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Firmianus Lactantius wird nicht umsonst der "christliche Cicero" genannt. In seinen Schriften verteidigt er in bestechender Weise die christliche Religion gegen Heiden und Atheisten und führt unwiderlegbare Argumente gegen die damaligen Philosophenschulen an. Seine Werke sind in historischer und religiöser Betrachtung wertvolle Zeugnisse des frühen Christentums und eines unerschütterlich festen Charakters, der für seinen Glauben an die Wahrheit, auch in letzter Konsequenz, den Tod nicht scheut.
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Seitenzahl: 345
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Schätze der christlichen Literatur 4. Band.
Von den Todesarten der Christenverfolger.
Auszug aus den sieben Büchern religiöser Unterweisungen.
Vom Zorn Gottes.
FIRMIANUS Lactantius, „der christliche Cicero“, war, wie einige Andeutungen in seinen Schriften vermuten lassen, von heidnischen Eltern geboren und erzogen, aber schon in seinen Jünglingsjahren für das Christentum gewonnen worden. In der Schule des Arnobius zu Sicca in Numidien zum Rhetor gebildet, und durch eine Schrift de convivio seinen Talenten nach bekannt, wurde er vom Kaiser Diokletian als Lehrer der Rhetorik nach Nicomedien in Bithynien berufen. Die Zeit seines hiesigen Aufenthaltes war indes weniger der Lehrtätigkeit, – die unter den Griechen in der Sprache und Anschauungsweise des lateinischen Lehrers ein nicht unbedeutendes Hindernis fand – als der schriftstellerischen Tätigkeit gewidmet, wozu die Verfolgungen des Christentums durch das Schwert und die Wissenschaft der Heiden ihm hinreichenden Anlaß und Stoff lieferten. Nach einer ungefähr zehnjährigen Wirksamkeit hieselbst wurde er vom Kaiser Constantin als Lehrer und Erzieher seines Sohnes Crispus an den Hof nach Gallien berufen. Glänzend waren die äußeren Verhältnisse, in welche ihn diese neue Bestimmung hinüberführte; jedoch berichtet die Geschichte ihm zum Ruhme, daß er auch im Überfluß des Hofes seiner früheren einfachen, stillen Lebensweise treu geblieben. Sein Tod scheint gegen das Jahr 330 erfolgt zu sein. Die noch vorhandenen Schriften des Lactantius sind folgende:
De opificio dei, eine Abhandlung, in welcher die Organisation der menschlichen Natur als Meisterwerk der Schöpfung dargestellt ist.
Divinarum institutionum libri VII, – unstreitig die vorzüglichste Schrift des Lactantius, in welcher in den ersten drei Büchern den Heiden gegenüber die Einheit Gottes bewiesen und dann die Verwerflichkeit des Götzendienstes und die Unhaltbarkeit der heidnischen Philosophie dargetan wird, die vier letzten handeln dann von dem Christentum als der wahren Weisheit, von der Gerechtigkeit des christlichen Gesetzes, von der heidnischen Ungerechtigkeit, von der wahren Gottesverehrung, dem seligen Leben und der Unsterblichkeit der Seele. Einen kurzen Auszug aus diesem Werk (epitome institutionum) hat Lactantius selbst veranstaltet.
Liber de ira dei, worin den Epikuräern und Stoikern gegenüber die Vereinbarkeit des göttlichen Zorns und der göttlichen Strafgerechtigkeit mit dem Wesen Gottes nachgewiesen ist.
Liber de mortibus persecutorum; diese Schrift weist in dem tragischen Ende der Verfolger des Christentums Manifestationen der göttlichen Strafgerechtigkeit nach als Zeugnis für die Wahrheit der christlichen Religion. – Diese Schriften des Lactantius sind der Form nach wohl von keinem Produkt des christlichen Altertums übertroffen worden: der Stil ist höchst elegant und die Gedanken fließen mit einer ungemeinen Leichtigkeit, so daß in dieser Hinsicht dem Verfasser der oben erwähnte Ehrenname wohl nicht streitig gemacht werden kann.
Von den Todesarten der Christenverfolger
Freude über Gottes strafende Gerechtigkeit nach so lange dauernden Verfolgungen seiner Kirche
Nach Christi Auffahrt in den Himmel und Verteilung der Apostel ist Petrus nach Rom gekommen, wo er gekreuzigt und Paulus enthauptet wurde. Neros Untergang
Verfolgung Domitians, dessen gewaltsamer Tod; darauffolgende allgemeine Verbreitung der Kirche
Des Decius Verfolgung; sein Tod in der Schlacht; er findet keine Grabstätte
Des Verfolgers Valerian schmähliche Knechtschaft
Aurelian wird gleich bei angekündigter Verfolgung in Thrakien ermordet.
