach. Das wünscht sich jeder, weil dann scheinbar alles in bester Ordnung ist. Jedoch: Schwierigkeiten zu begegnen ist ein wahres Glück für Entwicklung und Selbsterfahrung. Nur Schwierigkeiten, Konflikte und Reibungen machen dich wach und führen dich zu dir selbst. Begrüße deshalb Schwierigkeiten und meide das Einfache. Das Einfache bringt dich nicht zu dir selbst; es schläfert dich ein, und zwar bis zu der Stunde, in der du schockartig dem Neuen begegnest. Nur das Neue vitalisiert und führt dich zu dir selbst; das Alte schläfert dich ein und schwächt deine Energie.
Eitelkeit bezieht sich nicht etwa allein auf das Aussehen, auf die Kleidung, sondern auf alle Merkmale eines Menschen, beispielsweise auf die Intelligenz, die Kreativität, auf das soziale oder politische Engagement, den beruflichen Erfolg, auf die Partnerschaft, die Kinder, den Freundeskreis. Es ist also durchaus denkbar, dass du auf deine Kleidung keinerlei Wert legst, aber stolz bist auf dein Wissen im Bereich der Astronomie. Es ist auch denkbar, dass dir eigene Statussymbole ziemlich gleichgültig sind, aber dass dir deine Kunstsammlung mit Radierungen aus den zwanziger Jahren sehr viel bedeutet. Alles Besondere, an das du dein Herz hängst, das dich über deine Mitmenschen hinaushebt, macht dich unter diesem Aspekt eitel.
Den Narzissmus davon abzugrenzen ist einfach, bezieht sich doch diese Form der Eitelkeit auf das äußere Erscheinungsbild, auf deine Schönheit, die ästhetische Nase, den Gesichtsschnitt, das lockige blonde oder schwarze Haar. Es gibt also viele eitle Menschen, die durchaus keine Narzissten sind. Der Narzissmus ist nur ein Teilbereich der Eitelkeit. Die Eitelkeit ist deshalb das psychologische Thema, das für dich und für uns alle von großer Bedeutung ist.
Eitelkeit ist, gleichgültig, auf welchem Gebiet sie sich zeigt, ein großes Problem, denn du bist abhängig davon (was den meisten gar nicht bewusst ist). Abhängigkeit ist eine Schwäche, keine Stärke, denn Abhängigkeit impliziert, dass du nicht frei bist. Von Laotse habe ich den folgenden Satz sinngemäß im Gedächtnis: »Wenn du selbst leuchten willst, kannst du nicht erleuchtet werden.«
Es ist gleichgültig, womit du glänzen willst, doch sobald du es willst, begibst du dich in Abhängigkeit und Verletzbarkeit. Ich habe beobachtet, dass der Punkt, auf den sich die Eitelkeit eines Menschen bezieht, der Punkt also, der ihm wichtig ist für seine Bedeutung und der ihm Egostärke vermitteln soll, genau der Punkt ist, der ihn verletzbar macht und schwächt. Deshalb sei auf nichts stolz, und sei in keinem Punkt eitel.
Ich weiß, Eitelkeit ist weit verbreitet, aber das macht sie nicht besser. Wir besprechen hier einen sehr wichtigen und elementaren psychologischen Aspekt des Menschseins und nähern uns ihm von verschiedenen Seiten. Eitelkeit bedeutet, stolz zu sein auf eine Eigenschaft, eine Fähigkeit, einen materiellen Besitz, also auf etwas, das man geschenkt bekommen oder durch viel Training und persönlichen Einsatz errungen hat. Ich hänge an dem, was ich habe, mein Herz ist damit verbunden, ja, mein Sein ist davon abhängig. Du willst glänzen durch deine Intelligenz, deinen geschäftlichen Erfolg, dein Erscheinungsbild vor anderen, durch deine Ideen, deine schöne Wohnung, deine Familie und deine Kinder, die wiederum etwas Hervorragendes an sich haben müssen, zum Beispiel gutes Aussehen oder gewinnenden Charme, oder etwas Hervorragendes geleistet haben müssen, zum Beispiel in der Schule, während des Studiums oder beim Sport.
