Wege zur Gelassenheit - Peter Lauster - E-Book

Wege zur Gelassenheit E-Book

Peter Lauster

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Beschreibung

Gelassenheit als Ausdruck seelischer Gesundheit – der Sachbuch-Klassiker endlich als eBook! »Loslösung ist die beste Lösung.« Stets gelassen zu bleiben – wer träumt nicht davon? Doch paradoxerweise scheint das Streben nach der ersehnten Gelassenheit in unerreichbare Ferne zu rücken. Aber wie gelangen wir dorthin? Peter Lauster, renommierter Psychologe und Sachbuchautor, zeigt in diesem Buch, dass es viele Wege zur inneren Gelassenheit und Souveränität gibt. Anhand von authentischen Beispielen aus seiner eigenen Praxis beleuchtet er, wie wir uns innerer Anspannung in stressigen Situationen und Konflikten bewusst werden und diese lösen können – und zeigt auf, wie ein Leben in Gelöstheit, Heiterkeit, Leichtigkeit und Harmonie möglich wird. Der Sachbuch-Klassiker über die Kunst des Loslassens und seelische Gesundheit für Fans von Dr. Leon Windscheid, Marie Luise Ritter und Johanna E. Kappel. Begeisterte LeserInnen: »Peter Lauster versteht es, (Selbst-)Erkenntnis zu vermitteln.« Amazon-Rezensent »Ein Buch, das hilft, sich besser zu verstehen und aus dunklen Tagen herauszufinden.« Amazon-Rezensent

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Seitenzahl: 219

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Über dieses Buch:

Stets gelassen zu bleiben – wer träumt nicht davon? Doch paradoxerweise scheint das Streben nach der ersehnten Gelassenheit diese in unerreichbare Ferne zu rücken. Aber wie gelangen wir dorthin? Peter Lauster, renommierter Psychologe und Sachbuchautor, zeigt in diesem Buch, dass es viele Wege zur inneren Gelassenheit und Souveränität gibt. Anhand von authentischen Beispielen aus seiner eigenen Praxis beleuchtet er, wie wir uns innerer Anspannung in stressigen Situationen und Konflikten bewusst werden und diese lösen können – und zeigt auf, wie ein Leben in Gelöstheit, Heiterkeit, Leichtigkeit und Harmonie möglich wird.

Über den Autor:

Peter Lauster wurde in Stuttgart geboren und studierte nach dem Abitur Psychologie, Philosophie, Kunst und Anthropologie an der Universität Tübingen. Im Januar 1971 begann er die freiberufliche Tätigkeit in eigener Praxis als beratender Psychologe und Buchautor. Seine psychologischen Sachbücher wurden in zwanzig Sprachen übersetzt. Die deutsche Gesamtauflage seiner Bücher beträgt über 5 Millionen.

Die Website des Autors: peterlauster.de/

Der Autor bei Facebook: https://www.facebook.com/peter.lauster

Das Diskussionsforum des Autors: peterlaustercommunity.de

Bei dotbooks veröffentlichte der Autor »Liebe – Psychologie eines Phänomens«, »Lassen Sie sich nichts gefallen«, »Selbstbewusstsein: Sensibel bleiben – selbstsicher werden«, »Wege zur Gelassenheit« und »Ausbruch zur inneren Freiheit« (dieser Titel ist auch als Hörbuch bei SAGA Egmont erhältlich).

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eBook-Neuausgabe September 2024

Copyright © der Originalausgabe 1986 Rowohlt Verlag GmbH,

Reinbek bei Hamburg

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Montasser Medienagentur, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Karol Kinal unter Verwendung eines Bildmotivs von Adobe

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (vh)

ISBN 978-3-98952-415-6

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dotbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, einem Unternehmen der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt: www.egmont.com/support-children-and-young-people. Danke, dass Sie mit dem Kauf dieses eBooks dazu beitragen!

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Dieses Sachbuch wurde vor dem Hintergrund einer bestimmten Zeit verfasst und wird von uns unverändert neu aufgelegt. Daher begegnen Sie in diesem eBook möglicherweise Begrifflichkeiten, Weltanschauungen und Verhaltensweisen, die wir heute als unzeitgemäß oder diskriminierend verstehen. Das gilt ebenfalls für die Quellen, auf die sich der Text bezieht. Diese Inhalte spiegeln nicht automatisch die Überzeugungen des Verlags wider oder die heutige Überzeugung der Autorinnen und Autoren, da sich diese seit der Erstveröffentlichung verändert haben können. Es ist außerdem möglich, dass dieses eBook Themenschilderungen enthält, die als belastend oder triggernd empfunden werden können. Bei genaueren Fragen zum Inhalt wenden Sie sich bitte an [email protected].