Diokletian, eine Plage des Reiches wegen Vermehrung des Beamtenpersonals und der vielen Steuern
Des Maximianus Herculius Gewalttätigkeit und Wollust
Galerius Maximianus, ein roher und ehrgeiziger Mensch, wird von Diokletian zum Mitregenten erhoben
Erste Veranlassung der Diokletianischen Verfolgung: das Zeichen des heiligen Kreuzes bei den heidnischen Opfern
Galerius, von seiner Mutter Romula gereizt, drängt den Diokletian gegen seinen Willen zur Verfolgung
Diokletian und Galerius beginnen die zehnjährige Verfolgung mit der Plünderung und Zerstörung der Kirche zu Nikomedien
Ein Unbekannter zerreißt das Dekret des Diokletian, welches die Verfolgung anordnet, wofür ihn grausige Todesstrafe trifft
Galerius zündet den Palast an und schiebt das Verbrechen auf die Christen, wodurch die im Palast wohnenden mit dem Tode bestraft werden
Diokletian wütet im ganzen Reiche aufs grausamste gegen die Christen
Des Donatus, dem dieses Buch gewidmet ist, standhaftes Bekenntnis für Christus bei neunmaliger Folter und sechsjährigem Gefängnis
Diokletian kehrt nach der Feier des zwanzigjährigen Regierungsfestes zu Rom krank und geistesleidend nach Nikomedien zurück
Galerius geht den Diokletian an um Abdankung und um Einsetzung neuer Cäsaren mit Umgehung des Constantin
Diokletian ernennt den Severus und Maximinus zu Cäsaren; er selbst kehrt nach Ablegung des Purpurs als Privatmann nach Dalmatien in seine Heimat zurück
Des Galerius Pläne, die ganze Macht in seiner Hand zu konzentrieren, um sie nach seinen Vicennalien seinen Kreaturen zu übermachen
Grausamkeit des Galerius im allgemeinen und besonders gegen die Christen
Galerius wird grausam gegen alle Untertanen wegen der geringsten Fehler
Furchtbare Steuereintreibungen des Galerius
Galerius trachtet dem Constantin nach dem Leben; er flieht nach Gallien, trifft seinen Vater am Sterben, wird aber noch von ihm zum Kaiser ernannt
Galerius, nicht imstande, den Constantin zurückzuweisen, will ihn nur als Cäsar anerkennen und wählt deshalb den Severus zum Augustus
Maxentius wird Kaiser, Herculius desgleichen von neuem, Severus findet durch Letzteren den Tod
Maximian Herculius befestigt als Sieger Rom und eilt nach Gallien, sich mit Constantin, dem er seine Tochter zur Ehe gibt, zu verbinden. Galerius zieht nach Rom, die Soldaten verlassen ihn; nun flieht er, den Soldaten alles zum Raub preisgebend
Herculius kehrt nach Italien zurück, zeigt dort boshafte Eifersucht gegen Maxentius, wird aber von ihm aus Rom vertrieben
Licinius wird Kaiser i. J. 307; Herculius sucht den Galerius und Constantin umzubringen. Letzterer verzeiht ihm
Herculius sucht abermals den Constantin zu meucheln, was ihn jedoch selbst zum schmählichen Tode brachte
Neue Erpressungen des Galerius zur Aufbringung der Kosten für das beabsichtigte Fest der zwanzigjährigen Regierung (i. J. 310)
Maximin, unzufrieden mit der Erhebung des Licinius, bietet dem Galerius Trotz, worauf dieser allen den Titel „Kaiser“ verleiht
Krankheit des Galerius; unnütze Versuche sie zu heben, worauf Galerius seine Bosheit erkennt (i. J.310)
Edikt des Galerius, wodurch der Verfolgung der Christen ein Ende gemacht wird (i. J. 311, zwischen 1. März bis 1. Mai)
Tod des Galerius
Des Maximinus neue Verfolgung gegen das Edikt von Sardica
Maximinus übt neben dem eifrigsten Götzenkult unglaubliche Gelderpressungen
Grenzenlose Wollust des Maximinus
Maximin bemüht sich vergebens um Valeria, des Galerius Witwe, worauf er sie beraubt und ächtet
Drei vornehme Frauen werden von Maximin wegen ihrer Züchtigkeit getötet; der gegen sie zeugende Jude wird gekreuzigt und widerruft
Die Kaiserin Valeria bleibt sogar unter Verachtung der Bitten Diokletians in der Verbannung
Constantin beseitigt die Statuen und Bildnisse des Herculius wie auch die des noch lebenden Diokletian; dieser stirbt vor Gram
Maximinus verbündet sich mit Maxentius, der dem Constantin den Krieg schon erklärt hat, damit er so den Licinius vernichte
Constantin wird nach Besiegung des Maxentius vom römischen Senat und Volk als oberster Kaiser begrüßt
Während Constantin und Licinius in Mailand verweilen, kommt Maximin aus dem Orient; Licinius eilt ihm nach gefeierter Hochzeit mit Constantin entgegen
Traumgesicht des Licinius: ihm wird von Gott ein Gebet kundgetan, das alle seine Soldaten beten. Unterredung der beiden Kaiser
Niederlage des Maximinus; er wirft den Purpur ab und flieht nach Kappadokien
Licinius kommt nach Bithynien; in Nikomedien dankt er Gott und erläßt in seinem und Constantins Namen ein Edikt zugunsten der Christen
Maximinus wird von Licinius gänzlich besiegt; er nimmt Gift und stirbt unter grausamen Qualen in Verzweiflung
Licinius läßt die Gattinnen und Nachkommen von Galerius, Maximinus und Severus töten
Tod der Valeria und ihrer Mutter Prisca
Schluß des Buches. Loblied des Lactantius zum Preis Gottes, Anrede an Donatus
Auszug aus den sieben Büchern religiöser Unterweisungen
1. Über die göttliche Vorsehung
2. Es ist nur ein Gott
3. Es ist nur ein Gott
4. Die Philosophen bezeugen die Einheit Gottes
5. Die weissagenden Sibyllen verkünden einen Gott
6. Der ewige und unsterbliche Gott ist ohne Nachkommen
7. Des Hercules Taten und Tod
8. Die heidnischen Götter Äskulap, Apollo, Mars, Castor und Pollux. Mercurius und Bacchus
9. Die schändlichen Leidenschaften der heidnischen Götter
10. Jupiter in seiner Sinnlichkeit
11. Einige Sinnbilder, durch welche die Dichter Jupiters Schändlichkeiten bemäntelten