Spürst du, wie dich das alles abhängig macht, dich gegenüber anderen Menschen profilieren zu müssen? Eitelkeit ist Profilierungssucht. Und warum will man sich profilieren? Weil man sich selbst nicht genug ist, weil das eigene Ego schwach erscheint ohne diese weitere Profilierung und weil es sich stärkt durch dieses Etwas, das hinzukommt. Warum soll aber etwas hinzukommen? Warum bist du dir – so, wie du bist – nicht selbst genug? Vielleicht, weil wir in einem System der ständigen Aufwertung und Abwertung leben? Weil wir umgeben sind von Kritik, Klatsch und Tratsch, von Bewunderung und Ablehnung, von Anerkennung und Aberkennung – und uns davon nicht lösen können?
Solange du selbst leuchten willst, um auf diese Weise Anerkennung zu erhalten, so lange kannst du nicht erleuchtet werden. Was ist nun der Unterschied zwischen glänzen und erleuchtet sein?
Wenn du nicht mehr glänzen willst, auf keinem Gebiet etwas Besonderes sein willst, also jede Eitelkeit verloren hast, dann bist du erleuchtet. Die Weisheit der Erleuchtung liegt in dieser Erkenntnis und im Gewinn von Freiheit. Wenn dein Ego nichts benötigt, um gestärkt zu werden, dann ist es stark. Wenn dein Ego von keinem Werturteil anderer mehr geschwächt werden kann, dann bleibt es stark. Es wird dir dann bewusst, dass die anderen dich nur aufgrund ihrer eigenen Schwächeproblematik auf- oder abwerten. Wenn sie neidisch auf dich sind, dann sind sie neidisch aufgrund ihrer eigenen Eitelkeitsschwäche. Wenn sie dich loben und hofieren, dann wollen sie von deinem Glanz profitieren. Also ist das Beachten der Meinung der anderen eine trügerische Sache. Wenn du diese Zusammenhänge erkennst, dann wirst du erleuchtet sein, auch wenn diese Erleuchtung niemand erkennt.
Du kannst erleuchtet sein, also ein wahres und freies Ego besitzen, aber keiner erkennt es. Du bist innerlich glücklich, aber keiner wertet dieses Glück. Da du nicht eitel bist, wird es dich nicht berühren, wenn deine Erleuchtung keiner sieht. Der »Erleuchtete« hingegen, der seine Erleuchtung zum Image machen will, der ist eitel, also nicht erleuchtet.
Nicht Narzissmus ist das große Problem, nicht die weiter gehende Eitelkeit. Es geht darum, nicht eitel zu sein – und gerade darauf nicht stolz zu sein. Es geht dabei nur um das eine: Freiheit von Abhängigkeit und Freiheit davon, darüber nicht pfauenhaft-stolz zu sein, denn sonst wäre Freiheit nur eine eitle Provokation. Deshalb kannst du nur selbst erfahren, was es bedeutet, diese Freiheit zu erlangen. Würde dich jemand auf diese Freiheit hintrainieren, wäre wieder Eitelkeit des Lehrers und Eitelkeit des Schülers (es erreicht zu haben) damit verbunden – und es würde ein Schatten auf diesen wichtigen psychischen Vorgang fallen.
Ehrgeiz bedeutet: Ich setze meine Energie dafür ein, etwas zu erreichen, ein Ziel zu erlangen. Ehrgeiz gilt als völlig »normal« in einer Leistungsgesellschaft, denn jede Leistung, die erbracht werden soll, bedarf des Einsatzes von Energie. Ohne Aktivität, Energie, Fähigkeiten, Ideen, Intelligenz, Konzentration und so weiter ist Leistung nicht denkbar. Energie ist also nichts Negatives, ist sie doch die Kraft, die zur Handlung nötig ist.
Gibt es nun einen kranken und einen gesunden Ehrgeiz? Wenn du deinen Lebensunterhalt verdienen musst, dann ist dieser Ehrgeiz, ist Antrieb oder Energieeinsatz notwendig. Wenn du als Sportler oder als Künstler Erfolge verbuchen willst, ist das verständlich. Doch wann geht die Lebensenergie der Aktivität über in einen krankhaften Ehrgeiz? Du hast die Vision von einem Ziel, und du möchtest es erreichen, du strebst danach mit großem innerem Verlangen. Und nun sind wir wieder beim Thema Eitelkeit: Wenn all deine Aktivität, die du einsetzt, um das angestrebte Ziel zu erreichen, damit verbunden ist, dein Ego zu stärken, dann bist du abhängig. Verlangen, Begierde und Ehrgeiz hängen hier eng zusammen. Sogar erotisches Verlangen, als Liebe getarnt, führt dich dazu, einen Menschen zu »erobern«, um dein Ego zu stärken.