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Peter Lauster

Wege zur Gelassenheit

Souveränität durch innere Unabhängigkeit und Kraft

dotbooks.

»Da alle moralische Verantwortlichkeit des Menschen von seinen Wertempfindungen bestimmt wird, muss dem epidemischen Irrglauben entgegengetreten werden, dass nur dem Zähl- und Messbaren Wirklichkeit zukomme. Es muss überzeugend klar gemacht werden, dass unsere subjektiven Erlebnisvorgänge den gleichen Grad von Realität besitzen wie alles, was in der Terminologie der exakten Naturwissenschaften ausgedrückt werden kann.«

Konrad Lorenz

»Wir wollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen, der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegensenden, des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ... Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!«

Hermann Hesse

Vorwort

Der gemeinsam mit dem Verlag ausgewählte Titel ›Wege zur Gelassenheit‹ bringt zum Ausdruck, dass es viele Wege gibt, um gelassener zu werden, nicht nur eine einzige Patentlösung. Deshalb war es sehr schwer, eine passende Zeichnung oder ein Foto für den Umschlag zu finden. Für die erste Auflage dieses Buches habe ich ein Herz gemalt, aus dem ein Vogel herausfliegt. Symbolisch wollte ich damit ausdrücken, dass man aus dem Zentrum der Seele, aus dem Herzen heraus, »Herzlichkeit« und seelische Offenheit entfalten kann, losgelöst von Anpassungen, Masken, Verkrampfungen, Normen und Ängstlichkeiten. Mit dem Bild wollte ich zurufen: Schließt das Herz auf, und drückt eure Gefühle aus, denn diese entspannte Gelöstheit erzeugt die beglückende Gelassenheit der Seele und des Geistes

In diesem Buch fasse ich meine bisherigen Erkenntnisse zusammen und komme zu dem Ergebnis: ›Loslösung ist die Lösung‹ für die meisten psychischen Probleme, die nur deshalb Probleme sind, weil ein Festklammern zu Verspannungen und Verkrampfungen führt. Ich möchte meine Leser anregen, das Herz zu öffnen und sich vom Wind des Lebens freudig davontragen zu lassen.

Peter Lauster

Kapitel 1Gelassenheit entsteht durch Loslassen

»Wir müssen lernen, gegenseitig

unsere Theorien umzubringen statt uns selbst.«

Karl Popper

Gelassenheit ist etwas Herrliches, Bewundertes und deshalb von vielen Ersehntes; Gelassenheit ist der reinste Ausdruck seelischer Gesundheit. Wer gelassen ist, hat die höchste Stufe des Menschseins und der Weisheit erreicht – er ist ausgeglichen und kann ausgleichend auf andere einwirken. Mit Gelassenheit wird deshalb seelische Stärke verbunden und vor allem seelische Unverletzlichkeit. Ich höre oft den Stoßseufzer: »Ach, wäre ich doch weniger sensibel, könnte ich Angriffe und Kritik besser ertragen, hätte ich doch ein dickes Fell, dann könnte ich gelassen reagieren.«

Zuallererst möchte ich klarstellen, dass Gelassenheit nichts mit einem »dicken Fell« zu tun hat. Wer ein dickes Fell besitzt, ist dickhäutig und stumpf, er will sich nur schützen, das ist keine wirkliche Gelassenheit. Wer Tranquilizer schluckt oder Alkohol trinkt, um auf chemischem Weg vor der Angst Schutz zu suchen, reagiert auf Reize scheinbar gelassen, ist in Wirklichkeit aber nur betäubt und deshalb nicht wirklich gelassen.

Wer sich einredet, dass er »über den Dingen steht«, weil er z. B. besonders begabt ist oder aus einer privilegierten Gesellschaftsklasse hervorgeht, weil er Erfolge im Beruf hat oder eine schöne Frau geheiratet hat bzw. den erfolgreichsten Mann am Ort, auch der betäubt sich. Zur Schau gestellte Gelassenheit ist eine Scheingelassenheit, die leicht zusammenbricht, sobald unerwartete Stressbelastungen auftreten.