12. Die Dichter erfinden nicht alles auf die Götter Bezügliche
13. Die Taten des Jupiter nach dem Geschichtsschreiber Euhemerus
14. Des Uranus und Saturnus Werke nach den Berichten der Geschichtsschreiber
19. Durch törichtes Wohlwollen der Menschen und Irrtum ist ihnen die Gottheit beigelegt worden. S. Fußnote 74
20. Über die besonderen Götter der Römer
21. Weitere Gottheiten der Römer
22. Die von Faunus und Numa eingeführten religiösen Gebräuche
23. Über die Opfer, welche die Barbaren den Götzen darbrachten
24. Über den Ursprung der religiösen Opfer
25. Über das goldene Zeitalter. Prometheus, die von ihm gefertigten Figuren
26. Über die Verehrung der Elemente und Gestirne
27. Über die Erschaffung des Menschen, dessen Sünde und Strafe, die Engel
28. Über die bösen Geister und ihre schlechten Werke
29. Über Gottes Zulassung des Bösen, daß Gutes daraus folge
30. Über die falsche Weisheit
31. Über Wissen und Mutmaßen
32. Über die verschiedenen Philosophenschulen und deren Widersprüche
33. Untersuchung über das höchste Gut des Menschen
34. Die Menschen sind zur Gerechtigkeit geboren
35. Die Unsterblichkeit ist das höchste Gut
36. Die Philosophen Epikur und Pythagoras
37. Über den Sokrates und seine Widersprüche
38. Wie Platos Gelehrsamkeit der Wahrheit näher kam
39. Über einige Philosophen und die Gegenfüßler
40. Über die Verirrung der Philosophen
41. Über die wahre Weisheit und Religion
42. Die religiöse Weisheit; der Name Christ ist allein dem Vater bekannt
43. Über den Namen Jesus und über seine zweifache Geburt
44. Die zweifache Geburt Christi wird aus den Propheten nachgewiesen
45. Christi Werke werden aus der heiligen Schrift nachgewiesen
46. Die Propheten haben das Leiden und den Tod Christi geweissagt
47. Christi Auferstehung, dessen Aussendung der Apostel und Himmelfahrt
48. Wie die Juden verworfen und die Heiden an Kindesstatt angenommen werden
49. Gottes Wesenheit ist nur eine
50. Warum Gott den menschlichen Leib annahm und den Tod erlitt
51. Christi Tod am Kreuz
52. Die Hoffnung des menschlichen Heiles beruht auf der Kenntnis des wahren Gottes; die Heiden hassen die Christen
53. Die Ursachen des Hasses gegen die Christen werden erwogen und widerlegt
54. Über die Freiheit der Religion bezüglich der Verehrung Gottes
55. Die Heiden schwärzen die Gerechtigkeit, welche Gott dient, durch die Beschuldigung der Gottlosigkeit an
56. Die Gerechtigkeit ist die wahre Gottesverehrung
57. Weisheit und Torheit
58. Über die wahre Gottesverehrung: das wahre Opfer
59. Die zwei Wege des Lebens und die ersten Verirrungen der Menschheit
60. Die Pflichten der Gerechtigkeit
61. Von den Affekten
62. Wie man die Genüsse der Sinne einschränken soll
63. Die Schauspiele verderben im höchsten Grade die Sitten
64. Die Affekte müssen richtig geleitet werden
65. Über die Pflichten der Barmherzigkeit
66. Über die Treue und Standhaftigkeit in der Religion
67. Von der Buße, von der Unsterblichkeit der Seele, von der Vorsehung
68. Von der Welt, dem Menschen und der Vorsehung Gottes
69. Die Welt ist des Menschen wegen und der Mensch Gottes wegen erschaffen worden
70. Beweise für die Unsterblichkeit der Seele
71. Die letzten Zeiten
72. Christus kommt vom Himmel; das tausendjährige Reich
73. Die Hoffnung des Heiles beruht auf der religiösen Gottesverehrung
Vom Zorn Gottes
Einige behaupten, daß Gott nicht zürne; gegen diesen Irrtum sichert das Licht der göttlichen Offenbarung, das allein wahres Wissen bietet. Denn die Menschen besitzen nach der Versicherung des Sokrates keine wahre Wissenschaft
Die erste Stufe der Wahrheit besteht in der Verwerfung der falschen Götzen, die zweite in der Erkenntnis des einen wahren Gottes und die dritte in der Anerkennung Jesu Christi. Die erste Stufe der Wahrheit verlassen die Gestirndiener, die zweite die Philosophen mit ihren verkehrten Anschauungen von der Natur Gottes und die dritte die Häretiker
Im menschlichen Leben gibt es Übel und Güter; würde Gott nur Übel verhängen, so müßte es einen außer ihm stehenden Wohltäter der Menschen geben. Eine solche Behauptung widerspricht der Idee Gottes und ist auch nie ausgesprochen worden
Epikur leugnet jeden Affekt und jede Tätigkeit Gottes; daher wurde er von einigen des Atheismus beschuldigt. Er scheint jedoch durch seine falsche Prämisse, daß Gott nicht zürne, zu verkehrten Konsequenzen geführt worden zu sein. Seine Ansicht wird nur von wenigen und lasterhaften Menschen geteilt
Die Stoiker behaupten, daß eine so entstellende Seelenbewegung wie der Zorn Gott fern sein müsse; sonst würde Gott bei seiner unendlichen Macht unermeßlichen Schaden verursachen; ein so vorzügliches Wesen könne nur gütig sein. Es sind jedoch Liebe und Haß notwendig verbunden, und es wäre Ungerecht, Gute und Böse auf gleiche Weise zu behandeln
Beweisführung für den Satz, daß Gott sowohl Regungen des Zornes als der Gnade habe
Kein Philosoph hat je den wesentlichen Unterschied zwischen den Menschen und den Tieren geleugnet; denn schon die körperliche Stellung des Menschen räumt ihm den Vorzug ein. Gleichwohl kann man viele Ähnlichkeiten zwischen den Menschen und den Tieren aufstellen; nur in einem Punkt, im religiösen Bewußtsein, besteht ein schroffer Gegensatz
Wenn Gott sich den Menschen nicht gnädig erweisen kann, so ist die Gottesverehrung vergeblich, und wenn sein Zorn nicht den Frevler trifft, dann ist jede Schlechtigkeit ungestraft; hiermit fällt aber die ganze Religion