Je stärker das Verlangen nach dem zu Erlangenden, desto abhängiger bist du davon, deinen vermeintlichen Seelenfrieden durch dieses Verlangen zu erreichen. Der Ehrgeiz beginnt als natürliches Streben der Energie nach Entfaltung und Selbstverwirklichung, und er kann sich steigern zu einer Fixierung auf das Ziel, sodass du dein gesamtes Leben diesem Streben unterordnest, für nichts anderes mehr Zeit und Gedanken hast, nur noch auf die Erreichung des Zieles schaust, also jegliche Freiheit verlierst. Du wirst zum Sklaven deines Verlangens. Mit dieser Verengung wird dein Leben, wird deine Lebendigkeit ärmer anstatt reicher.
So beginnt der Weg in die Erkrankung. Du musst Misserfolge einstecken und erleidest Rückschläge. Das sind Momente, die dich zur Besinnung bringen könnten. Wenn du aber noch ehrgeiziger wirst und dein Verlangen sich umso mehr festigt, dann wird die Erfolgserwartung für dein Ego immer wichtiger, das heißt, dass du dich nur stark fühlst, wenn du dem Ziel näherkommst, und schwach, wenn sich das Ziel entfernt. Du empfindest den Wert deiner Person mehr und mehr damit verbunden, das Ziel zu erreichen. Das sind die Risikofaktoren, die dich psychosomatisch krank machen können. Hast du Erfolg, entspannst du dich und erkrankst nicht, hast du Misserfolg, dann fühlst du dich depressiv, schläfst schlecht, bist reizbar, neigst zu Schweißausbrüchen, Herzjagen, Kopfschmerzen. Misserfolg zu haben kränkt dich, macht also deinen Körper krank.
Die Ursachen für die Erkrankung liegen nicht in deinem Körper, sondern in den Bereichen Seele und Geist. Wenn du zum Arzt gehst, wird er die Funktionen der Organe diagnostizieren und nichts feststellen können. Solltest du etwa Herzjagen haben, so ist das nicht organisch begründet (von tatsächlichen Organschwächen jetzt einmal abgesehen), sondern hat seine Ursache im seelisch-geistigen Bereich. Das kann der Mediziner aber mit seinen Diagnosemethoden nicht feststellen. Also bist du, medizinisch gesehen, gesund. Dein fixiertes Verlangen aber verengt deine Lebendigkeit und führt auch in Zukunft zu Beschwerden, die sich organisch auswirken.
Die Definition einer Krankheit ist an die medizinische Diagnostik geknüpft. Extrem ehrgeizig zu sein ist aber keine Krankheit im medizinischen Sinne. Dieser Ehrgeiz macht zwar krank, aber der Mediziner kann Krankheit erst diagnostizieren, wenn sich bei seinen Methoden und Analysen ein konkreter Befund ergibt. Dann aber giltst du als körperlich erkrankt und erhältst Medikamente, welche die entsprechenden Organe beeinflussen. Dass die Ursache der Ehrgeiz ist, spielt dabei keine Rolle. Ehrgeiz ist im medizinischen Verständnis keine Krankheit. Natürlich sind auch Ichstärke oder Ichschwäche keine Krankheiten, ebenso wenig wie das Verlangen nach Erfolg oder die Hoffnung auf die Erfüllung erotischer Träume in diesem Sinne keine Krankheiten sind.
Die Frage nach gesundem und krankem Ehrgeiz ist jedenfalls von großer Wichtigkeit, eröffnet sie doch das Verständnis für eine menschliche Problematik. Ehrgeizige Fixierung macht dich früher oder später auch körperlich krank. Die Krankheit beginnt ja in der Seele bzw. im Kopf. Deshalb ist für dich die beste Gesundheitsvorsorge diejenige, welche dich veranlasst, deine Seele zu erkennen und dein Denken zu überprüfen. Es geht darum, dich selbst zu verstehen, das, was du willst, und vor allem, warum du es willst. Was steht dahinter? Warum hast du dieses oder jenes ehrgeizige Ziel? Was willst du damit für dich selbst erreichen? Also: Wer bin ich? Was treibt dich dazu an, dieses oder jenes zu tun? Ist es Eitelkeit, um dich über andere zu erheben? Ist es das Streben, Schwäche zu kompensieren? In diesem Zusammenhang solltest du dir einmal die Frage stellen: Was ist so schlimm daran, schwach zu sein – warum will ich stark sein und Stärke dokumentieren? Anscheinend ist diese Frage nicht sonderlich populär.