Wirkliche Gelassenheit, von der ich in diesem Buch erzählen möchte – um sie begreifbar zu machen und vielleicht dem einen oder anderen Leser in greifbare Nähe zu rücken –, ist etwas ganz anderes; sie geschieht völlig unabhängig von chemischen Drogen jeder Art, losgelöst von einem Status, einem Vermögen oder einem geistigen Trick. Gelassenheit ist gerade deshalb so selten und begehrenswert, weil sie nur unter Beteiligung der gesamten Existenz möglich wird, nicht durch einen Schnellkurs in einer Psychotechnik.

Ein erfolgreicher, vermögender Mann kam in meine Praxis und klagte: »Ich habe heute mehr erreicht, als ich mir als Zwanzigjähriger erträumt habe. Meine Firma wirft Gewinn ab. Ich besitze eine beneidenswert schöne Frau, meine beiden Kinder sind gesund und intelligent. Und dennoch bin ich unruhig und verspüre ein Gefühl von Unsicherheit, das ich sogar als Angst bezeichnen möchte. Ich fühle mich immer unter Spannung und kann meinen Erfolg und mein Glück nicht richtig genießen. Was soll ich tun?«

Nachdem er auf den Gebieten erfolgreich war, die mit Willen, Energie, Tatkraft und Initiative erreichbar sind, wollte er jetzt auch auf seelischem Gebiet erfolgreich sein, nämlich glücksfähig, ausgeglichen und gelassen. Er kam zu mir, um sich mit Hilfe von einigen Beratungsstunden seelische Ausgeglichenheit zu erwerben. Das ist natürlich nicht möglich. Gelassenheit ist kein leicht käuflicher Konsumartikel, genauso wenig wie Liebe. Sexualität mag käuflich sein, aber nicht Liebe. Eine Technik ist käuflich, wie z. B. das von mir sehr geschätzte autogene Training, aber nicht Gelassenheit. Eine Technik wirkt momentan entspannend, aber sie macht die Seele nicht wirklich frei und gelassen. Gelassenheit ist etwas Umfassendes. Sie ereignet sich nicht, vermittelt durch ein äußeres Hilfsmittel, sondern geschieht in der Tiefe der Seele. Sie ist nicht mit gutem Willen herbeizuzaubern, sie ereignet sich ohne Anstrengung, sie ist keine Leistung.

Gelassenheit stellt sich von selbst ein, wenn ein bestimmter seelisch-geistiger Zustand erreicht ist. Man kann nicht nach Gelassenheit streben, denn gerade wenn man nicht an sie denkt, wenn man absichtslos einer Beschäftigung nachgeht, wenn man in einer Beobachtung völlig aufgeht, ist sie plötzlich da. Sobald man sie bemerkt und bewusst festhalten will, ist sie sofort wieder weg – verflogen, verdunstet.

Es erscheint jetzt sicher manchem Leser seltsam, dass ich über so etwas Ungreifbares wie die Gelassenheit dennoch ein Buch schreibe. Kann man Gelassenheit aus einem Buch lernen? Ja, aber es gibt keine technisch klare Anleitung zur Gelassenheit, die man nur peinlich genau befolgen müsste und dann würde sich die ersehnte seelische Ausgeglichenheit automatisch ereignen. Wir müssen uns dem Phänomen auf vielen Umwegen nähern wie einem Schmetterling, der sich immer wieder jedem direkten Zugriff entzieht. Je mehr man sie herbeizwingen will, umso weiter weicht sie zurück. Gelassenheit geschieht durch Loslassen. Der Verstand mag das zwar erfassen, aber durch das bloße sachliche Zur-Kenntnis-Nehmen allein ist nichts gewonnen. Wir müssen »begreifen«, was mit dieser einfachen, schlichten Tatsache zusammenhängt. Nicht nur der Verstand allein muss erfassen, sondern auch das Herz, die Gefühle wollen beteiligt sein, auch die Sinne, der ganze Körper und der Kern der Seele, dann geschieht mehr als Verstehen, nämlich Erkenntnis.

Erkenntnis kann blitzlichtartig aufleuchten, sie kann sich aber auch langsam aufbauen, Steinchen auf Steinchen – ein wunderbares Wachstum, Ausreifung der Persönlichkeit und der Selbsterkenntnis. Ich möchte Impulse geben, damit dieses Wachstum gefördert wird. Meine Worte sind vergleichbar mit einem Düngemittel, das der Erde hinzugefügt wird, damit Wachstum intensiviert und angeregt werden kann.