Die ältesten Philosophen glaubten an Gott und seine Vorsehung, ebenso Sokrates, Plato und ihre Schulen. Epikur leugnete zuerst die Vorsehung, und Spätere waren offene Gottesleugner
Die Atomistik kann aus ihren unsichtbaren und unteilbaren Körpern die Entstehung der sichtbaren, wohlgeordneten Welt und der vernünftigen Geschöpfe nicht erklären. Ebenso wenig kann von diesem Standpunkt aus die geistige Natur und ihre Wirksamkeit sowie eine Vorsehung begriffen werden; zudem steht sie mit der Lehre der größten Philosophen in Widerspruch
Nach der Natur des göttlichen Wesens kann es nur einen Gott geben. Die Götter der Heiden waren nach dem Zeugnis der ältesten Schriftsteller Menschen. Die heidnischen Philosophen und Dichter sprechen sich für die Einheit Gottes aus
Ohne Religion gibt es weder Weisheit noch Gerechtigkeit und wird daher der Mensch zum Tier entwürdigt; die Religion aber beruht in der Furcht vor Gott
Alles ist zum Gebrauch des Menschen erschaffen und eingerichtet worden; davon machen selbst die Übel keine Ausnahme, weil sie der Mensch durch die ihm verliehene Weisheit vermeiden kann
Der Mensch ist erschaffen worden, um Gott zu dienen und Gerechtigkeit zu üben
Da die ganze Schöpfung voll von Gegensätzen ist und der Mensch selbst aus zwei entgegengesetzten Naturen, aus Leib und Seele, besteht, so ist hieraus auch das Böse zu erklären. Gott ist von allen Affekten außer von Gnade, Zorn und Mitleid frei
Gegen bittende und verdiente Menschen ist Gott gnädig und erzürnt gegen Schlechtigkeit. Lasterhaste Affekte aber sind ihm fremd
Eine Ruhe Gottes nach Epikur wäre der Tod selbst: da Gott lebt, so kümmert er sich um die Menschen und straft die Bösen, wie Gesetze und Richter die Übeltäter ohne eigene Verschuldung verurteilen. Das Dulden des Unrechtes wäre unvernünftig, wie an dem Beispiel eines Hausherrn gezeigt wird. Bei einer richtigen Begriffsstellung von Zorn fallen die Einwendungen
Beim Anblick des Bösen zu zürnen ist ganz naturgemäß; ebenso notwendig ist es, die Sünder zu züchtigen. Der menschliche Zorn kann mißbraucht werden, aber nicht der göttliche
Der Mensch besteht aus Leib und Seele; der Leib ist der Sitz der Sünde, die unsterbliche Seele bekämpft den Leib und bewirkt siegreich Ähnlichkeit mit Gott. Da sich Gott gegen die Menschen wie ein vorsichtiger Vater verhält, so straft er die Sünder und erbarmt sich auch
Dem Gericht Gottes entgeht niemand; jedoch straft er die Sünder nicht sogleich. Ohne seine Geduld gäbe es bei der allgemeinen Sündhaftigkeit keinen Menschen mehr auf Erden, und die Sünder könnten sich nicht bekehren
Gott verbietet den Zorn des Menschen nicht unbedingt, sondern er will nur, daß wir seine Gabe der Entrüstung nicht zur Unversöhnlichkeit mißbrauchen. Sein Zorn ist ewig; er kann jedoch durch Besserung abgewendet werden
Stützung der Argumente durch göttliche Zeugnisse. Von der Sibylle von Erythrä
Weitere Zeugnisse für Gottes Zorn aus den Sibyllen. Ohne Furcht kann die Herrschaft Gottes so wenig als eine andere bestehen. Gott dienen und dadurch das bleibende Glück finden, sonst kann nichts den Menschen glücklich machen
DER Herr hat erhört deine Gebete, teuerster Donatus, welche du ohne Unterlaß alle Tage vor seinem Angesicht verrichtest, wie auch die unserer teuersten Brüder, welche durch ein herrliches Bekenntnis eine ewige Krone, wie ihr Glaube es verdiente, sich erworben haben. Sieh, durch alle diese (Gebete) wird der Widersacher überwunden, und nach Wiederherstellung der Ruhe aus dem Erdenrund erhebt sich die jüngst niedergeschmetterte Kirche wieder von neuem, und der Tempel Gottes, welchen die Gottlosen zerstört hatten, wird durch des Herrn Barmherzigkeit herrlicher ausgebaut.
Gott hat nämlich Fürsten erweckt, welche die ruchlosen und blutigen Befehle der Tyrannen aufhoben und für das menschliche Geschlecht Vorsorge trugen, so daß jetzt, nachdem die Wolken der Vergangenheit sich gleichsam verzogen, die Gemüter aller süßer und heiterer Friede erfreut. Nun erglänzt uns nach den gewaltigen Stürmen eines so schrecklichen Ungewitters wieder ein ruhiger Himmel und erwünschtes Licht. Der auf das Gebet seiner Diener sich erbarmende Gott hat die schmerzvoll Niedergeschmetterten durch himmlische Hilfe aufgerichtet; er hat die Verschwörung der Gottlosen vernichtet und die Tränen der Weinenden abgewischt. Die Gottes Gegner waren, liegen darnieder, und die den Tempel Gottes zerstört hatten, sind weit schmählicher gefallen, und jene, welche die Gerechten folterten, haben unter himmlischen Plagen und verdienten Qualen ihre schuldbeladenen Seelen ausgehaucht, spät zwar, aber ihrer schweren Schuld angemessen. Denn Gott hatte ihre Züchtigung verschoben, um an ihnen große und staunenerregende Beispiele aufzustellen, woraus die Nachkommen lernen sollten, daß ein Gott sei, der auch züchtigt die Gottlosen und Verfolger, indem er nämlich die verdienten Todesqualen über sie verhängt.
Ich habe nun beschlossen, über das Lebensende der zuletzt Genannten Zeugnis in dieser Schrift abzulegen, damit die, welche weit entfernt sind oder nach uns kommen, erkennen möchten, wie der Allerhöchste seine Macht und Majestät in der Vertilgung und Vernichtung der Feinde seines Namens erwiesen. Dazu wird es von Nutzen sein, wenn ich vom Beginn der Gründung der Kirche an erzähle, welche Verfolger sie gehabt und welche Strafen der himmlische Richter nach seiner Gerechtigkeit über sie verhängt hat.