Es wird uns keine Alternative angeboten. Es gibt keinen Freiraum für Schwäche. Die Stärke von Seele, Geist und Körper ist das Goldene Kalb, um das alle Menschen wie selbstverständlich kreisen. Deshalb sind Eitelkeit, Ehrgeiz und Narzissmus gültige und akzeptierte Werte. Die Gegenwerte wie Natürlichkeit und Selbstzufriedenheit, Ausgeglichenheit und Gelassenheit, Freiheit und Losgelöstheit, Mitgefühl und Selbstlosigkeit, Selbstvergessenheit und Verträumtheit finden so gut wie keine Berücksichtigung in unserem Denken und Tun. Deshalb sage ich immer wieder: Lausche auf deine wirklichen Wünsche und Bedürfnisse und gebe ihnen den erforderlichen Freiraum, auch wenn sie einem ehrgeizigen Impuls in diesem Moment zuwiderlaufen sollten. Der Ehrgeiz kann zu einer Überspanntheit führen – und dann macht er auch deinen Körper krank. Die Phase hingegen, nicht ehrgeizig zu sein, also loszulassen, macht deinen Körper wieder gesund.
All diese Zusammenhänge zu verstehen hat uns niemand gelehrt. Deshalb sehe ich es als meine Aufgabe an, jene Zusammenhänge zu vermitteln, klar und für jedermann nachvollziehbar, ohne erhobenen Zeigefinger. Seele und Geist sind ein unbekanntes Gebiet. Die Mediziner erfahren darüber auf der Universität fast nichts, und die Fachrichtung Psychologie ist eine Wissenschaft, die sich mehr mit ihrem Wissenschaftsverständnis befasst als mit den konkreten Problemen des Seelenlebens im Alltag.
Wenn der Ehrgeiz ans Ziel der Wünsche führt, nimmt die innere Spannung ab und damit auch die Neigung zur Aggression. Extremer Ehrgeiz (der noch nicht am Ziel ist) führt zur inneren Angespanntheit, wobei jeder Rückschlag Frustration bedeutet. Innere Angespanntheit und Enttäuschung von Erwartungen bauen Reizbarkeit und Aggressivität auf.
Die Spannung kann zwei Auswirkungen haben: die Tendenz zur Depression oder die zur Aggression. Der introvertierte Mensch reagiert gedrückt und grübelt über seine Fehler nach. Der Extravertierte hält sich nicht mit der Fehlersuche bei sich selbst auf, sondern er gibt anderen die Schuld, selbst denen, die völlig unbeteiligt sind. Er reagiert also gereizt und kritisiert denjenigen, der gerade in seinem Umfeld verfügbar ist. Solch ein extravertiertes Verhalten wird als aggressiv empfunden. Wenn man es harmlos ausdrückt, dann sagt man: »Du bist aber launisch«, oder: »Du bist aber schlecht gelaunt«, doch in Wahrheit handelt es sich hier nicht um eine schlechte Laune (die hält meist nur kurz an), sondern eine derartige Gereiztheit ist gleichzusetzen mit Aggression. In solch einem Fall wollen wir den Gereizten auch nicht weiter reizen, um seine Aggression nicht noch zu steigern. Denn: Aggression führt zur Rücksichtslosigkeit, zu brutalem Durchsetzungsverhalten, zu zynischen und ironischen verbalen Spitzen, ist also verletzend und meist ungerecht.
Ehrgeiz und Aggression hängen zusammen. Aus diesem Grund solltest du ehrgeizigen Menschen gegenüber vorsichtig sein, obwohl Ehrgeiz in unserer Gesellschaft nicht negativ bewertet, sondern eher positiv gesehen wird. Wenn die Eigenschaften Ehrgeiz und Extraversion bei einer Person zusammenkommen, dann kann in jedem Moment einer Schwierigkeit oder eines Misserfolgs Gereiztheit und Aggression sichtbar werden, dann muss jeder damit rechnen, jederzeit zum Zielobjekt eines ungerechtfertigten Angriffs zu werden. Es ist gut, auf solch ein Verhalten vorbereitet zu sein.