Die Erde ist in diesem Bild Seele und Geist. Es bedarf allerdings einer großen Aufgeschlossenheit und Aufnahmebereitschaft, sonst können die Gedanken nicht fruchtbar werden. Hierauf habe ich natürlich keinen Einfluss. Aus den vielen Leserbriefen, die ich täglich erhalte, weiß ich, dass viele Menschen bereit sind, zuzuhören und seelisch zu wachsen, hierüber bin ich sehr glücklich, und das erleichtert mir die Arbeit des Schreibens.

Anklammern fällt leichter als Loslassen

Man sollte annehmen, dass die Menschen lieber loslassen, als sich anzuklammern, denn Loslassen erscheint leichter, weniger anstrengend. Keine Energie ist erforderlich, wenn man loslässt. Wer sich anklammert, muss sich anstrengen, Kraft aufwenden, Energie einsetzen. Man sollte deshalb glauben, dass die Menschen den Weg des geringsten Widerstands gehen und lieber loslassen. In Wirklichkeit klammern sie sich aber auf allen Gebieten an. Sie strengen sich an, stehen unter Spannung. Einem Menschen, der loslassen kann, begegnet man sehr selten. Wir wollen untersuchen, woran das liegt. Warum stehen die Menschen so unter Spannung, warum lassen sie nicht los und lassen die Dinge geschehen? Warum strengen sie sich so an, und warum ist es für sie so ein großes Problem, sich zu entspannen, losgelöst das Leben in Freiheit zu feiern?

Man muss einiges von Psychologie verstehen, um das zu begreifen. Kinder wachsen zunächst einmal seelisch offen und ungeprägt heran; erst durch die Erziehung wird der freie Fluss der Lebensenergie kanalisiert. Dem Kind werden Ängste eingejagt! Es soll gehorchen und wird mit Hilfe von Angst und Lob dressiert. Es versucht, die Angst vor Strafe und Liebesverlust zu meiden, und sucht die Forderungen der Erziehungspersonen zu erfüllen. So wird, wie Sigmund Freud so treffend beschrieben hat, das Über-Ich aufgebaut, das Gewissen, das Streben nach der Erfüllung von Normen und Forderungen.

Der junge Mensch kann sich nicht selbst entwickeln, selbst herausfinden, was ihm gemäß ist, sondern er wird mit drohender Angst dazu gebracht, sich Regeln, Normen und Idealen verpflichtet zu fühlen und sich ihnen anzupassen. Seiner Natur nach würde er lieber frei sein, sich nirgendwo anklammern, sondern sich ohne Zwang und äußeren oder inneren Druck dem Leben ausliefern. Er klammert sich an, um die Wünsche der Erziehungspersonen zu erfüllen, er gehorcht, er lässt sich einschüchtern und sucht in der Anpassung Schutz und Geborgenheit. Die menschliche Seele ist sehr sensibel; Angst vor Strafe und Liebesverlust kann sie nicht lange aushalten. Anklammern dagegen vermittelt Sicherheit und Ruhe, Loslassen führt in drohende Unsicherheit.

Die Vorteile des Anklammerns liegen also deutlich auf der Hand: Wer sich an die vorgegebenen Richtlinien anpasst, vermeidet Kritik und Auseinandersetzungen, das ist also im Endeffekt der bequemere, aber spannungsreichere Weg. Er geht also doch einen bequemeren Weg über die Anpassung, die Einfügung, das Gehorchen, das Vermeiden von Angst, obwohl dieser Weg viel mehr Energie und Kraft kostet.

Freiheit bringt zwar der Seele Glück und Erfüllung, aber man handelt sich andere Schwierigkeiten ein, nämlich Angst, Unsicherheit, Liebesverlust, Alleinsein, Ausgestoßensein, Bestrafung und vermeintliche Erfolglosigkeit. Die Nachteile der Anpassung werden deshalb in Kauf genommen.