IN den letzten Zeiten des Kaisers Tiberius, wie wir geschrieben lesen, ist unser Herr Jesus Christus am dreiundzwanzigsten März unter dem Konsulate der beiden Geminus’1 von den Juden gekreuzigt worden. Als er am dritten Tage auferstanden war, versammelte er seine Jünger, welche die Furcht bei seiner Gefangennehmung zur Flucht verleitet hatte; vierzig Tage verweilte er bei ihnen, um die Augen des Geistes zu erschließen und ihnen die heiligen Schriften zu erklären, die bis dahin noch dunkel und unenthüllt waren. Dann rüstete er sie mit Amtsgewalt aus und gab ihnen die Anweisung, die von ihm geoffenbarte Lehre zu predigen, und stellte so die Ordnung des neuen Bundes feierlich fest. Als er so seine Aufgabe vollendet, umhüllte ihn eine Sturmwolke, entzog ihn den Augen der Menschen und führte ihn gen Himmel. Hieraus haben die Jünger, deren damals elf waren, an Stelle des Verräters Judas den Matthias und Paulus sich zugesellt und sich in alle Welt zerstreut zur Verkündigung des Evangeliums, wie es ihnen ihr Lehrmeister befohlen hatte. In einem Zeitraum von fünfundzwanzig Jahren bis zu Neros Antritt der Regierung legten sie in allen Provinzen und Städten die Fundamente der Kirche. Als Nero regierte, ist Petrus nach Rom gekommen, und er bekehrte viele durch einige Wunderwerke, die er durch Gottes Kraft und infolge der ihm von Gott verliehenen Macht wirkte, zur Gerechtigkeit, und so bildete er für Gott eine treue und standhafte Gemeinde. Als dies dem Nero hinterbracht worden und er wahrnahm, daß nicht bloß zu Rom, sondern allenthalben tagtäglich eine große Menge vom Dienst der Götzen abfalle und mit Verwerfung der alten Religion zu der neuen übergehe, so ist er als abscheulicher und ruchloser Tyrann losgestürmt, die himmlische Pflanzung (Kirche Gottes) auszurotten und die Gerechtigkeit zu vernichten, und so hat er als erster Verfolger der Diener Gottes den Petrus kreuzigen und den Paulus hinrichten lassen. Aber er blieb nicht ungestraft; denn Gott sah auf die Bedrängnis seines Volkes. Und so wurde er herabgestürzt vom Gipfel der Herrschaft, hinabgeschleudert von der höchsten Höhe, und es kam der ohnmächtige Tyrann auf einmal nirgends mehr zum Vorschein, damit nicht einmal die Stelle des Begräbnisses eines so boshaften Ungeheuers auf Erden sichtbar wäre. Deshalb glauben einige törichter Weise, daß er lebend hinweggenommen worden und so erhalten bleibe, da die Sibylle verkünde, der flüchtige Muttermörder werde von den Grenzen (der Erde) kommen, damit eben derjenige, welcher zuerst (die Kirche) verfolgt hat, sie auch zuletzt verfolge und der Ankunft des Antichrists vorangehe. Demnach erklären sie, da wir mit Recht glauben, daß zwei Propheten lebendig sind versetzt worden, damit sie in der letzten Zeit vom Himmel herabstiegen, um Christus, dem ewigen Hohepriester, voranzuziehen, daß in gleicher Weise auch Nero kommen werde, damit er ein Vorläufer des Teufels sei und dem vorangehe, der kommen wird, die Erde zu verwüsten und das Menschengeschlecht zu vertilgen.
NACH Verlauf von einigen Jahren erhob sich nach diesem ein anderer nicht minderer Tyrann. Obgleich derselbe eine verhaßte Herrschaft ausübte, so hat er doch eine gar lange Zeit die Untertanen ganz gewaltig unterdrückt und sicher regiert, bis er seine ruchlosen Hände gegen den Herrn ausstreckte. Nachdem er sich nämlich zur Verfolgung des gerechten Volkes durch Eingebung der bösen Geister hatte verleiten lassen, da fiel er in die Hände seiner Feinde und erhielt seinen Lohn. Aber zur Rache genügte es nicht, daß er in seinem Haus ermordet wurde; sogar das Andenken seines Namens wurde vernichtet. Da er nämlich viele bewundernswerte Gebäude hatte aufrichten, wie auch das Kapitol und andere berühmte Denkmäler herstellen lassen, so verfolgte der Senat dermaßen seinen Namen, daß er weder von seinen Bildnissen noch von seinen Inschriften die geringsten Spuren übrigließ und sogar durch die schärfsten Verordnungen den Gestorbenen zur immerwährenden Schmach brandmarkte. Nachdem so alle Anordnungen des Tyrannen vernichtet waren, da wurde die Kirche nicht allein in ihren vorigen Zustand wieder hergestellt, sondern sie erglänzte noch viel herrlicher und blühender. In den folgenden Zeiten nämlich, wo viele gute Fürsten2 das Ruder des Römischen Reiches führten und sie keine feindlichen Anfälle zu erleiden hatte, dehnte sie ihre Macht nach Osten und Westen aus, so daß nunmehr kein noch so entfernter Winkel der Erde war, wohin die göttliche Religion nicht gedrungen, daß überhaupt keine Nation mit so wilden Sitten lebte, die nicht durch Annahme der wahren Gottesverehrung zu Werken der Gerechtigkeit mild angeleitet wurde. Allein nachher ist der lange Friede freilich gebrochen worden.
DENN viele Jahre nachher erhob sich das abscheuliche Ungeheuer Decius3 zur Verfolgung der Kirche. Wer wäre denn wohl imstande, die Gerechtigkeit zu verfolgen, wenn nicht ein Bösewicht? Und gerade als wenn er deswegen zu jener fürstlichen Höhe gelangt wäre, fing er sofort an, gegen Gott zu wüten, um auch sogleich herabzustürzen. Aus seinem Zuge nämlich gegen die Karpen, welche damals Dacien und Mösien innehatten, wurde er alsbald von den Barbaren umzingelt und mit einem großen Teil des Heeres niedergemacht, so daß er nicht einmal die Ehre eines Begräbnisses haben konnte, sondern ohne jegliche Kleidung, wie es sich für einen Feind Gottes geziemte, als Futter für wilde Tiere und Vögel liegenblieb.
NICHT gar lange nachher hat auch Valerian4, von ähnlicher Wut ergriffen, seine gottlosen Hände gegen Gott ausgestreckt und wenn auch nur kurze Zeit doch viel unschuldiges Blut vergossen. Gott hat ihn aber mit einer neuen und ganz eigenen Strafart heimgesucht, damit er der Nachwelt ein Beweis sei, daß die Feinde Gottes immer einen ihres Verbrechens würdigen Lohn empfangen. Als derselbe in die Gefangenschaft der Perser geraten, hat er nicht bloß die mit Übermut behauptete Herrschaft, sondern auch die Freiheit verloren, welche er anderen entzogen hatte; sein Leben brachte er sogar in der schmählichsten Knechtschaft zu. Denn wenn der Perserkönig Schapur, welcher ihn gefangengenommen hatte, den Wagen oder das Pferd besteigen wollte, hieß er den römischen Kaiser sich vor ihm niederbeugen und den Rücken unterhalten, und wenn er so seinen Fuß auf dessen Rücken gesetzt, sagte er, das sei Wahrheit, und spottend hielt er ihm vor, das sei unwahr, was die Römer auf Tafeln und an die Wände malten. In dieser Weise hat jener, nach Verdienst behandelt, noch ziemlich lange gelebt, so daß der römische Name den Barbaren lange zum Spott und Gelächter diente. Seine Strafe wurde noch vergrößert dadurch, daß er, obgleich sein Sohn Kaiser war, dennoch an ihm keinen Rächer seiner Gefangenschaft und seiner äußerst schmachvollen Sklaverei gefunden hat. Überhaupt wurde er niemals zurückverlangt. Nachdem er aber dieses schmachvolle Leben in solcher Schande geendigt hatte, zog man ihm die Haut ab. Diese wurde dann nach Beseitigung der Eingeweide rot gefärbt, damit sie im Tempel der barbarischen Götter zum Andenken an den so herrlichen Triumph einen Platz fände und unseren Gesandten, so oft sie die Haut ihres gefangenen Fürsten bei den dortigen Göttern sähen, immer zum Wahrzeichen dienen möchte, daß die Römer nicht allzusehr ihren Kräften trauen sollten.
Da nun Gott solche Strafen über die Kirchenschänder verhängt hat, sollen wir uns nicht wundern, daß es nachher noch jemand gewagt hat, gegen die Majestät des alleinigen Gottes, der alles regiert und erhält, nicht allein zu handeln, sondern auch Pläne zu schmieden?
AURELIAN, von Natur unsinnig und voreilig, erinnerte sich zwar der Gefangenschaft des Valerian, vergaß aber dessen Frevel und Züchtigung und forderte Gottes Zorn heraus durch grausame Taten. Es war ihm indessen nicht einmal vergönnt, auszuführen, was er ersonnen, da er sofort beim Beginn seines Wütens aus dem Wege geräumt wurde. Noch waren seine Befehle nicht in die entfernten Provinzen gelangt, als er schon zu Cönofrurium in Thrakien in seinem Blut zu Boden gestreckt lag auf einen falschen Verdacht hin von seinen eigenen Freunden ermordet. So viele derartige Beispiele hätten doch die nachfolgenden Tyrannen zur Mäßigung bringen sollen; aber sie wurden nicht nur nicht abgeschreckt, sondern sie handelten noch verwegener und vermessener gegen Gott.
DIOKLETIAN5, welcher der Erfinder der Laster und Urheber der Übel war, konnte, da er alles umordnete zum Verderben, seine Hände nicht einmal von Gott abhalten. Derselbe hat den Erdkreis durch Geiz und Furchtsamkeit zugleich zugrunde gerichtet. Er hat nämlich drei Mitregenten ernannt, nachdem er das ganze Reich in vier Teile geteilt: nun wurden auch die Heere vermehrt, da jeder einzelne (Herrscher) eine weit größere Anzahl Soldaten zu haben strebte, als die früheren Fürsten gehabt hatten, da sie den Staat allein regierten. Die Anzahl derer, die nur einnahmen, fing an die Anzahl der Gebenden so sehr zu übersteigen, daß, als durch die ungeheuren Auflagen die Kräfte der Landbebauer erschöpft waren, selbe die Äcker verließen und die angebauten Felder sich in Wald verwandelten. Um ferner alles mit Schrecken zu erfüllen, wurden auch die Provinzen zerstückelt; viele Landvögte und noch mehr Beamte bedrückten die einzelnen Gegenden, sogar fast schon jede Stadt. So gab es auch viele Rechnungsführer, Oberrichter und Stellvertreter der Bezirksvorsteher, welche sehr selten Entscheidungen fällten im Interesse der Untertanen, dagegen fast nur Todesurteile und zahlreiche Verbannungen aussprachen; die nicht bloß häufigen, ja endlosen Abgaben von Dingen der verschiedensten Art wurden mit unerträglicher Härte eingetrieben. Ferner war es nicht mehr zu tragen, was erfordert war, die Soldaten zu stellen; bei seinem unersättlichen Geiz wollte er auch nie den Staatsschatz angreifen, sondern immer außerordentliche Schätze und Schenkungen zusammenhäufen, um das, was er sich geheim beiseite gelegt, unangetastet und unverletzt erhalten. Als derselbe durch die verschiedenen Ungerechtigkeiten eine ungeheure Teuerung herbeiführte, versuchte er einen gesetzlichen Preis für die zu verkaufenden Gegenstände festzustellen; da wurde wegen unbedeutender Kleinigkeiten viel Blut vergossen. Aus Furcht erschien nichts mehr zum Verkauf, und die Teuerung wurde viel schlimmer, bis endlich das Gesetz, nachdem es vielen das Leben gekostet, notgezwungen aufgehoben wurde. Hierzu kam noch eine gewisse Baulust, die keine Grenzen hatte, und eine nicht geringere BedrüKkung der Provinzen, indem diese nicht nur Werkleute und Künstler, sondern auch Fuhrwerk, wie es immer zu den verschiedenen Bauten notwendig, zu stellen hatten. So ließ er Prachtgebäude, eine Rennbahn, eine Münzstätte, eine Waffenfabrik bauen, hier ein Gebäude für seine Frau, dort für seine Tochter. Ein großer Teil der Stadt wird auf einmal von den Einwohnern verlassen. Diese wanderten alle mit Weib und Kind aus, als hätte der Feind die Stadt eingenommen. Als nun dieses mit dem Ruin der Provinzen ausgeführt worden, äußerte er, es sei nicht recht gemacht, es solle anders werden. Man mußte also wieder niederreißen und in anderer Weise aufführen, was vielleicht wieder sollte zu Boden gestürzt werden. Seine Torheit hielt an in dem Bestreben, Nikomedien der Stadt Rom gleich zu machen. Ich will nicht anführen, wie viele wegen ihrer Besitzungen und ihres Vermögens umkamen. Denn das war fast ein erlaubtes Gewohnheitsrecht bei den Gottlosen geworden. Das war aber bei diesem Verfahren etwas Besonderes: wo er immer einen besser gepflegten Acker oder ein prächtigeres Gebäude sah, sogleich wurde dem Eigentümer eine falsche Anklage gemacht und das Todesurteil an ihm vollzogen, als wenn er fremdes Eigentum nicht ohne Blutvergießen hätte rauben können.