Der Nutzen der Anpassung hat jedoch massive Nachteile im Gefolge, die man früher oder später bemerkt, wenn man unter der eigenen seelischen Verfassung leidet. Anklammern führt zu Ehrgeiz, Neid, Konkurrenzdenken, Habgier, Geltungsstreben, Aggression, Angst, Unsicherheit, Eifersucht, Besitzgier, Konsumzwang, Klatschsucht, Sadismus, Habenmentalität, Existenzangst, Sucht, Unruhe, Hektik, Nervosität, kurz, zu den Symptomen des alltäglichen Verhaltens vieler Menschen in unserer Gesellschaft. Sie sind zutiefst verstrickt in diese seelische Struktur, halten sie für die »normale« psychische Situation des Menschen und haben dennoch Sehnsucht, dem allen zu entkommen in die Freiheit, weil die erzielten Vorteile die Nachteile doch nicht aufwiegen, wie man mitunter plötzlich erkennt.

Der Weg heraus ist so einfach: Wir brauchen bloß alles, woran wir uns anpassen und anklammern, loszulassen. Hier beginnt aber unbekanntes Gebiet. Wir wissen nicht, ob die Nachteile vielleicht doch überwiegen, ob wir Diamanten oder Steine bekommen, ob wir Kupfer gegen Gold eintauschen. Der Wunsch, dem seelischen Leid und der Spannung zu entrinnen, ist groß, aber die Angst vor der Unsicherheit dessen, was danach kommt, ist meist noch größer.

Ein junger Grafiker wollte von mir wissen, ob er sich selbständig machen sollte oder nicht. Er sagte: »Wenn ich angestellt bleibe, dann kann mir nicht viel passieren, aber ich fühle mich unfrei und unwohl. Wenn ich mich selbständig mache, kann ich über meine Arbeit selbst bestimmen, das ist sicherlich eine befriedigendere Situation. Aber ich habe Angst davor, dass ich mit der Unsicherheit nicht fertig werde; ich habe Angst davor, wirklich frei zu sein, obwohl ich nur in Freiheit zu mir selbst finden kann, also ein guter Grafiker bin.«

So denken die meisten Menschen aus Angst vor der Freiheit. Sie leben lieber in Abhängigkeit von der Familie, einer Religion, einer Arbeitsstelle, einer politischen Meinung, einer Meinung über das Leben und die Erziehung; sie sagen lieber ja, folgen den anderen nach, gliedern sich brav ein. Das sieht alles scheinbar so einfach aus, kostet aber eine riesige Anstrengung; Festhalten ist energieraubend und sehr erschöpfend. Viele stehen den ganzen Tag unter der Spannung, sich anzupassen, sich selbst Gewalt anzutun. Sie sind erschöpft vom Anklammern und Verdrängen der Möglichkeit des Loslassens; sie bekommen mehr und mehr Angst davor.

Und auch manchen Leser wird diese Angst beschleichen. Es gehört sehr viel Mut dazu, sich mit der Wahrheit zu beschäftigen. Sigmund Freud sagte: »Der Mensch ist nicht Herr im eigenen Haus.« Er vermeidet es aus Angst, sich über seine eigene Situation Gedanken zu machen; auch hier entwickelt er Widerstand, wehrt sich, entwickelt die verschiedensten Abwehrmechanismen, die ich bereits in meinen früheren Büchern ausführlich beschrieben habe. Es gehört Mut dazu, weiterzulesen, sich mit der Möglichkeit des Loslassens auseinander zu setzen, meinen Worten zuzuhören; denn es könnte sich vielleicht eine Einsicht ereignen, die einen nicht mehr loslässt, von der Faszination des Loslassens. Was dann?

Gelöstheit ist »losgelöst sein«

Viele seelische Probleme sind Spannungsprobleme. Wer zu sehr unter einer Spannung steht, kann nicht gelöst sein, er ist blockiert und gehemmt. Gelöstheit ist ein seelischer Zustand der Entspanntheit, der Leichtigkeit und Schwerelosigkeit. Losgelöst und schwerelos geht der seelisch Gesunde durch die Welt, angstfrei, aggressionsfrei, unbeschwert von Vergangenheit, unbelastet von einer Zukunftserwartung, das ist der wunderbare Zustand seelischer Leichtigkeit und Frische. Gelöstheit ist unsere Sehnsucht, das Ende von Stress und Angst.