WAS für ein Mann war sein Bruder (Regierungsgenosse) Maximianus, den man Herculius nannte? Er glich ihm durchaus. Sie hätten ja auch nicht mit einer so getreuen Freundschaft zusammenhalten können, wenn sie nicht eines Sinnes, derselben Denkungsart, gleichen Willens und übereinstimmenden Urteils gewesen wären. Darin waren sie allein verschieden, daß Maximianus weniger geizig6 war als Diokletian. Dieser furchtsamer, jener herzhafter, nicht zum Guten, sondern zum Bösen. Denn da er Italien, den Reichssitz, selbst innehatte und die reichsten Provinzen, als Afrika und Spanien, ihm unterworfen waren, ist er im Bewahren der Schätze, deren er genug hatte, weniger sorgfältig gewesen. Wenn aber ein Notfall eintrat, so waren immer sehr reiche Senatoren da, die nach Aussage falscher Zeugen nach der Herrschaft gestrebt haben sollten, so daß beständig die Vornehmsten des Senates aus dem Wege geräumt wurden. Der äußerst blutdürstige Fiskus hatte in Fülle von den ungerecht erworbenen Schätzen. Nun war aber eine Geilheit in dem schändlichen Menschen, daß er nicht bloß Mannspersonen mißbrauchte, was ekelhaft und abscheulich ist, sondern auch die Töchter der Vornehmsten schändete. Denn wohin er nur immer reiste, wurden die Jungfrauen vor den Augen ihrer Eltern fortgerissen und ihm gleich bereitgestellt. Darin glaubte er sich glücklich, darin bestehe, meinte er, das Glück seiner Herrschaft, wenn er seinen Lüsten und schändlichen Begierden nichts versagte. Den Constantius übergehe ich, da er den übrigen ganz unähnlich war und verdiente, den Erdkreis allein zu beherrschen.
DER andere Maximianus7 aber, den Diokletian sich zum Schwiegersohn genommen hatte, war nicht bloß schlimmer als diese beiden, deren Druck man zu unseren Zeiten empfunden hat, sondern schlimmer, als irgendeiner gewesen. Dieses Ungeheuer besaß eine angeborene Roheit und Wildheit, die dem römischen Volk ganz fremd ist. Und das war weniger zu bewundern, weil seine Mutter jenseits der Donau zu Hause war; sie hatte sich beim feindlichen Einfall der Karper, indem sie über den Fluß setzte, nach Neudacien geflüchtet. Sein Körper paßte ganz zu seinen Sitten: eine hochgewachsene Figur, ein ungeheurer, ausgedunsener Fleischklumpen von erschrecklich großer Ausdehnung. Zudem war er auch in Worten, Gebärden und von Ansehen allen schrecklich und furchtbar. Sogar sein Schwiegervater fürchtete ihn auf das äußerste. Der Grund dieser Furcht war folgender: Narseus, König der Perser, angespornt daheim durch die Beispiele seines Großvaters, trachtete mit großer Heeresmacht heftig nach der Besitzergreifung der östlichen Länder. Diokletian aber, da er bei jedem Tumult furchtsam und kleinmütig war, zugleich auch des Valerian Strafe fürchtend, getraute sich nicht, ihm entgegen zu ziehen; dagegen schickte er den Galerius durch Armenien, während er selbst im Orient verweilte, den Ausgang der Dinge abzuwarten. Jener schlug die Barbaren, die mit all den Ihrigen in den Krieg zu ziehen pflegen, da sie durch die große Masse behindert und von Gepäck beschwert waren, mit leichter Mühe von seinem Hinterhalt aus. Als der König Narseus geflohen war, ist er mit ungeheurer Beute aller Art zurückgekehrt: für sich brachte er den Stolz, für Diokletian die Furcht mit. Nach diesem Sieg war er nämlich zu solchem Hochmut aufgebläht, daß er den Namen eines Cäsar nicht mehr genehm fand. Und wenn er in Briefen an ihn diesen Namen vernahm, rief er mit trotziger Miene und furchtbarer Stimme: „Wie lange noch Cäsar?“ Von der Zeit an begann er, sich so übermütig zu benehmen, daß er als Sohn des Mars wollte angesehen und benannt werden wie ein zweiter Romulus. Und so hat er sich gerne entschlossen, seine Mutter Romula als Ehebrecherin zu brandmarken, damit er nur für einen Abkömmling der Götter gehalten würde. Weiter über seine Taten zu reden, verschiebe ich, um die Zeitfolge nicht zu stören. Später nämlich, als der Titel „Kaiser“ angenommen und sein Schwiegervater der Würde beraubt war, da fing er erst an, zu wüten und alles zu verachten. Da nun Diokles – wie er, bevor er regierte, genannt wurde – durch solche Maßregeln und Genossen den Staat zugrunde richtete und er sich die schlimmsten Strafen für seine Verbrechen verdiente, so hat er dennoch so lange sehr glücklich regiert, als er seine Hände mit dem Blut der Gerechten nicht befleckte. Was für eine Veranlassung er aber zur Verfolgung der Christen gehabt, will ich erzählen.
DA er (Diokletian) sich in den morgenländischen Provinzen aufhielt und er gemäß seiner Furcht die Zukunft erforschen wollte, opferte er Tiere und forschte in ihren Lebern nach den künftigen Ereignissen. Da nun geschah es, daß einige von seinen Dienern, die den Herrn kannten, als sie dem Opfer beiwohnten, ihre Stirn mit dem unsterblichen Zeichen (des Kreuzes) bezeichneten. Hierauf flohen die Teufel, und die Opferhandlung wurde gestört; die Opferpriester zitterten, und in den Eingeweiden fanden sie die gewöhnlichen Zeichen nicht; und als wenn sie nicht geopfert hätten, opferten sie von neuem. Allein auch die wiederholt geschlachteten Opfer zeigten nichts, bis endlich Tagis, der Vorsteher der Wahrsager, entweder aus Verdacht oder weil er es gesehen, erklärte: Die Opfer tun nichts kund, weil unheilige Menschen dieser göttlichen Handlung beiwohnen. Da befahl er in Zorneswut, daß nicht bloß die, welche bei dem Opfer tätig waren, sondern alle, die im Palast waren, opfern sollten; die sich weigern würden, sollten mit Schlägen gezüchtigt werden. Ferner schickte er Briefe an die Kriegsobersten mit dem Befehl, daß auch die Soldaten zu schändlichen Opfern gezwungen werden sollten, und wenn welche nicht gehorchen sollten, so müßten sie vom Dienst entlassen werden. Soweit ging für jetzt seine Zorneswut, und weiter tat er nichts gegen Gottes Gesetz und Religion. Einige Zeit nachher kam er nach Bithynien, dort den Winter zuzubringen; ebendahin kam damals der Cäsar Maximianus (Galerius), der, von Bosheit entflammt, den wankelmütigen Greis (Diokletian) zur Verfolgung der Christen, womit er schon den Anfang gemacht hatte, aufreizen wollte. Die Ursache dieses Wutausbruches ist, wie ich erfahren, folgende gewesen.