Ein sehr verkrampfter Mensch fragte mich einmal um Rat, wie er »innerlich lockerer« werden könnte. Er besaß eine Werbeagentur und war beruflich erfolgreich. Er sagte: »Rein äußerlich geht es mir gut, ich habe viel erreicht. Ich bin mit einer patenten Frau verheiratet, außerdem habe ich seit einigen Jahren noch eine Geliebte, die mich anbetet und am liebsten heiraten würde. Meine Frau respektiert mich, meine Geliebte verwöhnt mich im Bett, trotzdem stehe ich immer so unter Spannung, ich meine, dass mit mir irgendetwas nicht stimmt. Ich empfinde Angst, obwohl ich mich konkret vor nichts fürchten muss. Ich schrecke bei einem lauten Geräusch unwillkürlich zusammen. Das macht mir dann immer bewusst, wie sehr ich unter Spannung stehe. Bei meinem Erfolg müsste ich doch eigentlich viel gelassener sein. Ich müsste befreit durchatmen können und mein Leben genießen. Mit mir stimmt was nicht, aber ich weiß nicht, was. Von anderen werde ich bewundert und beneidet. Niemand weiß von meiner Anspannung.«

Es ist immer wieder dasselbe: Einer strebt nach Erfolg, nach Geld, Macht, äußerer Unabhängigkeit, geordneten Verhältnissen, nach Partnerschaft und Sex, und hat er das alles erreicht, zeigt sich, dass er damit nur etwas Äußerliches gewonnen hat, aber nichts für sein seelisches Wohlbefinden. Ich antwortete dem Unternehmer: »Du hast dich angespannt und verkrampft, du wolltest etwas werden, hast Ehrgeiz entwickelt, hast dich innerlich angespannt, dich einem Ziel verschrieben. Du warst ein Streber, hast dich angeklammert, Erfolge erzielt, die dich bestärkten und den Ehrgeiz immer größer werden ließen. Du hast gekämpft und gesiegt, aber diese Siege bedeuten keinen befriedigenden, endgültigen Sieg, du musstest immer weiterkämpfen; der Ehrgeiz lässt dir keine Ruhe, erfordert immer neuen Energieeinsatz, du stehst immer stärker unter Spannung, du bist ruhelos, getrieben, deinen ehrgeizigen Zielen verhaftet, angekettet und versklavt. Du bist noch schlimmer dran als ein Sklave, denn der weiß, dass er in Wirklichkeit etwas anderes will. Du hast dich unbewusst selbst versklavt, das ist gefährlicher. Du bist dein eigener Sklavenhalter, dein Unterdrücker ist nicht außerhalb, er ist in dir selbst. Den äußeren Feind kann man gut bekämpfen, den Feind in sich selbst zu entmachten ist viel schwieriger. Du bist in Spannung, weil in dir zwei Instanzen sind, der eine Pol bist du, dein wirklicher Kern, und die andere Instanz ist der Sklaventreiber, der dir einredet, dass er nicht dein Feind ist, sondern dein Bestes will.«

Wie kann man gelöst sein, wenn man innerlich so unter Spannung steht, wenn das Erlebnis der Einheit fehlt, wenn der Körper andere Bedürfnisse hat als der Geist und die Seele? Jeder Mensch spürt die Echtheit seiner Befindlichkeit. Er spürt, ob er wirklich er selbst ist. Wer einem ehrgeizigen Ziel hinterherjagt, das nicht sein wirkliches Ziel ist, steht unter Spannung zwischen Wollen und Sein. Er strengt sich für etwas an, das ihm keine Befriedigung vermitteln kann. Das ist wirklich sehr frustrierend, verkrampfend und ängstigend. Gelöstheit kann nicht aufkommen, weder mit Alkohol noch mit Hilfe von Psychopharmaka.

Gelöstheit bedeutet losgelöst sein. Ich sagte ihm: »Du musst erst losgelöst sein von deinem Wollen und Streben, du musst das erst alles loslassen, bevor sich die Spannung legen kann. Kein Ehrgeiz mehr, und du fühlst dich sofort freier, glücklicher und vitaler. Löse dich, das ist die Lösung all deiner Probleme. Gib den Kampf auf, ohne dich schwach zu fühlen, gib auf, ohne dich als Feigling zu fühlen. Kämpfe nicht mehr, das ist die Lösung. Der Gelöste lächelt über den Kämpfer. Der Kämpfer, der über sich selbst lächelt, der gelöste Kämpfer, der spielerisch seine Energie einsetzt, der mag kämpfen, aber du bist im Moment noch weit davon entfernt. Gib alle Verbissenheit auf, damit deine Energie zum Segen und nicht zu Gift wird für dich selbst und andere.«

Sicherheit – lohnt sie sich?