SEINE Mutter war eine Verehrerin der Berggötter, und da sie nun ein sehr abergläubisches Weib war, hat sie ihnen fast täglich Speisen geopfert und den Dorfbewohnern Gastmahle bereitet. Davon enthielten sich die Christen, und während sie mit den Heiden schmauste, fasteten und beteten diese. Daher faßte sie nun Haß gegen sie und hetzte ihren Sohn, der nicht minder abergläubisch war, durch weibische Klagen auf, diese Menschen aus dem Wege zu räumen. Deshalb haben sie nun den ganzen Winter beraten, und da keiner zugelassen wurde, glaubte man allgemein, es werde über das höchste Interesse des Reiches verhandelt; lange widerstand der Greis dem Grimm desselben, indem er zeigte, wie verderblich es wäre, den Erdkreis zu beunruhigen und das Blut vieler zu vergießen. Die Christen seien gewohnt, gerne zu sterben. Es sei hinreichend, wenn er bloß die Bewohner des Palastes und die Soldaten von dieser Religion abhielte. Aber dennoch konnte er die Hartnäckigkeit des zornigen Menschen nicht brechen. Er beschloß daher, die Meinung der Freunde zu vernehmen. Denn er besaß die Bosheit, daß, wenn er etwas Gutes zu tun beschlossen hatte, er es ohne Rat ausführte, damit er selbst das Lob ernte; wenn er aber etwas Schlechtes wollte, wovon er bestimmt wußte, daß es getadelt werden mußte, so rief er viele zur Beratung, damit es anderen beigemessen würde, was er selbst verbrochen hatte. Es wurden nun wenige aus dem Richterstand und dem Soldatenstand herangezogen und befragt nach ihrem Rang. Einige erklärten aus eigenem Haß gegen die Christen, daß die Feinde der Götter und Gegner aller öffentlichen Religionen vertilgt werden müßten, und die, welche anderer Meinung waren, traten, als sie seine Gesinnung erkannt hatten, sei es aus Furcht oder aus dem Bestreben, sich beliebt zu machen, derselben Ansicht bei. Aber auch so konnte der Kaiser nicht einmal zur Zustimmung bewogen werden; dagegen beschloß er, die Götter vorzüglich um Rat zu fragen, und schickte er einen Wahrsagepriester zum Apollo nach Milet. Dieser antwortete als Feind der göttlichen Religion; und so wurde er denn von seiner Meinung abgebracht. Da er nun weder den Freunden noch dem Cäsar noch dem Apollo sich widersetzen konnte, so hat er versucht, in der Weise Mäßigung zu wahren, daß alles ohne Blutvergießen durchgeführt werden sollte, obgleich der Cäsar diejenigen, welche sich zu opfern weigern würden, lebendig verbrennen lassen wollte.
ZUR Ausführung des Unternehmens sucht man einen passenden und glücklichen Tag und wählt dazu als besonders geeignet das Fest des Grenzgottes, welches am dreiundzwanzigsten Februar gefeiert wurde, damit dieser Religion gleichsam eine Grenze gesteckt würde.
Jener Tag war des Todes Beginn, ach jener des Unglücks
Erster Beginn8,
welches ihnen selbst (den Kaisern) und dem Erdkreis widerfuhr. Als dieser Tag anbrach, – die beiden Alten bekleideten das Konsulat zum achten und siebenten Mal, – kam Plötzlich, als es noch dämmerte, der Stadtvogt mit Anführern, Tribunen und Rechnungsbeamten zur Kirche. Die Türen wurden erbrochen und das Bildnis Gottes gesucht; die heiligen Schriften, welche man fand, wurden verbrannt. Alle erhalten Beute: sie rauben, eilen hin und her und machen sich davon. Sie selbst spielten Zuschauer (die hochgelegene Kirche war vom Palast aus sichtbar) und stritten lange miteinander, ob nicht Feuer angelegt werden müßte. Es siegte Diokletians Ansicht, der besorgt war, es möchte, wenn das Feuer groß würde, ein Teil der Stadt dem Brand verfallen. Denn es umgaben viele große Häuser von allen Seiten (die Kirche). Deshalb kam die Leibwache in Reihe und Glied mit Beilen und anderen Werkzeugen von Eisen, und von allen Seiten angetrieben hat sie endlich dieses sehr hohe Heiligtum dem Boden gleichgemacht.
AM Tag darauf wurde ein Edikt öffentlich angeheftet, worin bestimmt war, daß alle, welche zu jener Religion gehörten, aller Ehre und Würde (Ämter) verlustig sein sollten, daß sie der Folter sollten unterworfen sein, von welchem Stand oder Rang sie immer sein möchten; gegen sie sollte jegliches Klagerecht zur Geltung gelangen; sie selbst dagegen sollten weder wegen erlittenen Unrechts noch wegen Ehebruch noch auch wegen geraubter Gegenstände klagen können; mit einem Worte, „sie sollten weder Freiheit noch Stimme haben.“ Dieses Edikt aber hat jemand, wenn auch nicht mit Recht, so doch mit großem Mut herabgerissen und zerfetzt, indem er spottweise bemerkte, das wäre die öffentliche Bekanntmachung der Siege der Goten und Sarmaten. Sofort wird er verhaftet und nicht bloß gefoltert, sondern auch regelrecht gekocht, zuletzt aber verbrannt, was er mit wunderbarer Geduld ertrug.
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