Ein Student der Betriebswirtschaft wollte wissen, wie er seine Prüfungsangst überwinden und das Examen mit einer guten Note bestehen könne. Obwohl er viel gelernt hatte, fühlte er sich trotzdem unruhig den Unsicherheiten einer Prüfung ausgeliefert. Was würde er gefragt werden? Fragt der Prüfer über Steuerprobleme, das wäre wunderbar, hier könnte nicht viel passieren, beißt er sich aber an einem Detail fest, auf das er sich nicht so vorbereitet hat, was dann?

Wir wollen nicht unvorbereitet in eine Situation gehen. Wir suchen Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit – wir sind Sicherheitsfanatiker. Wir wollen alles vorausplanen, abschätzen, in den Griff bekommen, so wenig wie möglich sich selbst überlassen. Aber das alles führt zu einer Scheinsicherheit. Ich kann mein Leben planen, absichern, kann für alles eine Versicherung abschließen, und dann verliebe ich mich in eine Frau, die mit mir nach Neuseeland auswandern will. Was dann?

Ich strebe nach einem sicheren Broterwerb, bin Beamter, richte mein Leben nach der katholischen Lehre aus, plane die Zukunft, spare jeden Monat zweihundert Mark für meine Kinder, obwohl ich noch gar keinen Partner habe, und da fällt ein Ziegelstein bei Dacharbeiten herunter, trifft meinen Rücken, und ich werde querschnittgelähmt. Sicherheit gibt es nicht, sie kann nicht geplant werden, sie sollte uns vor allem nicht tyrannisieren.

Das Leben ist kein Rechenexempel. Wer sich an Sicherheiten klammern will, der geht mit Sicherheit in die Irre. Lebendigkeit ist Unsicherheit. Je lebendiger, desto unsicherer. Nur der Tod ist sicher, das Tote, das sich nicht mehr bewegt, bleibt auf seinem Platz. Nach Sicherheit streben, das heißt Totes verehren. Lebendigsein aber ist das Gegenteil von Festigkeit und Planung.

Ich verliebe mich in eine Frau und plane, sie zu heiraten und sie immer zu lieben. Ich fühle mich so schlau, weil ich die Sicherheit anstrebe, weil ich mein Glück absichern will. Mancher klammert sich so sehr an seinen Plan, dass er aus Eifersucht den »Liebhaber« seiner Geliebten und diese gleich mit erschießt. Er hat Sicherheit erwartet mit dem Ergebnis, dass er drei Leben zerstört hat.

Leben kann man nicht verplanen, es ist ein herrliches Spiel der Unsicherheit. Wenn man Entfaltung ohne Plan und Sicherheit zulässt, geschieht das Unsichere, das Unerwartete, das Begeisternde – jedenfalls keine Langeweile. Wenn ich neben einem Menschen sitze, der »Prinzipien« gehortet hat, nach Sicherheit strebt, einem Ideal nacheifert, der ist so langweilig, dass ich mich in seiner Gegenwart unwohl fühle und aufstehen muss. Ich trete aus seinem Kontaktkreis heraus und atme tief durch: Wie herrlich ist die Luft der Unsicherheit. Seine Sicherheit beengt, schränkt ein, seine Ausstrahlung, seine Gedanken, die Blüten seines Geistes sind Kunstprodukte, sie sind so künstlich wie Kunstblumen im Vergleich zur lebendigen Rose. Wenn Menschen Gedanken äußern, erkenne ich sofort, ob diese Gedankengebilde Rosen sind oder Gummiblumen.

Ich habe mich einmal in den Körper einer Frau verliebt, in die Oberfläche der Erscheinung. Als wir uns unterhielten, vermittelte sie vorprogrammierte Sätze, ihr Denken war geprägt von gesellschaftlichen und moralischen Normen, kein Gedanke war ihr eigener, sie plapperte nach, was man ihr irgendwann einmal vorformuliert hatte. Ich sah daraufhin ihren Körper mit anderen Augen, er wurde plötzlich kalt und unlebendig, alles Spontane wich von dieser Frau. Sie ließ Lebendigkeit nicht an sich heran, und in ihr waren nur tote, abgestandene Gedanken. Sie suchte Sicherheit – das Leben hatte da keinen Platz, es wurde ausgeschlossen, so gut es ging. Der schöne Körper war zwar immer noch ästhetisch, aber ich konnte keinen Gefallen mehr an ihm finden – er war wie die schöne Plastikblume: dekorativ, aber uninteressant.

Das Herz frei machen

Das schlagende Herz ist der zentrale Ort des Lebens und Erlebens, man spricht davon, dass etwas zu Herzen geht, das Herz höher schlagen lässt oder Herzeleid verursacht. Herzlichkeit ist ein ganz wichtiger Aspekt seelischen Erlebens. Ein offenes Herz führt zu Herzlichkeit, ein enges Herz bedingt angstvolles Erleben. Mut wird zu Recht auch als Beherztheit bezeichnet.

Es entstehen keine Herzrhythmusstörung und keine Infarktgefährdung, wenn die Einstellung zum Leben bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Nicht die organische Beschaffenheit des Herzens beeinflusst die Seele, sondern umgekehrt, der geistig-seelische Zustand macht das Herz krank oder frei. Wenn die Einstellung offen, lebensbejahend und aufgeschlossen ist, weiten sich die Blutgefäße, und das Herz kann kräftig und gesund schlagen.

Im Zusammenhang mit Herzerkrankungen und Infarktgefährdung wurde von der medizinischen Forschung immer wieder auf den Risikofaktor Stress hingewiesen. Was einen Menschen stresst, ist natürlich individuell verschieden. Für den einen ist Zeitdruck Stress, für den anderen sind es zynische Bemerkungen, bezogen auf seine Leistungsfähigkeit, für wieder einen anderen ist Stress Unsicherheit über Anerkennung oder Ablehnung der Mitmenschen. Jeder hat eine andere Einstellung zu diesen und jenen Situationen. Dem einen geht dies zu Herzen, worüber der andere lacht, und dem Nächsten jenes. Gleichgültig, was es im Einzelnen auch immer sein mag, entscheidend ist der Einfluss auf die Verengung der Blutgefäße. Die beste Prophylaxe gegen den Herzinfarkt ist Herzlichkeit, emotionale Aufgeschlossenheit, die Fähigkeit, mit Stressfaktoren offen umzugehen, Stresserlebnisse zu registrieren, aber Abstand dazu zu gewinnen und trotzdem die herzliche Aufgeschlossenheit nicht zu verlieren: Das Herz weit und offen halten, alles verstehen, alles zulassen, sich gegen nichts sperren und verengen.

Der herzliche Mensch (der Herzgesunde) geht auf seine Mitmenschen und die Ereignisse positiv eingestellt zu. Er neigt nicht dazu, sich von negativen Vorurteilen beeinträchtigen zu lassen. Er ist vorurteilslos, wertet Menschen und Ereignisse nicht in »gut« und »schlecht«, er legt keine engen Wertmaßstäbe an. Er nimmt die Dinge so, wie sie kommen, betrachtet sie offen und verschließt sich nicht vor negativen Erfahrungen. Er hat deshalb keine Angst vor eigenen Fehlern und den Fehlern der anderen.

Er ist neugierig, interessiert sich für Meinungen und Ereignisse. Er will aber weder verurteilen noch bewundern, er hat Interesse und dabei gleichzeitig Abstand. Er taucht voll ins Leben ein, lässt es zu, davon berührt zu werden, und doch kann ihm das, was er sieht und erfährt, nichts anhaben. Schmutz kann ihn nicht beschmutzen, er bleibt rein, Schönheit kann ihn nicht süchtig machen, er empfindet keine Gier, er bleibt, wie er ist, aufgeschlossen, offen, eine Durchgangsstation für Energie des Lebens, er atmet die Ereignisse ein und wieder aus, er will den Atem niemals festhalten – ein und aus, in lebendigem Rhythmus; nichts kann sich in ihm festsetzen, er bleibt rein und unschuldig, weil für ihn nichts »falsch« und nichts »richtig« ist. Er bleibt unangetastet, im Kern unberührbar. Die Dinge geschehen, er lässt sie geschehen, er ist herzlich aufgeschlossen, er kämpft nicht, bezieht keine Stellung, ohne andererseits ein »Fähnchen im Wind« zu sein. Er bleibt fest, sein Kern ist unberührt, unverrückbar, er ist total individuell. Warum also kämpfen, warum verurteilen oder prämieren? Er lässt die Dinge geschehen, ist Betrachter, atmet ein und aus – das ist Gelassenheit.